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Das Flugzeug — der Lastesel NeuguineasErwachet! 1970 | 22. November
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Das Flugzeug — der Lastesel Neuguineas
Vom „Awake!“-Korrespondenten in Papua
WIR schnallen die Sicherheitsgurte an, das Flugzeug legt sich in die Kurve und fliegt auf die winzige Landebahn zu; kurz darauf berühren die Räder die holperige Kiesoberfläche. Die Maschine rollt noch ein Stück, dann bleibt sie stehen. Sogleich umringen uns bemalte, mit Federn geschmückte Eingeborene; sie schlagen auf ihre Trommeln, schwenken ihre Speere und Bogen hin und her und stoßen Kriegsrufe aus.
Zum Glück sind sie uns freundlich gesinnt; man weiht hier, im östlichen Hochland von Neuguinea, gerade eine neue Start- und Landebahn ein. Die meisten dieser einfachen Menschen kennen bereits diesen Riesenvogel oder balus, wie sie das Flugzeug in ihrer Sprache nennen; doch viele haben heute zum erstenmal ein Flugzeug landen sehen.
Der Himmel über Neuguinea ist erfüllt vom Dröhnen der Flugzeuge. Seit Ende der 1920er Jahre, als man mit dem Lufttransport begann, hat der Flugverkehr erstaunlich zugenommen. Im Jahre 1968 gab es auf der Hauptinsel und den Nebeninseln des Territoriums 248 Behelfsflugplätze. Das Flugzeug ist wirklich Neuguineas Lastesel geworden. In einem Monat des letzten Jahres wurden von nur einem Flughafen aus über neunhundert Tonnen Fracht zu den Flugplätzen im Hochland transportiert! Und jetzt übergibt man hier gerade eine weitere Start- und Landebahn ihrer Bestimmung.
Ein Routineflug
Wir wollen uns, während die Feierlichkeiten ihren Fortgang nehmen, mit der Frage beschäftigen: Welche Rolle spielt das Flugzeug in diesem Bergland mit seinem Urwald und seinen tiefen Schluchten? Am meisten fliegt man hier mit der Douglas DC-3. Diese Maschine ist so gebaut — sie ist innen nicht ausgepolstert und bietet dem Fluggast keine Bequemlichkeit wie die modernen Verkehrsmaschinen —, daß sie möglichst viel Fracht und viele Fahrgäste aufnehmen kann. Die Passagiere sitzen auf Sesseln aus Segeltuch und Metall, mit dem Rücken zur Wand; dadurch bleibt der Raum in der Mitte frei für Güter, die unterwegs ein- oder ausgeladen werden.
Vor den Füßen des Fluggastes mag ein Bambuskorb stehen, in dem zwei Hühner sind; ein Stock weiter liegt vielleicht eine Stoßstange oder ein Kotflügel für ein Lastauto. Die tägliche Fracht mag aus frischem Brot bestehen, aus Gefrierfleisch, Ersatzteilen für einen Traktor, Medikamenten, Bündeln von Zeitungen und Zeitschriften, Wasserrohren für irgendein Bauvorhaben in einem Dorf, allen möglichen Baumaterialien und vielem anderem mehr.
Vorne bei der Kanzel liegen Stöße von Postsäcken. In den abgelegenen Ortschaften, wo die Maschine landet, wartet man schon sehnsüchtig auf die Post. Neben der Tür stehen wahrscheinlich Rohrkörbe voll Salat, Mohrrüben, Kohl und Tomaten, die für die Küste bestimmt sind. In einem großen Verschlag mag ein großes fettes Schwein liegen — wahrscheinlich ein Teil des Brautpreises für eine Hochzeitsfeier.
Die Fluggäste können so verschieden sein wie die Fracht: ein Polizist, der Urlaub hat und heimfliegt; ein Mechaniker mit einem großen Werkzeugkasten, der irgendwo auf einer neuen Straße, die gerade gebaut wird, Maschinen ausbessern muß; ein Plantagenbesitzer und seine Familie, die nach einem Wochenende in der Stadt nach Hause zurückkehren, und vielleicht ein nacktes Kind, das auf dem Schoß seiner Mutter schläft, sowie einige nervöse Eingeborene, mit Bastschürzen bekleidet. Sie sind mit Muscheln und Federn geschmückt, zu ihren Füßen liegen Pfeile und Bogen. Sie fliegen zur Küste, um Kaurimuscheln, die einheimische Währung in ihrem Hochland, gegen Dollars umzutauschen.
Der Pilot klettert über die Fracht auf den Führersitz, die Tür wird verschlossen, und dröhnend springen die Motoren an. Jede Niete und jeder Bolzen scheint zu zittern und zu wackeln, während der große Vogel zur Startbahn rollt; der Lärm verstärkt sich noch in der ungepolsterten Kabine; dann rollt die Maschine plötzlich schneller und steigt hoch. Die Eingeborenen lehnen sich mit geschlossenen Augen und entblößten Zähnen gegen ihre Sicherheitsgurte, auf ihrer Stirn stehen große Schweißtropfen. Wahrscheinlich fliegen sie zum erstenmal in diesem Riesenvogel und fürchten sich deshalb.
Den Grund feststellen
Das Flugzeug kreist, um Höhe zu gewinnen, steigt dann durch die Wolken und über einen Paß an mächtigen Bergen vorbei; jetzt kann man verstehen, warum das Flugzeug in diesem Gebiet solch ein wertvolles Hilfsmittel ist. Über die ganze Hauptinsel erstreckt sich eine etwa 2 400 Kilometer lange Bergkette eines der großen Gebirge der Welt, die in einigen Gipfeln eine Höhe von etwa 4 500 Metern erreicht. Kreuz und quer über diese Insel ziehen sich tiefe Schluchten und fruchtbare Täler. Es ist kostspielig, in diesem zerklüfteten Gebiet Straßen zu bauen und zu unterhalten. Daher befördern Menschen und Esel hier die Erzeugnisse des Landes zum nächsten Behelfsflugplatz.
Hin und wieder erblicken wir Grashütten und gut gepflegte Gärten unter uns, während wir den Tälern folgen. Plötzlich rumpelt es unter uns: Das Fahrgestell wird gerade ausgefahren; bald darauf landet der große Vogel auf einer Wiese, wahrscheinlich dem ersten flachen Gelände, das zu sehen ist, seit wir losgeflogen sind. Eingeborene Arbeiter, nur mit einem Gras- oder Bastlendenschurz und hinten mit ein paar Blättern bekleidet, beladen und entladen schnell das Flugzeug. Pflanzer und Regierungsbeamte warten auf ein Päckchen, das schon lange vorher hätte dasein sollen, oder auf Ersatzteile, die sie dringend brauchen. Ein Jeep, in dem ein Arzt sitzt, kommt in einer Staubwolke angefahren. Der Arzt holt Medikamente und einen Kranken ab, der nach Mount Hagen ins Krankenhaus eingeliefert werden soll. Das Flugzeug wird hier oft zu einem fliegenden Krankenwagen.
Unter dem wachsamen Auge der Regierung hat sich der Flugverkehr so entwickelt, daß das Flugzeug als sicheres und zuverlässiges Verkehrsmittel gilt. Das Straßennetz wird allmählich immer mehr ausgebaut, ebenso das Luftverkehrsnetz, denn ständig werden neue Flugplätze in abgelegenen Gebieten fertiggestellt. In den ersten Jahren des Luftverkehrs beförderte man die Fracht hauptsächlich mit deutschen Junkers-Maschinen. Später benutzte man dann Bristol-Flugzeuge, die eine aufklappbare Rumpfnase hatten. Diese Maschinen sah man bis zum Jahre 1966 oft am Himmel.
Die Eingeborenen dachten früher, die Flugzeuge seien große Vögel; deshalb brachten sie ganze Ladungen Gemüse herbei, um sie zu füttern. Es wird sogar erzählt, ein eingeborener Polizist sei reich geworden, indem er die Leichtgläubigkeit der Menschen ausgenutzt und ihnen erzählt habe, dieser Vogel fresse nur Schweine. Heute wissen die Menschen in diesem Gebiet das Flugzeug zu schätzen, weil es sie nicht nur mit der Außenwelt verbindet, sondern außerdem ihre Erzeugnisse zum Markt befördert.
Tosender Beifall bringt uns in die Gegenwart zurück; Singen und Tanzen beginnen von neuem; das bedeutet, daß die Einweihungsfeierlichkeiten für den neuen Flugplatz beendet sind. Die Würdenträger des Stammes besichtigen erneut unser kleines Flugzeug, und der einheimische luluai oder Häuptling und seine Ratgeber besteigen die Maschine und werden einige Runden geflogen.
Dann klettern wir wieder auf unseren „Lastesel“ und fliegen nach Hause zurück; der Flug dauert nur zwanzig Minuten. Zu Fuß braucht man für diese Strecke auf den schwierigen und manchmal gefährlichen Pfaden fast vier Stunden. Das allein zeigt schon, welche Rolle das Flugzeug als Lastesel Neuguineas spielt.
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Gott darf nicht durch Bilder angebetet werdenErwachet! 1970 | 22. November
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„Dein Wort ist Wahrheit“
Gott darf nicht durch Bilder angebetet werden
DIE Bilderverehrung war in Babylonien, wo der treue Patriarch Abraham aufwuchs, weit verbreitet. Auch im alten Ägypten, wo seine Nachkommen über zweihundert Jahre lang lebten, wurden allgemein religiöse Bilder verehrt. Als Jehova Gott aber den Söhnen Israels sein Gesetz gab, verbot er ihnen im zweiten der Zehn Gebote — auch Dekalog genannt — ausdrücklich, Bilder zu verehren.
Dort heißt es: „Du sollst dir kein geschnitztes Bild machen, kein Abbild von dem, was im Himmel droben oder unten auf der Erde oder im Wasser unter der Erde ist. Du sollst dich nicht vor diesen Bildern niederwerfen und sie nicht verehren. Denn ich, Jahwe [Jehova], dein Gott, bin ein eifernder Gott, der die Schuld der Väter ahndet an den Kindern, Enkeln und Urenkeln derer, die mich hassen, der aber Huld erweist bis ins tausendste Glied an denen, die mich lieben und meine Gebote halten.“ — 2. Mose 20:4-6, Jerusalemer Bibel.
Das Volk Israel verletzte aber wiederholt das zweite Gebot und mußte die Konsequenzen tragen, vor denen Gott es gewarnt hatte. Immer wieder warnten Jehovas Propheten die Israeliten davor, Bilder zu verehren. (Jes. 42:17) Die feurige oder eherne Schlange, die Moses auf Gottes Gebot hin anfertigte, wurde später verehrt; deshalb ließ König Hiskia sie vernichten. — 4. Mose 21:7-9; 2. Kö. 18:4.
Christen stehen zwar nicht unter dem mosaischen Gesetz; aber der Grundsatz, auf dem das zweite Gebot beruht, gilt auch für sie. Was sagt der Apostel Johannes? „Kindlein, hütet euch vor Götzen.“ Das trifft auf Bilder zu, die angeblich Gott darstellen, und auf alle übrigen Bilder, die religiös verehrt werden. Hast du gewußt, daß der Apostel Paulus die Bilderverehrung zu den ‘Werken des Fleisches’ zählte wie die Hurerei und den Spiritismus? Wer solche Dinge treibe, sagte er warnend, werde „Gottes Königreich nicht ererben“. — 1. Joh. 5:21; Gal. 5:19-21.
Deshalb konnte der Apostel Paulus an die ersten Christen in Thessalonich folgende Worte schreiben: „Ihr [habt] euch von euren Götzen hinweg zu Gott gewandt ..., um wie Sklaven einem lebendigen und wahren Gott zu dienen.“ Er riet den Christen in Korinth: „Flieht vor dem Götzendienst.“ Wer vor etwas flieht, versucht, so schnell und so weit wie möglich davon fortzukommen. — 1. Thess. 1:9; 1. Kor. 10:14.
Oft wird behauptet, die religiösen Bilder, die in der Christenheit verwendet werden, würden nicht angebetet, sondern dienten bei der Anbetung Gottes nur als Andachtshilfe. Theoretisch mag es so sein, aber wie sieht es in der Praxis aus? Haben nicht zahllose fromme Menschen das Bild eines „Heiligen“ in ihrem Auto mitgeführt in der Hoffnung, es schütze sie und verringere die Wahrscheinlichkeit zu verunglücken? Die Tatsachen zeigen, daß fromme italienische Katholiken von ihren Heiligenbildern erwartet haben, daß sie den Lavastrom aufhalten würden; in einem Fall trugen sie ein Bild bis an den Rand der herabfließenden Lava, weil sie hofften, sie dadurch zum Stehen zu bringen. In bestimmten lateinamerikanischen Ländern stellen
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