Wir beobachten die Welt
„Desillusioniert“
● Der UNO-Generalsekretär Javier Perez de Cuellar sei „nach halbjähriger Amtszeit deutlich ermüdet und desillusioniert“. Er klage über „einen fast vollständigen Mangel an Bereitschaft unter den Mitgliedsstaaten, den Ernst der Richtung zu begreifen oder etwas dagegen zu unternehmen“. Der Generalsekretär wird in der Basler Zeitung mit den Worten zitiert: „Es gibt kein Gefühl der internationalen Gemeinschaft mehr.“ Gemäß einem Bericht der Londoner Sunday Times erwägt der Generalsekretär angeblich die Einberufung der Regierungschefs der ständigen Mitglieder des UNO-Sicherheitsrates zu einer Konferenz, die sich mit der Gefahr eines Weltkrieges befassen soll, auf den die Welt „zutreibt“. Als die „schlimmsten Etappen auf dem Weg in die Katastrophe“ sehe Perez de Cuellar den derzeitigen Konflikt im Nahen Osten an sowie das völlige Scheitern der jüngsten Abrüstungssondersitzung der UNO-Vollversammlung in New York.
Zu viel verrottet
● „Trotz der akuten Katastrophen und Hungersnöte wird auch in der dritten Welt durchweg genug an Nahrungsmitteln erzeugt, nur beherrscht man vielfach nicht die sachgemäße Lagerung und Konservierung im kleinen Rahmen und an Ort und Stelle, so daß ein nicht geringer Teil verdirbt, bevor er zum Verzehr gebraucht wird.“ Nach Ansicht der Süddeutschen Zeitung ist weniger eine zu geringe Nahrungsmittelproduktion für den Hunger in der Welt verantwortlich als die Verluste nach der Ernte. In Trockengebieten wird zwischen einem Viertel und 60 Prozent dessen, was tatsächlich geerntet wurde, durch Insekten, Ratten, Mäuse und oft durch Brände vernichtet. In tropischer Feuchte lassen Fäulnis und Pilzbefall, zu schnelle Verkeimung und vieles mehr oft nur die Hälfte oder manchmal weniger von der Ernte für die Ernährung der Menschen übrig. „Die Lagerung ist also augenblicklich das Weltproblem, weniger die Erzeugung“, meint das Blatt.
Junge Zeugen Jehovas
● „Ihre Kleidung ist weder modern noch ultrakonservativ, ihre Frisuren fallen natürlich, sie legen keinen Wert darauf aufzufallen, es sei denn durch eine ausgeglichene Persönlichkeit und bescheidene Anteilnahme. Die Mädchen schminken sich kaum, die Jungen sind Kavaliere. ... Die Musik, die sie in der Freizeit hören, und die Filme, die sie sich ansehen, werden so gewählt, daß darin weder von Homosexuellen, Lesbierinnen, Huren, Ehebrechern oder gar Kriminellen die Rede ist. Bevor sie heiraten, versuchen sie jeglichen Körperkontakten mit dem Partner aus dem Wege zu gehen. Die Rede ist von den Zeugen Jehovas.“ So beginnt eine Reportage im Badischen Tagblatt (9. 9. 82).
Eine Reporterin hatte junge Zeugen über ihren Lebenswandel und ihre Einstellung befragt. Sie schreibt: „Es kann schon etwas komisch anmuten, wenn 16jährige nicht das Wort Ehebruch oder Fremdgehen in den Mund nehmen und statt dessen von Hurerei sprechen, wenn sie Homosexuelle in denselben Topf mit Dieben und Mördern werfen, wenn sie jemand aus der Gesellschaft ausschließen, der voreheliche Beziehungen hatte und das nicht bereut. Unglücklich wirken die Zeugen Jehovas trotz aller strengen Regeln nicht. Im Gegenteil. Junge wie alte Bibelforscher machen einen ungewöhnlich fröhlichen und ausgeglichenen Eindruck. Wer ihre Versammlung besucht, wird feststellen, daß der Saal voller ist als viele Kirchen. Sämtliche Altersklassen sind vertreten. Eltern mit ihren Babys im Kinderwagen ebenso wie ältere Jahrgänge und Teenager.“
Musik kann schädlich sein
● „Die Pervertierung der Musik zur Rauschdroge macht den Ärzten Sorge“, schreibt die Ludwigsburger Kreiszeitung. Lärmschutz werde zwar in den Betrieben in der Regel „von den Betroffenen angenommen, wenn auch der während der Arbeit ständig zu tragende Ohrschutz oft alles andere als bequem ist. ... Anders ist es [aber], wo Lärm als ,Musik‘ oder rhythmische Untermalung angeboten wird, in Diskotheken beispielsweise.“ Zahllose junge Leute setzten sich dem in Diskos fabrizierten Lärm aus — der nachweislich mit dem von Preßlufthämmern konkurrieren könne — und damit einer gesundheitsschädigenden Tortur, die von ihnen jedoch nicht als solche empfunden werde.
Der Salzburger Neurologe Professor G. Haller hat exakte Messungen vorgenommen, um den psychosomatischen Einfluß der Musik auf den menschlichen Organismus zu testen. Je nach Grundveranlagung führen Schallreize zum Anstieg oder Abfall des Blutdrucks, zur Erhöhung der Kreislauf- und Stoffwechseltätigkeit, zur Überfunktion der Schilddrüse und der Nebennieren und zu aggressiver Stimmung. Bei anderen Versuchspersonen tritt bei akustischer Einwirkung eine Erhöhung der Magensäureproduktion und eine Neigung zur Depression auf. „Damit kann der schädliche Einfluß besonders der lärmenden Formen sogenannter Musik als weitgehend gesichert gelten“, bemerkt die Zeitung.
Da die Droge Musik zur Enthemmung führt, kann dies für die Beteiligten auch auf sittlichem und moralischem Gebiet zu ernsten Problemen führen. Der Hals-Nasen-Ohren-Arzt Dr. Eckhart Knaul erklärte in der Zeitschrift Medizin heute: „Immer ist es eine motorische Musik, die durch stete Wiederholung bei Menschen in der Gruppe zu einer Entthronung der Persönlichkeit und zur Auslöschung der Individualität führt. Das kritische und steuernde Bewußtsein wird ausgeschaltet, und die kreaturhafte Besessenheit tritt hervor.“ Durch diese Rhythmen würden tierische Instinkte „in einer lustbetonten, rauschhaften Enthemmung“ wachgerufen.
„Dallas“ in Afrika
● Eine populäre amerikanische Fernsehserie, in der Sex und Intrigen eine große Rolle spielen, wurde vor kurzem auch in Südafrika ausgestrahlt, worauf es in einer Zeitungsschlagzeile hieß: „Dallas verwandelt Wohnzimmer in Bordell“. „Wegen Dallas sind schon Sitzungen abgekürzt und Besuche abgesagt worden“, tadelt Die Vaderland. Die Zeitung zitiert ein Mitglied einer Aktion für sittliche Moral: „Wir sehen uns hier in Südafrika einem riesigen sozialen Problem gegenüber. Alle drei Minuten kommt es zu einer Vergewaltigung. Aber in Dallas wird es vorgeführt, als wäre es ganz normal. Jemand, der nicht ganz in Ordnung ist, mag dadurch veranlaßt werden zu glauben, das sei normal und er dürfe es auch tun. ... Die Leute müssen aufwachen. Die SABC [Südafrikanische Rundfunkgesellschaft] verwandelt unsere Wohnzimmer in Bordelle.“
„Schmutzfinken“ im Haushalt
● Zahlreiche Reinigungsmittel, die im Haushalt verwendet werden, sind für die Verschmutzung des Rheinwassers mitverantwortlich. „Wir müssen dem Verbraucher klarmachen, daß nicht nur das Unternehmen mit den hohen Schornsteinen das Ferkel ist, sondern er selbst!“ erklärte der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Rhein-Wasserwerke in Köln. Gemäß der Rheinischen Post wird der Anteil an organischen Chlorverbindungen im Rhein, für den die Haushalte verantwortlich sind, von Fachleuten auf über zehn Prozent geschätzt. Erst aufwendige Verfahren in den Wasserwerken verhindern, daß diese gesundheitsschädlichen Substanzen in das Trinkwasser gelangen. Als besonders problematisch gelten chemische Mittel, die Kanäle und Rohre sauberhalten und Verstopfungen auflösen sollen. Die Wasserwerke empfehlen, brisante Reinigungsmittel zu meiden und sich beim Hausputz auf die „guten alten Hausfrauen-Methoden“ zu besinnen.
Märtyrer für wen?
● Die Frankfurter Allgemeine Zeitung (16. 9. 82, S. 7) gedenkt in einem Beitrag des Jesuitenpaters Alfred Delp, der am 2. Februar 1945 im Gefängnis in Berlin-Plötzensee wegen Hochverrats gegen das Dritte Reich erhängt wurde und schreibt: „Die deutschen Katholiken gedenken seiner als eines Priesters, der hellsichtig wie nicht alle seine Glaubensbrüder die grundsätzliche Unvereinbarkeit zwischen Nationalsozialismus und Christentum erkannte und danach handelte.“ Der Jesuitenpater schloß sich einer Gruppe des deutschen Widerstandes gegen Hitler an und wurde später zum Tode verurteilt. Die Zeitung bemerkt dazu: „Die katholische Kirche in Deutschland hat Grund, sich des Märtyrers Delp zu rühmen. Denn nur wenige Katholiken in Deutschland machten nationalsozialistischer Ideologie und Praxis das Leben so schwer wie der 1944 36 Jahre alte Jesuitenpater.“ Im Jahre 1950 schrieb der Jesuit Max Pribilla: „Wäre das Christentum in Deutschland lebendiger gewesen, dann hätte es nie ein Drittes Reich mit all seinen Verfallserscheinungen gegeben. Bei dem Jesuitenpater Delp war das Christentum so lebendig, daß man ihn ermorden mußte.“ Wegen seines Widerstandes gegen das Dritte Reich ging der Pater mit dem Bewußtsein in den Tod, sein Leben für eine Sache zu verlieren, die er als gerecht ansah. Zur selben Zeit verloren jedoch zahlreiche Zeugen Jehovas in Deutschland und in anderen Ländern aus einem anderen Grund ihr Leben. Sie waren, wie Jesus sagte, ‘um seines Namens willen Gegenstand des Hasses aller Leute’ geworden (Matthäus 10:22; 24:9).
USA: Geschlechtskrankheit epidemisch
● „Genitale Herpesinfektionen haben in den Vereinigten Staaten die Ausmaße einer Epidemie erreicht.“ Diese Meldung erschien kürzlich in der Ärztezeitschrift Praxis-Kurier (28/82). Wie amtliche Stellen bekanntgaben, sind in den USA bis jetzt rund 20 Millionen Menschen erkrankt. Die jährliche Zuwachsrate wird auf etwa 400 000 Fälle geschätzt. Waren es im Jahre 1966 noch 29 560 registrierte Infektionen, so stieg diese Zahl bis zum Jahr 1979 auf 260 890. Die Zeitschrift weist darauf hin, daß die größte Gefahr für Neugeborene besteht, die während der Geburt infiziert werden. Die hierauf folgende Herpes-Sepsis (Blutvergiftung) kann zwar behandelt werden, doch stirbt rund die Hälfte der betroffenen Babys. Von den Überlebenden tragen 50 % Hirnschäden davon.
Rauchverbot im Parlament auf Antrag
● In den nordrhein-westfälischen Kommunalparlamenten darf in Zukunft nicht mehr geraucht werden, wenn sich nur ein einziges Ratsmitglied durch Tabaksqualm belästigt und in seiner Aufmerksamkeit und geistigen Leistungsfähigkeit beeinträchtigt fühlt. Dieses Grundsatzurteil verkündete gemäß der Frankfurter Rundschau kürzlich das Oberverwaltungsgericht (OVG) in Münster. In der Urteilsbegründung wurde bemerkt, daß das Rauchen gegen den Grundsatz der gegenseitigen Rücksichtnahme verstoße, sofern auch nur ein Ratsmitglied zu erkennen gebe, daß es sich durch Tabaksqualm belästigt fühle. Die Richter beendeten damit einen jahrelangen Streit im Rat der ostwestfälischen Stadt Löhne „zwischen einer starken Raucherfraktion und einem leidenschaftlichen Nikotingegner“.
Spinnen brauchen keine Brille
● Spinnen stürzen sich stets blitzschnell und gezielt auf die in ihrem Netz eingefangenen Opfer. Dieses Verhalten war für die Wissenschaft bisher keineswegs eine Selbstverständlichkeit. Spinnen besitzen zwar einen vorzüglich ausgebildeten Tast- und Erschütterungssinn, sehen aber mit ihren acht Punktaugen so schlecht, daß sie ihre Beute damit nicht erkennen dürften. Erst eine neue, raffinierte Meßmethode konnte eine Antwort auf die Frage geben, wie die Spinne es anstellt, ihr Opfer zu identifizieren und seinen genauen Standort zu lokalisieren. Wie Die Presse berichtet, wirft das Instrument, das Wissenschaftler der Universität Konstanz zu dieser Pioniertat befähigte, einen haarfeinen Laserstrahl auf einen einzelnen, vibrierenden Spinnfaden. Die Bewegungen des Fadens verändern geringfügig die Frequenz des reflektierten Laserlichts und enthüllen dadurch feinste Einzelheiten seines Schwingungsverhaltens. Dabei zeigte sich, daß sich Erschütterungen im Spinnennetz nicht nach allen Seiten gleichartig fortpflanzen, sondern in klar definierte Richtungen. Trotz ihrer äußerst begrenzten Sehfähigkeit wird es der Spinne dadurch möglich, sehr genau abzuschätzen, wo sich eine Beute in das Netz verstrickt hat.
Studie über das Krankfeiern
● Sekretärinnen gehören zu den Arbeitnehmern, die am wenigsten wegen Krankheit am Arbeitsplatz fehlen. Das geht aus einer Studie des Bundesverbandes der Betriebskrankenkassen (BKK) hervor. Wie die Düsseldorfer Nachrichten melden, fallen dagegen Frauen in anderen Berufen und Positionen erheblich häufiger als ihre männlichen Kollegen wegen Krankheit aus. Sowohl bei Männern als auch bei Frauen sind die Hauptursachen für das Fernbleiben vom Arbeitsplatz Erkrankungen der Atmungsorgane und der Wirbelsäule, Unfälle, Durchfall und Störungen der Darmfunktionen, rheumatische Beschwerden sowie Magenschleimhaut- und Kreislauferkrankungen. Neuerdings kommen bei Frauen zwischen 35 und 39 Jahren immer häufiger „seelische Störungen“, meist in Form von Depressionen, hinzu.
Vatikan-Garde jetzt bewaffnet
● Das bislang unbewaffnete Spezialkorps der vatikanischen Garde ist jetzt im Zuge verschärfter Sicherheitsvorkehrungen nach dem Attentat auf Papst Johannes Paul II. im Mai 1981 mit Pistolen ausgerüstet worden. Wie der Frankfurter Rundschau zu entnehmen ist, patrouillieren die Beamten normalerweise im Innern des Vatikans. Sie werden aber auch zur Unterstützung der italienischen Polizei und der Leibwache des Papstes bei Audienzen auf dem Petersplatz eingesetzt.
Arzneien sind Drogen
● Die Zeitschrift Der Praktische Arzt (19/82) warnt Eltern, ihre Alltagsprobleme durch Tablettenschlucken zu verdrängen. Die Kinder, die sie beobachten, gewinnen nämlich den Eindruck, dies sei normal, und ahmen es nach. Drei Viertel aller Jugendlichen zwischen 14 und 19 Jahren nehmen Medikamente ein, die nicht vom Arzt verordnet, sondern von den Eltern gegeben oder von den Jugendlichen der Hausapotheke entnommen werden. Dadurch würden sie an die Drogenszene herangeführt.