Der „große König“ züchtigt einen menschlichen König
WER ist der „große König“? Niemand anders als Jehova, der Gott des Himmels (Matth. 5:35). Und wer ist der menschliche König, den er züchtigt? König David! Den Bericht darüber, wie der große König den König David züchtigt, finden wir in 2. Samuel. Dieses Buch behandelt ungefähr 40 Jahre des Lebens Davids, von der Zeit, als ihn sein Stamm zum König macht, bis kurz bevor er seinen Sohn Salomo als König über ganz Israel ausrufen läßta.
Der Bericht über Davids Königsherrschaft zeigt tatsächlich, daß er ständig von Jehova, seinem Gott, in Zucht genommen wurde. Aber David reagierte darauf stets richtig, ganz gleich, ob diese Zucht in mündlicher Unterweisung bestand oder in einer strengen Maßnahme wegen gewisser Fehler oder Sünden, die er begangen hatte. (Vergleiche Hebräer 12:5, 11.)
Zu Beginn zeigt das Buch 2. Samuel, wie David den Tod des Königs Saul und Jonathans, seines engen, treuen Freundes, betrauert. Danach befragt David Jehova, wohin er gehen solle, und Jehova weist ihn an, sich nach der judäischen Stadt Hebron zu begeben. David gehorcht und wird zum König über den Stamm Juda gesalbt. Doch Abner, der Oberste des Heeres Israels, läßt Isch-Boscheth, den Sohn Sauls, zum König über die übrigen Stämme Israels ausrufen. Das führt zu einem Bürgerkrieg, der mehrere Jahre dauert, bis Abner sich David zuwendet und ihm die Untertanentreue der übrigen Stämme Israels vermittelt. Nach siebeneinhalbjähriger Herrschaft über Juda wird David nun zum König über alle 12 Stämme Israels gesalbt. David nimmt sogleich Jerusalem ein, das immer noch von den Jebusitern bewohnt ist, und macht es zu seiner Hauptstadt (2. Sam. 1:1 bis 5:10).
David fragt Jehova ständig, wie er vorgehen soll, und ist in seinen Kriegen gegen die Philister wiederholt erfolgreich. Er wünscht, daß die heilige Bundeslade, das Symbol der Gegenwart Gottes, nach Jerusalem gebracht wird. Doch er wird gezüchtigt, weil er nicht auf die von Gott angeordnete Weise vorgeht; Gott bringt einen der Männer, die mit der Aufgabe betraut sind, zu Tode, weil er unberechtigterweise die Lade berührt hat. Später läßt David die Lade unter großem Jubel auf rechte Art und Weise, nämlich auf den Schultern der levitischen Priester, das letzte Stück des Weges nach Jerusalem bringen. Da David es für unpassend hält, daß die Lade weiterhin in einem Zelt untergebracht ist, während er in einem Palast wohnt, wünscht er nun, dafür einen Tempel zu bauen. Doch Jehova sagt David, daß sein Sohn diesen Tempel bauen werde, da David ein Mann des Krieges und des Blutvergießens sei. Aber Jehova werde David ein Haus bauen, das heißt eine Dynastie, die ewig bestehen werde. Gott hat diese Verheißung durch Jesus Christus, seinen Sohn, einen Nachkommen Davids, erfüllt (2. Sam. 5:11 bis 7:29; Luk. 1:30-33).
David ist in weiteren Kriegen gegen Israels Feinde erfolgreich. Doch einmal zieht er im Frühjahr nicht in die Schlacht, sondern bleibt daheim. Das führt dazu, daß er sich in Bathseba, die Frau Urias, eines seiner hervorragenden Krieger, verliebt. Sie wird schwanger, und da Davids Bemühungen, die Untreue zu vertuschen, fehlschlagen, sorgt er dafür, daß ihr Mann in der Schlacht fällt, woraufhin er sie heiratet (2. Sam. 8:1 bis 11:27).
Aber dieses Vorgehen mißfällt Jehova sehr. Er sendet seinen Propheten Nathan, um David zu schelten, der seine Schuld zugibt und bereut. Dennoch hat er wegen seiner Sünde sehr viel zu leiden. Das prophetische Urteil lautet, daß das Schwert nie von seinem Hause weichen werde. Zunächst kommt der Sohn, der beim Ehebruch gezeugt worden ist, ums Leben. Dann verliebt sich Amnon, ein Sohn Davids, in seine Halbschwester Tamar, vergewaltigt sie und verachtet sie danach. Ihr leiblicher Bruder Absalom wartet den rechten Augenblick ab und ermordet Amnon. Nach der Versöhnung mit seinem Vater David stiftet er eine Verschwörung an, versucht, das Volk für sich zu gewinnen und von David abwendig zu machen. Er setzt einen Aufstand in Szene, worauf sich sein Vater veranlaßt sieht, mit seiner großen Familie aus Jerusalem zu fliehen. David wird tatsächlich wegen seiner Sünden gezüchtigt. Jehova lenkt die Dinge so, daß Absaloms Heer eine Niederlage erleidet. Danach folgen in dem Buch 2. Samuel poetische Worte Davids, von denen die meisten auch in Psalm 18 erscheinen (2. Sam. 12:1 bis 20:26; 22:1 bis 23:7).
Noch einmal begeht David einen schweren Fehler und wird dafür in Zucht genommen. Er ordnet trotz der Einwände seines Heerobersten Joab eine Volkszählung an. Kaum hat er dies getan, da schlägt ihm das Gewissen. Doch es ist zu spät. Als ihm die Wahl zwischen drei Strafen gelassen wird, entscheidet er sich für die Pest. Nachdem David sein Volk wie die Fliegen sterben sieht, betet er: „Ich bin es, der gesündigt hat, und ich bin es, der unrecht getan hat; aber diese Schafe — was haben sie getan?“ Durch ein Opfer, das er Jehova darbringt, wird der Plage Einhalt geboten. Mit diesem Geschehen endet das Buch (2. Sam. 24:1-25).
Ja, das Buch 2. Samuel berichtet, wie der große König, Jehova, seinen Diener, König David, züchtigte. Lobenswerterweise sträubte sich David nie, noch gab er jemand anders die Schuld, wie Adam, Eva und König Saul es taten. Er hatte die richtige Herzenseinstellung und nahm die Zucht an. Wir lesen nichts davon, daß er denselben Fehler zweimal beging. Seine Herrschaft war insofern ein Erfolg, als er bis zum Ende in Gottes Gunst stand und von ihm dazu gebraucht wurde, das Gebiet Israels bis zu den von Gott bestimmten Grenzen auszudehnen. David gab gewiß ein gutes Beispiel mit Bezug darauf, wie wir auf Zucht reagieren sollten, ungeachtet, in welcher Form sie erteilt werden mag (Hebr. 12:5-11).
[Fußnote]
a Was zuvor über die Geschichtlichkeit und die Schreiber von 1. Samuel gesagt worden ist, gilt größtenteils auch für 2. Samuel; mit diesem Buch setzten die Propheten Nathan und Gad ihre Aufzeichnungen fort (1. Chron. 29:29).