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Erwachet! 1982
g82 22. 8. S. 20-26

Hilfe für mißhandelte Tiere

Von einem Redaktionsmitglied

EINIGE der Tiere waren als Haustiere gehalten worden. Andere waren mißhandelt worden, hatten ihre Eltern verloren oder waren verletzt worden. Wieder andere waren von Orts, Staats oder Bundesbehörden beschlagnahmt worden. Nicht alle stammen aus den Vereinigten Staaten; viele von ihnen sind exotische Tiere, die Hilfe brauchen. Einige haben keine Krallen oder keine Zähne mehr, sind kastriert worden oder sind aufgrund von Unterernährung oder durch die Grausamkeit ihrer früheren Besitzer irgendwie verkrüppelt. Sie alle haben in der Wildlife Waystation (Zwischenstation für wildlebende Tiere) Hilfe gefunden. Man ist dort stolz darauf, sagen zu können: „Die Wildlife Waystation hat noch nie ein Tier in Not abgewiesen!“

Mein Besuch im August vergangenen Jahres überzeugte mich davon, daß diese Behauptung stimmt.

Nachdem ein Fotograf und ich einige Kilometer durch den Little Tujunga canyon in den San Gabriel Mountains (nördlich von Los Angeles) gefahren waren, trafen wir an dem 65 Hektar großen Tiergehege ein. Wir wurden von einer sonnengebräunten, gesund aussehenden jungen Frau begrüßt — Martine Colette, Gründerin und Vorsitzende dieser gemeinnützigen, steuerfreien Tierstation. (Besucher werden nur auf Vereinbarung empfangen.) Freundlich, fachkundig und redegewandt führte sie uns durch die Wildlife Waystation.

„Das ist Cowboy“, sagte Martine, als wir am ersten Käfig stehenblieben. Darin lag ein schöner großer Puma.

„Dieses Tier war sechs Monate alt, als es in einer Tierhandlung gefunden wurde, unterernährt und mit schlechten Zähnen — glücklicherweise waren es seine Milchzähne. Jetzt ist es in bester Verfassung und in guter Stimmung.“

„Aber dieser Name, Cowboy?“ wunderte ich mich.

Sie lachte. „Als er noch klein war, ließ ich ihn zu den Pferden. Es bereitete ihm großes Vergnügen, sie zu jagen. Den Pferden machte es damals nichts aus — heute wäre es für sie kein Spaß mehr.“

Sheenas traurige Geschichte

Die heitere Stimmung war vorbei, als wir uns einen anderen Puma ansahen.

„Das ist eine traurige Geschichte“, begann Martine. „Der Mann hatte eine elegante Wohnung — Möbel im Stil von Ludwig XVI., Kronleuchter, mit weißer Seide überzogene Sofas, Antiquitäten. Dann träumte er davon, noch ein weiteres ,Möbelstück‘ zu haben — ein elegantes Tier, das sich in all diesem Reichtum bewegte. Und so kaufte er ein junges Pumaweibchen. Er verstand das Tier aber nicht. Das Junge fing an, all das zu tun, was solche jungen Tiere tun. So entfernte er ihre Krallen. Sie wurde älter, aber benahm sich immer noch nicht so, wie er es erwartete. Als nächstes mußten ihre Eckzähne daran glauben. Das war nicht genug, und so wurden alle ihre Zähne gezogen. Er war aber immer noch nicht zufrieden, und so ist sie nun hier.“

Martine ging nahe an den Käfig heran und sagte sanft: „Hallo, Sheena.“ Die große Katze blickte sie hilflos an, aber nach einigem Drängen öffnete sie ihr Maul weit. Alles Gaumen, kein einziger Zahn! Ein Trog mit einer breiartigen Mixtur stand neben ihr. „Wir bereiten ihre Nahrung besonders zu“, erklärte Martine.

Als wir Sheena verließen, sagte Martine: „Nur wenige Leute können mit wilden Haustieren auskommen. Die meisten, die solche Tiere haben, behandeln sie nicht richtig — nicht aus absichtlicher Grausamkeit, sondern aus Unwissenheit, aus mangelndem Interesse, aus Egoismus oder was weiß ich für Gründen.“

„Viele Leute“, sagte ich, „sind von diesen herrlichen Großkatzen fasziniert und sehnen sich danach, so ein Tier zu Hause zu haben und es streicheln zu können. Ich verstehe dieses Gefühl. Mir geht es auch so. Aber Löwen sind keine Pudel. Sie sind für den Dschungel bestimmt, nicht für das Wohnzimmer. Einige, wie der Mann, der Sheena zugrunde richtete, wollen ihrem Ego schmeicheln; sie gebrauchen das Tier, um ihre Männlichkeit zu beweisen.“

Wir besuchten die Wölfe.

„Dieses Paar kam aus einem Zoo. Der da stammt aus einem Tiergehege, dessen Besitzer getötet wurde. Diesen hier fanden wir weiter im Norden in einem Hof angekettet.“ Während Martine sprach, rief sie den verschiedenen Wölfen Grüße zu, die sie erwiderten.

„Wölfe werden so mißverstanden. Die Leute, die sie besitzen, machen alles falsch. Sie vergehen sich gegen das soziale Verhalten der Tiere, stellen sich zwischen sie und ihre Nahrung oder zwischen sie und ihr Weibchen oder Männchen. Dann reagieren sie und beißen.“ Nach einer Pause erklärt sie weiter: „Mir tun die Wölfe leid. Sie sind sehr überschwenglich, sie laufen gern, sie legen mühelos einen Kilometer nach dem anderen zurück. Diese 12 Meter langen Ausläufe sind nichts für sie. Wenn alles gutgeht, wird unser nächstes Projekt sein, sie in einem Gehege von einem halben Hektar unterzubringen.“

Nasty mag uns nicht

Im nächsten Käfig sah ich einen chinesischen Leoparden. „Er ist der größte der Leoparden“, sagte Martine. „Wir müssen etwas an seinen Zähnen in Ordnung bringen.“ Sie rief laut: „Hallo, Nasty! Hallo, mein Sohn!“ Seine Reaktion war, daß er das Maul weit öffnete und uns anfauchte. „Sein Name ist Dynasty“, erklärte sie, „aber wir rufen ihn einfach Nasty [unartig].“

„Wird er seinem Spitznamen gerecht?“ fragte ich.

„Absolut!“

„Jetzt faucht er uns wieder an.“

„Dynasty hält überhaupt nichts von Menschen. Zuerst war er in einem Zoo, dann in einer Art Safaripark, und jetzt ist er bei uns. Wenn wir seine Zähne in Ordnung gebracht haben, hoffen wir, ihn in einem Zoo unterzubringen.“ Zum Abschied fauchte Nasty noch einmal.

„Dies ist George, der Jaguar“, sagte Martine. „Sie werden nie sehen, daß man in einem Zirkus mit Jaguaren arbeitet, höchstens mit ganz jungen. Die alten sind unberechenbar. Nein“, berichtigte sie sich, „sie sind berechenbar. Sie werden Sie auffressen.“

„Für mich ist das berechenbar genug.“ Zu dem Jaguar sagte ich: „Was du auch sonst bist, George, du bist auf jeden Fall ein schönes Tier.“

„Sehen Sie sich dieses Gesicht an!“ rief Martine begeistert aus, während wir einen großen sibirischen Tiger bewunderten. Er hatte ein auffallend schönes Gesicht. „Dieser Doktor wollte immer einen Tiger haben“, erklärte sie. „Er träumte schon als kleiner Junge davon. Dann kaufte er diesen hier als Junges für 3 000 Dollar. Als das Junge vier Monate alt war, verbrachte der gute Doktor den größten Teil seiner Zeit auf dem Küchenboden. Beim Spielen stieß ihn das Baby ständig um. Glücklicherweise war er nicht egoistisch, sondern ein vernünftiger Mann und überlegte sich: ,Wenn er schon mit vier Monaten so mit mir umgeht, was wird er dann erst tun, wenn er groß ist?‘ Der gute Doktor schickte ihn zu uns.“

„Reesha, Reesha“, rief sie dem Tiger sanft zu, und die großen gelben Augen blickten sie unverwandt aus dem unglaublich schönen Gesicht an. Martines Liebe zu ihren Schützlingen ist unverkennbar. Sie fuhr mit der Hand durch den Zaun. Mit einer großen rosafarbenen Zunge leckte Reesha sie ab.

„Wie alt ist Reesha?“ fragte ich.

„Er ist noch jung — erst drei Jahre alt.“

„Und wieviel wiegt er?“

„Jetzt etwa 250 kg, später 350.“

Ein Stückchen weiter bewunderte ich einen großen mähnigen Löwen. Der Fotograf war gerade dabei, eine Aufnahme von ihm zu machen, als er sich majestätisch erhob und davontrottete. „Er will nicht fotografiert werden. Der König teilt Ihnen mit, daß Ihre Audienz vorbei ist“, sagte Martine.

Traurige Geschichte, glücklicher Ausgang

Als nächstes gingen wir zu einer schönen Löwin. „Hier haben wir eine traurige Geschichte mit einem glücklichen Ausgang“, sagte Martine. „Als Junges wurde sie mit einem kleinen Männchen in einem winzigen Käfig gehalten. Das Männchen starb an Unterernährung oder an einer Krankheit, und sie fraß es auf, um ihren Hunger zu stillen. Als der Besitzer das sah, züchtigte er sie mit einem Stück Rohr. Sie griff an, und er schlug ihr alle Zähne aus. Als sie mit sechs Monaten hier ankam, hatte sie von den Ohren herab kein Fell mehr, weil niemand ihren Käfig gereinigt hatte, und der Urin und der Kot hatten ihr die Haare weggebrannt. Sie haßte die Menschen mit Leidenschaft. Wenn man ihr nahekam, wollte sie einen töten. Jetzt ist sie entspannt und gesund, und Krallen und Zähne sind intakt. Es waren die Milchzähne, die man ihr ausgeschlagen hatte.“

Inzwischen befanden wir uns in der Mitte des ausgedehnten Geheges. „Wie viele Tiere haben Sie hier?“ fragte ich.

„Ich weiß es wirklich nicht. Ich will sie gar nicht zählen. Sonst käme ich vielleicht zu dem Schluß, ich könnte es mir nicht leisten, sie alle zu versorgen. Sie haben bis jetzt nur die großen Tiere gesehen, aber wir haben auch Dutzende von Waschbären, jungen Füchsen, jungen Kojoten und wer weiß wie viele Vögel.“

„Sie ziehen nirgendwo eine Grenze, oder?“

„Nein, wir kümmern uns nicht nur um die großen Tiere. Was wir mit ihnen tun, ist zwar sehr augenfällig und dramatisch, aber die meiste Arbeit haben wir mit den kleinen Tieren.“

Die unberechenbaren Bären

Die Tiere, die wir als nächstes zu sehen bekamen, gehörten jedoch zu den ganz großen. Da war zum Beispiel ein gewaltiger Kodiakbär, der sich gegen die Stäbe seines Käfigs lehnte.

„Das ist Chow. Sein Dresseur fütterte ihn eines Tages mit Fisch, und Chow nahm den Fisch und dazu gleich das Bein des Dresseurs. Verständlicherweise verlor dieser sein Interesse an Chow, und so landete Chow bei uns. Nach meiner Meinung“, erklärte Martine, „sind von allen Fleischfressern die Bären am unberechenbarsten. Ihr Augenausdruck ändert sich nie. Die Großkatzen, Wölfe und andere geben ein Warnzeichen. Ihr Augenausdruck und ihre Körpersprache ändern sich. Bei den Bären ändert sich nichts, nicht die Augen und nicht der Körper — bis sie angreifen. Der Bär kommt, um einen Fisch zu fressen, doch statt dessen geht er auf dich los.“

„Geht einer Ihrer Mitarbeiter zu ihm in den Käfig?“

„Auf gar keinen Fall.“

„Er sieht ganz friedlich aus.“

„Vielleicht ist er friedlich, vielleicht nicht. Wer weiß das schon? Er würde einen guten Pokerspieler abgeben. Wir haben aber auch Bären, zu denen wir hineingehen, die Schwarzbären. Wir nehmen sie zu unserem Teich zum Schwimmen mit, wenn sie wollen.“

„Wenn sie wollen?“ fragte ich.

„Es mag komisch klingen, aber einige wollen nicht mehr aus ihrem Käfig heraus. Er ist ihr Revier, und sie wollen es nicht verlassen. Es ist ihr Zuhause.

Dort drüben sind mehrere Schwarzbären. Sehen Sie die Bärin mit dem Abzeichen am Ohr? Das ist ein Bundesabzeichen. Sie lebte in einem Nationalpark. Ihre Mutter wurde vermutlich aus den Autos heraus gefüttert. Als sie dann diese Bärin zur Welt brachte, zeigte sie ihr, wie sie aus den Autos Süßigkeiten herausholen, wie sie ihre Krallen in die Vertiefungen an den Autotüren stecken und die Türen aufreißen konnte. Sie konnte auch jeden anderen Teil des Autos aufreißen. Sie hatte gelernt, daß sich in jedem Auto Leckereien befanden. Dann hatte sie selbst Junge. Sehen Sie die beiden Männchen dort? Das sind sie. Sie brachte ihnen bei, was sie von ihrer Mutter gelernt hatte: ein Auto suchen, es aufreißen und dann die leckeren Sachen herausholen.

Aber die Parkwärter mißbilligen das. Sie stellen solchen Bären Fallen und verschleppen sie dann ins Hinterland, in der Hoffnung, daß sie nicht zurückkommen. Doch die meisten kommen zurück. Es macht ihnen gar nichts aus, 100 bis 150 Kilometer zurückzulegen, um wieder zu den Autos und den Leckereien zu kommen. Dann heißt es, die Bären töten oder eine andere Heimat für sie finden. Meistens werden sie getötet. Aber diese Mutter, Honeybear, war der Liebling der Wärter. Sie kannten ihre Mutter, hatten sie als winziges Junges gesehen und beobachtet, wie sie heranwuchs. Sie war etwas Besonderes, und so landeten sie und ihre Jungen hier. In Wildparks Bären zu füttern“, sagte Martine abschließend, „mag einem als etwas Gutes erscheinen, den Bären leistet man damit jedoch einen schlechten Dienst.“

Affen müssen „nachäffen“

Wir stiegen einen Hang hoch, um die Affenkäfige zu sehen, die auf einem Hügel angelegt worden waren.

„Man spricht nicht umsonst vom ,Nachäffen‘. Affen müssen einfach andere Affen beobachten, um richtige Affen zu werden. Vieles von dem, was sie tun — von der Nahrungssuche bis zu dem sexuellen Verhalten oder den Beziehungen in der Horde —, ist beobachtet und erlernt. Sehen Sie sich einmal um. Wir haben überall Affenpärchen, aber Sie sehen kein einziges Junges. Keiner von ihnen kann sich normal fortpflanzen, weil sie es nie gesehen haben.“

An dieser Stelle hielt Martine inne, um einigen Mitarbeitern Anweisungen zu geben.

„Wie viele Leute arbeiten eigentlich hier?“ fragte ich.

„Im Augenblick 10. Sie stellen ihre Zeit zur Verfügung und arbeiten für Kost und Logis.“

„Hier drüben“, fuhr sie fort, „ist eine Äffin, die völlig nackt war, als man sie zu uns brachte. Sie hatte in einem kleinen Käfig gesessen, und ihre Besitzerin hatte den größten Teil ihrer Zeit damit verbracht, neben ihr zu sitzen. Sie saß da und aß und gab ihrer Äffin zu essen, die dann auch da saß und aß. Acht Jahre lang saßen sie da und aßen. Schließlich wog die Dame 140 Kilo und die Äffin über 20. Außerdem hatte die Äffin Langeweile, und wenn sie nicht aß, rupfte sie sich am ganzen Leib das Haar aus. Sie ist jetzt vier Jahre bei uns, und sie hat ihr Haar fast vollständig wieder.“

Auf der anderen Seite des Weges waren Bauarbeiten im Gange. „Was soll das werden?“

„Eine Tierklinik. Wenn sie fertig ist, kann die tierärztliche Arbeit dort verrichtet werden.“

„Sind Sie Tierärztin?“

„Nein. Meine Mutter meinte, das sei kein schöner Beruf für zarte junge Damen. Sie hoffte, daß ich einmal eine solche Dame sein würde. In dieser Hoffnung wurde sie schrecklich enttäuscht. Aber ich war gehorsam und wollte mich meiner Mutter nicht widersetzen. Und sie sagte, ich dürfe keinesfalls Tierärztin werden. So wurde ich das, was ich heute bin, was immer es sein mag.“

Inzwischen war unser Rundgang zu Ende, und Martine lud uns zu sich und ihrem Mann nach Hause ein. Ihr Haus befindet sich in dem Gehege. Sie gab uns etwas Kaltes zu trinken — eine angenehme Erfrischung an diesem heißen Nachmittag im August.

Ein Meinungsaustausch

„Haben Sie sich schon als Kind für Tiere interessiert?“ fragte ich sie.

„Ja, schon als kleines Kind. Mein Vater war Diplomat, und wir zogen oft um. Ich bekam Privatunterricht, und so hatte ich wenig Freunde. Ich suchte bei Tieren nach Kameradschaft.

Besucher sehen sich hier manchmal gewisse Tiere an, deren Wiederherstellung unmöglich erscheint, oder kleine, die für sie unbedeutend sind, und fragen dann: ,Warum halten Sie eigentlich diese Tiere? Die nimmt ja kein Zoo. Sie können sich die Kosten für ihre Pflege sparen. Schläfern Sie sie doch ein. Und dieses Opossum da gehört nicht gerade zu einer gefährdeten Art. Warum verschwenden Sie Geld dafür?‘ Vom geschäftsmäßigen Standpunkt aus haben sie recht.

Heute wird so vieles mit Dollars und Cents gleichgesetzt. Die Wildlife Waystation ist aber nicht dazu da, Profit zu machen. Sie ist etwas Einzigartiges. Sie ist ein wohltätiges Unternehmen und wird allein aus freiwilligen Spenden finanziert. Dafür ist sie wiederum gegenüber den Tieren wohltätig. Wo soll man nun die Grenze ziehen? Warum ist dieser Leopard wichtiger als jenes Opossum oder jener Spatz weniger wichtig als das Opossum?“

„Das Argument, Geld zu sparen, klingt logisch“, sagte ich, „aber es kommt aus dem Verstand und nicht aus dem Herzen. Jehova Gott dagegen nimmt sogar wahr, wenn ein Spatz zu Boden fällt. Das Gesetz, das er den Israeliten gab, schützte Vogelmütter. Es forderte Rücksicht gegenüber Ochsen und Eseln. Zum Sport jagten nur Männer wie der verurteilte Nimrod. Das Jagen um der Nahrung willen war erlaubt, aber aus Achtung vor dem Leben mußte das Blut auf den Erdboden ausgegossen werden. Und in einem der Sprüche heißt es: ,Wer Gott gehorcht, kümmert sich um das Wohl seiner Tiere; wer Gott mißachtet, hat kein Herz für sie‘ (12:10a). So denken ,praktische‘ Menschen hauptsächlich an das Materielle und vernachlässigen das Geistige. Wenn man aber das Geistige abstumpfen läßt, verliert man das, was das Leben bereichert. Das Geistige ist letzten Endes praktischer als das Materielle.“

Sie dachte eine Weile nach und erwiderte dann: „Sie haben offensichtlich den Sinn dieser Einrichtung begriffen. Sie verstehen, was ich hier versuche.“ Sie hielt kurz inne und fuhr fort: „Ich finde, die Menschen sollten mit Tieren Kontakt haben, die in Freiheit leben, und mit Landschaften, die noch ursprünglich sind. Meiner Ansicht nach ist das gut für den menschlichen Geist. Wenn ich mich über Leute aufrege, die wildlebende Tiere aus Sport oder um einer Trophäe willen töten, dann sagt man mir oft: ,Was stört es mich, wenn es keine Pumas mehr gibt? Ich habe in meinem ganzen Leben noch keinen gesehen, und mir macht es nichts aus, wenn es keine mehr gibt.‘ Wenn aber einmal die wildlebenden Tiere und die ursprünglichen Landschaften nicht mehr da sind, sind sie für alle Zeiten verschwunden, und wir haben ein kostbares Erbe verloren.“

„Martine“, sagte ich, „warum wollen die Leute im Wildpark Bären füttern, selbst wenn es für die Bären nicht gut ist? Warum wollen sie wilde Tiere in ihrem Haus haben, obwohl es für die Tiere fast immer schlechte Folgen hat? Die Leute wollen ihnen keinen Schaden zufügen, sie wollen nur eine Beziehung zu ihnen haben. Zoos stellen Besuchern das richtige Futter zur Verfügung, damit sie die Tiere füttern können, denn man weiß, daß die Leute ganz versessen darauf sind. Warum? Weil wir so geschaffen worden sind.“

„Ich gehöre nicht Ihrer Gemeinschaft an“, erwiderte Martine. „Ich gehöre überhaupt keiner Glaubensgemeinschaft an. Ich habe in der Welt zuviel Widersprüchliches gesehen, um eine orthodoxe Religion annehmen zu können. Ich glaube an die Erde und den Himmel und daß jemand dort oben alles leitet. Das spüre ich selbst in unserer Einrichtung. Manchmal brauchen wir etwas; wir haben es nicht, und wir haben auch kein Geld, um es zu kaufen. Im entscheidenden Augenblick kommt dann einer, der uns fragt: ,Können Sie das gebrauchen?‘, und ich antworte: ,Kann eine Ente Schwimmfüße gebrauchen?‘“

Das Ende aller Mißhandlungen

„Wie Sie wissen, Martine, sind Jehovas Zeugen eine bibelorientierte Gemeinschaft“, sagte ich. „Wir glauben, daß Gott uns mit dem Verlangen erschaffen hat, eine Beziehung zu Tieren zu haben. Nachdem er den Menschen erschaffen hatte, sagte er zu ihm gemäß 1. Mose 1:28: ,Breitet euch über die Erde aus und nehmt sie in Besitz! Ich setze euch über die Fische, die Vögel und alle anderen Tiere und vertraue sie eurer Fürsorge an.‘ Der Mensch hat kläglich darin versagt, dieser Verantwortung nachzukommen. Er hat statt dessen die Erde verschmutzt und zahlreiche Tierarten ausgerottet. Viele weitere Tierarten sind von Ausrottung bedroht. Gott wird damit Schluß machen, denn in Offenbarung 11:18 heißt es: ,Die Zeit ist gekommen, alle zugrunde zu richten, die die Erde zugrunde richten.‘“

Mit diesen Gedanken ging unser Besuch in der Wildlife Waystation zu Ende. Während der Fotograf und ich weiterfuhren, dachten wir über alles nach, was wir gesehen und gehört hatten.

Der Anblick von Tieren, die von Menschen so mißhandelt worden waren, hatte uns traurig gestimmt. Wir waren von den Leuten in der Wildlife Waystation beeindruckt, die schwer arbeiteten, um ihnen zu helfen. Doch so lobenswert diese Bemühungen sind — global betrachtet, sind sie nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Wie wunderbar wird es sein, wenn Jehova eingreift, um dafür zu sorgen, daß auf der ganzen Erde weder Tiere noch Menschen, die unter dem gegenwärtigen System der Dinge leiden, mißhandelt werden! Viele Menschen werden sich dann der paradiesischen Erde erfreuen, die Jehova für dankbare Personen geschaffen hat, für Menschen, die ihrem Auftrag nachkommen, sich der Pflanzen und der Tiere fürsorglich anzunehmen, und die ihren Nächsten lieben wie sich selbst (Jes. 11:6-9; 45:18; Ps. 37:11, 28, 29; Spr. 2:21, 22; Mat. 22:34-40).

Können die ausgebeutete Erde sowie die Tiere und die Menschen darauf dieses verheißene Paradies gebrauchen? Um Martines anschauliche Antwort zu verwenden: „Kann eine Ente Schwimmfüße gebrauchen?“

[Fußnote]

a Alle Bibelzitate sind der Guten Nachricht entnommen.

[Bild auf Seite 20]

Martine und Friend

[Bilder auf Seite 21]

Sheena

Dynasty

[Bild auf Seite 22]

Reesha

[Bild auf Seite 23]

Honeybear

[Bild auf Seite 24]

Die traurigen Affen

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