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Die militaristische Großmacht AssyrienErwachet! 1972 | 22. September
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Halle] in Alabaster gehauen und in prächtig glänzenden Farben dargestellt. Ueber den Sculpturen hatte man andere Ereignisse abgemalt, — den König von seinen Verschnittenen und Kriegern umgeben, wie er Gefangene empfängt, oder Bündnisse mit entfernten Monarchen schließt, oder irgend eine heilige Pflicht erfüllt. Diese Darstellungen hatte man mit bunten Randverzierungen oder Friesen, die fleißig und elegant entworfen waren, umgeben, und der geheiligte Baum, geflügelte Stiere und monströse Thiere waren in ihnen eingeführt. Am obersten Ende der Halle stand die riesengroße Figur des Königs anbetend vor der höchsten Gottheit oder von seinem Gefolge den heiligen Becher in Empfang nehmend. Ihn begleiteten Krieger, die seine Waffen hielten, und geflügelte Priester oder oberste Gottheiten dienten ihm.“
Diese Schilderung zeigt, daß das Kriegshandwerk in enger Verbindung mit der Religion stand. Der assyrische König war der Hohepriester Assurs, des höchsten assyrischen Gottes, und Krieg war der echteste Ausdruck der Landesreligion. König Tiglatpileser sagte über seine Kriegszüge: „Mein Herr, Assur, trieb mich an.“ Der assyrische Monarch Assurbanipal schrieb in seinen Annalen: „Auf den Befehl von Assur, Sin, Schamasch, Ramman, Bel, Nabu, Ischtar von Ninive, Ninib, Nergal und Nusku drang ich in das Land Mannai ein und eroberte es.“ König Sargon rief jedesmal, bevor er in den Krieg zog, die Göttin Ischtar um Hilfe an. Das assyrische Heer führte Fahnen seiner Götter mit, offenbar hölzerne oder metallene Symbole auf Stangen. Den Omen schrieb man große Bedeutung zu. Mit Hilfe der Leber von Opfertieren wurde gewahrsagt, man beobachtete auch den Vogelzug und die Stellung der Planeten.
Die Priester zogen Nutzen aus den Siegen der Assyrer und spornten sie daher zu Kriegszügen an. W. B. Wright schrieb in seinem Buch Ancient Cities (Alte Städte): „Die Nation widmete sich dem Kriegshandwerk, und die Priester schürten unaufhörlich den Krieg. Sie bezogen ihren Unterhalt größtenteils aus der Kriegsbeute, von der ihnen stets ein bestimmter Teil zuging, ehe andere ihren Anteil erhielten; denn dieses Volk von Plünderern war außerordentlich religiös.“
Wenn man in die assyrische Geschichte etwas Einblick hat, versteht man ohne weiteres, warum in der Bibel Ninive, die Hauptstadt Assyriens, als eine „Stadt des Blutvergießens“ bezeichnet wird. (Nah. 3:1) Jehova Gott hatte mit dieser Stadt, aber auch mit dem ganzen Reich Assyrien lange Geduld. Durch seine Propheten ließ er voraussagen, daß Ninive zur Wüste werden würde. Unter Inspiration schrieb zum Beispiel der Prophet Zephanja über das, was Jehova tun würde: „Er wird Ninive zu einer wüsten Einöde machen, zu einer wasserlosen Gegend wie die Wildnis. Und in seiner Mitte werden sich gewißlich Herden lagern, alle wilden Tiere einer Nation.“ — Zeph. 2:13, 14.
Das erfüllte sich, als das Heer Nabopolassars, des Königs von Babylon, und das Heer Cyaxares’, des Meders, Ninive belagerten und einnahmen. Die Stadt wurde offenbar verbrannt, denn viele assyrische Reliefs sind durch Feuer beschädigt oder von Rauch geschwärzt. Über Ninive wird in der babylonischen Chronik berichtet: „Die unermeßliche Beute, die in der Stadt und im Tempel gemacht wurde, trugen sie fort, und die Stadt verwandelten sie in einen Trümmerhaufen.“ Mit der Verwüstung der Hauptstadt Ninive nahm das mächtige Assyrerreich ein unrühmliches Ende. Bis auf den heutigen Tag ist Ninive eine Wüste. Im Frühjahr weiden auf dem Hügel Kujundschik, einem der beiden Hügel, die sich da erheben, wo die alte Stadt lag, Viehherden.
Der Untergang des assyrischen Reiches bezeugt eindringlich die Wahrhaftigkeit des Wortes Gottes sowie die Tatsache, daß militärische Stärke keinen wahren Schutz bietet. Obschon der Militarismus von den Priestern unterstützt wurde, vermochte er Assyrien nicht zu retten. Ebenso wird der Segen und die Billigung religiöser Führer heute Personen und Völker, die Blutschuld auf sich geladen haben, nicht davor bewahren, daß sie dem höchsten Souverän des Universums, Jehova Gott, für ihre Gewalttaten Rechenschaft ablegen müssen. Wir sollten daher den Entschluß fassen, Gott wohlgefällig zu handeln, denn das bedeutet wahre Sicherheit und wahren Schutz. In Sprüche 18:10 wird das treffend wie folgt ausgedrückt: „Der Name Jehovas ist ein starker Turm. Der Gerechte läuft hinein und wird beschützt.“
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Wir beobachten die WeltErwachet! 1972 | 22. September
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Wir beobachten die Welt
Zehn Gebote — Reklame?
◆ Der oberste Gerichtshof Serbiens wird sich mit der Frage beschäftigen, ob die Anbringung einer Tafel mit den Zehn Geboten an einer Hauswand als Reklame zu betrachten ist. Das Bürgermeisteramt von Valjevo, einer Stadt 100 km südlich von Belgrad, klagte einen seiner Bürger an, weil eine 550 kg schwere Steintafel mit den Zehn Geboten an der Hauswand angebracht wurde. Dieses wurde als Reklame aufgefaßt. Da sich der Anbringer dieses Hausschmuckes weigert, die Tafel zu entfernen, wurde der Fall vor Gericht gebracht.
Die Bibel auf chinesisch
◆ Eine chinesische Bibelübersetzung in der Umgangssprache für die 750 Millionen Chinesen und die 20 Millionen chinesisch sprechenden Menschen in anderen Ländern hat der Weltbund der Bibelgesellschaften, der seinen Sitz in New York hat, in Auftrag gegeben. Mit der Übersetzungsarbeit wurde bereits begonnen. Noch in diesem Jahr sollen Teile des Johannesevangeliums und weitere markante Teile aus den Griechischen Schriften unter dem Titel „Der Mann, der die Geschichte erneuerte — Jesus“ erscheinen. Später soll dann auch der Hebräische Teil in neuer Übersetzung erscheinen. Die erste chinesische Bibelübersetzung entstand um die Jahrhundertwende.
150 Theorien über das Alter
◆ Sowjetische Wissenschaftler bemühten sich, das Altern und die Langlebigkeit zu erforschen. In dem in russischer Sprache erschienenen Buch Molekulare und funktionelle Grundlagen der Ontogenese wird aber darauf hingewiesen, daß keine einzige der existierenden rund 150 verschiedenen Theorien über den Vorgang des Alterns überzeugend sei. Jede möge zwar ein Körnchen Wahrheit enthalten, aber sie blieben bruchstückhaft und berücksichtigten nicht das Gesamtbild aller Lebensprozesse des Organismus (aus World Health, Magazin der Weltgesundheitsorganisation).
Nierenentnahme ohne Zustimmung
◆ Wie die Hamburger Morgenpost berichtete, entnahm ein Ärzteteam dem 16jährigen Peter Ubl, der seine 15jährige Verlobte aus Eifersucht erwürgt und sich anschließend selbst durch einen Kopfschuß das Leben genommen hatte, ohne Zustimmung der Eltern beide Nieren. Als die Mutter dies aus der Zeitung erfuhr, erlitt sie einen Nervenzusammenbruch. Die Eltern hatten von dem Selbstmord ihres Sohnes Kenntnis erhalten, wurden aber nicht von der Organentnahme unterrichtet oder gar vorher dieserhalb befragt. Zunächst sollten die Nieren in Wiener Krankenhäusern eingepflanzt werden, aber die beiden Patienten, die dafür in Frage kamen, weigerten sich, die Niere eines Mörders zu erhalten. Daraufhin wurden die Organe über die Internationale Transplantationsbank nach Frankreich und Holland geschickt. Der Vater will, wie es in dem Bericht zu lesen war, wegen des selbständigen Handelns der Ärzte vor Gericht gehen. In Österreich gibt es keine verbindlichen Richtlinien für die Entnahme von Organen zum Zwecke der Transplantation.
Rauschgift hinter Gittern
◆ Mindestens jeder vierte der 17- bis 24jährigen Strafgefangenen der oberfränkischen Justizvollzugsanstalt Ebrach nahm Rauschgift, oft in Form von Ersatzmitteln, zu sich. Die jungen Häftlinge berauschten sich an Leimkonzentraten aus einem lederverarbeitenden Betrieb. „Es war kein Geheimnis, daß die Belegschaft ganzer Schlafsäle diesem Rauschersatzmittel frönte“, berichtete der Ebracher Anstaltsarzt. Die seit einem Jahr dort angestellten Untersuchungen bei 400 Jugendstrafgefangenen ergaben: 27 Prozent gestanden unumwunden, daß sie bereits Rauschdrogen zu sich genommen hatten. Drei Viertel davon bestätigten einen regelmäßigen Gebrauch. 60 Prozent hatten zudem von Haschisch auf stärkere Drogen gewechselt. Ein besonderes Merkmal dieser rauschgiftsüchtigen Gefangenen ist nach den Worten des Anstaltsarztes „eine stark abweisende Haltung gegen jede Ordnung und Unterordnung“. Nachdem das „Schnüffeln“ am Leim dadurch beendet
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