Eine Bautätigkeit, die sich lohnt
„HEUTE wird überall gebaut. Dies gehört sogar zu dem Zeichen der letzten Tage, von dem Jesus in Lukas 17:26-30 sprach“, erklärte Grant Suiter, der Hauptredner anläßlich der Einweihung von zwei neuen Kongreßsälen der Zeugen Jehovas, am 15. Mai in Kaiserslautern. Er fuhr mit seiner Darbietung fort: „Ist das Bauen deswegen verkehrt?“ Er zeigte, daß es auf den Beweggrund ankomme sowie auf den Zweck des Bauens. Auch Jehovas Zeugen sind auf diesem Gebiet emsig tätig, denn sie errichten neue Königreichssäle, Bethelheime, Fabriken und Kongreßsäle. Ihr Beweggrund? Liebe zu Gott und ihren Mitmenschen, denn diese Gebäude sollen dazu dienen, daß Menschen in ein immer besseres Verhältnis zu Gott gelangen.
In West-Berlin sind seit Herbst 1972, als Jehovas Zeugen dort einen zweckmäßigen Kongreßsaal der Bestimmung übergaben, nahezu 100 Kreiskongresse abgehalten worden. In der Bundesrepublik kamen zwei neue Säle hinzu, einer am 15. Mai in Kaiserslautern und ein anderer am 21. Mai in Trappenkamp (Schleswig-Holstein). Noch weitere fünf Säle sind für Deutschland geplant, die zum Teil schon im Bau sind: in Möllbergen, im Ruhrgebiet sowie im Raum München, Nürnberg und Stuttgart.
Die Bautätigkeit
Der Saal in Kaiserslautern war ursprünglich eine Lagerhalle. Am 1. Juli 1976 wurde der Kaufvertrag geschlossen, am 9. August begann man mit der Arbeit, und am 14. August war der erste große Einsatz mit 85 freiwilligen Helfern. Da die Baugenehmigung erst am 16. November erteilt wurde, konnten zunächst nur Arbeiten verrichtet werden, die ohne Genehmigung gemacht werden durften. Nachher halfen manchmal bis zu 400 freiwillige Mitarbeiter an den Wochenenden.
Der Saal in Trappenkamp war eine ehemalige Gardinenfabrik. Am 13. August 1976 wurde das Gebäude gekauft, und gleich am nächsten Tag ging man an die Arbeit. Und Arbeit war reichlich vorhanden. Sämtliche Fenster im Gebäude waren kaputt. Das Grundstück war von Unkraut überwuchert. Es gab so viel zu tun, daß man sich fragte: „Wo sollen wir eigentlich anfangen?“
Natürlich gab es auch zusätzliche Probleme. Zum Beispiel wurde bei der Vorbesprechung für die Gründung des Dachverbandes in Kaiserslautern festgestellt, daß das Finanzamt den Versammlungen der Zeugen Jehovas in Kaiserslautern die Anerkennung der Gemeinnützigkeit absprechen wollte. Der Standpunkt des Finanzamtes änderte sich jedoch nach einer Vorsprache, und nicht nur dem Dachverband, sondern auch den Versammlungen am Ort wurde die Gemeinnützigkeit zuerkannt. Ein Sieg in doppelter Hinsicht!
Die ganze Arbeit wurde von freiwilligen Helfern verrichtet. In Kaiserslautern erschienen an einem Sonnabend zwei junge Amerikaner, die fleißig mitarbeiteten. Es wurde angenommen, sie seien Zeugen Jehovas aus der englischen Versammlung, bis sie auf einmal Zigaretten anzündeten und dadurch ihre Mitarbeiter in Erstaunen versetzten. Sie erzählten, sie seien amerikanische Soldaten und hätten erst seit vier Wochen mit Jehovas Zeugen Verbindung. Als sie von dem Bau eines Kongreßsaales hörten, machten sie sich auf den Weg dorthin, um mitzuhelfen. Sie waren etwa 150 Kilometer entfernt — in Ludwigsburg — stationiert.
Obwohl die meisten freiwilligen Helfer nur am Wochenende mithelfen konnten, arbeiteten doch manchmal bis zu 50 Personen während der Woche mit. Viele konnten dann direkt auf der Baustelle, also im Gebäude, schlafen. „Ja, da haben wir im Staub geschlafen“, meinte ein Mitarbeiter, „aber dafür hatten wir immer die beste Wolle für unsere Betten, wenn es auch nur Glaswolle war!“ Trotz dieser Unannehmlichkeiten war der Geist unter den Helfern allezeit sehr gut. Warum? Weil alle davon überzeugt waren, daß es sich hier um eine Bautätigkeit handelte, die sich lohnen würde.
Wieso lohnt es sich, Kongreßsäle zu bauen?
Es gibt mehrere Gründe dafür, warum der Bau solcher Kongreßsäle sich lohnt. Hauptsächlich geht es darum, einen würdigen Saal als Anbetungsstätte zu haben. Oft haben Jehovas Zeugen ihre Kongresse in Turnhallen, Viehhallen, Bierzelten oder Vergnügungsstätten von niedrigem Niveau abhalten müssen, eingeschoben an einem Wochenende zwischen Sexmessen, politischen Parteitreffen und Catch-Veranstaltungen. Oder die zur Verfügung stehenden Säle waren zu klein oder zu groß, oder sie waren zu den erwünschten Terminen nicht frei. Ein Glied des Baukomitees „Bereich Nordbayern“ äußerte sich wie folgt: „Die Kreiskongreßsäle werden im Niveau der Organisation einen bestimmten Platz einnehmen, so daß man sie sich nach einigen Jahren nicht mehr wegdenken kann.“ Ein anderer Zeuge Jehovas sagte: „Unser Königreichssaal am Ort [hat] einen Wert von einer halben Million DM. Warum sind wir nicht in unserem Gasthof mit 30 DM Miete monatlich geblieben? Weil das Niveau gestiegen ist. So, wie es bei den Brüdern im Wohnzimmer aussieht, so soll es auch im Königreichssaal aussehen.“
Kein Wunder, daß im „Bereich Südbayern“ und im „Bereich Rhein-Ruhr“ schon Spenden in Höhe von über drei Millionen Mark vorhanden sind, obwohl mit dem Bau der zwei Säle noch nicht begonnen worden ist. Scherzhaft sagte ein Glied des Baukomitees „Bereich Südbayern“: „Wenn der Bau sich noch weiter verzögert, werden wir den Saal von den Zinsen bauen können.“
Das Programm der Bestimmungsübergabe
Bei beiden Veranstaltungen wurde außer den biblischen Vorträgen, die gehalten wurden, ein lehrreiches, aber auch unterhaltsames Programm dargeboten. In Trappenkamp bestand es hauptsächlich aus Sketchen, zum Teil humorvoll, die mit der Bauzeit zu tun hatten. Ein gemischter Chor trug mit Begeisterung drei Lieder vor, die inzwischen unter Jehovas Zeugen in Norddeutschland als „Trappenkamp-Lieder“ bekannt geworden sind. Mit jeder Strophe wuchs die Begeisterung der Zuhörer, die teilweise auch mitsangen.
Da der Saal in Kaiserslautern auch von fremdsprachigen Gruppen für Kongresse benutzt wird, bestritten nicht nur Zeugen Jehovas aus Deutschland, sondern auch aus Portugal, Spanien, Italien und Griechenland den musikalischen Teil des Programms. Zum Teil in kostbare Trachten gekleidet, sangen sie Lieder, führten Volkstänze vor und spielten Musik aus ihrer Heimat. Die Anwesenden werden weder den kleinen portugiesischen Jungen so schnell wieder vergessen, der auf einer kleinen Gitarre versuchte, seinem Vater alles nachzumachen, noch die fünf ganz in Schwarz gekleideten Griechen mit glänzendroten Schärpen, die einen Tanz vorführten. Der schneller werdende Rhythmus steckte schließlich auch die Zuschauer an, die dann im Takt klatschten. Die Reaktion der Zuhörer auf das Programm war sehr positiv.
Man nimmt zu den Sälen Stellung
Im allgemeinen sind die Säle mit Begeisterung aufgenommen worden. Eine ältere Zeugin Jehovas sprach von der guten Akustik in Kaiserslautern und sagte: „Das ist das erste Mal, daß ich das Programm eines Kreiskongresses Wort für Wort hören konnte.“
Über den Trappenkamper Saal wurde gesagt: „Die Cafeteria ist so richtig gemütlich. Man fühlt sich wie zu Hause ... Bei der guten Beleuchtung kann jeder auch bei Licht gut in der Bibel lesen ... Die Cafeteria können alle besuchen, auch wenn sie gehbehindert sind. Dazu braucht niemand mehr den Saal zu verlassen. Welch ein Vorteil! Es ist auch sehr angenehm, daß es nirgends mehr nach kaltem Rauch riecht.“
In Trappenkamp haben die Grünanlagen besonders Anklang gefunden. Gelernte Gärtner sowie viele weitere freiwillige Helfer machten aus dem vormals verwilderten Heideland einen Garten, den etwa 5 000 Pflanzen schmücken. Über eine Brunnenanlage, die von verschiedenen Gräsern, sogar winterfestem Bambus, umgeben ist, führt eine Brücke, gemauert aus geschliffenem herkömmlichen Natursandstein. Interessant ist, daß die Voraussetzungen für diese Landschaft erst künstlich geschaffen werden mußten. Man holte viele Tonnen fruchtbare Erde herbei. So entstand eine wellig angelegte Hügellandschaft. Hier und dort gibt es Sitzgelegenheiten: imprägnierte Baumstämme, eine Rundbank um eine Eiche und eine „Klönecke“, eine Art Arena aus gebeizten Eisenbahnschwellen. Auch auf dem Parkplatz sind grüne Inseln.
Nicht nur Jehovas Zeugen haben sich zu den Sälen positiv geäußert. Als der Ortsbeirat den Saal in Kaiserslautern besichtigte, sagte einer der Herren scherzhaft: „Jetzt hat die Gemeinde Hohenecken [Stadtteil von Kaiserslautern, wo sich der Saal befindet] den ersten Schritt zur Großstadt getan.“ Bei der Abnahme des Gebäudes haben sich die Beamten der Behörde auch positiv geäußert. Einer sagte: „Nicht zu glauben, was ihr aus der Halle gemacht habt.“ Ein Oberingenieur erwähnte: „Ich habe selten Objekte ohne Mängel und bei dem Umfang dieser Anlage erst recht nicht. Bei Ihnen brauche ich unter Vermerkungen an Mängeln nichts einzutragen.“
Ähnliche Bemerkungen sind in Trappenkamp gefallen. Eine Nachbarin sagte: „Da war vorher Brachland mit Dornen und Disteln. Innerhalb kurzer Zeit haben die Zeugen Jehovas daraus eine Oase gemacht. Die Leute haben nur gestaunt. Wie die das schaffen, weiß ich nicht. Sie sind fleißig wie die Bienen. Die Leute sind auch immer höflich, und ich habe auch einen guten Eindruck von den Jugendlichen. Mein Mann war am Tag der offenen Tür einmal drin und sagte: ,Das glaubst du mir nicht! Da ist das Beste und Feinste drin!‘“
Ein Gastwirt erzählte: „Man kann alles nur positiv beurteilen ... Die beiden Kirchen sind die einzigen gewesen, die sich beschwert haben. Sonst habe ich nur Positives gehört ... Der Investitionswert des Saales wird laut Volksmund auf 2 Millionen geschätzt, Kosten 500 000 DM.“
Zu der Behauptung, die Kirchen hätten sich beschwert, sagte der protestantische Pastor vom Ort: „Ich bedaure, daß die Zeugen jede Zusammenarbeit ablehnen [im Sinne des Interkonfessionalismus]. Mit den Katholiken kann man reden. Für den Ort begrüße ich diesen Saal. Sie haben aus dem Dreckloch etwas gemacht ... Was ich nicht gut fand: daß Sonntag vormittags gearbeitet wurde. Sonntagsruhe gestört.“ Man erinnert sich an die Tatsache, daß die Geistlichen des ersten Jahrhunderts auch daran Anstoß nahmen, daß Jesus am Sabbat vortreffliche Werke vollbrachte. (Siehe Matthäus 12:1-12; Markus 3:1-4.)
Der Bürgermeister dagegen setzte sich für die Zeugen ein, damit sie die Erlaubnis bekamen, am Sonntag zu arbeiten. Er wurde bei dem Einweihungsprogramm interviewt. Auch der Bürgervorsteher von Trappenkamp ergriff das Wort. Beide äußerten sich sehr positiv über den Saal und das Verhalten der Zeugen. Der Bürgervorsteher bedankte sich bei Jehovas Zeugen dafür, daß „Sie aus diesem Schandfleck ein Paradies gemacht haben“.
Überzeuge dich selbst
Vielleicht möchtest du dich aber selbst davon überzeugen. Unsere Leser sind herzlich eingeladen, einen Kreiskongreß (jeweils Sonnabend und Sonntag) in einem dieser Säle zu besuchen. (Siehe Tabelle.) Auch fremdsprachige Kongresse werden dort abgehalten.
BERLIN:
1./2. 10. bis 26./27. 11.
TRAPPENKAMP:
3./4. 9. bis 24./25. 9. und 3./4. 12. bis 24./25. 12.
1./2. 10. (englisch)
KAISERSLAUTERN:
27./28. 8. bis 29./30. 10. und 26./27. 11. bis 24./25. 12.
5./6. 11. (spanisch, portugiesisch)
12./13. 11. (italienisch)
19./20. 11. (serbokroatisch, türkisch)
Sicherlich wird ein Besuch dieser Kongreßsäle auch dich davon überzeugen, daß das Errichten solcher Gebäude wirklich eine Bautätigkeit ist, die sich lohnt.
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Kongreßsaal in Trappenkamp
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Kongreßsaal in Kaiserslautern