Wir beobachten die Welt
Neue Wege, den Ernteertrag zu steigern
◆ Wissenschaftler wollen künftig die Kraftwerksabwärme — bisher als Kraftwerk-„Abfall“ bezeichnet — nutzbringend einsetzen. Wie die Zeitschrift Energiewirtschaftliche Tagesfragen berichtet, soll die Abwärme direkt in landwirtschaftlich genutzten Boden geleitet werden und dort zu Ertragssteigerungen beitragen. Die August-Thyssen-Hütte startet eine erste Versuchsreihe. Sollten die Experimente gelingen, könnten nicht nur Kohl und Kartoffeln schneller und besser wachsen, sondern auch Früchte aus Afrika oder Asien, die bisher in Deutschland nicht gedeihen konnten, fänden ideale Wachstumsbedingungen.
„Terroristen töten anders“
◆ Unter dieser Überschrift schreibt die Frankfurter Allgemeine Zeitung: „Jeder muß sich seinen eigenen Vers auf das Unerklärliche machen, daß nette, ordentlich erzogene, begabte junge Leute die Studienplätze verlassen, untertauchen, sich zu Banden zusammenschließen, romantische Träume über Weltverbesserung ausspinnen, zur Überführung des Traums in die Wirklichkeit Bomben basteln, mit Gründlichkeit Kampfpläne zum Überfall auf Banken, Flugzeuge, Konsulate entwerfen, sie dann, mit dem Strumpf über dem Kopf, auf die Sekunde genau ausführen und dem die Kugel geben, der als Verräter gilt. Aber, wo in dieser Perfektion kommt der Mensch vor? ... Unentrinnbar wie vor Jahrhunderten Pest und Cholera bricht heute Terror über Menschen herein. Es ist blindwütiges Zuschlagen, ohne daß der Getroffene einen Grund finden könnte, warum gerade er zum Objekt der Gewalttat gemacht wurde, auch ohne daß die Täter mit ihrem Opfer persönliche Beziehung verbände. Das Sinnlose des Terrorismus ist es, das den Schrecken erregt. Eine kleine Gruppe von Menschen löst sich vorsätzlich von dem Humanismus, von der unzerstörbaren Beziehung auf den Menschen, die Kern der Zivilisation ist. Albert Schweitzer, Prediger der Ehrfurcht vor dem Leben, ist zum Idol der Generation geworden, die den letzten Krieg überlebte. Terrorismus ist das Gegenteil, das Nein zum Menschen.“
Zahl der Gefängnisinsassen nimmt stetig ab
◆ Bedeutet dies, daß auch die Zahl der Straftäter immer mehr abnimmt? Dieser Vorstellung widersprechen laufend Berichte in der Tagespresse, nach denen die Kriminalität bis hin zur Flugzeugentführung, Geiselnahme und Erpressung weiterhin zunimmt. Sollten die zuständigen Instanzen zu der Erkenntnis gekommen sein, daß die wenigsten Straftäter in der Gefängniszelle eine Wandlung zum Guten durchmachen? Wie der Wiener Kurier berichtet, müssen jetzt tatsächlich weniger als 10 Prozent der von deutschen Gerichten abgeurteilten Angeklagten hinter Gitter — 85 Prozent aller Straftaten von erwachsenen Personen werden lediglich noch mit Geldstrafen geahndet. 60 Prozent der Freiheitsstrafen verhängen die Richter nur noch bedingt. Ob diese Behandlung die Straftäter veranlaßt, zu einem anständigeren Leben zurückzukehren, wird die Zukunft zeigen, ja sie wird eine klare Antwort geben.
Blutiges Schauspiel in Johannesburg
◆ Ein wirklich makabres „Schauspiel“ hat sich kürzlich in der südafrikanischen Stadt Johannesburg zugetragen. Auf einer Terrasse im sechsten Stockwerk eines Hochhauses hockte ein 22jähriger Afrikaner der sich das Leben nehmen wollte. Während ein Mann von der Zentrale für Selbstmordverhütung bemüht war, den jungen Mann von seinem Vorhaben abzubringen, waren die inzwischen zusammengeströmten Sonntagsspaziergänger anderer Meinung. Sie wollten offensichtlich Blut sehen. Darum rief die in der Tiefe wartende Menge von mehr als zweitausend Sensationslüsternen in unaufhörlichen Sprechchören: „Spring doch, spring doch!“ Schließlich beugte sich der junge Neger über die Brüstung des Balkons und sprang mit ausgebreiteten Armen in die Tiefe. Er schlug dumpf zwischen den Neugierigen auf und starb in einer Blutlache. Entsetzt meinte der Helfer von der „Zentrale für Selbstmordverhütung“ später: „Das Schauspiel stellte für die Menge eine vorzügliche Unterhaltung dar. Ich versuchte, den jungen Mann von seinem Vorhaben abzubringen, aber die Menge feuerte ihn immer wieder an zu springen. Zum Schluß hatte er das Gefühl, springen zu müssen, um die Massen zufriedenzustellen — wie ein Schauspieler, der sein Publikum nicht enttäuschen will.“
Die russischen Kornkammern sind leer
◆ Die US-Firma Continental Grain Co. berichtete in New York vom erfolgreichen Abschluß eines Vertrages zur Lieferung von 4,5 Millionen Tonnen Mais und 1,1 Millionen Tonnen Gerste an die Sowjetunion. Eine Woche vorher hatte die Sowjetunion bereits zwei Millionen Tonnen Weizen in den USA bestellt und 750 000 Tonnen in Australien. Von der lange anhaltenden Trockenheit, die der Hintergrund für die Getreidebestellungen in verschiedenen Ländern ist, wurden besonders sechzehn Gebiete der Sowjetunion mehr oder weniger hart betroffen. Dazu gehört zum Beispiel Kasachstan. Die klimatisch bedingten Rückschläge werden von den Sowjetplanern besonders enttäuschend empfunden, weil gerade in dieser Periode die größten Aufwendungen der Budget-Geschichte für die Landwirtschaft vorgenommen wurden. So betrugen die zentralen Investitionen des Staates in der Zeit von 1971 bis 1975 nicht weniger als 129 Mrd. Rubel, das sind rund 500 Mrd. DM, dazu kamen noch die Eigeninvestitionen landwirtschaftlicher Betriebe in Höhe von 46,4 Mrd. Rubel.
Riesengalaxis entdeckt
◆ Nach einem Bericht der Tiroler Tageszeitung haben jetzt amerikanische Astronomen eine neue Galaxis entdeckt, die acht Milliarden Lichtjahre von der Erde entfernt und etwa fünf- bis zehnmal größer ist als unsere Milchstraße. Das neue Sternsystem mit der wissenschaftlichen Kurzbezeichnung „3c 123“ ist das am weitesten entfernte Objekt im Weltraum, das bisher fotografiert worden ist. Mit ungewöhnlich langen Belichtungszeiten sei es den Forschern gelungen, die überaus schwachen Lichtstrahlen auf den Film zu bannen. Anschließend seien mit Hilfe eines Computers alle anderen Lichtquellen aus den Aufnahmen eliminiert worden. Mit den erfolgreichen Aufnahmen der Galaxis seien vermutlich mehrere hundert Milliarden Sterne erfaßt worden, und dadurch sei es möglich geworden, die Grenze beobachteter Sternsysteme um drei Milliarden Lichtjahre weiter in das Universum hinauszuschieben.
Millionen Sterilisationen in Amerika
◆ Während in den Vereinigten Staaten im Jahre 1965 nur 8 Prozent der Ehepaare weiteren Schwangerschaften durch eine Sterilisation vorbeugten, waren es 1973 bereits 16 Prozent. Von 1970 bis 1973 sind in den Vereinigten Staaten rund 3,8 Millionen Sterilisationen bei Männern und Frauen vorgenommen worden. Nach den Schätzungen des Zentrums für Gesundheitsstatistik dürfte sich aber die Zahl der Sterilisationen in den Vereinigten Staaten in den nächsten Jahren nochmals verdoppeln. Wie aus einem im International Family Planning Digest (6/75) veröffentlichten Bericht über eine Untersuchung hervorgeht, sind in den Vereinigten Staaten bisher insgesamt 6,6 Millionen chirurgische Eingriffe zur Sterilisation vorgenommen worden; 70 Prozent bei Frauen.
Abberufung eines Theologen vom Bischof gefordert
◆ Wieder ist ein Theologe bei seiner Kirchenleitung in Ungnade gefallen. Diesmal handelt es sich um den katholischen Kirchenrechtler Horst Herrmann. Der Bischof von Münster beantragte beim nordrhein-westfälischen Wissenschaftsminister, gegen ihn „vorzugehen“ und „für einen dem Lehrbedürfnis entsprechenden Ersatz zu sorgen“. Der Bischof berief sich dabei auf Artikel 12 des preußischen Konkordats, nach dem ihm das Recht zusteht, einen Theologieprofessor beim Ministerium „anzuzeigen“, wenn dieser nach Meinung des Bischofs „der katholischen Lehre zu nahe tritt“. Mit einer rund 30 Seiten umfassenden Dokumentation hat der Bischof seinen Antrag gegen den derzeitigen Dekan des katholischen Fachbereiches an der Wilhelmsuniversität in Münster begründet. Der Kirchenrechtler hatte sich vor allem mit seinem Buch Ehe und Familie und einer Analyse der Lage der Kirche in der Bundesrepublik Deutschland („Das unmoralische Verhältnis“) bei der Amtskirche unbeliebt gemacht. Er hatte seiner Kirche vorgeworfen, in der mittelalterlichen Theologie steckengeblieben zu sein, und von ihr Armut, Dienen und Verzicht auf Macht und Privilegien gefordert. Er hatte aber auch Anstoß erregt, weil er öffentlich für die Abschaffung der Kirchensteuer plädiert hatte.
Fische mit Brandwunden
◆ Wie die Stuttgarter Zeitung berichtet, erlebten kürzlich die Teilnehmer an der renommierten Segelregatta „Quartet Ton Coup“ eine unprogrammgemäße Überraschung: Als sie den Hafen des nordfranzösischen Feudalbades Deauville anlaufen wollten, versperrten ca. fünfzig Fischkutter die Einfahrt. Fischer aus den Häfen zwischen Cherbourg und Le Havre hatten diesen Zeitpunkt gewählt, um besonders publicityträchtig auf ihre durch Umweltgifte verseuchten Fänge aufmerksam zu machen. Gemäß dem Bericht hat die Wasserverseuchung an Frankreichs Nordküste — ebenso wie im Mittelmeer — einen Grad erreicht, der Furcht erweckt. Hunderte von Tonnen chemischer Abfälle ergießen sich Tag für Tag allein in der Gegend von Calais in die Fischgründe. An der Seine-Mündung ist es noch schlimmer. Über die Folgen berichtete ein Sprecher der meuternden Schaluppeneigner: „Wir ziehen Fische aus dem Meer, die aussehen, als kämen sie aus einem Gruselkabinett. Sie sind deformiert, mit Eiterbläschen bedeckt und zeigen Brandwunden, die bis auf die Gräten gehen.“
Alarmierende Bilanz der Vogelschutzwarten
◆ Nach einem Bericht des hessischen Landwirtschaftsministeriums haben die hessischen Ornithologen in mühsamer und geduldiger Kleinarbeit ermittelt, daß von den 143 in Hessen lebenden Brutvogelarten 61 in ihrem Bestand gefährdet sind. Dazu gehören die Wanderfalken, von denen es in Hessen nur noch ein Brutpaar gibt. Von den Weißstörchen findet man in ganz Hessen nur noch 5 Brutpaare, von den Eisvögeln nur noch knapp 30 und von den Blaukehlchen nur noch 25 Paare.
Zur gleichen Zeit hat auch der Internationale Rat für Vogelschutz eine „rote Liste“ gefährdeter Vogelarten der deutschen Sektion veröffentlicht. Daraus geht hervor, daß insgesamt 103 Vogelarten in der Bundesrepublik in ihrem Bestand bedroht sind. Das seien 43 Prozent aller Vogelarten. Einige davon stünden kurz vor dem Aussterben, z. B. der Kranich, der Seeadler, der Wanderfalke, der Uhu und der Goldregenpfeifer. In dem Bericht des Spitzengremiums der deutschen Vogelwarten und Ornithologen-Gesellschaften wird festgestellt daß seit 1972 elf Vogelarten neu in die „rote Liste“ aufgenommen werden mußten — darunter Zwergdommel, Heidelerche und Uferschwalbe. Die alarmierende Bilanz ist gemäß dem Rat für Vogelschutz vor allem auf die Zerstörung der natürlichen Umwelt zurückzuführen. So bedroht allein die Vernichtung von Feuchtgebieten 43 Vogelarten. Außerdem würden immer mehr „Allerwelts-Lebensräume“, z. B. feuchte Wiesen und Streuobstflächen, aus dem Landschaftsbild verschwinden.
Sumatra-Tiger von Ausrottung bedroht
◆ Wie der Weltnaturschutzbund in Morges (Schweiz) mitteilte, könnte der Sumatra-Tiger allen Schutzmaßnahmen zum Trotz in wenigen Jahren ausgerottet sein. In wilder Jagd würden jedes Jahr etwa 100 Exemplare wegen ihres wertvollen Felles abgeschossen, so daß es jetzt nur noch etwa 800 dieser prächtigen Tiere auf der indonesischen Insel gebe. Auf Bali gelte der nach dieser Insel benannte Tiger bereits als ausgerottet. Auch auf Java gebe es nur noch ein Dutzend Tiger.
Ein weiterer Beweis, daß der Mensch, der jetzt schon nach den Sternen greifen möchte, als Schirmherr der niederen Schöpfung und als verantwortungsbewußter Verwalter der Erde versagt hat! Nach dem Schöpfungsbericht gab Gott den Menschen den Auftrag: „Seid fruchtbar und werdet viele und füllet die Erde und unterwerft sie euch, und haltet euch die Fische des Meeres und die fliegenden Geschöpfe der Himmel untertan und jedes lebende Geschöpf, das sich auf der Erde regt“ (1. Mose 1:28). Statt dessen wird laufend berichtet, daß „Fische des Meeres“, „fliegende Geschöpfe der Himmel“ und andere „lebende Geschöpfe“, die sich auf der Erde regen, ausgerottet sind oder nahe davorstehen.