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Wie man sich schützen kannErwachet! 1980 | 8. Oktober
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Plage zu. Stelle dich daher dieser Gefahr. Ergreife Vorsichtsmaßnahmen. Tue, wenn du angegriffen wirst, alles, was in deiner Macht steht, um Widerstand zu leisten.
Die Zeit, in der solche Probleme nicht mehr bestehen werden, ist nahe herbeigekommen. Bald wird sich das erfüllen, was Gott verheißen hat: „Nur noch eine kleine Weile, und der Böse wird nicht mehr sein; und du wirst dich sicherlich umsehen nach seiner Stätte, und er wird nicht dasein. Aber die Sanftmütigen selbst werden die Erde besitzen, und sie werden in der Tat ihre Wonne haben an der Fülle des Friedens“ (Ps. 37:10, 11).
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Die Sintflut aus mesopotamischer SichtErwachet! 1980 | 8. Oktober
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Die Sintflut aus mesopotamischer Sicht
DER junge Mann, mit dem ich sprach, war ein Student der Geschichtswissenschaft. Als ich ihm sagte, daß ich mich für die biblische Geschichte interessiere, gab er mir eine Antwort, die noch heute in meinen Ohren klingt: „Was wollen Sie mit der Bibel? Sie übersehen ja dabei, daß es Geschichtsberichte gibt, die viel älter sind.“
„An welche denken Sie?“ fragte ich. „An das Gilgamesch-Epos“, erwiderte er. „Es reicht viel weiter zurück als der Bibelbericht.“
Ich erinnerte mich daran, daß das Gilgamesch-Epos, ein Werk der babylonischen Literatur, einen Bericht über eine große Überschwemmung enthält, der fast alle Menschen zum Opfer fielen. Manch einer behauptet, diese Sintflutsage stütze sich auf einen Bericht, der weit älter sei als der Bericht, der in der Bibel in 1. Mose, Kapitel 6 bis 8 enthalten ist.
Meine Neugierde war nun geweckt, und ich beschloß, der Sache auf den Grund zu gehen. In der reichhaltigen Sammlung der Wiener Nationalbibliothek bot sich mir Gelegenheit, Fachliteratur durchzusehen, die sich mit dem Gilgamesch-Epos beschäftigt. Dabei machte ich folgende Feststellungen:
Babylonische Flutberichte
Die Bibel war besonders im letzten Jahrhundert einer massiven Kritik ausgesetzt. Vor allem der Bericht über die Sintflut wurde als bloße Legende abgetan. Durch einen archäologischen Fund im Frühjahr des Jahres 1850 wurde er jedoch plötzlich zum Gegenstand großen Interesses. Archäologen entdeckten bei Ausgrabungen in Ninive einen Raum, der mit Tontafeln angefüllt war. Man hatte die „Tontafelbibliothek“ des assyrischen Herrschers Assurbanipal gefunden.
George Smith vom Britischen Museum begann später einen Teil der Keilschrifttexte dieser Tontafeln zu entziffern, und dabei stieß er auf das Gilgamesch-Epos. Bei der Bearbeitung einer der Tontafeln schlug sein Herz höher. Buchstabe um Buchstabe entzifferte er:
„Du Mann aus Schurippak, hör’ und begreife! Reiß nieder Dein Haus und baue ein Schiff! Veracht’ alle Habe und suche Dein Leben! Verlaß Deinen Reichtum und rette Dein Dasein! Viel Samen des Lebens führ’ mit auf Dein Schiff! Wohl abgemessen sei das Schiff das Du baust.“
Für George Smith war es klar: Das war der Sintflutbericht, jedoch aus assyrisch-babylonischer Sicht.
Diese Version soll zwar aus dem 7. Jahrhundert v. u. Z. stammen, doch man war sich bald darüber im klaren, daß der Stoff, der für die Abfassung dieser Fluterzählung verwendet wurde, viel älter sein mußte; und es sollten auch noch weitere, vor allem ältere Fassungen des Flutberichts ans Licht kommen. Soweit bis jetzt bekannt ist, haben wir den ältesten außerbiblischen Bericht über die Flut in einer sumerischen Erzählung. Diese Erzählung ist nur lückenhaft auf einer zerbrochenen Tontafel vorhanden, die man zu Nippur in Südmesopotamien fand. Nach Ansicht der Archäologen wurde sie zwischen dem 21. und dem 18. Jahrhundert v. u. Z. geschrieben. Ein Teil der Abschnitte, die sich auf die Flut beziehen, lautet: „Leihe dein Ohr meinen Weisungen: Kraft unseres ... wird eine Flut die Stätten der Tempel überschwemmen, um den Samen der Menschheit zu vertilgen ..., ist der Beschluß, das Wort des Rates der Götter.“
Das Gilgamesch-Epos
Doch kehren wir zum Gilgamesch-Epos zurück. Wer war dieser Gilgamesch? Aus dem reichhaltigen Material, das über ihn veröffentlicht wurde, konnte ich mir folgendes Bild machen: Gilgamesch war, wie man annimmt, ein frühgeschichtlicher Herrscher der Stadt Uruk (in 1. Mose 10:10 wird die Stadt Erech genannt). In der sumerischen Königsliste wird er der ersten Dynastie von Uruk zugeordnet. Ein Lexikon sagt darüber: „Um Gilgamesch bildete sich ein Zyklus sumerischer mythisch-epischer Dichtungen, fragmentarisch überliefert seit etwa 1900 v. Chr.“
In dem zu Ninive gefundenen Gilgamesch-Epos sind die einzelnen Dichtungen zu einem einzigen Werk zusammengefaßt. Das Epos besteht aus zwölf Tontafeln, von denen gerade die elfte, auf der der Flutbericht erscheint, besonders gut erhalten ist. Fassen wir den Inhalt kurz zusammen: Gilgamesch erfährt, daß sein Freund Enkidu gestorben ist. Die Furcht vor dem Tod treibt ihn daher zu Utnapischtim, der als einziger Sterblicher ewiges Leben erlangt haben soll. Mit Hilfe eines Fährmannes gelangt Gilgamesch über den Todesstrom und trifft Utnapischtim, der ihm von der Flut erzählt und davon, wie er sie überleben konnte. Utnapischtim wird in der akkadischen Form des Epos Atrachasis, „der außerordentlich Weise“, genannt.
Der Inhalt dieser Tontafeln ist bedeutsam. Wenn auch der Flutbericht des Gilgamesch-Epos durch phantasievolles Beiwerk überladen ist, konnte man doch daraus die Tatsache erkennen, daß eine große Überschwemmung stattgefunden haben muß und daß sich dieses Ereignis in der Erinnerung der Menschen tief eingeprägt hat.
Unterschiedliche Meinungen
Nachdem die Fachleute das Gilgamesch-Epos sorgfältig geprüft hatten, begannen sich die Geister an der Frage zu scheiden: Welcher Bericht ist älter, der Bericht, der in der Bibel erscheint, oder der babylonische Flutbericht? Manche vertraten den Standpunkt, daß der babylonische Bericht älter sei. So schreibt C. W. Ceram in dem Buch Götter, Gräber und Gelehrte: „War hier noch ein Zweifel möglich, daß die Urform der biblischen Sintflutsage gefunden war?“ Vielleicht war der Student, mit dem ich gesprochen hatte, aufgrund dieses bekannten populärwissenschaftlichen Buches zu seiner Auffassung gekommen.
Aber ist sie richtig? Geht der biblische Bericht wirklich auf sumerische oder babylonische Fluterzählungen zurück? Um diese Frage zu klären, stellt man am besten einen Vergleich des biblischen Sintflutberichtes mit dem Gilgamesch-Epos an.
Ähnlichkeiten
In der Geschichte alter Völker ist immer wieder die Rede von einer weltweiten Überschwemmung.
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