Wachtturm ONLINE-BIBLIOTHEK
Wachtturm
ONLINE-BIBLIOTHEK
Deutsch
  • BIBEL
  • PUBLIKATIONEN
  • ZUSAMMENKÜNFTE
  • Was wir angesichts des Endes tun sollen
    Der Wachtturm 1951 | 15. November
    • grosse Menge „anderer Schafe“, deren Freude es ist, den geistlichen Brüdern Christi so Gutes zu tun, als ob sie es direkt ihm täten. Wie passend ist also die Ermahnung des Petrus an jene, die in der Gemeinde des Volkes Gottes geistlich älter sind: „Hütet die Herde Gottes, die bei euch ist“! Was für eine Menge Hirtenarbeit gibt es doch heute zu tun, während der Oberhirte fortfährt, weitere der „andern Schafe“ in die eine Herde unter den einen Hirten zu bringen! Und während wir diese Hirtenarbeit tun, mögen wir uns vergewissern, dass wir sie in rechter Weise tun, so wie Petrus es vorschreibt: willig, eifrig, als Vorbilder der Herde und weder gezwungen noch aus Liebe zu unehrlichem Gewinn noch indem wir über Gottes Schafe herrschen. Nicht nur die geistlich Älteren, sondern auch die Jüngeren sollten demütig sein und sich der Führung durch Gottes Hand unterziehen. All dies müssen wir tun, um nach den Schafen des Grossen Hirten zu jagen, sie zu sammeln und zu weiden. Lasst uns, während die „andern Schafe“ nun von den weltlichen Böcken geschieden werden, sie alle zur Herde willkommen heissen, soviele nur kommen mögen. Lasst uns alle in Frieden und voller Liebe miteinander vorangehen, damit wir als eine einzige, untrennbare Herde zusammen durch Harmagedon hindurchgelangen. — 1. Pet. 5:1-6, NW.

      25. Gegen wen müssen wir Stellung beziehen, wobei wir nicht in Deckung rennen?

      25 Denkt daran, dass Satan, der Teufel, unser Hauptwidersacher ist. Fürchtet ihn nicht, und lasst nicht zu, dass ein panischer Schrecken euch ergreife, weil er seine ganze Welt wider euch mustert und euch und eure Brüder grausamen Leiden unterwirft. Er ist seinem Ende nahe, nicht ihr dem eurigen. Um also ferner Petrus anzuführen: „Bleibet eurer Sinne mächtig; seid wachsam. Euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge. So bezieht Stellung wider ihn, standhaft im Glauben, da ihr wisset, dass dieselben Dinge bezüglich Leiden sich an der ganzen Gemeinschaft eurer Brüder in der Welt erfüllen.“ Niemand ist davon ausgenommen, und auch ihr könnt davon nirgends in dieser Welt ausgenommen sein, wenn ihr treu seid. So rennt denn nicht in Deckung, noch sondert euch ab. Bleibt mit euern Brüdern Schulter an Schulter, und ertragt die Leiden mit ihnen und bezieht so mit festem Glauben Stellung wider den Teufel. — 1. Pet. 5:8, 9, NW.

      26. Was ist Gottes Zweck, uns so leiden zu lassen, und was wird es bedeuten, dass wir vollständig siegreich hervorgehen?

      26 Die Welt wird ihrer Vernichtung preisgegeben, und die Christenheit mit ihr zusammen. Doch Jehova Gott ist uns sehr nahe und handelt mit uns im Hinblick auf unsere vollständige Errettung. Er lässt nicht Leiden über uns kommen, um uns zu vernichten, sondern sucht uns durch die Dinge, die wir erleiden, im Gehorsam zu vervollkommnen. Er schult uns für treuen künftigen Dienst, um uns in seinem Dienste unbeweglich und geistig stark zu machen. So lasst uns trotz beständigen Leiden nicht schlaff werden. „Aber“, so versichert uns Petrus, „der Gott aller unverdienten Güte, der euch berufen hat zu seiner ewigen Herrlichkeit in Einheit mit Christus, wird, nachdem ihr eine kleine Weile gelitten habt, selbst eure Schulung vollenden, er wird euch befestigen, er wird euch stark machen.“ (1. Pet. 5:10, NW) Wenn somit zufolge der Bestrebungen der zusammengeschlossenen, alles aufbietenden Feinde binnen kurzem der Höhepunkt der Schlusserprobung kommt, werden wir zur Rechtfertigung Gottes völlig siegreich hervorgehen und so das Ende überleben.

      27. Was ist also unsere klare Aufgabe, und was führen wir mit der Entschlossenheit, sie zu erfüllen, durch?

      27 Unsere Aufgabe angesichts des Endes der Welt ist also klar. Als eine theokratische Organisation müssen wir für den Rest dieses Jahres und während der noch verbleibenden Zeit der Nachsicht Gottes gegenüber dieser Welt vorwärtsdrängen. Wir müssen aus Liebe zusammenhalten, vereint kämpfend, vereint Gott dienend, vereint ausharrend und betend auf der ganzen Erde. Sind wir dazu entschlossen? Dann vorwärts mit dem Schlusswerk! Vorwärts mit dem Predigen dieser guten Botschaft von Gottes Königreich auf der ganzen Erde zu einem Zeugnis ohne Anhalten, bis das vollendete Ende kommt und Jehova Gott selbst sich aufmacht, um als Höhepunkt sein Zeugnis zu geben, worauf seine neue Welt folgt, in die hinein wir zu seinem ewigen Ruhm durch Christus Jesus leben sollen.

  • Gedächtnisfeier und Landesversammlung in Australien
    Der Wachtturm 1951 | 15. November
    • Gedächtnisfeier und Landesversammlung in Australien

      Dieser Artikel ist eine Fortsetzung des Berichts über die kürzliche Reise, die der Präsident der Gesellschaft, N. H. Knorr, und sein Sekretär, M. G. Henschel, nach dem Fernen Osten unternahmen. Der letzte Bericht schloss mit ihrer Abreise von Neuseeland. Der vorliegende Artikel beginnt mit ihrer Ankunft in Australien.

      MILTON HENSCHEL und ich sassen gemütlich auf unsern Plätzen im zweiten Deck des grossen Wasserflugzeuges „Solent“ der Tasman Empire Airways und sprachen über unser Ankunftsprogramm in Sydney. Nur noch wenige Stunden und wir sollten dort sein und würden uns dann ins Zweigbüro in Strathfield begeben. Dort würden wir etwas essen, und „dann“, so sagte ich, „wollen wir uns frühzeitig zu Bett begeben.“ Dies war am Freitagnachmittag, 16. März 1951. Wir sollten am nächsten Tag um 5 Uhr aufstehen, um uns nach Perth, der bedeutendsten Stadt an der Westküste Australiens, auf den Weg zu machen. Dort sollten wir spät am Samstagabend ankommen; darauf würden während der Veranstaltung in Perth drei Versammlungen folgen, und dann müssten wir Sonntags um 23.15 Uhr das Flugzeug nehmen, um die Nacht hindurch nach Sydney zurückzufliegen.

      Da war es schon! Sydney, Australien, und die mächtige Stahlbrücke und der prächtige Hafen. Platsch! Das grosse Flugzeug schlug auf dem Wasser auf. Ein Wasserflugzeug ist nicht wie ein Landflugzeug. Es verlangsamt seinen Lauf geschwind. Die Bucht war ruhig, als das Flugzeug die blauen Wasser berührte. Plötzlich ging es langsamer, und dann hatte man das Gefühl des Einsinkens. Doch sinkt man nur bis zur rechten Tiefe.

      Welch eine Menge wartete am Landungsplatz, um uns zu grüssen! Wir sahen einige, die wir kannten, und an manche Gesichter erinnerten wir uns von unserem frühern Besuch her. Und da waren auch viele neue Gesichter. Dort war Roy Moyle, der Stellvertreter des Zweigdieners von Australien, begleitet von einem neu von Amerika Angekommenen, von Ted Jaracz. Es war 17.30 Uhr, als wir landeten, und nach 19 Uhr, als wir nach Strathfield fuhren, nachdem wir durch den Zoll gegangen waren. Das Bethelheim sah hübsch aus, und der Garten um dasselbe war gut gepflegt. Es war tatsächlich wie eine Heimkehr, als wir durch die Tore eintraten und viele Glieder der Familie sahen, die schon zur Zeit unseres früheren Besuches da gewesen waren. Es tat uns leid, dass wir nicht viel Zeit mit ihnen verbringen konnten, aber wir fühlten, dass wir der Ruhe bedurften.

      Am 17. März waren wir um 7 Uhr im Mascot-Flughafen, und um 7.30 Uhr flogen wir mit einem „Skymaster“ der Trans-Australia Airlines Melbourne entgegen. Bruder Moyle begleitete uns. Ein nicht vorgesehener Halt erfolgte in der Hauptstadt Canberra, doch keine weiteren Passagiere bestiegen das Flugzeug. Ein Gerücht ging um, dass der Premier nach Melbourne unterwegs sei. So flogen wir denn weiter, und als wir den Essendon-Flughafen in Melbourne erreichten, erspähten wir eine grosse Menge Anwesender und ein Banner mit den Worten „Willkommen, Brüder“. Die Passagiere wunderten sich, was los sei, wir aber wussten es. Weit über hundert Verkündiger waren herausgekommen, um uns zu grüssen. Eine Anzahl Pressevertreter waren da und stellten mir Fragen und machten photographische Aufnahmen. Es war ein ungewöhnliches Ereignis für den Flughafen Essendon, dass sich eine solche Menge dort ansammelte, wenn keine Passagiere ausstiegen.

      Weiter nach Adelaide flogen wir, und auch dort fanden wir wieder eine Menge Brüder, die uns erwarteten. Es mögen in Parafield etwa achtzig gewesen sein, und es tat uns wohl, sie zu sehen. Auch sie sprachen vom kommenden Kongress. Sie wünschten uns einen guten Besuch in Perth, und dann ging es weiter. Wir flogen der Südküste Australiens entlang und später über die Wüste. In der Abenddämmerung flogen wir über das berühmte australische Goldminen-Zentrum von Kalgoorlie und landeten darauf um 20 Uhr in Perth. Wir waren an jenem Tage fast 3700 Kilometer geflogen und waren reisemüde. Wir begaben uns in die Wohnung der Brüder, wo wir schlafen sollten, und blieben ein wenig mit ihnen zusammen, wobei wir einige Erfrischungen einnahmen. Dann — zu Bett!

      PERTH, W.-A.

      „Ich bin froh, dass ich hierher gekommen bin und euch die lange Reise nach Sydney erspart habe“, so sagte ich zu 870 Zeugen Jehovas und ihren Freunden in der Stadthalle, Perth, der Hauptstadt von Westaustralien. Jeder schien diese Worte zu schätzen, und ich erfuhr später, warum sie einen so warmen Beifallssturm hervorriefen — kaum hundert von den Zuhörern hätten zur Landesversammlung in Sydney gehen können!

      Vor unserer Ankunft war die Veranstaltung schon zwei Tage im Gange gewesen. Die meisten Tagesstunden waren zum Bekanntmachen des öffentlichen Vortrages verwendet worden. Die Freitagabend-Dienstversammlung war lebendig und hilfreich gewesen, wie sie sagten, und die wichtigen Punkte wurden den Verkündigern mittels guter Demonstrationen eingeprägt. Die Dienstamtschule kam danach, wobei die erste Lektion im analytischen Studium der Neuen-Welt-Übersetzung der Christlichen Griechischen Schriften behandelt worden war. Sie hatte das Interesse aller geweckt und den Appetit für das kommende regelmässige Studium ihrer Einzelheiten angeregt. Es wurde mir gesagt, dass der Besuch der theokratischen Schule bestimmt wieder besser werde. Niemand werde irgend etwas von diesem besonderen Studium der Griechischen Schriften verpassen wollen. Früh am Samstagmorgen hatte eine Taufhandlung stattgefunden. Einundsechzig wurden untergetaucht.

      Dann kam der grosse Tag, wie die Brüder ihn nannten, der Sonntag. Es sollte ein Tag von Versammlungen sein, die von neun Uhr morgens bis neun Uhr abends dauerten. Bruder Moyle vom Bethel Strathfield leitete ihn ein, worauf Bruder Henschel folgte. Dann sprach ich über das Thema der Moral und des Wandels innerhalb der Organisation Gottes. Bruder Rees, der Kreisdiener, sagte nachher: „Diese treffende, unnachgiebige und dennoch freundliche Ansprache veranlasste die Zuhörer sozusagen vom Stuhlrand aus gespannt auf jedes Wort zu lauschen. Eine Dame, die zum erstenmal bei einer Versammlung zugegen war, sagte, sie habe nie zuvor eine derartige Rede gehört, und sie war hocherfreut. Wie summte es im Saal nach der Ansprache von all den Gesprächen!“

      Darauf folgte der öffentliche Vortrag im Kapitoltheater. Das Thermometer zeigte die unangenehme Höhe von 38 °C an, und der erfrischende Strand lockte gewaltig. Wie viele würden herkommen, um einen biblischen Vortrag anzuhören? Um 15 Uhr waren zum Vortrag „Rufet Freiheit aus durchs ganze Land“, der im Gesprächston gehalten wurde, 1291 anwesend. Mindestens die Hälfte dieser Zahl bestand aus dem öffentlichen Publikum und Leuten, die sich für die gute Botschaft interessieren. Als der Saal sich nachher leerte, sprach ich mit den Pionieren über Gilead und ihre Aussichten für die Zukunft. Von den neunundzwanzig anwesenden Pionieren füllten vierzehn Voranmeldungen für die Gileadschule und den Auslandsmissionardienst aus. Es besteht die Hoffnung, dass sich alle würdig erweisen, dorthin gerufen zu werden.

      Darauf zurück zur Stadthalle in Perth zum Essen und zur Abendversammlung. Sie begann mit Erfahrungen, die, um das mindeste zu sagen, in einzigartigem Rahmen erzählt wurden. Der Gruppendiener von Pingelly, W. A., erklärte, dass es in seiner Gruppe „neue Australier“ gebe, die kürzlich eingewandert seien, sowie Displaced Persons aus Europa, wie solche genannt werden, ferner alte Australier oder Einheimische und die gewöhnlichen Australier. Er hatte Vertreter von jeder Kategorie auf dem Podium und rief sie der Reihe nach auf, ihre Erfahrungen zu erzählen. Während einer halben Stunde widerhallte der Saal vom Beifall, als jetzt ein Einheimischer, der eben lesen und schreiben lernte, dann ein mit der Sprache kämpfender Europäer auftraten, um ihre Erfahrungen zu erzählen. Es war in der Tat herzbewegend, zu hören, wie diese neuen Australier erklärten, dass die ersten Zeugen, die sie nach ihrer Ankunft im Lande sahen, die Einheimischen, die ursprünglichen Australier, gewesen seien. Solche Erfahrungen erfreuten bestimmt die Herzen der Kongressbesucher und erfüllten sie mit neuer Kraft und Wärme.

      Als nächster sprach Bruder Henschel über Jehovas Gerichte, wobei er sich zum Beweis der vorgebrachten Punkte stark auf die biblischen Aufzeichnungen bezog. Darauf sprach ich über Dinge hinsichtlich des göttlichen Heilens. Augen öffneten sich weiter und weiter, Köpfe nickten zustimmend, Federn rasten über die Linien der Notizhefte, während alte Ideen durch schriftgemässe Wahrheiten ersetzt wurden. Und wie sie sich über die dem wirklichen Leben entnommenen Bilder freuten!

      Um 23 Uhr versammelte sich an jenem Abend am Flughafen eine grosse Menge, um Lebewohl zu sagen. Ein letztes Winken, und sie waren ausser Sicht, im Dunkeln, aber noch in unserer Erinnerung. Welch gesegnete Gabe Gott uns doch gegeben hat — das Gedächtnis! Wir hatten nicht viel von der Stadt gesehen, sahen aber die Verkündiger des Königreiches und jene, an die wir denken wollten.

      In etwa fünfeinhalb Stunden sollten wir in Adelaide ankommen. Wir landeten bei Tagesanbruch und fanden acht der Verkündiger auf dem Flugplatz. Sie waren zwei Stunden vorher aufgestanden. Einige konnten nicht nach Sydney kommen, und es tat uns leid für sie. Sie blickten schon den Berichten der zurückkehrenden Kongressbesucher entgegen.

      Um 7 Uhr befanden wir uns in einem Convair-Verkehrsflugzeug, das nach dem 1355 Kilometer entfernten Sydney abflog. Wir erreichten die Umgebung der Blauen Berge, und das Wetter sah recht schlecht aus. Vor uns hingen schwere Wolken, und die Stewardess sagte, es sei möglich, dass wir nicht im Mascot-Flughafen landen könnten. Starker Regen fiel in Sydney. Während wir auf die bestimmte Meldung warteten, ob wir in Mascot landen würden oder nicht, schienen sich die Wolken zu zerteilen, und bald konnten wir die roten Dächer der Aussenquartiere Sydneys erblicken. Um 10.40 Uhr landeten wir auf der nassen Piste, doch nass oder nicht nass — es tat uns wohl, sie zu sehen, und bald waren wir wieder im Bethelheim. Es hatte sehr viel geregnet, und wir hofften, dass die Regengüsse aufhören möchten, weil der Kongress bald anfangen sollte.

      SYDNEY, N. S. W.

      Am 22. März war die Szene, die das Auge des Zuschauers in der Moorefield-Rennbahn, Kogarah, Sydney, grüsste, in der Tat ungewöhnlich. Jawohl, man sah Tausende von Menschen, doch kein einziges Pferd! Die Leute wogten um die Stände, wo sonst gewettet wird, aber niemand wettete oder war überhaupt an Pferderennen, an Australiens Nationalsport, interessiert. Denn dies war die Landesversammlung der Zeugen Jehovas, die „Theokratische Versammlung der Lobpreisung Jehovas“, wie sie für die Tage vom 22.-25. März vorgesehen war. Und welch herzerfreuende Szenerie! Tagelang vor der Versammlung war das Wetter alles andere als günstig gewesen; der Regen war niedergeprasselt und hatte den festen Boden in eine weiche, klebende Masse verwandelt. Aber am Tage, bevor die Versammlung beginnen sollte, hellte sich das Wetter auf, und der Himmel wurde klarblau und blieb so während der ganzen Veranstaltung. Die Nächte waren angenehm mild und vom Vollmond, der über der Bucht heraufstieg, wunderbar erhellt.

      Die australischen Brüder waren tatsächlich hocherfreut über die vielen Vorkehrungen, die zu ihrem Wohlbehagen während ihres Hierseins getroffen worden waren. Im ganzen sorgten 28 verschiedene Abteilungen für die Bedürfnisse der Delegierten, wovon die hervorragenden die „Cafeteria“ und das Zeltlager waren. Die ganze Einrichtung war derjenigen der Internationalen Versammlung in New York ähnlich, und man war überrascht über die Wirksamkeit der Organisation, als eine Höchstzahl australischer Kongressbesucher erreicht wurde. Von den Haupttribünen aus genossen die Zuhörer ein wahres Festmahl für die Augen. Das Podium war nach dem Muster des Podiums in New York, doch viel kleiner, gehalten. Grosse weisse Lettern bildeten die Worte „Jehovas Lobpreis-Versammlung“. Blumen säumten die Seiten des Rednerpodiums. Im Hintergrund bildeten die seidengrünen Matten eines Golfplatzes und der gut gepflegte Rasen der Rennbahn einen wunderbaren Rahmen für die Bühne. In der Ferne konnten die blauen Wasser der Botany-Bucht gesehen werden, wo Kapitän Cook zuerst in Australien gelandet war, sowie der weisse Sand des Strandes. Die Redner selbst hatten eine gute Übersicht über die drei Tribünen und das Zelt. Während der Veranstaltungen sassen Hunderte bequem auf dem Rasen um die Haupttribüne und lauschten. Im ganzen genommen schätzten alle Anwesenden diese Veranstaltung im Freien, wo es viel Platz gab und man sich leicht bewegen konnte, und dazu die lieblichen Schattenbäume und die mancherlei Bequemlichkeiten sowie das ideale Wetter.

      Wenn bis zu viertausend Menschen zusammenkommen, dürfte man erwarten, unter ihnen sehr viele Unterschiede zu finden, besonders, wenn sie von Orten herkommen, die fast fünftausend Kilometer auseinanderliegen. Da gab es Besucher aus Westaustralien, dem Nordterritorium, aus Queensland, Südaustralien, Viktoria, der Insel Tasmanien, und einige hatten sogar die Reise von Neuseeland gemacht. In Australien jedoch ist kein Wechsel in der Aussprache festzustellen, wenn jemand von einem Staat in einen andern reist, und so war es, abgesehen von einigen breitrandigen Hüten und der schleppenderen Redeweise der Landleute, nicht möglich, einen Westaustralier von einem nördlichen Queensländer zu unterscheiden. Gruppendiener, Pioniere und Kreisdiener aus all diesen Staaten erstatteten während des Kongresses interessante Berichte und zeigten, wie in grossen Städten und auf dem Land ein Fortschritt zu verzeichnen ist.

      Ohne Zweifel war das Glanzlicht der Versammlungen die Gedächtnisfeier am Freitagabend. Diese war in vielen Beziehungen „erstklassig“. Nie zuvor war in Australien eine Gedächtnisfeier im Freien abgehalten worden. Die Bedeutung des Anlasses wurde noch dadurch erhöht, dass der Vollmond hinter zerstreuten Sammetwolken hervorblickte. Die Symbole, Brot und Wein, wurden jedes für sich ausgeteilt. Eine Zuhörerschaft von 4206 Personen sass ruhig auf den Tribünen und auf dem Gras und sah zu, wie die Symbole ausgeteilt wurden, und 263 genossen davon, während ich schriftgemässe Erklärungen und Rat erteilte. Es war eine Szene von heiterer Ruhe und Frieden. Wahrlich, ein Ereignis, das im Gedächtnis der australischen Besucher immerdar eingegraben bleibt.

      Am Samstagmorgen wurde der Vortrag über „Taufe“ gegeben, und welche Freude zu sehen, wie 160 der Zuhörer aufstanden, um ihren Wunsch, getauft zu werden, zu bekunden! Sie wurden danach an den Strand geführt und getauft. Die Presse nahm Kenntnis von diesem Anlass. Dann, am Nachmittag, nachdem ich meine Rede beendet hatte, versammelten sich mehr als dreihundert Pioniere und Kreisdiener im Zelt, um die Gileadschulung und die Arbeit auf den Inseln ins Auge zu fassen, die dem australischen Zweigbüro zugeteilt sind, wie Neuguinea, Neukaledonien und die Norfolkinsel. Achtzig Pioniere füllten Voranmeldungen für Gilead aus, während dreissig andere sich freiwillig meldeten, in den Pionierdienst auf tropische Inseln gesandt zu werden. Sie zeigten klar, dass es ihr Wunsch ist, die Erkenntnis der guten Botschaft überall auszubreiten.

      Unter einem klarblauen Himmel füllten am Sonntagnachmittag 5805 Personen die Tribünen und den Rasen, als ich den öffentlichen Vortrag „Rufet Freiheit aus durchs ganze Land“ hielt. Die Zuhörer nahmen jedes Wort begierig in sich auf und spendeten warmen Beifall für die trostreichen Worte der Ansprache. Es war ein gutes Zeugnis für Sydney. Die Jubelfeier, die für den Australischen Bund im Gange war, wurde gut angekündigt und war gekennzeichnet durch besondere Festlichkeiten. Doch wie ganz anders war dies als Jehovas Jubelfeier der Freiheit!

      Etwas, worauf man in Sydney gefasst sein musste, war Dunkelheit zufolge von Stromunterbrechungen, die wegen Mangels an Stromgeneratoren zu irgendeiner Zeit eintreten konnte. Das Land wird auch von Streiks und Kohlenknappheit heimgesucht. Am ersten Tag gab es eine Stromunterbrechung während der Tageslichtstunden, doch hatten die Brüder dieses Problem vorausgesehen und eine Hilfskraftstation eingerichtet, um das Lautsprechersystem in Funktion zu halten. Weil auf den Anlagen keine Beleuchtungseinrichtung vorhanden war, wurde viel Arbeit getan, eine solche zu installieren. Jehovas Zeugen sind die ersten, welche diese Rennbahn beleuchtet haben. Insgesamt wurden 3600 Meter Draht dazu verwendet. Lautsprecher wurden überall auf den Anlagen installisiert, damit man entweder auf den Tribünen oder unter einem schattigen Moreton-Bay-Feigenbaum sitzen oder in einem Zelt oder einem Wohnwagen im Zeltlager weilen konnte. Den Kongressabteilungen sehr dienlich war auch die Installation eines eigenen Telephonsystems, was viele Schritte ersparte, wenn Meldungen ausgesandt werden mussten oder Schwierigkeiten entstanden.

      Etwas, was von den Kongressbesuchern besonders geschätzt wurde, war die Einladung, nach der Versammlung das Heim des Zweigbüros und die Druckerei zu besuchen, sowie die Einführung von Bruder T. Jaracz, einem Gileadabsolventen und Amerikaner, als neuer Zweigdiener für Australien.

      Am Sonntagabend kam die Versammlung zu Ende. Die Äusserungen der Verkündiger zeigten, dass es eine Versammlung war, die niemals vergessen werden wird. Sie waren erfrischt worden, während sie die neuen Wahrheiten in sich hineintranken, ermutigt und gestärkt, da sie sich besser ausgerüstet und „gewappneter“ vorfanden für den Schlussansturm des Teufels, erfreut und ermuntert durch die liebliche Gemeinschaft mit alten und vielen neuen Verkündigern.

      Der Geist der Verkündiger in Australien ist sehr gut. Es war eine wirkliche Freude für uns, die Besserung der Zustände zu bemerken im Vergleich zu jenen während des früheren Besuches in Australien im Jahre 1947. In Australien besteht nun absolute Einheit im Werke, und sie haben sich während der vergangenen Zeiten im Felddienste der vielen reichen Segnungen Jehovas erfreut. Als wir im Jahre 1947 dort waren, hatten sie 3284 Verkündiger, welche Bericht erstatteten, doch nun ist die Höchstzahl auf 5163 angestiegen, was zeigt, dass es in Australien, gleichwie in der übrigen Welt, eine Ausdehnung der Theokratie gibt.

      Es war eine Freude, Hunderte der Verkündiger zu sehen, die am Montag das Heim, die Druckerei und den Garten besuchten. Wir waren im Haus herum beschäftigt, uns der verbleibenden Obliegenheiten anzunehmen, die im Büro erfüllt werden mussten. Unser Besuch bei der Bethelfamilie war zu kurz gewesen, doch droben im Norden warteten weitere auf uns. An jenem Abend, dem 26., sollten wir mit einem BOAC-Constellation-Flugzeug nach Djakarta, Indonesien, abfliegen. Die Bethelfamilie und etwa hundert Gruppenverkündiger von Sydney hatten sich bis 21.30 Uhr im Mascot-Flughafen versammelt, als man uns sagte, das Flugzeug zu besteigen. Das war eine fröhliche Gesellschaft, ein wunderbares Völklein. Sie drangen darauf, dass sie sehr bald wieder einen weiteren grossen Kongress wie diesen letzten haben möchten, und dass wir somit nach Australien zurückkehren und sie bald wieder besuchen sollten. Wir sagten ihnen Lebewohl und nahmen unsere Plätze im Flugzeug ein. Als sich das mächtige Fahrzeug langsam aus seiner Lage neben dem Flugstationsgebäude wegbewegte, sah man das lebhafte Winken der Hände. Wir fuhren bis hinab ans Ende des Feldes, hielten dann an, während der Kapitän die Motoren prüfte. Dies wird regelmässig getan, doch als eine Viertelstunde verging und wir immer noch in derselben Stellung waren, begannen wir uns zu wundern, was denn los sei. Schliesslich unterrichtete der Steward alle, dass ein Defekt an einem Motor festgestellt worden sei und wir an die Endstation zurückkehren müssten.

      An der Endstation fanden wir, dass kein einziger der Verkündiger nach Hause gegangen war, und so waren wir nochmals mit ihnen vereint und sagten ihnen, dass sie nun ihren zweiten Besuch von uns im gleichen Jahre gehabt hätten. Andere Passagiere standen oder sassen ungeduldig da, während die Motoren ausgebessert wurden, aber ein theokratischer Reisender hat so viele gute Freunde und Brüder und Schwestern, dass er einen Vorteil hat vor dem gewöhnlichen Reisenden. Die Extrastunde in Gemeinschaft mit den Verkündigern verging schnell und mit viel Freude und Vergnügen. Dann begaben wir uns wiederum ins Flugzeug, und diesmal war es anders. Um 10.55 Uhr verliessen wir den Boden und befanden uns unterwegs nach unserm ersten Halt, wo wir Brennstoff fassen sollten, nach Darwin, einem Vorposten an der Nordküste Australiens. Nun gingen wir schlafen.

  • Fragen von Lesern
    Der Wachtturm 1951 | 15. November
    • Fragen von Lesern

      ● Bezeichnet der Ausdruck „Brüder“ in Matthäus 13:55 geistliche Brüder, fleischliche Brüder oder Vettern von Jesus? — J. P. T., Spanien.

      Jesus war in seine Heimat gegangen und überraschte seine Bekannten durch seine Weisheit und Machttaten, und sie fragten erstaunt: „Woher hat er diese Weisheit und Wunderkraft? Ist er nicht des Zimmermanns Sohn? Heisst seine Mutter nicht Maria und seine Brüder nicht Jakob, Joseph, Simon und Judas? Sind nicht alle seine Schwestern bei uns?“ (Matth. 13:54-56, Kath. Fam.-B.) Der ganze Zusammenhang zeigt, dass diese Mitbürger von einer fleischlichen Familienverwandtschaft redeten. Sie hatten Jesus seit Jahren gekannt, hatten seine Mutter und seine Brüder und Schwestern gekannt; wie tritt denn in ihm plötzlich dieser grosse Wechsel ein? Sie nennen sogar seine Brüder beim Namen. Die Begleitumstände schalten jede Möglichkeit aus, dass sie geistliche Brüder im Sinne hatten. (Mark. 6:1-4, Kath. Fam.-B.) Der Apostel Johannes macht einen Unterschied zwischen den natürlichen Brüdern Jesu und seinen Jüngern oder geistlichen Brüdern, wenn er sagt: „Hierauf zog er mit seiner Mutter, seinen Brüdern und Jüngern nach Kapharnaum hinab.“ (Joh. 2:12, Kath. Fam.-B.) In Johannes 7:3-5 wird dieser Unterschied ebenfalls gemacht und ferner gesagt: „Selbst seine Brüder glaubten nicht an ihn.“ (Kath. Fam.-B.) Bestimmt konnten solche Ungläubige nicht geistliche Geschwister sein, sondern mussten Geschwister nach dem Fleische gewesen sein. Nach Jesu Tod und Auferstehung aber wurden seine natürlichen Brüder tatsächlich gläubig, wie verschiedene Schrifttexte es zeigen. (Apg. 1:13, 14; Gal. 1:19; Judas 1) Zum weiteren Beweise lesen wir: „Und als er noch zu den Volksscharen redete, standen die Mutter und seine Brüder draussen und wünschten ihn zu sprechen. Da sagte ihm jemand: Deine Mutter und deine Brüder stehen draussen und wünschen dich zu sprechen. Er entgegnete dem, der es ihm sagte: Wer ist meine Mutter und wer sind meine Brüder? Dann zeigte er mit der Hand nach seinen Jüngern und sagte: Seht, da sind meine Mutter und meine Brüder. Denn wer den Willen meines himmlischen Vaters tut, der ist mein Bruder, meine Schwester und meine Mutter.“ (Matth. 12:46-50; Mark. 3:31-35; Luk. 8:19-21, Kath. Fam.-B.) Jesus tat den Gegensatz zwischen der natürlichen und der geistigen Verwandtschaft kund und zeigte, dass die geistige stärker und wichtiger sei. Wenn die Geschwister, die mit seiner Mutter draussen standen, nicht seine fleischlichen Brüder gewesen wären, so wären seine Worte ohne Sinn und Pointe gewesen.

      Diese Lage deutet ferner an, dass jene Brüder nicht Vettern waren. Wenn sie Vettern gewesen wären, so bedeutete dies, dass Jesus geantwortet hätte: „Wer sind meine Vettern?“, und er hätte dann, als er mit der Hand auf seine Jünger wies, gesagt: „Seht, meine Vettern“. Doch nein, Jesus sprach weder von Vettern noch von irgendeiner andern Verwandtschaft als derjenigen von Brüdern. Es ist wohlbekannt, dass Jesus lehrte, er und seine Jünger seien geistliche Brüder und nicht Vettern oder andere Verwandte entfernten Grades. Es werden die griechischen Wörter adelphós und adelphé verwendet, die mit „Brüder“ und „Schwestern“ übersetzt sind, und zwar sowohl für die Bezeichnung der natürlichen wie der geistlichen Verwandtschaft. Wenn es eine Verwandtschaft entfernteren Grades war, wie im Falle von Vettern oder Basen, so wurde das griechische Wort syngenés gebraucht. Dieses Wort wird im weiblichen Geschlecht in Lukas 1:36 verwendet, wo der Engel Gottes zu Maria sagte: „Siehe, . . . deine Base Elisabeth.“ (Storr, kath.) Aber dieses griechische Wort für Base oder Verwandte wird niemals in Verbindung gebracht mit Jesu Brüdern Jakob,

Deutsche Publikationen (1950-2025)
Abmelden
Anmelden
  • Deutsch
  • Teilen
  • Einstellungen
  • Copyright © 2025 Watch Tower Bible and Tract Society of Pennsylvania
  • Nutzungsbedingungen
  • Datenschutzerklärung
  • Datenschutzeinstellungen
  • JW.ORG
  • Anmelden
Teilen