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  • Sich abzusondern kann gefährlich sein
    Der Wachtturm 1981 | 15. Februar
    • Sich abzusondern kann gefährlich sein

      „WARNUNG: Wenn Sie sich absondern, kann dies für Ihre Gesundheit schädlich sein.“ Solche und ähnliche Worte gebraucht man gewöhnlich, wenn das Wohlbefinden einer Person gefährdet ist oder wenn ihr durch chemische Präparate und Drogen Gefahr droht. Man hat jedoch kürzlich festgestellt, daß solche warnenden Worte auch für diejenigen angebracht sind, die aufgrund ihrer Verhältnisse isoliert leben oder sich freiwillig von anderen absondern.

      Wenn zum Beispiel jemand seinen Ehepartner verliert, kann sich das verhängnisvoll auswirken. Die Zeitschrift Time berichtete, daß „fünfmal so viele Witwen im Alter zwischen 25 und 34 Jahren an einem Herzleiden sterben wie verheiratete Frauen derselben Altersgruppe. Aus allen Altersgruppen leiden zweimal so viele Geschiedene wie Verheiratete an Lungenkrebs oder hatten einen Schlaganfall.“

      Aber auch viele, die nie verheiratet waren, fühlen sich einsam, weil sie allein leben. Nachforschungen, die Dr. James Lynch von der Universität von Maryland (USA) angestellt hatte, ergaben, daß zwei- bis fünfmal so viele Ledige an einem Herzleiden sterben wie Verheiratete. Aus diesen Nachforschungen war auch zu ersehen, daß die Wahrscheinlichkeit, daß ein lediger Mann in eine Nervenheilanstalt eingeliefert werden muß, dreiundzwanzigmal so groß ist wie bei einem verheirateten. Für ledige Frauen ist die Wahrscheinlichkeit zehnmal größer als bei verheirateten. Offensichtlich berücksichtigte Dr. Lynch nicht die statistischen Werte derer, die in Übereinstimmung mit der Heiligen Schrift leben, zum Beispiel die statistischen Werte der christlichen Zeugen Jehovas. Diese Statistik würde etwas ganz anderes ergeben.

      Wie ernst das Problem ist, zeigt sich darin, wie oft gewisse Hilfszentren angerufen werden, die es in kanadischen Großstädten gibt — sie entsprechen ungefähr unserer Telefonseelsorge. Betrachten wir als Beispiel einmal die kanadische Stadt Toronto, die 2 000 000 Einwohner hat. Eines dieser soeben erwähnten Zentren erhielt innerhalb eines Jahres ungefähr 33 000 Anrufe. Das bedeutet, daß alle 16 Minuten einmal angerufen wurde. Ungefähr 75 Prozent der Anrufer waren Leute, die darunter litten, isoliert zu sein. Ein Arzt nannte sie die „umherlaufenden Verletzten“. Sechs Prozent von ihnen hatten die Absicht, Selbstmord zu begehen. In der Torontoer Zeitung Star hieß es über diese Personen, daß sie an einer „unsichtbaren Krankheit“ leiden würden, die epidemische Ausmaße angenommen habe. Dr. Vello Sermat definierte diese „Krankheit“ als „ein Gefühl völliger Verlassenheit, das jemand empfindet, wenn er von anderen Personen gänzlich getrennt ist ..., einen Mangel an menschlichen Beziehungen“. Oft sind es die Älteren — auch Witwen und Witwer —, die unter Isolierung leiden.

      Bedauerlicherweise sind die Älteren, die allein leben, oft Opfer von Verbrechen. In vielen großen Städten sehen sich diese Unglücklichen gezwungen, in immer gefährlicher werdenden Gegenden wohnen zu bleiben, wo sich jugendliche Gangster aufhalten, denen sie leicht zum Opfer fallen können. Einige dieser einsamen älteren Bürger wurden bestohlen, grausam geschlagen, vergewaltigt oder gefoltert. Aus Furcht isolieren sie sich immer mehr. Einige von ihnen verriegeln ihre Türen und vernageln ihre Fenster mit Brettern. Lebensmittel und andere notwendige Dinge lassen sie sich ins Haus liefern.

      Auch Jüngere leiden darunter, allein zu leben. Einige haben gedacht, sie könnten einen neuen Lebensstil entwickeln, unabhängig von der herkömmlichen Gewohnheit des Zusammenlebens. Sie erhofften sich dadurch ein glücklicheres Leben. Doch wurden ihre Hoffnungen erfüllt? Die Torontoer Zeitung Star berichtete, daß in der Provinz Ontario die Zahl der Selbstmorde unter denen am schnellsten steigt, die zwischen 20 und 30 Jahre alt sind. Dann gibt es noch diejenigen, die zu spät erkennen, daß sie Opfer von Personen geworden sind, die es nicht ehrlich mit ihnen gemeint haben. Eine 26jährige Frau sagte: „Er sagte mir, daß er verrückt nach mir sei, ... er sandte mir Blumen, ... lud mich zum Essen ein, ... und dann sagte er mir die Wahrheit. Er lebt mit einer anderen Frau zusammen.“

      Probleme der Isolation

      Sogar die „Swinging Singles“ (Alleinstehende, die nicht heiraten möchten) müssen zugeben, daß man nicht einfach die Moralgesetze mißachten kann. Obwohl es, oberflächlich gesehen, nicht so scheint, wird vielen Jugendlichen doch immer mehr bewußt, daß sie sich in Wirklichkeit eine dauerhafte Kameradschaft wünschen und daß sie diese benötigen, um ein befriedigendes Leben zu führen. Kanadas wöchentliches Nachrichtenmagazin Maclean’s berichtete unter dem Thema „Unter vielen Menschen allein — Die Hoffnungen der Ledigen beginnen zu schwinden“ folgendes: „Einige Männer und noch mehr Frauen geben zu, daß sie des gelegentlichen Geschlechtsverkehrs überdrüssig sind, daß er sie langweilt und daß sie davon enttäuscht sind.“ Geschlechtsverkehr ist nicht das einzige, worauf es ankommt. Etwas anderes ist viel wichtiger: wahre Liebe und eine echte Bindung. Die Jahre vergehen sehr schnell, und viele stehen dann dem Problem gegenüber, einen geeigneten Ehepartner zu finden. Die Folgen der selbstgewählten Isolation solcher Leute waren in den 1960er Jahren Freude an der Freiheit des Ledigseins, in den 1970er Jahren Verdrießlichkeit, und heute sind es Schmerzgefühle.

      Dadurch, daß sich jemand freiwillig absondert oder durch die Umstände dazu gezwungen wird, wird offensichtlich seine Denkweise beeinflußt. Oft geschieht es, daß er, entgegen dem Rat der Bibel, zuviel über sich selbst nachdenkt und sich selbst bemitleidet. Er kritisiert die Schwächen anderer und beachtet zu sehr die Fehler, die andere ihm gegenüber begehen. Manchmal unterstellt er ihnen niedrige Beweggründe. Er wartet darauf, daß andere zu ihm freundlich sind. Wenn sie dies unterlassen, dann denkt er, sie würden ihn vernachlässigen. Als Beispiel kann eine junge Ehefrau mit zwei Kindern angeführt werden. Eine Zeitlang hatte sie keinen Umgang mehr mit ihren guten Bekannten. Als einer von ihnen erwähnte, daß er sie seit einiger Zeit nicht gesehen habe, antwortete sie: „Ich habe mich abgesondert, um zu sehen, ob irgend jemand es bemerken würde oder ob es allen gleichgültig sei.“

      Es gibt also deutliche Anzeichen dafür, daß jemand, der zu anderen Menschen kein gutes Verhältnis hat, seine Gesundheit gefährdet. Was kann aber jemand tun, der aufgrund gewisser Umstände ohne sein Dazutun plötzlich allein dasteht? Wie kann er sich der neuen Situation in seinem Leben anpassen?

  • Sondere dich nicht ab
    Der Wachtturm 1981 | 15. Februar
    • Sondere dich nicht ab

      ES ENTSPRICHT nicht der Natur des Menschen, sich zu isolieren, und nur in wenigen Situationen hat er ein Bedürfnis danach. Sich auf die Dauer abzusondern ist nicht christlich. Obwohl Jehova Gott in sich selbst vollständig ist und er niemand benötigt, der ihm Gesellschaft leistet, erachtete er es für gut, sich mit Myriaden von Geistsöhnen zu umgeben (Hiob 38:4-7; Dan. 7:10). Das war ein Ausdruck seiner Liebe. Von dieser Liebe angetrieben, erschuf er später einen irdischen Sohn, Adam. Jehova gab den himmlischen und den irdischen Söhnen die wunderbare Fähigkeit, miteinander zu sprechen (1. Kor. 13:1). Diese intelligenten Wesen brachte er nicht etwa deshalb hervor, um etwas von ihnen zu empfangen, sondern vielmehr deshalb, um ihnen etwas zu geben. Er erfreute sich an seinen Söhnen, und sie waren gern mit ihm zusammen und pflegten untereinander gern Gemeinschaft. (Vergleiche Sprüche 8:30, 31.)

      Der Höchste fand auch, daß es für Adam nicht gut sei, weiterhin allein zu bleiben. Deshalb gab er ihm eine Partnerin (1. Mose 2:18). Das erste Menschenpaar sollte dem Gebot Jehovas, die Erde zu füllen, gehorchen und eine erdenweite Familie hervorbringen, die sich miteinander verständigen kann (1. Mose 1:28). Demnach war nicht beabsichtigt, daß die Menschen unter den verhängnisvollen Folgen der Isolation leiden sollten.

      Man braucht sich deshalb nicht zu wundern, daß die verschiedenen Formen der Isolation in der Bibel meistens in negativem Sinne erwähnt werden (Ps. 25:16; 102:7). Dadurch, daß Kain wegen des Mordes an seinem Bruder verbannt wurde, wurde er von der übrigen Menschheitsfamilie abgesondert. Er betrachtete dies als Strafe, etwas, was schwer zu ertragen war (1. Mose 4:11-14).

      Was tun?

      Was kann aber jemand tun, der sich einsam fühlt, der sich unerwünscht vorkommt und der meint, man liebe ihn nicht? Statt sich selbst zu bemitleiden und darauf zu warten, daß sich andere um ihn kümmern, daß er also etwas von ihnen erhält, sollte er die Initiative ergreifen und als Nachahmer Gottes und Christi anderen Liebe erweisen. Wenn er sich absondert — bewußt oder unbewußt —, handelt er nicht dem Zweck entsprechend, wozu Gott den Menschen erschaffen hat. Es ist also nicht verwunderlich, daß Isolation Probleme mit sich bringt. Diese kann man überwinden, indem man das tut, wozu der Schöpfer den Menschen erschaffen hat. Der Schöpfer wollte, daß sich der Mensch in der Gesellschaft anderer wohl fühlt. Eine Frau, die sich früher einsam gefühlt hatte, erkannte dies und sagte: „Schließlich dämmerte es bei mir. Ich hörte also auf, über mich selbst nachzudenken, und fing an, hart zu arbeiten. Seitdem arbeite ich sehr viel.“

      Was können wir aus dieser Erfahrung lernen? Eine Person muß nicht einsam sein. Es gibt etwas, was sie dagegen tun kann. Sie kann das Christentum praktizieren. Kann also jemand gleichzeitig ein Christ und ein Einzelgänger sein? Nein, denn seinen Nächsten zu lieben bedeutet, etwas Gutes für ihn zu tun und wie Gott tätig zu sein (Matth. 23:37-39; 7:12). Es macht Freude, sich auf barmherzige Weise um Bedürftige zu kümmern. Diese Art des Gebens vertreibt die Niedergeschlagenheit, die ein einsames Leben oft mit sich bringt.

      Es nicht soweit kommen lassen

      Selbstverständlich kostet es einige Anstrengung, etwas für andere zu tun. Man sollte sich nicht durch den Gedanken entmutigen lassen, daß man dazu nicht fähig sei. Da es nicht leicht ist, das Gefühl der Einsamkeit zu überwinden, sollten wir es gar nicht erst soweit kommen lassen. Wir müssen uns also davor hüten, uns von anderen zurückzuziehen, auch wenn sie uns enttäuschen mögen. Die Bibel sagt darüber: „Keiner von uns lebt für sich allein“ (Röm. 14:7, NT 68). Wenn sich jemand absondert, läuft er Gefahr, eine unweise, ja törichte Denkweise anzunehmen, und das zu seinem eigenen Schaden. Ein biblischer Spruch drückt dies mit folgenden Worten aus: „Wer sich absondert, wird nach seinem eigenen selbstsüchtigen Verlangen trachten; gegen alle praktische Weisheit wird er losbrechen“ (Spr. 18:1).

      Das traf zum Beispiel auch auf eine junge Frau zu, die es sich zur Gewohnheit machte, sich spät am Abend pornographische Fernsehfilme anzusehen. Unter diesem schlechten Einfluß hörte sie bald auf zu beten, in der Bibel zu lesen und die Zusammenkünfte zu besuchen. Ihr Mann war ihr nicht mehr gut genug, und sie bemitleidete sich selbst. Sie schlug einen Lauf ein, den sie einige Monate zuvor als töricht abgelehnt hätte. Ihre falschen Begierden veranlaßten sie, ihren Mann und ihre kleine Tochter zu verlassen, um mit einem anderen Mann zu leben. Machte sie dies aber glücklich? Nein. Später gestand sie einer Freundin, daß ihr Liebhaber sie geschlagen habe und daß sie ohne ihr Kind sehr unglücklich sei. Diese Frau hat sich selbst, ihrem Mann, ihrem Kind und ihren Glaubensbrüdern viel Schaden zugefügt und auf den Schöpfer Schmach gebracht, und das nur, weil sie sich abgesondert hat.

      Sich abzusondern ist nicht christlich

      Wer sich absondert, handelt bestimmt nicht christlich. Er trennt sich dadurch von anderen, läßt im Eifer für christliche Werke nach, und auch der Gedankenaustausch wird beeinträchtigt. Ohne die Gemeinschaft mit anderen mag er deprimiert und vertrauenswürdigen Menschen gegenüber mißtrauisch werden, ja sogar mißtrauisch gegenüber Gott und seinem Wort. Der Jünger Judas zeigte, daß einige, die in seinen Tagen lebten, nicht erkannten, daß sich sogar Engel Schaden zufügten, als sie mit Gott und den treuen Engeln keine Gemeinschaft mehr pflegten, um ihren schlechten Begierden nachzugehen (Jud. 6, 8, 10, 20-22).

      Die ganze Bibel ist gegen die Isolierung und ihre schlechten Auswirkungen: Untätigkeit, Mangel an Gedankenaustausch und das Versäumnis, anderen Liebe zu erweisen. Vielmehr spornt uns die Heilige Schrift durch den Gebrauch vieler Tätigkeitswörter zu positivem Handeln an. Wir werden aufgefordert, ‘für andere etwas zu tun’, ‘hinzugehen und Jünger zu machen’, ‘zu bitten, und es wird uns gegeben werden’, ‘immer wieder anzuklopfen’, um eine Antwort zu erhalten, ‘unseren Nächsten zu lieben’, ‘mit anderen Christen zusammenzukommen’ und ‘dem Wege der Gastfreundschaft zu folgen’. All dies sind Gegenmittel gegen Teilnahmslosigkeit, Selbstmitleid und gegen das Gefühl, unerwünscht oder zu nichts mehr nütze zu sein. Das wahre Christentum verlangt von uns, daß wir Mitgefühl bekunden und mit anderen Mitleid haben. Dadurch erhalten wir das Gefühl, erwünscht und nützlich und nicht überflüssig zu sein. Wenn wir uns für andere mit ganzem Herzen einsetzen, können wir sicher sein, daß uns unser himmlischer Vater reich dafür entschädigen wird (Matth. 6:1-4). Eine Person, die sich um andere kümmert, ist in deren Augen lieb und teuer und vertreibt somit bei sich das Gefühl der Einsamkeit.

      Natürlich wollen wir zuweilen allein sein. Obwohl sich Jesus Christus sehr um andere kümmerte, suchte auch er manchmal die Einsamkeit (Matth. 14:13). Für diejenigen, die sehr viel mit anderen zusammen sind, kann das Alleinsein eine erfrischende Abwechslung und eine gute Gelegenheit zum Nachdenken sein (Mark. 6:31; 3:20).

      Wenn wir allein sind und die Zeit damit verbringen, über auferbauende Dinge nachzudenken, können wir unseren Glauben stärken und Gott näherkommen. Wir können dazu veranlaßt werden, uns voller Dankbarkeit und Wertschätzung Jehova im Gebet zu nahen, und können auf diese Weise unser persönliches Verhältnis zu dem Allmächtigen vertiefen. Wir möchten uns niemals so sehr von anderen absondern, daß wir ein Leben wie in einem Kloster führen. (Vergleiche Johannes 17:15.)

      Wir haben bestimmt gute Gründe, uns nicht abzusondern, denn das ist zu unserem Schaden. Außerdem kann es sich auf unsere christliche Tätigkeit, unsere Freundschaften und unseren Gedankenaustausch mit anderen nachteilig auswirken. Ziehe deshalb vollen Nutzen aus Gottes Vorkehrungen, die unserer geistigen Gesundheit förderlich sind. Lies täglich sein Wort. Vernachlässige nicht das Gebet. Beschäftige deinen Sinn mit auferbauenden Gedanken. Pflege regelmäßig mit denen Gemeinschaft, die denselben wertvollen Glauben haben wie du. Sei eifrig beschäftigt in dem lohnenden Werk, Gottes Wort zu lehren, und kümmere dich um die Bedürfnisse deiner Mitmenschen. Wenn du dich eng an Jehova und sein Wort hältst und dich von seinem Geist beeinflussen läßt, dann ‘wirst du daran gehindert werden, entweder untätig oder ohne Frucht zu sein hinsichtlich der genauen Erkenntnis unseres Herrn Jesus Christus’ (2. Petr. 1:5-8). Sondere dich nicht ab.

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