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Die breite Straße der religiösen SpaltungDer Wachtturm 1953 | 15. August
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zersplitterten die Gruppen. Obgleich die urchristliche Versammlung keinen Unterschied zwischen Juden und Griechen, Sklaven und Freien machte, und obgleich Jakobus sagte, daß Klassenunterschiede eine Sünde seien, sind doch die östlichen orthodoxen Kirchen innerhalb der Vereinigten Staaten in albanische, bulgarische, griechische, rumänische, russische, serbische, syrische und ukrainische Gruppen geteilt. Die Lutheraner haben sich in dänische, finnische, norwegische und andere Gruppen aufgeteilt. „Die Kirchen Amerikas“, sagt H. Richard Niebuhr, „sind wie die Kirchen in Europa oft viel mehr dem Einfluß einer provinziellen oder klassenmäßigen Umwelt unterworfen gewesen als dem Glauben des allgemeinen Evangeliums“. — 1. Kor. 12:13; Jak. 2:1-9.
Der vierte und fünfte hauptsächlichste Grund der Teilung waren die phänomenalen Bewegungen gegen die Mission, die die neubesiedelten Gebiete im neunzehnten Jahrhundert bewegten und auch die Instrumentalmusik. Die Bewegung gegen die Mission entstand aus den Einwänden, Geld nach dem Osten zurückzusenden, um die Missionare zu bezahlen, und durch die Eifersucht der Prediger der neubesiedelten Gebiete über die beredsamen, besser ausgebildeten Neuankömmlinge. Die Bewegung erfaßte das ganze neubesiedelte Gebiet, besonders Kentucky und Tennessee, und traf die Baptisten so empfindlich, daß es noch heute drei Gruppen gibt, die die „Dickfelligen“ oder „Gegenmission“-Baptisten genannt werden.
Dieser Grund, zusammen mit einer Debatte über jenes besondere laute Instrument, die Orgel, spaltete die Jünger Christi so sehr, daß ein Viertel ihrer Mitglieder sich selbständig machte und die „Kirchen Christi“ bildete. Das Anti-Orgel-Argument besagt: „Keine Sache ist zur öffentlichen Anbetung gesetzmäßig, wenn sie nicht ausdrücklich im Neuen Testament verordnet ist. Instrumentale Musik ist nicht in dieser Weise verordnet. Darum ist sie auch nicht gesetzmäßig.“ Bis zu welchem Ausmaß es damit getrieben wurde, geht aus Lard’s Quarterly (1864) hervor, wo es heißt: „Mögen alle Prediger sich entschließen, niemals ein Versammlungshaus unserer Brüder zu betreten, in welchem eine Orgel steht. Möge niemand, der einen Brief von einer Kirche erhält, jemals sich mit einer verbinden, die eine Orgel benutzt. Laßt ihn vielmehr außerhalb der Kirche leben, statt in eine solche Höhle zu gehen. Mögen alle, die gegen die Orgel sind, sich von der Kirche zurückziehen, wenn eine hereingebracht würde.“ (Kursivschrift vom Verfasser) Heute glauben eine Million Menschen, Gott interessiere es sehr, ob musikalische Begleitung den Sängern hilft, den Ton zu halten. Sie haben natürlich keine Einwände gegen andere Neuerungen, die nicht in der Schrift erwähnt sind, wie das Radio, Liederbücher, bunte Fenster usw. Aber sie rechtfertigen sich, indem sie sagen, dies seien nach ihrer Meinung keine Elemente der Anbetung, jedoch eine gespielte Note sei ein solches Element. Instrumentale Musik scheint jedoch in dem sogenannten „Neuen Testament“ anerkannt zu sein. — Off. 5:8; 15:2.
Der Wunsch besonderer Männer, ihre Gruppe zu leiten, war ein anderer Grund für religiöse Spaltungen. Solche Teilungen wurden durch die Mormonen vollzogen. Als ihr Gründer, Joseph Smith, starb, folgte die größte Gruppe, die Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage, Brigham Young nach Utah, wo sie Salt Lake City [die Salzseestadt] erbauten. Eine zweite Gruppe, die Reorganisierte Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage, wurde durch die Söhne von Joseph Smith geleitet. Eine dritte formte die Kirche Christi (Das Los des Tempels); eine vierte die Kirche Jesu Christi (Bickertoniten), die Sidney Rigdon folgten; eine fünfte, die Kirche Jesu Christi (Cutleriten), die Alpheus Cutler, einem der ursprünglichen Ältesten des Mormonismus, folgten, und die sechste Gruppe, die Kirche Jesu Christi (Strangiten), die James J. Strang folgten, der behauptet, er besitze schriftliche Empfehlungsschreiben von Joseph Smith.
NOCH WEITERE SPALTUNGEN
Andere folgten seitdem ihren eigenen Einfällen und Ideen und verwirrten dadurch das Bild noch mehr. Die Theorie über „zweierlei Samen“ wird von den „Zwei-Samen-in-einem-Geiste“-Vorherbestimmungsbaptisten (eine der Gegenmissionsgruppen) vertreten und besagt, daß Gott in Eden dem Menschen den guten Samen eingab und Satan der Teufel den Menschen den schlechten Samen. Sie glauben, daß bereits die Säuglinge mit dem einen oder anderen Samen geboren werden. Missionstätigkeit ist darum zwecklos, denn ein Mensch mit einem schlechten Samen ist sowieso hilflos und jemand mit einem guten Samen wird auf alle Fälle zur Kirche kommen. Beim letzten Bericht (vor acht Jahren) war ihre Mitgliedszahl auf 200 Personen gefallen. Ihre Lehre ist auf eine Falschauslegung des Textes in 1. Mose 3:15 über den Samen des Weibes zurückzuführen.
Ein anderer Schreiber gab den Kommentar: „In irgendeiner großen Stadt kann man die unmöglichsten Sekten finden, die häufig nur aus ein oder zwei Kirchen bestehen. Ein unzufriedener Prediger kann eine Gruppe leicht wegführen und seine eigene neue Denomination bilden. … Die meisten kleinen Gruppen haben in ihrer Chronik bestimmt einen Kirchenstreit aufzuweisen. Wenige nur haben wirklich sehr unterschiedliche Lehren oder Bräuche.“ Es wird geschätzt, daß es mehr als 3000 solcher unabhängigen Gruppen gibt.
Vor einiger Zeit, im Jahre 1890, sagte ein kleines Buch, Kurze Geschichte der Kirche in den Vereinigten Staaten, „Die Vermehrung der kirchlichen Organisationen ist stets ein Merkmal des amerikanischen religiösen Lebens gewesen.“ Viele nennen sie gern die „vielen Wohnungen“ im Hause des Vaters und verdrehen damit den Text in Johannes 14:2, der sich auf himmlische Segnungen bezieht. Trotz des schändlich verschwommenen Mischmasches von Ansichten, das dazu geführt hat, daß die Lehren immer mehr auseinander laufen und die Lehrsätze vielseitiger werden, schwebt den meisten der Gedanke vor, daß all die verschiedenen Straßen zum gleichen Ziel führen. Aber das ist nicht der Fall. Während sie ihren eigenen Lehren nachgehen, können sie sich nicht mit Christus versammeln. Er war es, der die religiösen Führer seiner Tage, die der Tradition folgten und nicht für die rechte Lehre eintraten, aber göttliche Vollmacht für ihre Taten beanspruchten, Heuchler, blinde Leiter, Narren, Schlangen, Otternbrut nannte, die zur Vernichtung bestimmt sind. (Matth. 12:30; 23:1-39) Jene, die Leben und Wahrheit suchen, müssen diese breite Straße verlassen, ihre Bibeln abstauben und aus ihren tausend Seiten den Unterschied zwischen all diesem Mischmasch der sich widersprechenden Lehren und dem wahren inspirierten Worte Jehovas kennenlernen. Aber zur Besprechung dieses Punktes und seiner Wichtigkeit müssen wir auf den folgenden Artikel verweisen: „Der enge Weg führt zum Leben“.
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Der enge Weg führt zum LebenDer Wachtturm 1953 | 15. August
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Der enge Weg führt zum Leben
Hütet euch vor toten Geleisen!
ES GIBT Leute, die denken, die Religion habe lediglich den Zweck, die Menschen gut zu machen. Ihre Ansicht ist: „Alles, was von uns erwartet wird, ist Aufrichtigkeit in unserer Religion.“ Andere betrachten die Religion als eine Beruhigungspille für geistige Bedrängnis oder als Hilfe für Personen, die in Schwierigkeiten sind. Sie sagen: „Alle diese Religionen entsprechen den Bedürfnissen gewisser Leute; wenn sie das Gute tun, so ist dies ausgezeichnet!“ Wieder andere, die denken, es sei genug, wenn man nur den Namen „Christ“ trage, sagen: „Es gibt wohl verschiedene Wege, aber alle führen an denselben Ort.“ Deswegen wird oft beantragt, diese verschiedenen Wege zu einem breiten Mittelweg
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