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Ein Buch für die ganze MenschheitDer Wachtturm 1975 | 1. Juni
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Ein Buch für die ganze Menschheit
WAS würdest du von einem Buch erwarten, das für die ganze Menschheit bestimmt ist? Sicherlich müßte es in den wichtigsten Sprachen zur Verfügung stehen. Seine Botschaft müßte für dich von Bedeutung sein und es dir ermöglichen, selbst in einer Zeit wie der unsrigen das Beste aus deinem Leben zu machen. Gibt es tatsächlich ein solches Buch?
Ja, ein solches Buch existiert. Es ist ein sehr altes Buch, das in jedes Land und selbst in abgelegene Inselgebiete gelangt ist. Man kann es in einfachen Hütten und in modernen Wohnungen finden. Das ganze Buch oder Teile davon sind in mehr als 1 525 Sprachen und Dialekte übersetzt worden; fast jedermann kann es also in seiner eigenen Sprache lesen. Kein anderes Buch hat auch nur annähernd eine so weite Verbreitung gefunden. Jedes Jahr werden Millionen Exemplare davon weltweit verbreitet. Dieses Buch ist die Bibel.
Kann dieses Buch dir aber tatsächlich helfen, heute das Beste aus deinem Leben zu machen? Millionen Menschen sind der Meinung, das sei einfach nicht möglich. Sie bilden sich ihr Urteil über die Bibel aufgrund dessen, was sie über Personen wissen, die sich angeblich an die Bibel halten. Sie sind über den schändlichen Ruf entsetzt, den sich die Christenheit durch schreckliche Kriege, durch ihre Vorurteile und Haßgefühle sowie durch Unterdrückung und Ausbeutung erworben hat. Sie verzichten gern auf die Bibel, wenn Menschen und ganze Nationen, die die Bibel haben, so handeln.
Doch ein Buch zu besitzen bedeutet, wie du weißt, noch nicht, daß der Eigentümer für die darin enthaltenen Grundsätze eintritt. Viele Leute haben in ihrer Bibliothek Bücher, in denen Auffassungen vertreten werden, die sie nicht unterstützen. Könnte das nicht auch auf Millionen Menschen zutreffen, die die Bibel ihr eigen nennen?
Viele religiöse Organisationen, die behaupten, die Bibel zu vertreten, haben die schrecklichen Kriege unseres zwanzigsten Jahrhunderts unterstützt. Wird ihre Handlungsweise in der Bibel gutgeheißen? Einige mögen sich mit dem Hinweis auf die in der Bibel erwähnten Kriege zu rechtfertigen suchen. Zugegeben, Gott gebrauchte gewisse Personen und Nationen als Werkzeuge, um gegen andere zu kämpfen und das Urteil an ihnen zu vollstrecken, das er wegen ihrer Schlechtigkeit über sie gefällt hatte. Doch heute können weder Einzelpersonen noch ganze Nationen den Anspruch erheben, auf diese Weise gebraucht worden zu sein.
In der Bibel werden alle, die selbstsüchtigerweise Krieg führen, mit folgenden Worten nachdrücklich verurteilt:
„Woher kommen Kriege und woher Streitigkeiten unter euch? Kommen sie nicht von dieser Quelle, nämlich von euren Begierden nach sinnlichem Vergnügen, die in euren Gliedern im Streite liegen? Ihr begehrt, und doch habt ihr nicht. Ihr fahrt fort zu morden und seid habsüchtig, und ihr vermögt doch nicht zu erlangen. Ihr fahrt fort, zu streiten und Krieg zu führen. Ihr habt nicht, weil ihr nicht bittet. Ihr bittet, und doch empfangt ihr nicht, weil ihr für einen falschen Zweck bittet, um es in euren Begierden nach sinnlichem Vergnügen zu verbrauchen“ (Jak. 4:1-3).
Kriege sind meist darauf zurückzuführen, daß sich eine Rasse, eine Nation oder die Angehörigen eines Stammes anderen überlegen fühlen. Ermuntert aber die Bibel zu einer solchen Einstellung? Nein, sie zeigt, daß bei Gott nicht jemandes Stellung oder seine rassische oder nationale Herkunft zählt, sondern was für eine Person er ist. Man beachte, welch eindeutiger Maßstab in der Bibel geprägt wird, wenn es heißt, daß „Gott nicht parteiisch ist, sondern daß ihm in jeder Nation der Mensch, der ihn fürchtet und Gerechtigkeit wirkt, annehmbar ist“ (Apg. 10:34, 35). „Er hat aus e i n e m Menschen jede Nation der Menschen gemacht“ (Apg. 17:26).
Die Bibel tritt auch nicht für Personen ein, die ihre Mitmenschen unterdrücken und ausbeuten. An solche Bedrücker und Ausbeuter sind vielmehr die Worte gerichtet:
„Weint und jammert über das Elend, das auf euch zukommt. Euer Reichtum verfault, eure Kleider werden von den Motten zerfressen, und euer Geld setzt Rost an. Dieser Rost wird euch anklagen und euer Fleisch wie Feuer verzehren. Ihr habt in den letzten Tagen der Welt Reichtümer angehäuft. Ihr habt den Männern, die auf euren Feldern gearbeitet haben, keinen Lohn gegeben. Das schreit zum Himmel! Eure Erntearbeiter klagen, und ihre Klage dringt bis zu den Ohren des himmlischen Herrschers. Euer Leben auf der Erde war mit Luxus und Vergnügen ausgefüllt. Während der Schlachttag schon vor der Tür stand, habt ihr euch noch gemästet“ (Jak. 5:1-5, Die gute Nachricht).
Nach der Bibel sollte sich die Lebensweise eines Menschen durch ein selbstloses Interesse am Wohl seiner Mitmenschen auszeichnen. Sie enthält den Rat: „Bleibt niemand etwas schuldig; doch zu gegenseitiger Liebe seid ihr stets verpflichtet. Wer den anderen liebt, hat das Gesetz erfüllt. Denn die Gebote: Du sollst nicht ehebrechen, nicht töten, nicht stehlen, nicht begehren, und alle anderen Gebote sind in dem einen Satz zusammengefaßt: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“ (Röm. 13:8-10, Einheitsübersetzung).
Es würde sich gewiß vorteilhaft für dich auswirken, wenn sich die Leute in deiner Nachbarschaft oder an deinem Wohnort ernsthaft bemühten, diesen vorzüglichen Rat zu befolgen. Würdest du dich dann in deiner Wohnung nicht viel sicherer und geborgener fühlen? Würdest du nicht aufatmen, wenn du unter Menschen leben könntest, die sich nicht an Betrug, Raubüberfällen, Diebstählen oder Vandalismus beteiligten? Schließlich sind Personen, die echte Nächstenliebe bekunden, auch selbst viel glücklicher. Sie sind nicht eifersüchtig und nicht neidisch auf das, was andere haben. Sie lernen nicht den Kummer und Schmerz lediger oder verheirateter Personen kennen, die ihre Leidenschaften außerhalb der Ehe zu befriedigen suchen. Sie kennen keine widerlichen Geschlechtskrankheiten, keine außerehelichen Schwangerschaften und entzweiten Familien.
Trotz der offensichtlichen Vorteile, die sich ergeben, wenn man die in der Bibel empfohlene Liebe praktiziert, wollen sich viele Menschen nicht ändern. Das kann dich tatsächlich in eine unangenehme Lage bringen, und du magst versucht sein, die selbstsüchtige Einstellung dieser Menschen zu teilen. Doch dadurch würde keine Abhilfe geschaffen, nicht wahr?
Dennoch mögen sich einige sagen: „Warum sollte ich die Bibel studieren? Ich tue niemandem etwas zuleide. Ich bemühe mich, richtig zu handeln.“
Vielleicht hast du von anderen schon ähnliche Äußerungen gehört. Würde es sich aber nicht lohnen, herauszufinden, ob du mit Hilfe der Bibel nicht doch ein glücklicheres Leben führen könntest? Millionen intelligenter Männer und Frauen sind davon überzeugt, daß die Bibel der beste Führer im Leben ist. Stimmt ihre Ansicht? Ist die Bibel lediglich das Produkt weiser Männer des Altertums, oder stammt sie aus einer über den Menschen stehenden Quelle? Zeigt die Bibel dir den Weg, wie du jetzt ein wahrhaft sinnvolles Leben führen und wie du mit deiner Familie einer gesicherten Zukunft entgegensehen kannst?
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Ist die Bibel lediglich das Produkt menschlicher Weisheit?Der Wachtturm 1975 | 1. Juni
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Ist die Bibel lediglich das Produkt menschlicher Weisheit?
FÜR viele ist die Bibel lediglich ein Buch, das weise Männer des Altertums geschrieben haben. Doch die Bibel selbst sagt dies nicht. Sie erhebt den Anspruch, ein von Gott inspiriertes Buch zu sein (2. Sam. 23:2; 2. Tim. 3:16; 2. Petr. 1:20, 21). Wenn das zutrifft, müßte sie überzeugende Beweise dafür enthalten, daß sie nicht lediglich das Produkt weiser Männer früherer Zeiten sein kann.
Gibt es solche Beweise? Enthält die Bibel ein genaueres Wissen über bestimmte Themen als andere Quellen aus alter Zeit? Ist sie frei von falschen Ansichten, die zu der Zeit vorherrschten, als die verschiedenen Teile der Bibel verfaßt wurden? Hält sie einer Untersuchung im Lichte des heutigen Wissens stand?
WISSEN ÜBER DIE ERDE
Heute wissen wir mit Sicherheit, daß die Erde nicht auf Stützen ruht. Doch zu der Zeit, als die älteren Teile der Bibel geschrieben wurden, hatten die Menschen im allgemeinen eine andere Vorstellung. Gemäß einer der damals weitverbreiteten Ansichten war die Erde eine runde Scheibe, die von vier Elefanten gestützt wurde, die wiederum auf einer großen Seeschildkröte standen.
Hatten solche Vorstellungen auf die Bibel einen Einfluß? Nein. In Hiob 26:7 heißt es: „[Gott] spannt den Norden aus über dem leeren Raum, hängt die Erde auf an nichts.“ Diese exakte Angabe hat schon vor langer Zeit Bibelgelehrte beeindruckt. So schrieb zum Beispiel F. C. Cook im neunzehnten Jahrhundert: „Sie [die Bibel] stellt einen ungewöhnlich energischen Protest gegen die unter allen Heiden weit verbreiteten abergläubischen Ansichten dar ... Hiob weiß nichts von festen Grundlagen, die die gewaltige Erde stützen. Wie Hiob von der durch die Astronomie erwiesenen Tatsache, daß die Erde im leeren Raum schwebt, erfahren hat, ist eine Frage, die wohl kaum jemand beantworten kann, der die Inspiration der Bibel leugnet.“
Was die Bibel über die Erde sagt, ist, verglichen mit ihrem Gesamtinhalt, nur etwas Beiläufiges. Die Bibel liefert vor allem vernünftigen Rat darüber, wie man ein Leben führen kann, das im Einklang mit Gottes Willen ist. Ihr Inhalt müßte daher logischerweise weit über dem stehen, was unvollkommene Menschen, die sich nicht an die Bibel halten, als Anleitung empfohlen haben oder noch empfehlen.
VERNÜNFTIGER MEDIZINISCHER RAT
Als Beispiel diene das Gesetz, das dem Volk Israel vor dreieinhalb Jahrtausenden durch Moses gegeben wurde. Es sollte unter anderem die Gesundheit und das Wohlergehen des Volkes schützen. Wenn sich die Israeliten gehorsam an dieses Gesetz hielten, würde es ihnen in gesundheitlicher Hinsicht gutgehen. (Vergleiche 2. Mose 15:26; 3. Mose 26:14-16.) Handelte es sich dabei um ein unbegründetes Versprechen, oder hatten die im mosaischen Gesetz geforderten Maßnahmen tatsächlich vorteilhafte Auswirkungen?
Selbst nachdem die Israeliten das Gesetz erhalten hatten, herrschten in den bedeutenden Kulturen auf medizinischem Gebiet keine allzu fortschrittlichen Vorstellungen. Der französische Arzt und Gelehrte Georges Roux schreibt: „Sowohl die Diagnose als auch die Prognose mesopotamischer Ärzte war eine Mischung aus Aberglauben und genauer Beobachtung.“ Von ägyptischen Ärzten und ihren Heilmitteln heißt es: „Aus den alten medizinischen Papyri, die erhalten geblieben sind und deren umfangreichster der Papyrus Ebers ist, wissen wir, daß das medizinische Wissen dieser Ärzte rein empirisch und völlig unwissenschaftlich war und größtenteils auf Magie beruhte. Obgleich sich ihnen genügend Gelegenheiten boten, die Anatomie des Menschen kennenzulernen, wußten sie so gut wie nichts darüber“ (The International Standard Bible Encyclopaedia, Bd. IV, S. 2393).
Die meisten im Papyrus Ebers aufgeführten Rezepte waren nicht nur wertlos, sondern viele davon waren auch ziemlich gefährlich. Das traf besonders auf Heilmittel zu, für die menschliche oder tierische Exkremente verwendet wurden. Zur Behandlung von Wunden, von denen der Schorf abgefallen war, wurde ein Breiumschlag empfohlen, der aus den Exkrementen eines Menschen, eines Schriftgelehrten, bestand, die gründlich mit frischer Milch vermischt werden sollten. Zur Entfernung von Splittern sollte folgendes Mittel dienen: „Blut von Würmern kochen und in Öl zerdrücken; Maulwurf töten, kochen und in Öl ausdrücken; Eselsmist mit frischer Milch vermischen. Auf die offene Stelle auftragen.“ Statt Erleichterung zu schaffen, konnte diese Anwendung von Mist nur zu verschiedenen gefährlichen Infektionen wie Tetanus (Wundstarrkrampf) führen.
Die Anweisungen des mosaischen Gesetzes waren nicht von irrigen Vorstellungen, wie sie im Papyrus Ebers zu finden sind, beeinflußt. Menschliche Exkremente wurden zum Beispiel im mosaischen Gesetz als etwas Unreines bezeichnet und sollten mit Erde bedeckt werden. In den für ein Heerlager bestimmten Vorschriften hieß es ausdrücklich: „Dir soll ein Platz außerhalb des Lagers sein! Dort tritt aus! In deinem Gürtel sollst du einen Spaten tragen! Grabe damit ein Loch, wenn du draußen niederkauern mußt, und bedecke wieder deinen Kot!“ (5. Mose 23:13, 14, Rießler, Storr). Der Unterschied zwischen dem mosaischen Gesetz und den ägyptischen Bräuchen ist wirklich erstaunlich, wenn man bedenkt, daß Moses, durch den Gott den Israeliten das Gesetz gab, „in aller Weisheit der Ägypter unterwiesen“ worden war (Apg. 7:22).
Hätte man in den letzten Jahrhunderten eingesehen, daß durch bestimmte Vorkehrungen des mosaischen Gesetzes höhere Weisheit zum Ausdruck kommt, so wären viele Todesfälle zu vermeiden gewesen. Noch im vorigen Jahrhundert war die Sterblichkeitsziffer in Europa erschreckend hoch, weil die Ärzteschaft keine vernünftigen Hygienevorschriften kannte. Auf vielen Wöchnerinnenstationen starb ungefähr jede vierte Frau an Kindbettfieber. Was war der Grund? Medizinstudenten, die im Seziersaal mit Toten zu tun hatten, begaben sich gewöhnlich direkt auf die Wöchnerinnenstation und führten Untersuchungen durch, ohne sich auch nur die Hände zu waschen. So wurden Krankheitserreger von den Toten auf die Lebenden übertragen. Dem Arzt I. P. Semmelweis, der in der Wiener Gebärklinik arbeitete, fiel dies auf, und er ordnete an, daß Studenten vor einer Untersuchung ihre Hände in Chlorwasser zu waschen hätten. Die Todesfälle auf der Wöchnerinnenstation gingen daraufhin deutlich zurück. Es starb nun nur noch etwa jede achtzigste Frau statt ungefähr jede vierte.
Später setzte Semmelweis seine Arbeit in Ungarn, seinem Geburtsland, fort und erlangte für sein Verfahren die staatliche Anerkennung. Europas Ärzteschaft als Ganzes stand jedoch dem Händewaschen ablehnend gegenüber. Der Herausgeber der Wiener Ärztezeitung erklärte sogar, man müsse „dem Unsinn, die Hände in Chlorwasser zu waschen“, ein Ende bereiten. Im Jahre 1861 veröffentlichte Semmelweis eine Abhandlung über seine Ergebnisse und sein Verfahren und sandte sie an bekannte Geburtshelfer und an Ärztevereinigungen. Die medizinische Welt reagierte darauf ungünstig. Auf einer Konferenz deutscher Ärzte und Naturwissenschaftler sprachen sich die meisten Referenten gegen Semmelweis’ vernünftigen medizinischen Standpunkt aus.
Die europäischen Ärzte und Wissenschaftler des neunzehnten Jahrhunderts hielten sich für gelehrte Männer, doch lehnten sie — zweifellos unwissentlich — die höhere Weisheit ab, die Jahrtausende zuvor durch die Hygienevorschriften des mosaischen Gesetzes zum Ausdruck kam. In diesem Gesetz wurde erklärt, daß jeder, der einen Toten berührte, unrein wurde und sich einer Reinigung zu unterziehen hatte, indem er sich badete und seine Kleider wusch. Er sollte sieben Tage unrein sein und mußte während dieser Zeit jede körperliche Berührung mit anderen vermeiden. Jeder, den er zufällig berührte, sollte bis zum Abend des betreffenden Tages unrein sein. Durch diese Maßnahmen wurde verhindert, daß Erreger tödlicher Krankheiten von Leichen auf Lebende und von einer Person auf eine andere übertragen wurden (4. Mose 19:11-22).
Man stelle sich vor, wie viele Menschenleben hätten gerettet werden können, wenn die Ärzteschaft des vergangenen Jahrhunderts das mosaische Gesetz als von Gott stammend betrachtet hätte! Zweifellos wäre man dann vorsichtiger mit den Lebenden und den Toten umgegangen.
Auf bestimmten Gebieten hat man erst in neuerer Zeit erkannt, wie weise die Erklärungen der Bibel sind. Ein Beispiel dafür ist das Gebot der Beschneidung, das Abraham gegeben wurde und das später auch im mosaischen Gesetz erschien. Es sah vor, daß die Beschneidung erst am achten Tage nach der Geburt eines Knaben erfolgen sollte (1. Mose 17:12; 3. Mose 12:2, 3). Aber weshalb am achten Tage?
Heute weiß man, daß es dafür vernünftige medizinische Gründe gibt. Man hat festgestellt, daß der Organismus eines Kleinkindes nicht vor dem fünften bis siebenten Tag die Normalmenge des Blutgerinnungsfaktors Vitamin K enthält. Prothrombin, ein weiterer wichtiger Gerinnungsfaktor, scheint am achten Tag in einer größeren Menge vorhanden zu sein als zu irgendeiner anderen Zeit im Leben eines Kindes. Gestützt auf diese Anzeichen, kommt S. I. McMillen, Arzt an einem College, zu dem Schluß: „Am vorzüglichsten eignet sich der achte Tag für die Beschneidung“ (None of These Diseases, S. 22, 23).
Fiel die Wahl rein zufällig auf diesen Tag? Es ist bemerkenswert, daß, obwohl bei anderen Völkern die Beschneidung schon lange üblich ist, nur diejenigen, die von der Bibel beeinflußt sind, ihre Knaben am achten Tag beschneiden. Ist es daher nicht vernünftig, die Erklärung der Bibel anzunehmen, daß der Schöpfer des Menschen diesen Tag bestimmt hat? Sollte man das nicht auch von dem Einen erwarten, der darauf hinwies, daß Gehorsam gegenüber seinem Gesetz der Gesunderhaltung des Volkes dienlich sei?
Es kann nicht geleugnet werden, daß die Bibel Erklärungen enthält, die von überragender Weisheit zeugen. Zweifellos gibt es deutliche Anzeichen dafür, daß sie nicht lediglich das Produkt menschlicher Weisheit sein kann. Ihre Aussagen zeugen von einer Weisheit, die die weisen Männer der Welt zur Zeit der Niederschrift der Bibel nicht besaßen. Es gibt jedoch noch einen gewichtigeren Faktor, der bezeugt, daß die Bibel ein Buch ist, das von Gott stammt. Worum handelt es sich dabei?
[Bild auf Seite 325]
Jahrhunderte bevor die Menschen die Erde vom Weltraum aus sahen, hieß es in der Bibel, die Erde ‘hänge an nichts’.
[Bild auf Seite 327]
Hätte die Ärzteschaft der Bibel geglaubt, so wäre das Leben vieler Mütter erhalten geblieben.
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Wissen, das nicht von Menschen stammen kannDer Wachtturm 1975 | 1. Juni
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Wissen, das nicht von Menschen stammen kann
„IHR wißt nicht einmal, was der morgende Tag bringt. Was ist denn euer Leben? Nur ein Dunst, der eine Weile sichtbar ist und dann verschwindet.“ Mit diesen Worten wird in der Bibel eine unleugbare Tatsache formuliert: Wir Menschen können nicht mit Sicherheit sagen, was der morgige Tag bringt (Jak. 4:14, Albrecht).
Wäre es somit für Menschen nicht noch viel schwieriger, ja unmöglich, größere Ereignisse Jahrhunderte im voraus mit absoluter Genauigkeit vorherzusagen? Würde der Anspruch der Bibel, von Gott inspiriert zu sein, nicht wesentlich erhärtet, wenn sie derartige Voraussagen oder Prophezeiungen enthielte? Gibt es solche Prophezeiungen in der Bibel? Man beachte folgendes:
DAS GESCHICK BABYLONS UND NINIVES
Die zu beiden Seiten des Euphrat erbaute Stadt Babylon war einst die eindrucksvolle Hauptstadt des großen babylonischen Weltreiches. Umgeben von Palmen, mit einem dauernden Wasservorrat ausgestattet und an der vom Persischen Golf zum Mittelmeer führenden Handelsstraße gelegen, hatte die Stadt tatsächlich eine vorzügliche Lage. Aber schon bevor Babylon von einem Satelliten des assyrischen Weltreiches zur Hauptstadt des sich immer mehr ausbreitenden babylonischen Weltreiches aufstieg, hatte im achten Jahrhundert v. u. Z. der hebräische Prophet Jesaja erklärt: „Babylon, die Zierde der Königreiche, die Schönheit des Stolzes der Chaldäer, soll werden wie Sodom und Gomorra, als Gott sie umkehrte. Sie wird niemals bewohnt werden, noch wird sie Generation um Generation verweilen. Und nicht wird dort der Araber sein Zelt aufschlagen, und keine Hirten werden ihre Kleinviehherden dort lagern lassen“ (Jes. 13:19, 20).
Niemand kann heute bestreiten, daß sich diese Worte erfüllt haben. Schon seit vielen Jahrhunderten liegt Babylon in Trümmern. Nicht einmal im Frühjahr sieht man dort Schafe oder Ziegen weiden. Babylon nahm tatsächlich ein unrühmliches Ende. André Parrot, leitender Konservator der französischen nationalen Museen, sagte:
„Auf mich hat es stets den Eindruck völliger Verwüstung gemacht. ... [Jede Touristenschar kehrt] im allgemeinen enttäuscht zurück ... ,Es gibt nichts mehr zu sehen‘, ist ihr beinahe einhelliges Urteil. Unvorbereitet wie sie war, erwartete sie, Tempel, Paläste, den ,Turm zu Babel‘ bewundern zu können. Indessen zeigte man ihr nur Ruinenhaufen, die um so weniger spektakulär wirkten, als sie fast gänzlich aus ... an der Sonne getrockneten Lehmblöcken [bestanden], graufarben und von mäßiger Widerstandskraft. Das Zerstörungswerk von Menschenhand wurde verschlimmert durch die Verwüstungen der Natur, die immer noch ihren Tribut von allem fordern, was durch Ausgrabungen zutage gefördert worden ist. Von Witterungseinflüssen angegriffen, würde das prächtigste Baudenkmal zum Staub zurückkehren, dem es entrissen worden ist, wenn man es nicht ständig ausbessern würde. ... Keine Macht der Erde vermag sich dem stetigen Verfall zu widersetzen. Babylon wird nicht mehr aufgebaut werden können. Sein Schicksal hat sich erfüllt. ... Babylon ist vollständig verschwunden“ (Babylon and the Old Testament, S. 13, 14).
Auch Ninive, die Hauptstadt des assyrischen Weltreiches, wurde zu einem verlassenen Ruinenhügel, was ebenfalls beweist, daß sich die biblischen Prophezeiungen genau erfüllen. Über das Geschick Ninives hatte der Prophet Zephanja im siebenten Jahrhundert v. u. Z. vorausgesagt: „Ninive macht er [Gott] zur Wüste, dürr wie die Steppe. Herden werden darin lagern“ (Zeph. 2:13, 14, Hamp, Stenzel).
Die Beweise dafür, daß der in dieser Prophezeiung zum Ausdruck gebrachte Wille Gottes geschehen ist, sind immer noch vorhanden. Zwei große Erdhügel kennzeichnen die Stelle, an der einst die stolze Hauptstadt Assyriens stand. Auf dem einen liegt ein Dorf mit einem Friedhof und einer Moschee. Aber auf dem anderen gibt es nichts weiter als einige Grasflächen und ein paar bebaute Felder. Im Frühling weiden dort Schafe und Ziegen.
Konnte ein Mensch vorherwissen, daß die mächtigen Städte Babylon und Ninive ein solches Ende nehmen würden? Konnte ein Mensch vorherwissen, daß Schafe und Ziegen zwar an der Stelle weiden würden, wo das alte Ninive stand, aber nicht in dem Gebiet des verwüsteten Babylon? Weder Jesaja noch Zephanja behaupteten, die Urheber ihrer prophetischen Botschaften zu sein. Sie bezeichneten sie als das „Wort“ oder die Botschaft des wahren Gottes, dessen Name Jehova ist (Jes. 1:1, 2; Zeph. 1:1). Haben wir nicht guten Grund, das anzunehmen, was sie sagten, da wir doch sehen, daß sich ihre Prophezeiungen genau erfüllt haben?
Es gibt keinen stichhaltigen Einwand — auch nicht hinsichtlich der Zeit der Niederschrift —, durch den diese erfüllten Prophezeiungen an Überzeugungskraft einbüßen würden. Babylon existierte sogar noch bis ins erste Jahrhundert v. u. Z., wenn auch nicht mehr in seinem früheren Glanz. Dennoch enthielt schon die Jesaja-Schriftrolle vom Toten Meer (die Gelehrte in das späte zweite oder das frühe erste Jahrhundert v. u. Z. datieren) dieselbe Prophezeiung über Babylon wie spätere Manuskripte. Die Behauptung, man habe den Bericht erst nach den Ereignissen aufgezeichnet und ihm einen prophetischen Anstrich gegeben, entbehrt somit jeder Grundlage. Außerdem kann niemand die Ruinen Babylons und Ninives wegerklären.
BIBLISCHE PROPHEZEIUNGEN SIND EINZIGARTIG UND SINNVOLL
Natürlich möchten einige das Zeugnis der biblischen Prophezeiungen abwerten, indem sie sagen, es habe im Altertum auch andere Propheten gegeben, die nicht behaupteten, von Jehova, dem Gott der Bibel, inspiriert zu sein. Doch was sagten diese Propheten voraus? Von welchem Wert waren ihre Prophezeiungen? Man beachte, was in der Encyclopedia Americana (Ausgabe 1956, Bd. 22, S. 664) darüber gesagt wird: „Es sind uns keine wichtigen Aussprüche irgendeines dieser nichtisraelitischen Propheten schriftlich überliefert worden. ... Diese Propheten waren in der Regel eine Art Hellseher, die Einzelpersonen auf bestimmte Fragen antworteten und deren Aussprüche daher nicht von allgemeiner Bedeutung oder von bleibendem Wert waren.“ Somit wird die Tatsache, daß die hebräischen Propheten von Gott inspiriert waren, keineswegs dadurch in Frage gezogen, daß es auch andere Propheten gab. Im Gegenteil! Durch den gewaltigen Unterschied in den Prophezeiungen wird der Anspruch der Bibel, Gottes Botschaft an die Menschheit zu sein, nur noch erhärtet.
Außerdem dienten die in der Bibel aufgezeichneten Prophezeiungen einem bestimmten Zweck. Selbst wenn von Gott inspirierte Prophezeiungen eine bevorstehende Vernichtung ankündigten, weil gerechte sittliche Grundsätze übertreten worden waren, hatten Einzelpersonen und ganze Nationen die Gelegenheit, ihre Wege und ihr Verhalten ernsthaft zu überprüfen, sich zu ändern und dem Unheil zu entrinnen. Das traf auf alle öffentlichen Vorankündigungen eines göttlichen Gerichts zu, was aus der Botschaft hervorgeht, die Gott durch seinen Propheten Jeremia ausrichten ließ: „In irgendeinem Augenblick, da ich gegen eine Nation und gegen ein Königreich reden mag, um sie auszurotten und sie niederzureißen und sie zu vernichten, und jene Nation tatsächlich umkehrt von ihrer Schlechtigkeit, gegen die ich redete, so will ich Bedauern empfinden über das Unglück, das ich an ihr zu vollstrecken gedacht hatte“ (Jer. 18:7, 8).
Ein Beispiel dafür ist die Prophezeiung, die Jona im neunten Jahrhundert v. u. Z. gegen Ninive äußerte. Er ging durch die Stadt und rief aus: „Nur noch vierzig Tage, und Ninive wird umgekehrt werden“ (Jona 3:4). Die Niniviten waren von dieser Botschaft so beeindruckt, daß sie ihre Sünden bereuten. Der König bedeckte sich mit Sacktuch und ordnete an, daß sich alle Bewohner der Speise enthalten und mit Sacktuch bedecken sollten; dasselbe sollte auch mit den Haustieren geschehen. Zufolge ihrer Reue entgingen die Niniviten dem Unheil, das sonst am Ende der festgesetzten Zeit von vierzig Tagen über sie gekommen wäre (Jona 3:5-10).
Ein weiteres Beispiel dafür ist die Prophezeiung Jesu Christi, daß die Stadt Jerusalem und ihr Tempel zu Lebzeiten der Generation, die seine Worte hörte, zerstört würden. In dieser Prophezeiung machte Jesus besonders darauf aufmerksam, daß es eine Möglichkeit des Entrinnens gäbe, wenn man positiv handeln würde, indem er zu seinen Jüngern sagte: „Wenn ihr ferner die Stadt Jerusalem von Heeren umlagert seht, dann erkennt, daß ihre Verwüstung nahe gekommen ist. Dann sollen die, die in Judäa sind, in die Berge zu fliehen beginnen, und die in ihrer Mitte sind, sollen hinausgehen, und die, die sich an Orten auf dem Lande befinden, sollen nicht in sie hineingehen“ (Luk. 21:20, 21).
Wie war es Jesu Jüngern möglich, diese prophetische Ermahnung zu befolgen? Vom menschlichen Standpunkt aus betrachtet, hätte man sich gesagt, eine Flucht sei zu gefährlich, wenn Jerusalem einmal von den feindlichen Heeren umlagert wäre. Aus den Schriften des jüdischen Historikers Josephus, der im ersten Jahrhundert lebte, geht jedoch hervor, daß sich aufgrund völlig unerwarteter Entwicklungen ein Fluchtweg ergab.
Im Jahre 66 u. Z. rückten die römischen Heere unter Cestius Gallus gegen Jerusalem vor. Die Eroberung der Stadt schien festzustehen. Cestius setzte aber seltsamerweise die Belagerung nicht bis zum Ende fort. Wie Josephus berichtet, ließ Cestius „plötzlich seine Soldaten den Rückzug antreten, gab, obwohl kein Mißgeschick ihn getroffen, alle Hoffnung auf und verliess unbegreiflicherweise die Stadt“. Diese ungewöhnliche Wendung der Ereignisse gab allen, die an Jesu Prophezeiung glaubten, die Gelegenheit, Jerusalem und Judäa zu verlassen und sich in der Gebirgsgegend östlich des Jordan in Sicherheit zu bringen.
Was geschah indes mit denjenigen, die Jesu Prophezeiung außer acht ließen? Sie erlebten eine Zeit unsäglichen Leides. Um die Passahzeit des Jahres 70 u. Z. kehrten die römischen Heere — diesmal unter Titus — zurück und nahmen die Belagerung Jerusalems wieder auf. Sie dauerte zwar nicht einmal fünf Monate, doch ihre Auswirkungen waren verheerend. In der Stadt wimmelte es von Menschen, die zur Passahfeier gekommen waren, und da es nicht möglich war, Nahrungsmittel in die Stadt zu bringen, entstand eine schreckliche Hungersnot. Die meisten der 1 100 000 Menschen, die während der Belagerung ums Leben gekommen sein sollen, fielen der Pest und der Hungersnot zum Opfer. Den 97 000 Juden, die (vom Beginn bis zum Ende des Krieges) gefangengenommen wurden, widerfuhr eine entwürdigende Behandlung. Viele wurden in Ägypten oder in Rom zu Schwerarbeit herangezogen. Andere ließen in den Arenen der römischen Provinzen ihr Leben. Alle Juden unter siebzehn Jahren wurden verkauft. Die stattlichsten Jugendlichen wurden von den Römern für den Triumphzug aufbehalten.
Die Stadt Jerusalem und ihr herrlicher Tempel wurden geschleift. Stehen blieben nur ein Teil der Westmauer sowie drei Türme. „Alle übrigen Teile der Stadtmauer machten die Sieger“, wie Josephus schreibt, „so völlig dem Erdboden gleich, daß fremde Ankömmlinge kaum hätten glauben sollen, die Stätte sei jemals bewohnt gewesen.“
Diese vollständige Vernichtung ist höchst bemerkenswert. Wieso? Weil Titus sie eigentlich nicht geplant hatte. Gemäß dem Geschichtsschreiber Josephus soll Titus zu den Juden gesagt haben: „[Ich] führte nur gezwungen meine Maschinen gegen eure Mauern heran, hielt die Mordlust meiner Soldaten im Zaum und bot euch nach jedem Siege, als wäre ich der Besiegte gewesen, Frieden an. Als ich dann dem Tempel nahe gekommen war, vergass ich wiederum aus freien Stücken, das Kriegsrecht anzuwenden, bat euch, euer eignes Heiligtum vor Zerstörung zu bewahren, bewilligte euch freien Abzug und Schonung eures Lebens oder auch, wenn ihr es so wolltet, Gelegenheit zum Kampf an einem anderen Orte.“ Doch was Titus auch immer ursprünglich beabsichtigt hatte, so gingen doch die Worte der Prophezeiung Jesu über Jerusalem und den Tempel in Erfüllung: „Sie werden in dir keinen Stein auf dem anderen lassen“ (Luk. 19:44; 21:6).
In Rom ist noch heute der Titusbogen zu sehen, der an die erfolgreiche Einnahme der Stadt Jerusalem im Jahre 70 u. Z. erinnert. Dieser Bogen ist ein stummer Zeuge davon, daß es unheilvolle Folgen hat, wenn man die warnenden Worte echter Prophezeiungen, wie sie in der Bibel enthalten sind, in den Wind schlägt.
Man beachte auch, daß sich Jesus nicht als Urheber seiner Prophezeiungen ausgab. Wie die hebräischen Propheten vor ihm, so erkannte auch er an, daß Gott die eigentliche Quelle der Inspiration ist. Er sagte einmal zu einigen Juden: „Was ich lehre, ist nicht mein, sondern gehört dem, der mich gesandt hat. Wenn jemand Seinen Willen zu tun begehrt, wird er erkennen, ob die Lehre von Gott ist oder ob ich aus mir selbst rede“ (Joh. 7:16, 17). Somit wäre die Erfüllung der prophetischen Aussprüche Jesu eine Bestätigung dafür, daß sie „Gottes Wort“ sind.
HEUTE AUS DEN BIBLISCHEN PROPHEZEIUNGEN NUTZEN ZIEHEN
In der Vergangenheit blieben Menschen oft vom Tod verschont, weil sie in Übereinstimmung mit dem prophetischen Wort handelten. Allein schon diese Tatsache unterstreicht, wie wichtig es ist, dieses Wort auch heute zu berücksichtigen. Zahlreiche Prophezeiungen, die zwar schon vor vielen Jahrhunderten aufgezeichnet worden sind, sollen sich noch erfüllen und erfordern positives Handeln. Dazu gehören Prophezeiungen über das herannahende Ende aller Korruption, Ungerechtigkeit und Bedrückung.
Jesus Christus, der die Zerstörung der Stadt Jerusalem und ihres herrlichen Tempels vorausgesagt hatte, prophezeite auch, daß seine Jünger in unseren Tagen eine wunderbare Befreiung von dem gegenwärtigen bösen System der Dinge erleben würden. Jesus deutete an, daß es aufgrund der Ereignisse, die die Nähe dieser Befreiung kennzeichnen würden, eine sehr traurige, düstere Zeit geben würde. Es wäre, als ob Sonne, Mond und Sterne nicht mehr als Lichter dienen und die Menschen in der Dunkelheit wie blind umhertappen würden (Matth. 24:29). Jesus sagte: „Auf der Erde werden die Völker zittern aus Furcht vor dem tobenden Meer und den Wellen. Die Bewohner der Erde werden halbtot vor Angst darauf warten, was nun noch über sie hereinbricht“ (Luk. 21:25, 26, Die gute Nachricht).
Während all dieser Geschehnisse sollten seine Nachfolger nicht hoffnungslos und verzweifelt sein und den Kopf hängenlassen. Jesus sagte weiter: „Wenn all das beginnt, dann richtet euch auf und faßt Mut; denn eure Erlösung [Befreiung, NW] ist nahe.“ Dann veranschaulichte er den Gedanken, indem er sagte: „Seht euch den Feigenbaum und die anderen Bäume an: Sobald ihr merkt, daß sie Blätter treiben, wißt ihr, daß der Sommer nahe ist. Genauso sollt ihr erkennen, daß das Reich Gottes nahe ist, wenn ihr all das seht“ (Luk. 21:28-31, Einheitsübersetzung).
Ergreift Menschen, die heute aufmerksam die weltweite Entwicklung verfolgen, nicht große Furcht vor dem, was noch zu erwarten ist? Sind die Bevölkerungsexplosion, die Nahrungsmittelknappheit, das Verbrechen und die Gewalttaten, die Verschmutzung von Land, Luft und Wasser sowie die wirtschaftliche Unsicherheit nicht zu immer schwierigeren Problemen geworden, die weder der einzelne noch ganze Nationen erfolgreich zu lösen vermögen? Sah sich die Menschheit vor dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges je vor eine solche Unmenge von Problemen gestellt? Haben wir somit nicht deutliche Anzeichen dafür, daß wir tatsächlich in der von Jesus Christus vorhergesagten Zeit beispielloser Furcht und unerhörter Schwierigkeiten leben? Ganz gewiß!
Das bedeutet, daß die wunderbare Befreiung, die Gottes Königreich herbeiführen wird, sehr nahe sein muß. Die biblischen Prophezeiungen zeigen, daß dieses Königreich eine gerechte Regierung ist, die alle verderblichen Einflüsse von der Erde beseitigen und eine Ära wahren Friedens und wahrer Sicherheit herbeiführen wird (Dan. 2:44; 2. Petr. 3:13).
Durch die Bibel kannst du mehr über dieses Königreich kennenlernen. Du kannst erfahren, auf welche Weise du an der wunderbaren Befreiung, die es herbeiführen wird, teilhaben kannst. Wie die genaue Erfüllung der biblischen Prophezeiungen zeigt, kannst du dich darauf verlassen, daß die Bibel Gottes Botschaft für die ganze Menschheit ist. Bestimmt möchtest du nicht den ungläubigen Landsleuten Jesu gleichen, die im ersten Jahrhundert u. Z. dem Unheil hätten entrinnen können, wenn sie in Übereinstimmung mit dem prophetischen Wort gehandelt hätten. Ja, könntest du etwas Besseres tun, als einen Teil deiner Zeit darauf zu verwenden, dich über etwas zu informieren, was für dich und deine Angehörigen eine sichere und glückliche Zukunft bedeuten kann?
[Bild auf Seite 330]
Konnte ein Mensch vorherwissen, daß die mächtige Stadt Babylon zu einem Ruinenfeld würde, auf dem nicht einmal Viehherden grasen sollten ...
[Bild auf Seite 331]
... aber Ninive, wenn es in Trümmern liege, ein Ort sei, an dem Herden weiden würden?
[Bild auf Seite 332]
Der Titusbogen in Rom ist eine Bestätigung für die Wahrhaftigkeit des prophetischen Wortes Gottes.
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Die Bibel — von Menschen geschrieben und doch Gottes BotschaftDer Wachtturm 1975 | 1. Juni
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Die Bibel — von Menschen geschrieben und doch Gottes Botschaft
1. Was für Männer waren die Bibelschreiber gemäß menschlichen Maßstäben?
DIE Bibel wurde von etwa vierzig Männern in einem Zeitraum von ungefähr sechzehnhundert Jahren geschrieben. Diese Männer waren unvollkommen, machten Fehler und konnten sich irren. Als Menschen unterschieden sie sich nicht von anderen. Einer von ihnen, Paulus, erklärte Männern, die ihn und seinen Missionargefährten Barnabas fälschlich für Götter hielten: „Auch wir sind Menschen und haben die gleichen Gebrechen wie ihr“ (Apg. 14:15). An menschlichen Maßstäben gemessen, hatten nur wenige Bibelschreiber eine besondere Bildung und außerordentliche Fähigkeiten. Einige von ihnen waren ganz einfache Menschen: Viehhüter und Fischer.
2. Wie war es möglich, daß unvollkommene Menschen einen Bericht niederschrieben, der in Wirklichkeit Gottes „Wort“ ist?
2 Wie war es möglich, daß diese unvollkommenen Menschen einen Bericht niederschrieben, der in Wirklichkeit Gottes Botschaft ist? Weil sie nicht aus eigenem Antrieb schrieben, sondern von Gott inspiriert wurden. Die ganze Schrift ist von Gott inspiriert“, sagte der Apostel Paulus über den Teil der Heiligen Schrift, der zu seiner Zeit zur Verfügung stand (2. Tim. 3:16).
3, 4. Warum ist es gefährlich, an der Inspiration der Bibel zu zweifeln?
3 Vielleicht glaubst du, daß die Bibel das inspirierte Wort Gottes ist. Aber wie stark ist dein Glaube? Würde er einer Prüfung standhalten? Der Prophet Jeremia sagte: „Das Wort Jehovas wurde für mich eine Ursache zur Schmach und zur Verhöhnung den ganzen Tag lang“ (Jer. 20:8). Bist du bereit, für deinen Glauben Beschimpfung Mißhandlung und sogar den Tod auf dich zu nehmen? Unter dem Druck von Leiden und Widerstand können schon geringe Zweifel an der Inspiration des Wortes Gottes zu größeren Zweifeln Anlaß geben, die den Glauben untergraben und die Kraft einer Person, Versuchungen zu widerstehen, schwächen (Jak. 1:6). Wenn du jedoch wirklich davon überzeugt bist, daß die Bibel Gottes Wort ist und daß es das einzig Richtige ist, sein Leben danach auszurichten, dann wirst du weit besser in der Lage sein, irgendwelchem Druck zu widerstehen und es zu vermeiden, den Weg des geringsten Widerstandes zu gehen.
4 Wer denkt, die Bibel sei — zumindest teilweise — vielleicht doch nur das Produkt menschlicher Überlegungen, mag eines Tages versuchen, sich mit dieser Auffassung zu rechtfertigen, wenn er das, was sie sagt, mißachtet um Schwierigkeiten aus dem Weg zu gehen. Doch dadurch setzt er in Wirklichkeit seine Aussicht auf ewiges Leben aufs Spiel. Sagte doch Jesus Christus: „Wer immer seine Seele für sich zu erhalten sucht, wird sie verlieren, wer immer sie aber verliert, wird sie am Leben erhalten“ (Luk. 17:33). Es ist daher nicht nur von vorübergehendem Interesse, die Frage zu untersuchen, wieso die Bibel, obwohl von Menschen geschrieben, wirklich Gottes Wort ist. Es geht um unser Leben.
WIE DIE BIBELSCHREIBER IHREN AUFSCHLUSS ERHIELTEN
5. Welche Rolle spielte das direkte Diktat in Verbindung mit dem Bibelbericht?
5 Gottes Botschaft wurde Menschen auf der Erde „auf vielerlei Weise“ übermittelt (Hebr. 1:1, 2). Eine Methode war die Verbalinspiration, das direkte Diktat. Zu den diktierten Teilen der Bibel gehören die Zehn Gebote (die auch in schriftlicher Form auf zwei Steintafeln übermittelt wurden) und alle anderen Gesetze und Bestimmungen des Bundes Gottes mit den Israeliten. Jehova Gott übermittelte diese Gesetzessammlung durch Engel (Apg. 7:53). Danach wurde Moses angewiesen: „Schreibe dir diese Worte auf“ (2. Mose 34:27). Auch andere Propheten außer Moses erhielten besondere Botschaften mit dem Auftrag, sie später niederzuschreiben. (Siehe zum Beispiel 2. Samuel 7:5-16; Jesaja 7:3-9 und Jeremia 7:1-34.) Diese besonderen Botschaften wurden gewöhnlich von dem Engel übermittelt, der Gott vertrat (1. Mose 31:11-13).
6. Beschreibe die Art der Träume, Visionen und Trancen sowie die Rolle, die sie bei der Übermittlung der Botschaft Gottes an Menschen spielten.
6 Manchmal gebrauchte Jehova Gott Träume, Visionen und Trancen, um seine Botschaft Menschen mitzuteilen (4. Mose 12:6; 1. Sam. 3:4-14; 2. Sam. 7:17; Dan. 9:20-27). Im Falle eines Traumes oder einer „nächtlichen Vision“ sah der Schlafende gewissermaßen einen Film, durch den ihm Gottes Botschaft oder Vorhaben mitgeteilt wurde. Andere, die Visionen hatten, waren völlig wach, und ihnen wurde der Aufschluß bei Bewußtsein mit Hilfe von Bildern eingeprägt (Matth. 17:2-9; Luk. 9:32). Manchmal erhielt jemand eine Vision, nachdem er in Trance gefallen war. Obwohl er bei Bewußtsein war, fesselte ihn die Vision so sehr, daß er alles um sich herum vergaß (Apg. 10:10-16; 11:5-10). Die Bibelschreiber, die durch Träume, Visionen oder Trancen Aufschluß erhalten hatten, mußten anschließend nach Worten und Ausdrücken suchen, um auf verständliche Weise das niederschreiben zu können, was sie gesehen hatten (Hab. 2:2; Offb. 1:1, 11).
7. Wie erhielten die Bibelschreiber ihren Aufschluß über geschichtliche Ereignisse?
7 Ein beträchtlicher Teil der Bibel behandelt Geschichte — Erfahrungen von Einzelpersonen, Familien, Stämmen und Nationen. Wie gelangten die Bibelschreiber an diese Berichte? In manchen Fällen hatten sie das, was sie niederschrieben, selbst erlebt. Aber oft mußten sie sich auf andere Quellen stützen und bereits vorhandene Geschichtsberichte und Geschlechtsregister zu Rate ziehen oder sogar Personen fragen, die zuverlässige Informationen geben konnten, welche sie aus erster Hand oder sonstwie erhalten hatten. Das erforderte umfangreiche und sorgfältige Nachforschungen von seiten des Schreibers. Esra, ein Priester und geschulter Abschreiber, nahm etwa zwanzig Quellen zu Hilfe, um die beiden Bücher Chronika zusammenzustellen. Der Arzt Lukas schrieb über sein Evangelium folgendes: „Ich [bin] allen Dingen von Anbeginn genau nachgegangen ..., [um sie] in logischer Reihenfolge zu schreiben“ (Luk. 1:3). Geschichtlicher Stoff (wie in 1. Mose und im Buch Hiob) über den Anfang des Menschen und über frühere Ereignisse, Gespräche in den unsichtbaren Himmeln und dergleichen wurden von Gott entweder dem Schreiber selbst oder zunächst jemand anders geoffenbart. Im letzteren Fall muß der Aufschluß mündlich oder schriftlich übermittelt worden sein, bis er ein Bestandteil des Bibelberichts wurde.
8. Was war die Quelle für viele der weisen Sprüche und Ratschläge, die in der Bibel zu finden sind?
8 Außer Geschichtsberichten enthält die Bibel eine Fülle von weisen Sprüchen und Ratschlägen. Die Schreiber hatten den Teil der Schrift, der ihnen zur Verfügung stand, studiert und angewandt und werteten dann ihre eigenen Erfahrungen und die anderer aus. Immer wieder finden wir in der Bibel Erklärungen, die dies veranschaulichen. Der Psalmist David hatte beobachtet, wie sich Gott um seine Diener kümmert, und so erklärte er: „Ein Jüngling bin ich gewesen, ich bin auch alt geworden, und doch habe ich keinen Gerechten gänzlich verlassen gesehen noch seine Nachkommen nach Brot suchen“ (Ps. 37:25). Der weise Schreiber des Buches Prediger, Davids Sohn Salomo, schloß aus seinen Beobachtungen folgendes: „Für einen Menschen gibt es nichts Besseres, als daß er essen und in der Tat trinken und seine Seele Gutes sehen lassen sollte wegen seiner harten Arbeit. Auch das habe ich gesehen, ja ich, daß dies von der Hand des wahren Gottes her ist“ (Pred. 2:24). Die Zusammenstellung von Gedanken, die sich auf menschliche Erfahrungen stützten, erforderte, daß der Schreiber sorgfältige Arbeit leistete. Das geht aus Prediger 12:9, 10 hervor, wo wir lesen: „Außer der Tatsache, daß der Versammler weise geworden war, lehrte er auch das Volk fortwährend Erkenntnis, und er stellte Erwägungen und gründliche Nachforschungen an, damit er viele Sprüche wohlgeordnet zusammenstelle. Der Versammler suchte die gefälligen Worte zu finden und die richtigen Worte der Wahrheit niederzuschreiben.“
DIE ROLLE DES GEISTES GOTTES
9. Bedeutet die Tatsache, daß menschliche Bemühungen beim Schreiben der Bibel eine Rolle spielten, daß sie nur in beschränktem Sinne Gottes Botschaft ist?
9 Bedeutet die Tatsache, daß so viele menschliche Bemühungen beim Schreiben der Bibel eine Rolle spielten, daß sie nur in beschränktem Sinne Gottes Wort ist? Sind nur die von Gott diktierten Teile Gottes Botschaft? Nein, denn alle, nicht nur einige Teile der Bibel sind von Gott inspiriert. Jehova Gott hat die Bibelschreiber nämlich mit Hilfe seiner wirksamen Kraft oder seines Geistes angeleitet. Der Psalmist David bestätigte dies mit folgenden Worten: „Der Geist Jehovas war es, der durch mich redete, und sein Wort war auf meiner Zunge“ (2. Sam. 23:2).
10. Erkläre, was der Ausdruck „Wort Gottes“ im Hinblick auf den biblischen Stoff bedeutet.
10 Das „Wort“ Gottes auf Davids Zunge war nicht ein einzelnes „Wort“, sondern eine ganze Botschaft. Das geht deutlich daraus hervor, wie die Bibel den Ausdruck „Wort“ verwendet. Zum Beispiel sagte einer der Bediensteten des Propheten Elisa zu dem israelitischen Heerobersten Jehu: „Ein Wort habe ich für dich, o Oberster“ (2. Kö. 9:5). Dieses „Wort“ erwies sich als eine Botschaft Gottes. Es besagte, daß Gott Jehu zum König über das Zehnstämmereich Israel ausersehen hatte und daß er ihn beauftragte, Gottes Urteil am Königshause Ahabs zu vollstrecken (2. Kö. 9:6-10). In ähnlicher Weise bezieht sich Jeremia 23:29 offensichtlich auf eine Botschaft und nicht auf ein einzelnes „Wort“: „‚Ist nicht ebenso mein Wort wie ein Feuer‘, ist der Ausspruch Jehovas, ,und wie ein Schmiedehammer, der den zerklüfteten Felsen zerschmettert?‘“ Ein einzelnes „Wort“ könnte nicht eine solch vernichtende Wirkung ausüben, wohl aber eine machtvolle Botschaft, wenn sie ausgeführt wird. Wie benutzte Gott seinen Geist, um solch machtvolle Botschaften in den Sinn der Bibelschreiber zu übermitteln und um sicherzustellen, daß sie weiterhin sein „Wort“ blieben?
11. Wieso entspringt die Prophetie der Bibel nicht „irgendeiner privaten Auslegung“?
11 Über die Rolle, die Gottes Geist in Verbindung mit Prophezeiungen spielte, erfahren wir aus der Bibel: „Keine Prophezeiung der Schrift [entspringt] irgendeiner privaten Auslegung ... Denn Prophetie wurde niemals durch den Willen eines Menschen hervorgebracht, sondern Menschen redeten von Gott aus, wie sie von heiligem Geist getragen wurden“ (2. Petr. 1:20, 21). Das bedeutet, daß die biblischen Prophezeiungen nicht das Ergebnis der Auslegung und der Analysen waren, die der Schreiber aufgrund der Ereignisse und Trends seiner Zeit gemacht hätte, und sie waren auch nicht das Ergebnis seiner Meinung darüber, wohin diese führen würden. Vielmehr wurde der Sinn des Schreibers von Gottes Geist angeregt, und so wurde der Schreiber veranlaßt, die inspirierte Botschaft niederzuschreiben, gewöhnlich in eigenen Worten. Die Worte waren somit die des Schreibers, doch die Botschaft stammte von Jehova Gott.
12. Welche Rolle spielte Gottes Geist bei der Aufzeichnung vergangener Ereignisse?
12 Aber wurde der Stoff, der ein Bestandteil der Bibel wurde, nicht oft erst Jahre nach den Ereignissen niedergeschrieben? Ja, das trifft zum Beispiel auf die Berichte über Jesu irdischen Dienst zu. Trotzdem war Gottes Geist dafür verantwortlich, daß ein genauer Bericht zustande kam. Das geht aus folgenden Worten Jesu an seine Jünger hervor: „Der Helfer aber, der heilige Geist, den der Vater in meinem Namen senden wird, dieser wird euch alle Dinge lehren und euch an alle Dinge erinnern, die ich euch gesagt habe“ (Joh. 14:26). Somit sorgte Gottes Geist dafür, daß sich die Bibelschreiber genau an das erinnerten, was sie in den Bibelbericht aufnehmen sollten.
13. Welchen Beweis gibt es, daß Gottes Geist die Auswahl des Stoffes leitete, der in die Bibel aufgenommen wurde?
13 Durch seinen Geist sorgte Jehova Gott auch dafür, daß das, was aufgezeichnet wurde, mit seinem Vorsatz in Verbindung stand und denen, die seine anerkannten Diener sein und bleiben wollten, wichtige Belehrung vermittelte. Er leitete die Auswahl des Stoffes, der aufgenommen wurde. Daher konnte der Apostel Paulus sagen: „Alles, was vorzeiten geschrieben wurde, ist zu unserer Unterweisung geschrieben worden, damit wir durch unser Ausharren und durch den Trost aus den Schriften Hoffnung haben können“ (Röm. 15:4). Und in bezug auf die Erfahrungen der Israeliten zur Zeit Mose erklärte er: „Diese Dinge nun widerfuhren ihnen fortgesetzt als Vorbilder, und sie sind zur Warnung für uns geschrieben worden, auf welche die Enden der [jüdischen] Systeme der Dinge gekommen sind“ (1. Kor. 10:11).
14. „Inszenierte“ Jehova Gott Ereignisse in Verbindung mit den Fehltritten der Israeliten, damit diese als Warnung für Christen aufgezeichnet werden konnten? Erkläre es.
14 Daraus dürfen wir nicht schließen, daß Gott in jedem Fall als großer „Dramatiker“ handelte und absichtlich Ereignisse inszenierte, um Vorbilder zu schaffen, die seinen Dienern in späteren Zeiten eine warnende Lektion sein oder ihnen zur Ermunterung gereichen könnten. Nein, bei den Begebenheiten, auf die sich der Apostel bezog, handelten die Israeliten nach ihren eigenen Entscheidungen und Wünschen, als sie dem Murren, dem Götzendienst und der Hurerei zum Opfer fielen. Gott hatte sie nicht dazu veranlaßt (1. Kor. 10:1-10). Da die Israeliten Gottes Bundesvolk waren, verleiht die Tatsache, daß sie der Versuchung nachgaben, folgender Warnung des Apostels besonderen Nachdruck: „Wer daher denkt, er stehe, der sehe zu, daß er nicht falle“ (1. Kor. 10:12).
15. Wie geht aus dem Brief des Judas hervor, daß Gottes Geist die Auswahl des Stoffes leitete?
15 Statt daß also Jehova Gott diese Ereignisse verursachte, ließ er lediglich zu, daß sich bestimmte Situationen auf natürliche Weise entwickelten, und er veranlaßte dann die Schreiber, das aufzuzeichnen, wovon er wußte, daß es für die Zukunft wertvoll wäre. Daß die Auswahl des in den Bibelbericht aufgenommenen Stoffes tatsächlich von Gottes Geist geleitet wurde, geht aus dem Brief des Jüngers Judas hervor. Judas hatte ursprünglich beabsichtigt, über die gemeinsame Rettung der geistgesalbten Christen zu schreiben. Doch unter dem Einfluß des Geistes Gottes erkannte er, daß seine Mitgläubigen etwas anderes benötigten, um mit der Situation, in der sie sich damals befanden, fertig werden zu können. Er erklärte den Grund dafür, weshalb er von seiner ursprünglichen Absicht abgekommen war, wie folgt: „Geliebte, obwohl ich alle Anstrengungen machte, euch über unsere gemeinsame Rettung zu schreiben, fand ich es für notwendig, euch zu schreiben, um euch zu ermahnen, einen harten Kampf für den Glauben zu führen, der ein für allemal den Heiligen überliefert worden ist. Ich habe Grund dazu, denn es haben sich gewisse Leute eingeschlichen, die durch die Schriften vor langem für dieses Gericht bestimmt worden sind, gottlose Menschen, welche die unverdiente Güte unseres Gottes zu einer Entschuldigung für Zügellosigkeit verkehren und sich gegenüber unserem alleinigen Gebieter und Herrn, Jesus Christus, als falsch erweisen“ (Jud. 3, 4). Was Judas danach unter der Leitung des Geistes Gottes niederschrieb, war genau das, was seine Mitgläubigen brauchten, um verderblichen Einflüssen widerstehen zu können.
16. Entwickelten die Bibelschreiber manchmal persönliche Initiative bei der Darlegung des Stoffes? Erkläre es.
16 Bedeutet die Tatsache, daß die Auswahl des Stoffes für den Bibelbericht von Gottes Geist geleitet wurde, daß die Bibelschreiber keine persönliche Initiative hinsichtlich des Stoffes entwickelten, den sie niederschrieben? Nein, oft hatten sie ein Ziel im Sinn und schrieben dementsprechend. Sie antworteten auf bestimmte Fragen oder versuchten, Punkte klarzustellen, die zu Mißverständnissen Anlaß gegeben hatten. Ein Beispiel dafür ist der zweite Brief des Apostels Paulus an die Versammlung in Thessalonich. Einige in der Versammlung waren zu dem falschen Schluß gekommen, daß die Gegenwart Jesu Christi in Königsmacht unmittelbar bevorstehe. Außerdem hatten einige seinen früher gegebenen Rat, ‘hart zu arbeiten und im Hinblick auf die Außenstehenden anständig zu wandeln’, nicht beherzigt. In seinem zweiten Brief brachte Paulus dies zur Sprache, und er zeigte, welche Einstellung ein Christ zu diesen Dingen haben sollte (1. Thess. 4:10-12; 2. Thess. 2:1-3; 3:10-15). Da Bibelschreiber wie Paulus der Leitung des Geistes Gottes folgten, war das, was sie schrieben, in voller Übereinstimmung mit Gottes Vorsatz und somit zuverlässig.
MENSCHLICHE MEINUNGEN — MIT ODER OHNE GOTTES BILLIGUNG?
17, 18. Wie sollten wir die Erklärung verstehen, daß Paulus seine eigene Meinung äußerte?
17 Doch was, wenn Bibelschreiber anscheinend ihre eigene Meinung äußerten? Nimm zum Beispiel folgende Äußerungen des Apostels Paulus: „Den anderen aber sage ich, ja ich, nicht der Herr ...“ „In bezug auf Jungfräuliche nun habe ich keinen Befehl vom Herrn, aber ich äußere meine Meinung.“ „Doch ist sie [eine Witwe], meiner Meinung nach, glücklicher, wenn sie so bleibt, wie sie ist [nämlich unverheiratet]. Ich denke bestimmt, daß auch ich Gottes Geist habe“ (1. Kor. 7:12, 25, 40). Was meinte Paulus mit diesen Äußerungen?
18 Der Apostel konnte hinsichtlich der besprochenen Gedanken keine direkte Lehre des Herrn Jesus Christus anführen und brachte daher seine „Meinung“ zum Ausdruck. Doch er schrieb unter der Leitung des Geistes Gottes, und somit brachte er mit seiner Meinung Gottes eigene Ansicht zum Ausdruck. Das wird durch die Tatsache bestätigt, daß der Apostel Petrus die Briefe des Paulus genauso einstufte wie die übrigen Schriften, indem er sagte: „Betrachtet ferner die Geduld unseres Herrn als Rettung, so, wie euch unser geliebter Bruder Paulus nach der ihm verliehenen Weisheit ebenfalls schrieb, indem er von diesen Dingen redete, wie er das auch in all seinen Briefen tut. Darin sind jedoch einige Dinge schwer zu verstehen, die die Ungelehrten und Unbefestigten verdrehen, wie sie es auch, zu ihrer eigenen Vernichtung, mit den übrigen Schriften tun“ (2. Petr. 3:15, 16).
19. In welcher Hinsicht ist die Bibel Gottes Botschaft?
19 Man kann also sehen, daß die Bibel als Ganzes Gottes „Wort“ oder Botschaft ist, da alles unter der Leitung seines Geistes aufgezeichnet wurde, um seinem Vorsatz zu dienen und damit die Dinge tatsachengemäß dargelegt wurden. Wenn die Bibel Äußerungen von Menschen zitiert oder berichtet, was sie unter gewissen Umständen taten, geht aus dem Kontext deutlich hervor, ob man ihre Handlungsweise nachahmen sollte oder nicht und ob man ihre Denkweise annehmen oder verwerfen sollte.
20. Erkläre, wie jemand die Bibel auf eine Weise benutzen könnte, daß er die Ansichten unvollkommener Menschen Gott zuschreiben würde.
20 Nimm zum Beispiel das Buch Hiob. Ein großer Teil des Buches handelt von den falschen Ansichten, die Hiobs drei Gefährten zum Ausdruck brachten und manchmal sogar Hiob selbst. Solche falschen Schlußfolgerungen oder Mißverständnisse waren offensichtlich nicht von Gott inspiriert. Zum Beispiel warf Hiobs Gefährte Eliphas Gott zu Unrecht vor: „Siehe! In seine Heiligen setzt er keinen Glauben, und die Himmel selbst sind tatsächlich nicht rein in seinen Augen“ (Hiob 15:15). Später wies Jehova Gott Eliphas und seine Gefährten für ihre Falschdarstellungen zurecht. Zu Eliphas sagte er: „Mein Zorn ist gegen dich und deine zwei Gefährten entbrannt, denn ihr habt von mir nicht geredet, was wahrhaftig ist, wie mein Knecht Hiob“ (Hiob 42:7). Eliphas und seine Gefährten waren offensichtlich nicht von Gott inspiriert, aber der Schreiber des Buches Hiob schrieb unter der Leitung des Geistes Gottes einen genauen Bericht über ihre Äußerungen nieder. Dieser Bericht dient dazu, falsche Ansichten darüber, weshalb Gott das Böse zuläßt, aufzuzeigen und bloßzustellen. Daher ist die Bibel als Ganzes Gottes inspiriertes Wort oder seine Botschaft. Das Beispiel zeigt aber, daß wir Vorsicht walten lassen müssen, wenn wir gewisse Bibeltexte zitieren. Wenn wir sie aus dem Zusammenhang reißen, könnte es sein, daß etwas, was in Wirklichkeit die Ansicht unvollkommener Menschen ist, zu Unrecht Gott zugeschrieben wird.
GOTT OFFENBARTE WEISHEIT, INDEM ER SEIN WORT VON MENSCHEN NIEDERSCHREIBEN LIESS
21. Wäre es für uns unvollkommene Menschen nicht wertvoller gewesen, wenn Jehova Gott Engel mit der Niederschrift der ganzen Bibel beauftragt hätte?
21 Daß Gott Menschen beauftragte, sein „Wort“ aufzuzeichnen, ist ein Beweis für seine große Weisheit, denn auf diese Weise gab er uns genau das, was wir unvollkommenen Menschen benötigen. Er hätte auch Engel beauftragen können. Aber wäre sein „Wort“ dann genauso ansprechend gewesen? Zugegeben, Engel hätten Gottes wunderbare Eigenschaften und seine großartigen Taten beschreiben können. Sie hätten die Tiefe ihrer eigenen Ergebenheit und ihre Wertschätzung für seine grenzenlosen Gaben zum Ausdruck bringen können. Aber wäre es für uns unvollkommene Menschen nicht schwer gewesen, uns in einen Bericht hineinzuversetzen, der die Äußerungen vollkommener Geistgeschöpfe enthielte, die uns an Erfahrung und Wissen weit überlegen sind? Das Leben in ihrem Bereich hätte nicht so beschrieben werden können, wie wir das Leben kennen — mit allen Freuden und Ängsten, Enttäuschungen und Sorgen. Daher sorgte Jehova Gott dadurch, daß er Menschen gebrauchte, dafür, daß sein „Wort“ die Wärme, Vielseitigkeit und Anziehungskraft erhielt, die es nur durch das menschliche Element erhalten konnte.
22. Welche Probleme hinsichtlich unseres Verständnisses könnten wir haben, wenn in der Bibel das menschliche Element völlig fehlen würde?
22 Wenn in der Bibel das menschliche Element völlig fehlte, würde es uns wahrscheinlich auch sehr schwer fallen, ihre Botschaft zu erfassen. Wir würden wahrscheinlich nur schwer verstehen, wie wir unvollkommenen Menschen die Gutheißung des Schöpfers erlangen können. Wenn zum Beispiel in der Bibel lediglich stehen würde: „Gott ist barmherzig“, so würde das nicht ausreichen, um uns verständlich zu machen, was das wirklich bedeutet. Uns Menschen müssen solche Dinge auf eine Weise dargelegt werden, daß wir sie begreifen können. Da die Bibel von Menschen geschrieben wurde, enthält sie konkrete Beispiele, die aus dem Leben gegriffen sind und die vom menschlichen Standpunkt aus dargelegt werden. Sie berichtet uns von Menschen, die, obwohl sie Gottes Gesetz kannten, ihren Schwächen erlagen und sich schwerer Fehltritte schuldig machten. Manchmal berichtet der Betreffende sogar selbst über seine Gefühle und Reaktionen. Gleichzeitig erfahren wir, in welchem Maße ihm Barmherzigkeit erwiesen wurde.
23, 24. Erzähle, was David in Verbindung mit Bathseba widerfuhr, und erkläre, was wir daraus über Jehova Gott lernen können.
23 Nehmen wir den Fall König Davids. Er hatte bewiesen, daß er einen hervorragenden Glauben hatte. Doch dann führten Umstände dazu, daß er einem falschen Verlangen zum Opfer fiel. David fühlte sich zu der Frau Urias, des Hethiters, hingezogen, eines Mannes, der Davids Königtum loyal unterstützte. David ließ zu, daß sein Verlangen größer wurde, und er holte tatsächlich Urias Frau, Bathseba, in seinen Palast. Vielleicht hatte er nicht im Sinn, wirklich Geschlechtsbeziehungen mit ihr zu haben, aber seine Leidenschaft wurde so sehr erregt, daß er tatsächlich Ehebruch beging. Als er erfuhr, daß Bathseba schwanger geworden war, versuchte er schnell, die Sache zu vertuschen, indem er Uria nach Hause kommen ließ, in der Hoffnung, er würde mit seiner Frau Beziehungen haben. Als David das nicht erreichte, war er verzweifelt. Es schien nur noch eine Möglichkeit zu geben, um zu verhindern, daß Bathsebas Ehebruch aufgedeckt wurde, und die bestand darin, ihren Ehemann aus dem Weg zu schaffen und sie sich zur Frau zu nehmen. Und so veranlaßte David, daß Uria in einer Stellung kämpfte, in der er mit Sicherheit fallen würde. Uria kam um, und darauf nahm David die verwitwete Bathseba zur Frau (2. Sam. 11:2-27).
24 Als der Prophet Nathan David dieses schwere Unrecht vor Augen hielt, war David tief betroffen und brachte großen Kummer über seine Sünde zum Ausdruck. Er rief aus: „Ich habe gegen Jehova gesündigt“ (2. Sam. 12:13). Als Jehova die von Herzen kommende Reue Davids sah, nahm er sie an, und obwohl er ihn bestrafte, verwarf er ihn nicht als seinen Diener. David übertrieb daher nicht, als er in einem seiner Psalmen erklärte: „Du aber, o Jehova, bist ein Gott, barmherzig und gnädig, langsam zum Zorn und überströmend an liebender Güte und Wahrhaftigkeit“ (Ps. 86:15).
25. Was lernen wir aus der Art und Weise, wie Jehova in der Zeit Jeremias mit den Israeliten handelte, über seine Barmherzigkeit?
25 Andererseits berichtet die Bibel von den untreuen Bewohnern Jerusalems in den Tagen Jeremias. Das Volk als Ganzes schenkte den Aufforderungen zu bereuen kein Gehör. Sie beharrten herausfordernd in ihrer Gesetzlosigkeit. Daher erwies ihnen Jehova keine Barmherzigkeit mehr; er entzog ihnen seinen Schutz und ließ zu, daß sie durch die Babylonier ein schreckliches Unheil erlebten. Er weigerte sich zu hören, obwohl sie verzweifelt um Hilfe schrien. Warum? Weil sie unbußfertig blieben. Diesbezüglich schrieb der Prophet Jeremia: „Du hast mit Zorn den Zugang versperrt, und du jagst uns ständig nach. Du hast getötet; du hast kein Mitleid gezeigt. Du hast mit Gewölk den Zugang zu dir versperrt, damit das Gebet nicht hindurchdringe“ (Klag. 3:43, 44)
26. Wie helfen uns Beispiele aus dem wirklichen Leben, Jehova kennenzulernen?
26 Durch solche Begebenheiten aus dem wirklichen Leben erhalten wir eine ausgeglichene Vorstellung davon, was für ein Gott Jehova ist und wie er mit uns verfahren wird. Ganz gleich, wie schwer unvollkommene Menschen sündigen mögen, können sie Gottes Vergebung erlangen, wenn sie wirklich bereuen. Wenn sie aber weiterhin seine gerechten Gebote unbußfertig übertreten, werden sie seinem Strafgericht nicht entgehen. Da die Bibel die ganze Persönlichkeit Gottes auf eine Weise beschreibt, die uns unvollkommene Menschen anspricht, können wir ihn wirklich als Person kennenlernen.
27. Inwiefern ist die Bibel so geschrieben, daß das Herz des Lesers geprüft werden kann?
27 Die Bibel ist so geschrieben, daß offenbar wird, was im Herzen der Menschen ist (Hebr. 4:12). Wer in der Bibel anscheinende Makel und Widersprüche finden will, kann sie finden. Ein Grund dafür ist, daß die Bibel nicht alle Einzelheiten über eine Sache berichtet. Oft berichtet sie über die Einstellung, die Worte und Taten einer Person, ohne sie direkt zu billigen oder zu mißbilligen. Daher kommen einigen beim Lesen bestimmter Berichte Zweifel, ob Gott wirklich gerecht und fair war in dem, was er tat. Dann benutzen sie dies als Entschuldigung dafür, daß sie nicht die Änderungen in ihrem Leben vornehmen, die die Bibel empfiehlt. Das ist in Übereinstimmung mit der Absicht Gottes, nur solche als seine Diener anzuerkennen, die ihn wirklich lieben und die ihn wegen seiner Eigenschaften schätzen (5. Mose 30:11-20; 1. Joh. 4:8-10; 5:2, 3).
28. Welche Ansicht über scheinbare Widersprüche werden Personen haben, die den Wert der Bibel schätzen? Veranschauliche es.
28 Jemand, der die Bibel ernsthaft studiert und der wirklich erfahren hat, welch eine wunderbare Anleitung sie im Leben gibt, greift nicht scheinbare Widersprüche auf, um die Bibel als Gottes Botschaft für die Menschen in Mißkredit zu bringen. Nicht, daß er sich vor anscheinenden Problemen verschließt. Keineswegs. Aber er erkennt, daß die Bibel ein harmonisches Ganzes ist, und daher achtet er sorgfältig darauf, nicht den Zusammenhang außer acht zu lassen, in dem die Bibel als Ganzes ein bestimmtes Ereignis oder eine bestimmte Situation darlegt. Ein Beispiel mag dies veranschaulichen. Sagen wir, du hättest einen sehr guten Freund, von dem du wüßtest, daß er ein guter Vater ist, ein Mann, der wirklich um das Wohl seiner Kinder besorgt ist. Wenn du hörtest, er habe seinen Sohn schwer bestraft, würdest du dann sogleich zu dem Schluß kommen, er habe völlig ungerechtfertigt und unvernünftig gehandelt? Natürlich nicht; da du ihn kennst, würdest du schlußfolgern, daß er für seine Handlungsweise in dieser Situation berechtigte Gründe gehabt haben müsse. Ähnlich ist es mit der Bibel. Sie gibt genügend Aufschluß über die Persönlichkeit, die Methoden und die Handlungsweise Jehovas, so daß wir wissen können, was für ein Gott er ist. Wenn daher über eine bestimmte Situation nicht alle Einzelheiten geschildert werden, warum sollten wir uns dann aufregen und denken, Gott sei lieblos, unbarmherzig oder ungerecht? Das zu tun hieße, die vielen in der Bibel vorhandenen Beweise dafür zu leugnen, daß er ein liebevoller, barmherziger und gerechter Gott ist (2. Mose 34:6, 7; Jes. 63:7-9).
29. Warum sollten wir nicht überrascht sein, einige scheinbare Widersprüche in der Bibel zu finden?
29 Es gibt noch einen weiteren Grund, weshalb wir erwarten sollten, daß die Bibel geringe Abweichungen und scheinbare Widersprüche enthält, wenn sie gleichartigen Stoff behandelt. Nehmen wir nur die Berichte über Jesu irdischen Dienst. Sie wurden von vier Männern geschrieben. Von den drei Schreibern, deren Berufe wir kennen, war einer ein gebildeter Arzt, ein anderer ein Steuereinnehmer und der dritte ein Fischer. Da Jehova Gott diesen Männern nicht einfach diktierte, was sie niederschreiben sollten, sondern sie lediglich durch seinen Geist anleitete, um sicherzustellen, daß ihr Bericht genau war, sind natürlich Unterschiede zu erwarten. Jeder Schreiber hätte viel mehr in seinen Bericht aufnehmen können, als er tat. Einer von ihnen, der Apostel Johannes, sagte sogar: „Allerdings tat Jesus auch vor den Jüngern viele andere Zeichen, die nicht in dieser Buchrolle niedergeschrieben sind“ (Joh. 20:30). Die Evangelien sind daher sehr kurz gefaßt, und Einzelheiten, die man in einem Evangelium findet, fehlen in einem anderen. Statt sich zu widersprechen, ergänzen sich die Berichte und helfen uns, uns ein vollständigeres Bild zu machen. Gleichzeitig bilden diese Unterschiede einen weiteren Beweis für die Zuverlässigkeit der Bibel. Wieso? Sie beweisen, daß sich die Schreiber nicht abgesprochen haben, um eine unwahre Geschichte zu schreiben.
30. Warum gibt es keinen Grund, sich über geringfügige Abweichungen in der Bibel aufzuregen?
30 Es besteht also wirklich kein Grund dafür, daß sich bestimmte Leute über geringfügige Abweichungen aufregen. Ganz gleich, wie gelehrt und gebildet sie sein mögen, sind sie in Wirklichkeit nicht in der Lage, Dinge zu beurteilen, die sie nicht selbst erlebt haben. Und selbst wenn sie persönlich dabeigewesen wären, würden auch sie in ihren Berichten unterschiedliche Gesichtspunkte hinsichtlich dessen, was sie gesehen oder gehört hätten, darlegen. Eine ehrliche Einschätzung der Evangelien ergibt, daß sie vier getrennte Zeugnisse sind, die die eine wichtige Wahrheit harmonisch unterstützen: Jesus Christus ist der Sohn Gottes (Joh. 20:31).
IST GOTTES BOTSCHAFT GLAUBWÜRDIG ÜBERMITTELT WORDEN?
31. Welche Frage taucht angesichts der Tatsache auf, daß die Originalmanuskripte der Bibel nicht mehr existieren?
31 Gottes Botschaft, die in den vier Evangelien und im übrigen Teil der Bibel enthalten ist, ist nicht in Form von Originalmanuskripten erhalten geblieben. Die Originalmanuskripte wurden vor langer Zeit entweder durch Gebrauch oder durch den zerstörenden Einfluß des Wetters verdorben. Wieso können wir dann sicher sein, daß Gottes Botschaft im Laufe der vielen Jahrhunderte durch das wiederholte Abschreiben nicht entstellt worden ist?
32. Was sagt die Bibel selbst über die Bewahrung der Botschaft Gottes, und was war diesbezüglich erforderlich?
32 Die Bibel selbst lenkt die Aufmerksamkeit auf die Bewahrung des „Wortes“ Gottes. In Jesaja 40:8 lesen wir: „Das grüne Gras ist verdorrt, die Blüte ist verwelkt; was aber das Wort unseres Gottes betrifft, es wird auf unabsehbare Zeit bestehen.“ Damit diese Worte auch in zukünftigen Generationen zutreffen konnten, mußte Gottes „Wort“ unentstellt bleiben. Wäre es durch viele Fehler beim Abschreiben unzuverlässig geworden, so wäre es nicht mehr Gottes Botschaft. Gibt es denn Beweise dafür, daß Gottes „Wort“ zuverlässig erhalten geblieben ist? Ganz bestimmt!
33. Wie verrichteten die Abschreiber der Bibel im allgemeinen ihre Arbeit?
33 Die Abschreiber der Heiligen Schrift übten große Sorgfalt. Beim Abschreiben der Hebräischen Schriften zählten viele Schriftgelehrte nicht nur die Wörter, sondern auch die Buchstaben, die sie abschrieben. Wenn auch nur der geringste Fehler gefunden wurde — beim Verschreiben eines einzigen Buchstabens —, konnte es vorkommen, daß der ganze Abschnitt ausgeschnitten und durch einen neuen, fehlerlosen ersetzt wurde. Die Schriftgelehrten machten es sich zur Gewohnheit, jedes Wort laut zu lesen, bevor sie es niederschrieben. Auch nur ein einziges Wort aus dem Gedächtnis zu schreiben wurde von vielen als eine grobe Sünde betrachtet. Die Schreiber der Christlichen Schriften leisteten, obwohl sie oft keine berufsmäßigen Abschreiber waren, ebenfalls sorgfältige Arbeit. Infolgedessen entstanden bemerkenswert wenig Fehler, und die Fehler, die gemacht wurden, beeinträchtigen die Botschaft nicht wesentlich.
34. Was zeigt ein vergleichendes Studium alter Bibelmanuskripte hinsichtlich der Glaubwürdigkeit des Bibeltextes, wie wir ihn heute haben?
34 Ein vergleichendes Studium von Zehntausenden alter Bibelmanuskripte, von denen einige etwa 2 000 Jahre alt sind, hat ergeben, daß der Text genau überliefert worden sein muß. Über den Text der Hebräischen Schriften sagte der Gelehrte W. H. Green: „Man kann mit Sicherheit sagen, daß kein anderes Werk des Altertums so genau überliefert worden ist.“ Der bekannte Gelehrte Sir Frederic Kenyon erklärte in der Einführung zu seinen sieben Bänden über die „Chester Beatty Biblical Papyri“:
„Der erste und wichtigste Schluß, den man aus der Untersuchung [der Papyri] ziehen kann, ist die befriedigende Tatsache, daß sie die wesentliche Korrektheit der bestehenden Texte bestätigen. Weder im Alten noch im Neuen Testament ist eine auffallende oder grundlegende Abweichung festzustellen. Es gibt keine bedeutenden Auslassungen oder Hinzufügungen von Passagen und keine Abweichungen, die wichtige Tatsachen oder Lehren beeinflussen würden. Die Textabweichungen sind geringfügiger Art und betreffen die Reihenfolge der Wörter oder die Genauigkeit der verwendeten Wörter ... Doch das wichtigste ist die Bestätigung dafür — und das anhand von Beweisen früheren Datums, als sie bisher zur Verfügung standen —, daß die bestehenden Texte unverfälscht sind.“
In seinem Buch The Bible and Archaeology schrieb er etwas Ähnliches:
„Der zeitliche Abstand zwischen der Urschrift und den frühesten erhaltenen Texten wird so gering, daß er praktisch unberücksichtigt bleiben kann. Der letzte Grund zum Zweifel, ob uns die Schriften wirklich im wesentlichen so erhalten sind, wie sie abgefaßt wurden, ist damit beseitigt. Sowohl die Authentizität als auch die allgemeine Unverfälschtheit der Bücher des Neuen Testaments kann als endgültig nachgewiesen betrachtet werden.“
35. Wie kann sich die Bibel auf uns heute auswirken?
35 Gottes Botschaft, die unter der Leitung seines Geistes von Menschen niedergeschrieben wurde, ist wirklich bis zum heutigen Tag in zuverlässiger Form erhalten geblieben. Diese zuverlässige Bewahrung hat auch ihren Zweck. Die Botschaft selbst kann auf diejenigen, die sie als von Gott stammend annehmen, einen wesentlichen Einfluß zum Guten ausüben. Schon heute können die Worte, die an Christen in Thessalonich gerichtet wurden, auf Hunderttausende von Menschen auf der ganzen Erde angewandt werden: „Als ihr Gottes Wort [oder Botschaft], das ihr von uns hörtet, empfingt, habt ihr es nicht als Menschenwort angenommen, sondern als das, was es wahrhaftig ist, als das Wort Gottes, das auch in euch, den Gläubigen, wirksam ist“ (1. Thess. 2:13). Wie die Thessalonicher sind auch viele in der heutigen Zeit bereit gewesen, für ihren Glauben an die Heilige Schrift Leiden auf sich zu nehmen, überzeugt davon, daß sie tatsächlich Gottes inspiriertes „Wort“ ist (1. Thess. 2:14-16). Hast du die gleiche Überzeugung? Ist dieses „Wort“ oder diese Botschaft auch in dir wirksam? Ziehst du in deinem täglichen Leben daraus Nutzen?
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