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Der Friede und die Einheit der Zeugen JehovasDer Wachtturm 1960 | 15. Februar
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(1. Kor. 12:26, NW) Wie wahr dies doch ist! Jehovas sichtbare Organisation ist so fest zusammengefügt, daß, wenn ein Teil der Organisation durch irgend etwas in Mitleidenschaft gezogen wird, dies auch die anderen Glieder mitempfinden, weil sie alle ein Leib sind, eins im Geist und Sinn und im Glauben, indem sie Jehova dienen. Innerhalb der Organisation der Zeugen Jehovas selbst herrscht Friede und Einheit, und ungeachtet des Druckes, dem sie von außen noch ausgesetzt werden mögen, werden sie standhalten und zusammen vorandrängen, indem sie sich als christliche Diener Gottes erweisen, die dem Frieden nachjagen und Jehova Tag und Nacht lobpreisen.
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„Dein Wille geschehe auf Erden“ — 28. TeilDer Wachtturm 1960 | 15. Februar
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„Dein Wille geschehe auf Erden“ (28. Teil)
Von dem Buche „Dein Wille geschehe auf Erden“ studieren wir nun das 10. Kapitel, betitelt „Der Norden gegen den Süden“. Es betrifft den militärischen und politischen Zweikampf zwischen dem, was Daniels Prophezeiung, Kapitel 11, als den „König des Nordens“ und den „König des Südens“ bezeichnet. Die Identität dieser beiden symbolischen Könige ändert sich von Zeit zu Zeit. Mehr als zweihundert Jahre spielte das Geschlecht der hellenistischen Herrscher von Syrien im Nahen Osten die Rolle des Nordkönigs. Im Jahre 64 v. Chr. jedoch wurde Syrien mit seiner Hauptstadt, Antiochien, eine römische Provinz, und damals spätestens übernahm das Herrschergeschlecht des Römischen Reiches die Rolle des Nordkönigs. Der Reichsherrscher Cäsar Augustus starb im Jahre 14 n. Chr., und sein Stiefsohn Tiberius wurde sein Nachfolger, „ein Verachteter“, wie ihn Daniel 11:21 nennt. Während der Herrschaft des Tiberius wurden die militärischen, „überschwemmenden Streitkräfte“ in unterworfenen Ländern in Schach gehalten oder wurden „vor ihm weggeschwemmt“ und wurden „zerbrochen“.
64. Wie wurde auch der „Fürst des Bundes“ dann vor ihm „zerbrochen“?
64 Sogar der „Fürst des Bundes“ wurde im Tode „zerbrochen“. Dieser Fürst war nicht etwa ein jüdischer Hoherpriester, den die politischen Vertreter Roms ins Amt eingesetzt hätten, sondern der Führer des Bundes, den Jehova, Gott, mit Abraham geschlossen hatte und durch den alle Familien und Nationen der Erde gesegnet werden sollten. Dieser „Fürst des Bundes“ war der in diesem Bunde verheißene Same Abrahams, Jesus Christus. Am Passahtag, dem 14. Nisan des Jahres 33 n. Chr., stand Jesus im Palast des Statthalters (dem Prätorium) in Jerusalem vor Pontius Pilatus, der den Kaiser Tiberius vertrat und bei dem die jüdischen Priester Jesus des Hochverrats gegen den Kaiser angeklagt hatten. Jesus sagte zu dem römischen Statthalter: „Mein Königreich ist kein Teil dieser Welt … mein Königreich stammt nicht von daher.“ Damit der römische Statthalter den unschuldigen Jesus nicht freilasse, schrien die Juden Pilatus zu: „Wenn du diesen Mann losgibst, bist du nicht des Cäsars Freund. Jedermann, der sich selbst zum König macht, spricht gegen den Cäsar … Wir haben keinen König, außer dem Cäsar.“ Dann überließ ihnen der römische Statthalter Jesus auf Grund des kurz zuvor erlassenen Gesetzes der laesa majestas („Majestätsbeleidigung“), damit er „zerbrochen“, das heißt an einen Marterpfahl geschlagen werde. — Joh. 18:36; 19:12-16; Mark. 15:14-16, NW.
65. Weshalb wurde das Gesetz der laesa majestas aufgestellt, und was machte Kaiser Tiberius unpopulär?
65 Kaiser Tiberius ging in seinem Argwohn sogar so weit, daß er das Gesetz der laesa majestas erweiterte, um es auch auf Angriffe, die gegen seine Person gerichtet waren, anzuwenden. Auch förderte er die Angeberei (die Denunziation) ganz besonders. Das Land wurde einem Polizeistaate gleich, und seine Regierung entwickelte sich schließlich zu einer Schreckensherrschaft. Der römische Schriftsteller Plinius der Ältere nannte Tiberius den „düstersten aller Menschen“. Da er so zurückhaltend, verschlossen und menschenscheu war, wurde er vom Volke nicht verstanden und war deshalb unpopulär.
66. Mit wem war Kaiser Tiberius verbündet, und inwiefern gewann er „mit wenig Volk“ Macht?
66 In seiner Prophezeiung immer noch von Tiberius sprechend, sagte der Engel zu Daniel: „Denn seitdem er [nachdem man, Kautzsch] sich mit ihm verbündet hat, wird er Trug üben und wird hinaufziehen und mit wenig Volk Macht gewinnen.“ (Dan. 11:23) Tiberius war verfassungsmäßig mit dem römischen Senat verbündet, war also nach der Verfassung formell von diesem abhängig. In Wirklichkeit stützte er sich aber auf „wenig Volk“. Auf welches „Volk“? Auf die Prätorianer, das heißt auf die kaiserliche Schutzwache, die von Kaiser Augustus im Jahre 13 v. Chr. ins Leben gerufen worden war und den Kaiser umgab, so wie die Leibwache den Oberbefehlshaber einer römischen Armee umgab. Bis dahin waren diese kaiserlichen Gardetruppen nur in der näheren Umgebung Roms in kleinen Abteilungen zu sehen gewesen. Tiberias führte jedoch eine Änderung ein. Auf den Rat seines Günstlings Sejan, der die Prätorianerkohorten befehligte, ließ Tiberius diese dauernd und vollzählig in der Nähe der Stadtmauer stationieren. Durch diese Maßnahme konnte er jede Empörung unter dem Volk im Keime ersticken. Aus diesem Grunde besaß der Befehlshaber der Gardetruppen großen Einfluß, und mit der Zeit genossen diese besondere Vorrechte, ja sie wurden so mächtig, daß sie Kaiser einsetzten und absetzten, wie sie wollten. Mit Hilfe dieser ungefähr 10 000 Mann starken Garde hielt Kaiser Tiberius seine Macht aufrecht. Er konnte dadurch ohne viel Mühe jede Erhebung gegen seine Regierungsgewalt innerhalb des römischen Herrschaftsbereiches unterdrücken. Die Volksversammlungen, die sogenannten comitia, hob er fast völlig auf.
67, 68. Wie gelangte er zur fettesten Gegend der Landschaft und tat, was weder seine Väter noch seine Ahnen verübten, doch wie starb er?
67 „In Ruhe wird er in die fetteste Gegend der Landschaft kommen; und er wird tun, was weder seine Väter noch seine Ahnen getan haben: Beute, Raub und Reichtum wird er reichlich an sie verteilen, und gegen die Festungen wird er seine Pläne schmieden, doch nur eine gewisse Zeit lang.“ (Dan. 11:24, Leeser, engl.) Tiberius tat dies dadurch, daß er seinen Verdächtigungen Ausdruck gab, meistens unter dem Einfluß Sejans, des Befehlshabers der Prätorianergarde, bis schließlich der Verdacht auf Sejan selbst fiel und er hingerichtet wurde.
68 Kaiser Tiberius war unaufhörlich um die römischen Provinzen besorgt. Die Völker seines Reiches, das er bei seinem Tode hinterließ, genossen einen Wohlstand, den sie weder unter Augustus noch früher gekannt hatten und den sie auch später nicht mehr erlangten. Wegen der strengen Sparmaßnahmen der Regierung waren die Steuern niedrig, und Tiberius konnte großzügig sein, wenn irgendwo besondere Not herrschte. Wenn Vertreter der Regierung — Soldaten, Statthalter oder andere Beamte — einen Untergeordneten bedrückten und sich in Verbindung mit ihrer Aufgabe irgendwelche Unregelmäßigkeiten zuschulden kommen ließen, mußten sie damit rechnen, von der Reichsregierung zur Rechenschaft gezogen zu werden. Eine straffe Ordnung hielt die öffentliche Ruhe und Sicherheit in Italien und auch in den anderen Ländern aufrecht. Durch die Verbesserung der Verkehrswege wurde der Handel gefördert. Unter Beachtung der als streng bekannten Tugenden der Römer sorgte der Kaiser innerhalb und außerhalb von Rom für eine ziemlich gerechte, stabile Verwaltung. Die Gesetze wurden in mancher Hinsicht verbessert, und die sozialen und sittlichen Beziehungen wurden geschützt, indem die Reformen, die Kaiser Augustus eingeführt hatte, aufrechterhalten und gefördert wurden. Der römische Geschichtsschreiber Tacitus beschreibt Tiberius jedoch als eine Persönlichkeit, die sich „von Anfang an durch wohlüberlegte Verstellung und Heuchelei auszeichnete“. Er galt als Tyrann und wurde nach seinem Tode — er starb in der zweiten Märzhälfte des Jahres 37 — keineswegs göttlich verehrt. Er war in der Tat ein „Verachteter“!
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