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  • „Ich setze euch über die ... Tiere“
    Erwachet! 1980 | 22. September
    • sie führen. Und die Kuh und der Bär, sie werden weiden; zusammen werden ihre Jungen lagern. Und selbst der Löwe wird Stroh fressen so wie der Stier. Und der Säugling wird gewißlich auf dem Loche der Kobra spielen; und auf die Lichtöffnung einer giftigen Schlange wird in der Tat ein entwöhntes Kind seine eigene Hand legen. Sie werden keinen Schaden stiften noch irgendwie Verderben anrichten auf meinem ganzen heiligen Berge; denn die Erde wird gewißlich erfüllt sein mit der Erkenntnis Jehovas, wie die Wasser das ganze Meer bedecken“ (Jes. 11:6-9).

      Dann wird die Menschheit des in sie gesetzten Vertrauens, das Jehova vor langer Zeit mit den Worten zum Ausdruck brachte: „Ich setze euch über die ... Tiere“, würdig sein.

  • Unser Leben mit Wildtieren
    Erwachet! 1980 | 22. September
    • Unser Leben mit Wildtieren

      „Man muß Verständnis für das Wesen der Tiere haben, mit denen man arbeitet“, sagte ein ehemaliger Tierlehrer.

      ER WIRBELTE über den Boden und bedeckte dabei mit den Armen Brust und Gesicht in der Hoffnung, den Angriff der Löwin abwehren zu können. Doch sie war zu schnell. Mit ihrer Schnauze überwand sie seine Abwehr und warf ihn zu Boden. Mit den Zähnen erwischte sie ihn am Hinterkopf und riß ihm ein Büschel Haare aus. Irgendwie gelang es ihm aufzuspringen, worauf er im Zickzack den Ausgang ansteuerte. Sie warf ihn erneut zu Boden, zog sich aber danach eilig aus der Arena zurück.

      „Sie hat nur gespielt“, sagte der Tierlehrer Larry Titus achselzuckend. „Gewöhnlich lassen wir sie erst in ein größeres Gehege und spielen mit ihr, um sie in die richtige Stimmung zu versetzen, bevor wir mit ihr das Kunststück machen“, erklärte er. „Dieses Mal haben wir sie bis zur letzten Minute im Käfig behalten. Deshalb war sie auf ihre Aufgabe nicht richtig vorbereitet. Man darf ihr nicht die Schuld geben. Es war unser Fehler.“

      Hier, in einem Naturpark, in dem die Verhältnisse denen in Afrika gleichen und in dem sich die Tiere frei bewegen können, werden den Besuchern in einer 15 Meter langen Arena Dressurakte vorgeführt. „Stellen Sie sich vor, ein Eingeborener läuft durch den Urwald“, ruft der Ansager aus. Darauf kommt ein Tierlehrer aus dem Laufgang gerannt, gejagt von einem Löwen oder einem Tiger.

      „Die Tiere kamen gewöhnlich mit einer Geschwindigkeit von fast 50 km/st angestürmt, warfen uns zu Boden und spielten mit uns wie ein Hockeyspieler mit dem Puck. Das nahm uns jeweils ganz schön mit. Deshalb haben wir das nur zwei- oder dreimal am Tag gemacht, und außerdem haben wir uns noch abgewechselt.“

      „Das Leben eines Tierlehrers ist alles andere als leicht“, gestand Larry Titus. „Einmal verrenkte ich mir innerhalb von zwei Tagen beide Schultern. Das erste Mal passierte es mir mit einem Puma. Ich arbeitete mit ihm mit Hilfe von Summerzeichen. Als ich ihm den Befehl gab, sich das Fleisch zu holen, stürzte er auf mich zu. Ich schwang die Kette, die ich in der Hand hielt, mit so großer Wucht, daß ich mir dabei die Schulter verrenkte.“

      Am Tag darauf verrenkte er sich die andere Schulter, als er einem Elefanten einen Einlauf machen wollte. „Erzähl doch, wie du das machst“, sagte Chris, seine Frau, die Tierpflegerin ist, kichernd.

      „Mit einem Wasserschlauch. Das gefiel dem Elefanten aber nicht, und so schleuderte er mich im Stall sechs Meter weit.“

      Den größten Schreck seines Lebens erlebte er, als er noch Anfänger war. Damals arbeitete er in den Bergen Kaliforniens in einem großen Wildpark, wo Tiere für Filmaufnahmen dressiert wurden. Er berichtete:

      „Im Elefantenstall waren die Boxen stockdunkel. Erst wenn man einen Fensterladen öffnete, konnte man etwas sehen. Ich ging in Squeakies Box. Squeakie war ein Stachelschwein. Ich redete mit dem Tier, um es wissen zu lassen, wer ich war und daß ich ihm nichts antun würde. Doch Squeakie antwortete nicht, dafür hörte ich ein dunkles Knurren und sah in der Finsternis zwei grüne Augen leuchten. Ich öffnete den Fensterladen und — o Schreck, an der gegenüberliegenden Wand lag ein dreieinhalb Meter langer Sibirischer Tiger ausgestreckt. In einem solchen Augenblick möchte man schreien, was die Kehle hergibt. Doch damals kannte ich mich mit Tieren schon etwas aus, so daß ich einfach weiterredete, als wäre es Squeakie, während ich vorsichtig zur Tür zurückstrebte und verschwand.

      In dem Wildpark in den Bergen Kaliforniens wurden mein Zwillingsbruder Gary und ich auf den Beruf eines Tierlehrers vorbereitet. In dem Park befanden sich 2 500 bis 3 000 Tiere. Die Käfige waren so leicht gebaut, daß täglich irgendeines der Tiere ausbrach. Der Leiter hatte bemerkt, daß mein Bruder und ich besonderes Geschick im Einfangen der Ausreißer besaßen.

      Einmal sollten wir ein Känguruh wieder einfangen. Als ich hörte, daß es einen Hohlweg herabgeprescht kam, versteckte ich mich, und als es vorbeijagte, schwang ich mich auf seinen Rücken. Darauf raste es, wie von Furien gejagt, die Schlucht hinab. Dabei verlor ich mein Hemd und zog mir Quetschungen und Schrammen von Kopf bis Fuß zu. Nach 20 Minuten war das Tier jedoch erschöpft. Ich habe Strauße, Giraffen, Nashörner, Weißschwanzgnus und Antilopen geritten, ja einfach alle Arten von Tieren, auf die man sich setzen kann. Unser Tierverständnis wuchs in den fünf Jahren, in denen wir diese Arbeit verrichteten, so, daß wir dann in der Lage waren, Wildtiere zu dressieren.“

      Der Tötungsinstinkt

      Furcht und Staunen erfaßt die meisten, wenn sie einen Löwen, einen Wolf oder einen großen Adler erblicken. Ausgebildete Tierlehrer sehen die Tiere anders.

      „Ich sehe die natürliche Wildheit des Tieres, die Gefährlichkeit, die in seinem Wesen liegt, doch es ist nicht absichtlich bösartig wie der Mensch“, erklärte Larry. „Und obschon es sich bei diesen Tieren um ungezähmte ,Wildfänge‘ handelt, sind sie spielerisch und gutmütig. Sie sind anhänglich und gutmütig, solange man keine ihrer Regeln verletzt. Wenn man lernt, mit solchen Tieren umzugehen, darf man jedoch ihren Tötungsinstinkt nie außer acht lassen. Das war stets das erste, worauf wir unser Augenmerk richteten, wenn Neuankömmlinge auf Tiger Island eintrafen.

      Tiger Island, eine Insel an der Küste von Kalifornien, ist ein großer Naturpark. (Es ist der Schauplatz meines Erlebnisses mit der Löwin, die mir ein Büschel Haare ausriß.) Die Besucher umfahren die Insel mit Booten, um die Löwen und Tiger zu beobachten, die sich auf der Insel frei bewegen können. Ich war einer der verantwortlichen Tierlehrer, die mit den 15 bis 20 Großkatzen arbeiteten. Die Mehrzahl der Tiere war auf dem Festland in irgendeinem Zoo groß geworden. Die Tierpfleger (meist Frauen), die die Jungtiere aufzogen, verwöhnten sie manchmal. Waren die Tiere ausgewachsen, wurden sie nach Tiger Island gebracht, und wenn ihre Pfleger sie verwöhnt hatten, war der Umgang mit ihnen schwierig und gefährlich.

      Einmal traf ein etwa 11 Monate alter Löwe bei uns ein, der 90 Kilogramm wog. Sobald ein Tier auf Tiger Island eintraf, bemühten wir uns, seinen Eigentumssinn zu brechen. Wenn nämlich ein Tier einer Sache habhaft wird und sie eine Zeitlang hat, betrachtet es sie als seinen Besitz. Versucht man, sie ihm wegzunehmen, bringt man sich in Lebensgefahr. Ich hatte eine bestimmte Methode, um den Eigentumssinn eines Tieres zu prüfen. Ich gab ihm etwas zum Spielen und befahl ihm dann, es herzugeben, ehe es das Spielzeug als sein Eigentum betrachtete, denn das hätte bedeutet, daß es das Spielzeug zerreißen durfte — doch das Spielzeug könnte auch einmal sein Pfleger sein!

      Der neueingetroffene Löwe hieß ,Löwenzahn‘. Ich gab ihm einen Jutesack. Als er anfing, damit zu spielen, befahl ich ihm, ihn liegenzulassen. Diesen Befehl wiederholte ich drei- bis viermal. Er knurrte, richtete sich auf, schnappte und schlug nach mir — rechts, links, rechts, links. Ich duckte mich oder wehrte seine Hiebe ab und traf wahrscheinlich auch mal seine Nase. Dann wich ich einige Meter zurück in Richtung eines Baumes, wo ich einen Stock liegen hatte. Schließlich ließ Löwenzahn sich auf alle vier Füße fallen und trottete zu seinem Jutesack zurück.

      Das konnte ich ihm nicht durchgehen lassen. Ich nahm den Stock, versteckte ihn hinter meinem Rücken und ging zu ihm hin. Wieder sagte ich: ,Laß das!‘ Er knurrte wütend. Ich wiederholte den Befehl. Er sprang mich an. Ich gab ihm eins auf die Nase. Es war in seinem und in meinem Interesse. Lernte er nicht gehorchen, würde er wieder in einen Zoo geschafft, wo er den Rest seines Lebens in einem Käfig verbringen müßte. Und dieser junge Löwe konnte gut und gern noch 20 Jahre leben. Eine Stunde danach mußte er eine weitere Lektion lernen. Ich gab ihm den Jutesack, aber er schaute ihn nicht an. Ich wartete bis zum folgenden Tag.

      Am nächsten Tag wollte er den Sack wieder nicht liegenlassen. Doch nachdem ich dreimal gesagt hatte: ,Laß das!‘, gehorchte er. Das war schon gut, aber es war immer noch nicht gut genug. Er mußte lernen, auf den ersten Befehl hin zu gehorchen. Wir übten weiter, bis es soweit war. Von da an konnte ich Löwenzahn schon von weitem zurufen, wenn ich bemerkte, daß er sich wieder etwas aneignen wollte: ,Laß das!‘, und sofort legte er die Ohren an und trollte sich. Er hatte gehorchen gelernt, und das bedeutete Schutz, Überleben.“

      Gehorsam gegenüber dem Befehl „Laß das!“ konnte einem Tierlehrer das Leben retten. Gary, Larrys Bruder, arbeitete auf der Knott’s Berry Farm in Südkalifornien einmal mit einem Afrikanischen Elefanten. Er hieß Punky, und nachdem der Tierlehrer Gary mit den Worten und Befehlen vertraut gemacht hatte, die Punky kannte, nahm Gary den Elefantenhaken (ein 60 cm langer Eichenstock mit einem Haken an dem einen Ende) und begann, mit Punky zu arbeiten.

      Aber Tiere sind wie Kinder — es reizt sie, dich zu testen. Punky schlang den Rüssel um Garys Beine, hob ihn hoch und rannte mit ihm davon. Der Elefantenhaken fiel zu Boden, und Gary dachte, sein Ende sei nahe. Plötzlich blieb der Elefant stehen, warf Gary zu Boden und hob seinen Fuß, um auf ihn zu treten. Punkys erster Lehrer kam herbeigeeilt, hielt das Bein mit seinem Elefantenhaken fest und brüllte: „Laß das!“ Darauf trollte sich Punky, als wäre nichts geschehen.

      Ihr Verhalten kennenlernen

      Der Tierlehrer muß das Verhalten der Tiere kennen, mit denen er arbeitet. Eines Tages fütterte Larry Harpyie, einen mächtigen Greifvogel der südamerikanischen Urwälder. Mit diesem Vogel wurde der Film „Harpyie“ gedreht. Der Vogel wog 7 Kilogramm und war rund 70 Zentimeter lang. Wenn er mit seinen Krallen das Handgelenk seines Pflegers umfaßte, überlappten sie sich um über 7 Zentimeter. Harpyie konnte eine Kraft von mehr als 300 Newton ausüben. An diesem Tag fütterte Larry sie mit Hühnerhälsen, während sie auf seinem Arm saß. Er berichtete:

      „Ich bewegte meinen Arm ein ganz klein wenig, worauf sie sich stärker festkrallte. Ich hatte etwas Verkehrtes gemacht. Sie schluckte das Futter nicht wie üblich; wenn sie anfing, die Hühnerhälse als ihr Eigentum zu betrachten, mochte sie mir das Handgelenk zerquetschen. Jedesmal, wenn ich nur die geringste Bewegung machte, wurde ihr Griff fester. Das ging ungefähr 20 Minuten so. Mein Arm zitterte. Meine Hand wurde schon blau. Plötzlich schluckte sie einen Hühnerhals, und der Druck war weg. Für Harpyie war nichts geschehen, aber ich konnte meinen Arm tagelang nicht gebrauchen.

      Es erfordert Jahre, um zu lernen, was man als Tierlehrer tun darf und was nicht. Die Tiere haben eine unterschiedliche Mentalität. Einige kann man dressieren, indem man sie tadelt. Löwen und Tiger reagieren ungefähr gleich wie ein Hund. Man darf sie sogar mit einem Schlag zurechtweisen. Einen Wolf oder einen Raubvogel dagegen sollte man nie schlagen. Auf eine solche Lehrmethode reagieren diese Tiere nicht. Auch darf man sie nicht erschrecken.

      Ich habe es erlebt, daß erfahrene Tierlehrer von einem Wolf gepackt wurden, weil sie ihm einen Hieb versetzen wollten. Ein Tierlehrer mag einen Wolf mit einem Stock schlagen, weil er denkt: ,Ich habe das gestern bei einem Löwen gemacht, und es hat geholfen.‘ Verfährt man aber so mit einem Wolf, bohrt er einem die Zähne ins Fleisch. Der Wolf verträgt eine solche Behandlung nicht. Auch darf man einen Raubvogel nicht zurechtweisen, indem man ihm einen leichten Schlag auf den Schnabel gibt. Mit einem solchen Vogel kann man nur arbeiten, wenn man absolut friedliche Beziehungen zu ihm hat. Keine plötzlichen Bewegungen, keine heftigen Worte. Der Vogel muß sich bei seinem Lehrer geborgen fühlen. Nur auf diese Weise und wenn man den Vogel regelmäßig füttert, erreicht man sein Ziel.

      Man darf auch nicht erwarten, daß jedes Wildtier vom Menschen dressiert werden kann. Die meisten meiner Raubvögel fing ich selbst, und zwar jeweils 10 bis 12 auf einmal. Ich nahm sie mit nach Hause, um herauszufinden, welche Tiere sich für die Dressur eigneten. Die Vögel, die sich nicht eigneten, ließ ich wieder fliegen.“

      Larry und Chris arbeiteten hauptsächlich mit Löwen und Tigern.

      „Löwen neigen dazu, brummig und unfreundlich zu sein“, erklärte Larry. „Sie möchten nicht belästigt werden, insbesondere nicht in der heißen Tageszeit. Mit einem Tiger dagegen kann man sich den ganzen Tag beschäftigen. Versucht man aber um die Mittagszeit, sich mit einem Löwen herumzubalgen, so kommt es leicht zu einem Angriff.“

      Als Larry und Chris in dem Naturpark arbeiteten, war Naji, ein Königstiger, ihr Lieblingstier.

      „Naji war ruhig, kühl und gelassen. Er liebte es umherzuwandern. Er war regelrecht sanft und zu allen Dressurakten bereit, weil er wußte, daß man ihn nicht dazu zwang. Er durchstreifte die Insel nach Lust und Laune.“

      „Erzähl doch, wie Naji dich öfter beschützt hat“, warf Chris ein.

      „Wir hatten noch einen Tiger. Es war ein Weibchen und hieß Bagdad“, erzählte Larry. „Bagdad war ganz anders — angriffslustig, spielerisch und auf eine Art hinterlistig. Sie schlich auf der Insel umher und verbarg sich. Wenn man vorüberging, fiel sie einen von hinten an. Den Touristen, die das beobachteten, stand jeweils fast das Herz still, aber die Tigerin war wie eine Hauskatze, nur einige hundert Pfund schwerer. Sie warf einen lediglich zu Boden, schlug die Hinterfüße zusammen und lief davon. Wenn Naji in der Nähe war, kam er angerannt und hinderte Bagdad an ihrem Vorhaben, worauf es zu einer Rauferei kam. Dann rannte Bagdad weg, während Naji zu mir kam und bei mir blieb.

      Wir hatten auch einen Sibirischen Tiger, ebenfalls ein Weibchen. Diese Tigerin hieß Shantee und schielte. Sie rannte jeweils auf mich zu, machte drei Meter vor mir eine große Schleife und warf sich dann auf mich. Sie war verspielt. Shantee machte alles mit, wozu ich Lust hatte.

      Ein anderer Sibirischer Tiger (3 m lang, 1,20 m hoch und 270 kg schwer) hatte ein besonderes Hobby. Er liebte es, geritten zu werden. Ich entdeckte diese Vorliebe durch Zufall. Eines Tages setzte er sich auf dem Vorführplatz hin. Ich ging zu ihm, streichelte ihn und warf ein Bein über ihn. Er schnellte hoch, und schon saß ich auf seinem Rücken. Die Zuschauer applaudierten — sie dachten, es sei eine Dressurnummer. Er lief mit mir ein- bis zweimal rings um den Vorführplatz und schoß dann wie eine Rakete durch den Laufgang. Später ritt ich ihn auch im Park; wie ein Blitz schoß ich jeweils an den Zuschauern vorbei. Es ist nicht vielen Menschen vergönnt, auf einem Sibirischen Tiger zu reiten.“

      Aber dieser Tiger wurde sehr groß — er wog mehr als 350 Kilogramm und war fast 4,60 Meter lang. Der Sibirische Tiger zählt zu den größten Raubtieren auf dem Land. Abgesehen von Ausnahmen, sind diese Tiger sehr temperamentvoll, und es ist schwierig, mit ihnen vertraut zu werden. Dem Ehepaar Titus tat es leid, daß das Tier weggegeben wurde, doch die Leitung des Naturparks beschloß, es nach China zu senden.

      „Weiche“ Dressur

      „Wir führten die Tiere nicht in zoologischen Gärten oder Zirkussen vor“, erklärte Larry, „sondern nur auf Tiger Island. Die meisten Tiere zogen wir selbst auf. Wir ließen sie herumtollen und spielen und bauten dann um ihr natürliches Verhalten eine Nummer auf. Wenn wir bei einem Tier einen bestimmten Zug entdeckten, versuchten wir, ihn besonders zu entwickeln. Auf diese Weise konnte das Tier fast zu 90 Prozent seine Nummer selbst bestimmen. Wenn ein Tier sich gern auf dem Boden wälzte und mit Stecken spielte, gaben wir ihm jedesmal, wenn es das tat, etwas zu fressen. Gefiel ihm eine gewisse Stellung, so belohnten wir es, wenn es diese einnahm. Diese Art Dressur wird ,weiche‘ Dressur genannt.

      Durch diese Dressur holt man das Beste aus den Wildtieren heraus. Die Zirkusnummern holen gewöhnlich das Schlimmste aus ihnen heraus. Der Zuschauer sieht, wie Löwen und Tiger in der Manege mit Peitschen, Stühlen und Revolvern zu einem bestimmten Verhalten angetrieben werden. Man zwingt sie, die Wildheit ihres Wesens herauszukehren. Die Dompteure wollen die Tiere gefährlich erscheinen lassen, um die Zuschauer zu beeindrucken.

      Ich habe gesehen, wie Dompteure die Tiere bei der Dressur angeschrien und gestoßen haben, um sie sich gefügig zu machen. Ich habe gesehen, daß man schlechtgefütterte Tiere vor ihrem Auftritt hungern ließ, damit sie gut arbeiteten. War die Vorstellung zufriedenstellend, bekamen die Tiere anschließend zu fressen.“

      Wenn das Ehepaar Titus jetzt mit Tieren arbeitet, dann nur noch als Spezialtierlehrer mit einem besonderen Auftrag. Die Arbeitsbedingungen sind viel angenehmer.

      „Ich arbeitete zum Beispiel mit den Tieren, die in dem Film ,Silence‘ mitspielten“, erzählte Larry. „Das Drehbuch verlangte einen Bären, ein Bärenjunges, ein Stachelschwein und zwei Präriewölfe. Die Tiere sollten sich ganz natürlich verhalten. Sie sollten von Punkt A zu Punkt B gehen oder von Punkt C zu Punkt D. Ich legte einen ,Futterpfad‘ für die verschiedenen Tiere an, dann ging ich etwa zweimal mit ihnen diesen Pfad, wobei ich sie an der Leine führte. Wenn ich sie am Abend zuvor nicht fütterte, liefen sie den Pfad entlang, genau wie das Drehbuch vorschrieb. Das Stachelschwein sollte einmal den Schauspieler Will Geer aus seiner Hütte hinaus und einen Hügel hinabjagen. Er mußte sich nur auf dem ,Futterpfad‘ vor das Stachelschwein hinstellen, und schon ging die Jagd los.“

      Chris faßte das, was sie und ihr Mann jetzt empfinden, und die Hoffnung, die sie hegen, wie folgt zusammen:

      „Wenn man die Tiere in freier Wildbahn sieht, macht es einen traurig, zu wissen, daß sie weggeholt und wie menschliche Verbrecher eingesperrt werden — in Zoos und Zirkusse. Was wir mit den Tieren erlebten, hat viel dazu beigetragen, daß wir glauben konnten, was Gottes Wort über das irdische Paradies unter Christi Königreich sagt.

      Es begeisterte uns, aus Jesaja 11:6-9 zu erfahren, wie die Tiere dann leben werden. Dort wird vorhergesagt, daß alle Arten von Tieren friedlich nebeneinander leben werden und daß ein kleines Kind sie führen wird. Das weckte in uns den Wunsch, noch mehr darüber zu erfahren, was Jehova der Menschheit in Aussicht gestellt hat. Jehova wußte sicherlich, wie sehr wir Menschen die von ihm geschaffenen Tiere lieben, deshalb gab er eine solch wunderbare Verheißung.

      Es ist schon eine Weile her, daß wir mit den erwähnten Tieren arbeiteten, doch wir besuchen sie des öfteren. Einige wie Naji, der Königstiger, kennen uns noch.

      Wir hoffen, daß Jehova uns in seinem neuen System eine Aufgabe überträgt, die mit Tieren zu tun hat, denn sowohl die wildlebenden Tiere als auch die Haustiere benötigen Aufmerksamkeit des Menschen. Wir freuen uns sehr auf das neue System, und wir wissen, daß alles, was wir in Gottes gerechter neuer Ordnung tun dürfen, die Wünsche unseres Herzens befriedigen wird.

      Wir lernten die Wahrheit über die neue Ordnung durch Gary, Larrys Zwillingsbruder, kennen. Gary ist vor einem Jahr gestorben. Auch er freute sich darauf, einmal auf einem Nashorn zu reiten und wieder Löwen streicheln zu dürfen, wie er und Larry das früher taten.

      Es gibt somit vieles, worauf wir uns freuen können. Wie liebevoll ist unser Schöpfer, daß er allen gehorsamen Menschen so vieles in Aussicht stellt, was sie glücklich machen wird!“

      [Bild auf Seite 10]

      Einen Wolf darf man nie schlagen — er verträgt eine solche Behandlung nicht.

      [Bild auf Seite 11]

      Harpyie kann eine Kraft von über 300 Newton ausüben.

      [Ganzseitiges Bild auf Seite 12]

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