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Wohin nach der Vernichtung der organisierten Religion?Der Wachtturm 1980 | 1. Juni
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Wohin nach der Vernichtung der organisierten Religion?
Es empfiehlt sich, vor der Betrachtung dieses und des folgenden Artikels Jeremia, Kapitel 40 bis 49 zu lesen.
„Verflucht sei, wer den Auftrag nachlässig ausführt, und verflucht sei, wer sein Schwert vom Blut zurückhält!“ (Jer. 48:10).
1. Vor welches Problem wird die Vernichtung der organisierten Religion die Überlebenden stellen?
„DIE organisierte Religion ist vernichtet!“ Mit derartigen Jubelrufen von Personen, die die anerkannten Religionen hassen, dürfen wir bei der Vernichtung der organisierten Religion von heute rechnen. Wohin werden sich die Überlebenden dieses schier unglaublichen Ereignisses begeben? Ja, wohin werden sie sich noch wenden können? Wir stellen diese Fragen in aller Aufrichtigkeit.
2. Welche Frage entstand aufgrund der Prophezeiung Jeremias, und wo befand sich dieser nach fast 40jähriger Tätigkeit als Prophet?
2 Einige, die bis heute an einer der anerkannten Religionen festgehalten haben, mögen ungläubig fragen: „Wird der Schöpfer des Himmels und der Erde so etwas zulassen?“ Diese Frage gleicht derjenigen, die vor ungefähr 2 625 Jahren im Nahen Osten wegen des jungen Propheten Jeremia, eines Juden priesterlicher Abstammung aus der Stadt Anathoth, aufgeworfen wurde. Es hatte den Anschein, als ob Jeremia gegen die Religion prophezeie, die damals von seinem eigenen Volk ausgeübt wurde. Nach den Worten Jeremias sollte der Tempel — der einzige, den die Juden gemäß ihrem religiösen Gesetz haben durften — niedergebrannt werden. Jerusalem, die Stadt, in der der Tempel stand, sollte zu einem Schutthaufen werden. Alle, die die damals gebräuchliche Form der Religion ausübten, sollten in das Land ihrer Eroberer ins Exil weggeführt werden und dort 70 Jahre lang bleiben. Daß Jeremia ein solches Unglück voraussagte, löste große Empörung aus. Gegen Ende der 40 Jahre, in denen Jeremia solche Prophezeiungen geäußert hatte, wurde er ins Gefängnis geworfen. Das war unter der Herrschaft Zedekias, des letzten Königs aus der Familie Davids.
3. Vernichtete Jehova die Religion, die seiner Anbetung diente, indem er dieses Unheil zuließ?
3 Der Gott, dessen Name über dem Tempel zu Jerusalem genannt wurde, ließ das Unheil, das über die Religion hereinbrechen sollte, zu. Jerusalem erfuhr die Botschaft von dem bevorstehenden Untergang von diesem Gott, Jehova. Heißt das, daß er die Religion, die seiner Anbetung — der Anbetung des wahren Gottes — diente, vernichten wollte? Keineswegs! Er hatte lediglich vor, die verunreinigte, entartete Form der Anbetung zu beseitigen, die damals in dem Tempel, der seinen Namen trug, zur Unehre dieses heiligen Namens gepflegt wurde. Das von Jeremia verkündete Wort Jehovas ging in Erfüllung. Diejenigen, die diesem Wort hartnäckig widerstanden, hatten das Nachsehen. Vom 7. bis zum 10. Tag des Sommermonats Ab, des 5. Monats des jüdischen Kalenders, wurde der Tempel geschleift, und die schlimm zugerichtete, vom Hunger heimgesuchte Stadt Jerusalem wurde dem Erdboden gleichgemacht. Zuvor war König Zedekia auf der Flucht gefangengenommen worden, und die ausgemergelten Juden, die überlebt hatten, wurden zu Tausenden als Gefangene ins Exil nach Babylon weggeführt, das nun die Herrin der Welt war.
4. Sind all diese geschichtlichen Ereignisse für uns heute noch von Bedeutung und Belang?
4 Sind all diese geschichtlichen Ereignisse für uns heute noch von Belang? Ja. Doch aus welchem Grund? Weil sie prophetisch waren. Deshalb mußten sie aufgezeichnet werden. Bis heute sind uns diese Aufzeichnungen in vielen Sprachen in der Bibel erhalten geblieben. Ein aufmerksamer Erforscher dieser Geschichtsberichte, ein Jude, dessen Volk von den schmerzlichen Ereignissen unmittelbar betroffen wurde, unterstrich deren Bedeutung, als er im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung schrieb: „Diese Dinge nun widerfuhren ihnen fortgesetzt als Vorbilder, und sie sind zur Warnung für uns geschrieben worden, auf welche die Enden der Systeme der Dinge gekommen sind“ (1. Kor. 10:11).
5. Vor welchem Unglück schrieb Paulus die Worte aus 1. Korinther 10:11, und wann wird sich ein solches Ereignis nicht wiederholen?
5 Diese Worte stammen von dem christlichen Apostel Paulus. Er schrieb sie, ungefähr 15 Jahre bevor die Stadt Jerusalem und ihr Tempel im Jahre 70 u. Z. erneut zerstört wurden, und zwar diesmal von römischen Legionen. Zu einer solchen Zerstörung kann es nicht noch ein drittes Mal kommen, denn kein jüdischer Tempel ziert das heutige Jerusalem. Heute machen drei große Religionen ihre Ansprüche auf diese historische Stadt geltend: die sogenannten Christen, die Moslems und die Juden.
6. Welcher Teil der organisierten Religion wird zuerst vernichtet werden, und was erwartet diejenigen, die sich anderen Teilen der organisierten Religion zuwenden?
6 Es gibt Religionen, die älter sind als die Christenheit. Und dennoch wird die Christenheit, wie aus den Worten Jeremias zu erkennen ist, der Teil der organisierten Religion sein, der zuerst vernichtet wird. Ja, Jerusalem stellte prophetisch die Christenheit dar, denn sie behauptet, die Religion zu praktizieren, die im Jahre 33 u. Z. in Jerusalem ihren Anfang nahm. Wohin werden sich die Angehörigen der Christenheit begeben, sofern sie die Vernichtung des neuzeitlichen Gegenstücks des zum Untergang verurteilten Jerusalem der Tage Jeremias überleben? Werden sie sich nichtchristlichen Religionen zuwenden? Das würde bedeuten, daß sie lediglich in andere Teile der zur ewigen Vernichtung bestimmten organisierten Religion flüchten würden.
7. Wo zu leben, gestatteten die Babylonier Jeremia und seinem Sekretär nach der Zerstörung Jerusalems, und die Zeit für welches Fest rückte damals näher?
7 Beachten wir, wodurch dies in den Tagen Jeremias dargestellt wurde, nachdem Jerusalem im Jahre 607 v. u. Z. zum ersten Mal zerstört worden war. Einigen ärmeren Juden wurde erlaubt, unter Gedalja, den der siegreiche König Nebukadnezar als Statthalter in dem besiegten Land Juda eingesetzt hatte, im Land zu bleiben. Das geschah im 5. Mondmonat (Ab) des Jahres 607 v. u. Z. Jeremia und sein Sekretär Baruch waren bewahrt worden, und der babylonische Heeroberste ließ Jeremia frei entscheiden, ob er unter dem Statthalter Gedalja bei den Armen des Landes bleiben wollte. Was nun? Die Zeit für die Ernte im Herbst, im 7. Monat (Ethanim oder Tischri), rückte näher. Es kam also auch die auf sieben Tage festgesetzte Zeit des Festes der Einsammlung oder Laubhüttenfestes heran (vom 15. bis 21. Tischri). Aber o weh! Es gab keinen Tempel in Jerusalem, in dem man das Fest mit Freuden hätte feiern können (5. Mose 16:13-16).
8. Kehrten jüdische Flüchtlinge nach Juda zurück, um das Fest der Einsammlung zu feiern?
8 Außer einer Abteilung Besatzungstruppen hatte das babylonische Heer das Land verlassen und viele Juden, die überlebt hatten, als Gefangene mitgeführt. Diejenigen der Juden, die geflüchtet waren, kamen daher nun langsam aus den benachbarten Ländern wieder nach Juda zurück. Wollten sie mit ihrer Rückkehr in ihr Heimatland ihrem Gesetzgeber, Jehova, gehorchen und das Laubhüttenfest oder Fest der Einsammlung feiern, auch wenn es die Stadt Jerusalem und ihren Tempel nicht mehr gab? Es zeigte sich, daß dies nicht der Fall war.
9. Weshalb entstand die Frage, wohin die Heimkehrer und die Armen des Landes Juda gehen würden?
9 Wohin gingen die Heimkehrer und die Armen des Landes? Sie wurden nicht gezwungen, das Land zu verlassen. Doch Jeremia hatte vorhergesagt, daß das Land 70 Jahre völlig verödet sein würde, ohne Mensch und Haustier. Dennoch forderte Jeremia die Bewohner des Landes auf, in Frieden dazubleiben und sich nicht vor den Babyloniern zu fürchten, die abgezogen waren. Gedalja, der Statthalter, war selbst ein Jude und unterstand jetzt lediglich Nebukadnezar, dem König von Babylon. Jehova, ihr Gott, stieß sie also nicht aus dem Land, das er ihnen gegeben hatte, wenngleich er Jeremia dazu inspiriert hatte, eine 70jährige völlige Verödung des Landes Juda vorherzusagen.
EIN MEUCHELMÖRDER SCHLÄGT ZU
10. Warum befanden sich die „Armen des Landes“ Juda in religiöser Hinsicht in einem beklagenswerten Zustand?
10 Befanden sich diese „Armen des Landes“, die in Juda zurückgeblieben waren, in religiöser Hinsicht nicht in einem beklagenswerten Zustand? (Jer. 40:7, Herder). In Jerusalem gab es keinen Tempel mehr, gegen den hin man zu Jehova hätte beten können. Es gab außer Jeremia keinen Priester, keinen Leviten. Es gab keinen Altar, auf dem Opfer hätten dargebracht werden können. Ja es gab keine mit zwei Engelfiguren verzierte goldene „Bundeslade“, vor der der Hohepriester am 10. Tischri das Blut der Opfer des Sühnetages hätte sprengen können. Sie war verschwunden, und bis heute weiß niemand, was damit geschah (Hos. 3:4).
11. Warum hielt der Ammoniterkönig Baalis Ismael, den Sohn Nethanjas, für ein geeignetes Werkzeug, um Gedalja, den jüdischen Statthalter, aus dem Weg zu schaffen?
11 In dieser Situation trat ein Unheilstifter auf den Plan, und zwar in der Person Ismaels, des Sohnes Nethanjas. Wahrscheinlich dachte Baalis, der König der Ammoniter, zu dem Ismael vor den Babyloniern geflohen war, Ismael sei der geeignete Mann, Gedalja, den König Nebukadnezar als Provinzstatthalter von Juda eingesetzt hatte, zu ermorden. Warum? Weil Ismael „von der königlichen Nachkommenschaft“ war. Durch Elischama, seinen Großvater, hatte er Verbindung zum Königshaus gehabt und hatte zu den „führenden Männern des Königs“ gehört (Jer. 41:1). Dieser Beamte des abgesetzten Königs Zedekia mochte daher verärgert darüber gewesen sein, daß Gedalja zum Statthalter eingesetzt worden war, obgleich er nicht „von der königlichen Nachkommenschaft“ war. Baalis, der König der Ammoniter, der sich über die Zerstörung Jerusalems gefreut hatte, gebrauchte deshalb Ismael als Werkzeug, um Gedalja aus dem Weg zu räumen (Ps. 83:7, 8; Jer. 40:14).
12. Auf welche Weise führte Ismael seine schmutzige Tat aus, und warum mußte er schließlich doch noch fliehen?
12 Ungeachtet der Warnung Jochanans, des Sohnes Kareachs, bewirtete Gedalja Ismael und seine zehn Gefährten in Mizpa, dem neuen Verwaltungssitz, einige Kilometer nördlich von den Ruinen Jerusalems. Obgleich einige babylonische Soldaten zugegen waren, fielen Ismael und seine Leute plötzlich über diejenigen her, die beim Mahl anwesend oder in der Nähe waren, und brachten sie alle um (Jer. 41:2, 3). Auch noch weitere Juden wurden das Opfer Ismaels und seiner hinterhältigen Bande. Das geschah im 7. Mondmonat, Tischri, dem Monat, in dem normalerweise das 7tägige Laubhüttenfest stattfand. Das übrige Volk von Mizpa wurde von diesem Usurpator gefangen weggeführt. Als jedoch Jochanan, der Sohn Kareachs, erschien und Ismael in den Weg trat, floh dieser mit acht seiner Männer in das Land Ammon, das von Nebukadnezar, dem König von Babylon, noch nicht unterworfen worden war (Jer. 41:10-15; 49:1-5).
13. Zu welcher Botschaft inspirierte Jehova Jeremia auf die Bitte Jochanans und seiner Anhänger? Wie reagierten sie?
13 Aufgrund dessen, was mit der provisorischen Verwaltung geschehen war, die die Babylonier eingesetzt hatten, glaubten Jochanan und das Volk, das Babylonische Reich, die neue Weltmacht, die Jehova Gott im Nahen Osten als Urteilsvollstrecker gebrauchte, fürchten zu müssen. Wohin sollten sie nun gehen? Jochanan und seine Obersten wandten sich formell an Jeremia, der die Zerstörung Jerusalems wahrheitsgemäß vorhergesagt hatte. Sie versprachen, die Botschaft Jehovas, die durch Jeremia ergehen würde, zu beherzigen, ganz gleich, ob sie ihnen gefalle oder nicht. Zehn Tage nachdem sie Jeremia aufgesucht hatten, erging das Wort Jehovas durch ihn. Sie sollten nicht der Furcht nachgeben, sondern als Untertanen Babylons im Land bleiben. Wenn sie jedoch ungläubig nach Süden, nach Ägypten, zögen, würden sie durch das siegreiche Schwert des Königs von Babylon, durch den Hunger und die Pest umkommen. Außer einem kleinen Überrest würden alle in dem zum Untergang verurteilten Ägypten das Leben lassen müssen. Sie sollten nach dem Sturz des Babylonischen Reiches nicht in Frieden in die Provinz Juda zurückkehren. Beachteten Jochanan und seine Anhänger diese göttliche Botschaft? Nein. Sie bezeichneten sie als eine Unwahrheit und nannten Jeremia einen Lügner (Jer. 42:1 bis 43:3).
14. Wer hielt sein Wort nicht, und warum wurde das Fest der Einsammlung im Jahre 607 v. u. Z. nicht gefeiert?
14 Doch wenn jemand gelogen hatte, so waren sie es, denn sie hatten sogar gelobt, die Botschaft, die Jeremia ihnen übermitteln werde, zu beachten, selbst wenn sie ihnen nicht gefalle. Sie befanden sich aber bereits auf dem Weg nach Süden, nach Ägypten, und waren entschlossen weiterzuziehen, bis sie das Land am Nil erreicht hätten. Sie wollten sich der Herrschaft Babylons, der dritten Weltmacht, nicht beugen. Ägypten war früher als Verbündeter Judas gegen diese sich ausdehnende Weltmacht vorgegangen. Da das Land Juda jetzt unter der Herrschaft Babylons stand, wollten sie auf keinen Fall, daß jemand im Land blieb und sich Babylon unterwarf. Die Befürworter der Unterwerfung unter Babylon, nämlich Jeremia und sein Sekretär Baruch, durften nicht zurückgelassen werden. Deshalb nahm man diese Diener Jehovas mit. Ohne es zu beabsichtigen, zogen die gegen den Willen Jehovas rebellierenden Juden gerade um die Zeit des Jahres 607 v. u. Z. weg, als im Lande Juda freudig das Fest der Einsammlung oder Laubhüttenfest gefeiert werden sollte (15. bis 21. Tischri). So blieb das Land, wie vorhergesagt, verödet zurück, ohne Bewohner und Haustiere (Jer. 43:4 bis 7).
15. Inwiefern stehen die Ereignisse der Tage Jeremias mit denen unserer Zeit in Verbindung, wodurch sie für uns von Interesse sind?
15 Dem Willen Gottes, des Allmächtigen, kann nie erfolgreich widerstanden werden. Nie wird man die Richtigkeit seines prophetischen Wortes widerlegen können. Mit dem Auszug der widerspenstigen Juden aus dem Land Juda begann die vorhergesagte 70jährige Verödung des Landes, während deren sich weder israelitische Bewohner noch Haustiere darin aufhielten. Damals begannen auch die symbolischen „sieben Zeiten“ (2 520 Jahre), von denen König Nebukadnezar unter dem Einfluß Jehovas träumte und über die der Prophet Daniel mit Gottes Hilfe eine Erklärung abgab (Dan. 4:13-27; Luk. 21:24). Es war daher kein Zufall, als in einer friedlichen Welt der Erste Weltkrieg ausbrach und das Ende dieser „sieben Zeiten“ im Mondmonat Tischri des Jahres 1914 u. Z. kennzeichnete. Somit besteht tatsächlich eine Verbindung zwischen den Ereignissen der Tage Jeremias und denen unserer Zeit. Die Bedeutung jener Ereignisse ist also für uns heute wirklich von Interesse.
16. Warum erwies sich die Flucht nach Ägypten für jene ungläubigen Juden nicht als der richtige Weg?
16 Die Religion, die von den gesetzlosen Juden in Jerusalem organisiert worden war, war im Jahre 607 v. u. Z. vernichtet worden. Entgingen die Juden, die daraufhin nach Ägypten geflohen waren, dem, was sie verabscheuten? Wählten sie den besten, den richtigen Weg? Wohl kaum, wenn man bedenkt, daß sie ein erschreckendes Beispiel dafür abgaben, was mit Religionsanhängern geschieht, die sich weigern, dem Wort Jehovas zu gehorchen. Obwohl sich Jeremia zwangsweise in Ägypten befand, hörte er dort nicht auf zu prophezeien. Jehovas Geist regte ihn weiterhin dazu an, Vorhersagen hinsichtlich der ungläubigen jüdischen Flüchtlinge und ihrer Wahlheimat zu äußern. Seine inspirierten Schriften blieben bis in die heutige kritische Zeit erhalten und dienen als Warnung für diejenigen, die von den rebellischen Juden der Tage Jeremias dargestellt wurden. Was können wir in Anbetracht dessen in der vor uns liegenden Zeit erwarten?
17. Was sollten wir von den Augenzeugen, die die Vernichtung der Christenheit überleben, nicht erwarten, und warum nicht?
17 Wir sollten damit rechnen, daß der einflußreichste Teil der organisierten Religion, die Christenheit samt ihren unzähligen Sekten und Glaubensgemeinschaften, vernichtet wird. Dies wird zu der von Jehova bestimmten Zeit geschehen. Daher entsteht die Frage: Welchen Weg werden die Augenzeugen dieses erstaunlichen Ereignisses einschlagen? Gemäß dem, wie sich Ismael, Jochanan und ihre Anhänger, die den Rat Jehovas verwarfen, im Jahre 607 v. u. Z. im Vorbild verhielten, dürfen wir nicht erwarten, daß sich eine zahllose Menge dieser Augenzeugen dem wahren Christentum zuwenden wird, das von der neuzeitlichen Jeremia-Klasse und ihren loyalen Gefährten praktiziert wird. Das wahre Christentum steht im Zeichen der Anbetung Jehovas, des Gottes Jeremias und himmlischen Vaters Jesu Christi. Jesus sprach von der Anbetung Jehovas, als er zu einer Frau an einem Brunnen in Samaria sagte: „[Es] kommt die Stunde, und sie ist jetzt, in der die wahren Anbeter den Vater mit Geist und Wahrheit anbeten werden; denn in der Tat, der Vater sucht solche als seine Anbeter. Gott ist ein GEIST, und die ihn anbeten, müssen ihn mit Geist und Wahrheit anbeten“ (Joh. 4:23, 24).
18. Wessen Zeuge war Jesus Christus auf der Erde, und auf wen muß heute dasselbe zutreffen?
18 Auch ein Christ darf die Anbetung Jehovas Gottes nicht beiseite schieben. In Offenbarung 1:5 bezeichnet sich der Sohn Gottes, Jesus Christus, als „Der Treue Zeuge“. Als er auf der Erde war, war er ein Jude, ein Israelit. Seinem Volk galten die Worte aus Jesaja 43:10: „‚Ihr seid meine Zeugen‘, ist der Ausspruch Jehovas, ,ja, mein Knecht, den ich erwählt habe.‘“ Jesus bewies, daß er ein treuer und wahrer Zeuge Jehovas war. Seine wahren Jünger müssen heute dieselbe Art Zeugen sein, nämlich Zeugen Jehovas.
19. Werden sich die Augenzeugen der Vernichtung der Christenheit Jehovas Zeugen anschließen, und welche Hoffnung bieten andere religiöse Systeme solchen Überlebenden?
19 Wir können auf keinen prophetischen Text der Bibel verweisen, der zeigt, daß nach der Vernichtung des neuzeitlichen Gegenstücks der Stadt Jerusalem in der bevorstehenden „großen Drangsal“ unzählige frühere Anhänger der Christenheit bekehrt würden und sich den verfolgten Christen, die als Jehovas Zeugen bekannt sind, anschließen würden. Viele mögen den durch die feurige Vernichtung der materialistischen Christenheit eintretenden Verlust an Vorteilen ebenso beklagen, wie die in Offenbarung, Kapitel 18 erwähnten Kaufleute die Einäscherung Groß-Babylons beklagen, weil die Geschäftsbeziehungen, durch die sie sich bereichert haben, wegfallen. Manche religiösgesinnte Personen wenden sich vielleicht irgendwelchen nichtchristlichen Religionen zu, die die Christenheit eine kurze Zeit überdauern werden. Doch solche Personen begeben sich nur in ein anderes verurteiltes religiöses System, das wie alle anderen zu Babylon der Großen, dem Weltreich der falschen Religion, gehört. Alle Teile Groß-Babylons sind zur Vernichtung bestimmt.
20. Wie können wir wissen, wohin die Überlebenden der Vernichtung Groß-Babylons gehen werden?
20 Wohin werden dann diejenigen gehen, die die Vernichtung Groß-Babylons überleben? Was ist den inspirierten prophetischen Schriften darüber zu entnehmen? Werden und können sie sich auf die Seite derer stellen, die von Jeremia und seinem Sekretär Baruch dargestellt wurden? Was diese Anbeter Jehovas an prophetischen Ereignissen in späteren Jahren erlebten, gibt die Antwort.
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Entscheide dich heute für den richtigen WegDer Wachtturm 1980 | 1. Juni
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Entscheide dich heute für den richtigen Weg
1, 2. (a) Wie wird die Welt gemäß der Bibel in naher Zukunft in religiöser Hinsicht aussehen? (b) Warum ist es heute dringend notwendig, eine Entscheidung zu treffen?
ES IST allgemein bekannt, daß der weitaus größte Teil der Menschheit heute nicht den Gott der Bibel anbetet, und so war es schon immer. Die Religionsgemeinschaften der Christenheit geben vor, diesen Gott anzubeten, und auch einige andere mögen dies behaupten, indem sie die Bibel zumindest teilweise anerkennen. Doch von welcher Art wird die Welt dann sein, wenn die Anhänger dieser Religionsgemeinschaften vernichtet sein werden oder man sie gezwungen haben wird, ihre Form der Anbetung aufzugeben? Wird sie sich sehr von der heutigen unterscheiden? Es wird eine Welt sein, wie sie die Bibel für die nahe Zukunft voraussagt: eine religionslose Welt, die von kurzem Bestand sein wird.
2 Diese Welt wird jedoch offener, als es je zuvor geschah, den „Gott dieses Systems der Dinge“ anbeten, bei dem es sich, wie die Schrift zeigt, um Satan, den Teufel, den großen Widersacher Jehovas, handelt (2. Kor. 4:4). Jesus Christus nannte ihn den „Herrscher dieser Welt“ (Joh. 12:31; 16:11). Wie wird sich jemand, der heute über einen derartigen Gedanken entsetzt ist, verhalten, wenn binnen kurzem die ganze Welt gezwungen werden wird, diesen falschen „Gott“ anzubeten? Was wird er aufgrund seiner religiösen Überzeugung tun? Es ist nicht nur vernünftig, sondern auch dringend, heute eine entsprechende Entscheidung zu treffen.
3. Wie lange im voraus traf Jehova seine Entscheidung, bevor er sie an den Nationen wahr machte?
3 In Joel 3:14 wird vorhergesagt: „Mengen, Mengen sind in der Tiefebene der Entscheidung, denn nahe ist der Tag Jehovas in der Tiefebene der Entscheidung.“ In der Übersetzung von Dr. Joseph Franz von Allioli lautet Joel 3:14: „Völker über Völker (seh ich) im Tale des Schlachtens; denn nahe ist der Tag des Herrn im Tale des Schlachtens.“ Die Luther-Bibel (1964) spricht vom „Tal der Entscheidung“ (4:14). Der Prophet Joel schrieb sein Buch ungefähr im Jahre 820 v. u. Z., das war, über 200 Jahre bevor Jehova seine „Entscheidung“ im Vorbild an den Nationen der alten Zeit wahr machte.
4. (a) Welches gute Beispiel gab uns Jehova in dieser Hinsicht? (b) Inwiefern gab uns Baruch, der Sohn Nerijas, ein gutes Beispiel?
4 Jehova gab uns ein gutes Beispiel. Er traf seine Entscheidung im voraus und gab sie öffentlich bekannt. Heute, in einer nicht weniger kritischen Zeit, muß jeder von uns vor der herannahenden Weltkatastrophe eine persönliche Entscheidung treffen. Wer denkt, er könne die Handlungsweise, der er beharrlich gefolgt ist, dann noch plötzlich ändern, die richtige Entscheidung treffen und so dem Unheil entrinnen, erliegt einer gefährlichen Selbsttäuschung. Baruch, der Sohn Nerijas, gab uns ein gutes Beispiel. Er entschied sich 18 Jahre vor dem internationalen Unglück, über das er im Jahre 625 v. u. Z. im voraus unterrichtet wurde, für die richtige Handlungsweise. Das Jahr 625 v. u. Z. war das vierte Regierungsjahr König Jojakims. Dieser Sohn Josias war der drittletzte König, der in der zum Untergang verurteilten Stadt Jerusalem residierte. Er bestieg den Thron im Jahre 628 v. u. Z., nachdem sein jüngerer Bruder, Jehoachas, von Pharao Necho entthront und nach Ägypten weggeführt worden war.
5, 6. (a) Wieso war es ein kritisches Jahr, in dem Jeremia von Jehova eine Botschaft für Baruch erhielt? (b) Was empfand Baruch damals gemäß Jeremia 45:1-3?
5 Nachdem Jojakim drei Jahre in Abhängigkeit von Ägypten regiert hatte, erhielt der Prophet und Priester Jeremia von Jehova eine Botschaft für Baruch, seinen Sekretär. Das war im vierten Jahr König Jojakims. Es war ein kritisches Jahr, denn in diesem Jahr (625 v. u. Z.) wurde Nebukadnezar, der Sohn Nabopolassars, König von Babylon. Der König von Jerusalem mußte jetzt mit dem Herrscher Babylons, dem Herrscher der dritten Weltmacht und Eroberer des Assyrischen Reiches, rechnen. Lesen wir nun Jeremia 45:1-3:
6 „Das Wort, das Jeremia, der Prophet, zu Baruch, dem Sohn Nerijas, redete, als er diese Worte aus dem Munde Jeremias in ein Buch schrieb, im vierten Jahr Jojakims, des Sohnes Josias, des Königs von Juda, als er sprach: ,Dies ist, was Jehova, der Gott Israels, dich betreffend gesprochen hat, o Baruch: „Du hast gesagt: ,Nun, wehe mir, denn Jehova hat Kummer zu meinem Schmerz hinzugefügt! Ich bin ermattet wegen meines Seufzens, und keinen Ruheort habe ich gefunden.‘“‘“
7. Was mag Baruch empfunden haben, als er die sich verschlechternde Lage Jerusalems beobachtete, und wie mögen sich Jeremias wiederholte Unglücksbotschaften auf ihn ausgewirkt haben?
7 Wie lange Baruch schon als Sekretär Jeremias gedient hatte, wissen wir nicht, doch er hatte zumindest weitere 18 Jahre als Gefährte des Propheten vor sich. Welchen „Schmerz“ er angesichts der sich verschlechternden Lage des Königreiches Juda empfunden haben mag, läßt sich ebenfalls nicht sagen; doch nun mußte er außerdem noch die Unglücksbotschaft aufzeichnen, die Jeremia ihm diktierte. Vielleicht empfand er wie der Prophet, als dieser das Buch „Klagelieder“ schrieb, nachdem Jerusalem im Jahre 607 v. u. Z. von Nebukadnezar, dem König von Babylon, zerstört worden war. Daß Jeremia ständig und wiederholt Unglück prophezeite, mag Baruch ermüdet haben.
8. Was wollte Jehova gemäß den Worten, die er an Baruch richtete, tun, und was suchte Baruch für sich?
8 Baruch hatte keine Aussicht auf einen „Ruheort“. Jehova bemerkte Baruchs Herzensneigung und wies Jeremia an, zu ihm zu sagen: „Dies ist, was Jehova gesprochen hat: ,Siehe! Was ich aufgebaut habe, reiße ich nieder, und was ich gepflanzt habe, reiße ich aus, ja, das ganze Land selbst. Aber was dich betrifft, du suchst für dich ständig nach großen Dingen. Suche nicht weiter‘“ (Jer. 45:4, 5).
9, 10. Warum hatte Jehova Grund, sein Mißfallen darüber auszudrücken, daß Baruch zu jener Zeit nach „großen Dingen“ für sich suchte?
9 Baruch wußte, nach welchen „großen Dingen“ er für sich suchte, obgleich Jehova sie ihm gegenüber nicht erwähnte. Offensichtlich hieß Jehova sie nicht gut. Baruch sollte daher nicht weiter danach suchen. Warum nicht?
10 Der Grund hatte mit Jehovas unmittelbarem Vorhaben zu tun. In jenem Jahr hatte er Nebukadnezar als König von Babylon erweckt, und er beabsichtigte, durch ihn sein Urteil an Baruchs Volk vollstrecken zu lassen. Besonders seit den Tagen König Davids (1077 bis 1037 v. u. Z.) hatte Jehova das Königtum Israels aufgebaut, doch nun wollte er diese königliche Regierung durch Nebukadnezar niederreißen, und sie sollte für 2 520 Jahre, nämlich bis zum Jahre 1914 u. Z., nicht in Tätigkeit sein. Im Jahre 1473 v. u. Z. hatte Jehova das Volk Israel im Verheißenen Land ‘gepflanzt’, aber jetzt, nach über 800 Jahren, war er im Begriff, es ‘auszureißen’. Siebzig Jahre lang sollte das Land des Königreiches Juda ohne Bewohner und Haustiere sein, und das Volk sollte sich im Land Nebukadnezars im Exil befinden. War es für einen Mann, der den von Jeremia verkündeten Vorsatz Jehovas kannte, angesichts solcher Ereignisse angebracht, nach „großen Dingen“ persönlicher Art für sich zu suchen? Keineswegs.
11. Was hing für Baruch von der richtigen Entscheidung ab?
11 Deshalb forderte Jehova ihn auf, nicht weiter nach solchen Dingen zu suchen. Was wäre aber, wenn Baruch weiter nach eigennützigen Dingen suchen würde? Wäre seine Herzenseinstellung dann im Einklang mit der Botschaft, die er aufzeichnen und verkünden sollte? Nein. Es würde bestimmt zu einer Art Bruch zwischen ihm und Jeremia, dem Propheten Jehovas, kommen. Wenn Baruch in seinem Herzen mit Jeremia und seiner Botschaft im Einklang bleiben wollte, mußte er sein eigennütziges Streben aufgeben. Es würden zwar noch 18 Jahre bis zu dem vorhergesagten Unglück vergehen, doch Baruch mußte sich jetzt entscheiden. Sein Leben, seine „Seele“, hing davon ab, daß er die richtige Entscheidung traf und daran festhielt. Das war für ihn eine Notwendigkeit, wenn er seine Bindungen aufrechterhalten wollte.
12. Warum ist es für uns heute wie im Falle Baruchs ratsam, in dieser Welt nicht nach „großen Dingen“ für uns zu suchen?
12 Die kritische Situation, in der sich Baruch befand, gleicht derjenigen, in der wir uns als unterrichtete Personen heute befinden, besonders seit dem Jahr 1914, denn seit jener Zeit predigen Jehovas Zeugen, daß die Christenheit, das neuzeitliche Gegenstück des untreuen Jerusalem, von dem jetzt regierenden himmlischen König Jesus Christus, dem größeren Nebukadnezar, vernichtet werden wird. Für jemand, der in einem Bundesverhältnis mit Gott steht, wäre es also keineswegs ratsam, in diesem zugrundegehenden System zu einer so schwierigen Zeit wie der heutigen nach „großen Dingen“ für sich zu suchen. Er würde dadurch verraten, daß er sich nicht völlig bewußt ist, daß wir in der „Zeit des Endes“ leben. Er ließe erkennen, daß er nicht glaubt und nicht darauf vertraut, daß die von der Jeremia-Klasse verkündete Botschaft bezüglich des zum Untergang verurteilten alten Systems der Dinge richtig und zeitgemäß ist. Sein Leben, seine „Seele“, steht heute auf dem Spiel. Jehova ist im Begriff, sein Werk des Niederreißens und Ausreißens von Jesus Christus, einem Bevollmächtigten, der mächtiger ist als Nebukadnezar, ausführen zu lassen. Wollen wir mit der Christenheit, dem neuzeitlichen Gegenstück des abtrünnigen Jerusalem, hingerichtet werden? Wenn nicht, dann müssen wir uns heute, solange noch Zeit ist, für das entscheiden, wozu Jehova den Sekretär Jeremias, Baruch, aufforderte, nämlich in dieser Welt nicht mehr nach „großen Dingen“ zu suchen.
13. Woran sollten wir uns heute zusammen mit der Jeremia-Klasse beteiligen?
13 Möge jeder einzelne von uns im Einklang mit der Botschaft leben, die von der Jeremia-Klasse verkündigt wird. Lassen wir von selbstsüchtigem Streben ab, und hängen wir unser Herz nicht an die vergänglichen Dinge dieses zum Untergang verurteilten Systems. Wir müssen mit der Jeremia-Klasse mutig vor dem herannahenden „Tag der Rache“ Jehovas warnen. Unser Herz darf heute nicht geteilt sein (Jes. 61:1, 2).
14, 15. (a) Was sollte Baruch als Lohn für seinen Gehorsam zur „Beute“ haben? (b) Traf dies ein?
14 Welchen Lohn erhalten wir dafür? Er kommt in den Worten zum Ausdruck, die Jeremia an Baruch richten sollte: „‚Denn siehe, ich bringe Unglück über alles Fleisch‘, ist der Ausspruch Jehovas, ,und ich will dir deine Seele zur Beute geben an allen Orten, wohin du gehen magst‘“ (Jer. 45:5b).
15 Im Falle Baruchs geschah das wirklich, was beweist, daß er ohne Zögern die richtige Entscheidung getroffen hatte. Das wird in einem früheren Kapitel, in Jeremia 43:5-7, bestätigt. Die Aufzeichnungen handeln vom Geschehen nach der Zerstörung Jerusalems im Jahre 607 v. u. Z. Es wird berichtet, daß die furchtsamen Juden, die überlebt hatten, auf ihrer Flucht aus dem Land Juda nach Ägypten „Jeremia, den Propheten, und Baruch, den Sohn Nerijas“, mitnahmen. „Und sie kamen schließlich in das Land Ägypten, denn sie gehorchten der Stimme Jehovas nicht; und sie kamen allmählich bis nach Tachpanches“ in Nordägypten. Doch auch nach diesem Zeitpunkt diente Jeremia den ungehorsamen Juden weiter als Prophet (Jer. 43:8 bis 44:30).
16. Was konnte Baruch, falls er so lange lebte, bis der König von Babylon Ägypten besiegte, von dem Eroberer erwarten?
16 Nicht mehr lange konnten jene eigensinnigen Juden verhindern, vom babylonischen Weltreich beherrscht zu werden, denn schließlich gelang es Nebukadnezar, Ägypten seinem Reich einzuverleiben. Sollten Jeremia und Baruch die Einnahme durch die Babylonier erlebt haben, so fielen sie dem Zorn Nebukadnezars nicht zum Opfer. Der König hatte Grund, ihrer wohlwollend zu gedenken. Baruch sollte seine „Seele“ weiterhin zur Beute haben, wodurch sich Jehovas Verheißung aus Jeremia 45:5 als wahr erweisen würde. Nun konnte er völlig begreifen, daß es weise und richtig gewesen war, von der unpassenden Handlungsweise abzulassen und nicht mehr nach „großen Dingen“ für sich zu suchen.
17. Was können wir aus dem Beispiel, das uns Baruch durch sein gehorsames Verhalten gab, lernen?
17 Was können wir aus der Art und Weise, wie sich Baruch gegenüber der Zurechtweisung Jehovas verhielt, lernen? Daß wir — auch wenn wir noch so eng mit der Jeremia-Klasse verbunden sind — nur dann Gottes Anerkennung erlangen, wenn wir heute, in den letzten Tagen der Christenheit, nicht nach „großen Dingen“ für uns selbst streben. Unsere „Seele“, d. h. unser Leben, unsere Person, ist viel mehr wert als die „großen Dinge“, die mit der gegenwärtigen bösen Welt dem Untergang geweiht sind. Wir mögen dabei nur mit dem nackten Leben davonkommen. Dann mit der Anerkennung Gottes als „Seele“ am Leben zu sein ist bei weitem kostbarer als der zeitweilige Genuß irgendwelcher vergänglicher Dinge der Christenheit oder der gesamten organisierten Religion.
DAS „SCHWERT“ GEBRAUCHEN, UM NICHT VERFLUCHT ZU WERDEN
18, 19. Wieso war Jehovas „Tag der Rache“ mit dem Unglück, das über Juda und Jerusalem gekommen war, noch nicht vorüber?
18 Baruch und Jeremia waren wegen der Zerstörung Jerusalems und der Entvölkerung des Landes bekümmert. Aber die heidnischen Völker in unmittelbarer Nachbarschaft freuten sich sehr darüber, daß dem Bundesvolk Jehovas ein derartiges Unglück widerfahren war (Ps. 83:6 bis 8; 137:7). Ägypten war natürlich ganz und gar nicht darüber erfreut, denn es war froh gewesen, Juda und Jerusalem als Abhängige und Verbündete zu haben. Außerdem hatte das Königreich Juda als eine Pufferzone zwischen Ägypten und der Weltmacht Babylon gedient, die eine Bedrohung darstellte. Doch Ägypten hatte sich hinsichtlich des Landes Juda und seiner Hauptstadt Jerusalem, in der Könige aus der Linie Davids auf dem „Thron Jehovas“ gesessen hatten, einen unehrenhaften Ruf erworben. Jehova übersah nicht, welch gemeinen Haß die Nationen auf sein Bundesvolk hatten, denn seine Anbetung war davon betroffen.
19 Jehovas „Tag der Rache“ war deshalb noch nicht vorüber, als er den König von Babylon als Werkzeug beim Sturz des Königreiches Juda benutzt hatte. Der Unglücksbecher, den ganz Juda und Jerusalem getrunken hatten, mußte auch noch jenen böswilligen Nationen gereicht werden, die Jehova haßten und gestürzt werden sollten.
20. (a) Wozu inspirierte Jehova Jeremia hinsichtlich jener bösen Nationen? (b) Mit Bezug auf wen wurden die Worte aus Jeremia 48:10 geäußert? Verdienten die Betreffenden den Fluch?
20 Jehova inspirierte Jeremia daher dazu, seine Prophezeiung mit der Vorhersage des Sturzes solch böser Nationen wie Ägypten, Philistäa, Moab, Ammon, Edom, Kedar und Elam abzuschließen (Jer. 46:1 bis 49:39; 25:15-33). Es war Jehovas Vorsatz, das „Schwert“ der Urteilsvollstreckung von den Babyloniern unter König Nebukadnezar gegen diese Nationen, die sich dem wahren Gott widersetzten, schwingen zu lassen. Deshalb inspirierte Jehova Jeremia dazu, hinsichtlich dieser Streitkräfte, die als Urteilsvollstrecker dienen sollten, zu sagen: „Verflucht sei, wer den Auftrag Jehovas nachlässig ausführt; und verflucht sei, wer sein Schwert vom Blut zurückhält!“ (Jer. 48:10). Weder die Babylonier noch ihr König Nebukadnezar kamen unter diesen Fluch, der sie getroffen hätte, wenn sie ihren von Gott stammenden „Auftrag“ nicht gründlich ausgeführt hätten.
21. (a) Wurden Jeremia und Baruch „verflucht“, weil sie kein metallenes „Schwert“ schwangen? (b) Werden Jehovas Zeugen diejenigen sein, die die Christenheit beseitigen, oder wer wird es sein?
21 Wie steht es aber mit uns heute? Könnten wir unter einen ähnlichen Fluch kommen, wenn wir unseren Auftrag vernachlässigen würden und hinsichtlich des „Schwertes“ zurückhaltend wären? Wir wissen natürlich, daß weder Jeremia noch Baruch ein metallenes Schwert gegen die feindlichen Nationen schwang. Damit waren sie nicht beauftragt worden. Diesen Auftrag hatten die Babylonier unter ihrem neuinthronisierten Reichsherrscher Nebukadnezar erhalten. Die Glieder der Jeremia-Klasse von heute werden als Zeugen Jehovas nicht gewaltsam gegen die Christenheit — das Gegenbild der abtrünnigen Stadt Jerusalem und ihres Landes — vorgehen. Die ehemaligen politischen Gefährten der Christenheit und andere gottlose Elemente werden sie ebenso mit Freude schonungslos beseitigen, wie sich die damaligen Nationen darüber freuten, die Stadt Jerusalem und ihr Königreich als Nachbarn loszuwerden (Offb. 17:12 bis 18).
22. Wer wird die Hoffnungen derer, die die gesamte organisierte Religion vernichtet haben werden, nicht teilen, und wie werden sie zu den neuen Herrschermächten eingestellt sein?
22 Was wird aber nach der Vernichtung der Christenheit und der übrigen Teile des Weltreiches der falschen Religion auf dem irdischen Schauplatz zurückbleiben? Religionslose politische Mächte, die die Herrschaft über die Einrichtungen der menschlichen Gesellschaft übernehmen werden. Sie werden mit großen Hoffnungen auf Erfolg und einem Gefühl der Erleichterung ans Werk gehen, weil ihnen die organisierte Religion nichts mehr vorschreiben kann. (Vergleiche Hesekiel, Kapitel 23.) Aber die Jeremia-Klasse und ihre gottesfürchtigen Gefährten werden diese Hoffnungen, die dem Willen Gottes widersprechen, nicht teilen, wenngleich sie den neuen Herrschermächten, den neuen „obrigkeitlichen Gewalten“, bedingt untertan sein werden (Röm. 13:1, 2).
23. Was wird im letzten Teil des „Tages der Rache Jehovas“ geschehen?
23 Der „Tag der Rache Jehovas“ wird dann bereits begonnen haben. Aber er wird mit der Vernichtung der organisierten Religion, des Weltreiches der falschen Religion, nicht zu Ende sein. Er wird so lange dauern, bis Jehova an allen Gegnern seiner universellen Souveränität „Rache“ genommen hat. Allerdings wird man zunächst versuchen, die Jeremia-Klasse und ihre loyalen Gefährten uneingeschränkt dem gottlosen System der Dinge gleichzuschalten, wie auch Jochanan und seine Anhänger Jeremia und Baruch verhafteten und sie zwangen, mit nach Ägypten zu ziehen. Die herrschenden Mächte werden aber dabei keinen Erfolg haben und deshalb einen Großangriff auf die kompromißlosen Anbeter Jehovas starten. Als internationale Scharen unter Gog vom Lande Magog werden sie versuchen, in das geistige Paradies des Überrestes und seiner Gefährten, die unzertrennlich mit ihm verbunden sind, einzudringen. Da sie auf diese Weise absolute Weltherrschaft beanspruchen, beweisen sie, daß Jehova zu Recht an ihnen Rache nimmt (Hes. 38:1 bis 39:20).
24. Wer wird dann einen Gegenangriff starten? Werden sie nachlässig und zurückhaltend sein und daher einen „Fluch“ verdienen?
24 Was wird geschehen? Aus Offenbarung 19:11-21 geht hervor, daß Jesus Christus — ein Eroberer, der größer ist als König Nebukadnezar — mit den himmlischen Heerscharen zum Gegenangriff übergehen wird. Sie werden ihren von Jehova stammenden Auftrag nicht nachlässig ausführen und daher nicht verflucht werden. Sie verdienen keinen Fluch, denn sie werden das Hinrichtungs„schwert“ nicht vom Feindesblut zurückhalten (Jer. 48:10). Sie werden für Jehova an den angreifenden Nationen Rache üben. Jehova wird ihnen deshalb einen glorreichen Sieg verleihen, durch den er auf ewig gerechtfertigt sein wird.
25. Was müssen Jehovas Zeugen tun, um das nachzuahmen, was Jeremia tat, nachdem er in das Land geschleppt worden war, gegen das er prophezeit hatte?
25 Seit 1914 leben wir in der „Zeit des Endes“ (Dan. 12:4). Die Jeremia-Klasse und ihre Gott hingegebenen Gefährten müssen daher die Aufmerksamkeit der Welt auf das drohende „Schwert“ lenken, durch das Jehova in der bevorstehenden „großen Drangsal“ das Urteil vollstrecken wird (Matth. 24:21). Sie müssen Jeremia nachahmen, der — nachdem er aus dem Land Juda weggeschleppt worden war — auf das „Schwert“ König Nebukadnezars aufmerksam machte, das Ägypten, das Land, in das er gebracht worden war, sowie Philistäa, Moab, Ammon, Edom und andere feindliche Länder bedrohte. Sie stehen heute, vor dem Beginn der „großen Drangsal“, unter dem göttlichen Gebot, „den Tag der Rache seitens unseres Gottes“, der über die organisierte Religion und alle weltlichen Nationen kommen wird, anzukündigen (Jer. 46:1 bis 49:39). Ihr „Auftrag“ besteht darin, die Warnung auszurufen: „Jehova hat einen Tag der Rache, ein Jahr der Vergeltungen für den Rechtsfall um Zion“ (Jes. 34:8).
26, 27. Welche Worte die Jehova an Hesekiel als einen Wächter richtete, muß die Jeremia-Klasse heute beherzigen?
26 Heute treffen Jesu prophetische Worte aus Lukas 21:22 zu: „Dies sind Tage, in denen nach dem Recht verfahren wird, damit alles erfüllt werde, was geschrieben steht.“ Jetzt ist die Zeit, in der sich die Jeremia-Klasse besonders das zu Herzen nehmen sollte, was Jehova zu Hesekiel sagte, als dieser Prophet im Jahre 613 v. u. Z., sieben Jahre bevor Jeremia unfreiwillig nach Ägypten gebracht wurde, in Babylon zu prophezeien begann:
27 „‚Was nun den Wächter betrifft, falls er das Schwert kommen sieht und er tatsächlich nicht ins Horn stößt und das Volk selbst überhaupt keine Warnung erhält, und ein Schwert kommt und nimmt von ihnen eine Seele weg: Wegen ihrer eigenen Vergehung soll sie selbst weggenommen werden, doch ihr Blut werde ich von der Hand des Wächters selbst zurückfordern.‘ Was nun dich betrifft, o Menschensohn, zu einem Wächter habe ich dich für das Haus Israel gemacht, und aus meinem Munde sollst du das Wort hören und sie von mir aus warnen. Wenn ich zu einem Bösen spreche: ,O Böser, du wirst bestimmt sterben!‘, du aber nicht tatsächlich freiheraus redest, um den Bösen vor seinem Wege zu warnen, wird er selbst als Böser in seiner eigenen Vergehung sterben, aber sein Blut werde ich von deiner eigenen Hand zurückfordern. Was aber dich betrifft, falls du tatsächlich einen Bösen vor seinem Wege warnst, damit er davon umkehre, er aber tatsächlich nicht von seinem Wege umkehrt, wird er selbst in seiner eigenen Vergehung sterben, während du selbst bestimmt deine eigene Seele befreien wirst“ (Hes. 33:6-9; vergleiche Hesekiel 9:2-10).
28. Was wünschen die Glieder der Jeremia-Klasse und ihre Gefährten in dieser Hinsicht nicht, doch was könnte geschehen, und was würde das für sie bedeuten?
28 Die Jeremia-Klasse von heute und ihre hilfsbereiten Gefährten möchten keine Blutschuld auf sich laden. Doch diese Möglichkeit bestünde. Wenn sie sich aus Menschenfurcht davon zurückhalten ließen, alle Völker vor dem „Schwert“ des „Tages der Rache“ Jehovas zu warnen, und so ihrem Auftrag nicht nachkämen, würden sie Gottes Fluch verdienen. Das würde für sie bedeuten, daß sie wegen ihrer Pflichtvergessenheit nicht überleben würden.
29. Wofür müssen sich Personen, die ewig leben möchten, heute entscheiden, um nach der Vernichtung der falschen Religion nicht den Weg der gleichgültigen Menschen zu gehen?
29 Wenn die gesamte organisierte Religion in der mit Riesenschritten nahenden „großen Drangsal“ durch das „Schwert“ der göttlichen Rache fällt, werden die Menschen, die nicht auf die Jeremia-Klasse, den „Wächter“ Jehovas, gehört haben, bei den zum Untergang verurteilten politischen Elementen Zuflucht suchen, was zu ihrer sicheren Vernichtung im „Krieg des großen Tages Gottes, des Allmächtigen“, im Krieg von Har-Magedon, führen wird (Offb. 16:14, 16). Wer nicht mit ihnen in diese Richtung gehen möchte, muß sich heute für den richtigen Weg entscheiden, solange dieser noch offen ist. Jeder, der sich auf diesem Weg befindet, und seinen Kurs nicht ändert, kann ewiges Leben erlangen.
(Der letzte Artikel dieser Serie über die Prophezeiung Jeremias wird später veröffentlicht werden.)
[Bild auf Seite 20]
An Gottes „Tag der Rache“ ist es nicht an der Zeit, nach „großen Dingen“ für sich zu suchen.
[Bild auf Seite 21]
Erweisen wir uns hinsichtlich des „Auftrages Jehovas“ nie als nachlässig!
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Die götzendienerische, machthungrige AthaljaDer Wachtturm 1980 | 1. Juni
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Die götzendienerische, machthungrige Athalja
DIE Redewendung „Wie die Mutter, so die Tochter“ kann man bestimmt auf Athalja, die Tochter Isebels und des israelitischen Königs Ahab, anwenden. Isebel schreckte nicht davor zurück, unschuldiges Blut zu vergießen, um ihre Absichten zu erreichen. Athalja handelte ebenso. Beide waren in Götzendienst verstrickt.
König Josaphat von Juda beging einen tragischen Fehler. Er verbündete sich mit König Ahab, indem er Athalja als Frau für seinen Sohn auswählte. Dieses Bündnis kostete Josaphat fast das Leben, als er König Ahab in einem gewagten Kriegszug gegen die Syrer begleitete. Zwar griff Jehova Gott ein, um das Leben Josaphats zu retten, aber er wies ihn mit folgenden Worten zurecht: „Muß dem Bösen Hilfe geleistet werden, und solltest du denen Liebe erweisen, die Jehova hassen?“ (2. Chron. 18:1-3, 30, 31; 19:1, 2).
Nach dem Tode Josaphats wurde durch diese Ehe die Königslinie Judas beinahe zerstört. Athaljas verderblicher Einfluß trug dazu bei, daß Joram der schlechten Handlungsweise des Hauses Ahabs folgte. Um seine Position zu sichern, ermordete er seine Brüder und einige der Fürsten. Da Jehova ihn wegen seiner Untreue verlassen hatte, sah er sich inneren und äußeren Schwierigkeiten gegenüber. Die Araber und die Philister fielen in Juda ein und nahmen alle Söhne Jorams gefangen mit Ausnahme Ahasjas (Jehoachas), des jüngsten. Die Plünderer, die mit den Arabern kamen, töteten dann alle seine älteren Söhne. Schließlich starb Joram an einer
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