Wir beobachten die Welt
Das Buch der Bücher
● Bis Ende des vergangenen Jahres ist die Bibel ganz oder teilweise in 1 763 Sprachen übersetzt und gedruckt worden. Wie die Deutsche Bibelgesellschaft in Stuttgart mitteilte, liegt die vollständige Bibel in 279 Sprachen und das „Neue Testament“ in weiteren 551 Sprachen vor. Zusätzlich gibt es Teile der Bibel in 933 Sprachen. Am häufigsten ist die Heilige Schrift oder Teile davon in afrikanische Sprachen übersetzt worden (514 Sprachen), gefolgt von Asien (446 Sprachen), Lateinamerika (293 Sprachen), Australien/Pazifik (262 Sprachen), Europa (184 Sprachen) und Nordamerika (64 Sprachen). (Vergleiche Erwachet! vom 22. Juli 1982, Seite 29.)
Naturkatastrophen — kein Zufall?
● Inwieweit ist der Mensch für das Ausmaß von Naturkatastrophen selbst verantwortlich? Auf diese Frage geht der kanadische Geograph Professor Theo Hills in der Fachzeitschrift Geo Journal (2/82) ein und beruft sich dabei auf Erfahrungen aus Südamerika. Er vertritt die Ansicht, daß die Anfälligkeit eines Gebietes für Katastrophen unter dem Einfluß des Menschen erhöht oder gesenkt werden kann. Siedlungen in erdbebengefährdeten Gebieten stellen ein beständiges hohes Risiko dar; Frosteinbrüche können verheerende Folgen haben, wenn der Kaffeeanbau in dafür besonders gefährdeten Regionen ausgeweitet wird. Wegen ungünstiger Lebensbedingungen würde in Südamerika ein extremes Naturereignis genügen, um eine Katastrophe auszulösen. Besonders in den Entwicklungsländern sei der Mensch für das Ausmaß von Naturkatastrophen zum großen Teil selbst verantwortlich.
Religiöse Presse
● In der Wirtschaftsbeilage der Frankfurter Allgemeinen Zeitung erschien kürzlich ein Überblick über die religiöse Presse in der Bundesrepublik Deutschland. Etwa 100 bis 120 katholische und schätzungsweise über 800 evangelische Publikationen erscheinen regelmäßig. Die kirchlichen Blätter haben jedoch „im Zuge der allgemeinen Abwendung von der Kirche“ einen Teil ihrer Leser verloren und müssen „gegen Auflagenschwund“ ankämpfen. Manche evangelische Zeitschrift würde „geringgeschätzt werden, weil etwa jede zweite ... kostenlos abgegeben“ werde. Über die Veröffentlichungen der Wachtturm-Gesellschaft wird gesagt: „Weit über ihren Mitgliederkreis hinaus verbreitet sind auch die Zeitschriften der Zeugen Jehovas. Der ,Wachtturm‘ erscheint alle 14 Tage 417 000mal und ,Erwachet‘ immerhin 384 000mal, obwohl beide Zeitschriften bezahlt werden müssen.“
Sinai-Mönche öffnen ihr Archiv
● Schon im Jahre 1975 wurden im Katharinenkloster auf dem Sinai biblische Handschriften in griechischer Sprache gefunden, die beträchtliches Aufsehen erregten. Die Theologieprofessoren Barbara und Kurt Aland (Institut für neutestamentliche Textforschung, Münster) haben nun durch einen Vertrag mit dem Kloster die Bearbeitung und Auswertung der Textfunde gesichert. Bis jetzt konnten über 60 unbekannte griechische Handschriften der Bibel gefilmt werden. Sie werden am Institut in Münster mit den bisher bekannten etwa 1 200 alten Schriften des Katharinenklosters verglichen. Wie die Westfälischen Nachrichten melden, besteht die „Vereinbarung über eine wissenschaftliche Zusammenarbeit“ aus einem Exklusivvertrag zwischen dem Institut und dem Kloster, der durch die Vermittlung hoher griechisch-orthodoxer Würdenträger zustande gekommen ist.
Aus dem Weltall erkundet
● Mit einer Radar-Spezialanlage wurden im November vorletzten Jahres von der Raumfähre „Columbia“ aus unter der Sahara Flußläufe und -täler ausgemacht, die im Laufe der Jahrtausende vom Wüstensand verschüttet worden sind. Wie das Wissenschaftsmagazin Science berichtet, sind einige der Flußtäler im Südwesten Ägyptens bis zu fünfzehn Kilometer breit. Da der Wüstenboden extrem trocken ist, konnten die Radarsignale den Sand bis zu viereinhalb Meter tief durchdringen. Das wenige Meter unter dem Sand gelegene Felsgestein der ehemaligen Flußufer zeichnete sich auf den Radarbildern hell ab, während die tiefer gelegenen alten Flußbetten dunkel blieben. Geologen fanden inzwischen bei Probebohrungen in diesem Gebiet Flußkies.
Ungewöhnlicher Treibstoff
● Lebertran statt Dieselöl tanken seit einigen Monaten die Lastwagen des isländischen Transportunternehmens „Lysie He“ in Reykjavík. Offenbar arbeiten die Motoren mit dem ungewöhnlichen Kraftstoff ohne Schwierigkeiten. Lebertran ist um 40 Prozent billiger als Dieselöl und weit weniger umweltbelastend. Island soll alljährlich große Überschüsse an Lebertran produzieren, die größtenteils ins Meer gekippt werden (Der Tagesspiegel).
Pfarrer sollen missionieren
● „Mut zum Hausbesuch! Mut zum persönlichen Gespräch!“ Dazu hat der Stuttgarter Prälat Theo Sorg alle Pfarrer seines Kirchenkreises in einem Brief aufgerufen. Viele Menschen seien heute „von der Frage nach dem Sinn des Lebens umgetrieben“ und sehnten sich nach Geborgenheit, daher sollten die Geistlichen die „persönliche Kontaktpflege“ nicht vernachlässigen. Wie der Schweiz. Evang. Pressedienst meldet, wies der Prälat kritisch darauf hin, daß „man sich in den letzten Jahren in Predigt und Gemeindeveranstaltungen vorwiegend mit Fragen der Ethik befaßt“ habe. „Die schleichende Säkularisierung [Verweltlichung] aller Lebensbezüge“ und der „religiöse Markt der Möglichkeiten, dem sich der Mensch orientierungslos gegenübersieht, der erschreckende Rückgang an biblischer Substanz und kirchlicher Sitte rufen geradezu nach einer missionarischen Homiletik [Lehre von der Predigt]“.
Die Geistlichkeit hat versäumt, etwas zu tun, wodurch sich wahre Fußstapfennachfolger Jesu auszeichnen: die Verkündigung einer hoffnungsvollen Botschaft durch Hausbesuche (Apostelgeschichte 5:42).
„Schwangerschaftsbeschwerden“ der Männer
● Wie die Fachzeitschrift Annals of Internal Medicine berichtet, zeigt eine kürzlich durchgeführte Studie, daß 22,5 Prozent der Männer, deren Frau ein Kind erwartet, am „Männerkindbett-Syndrom“ leiden: Kopfschmerzen, Übelkeit, Magenverstimmung, Erbrechen und Krämpfe. Obgleich das Krankheitsbild allgemein als selten betrachtet wird, war es schon im alten Rom bekannt. Der Artikel empfiehlt dem Arzt, sich dessen mehr bewußt zu sein, wenn er seine männlichen Patienten behandelt. In mehr als 85 Prozent der Fälle hatte der behandelnde Arzt nicht gewußt, daß die Männer werdende Väter waren. Wäre diese Tatsache bekannt gewesen, hätten viele unnötige Behandlungen vermieden werden können.
Windsurfing
● Die Zahl der begeisterten Brettsegler nimmt ständig zu. Allein in Schleswig-Holstein ist ihre Zahl von 30 000 im Vorjahr auf 60 000 im Jahre 1982 angestiegen. Derzeit besitzt jeder 200. Bundesbürger ein Surfbrett. Doch die Gefahr, in die sich Windsurfer an der Küste begeben, ist groß. „Die Zahl der Surfer, die vor den Küsten Schleswig-Holsteins in Seenot geraten und gerettet werden müssen, nimmt erschreckend zu“, sagte besorgt der Einsatzleiter einer Lebensrettungsgesellschaft gemäß dem Hamburger Abendblatt. Wegen in Not geratener Surfer mußten diese Gesellschaft und die Wasserschutzpolizei ihre Einsätze in den vergangenen Jahren verdrei- bzw. verzehnfachen. Viele Brettsegler überschätzen ihre Fähigkeiten und ihre Kräfte. Bei hohen Windgeschwindigkeiten droht dem Surfer Unterkühlung. Es kommt immer wieder vor, daß Surfer Badegäste gefährden oder sogar verletzen. Schwert und Finne unter dem Segelbrett sind messerscharf, und der Mast ist schwer genug, um erhebliche Verletzungen zu verursachen, wenn er einem Schwimmer auf den Kopf fällt.
Streß und Harnsteine
● Streß scheint eine wichtige Rolle als Auslöser für Harnsteine zu spielen. Diese Erkenntnis wurde auf dem IX. Harnstein-Symposium in Wien, auf dem Wissenschaftler aus verschiedenen Ländern vertreten waren, betont. Wie Die Medizinische Welt bemerkt, gibt es in der Vorgeschichte von Harnsteinpatienten häufig ein besonderes, streßgeladenes Ereignis. Als weiterer Faktor wurde die ständig zunehmende eiweißreiche Ernährung genannt, da das tierische Eiweiß zu einer vermehrten Ausscheidung von Kalzium, Oxalsäure und Harnsäure führt. Auch Milch, Milchprodukte, hochkonzentrierte Mineralwässer, Rhabarber und Spinat sowie ein Überkonsum an Bohnenkaffee, schwarzem Tee und Alkohol scheinen die Bildung bestimmter Harnsteine zu fördern. Wenn dem Körper laufend eine Menge Flüssigkeit entzogen und der Urin konzentriert wird — z. B. bei Harnweginfektionen und Infektionen der Nieren oder durch häufigen Konsum von Abführmitteln —, kann es ebenfalls zu Harnsteinbildung kommen. Eine reichliche Flüssigkeitszufuhr ist daher eine der therapeutischen Möglichkeiten zur Reduktion oder Prophylaxe von Harnsteinen.
Computer hilft Archäologen
● Die Ergebnisse der archäologischen Forschung können häufig erst Jahre nach Abschluß von Ausgrabungen veröffentlicht werden. Das liegt daran, daß das Zeichnen der Fundstücke, ihre Dokumentation und Auswertung recht mühsam und zeitraubend sind. Am Institut für Informations- und Datenverarbeitung in Karlsruhe wird derzeit ein Verfahren entwickelt, das die Arbeit der Archäologen erheblich erleichtern und beschleunigen soll. Es ist vorgesehen, die Scherben und Gefäße an Ort und Stelle mit einer Videokamera aufzunehmen und die Daten mit einem Tischcomputer in Umrißzeichnungen umzuwandeln. Diese Daten und zusätzliche Informationen werden auf Magnetband gespeichert und können später mit einem Großrechner ausgewertet werden. Durch Computer wird es möglich sein, den ursprünglichen Gefäßdurchmesser zu rekonstruieren und die Objekte mit Standardtypen zu vergleichen.
Ungewöhnlicher Stein
● Vor über zwei Jahren wurde in der Antarktis ein Stein gefunden, von dem man annimmt, daß er vom Mars stammt. „Die Charakteristika dieses Steins“, urteilte ein Geologe in Houston (USA), „sind völlig anders als bei irgendeinem Erden-Gestein, unterscheiden sich aber auch völlig von denen all unserer Mondsteine und von allen anderen uns bekannten Meteoriten.“ Er stimmt dafür mit den Daten von Mars-Gestein überein, die 1978 von den auf dem Mars gelandeten Viking-Sonden übermittelt wurden. Die Herkunft des Steines wird mit einem gewaltigen Meteoreinschlag auf dem Mars erklärt. Er soll etwa zwei Millionen Jahre durch das Weltall geflogen sein, bevor er in den Anziehungsbereich der Erde geriet und in der Antarktis einschlug. Vielleicht ist der ungewöhnliche Stein nicht der einzige Mars-Stein, der die Erde erreicht hat. „Dann stellt sich natürlich die Frage“, erklärte ein NASA-Wissenschaftler gemäß der Welt, „ob wir Mars-Expeditionen, ob bemannt oder unbemannt, planen sollen, wenn wir Mars-Steine schon auf der Erde haben.“
Kameras überwachen Schulen
● Gewaltakte, Raubüberfälle und Diebstähle brachten im Jahre 1981 insgesamt 105 Schulen im Stadtgebiet von New York den Ruf ein, „ausgesprochen gefährlich“ zu sein. Doch im letzten Jahr sollen es gemäß einer Meldung der Frankfurter Allgemeinen Zeitung nur noch 69 gewesen sein. Man führt dies unter anderem auf die Anwesenheit von uniformierten Schul-„Polizisten“ zurück. Wo es solche Aufseher gibt, ist die Zahl der von Schülern und anderen an Lehrern verübten Straftaten zurückgegangen. In etlichen Schulen beobachtet man mit Fernsehkameras Flure, Klassenzimmer und Schulhöfe. Die Stadt New York hat für das im September begonnene Schuljahr 1982/83 einen Betrag, der annähernd 60 Millionen Mark entspricht, bereitgestellt, um die als besonders gefährlich geltenden Schulen sicherer zu machen.
Wann ist eine Lieferung „gratis“?
● „Die westlichen Nationen haben großzügig den unter Wasserarmut leidenden Ländern der dritten Welt zahllose Wasserpumpen aller Fabrikate gratis geliefert“, schreibt die Zeitung Ceylon Daily News (Colombo, Sri Lanka). Aber „nach ungefähr zwei oder drei Jahren sind mehr als 50 Prozent der Pumpen ständig defekt“. Bis zu diesem Zeitpunkt sind sie bereits unentbehrlich geworden. Doch „um diese Pumpen funktionsfähig zu halten, sind die Länder von der Gnade der Hersteller abhängig- und müssen knappe Devisen für Ersatzteile und technischen Service ausgeben“. Die Zeitung klagt: „Das Geschenk ist offensichtlich an den Kauf von Ersatzteilen gebunden.“
Bakterien reinigen Abgase
● Die Bakterie Chlorobium thiosulfatophilum kann Abgase, die bei verschiedenen industriellen Prozessen entstehen, von Schwefelwasserstoff und Kohlendioxyd reinigen. Dem Wochenmagazin selecta (47/82) ist zu entnehmen, daß erste Versuche mit diesen Bakterien am Illinois Institute of Technology (USA) erfolgreich verlaufen sind. Die photosynthetisierenden Bakterien unterziehen den Schwefelwasserstoff und das Kohlendioxyd in den Abgasen einer chemischen Umwandlung. Ungeklärt sei noch, ob die Bakterien die übrigen in den Abgasen enthaltenen Bestandteile wie Kohlenmonoxyd, Blausäure und Schwermetalle ohne Schaden verkraften.