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Die geprüfte Echtheit unseres Glaubens — eine Ursache zum Lobpreis und zur EhreDer Wachtturm 1976 | 1. August
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eher in den Tod, als daß sie ihren Glauben aufgaben. Paulus selbst hatte dabei die Hand im Spiel. Er bezeugte dies später mit den Worten: „Ich [war] es . . ., der in einer Synagoge nach der anderen diejenigen, die an dich [den Herrn Jesus] glauben, ins Gefängnis bringen und auspeitschen ließ; und als das Blut deines Zeugen Stephanus vergossen wurde, stand ich selbst auch dabei und gab meine Zustimmung und bewachte die äußeren Kleider derer, die ihn umbrachten“ (Apg. 22:19, 20).
5. Welche Beispiele der Treue können angeführt werden?
5 Ein weiterer frühchristlicher Märtyrer war Jakobus (der Bruder des Johannes), der von Herodes Agrippa I. durch das Schwert hingerichtet wurde. Er war der erste der zwölf Apostel, der als Märtyrer starb (Apg. 12:1, 2). Auch Petrus wäre von Herodes getötet worden, wenn Jehova nicht eingegriffen hätte (Apg. 12:11). Den Apostel Paulus wollte man ebenfalls mehrmals umbringen (Apg. 22:22). Gegen Ende des ersten Jahrhunderts erwähnte der betagte Apostel Johannes einen weiteren Christen, der in Treue starb: „Antipas, mein [Jesu] treuer Zeuge“ (Offb. 2:13, Einheitsübersetzung).
6. (a) Was sagte Jesus über seine Gegner? (b) Warum war ihre feindselige Haltung nicht zu entschuldigen?
6 Warum wurden die ersten Jünger Jesu denn so heftig bekämpft? Warum stifteten die Führer des Volkes Männer dazu an, falsche Zeugenaussagen zu machen, die dazu führten, daß Stephanus getötet wurde? Jesus hatte einigen seiner religiösen Gegner ins Gesicht gesagt: „Ihr seid aus eurem Vater, dem Teufel, und nach den Begierden eures Vaters wünscht ihr zu tun. Jener war ein Totschläger, als er begann, und er stand in der Wahrheit nicht fest“ (Joh. 8:44). Es war also nicht so, daß sie die Lehre Jesu nicht gekannt oder nicht gewußt hätten, ob das Zeugnis des Stephanus der Wahrheit entsprach oder nicht. Sie wußten bestimmt, was Petrus über die Ausgießung des Geistes Gottes zu Pfingsten gesagt hatte, und zweifellos hatten sie auch gesehen oder gehört, wie sich die Gabe des Zungenredens, die diese Christen als Diener Gottes kennzeichnete, ausgewirkt hatte. Es waren damals „ungefähr dreitausend Seelen“ getauft worden, und später hatte sogar „eine große Menge Priester“ die Botschaft angenommen. Der religiöse Haß gegen die, die dem „Weg“ folgten, glich jedoch einem lodernden Feuer (Apg. 2:41; 6:7; 9:2). Sicherlich erinnerten sich die Oberpriester an die Worte, mit denen Jesus sie verurteilt hatte (Matth., Kap. 23). Durch ihren Kampf gegen diese ersten Christen bewiesen sie, daß sie gegen die Wirksamkeit des Geistes Gottes waren.
SAULUS WIRD EIN JÜNGER
7. Was für eine Vergangenheit hatte Paulus hinter sich, als er ein Christ wurde?
7 Doch nicht alle reagierten so. Saulus zum Beispiel (der unter seinem römischen Namen Paulus bekannt wurde) nahm in seinem Leben große Änderungen vor (Apg. 13:9). Er war zwar unter dem Gesetzesbund erzogen worden und vertrat die Ansichten der Pharisäer, gab aber seine angesehene Stellung im Judentum auf und wurde danach ebenso verfolgt wie die übrigen Christen (Phil. 3:5, 6). Er wußte, welche Folgen diese Änderung haben würde, dennoch zögerte er nicht, als er sich von dem, was recht war, überzeugt hatte. In jenen Tagen wurde die Christenversammlung heftig verfolgt. Saulus selbst hatte gegen die ersten Christen „gewütet“, denn er war in die Häuser eingedrungen, hatte sowohl Männer als auch Frauen fortgeschleppt und ins Gefängnis eingeliefert (Apg. 8:1-3). Als er aber gerade nach Damaskus unterwegs war, um mit der vom Hohenpriester erhaltenen Vollmacht Männer und Frauen, die sich zum Christentum bekannten, als Gefangene nach Jerusalem zu bringen, da geschah etwas, was sein Leben grundlegend änderte (Apg. 9:1, 2).
8. Welches Erlebnis hatte Paulus (oder Saulus), als er die Wahrheit kennenlernte, und wie reagierte er?
8 Plötzlich schreckte ihn ein himmlisches Licht auf. „Er fiel zu Boden und hörte eine Stimme, die zu ihm sagte: ,Saulus, Saulus, warum verfolgst du mich?‘ Er sagte: ,Wer bist du, Herr?‘ Er sprach: ,Ich bin Jesus, den du verfolgst.‘ “ Saulus, der von dem Licht blind geworden war, wurde nach Damaskus geführt. Drei Tage später wurde einem Jünger namens Ananias geboten, Saulus zu Hilfe zu kommen. Nachdem Ananias versichert worden war, daß dies dem Willen des Herrn entspreche, sagte er zu ihm: „Saulus, Bruder, der Herr, der Jesus, der dir auf der Straße, auf der du kamst, erschienen ist, hat mich hergesandt, damit du wieder sehend und mit heiligem Geist erfüllt werdest.“ Wie würdest du auf ein solches Erlebnis reagieren? Fändest du es schwer, eine Änderung vorzunehmen, von der du wüßtest, daß sie für dich Verfolgung und Schwierigkeiten mit sich brächte, ja daß deine Angehörigen dich deswegen vielleicht sogar verstoßen würden? Saulus war keinen Augenblick im Zweifel darüber, wie er handeln sollte, denn wir lesen: „[Er] begann sogleich, in den Synagogen Jesus zu predigen, daß dieser Eine der Sohn Gottes ist“ (Apg. 9:3-5, 17, 20).
EIN VORBILD DES GLAUBENS
9. (a) Wozu werden heutige Christen durch das, was Saulus erlebte, ermuntert? (b) Wie entging er in Damaskus knapp dem Tode, nachdem er begonnen hatte, Christus zu predigen?
9 Eine Betrachtung des Beispiels, das Saulus durch seinen Glauben gab — wie er unter Prüfungen ausharrte und wie er von Jehova geführt und beschützt wurde —, ermuntert uns, Prüfungen durchzustehen, denen wahre Christen in unserer Generation ausgesetzt sind. Saulus wich nicht zurück, obwohl er wußte, daß er wie die anderen damaligen Christen verfolgt würde, und obwohl der Herr zu Ananias gesagt hatte: „Ich werde ihm deutlich zeigen, wie vieles er für meinen Namen leiden muß.“ Nachdem Saulus einige Tage bei den Jüngern in Damaskus geblieben war, begann er, eifrig zu predigen. Schon nach kurzer Zeit beschlossen die Juden, ihn zu töten. Sie bewachten Tag und Nacht die Stadttore, um ihn umzubringen. Jehova ließ aber nicht zu, daß dieses „auserwählte Gefäß“ so ohne weiteres beseitigt wurde (Apg. 9:15, 16). Saulus erfuhr von dem Anschlag, und seine Jünger halfen ihm zu entkommen, indem sie ihn in einem Korb durch eine Lücke in der Mauer hinunterließen. Das war für diesen ehemaligen Verfolger der Christen lediglich der Anfang eines aufregenden Lebens im Predigtdienst.
10. Wieso zeigte das Erlebnis, das Saulus mit Elymas hatte, daß die Dämonen gegen ihn waren?
10 Saulus und Barnabas wurden vom heiligen Geist ausgesondert, das Wort Gottes sowohl Juden als auch Nichtjuden zu verkündigen. Auf ihrer ersten Missionsreise trafen sie einen Mann, der bei dem Prokonsul Sergius Paulus war und von dem es hieß, er sei ein falscher Prophet und ein Zauberer. Als Elymas, dieser Zauberer, Saulus und Barnabas zu widerstehen begann und versuchte, den Prokonsul davon abzuhalten, sich ihre Botschaft anzuhören, sagte Saulus (jetzt Paulus genannt), mit heiligem Geist erfüllt, zu ihm: „Wirst du nicht aufhören, die rechten Wege Jehovas zu verdrehen?“ Augenblicklich wurde der Zauberer vorübergehend blind. Das bewirkte, daß der erstaunte Prokonsul an das glaubte, was er gesehen und gehört hatte (Apg. 13:6-12).
11. (a) Warum und aufgrund welches Bibeltextes predigten Paulus und Barnabas den Nichtjuden in Antiochia und Ikonium? (b) Was taten sie, nachdem sie aus diesen Städten vertrieben worden waren?
11 Paulus und Barnabas setzten ihre Reise fort und kamen nach Antiochia in Pisidien, wo sie der Bevölkerung ein freimütiges Zeugnis gaben. Als die Juden über das, was die beiden Männer über die Auferstehung Jesu sagten, zornig wurden, wandten sich diese den Menschen aus den Nationen zu. Sie führten die prophetischen Worte Jesajas an: „Ich habe dich zum Licht der Nationen gesetzt, damit du zur Rettung seist bis zum äußersten Ende der Erde“ (Apg. 13:47). Gerechtdenkende Nichtjuden freuten sich, als sie das hörten. Die Juden dagegen trieben Paulus und Barnabas aus der Stadt hinaus. Die beiden setzten jedoch ihren Weg fort, mit Freude und heiligem Geist erfüllt. In Ikonium, wo sie als nächstes haltmachten, erging es ihnen ähnlich. Durch ihre Predigttätigkeit wurde eine große Menge Juden und Griechen gläubig. Diejenigen aber, die die Botschaft nicht annahmen, hetzten das Volk auf, so daß sowohl Juden als Griechen versuchten, ihnen Gewalt anzutun, und sie sich gezwungen sahen zu fliehen, um die gute Botschaft weiter predigen zu können.
12, 13. (a) Was erlebte Paulus in Lystra? (b) Wie bewies Paulus, daß er auf Jehova vertraute?
12 Als Paulus in Lystra einen Mann geheilt hatte, der von Geburt an lahm gewesen war, glaubten die Menschen, die beiden Männer seien Götter. Sie nannten Barnabas Zeus, und Paulus nannten sie Hermes, da er der Wortführer war. Paulus und Barnabas suchten sie davon zurückzuhalten. Sie sagten: „Männer, warum tut ihr das? Auch wir sind Menschen und haben die gleichen Gebrechen wie ihr und verkünden euch die gute Botschaft“ (Apg. 14:15). Um diese Zeit trafen Juden aus Antiochia und Ikonium ein, die Paulus immer noch auf den Fersen waren. Als sie ihn fanden, steinigten sie ihn und schleppten ihn zur Stadt hinaus, in der Meinung, er sei tot. Durch Jehovas unverdiente Güte überlebte Paulus diese grausame Mißhandlung. Am nächsten Tag zog er mit Barnabas nach Derbe weiter, wo er seine Predigttätigkeit fortsetzte und ziemlich viele zu Jüngern machte.
13 Vielleicht denkst du nun: „Wenn ich das alles hätte durchmachen müssen, hätte ich aufgegeben, bevor man mich vielleicht noch umgebracht hätte.“ Paulus dachte anders. In Apostelgeschichte 14:21 wird berichtet, daß er und Barnabas sogar nach Lystra und Ikonium sowie nach Antiochia, wo sie so heftig verfolgt worden waren, zurückkehrten, da sie die Jünger dort stärken und ermuntern wollten. Sie sagten zu ihnen: „Wir müssen durch viele Drangsale in das Königreich Gottes eingehen.“ Sie fahren daher fort, die Versammlung zu erbauen und diejenigen zu stärken, die an Jehova gläubig geworden waren (Apg. 14:22).
GLAUBENSBRÜDER VERURSACHEN AUSEINANDERSETZUNGEN
14. Welches Argument brachten einige vor, und wie wurde das Problem gelöst?
14 Leider entstanden aber nicht nur durch Gegner, sondern auch durch Glaubensbrüder Probleme. So verursachten zum Beispiel einmal einige einen Wortstreit, weil sie behaupteten, die Nichtjuden könnten nicht gerettet werden, wenn sie sich nicht nach dem Brauch des Moses beschneiden ließen (Apg. 15:1, 2). Nach einer ziemlich heftigen Auseinandersetzung beschloß man, Paulus und Barnabas und einige andere nach Jerusalem zu senden, um die Angelegenheit den Aposteln und den älteren Männern der Zentralversammlung zu unterbreiten. Zu welcher Entscheidung kam man, nachdem man ihr Zeugnis sowie das Zeugnis des Petrus und das einiger anderer gehört hatte? Daß man die von den Nationen, die sich Gott zuwenden würden, nicht beunruhigen, sondern ihnen lediglich das Notwendige auferlegen sollte: sich von Dingen, die durch Götzen befleckt seien, zu enthalten und von Hurerei und von Blut (Apg. 15:12-20).
15. Welche Situation führte dazu, daß Paulus Petrus zurechtwies?
15 Paulus trat entschieden für die Wahrheit ein. In einem Bericht über seinen Besuch in Jerusalem erwähnt er „falsche Brüder“, die sich eingeschlichen hatten, und sagt dann: „Diesen gaben wir nicht nach durch Unterwerfung, nein, nicht für eine Stunde, damit euch die Wahrheit der guten Botschaft erhalten bliebe.“ Als in Antiochia sogar Petrus sich zum Schein von seinen nichtjüdischen Brüdern absonderte und nicht mehr mit ihnen aß, um bei einigen Judenchristen, die zu Besuch gekommen waren, keinen Anstoß zu erregen, widerstand Paulus „ihm ins Angesicht, weil er verurteilt dastand“. Er erklärte den Galatern: „Ich setze die unverdiente Güte Gottes nicht beiseite; denn wenn Gerechtigkeit durch Gesetz kommt, ist Christus tatsächlich umsonst gestorben“ (Gal. 2:4, 5, 11, 21). Das half den Galatern zu verstehen, daß Christen durch den Glauben an Christus gerechtgesprochen werden, nicht durch Werke, die dem mosaischen Gesetz entsprachen. Der Gesetzesbund war aus dem Wege geräumt worden, und nun war der neue Bund in Kraft. Einigen fiel es zwar schwer, dies zu begreifen, aber Paulus ließ sich durch ihre menschlichen Überlegungen nicht entmutigen.
VERFOLGUNG FÜR PAULUS KEIN GRUND ZUR ENTMUTIGUNG
16. Inwiefern wirkten sich die Prüfungen, die Paulus und Silas in Philippi durchmachten, segensreich aus?
16 Auf seiner zweiten Missionsreise konnte Paulus in Philippi zu seiner Freude einer Geschäftsfrau namens Lydia die Wahrheit nahebringen. Sie öffnete ihr Herz weit und hörte Paulus aufmerksam zu. Auch nahm sie die Brüder sehr gastfreundlich auf. Hier in Philippi bereiteten die Herren eines Dienstmädchens, das wahrsagen konnte, Paulus Schwierigkeiten. Dieses Mädchen rief Tag für Tag die Worte aus: „Diese Menschen sind Sklaven Gottes, des Höchsten, die euch den Weg der Rettung verkündigen“ (Apg. 16:17). Schließlich wurde Paulus dessen überdrüssig, und so befahl er dem Dämon im Namen Jesu, aus dem Mädchen auszufahren. Als die Herren des Mädchens, das diesen durch seine Vorhersagen viel Gewinn eingebracht hatte, sahen, daß es diese übernatürliche Fähigkeit nicht mehr hatte, führten sie Paulus und Silas vor die Magistraten, damit sie geschlagen und ins Gefängnis geworfen würden. Dieses Erlebnis — zuerst geschlagen und dann ins Gefängnis geworfen zu werden — hätte bestimmt wieder manch einen entmutigt, nicht aber Paulus und Silas. Aus dem Bericht erfahren wir, daß um Mitternacht, während sie beteten und Gott lobsangen, sich plötzlich ein großes Erdbeben ereignete, das bewirkte, daß die Gefängnistüren geöffnet und die Gefangenen von ihren Fesseln befreit wurden. Paulus versuchte nicht zu entkommen, sondern blieb im Gefängnis und beruhigte den Gefängnisaufseher, der sich umbringen wollte. Er benutzte die Gelegenheit, um mit dem Gefängnisaufseher und dessen Angehörigen über das Wort Jehovas zu reden. Sie wurden alle noch in derselben Nacht getauft.
17. Wie betrachtete Paulus die Prüfungen, die er erduldete, und welche Einstellung bewahrte er?
17 Trotz allem verlor Paulus den Mut nicht. Er bewahrte die richtige Einstellung. Er schrieb an die Brüder in Korinth: „Wenn beschimpft, segnen wir; wenn verfolgt, halten wir stand; wenn verunglimpft, flehen wir“ (1. Kor. 4:12, 13). Er sah, wie sich die Worte Jesu bewahrheiteten: „Ein Sklave ist nicht größer als sein Herr. Wenn sie mich verfolgt haben, werden sie auch euch verfolgen“ (Joh. 15:20). Paulus betrachtete es als ein Vorrecht, um der guten Botschaft willen Prüfungen durchzumachen (Phil. 1:27-30).
18. Wie bekämpfte ein Silberschmied die Predigttätigkeit des Paulus, doch was geschah schließlich?
18 Auf seiner dritten Missionsreise machten ihm Handwerker, die religiöse Schreine herstellten, Schwierigkeiten. Demetrius, ein Silberschmied, dem die Herstellung von Schreinen der Göttin Artemis einen beträchtlichen Gewinn einbrachte, warnte die Leute vor Paulus. Er sagte, dieser lehre, daß die mit Händen gemachten Götter keine Götter seien, und daher werde die Beschäftigung der Schreinhersteller bald in Verruf kommen. Die Stadt geriet deswegen in Aufruhr, und es gelang dem Stadtschreiber nur mit großer Mühe, die Volksmenge zu beruhigen und zu zerstreuen (Apg. 19:23-41). Ja, das Leben des Apostels Paulus war oftmals in Gefahr, und sein Glaube wurde immer wieder auf die Probe gestellt (2. Kor. 4:7-12; 6:3-10; 11:23-27).
19. Was wurde Paulus angekündigt, warum schreckte er aber vor der Aussicht, sterben zu müssen, nicht zurück?
19 In Cäsarea kündete der Prophet Agabus Paulus schließlich an, daß er in Jerusalem gebunden und ‘in die Hände der Leute der Nationen ausgeliefert werde’. Was tat Paulus? Dachte er daran, woandershin zu gehen? Nein; er sagte: „Ich bin bereit, mich nicht nur binden zu lassen, sondern in Jerusalem für den Namen des Herrn Jesus auch zu sterben“ (Apg. 21:10-13). Er hatte das Gefühl — ganz gleich, was ihm noch widerfahren würde —, seinen Dienstauftrag gewissenhaft erfüllt zu haben und ‘frei zu sein von dem Blute aller Menschen’ (Apg. 20:26).
20. Vor wem Zeugnis abzulegen, hatte Paulus das Vorrecht, und wozu verwendete er die Zeit während seiner Gefangenschaft?
20 Es kam wie vorhergesagt. In Jerusalem wurde Paulus, nachdem man falsche Beschuldigungen gegen ihn erhoben hatte, aus dem Tempel hinausgeschleppt. Nur dem schnellen Eingreifen des römischen Militärbefehlshabers war es zu verdanken, daß er nicht getötet wurde. Danach hatte Paulus das Vorrecht, sich vor dem Sanhedrin, dem höchsten jüdischen Gericht, zu verteidigen. Auch hier entstanden Meinungsverschiedenheiten wegen der Botschaft, die er verkündete. In jener Nacht stand ihm ein Engel bei und sagte ihm, er solle guten Mutes sein, denn so, wie er in Jerusalem ein gründliches Zeugnis abgelegt habe, werde er auch in Rom Zeugnis ablegen (Apg. 23:11). Danach wurde Paulus von Statthalter Felix, dann von dessen Nachfolger Porcius Festus und schließlich von König Agrippa II. verhört, bevor er nach Rom gesandt wurde. Zwei Jahre wurde er in Haft behalten, und er predigte allen, die ihn besuchten. Wahrscheinlich wurde er von Kaiser Nero für unschuldig befunden und freigelassen (2. Tim. 4:16, 17).
21, 22. (a) Was beweist, daß Paulus während seiner zweiten Gefangenschaft den Tod erwartete? (b) Warum hatte Paulus einen solch starken Glauben?
21 Um das Jahr 65 u. Z. kam Paulus in Rom erneut ins Gefängnis. Während dieser Gefangenschaft schrieb er seinen zweiten Brief an Timotheus, und darin deutete er an, daß sein Tod nahe war (2. Tim. 4:6-8). Wahrscheinlich starb er im Jahre 66 u. Z. unter Nero als Märtyrer.
22 Der Glaube des Apostels Paulus wurde zweifellos auf seine Echtheit geprüft. Paulus hatte auch guten Grund, einen solchen Glauben zu haben. Abgesehen davon, daß er auf übernatürliche Weise berufen worden war, erhielt er auch immer wieder Beweise dafür, daß Gottes Geist seine Tätigkeit unterstützte und Engel ihm beistanden. Er ließ sich durch den bitteren Haß, hervorgerufen von Dämonen und Menschen, in seinem Glauben nicht erschüttern oder von dem Werk abbringen, zu dem er berufen worden war. Er setzte sein Vertrauen auf den Herrn und auf die Auferstehung (1. Kor. 15:14, 21, 22).
23. Wieso wissen wir, daß sich Paulus seines christlichen Lebens nicht schämte?
23 Paulus schämte sich seines christlichen Lebens nicht. Zu König Agrippa sagte er: „Ich möchte vor Gott wünschen, daß . . . nicht nur du, sondern auch alle, die mich heute hören, solche Menschen würden, wie auch ich bin, mit Ausnahme dieser Fesseln“ (Apg. 26:28, 29; Röm. 1:16). Trotz der vielen Prüfungen, die er durchmachte, ermunterte er andere, den gleichen Weg zu gehen. Den Brüdern in Korinth schrieb er: „Werdet meine Nachahmer, so, wie ich Christi Nachahmer bin“ (1. Kor. 11:1). Er gehörte nicht zu den Menschen, die sich selbst Schwierigkeiten bereiten, die sich in Leiden ergehen oder gern den Märtyrer spielen, um sich selbst zu verherrlichen. Er trat einfach unerschütterlich für die Wahrheit ein. In seinem Brief an die Thessalonicher drückte er seine Freude darüber aus, daß die gute Botschaft „nicht allein mit Worten“ an sie erging, „sondern auch mit Kraft und mit heiligem Geist und starker Überzeugung“, und fügte dann hinzu: „Und ihr seid unsere und des Herrn Nachahmer geworden, da ihr das Wort unter viel Drangsal mit der Freude des heiligen Geistes angenommen habt“ (1. Thess. 1:5, 6).
24. Welche Segnungen werden uns zuteil, wenn wir einen ebenso starken Glauben beweisen wie Paulus?
24 Wenige von uns werden all die Prüfungen durchmachen müssen, die Paulus durchmachte. Wir können aber alle den Glauben beweisen, den er bewies. Wir können uns an die ermunternden Worte erinnern, die er an die Hebräer richtete: „Wir nun sind nicht von denen, die zur Vernichtung zurückweichen, sondern von denen, die Glauben haben zum Lebendigerhalten der Seele“ (Hebr. 10:38, 39). Da wir wissen, daß die geprüfte Echtheit unseres Glaubens Ausharren bewirkt, sollten wir Paulus nachahmen, wie er Christus Jesus nachahmte. Wenn wir trotz der Prüfungen, die über uns kommen mögen, treu ausharren, wird „bei der Offenbarung Jesu Christi“ auch die geprüfte Echtheit unseres Glaubens „eine Ursache zum Lobpreis und zur Herrlichkeit und Ehre“ werden (1. Petr. 1:5-7, 9; Jak. 1:2, 3).
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Unser Leben nicht für zu wertvoll haltenDer Wachtturm 1976 | 1. August
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Unser Leben nicht für zu wertvoll halten
1. Was sollte nach den Worten Jesu seinen Nachfolgern in den „letzten Tagen“ widerfahren?
JESUS sagte in seiner Prophezeiung, die sich über eine Zeit von neunzehnhundert Jahren erstreckte, voraus, daß die Verfolgung seiner treuen Nachfolger in den letzten Tagen zunehmen werde. Seine warnenden Worte lauteten: „Man [wird] Hand an euch legen und euch verfolgen, indem man euch den Synagogen und Gefängnissen ausliefert und euch vor Könige und Statthalter schleppt um meines Namens willen. Es wird euch zu einem Zeugnis ausschlagen. . . . Ich will euch Mund und Weisheit geben, welcher alle eure Gegner zusammen nicht zu widerstehen oder zu widersprechen vermögen. Überdies werdet ihr sogar von Eltern und Brüdern und Verwandten und Freunden überliefert werden, und man wird einige von euch zu Tode bringen, und ihr werdet um meines Namens willen Gegenstand des Hasses aller Menschen sein“ (Luk. 21:12-17).
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