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Biblische Ereignisse zeitlich einordnenDer Wachtturm 1975 | 15. Oktober
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Biblische Ereignisse zeitlich einordnen
DIE Bibel umfaßt ohne den Schöpfungsbericht einen Zeitraum von rund 4 000 Jahren Menschheitsgeschichte. Wie ist es nun möglich, die in der Bibel berichteten Ereignisse, die sich in dieser langen Zeit zutrugen, zeitlich richtig einzuordnen? Man sollte versuchen, die verschiedenen Geschehnisse mit wichtigen Ereignissen, wie der Erschaffung Adams, der Sintflut, der Befreiung Israels aus Ägypten und der Geburt Christi, in Verbindung zu bringen.
Nach der biblischen Chronologie wurde Adam im Jahre 4026 v. u. Z. erschaffen. In der Zeit bis zur Sintflut (2370 v. u. Z.) lebten drei hervorragende Glaubensmänner: Abel, Henoch und Noah. Abel wurde, weil er gerecht war, von seinem Bruder Kain, dem ersten Sohn Adams, ermordet (1. Joh. 3:12). Henoch, der 308 Jahre ein Zeitgenosse Adams war, prophezeite Gottes Vollstreckung des Gerichts an allen Bösen. Sein Urenkel Noah wurde ungefähr 126 Jahre nach Adams Tod geboren (1. Mose 5:3-29; Jud. 14, 15).
Zur Zeit Noahs verließen viele Engel ihre eigentliche Wohnstätte im Himmel, verkörperten sich, nahmen sich Frauen und brachten so ein Bastardgeschlecht, die Nephilim, hervor (1. Mose 6:1-4; 1. Petr. 3:19, 20; Jud. 6). Im sechshundertsten Lebensjahr Noahs machte die Flut der gottlosen Menschenwelt ein Ende. Während die Wasser auf der Erde überhandnahmen, waren Noah, seine Frau, seine drei Söhne (Sem, Ham und Japhet) und ihre Frauen in der Arche, die sie auf Gottes Geheiß gebaut hatten, in Sicherheit (1. Mose 7:11, 17-21).
Kurz nach der Sintflut begann Hams Enkel Nimrod, sich gegen Gott aufzulehnen. Er schwang sich zum ersten König auf und veranlaßte den Bau der Stadt Babel und ihres Turmes. Jehova Gott vereitelte den Plan Nimrods indem er die Sprache der Bauleute von Babel verwirrte (1. Mose 10:8-10; 11:1-4). Das geschah in den Tagen Pelegs, irgendwann zwischen den Jahren 2269 v. u. Z. und 2030 v. u. Z. (1. Mose 10:25). Noah war damals noch am Leben, denn er lebte nach der Flut noch 350 Jahre (1. Mose 9:28).
Ungefähr siebenundsiebzig Jahre nach Noahs Tod kam Abraham im Alter von fünfundsiebzig Jahren nach Kanaan, in das Land, das Jehova Gott den Nachkommen Abrahams zu geben verheißen hatte (1. Mose 12:4-7). Damals, im Jahre 1943 v. u. Z., schloß Jehova mit Abraham den Bund der Verheißung.
Als Abraham hundert Jahre alt war, gebar ihm seine geliebte Frau Sara einen Sohn — Isaak (1. Mose 21:5). Ungefähr zehn Jahre nach dem Tod Sems, des Sohnes Noahs, wurde Isaak im Alter von sechzig Jahren der Vater der Zwillinge Esau und Jakob (1. Mose 11:10, 11; 25:26). Jakob wurde der Vater von zwölf Söhnen. Einer von ihnen, Joseph, gelangte durch außergewöhnliche Umstände in die Stellung eines Nahrungsmittelverwalters in Ägypten. Wegen einer Hungersnot in Kanaan wurden Jakob und seine Hausgenossen ansässige Fremdlinge in Ägypten. Schließlich wurden seine Nachkommen, die Israeliten, versklavt. Aber 430 Jahre nach der Schließung des besonderen Bundes mit ihrem Vorvater Abraham befreite Jehova Gott sie durch Moses aus Ägypten und führte sie zum Berg Sinai, wo er mit ihnen den Gesetzesbund schloß (1. Mose 45:26; 47:1, 2; 2. Mose 1:8-11; 13:19-21; 19:1; Gal. 3:17).
Nachdem die Israeliten vierzig Jahre in der Wüste umhergewandert waren, zogen sie unter der Führung Josuas im Jahre 1473 v. u. Z. in Kanaan ein (5. Mose 29:5; 31:1-3; Josua 5:6, 7). Innerhalb von sechs Jahren wurde der größte Teil des Landes eingenommen (Josua 14:10-12). Danach hatten sie etwa 350 Jahre lang von Gott auserwählte Richter, die sich der Angelegenheiten Israels annahmen. Zu Lebzeiten Samuels, des letzten dieser Richter, wurde Saul aus dem Stamme Benjamin König. Nach Sauls vierzigjähriger Herrschaft begann David in Hebron über den Stamm Juda zu regieren, während Sauls Sohn Isch-Boscheth von Machanajim aus über die übrigen Stämme Israels herrschte (2. Sam. 2:2, 3, 8-10; Apg. 13:20-22). Siebeneinhalb Jahre nachdem David über Juda zu regieren begonnen hatte, wurde er König über ganz Israel. Er regierte insgesamt vierzig Jahre. Sein Sohn Salomo folgte ihm auf den Thron und regierte ebenfalls vierzig Jahre (2. Sam. 2:11; 1. Kö. 2:11; 11:42).
Im Jahre 997 v. u. Z., während der Regierung Rehabeams, des Sohnes Salomos, rebellierten zehn Stämme und machten Jerobeam zu ihrem König. Die Stämme Benjamin und Juda sowie die Leviten blieben jedoch dem Hause Davids treu. Da König Jerobeam die Kälberanbetung einführte, begann das Zehnstämmereich schon unter schlechten Voraussetzungen, und bis zur Eroberung durch die Assyrer im Jahre 740 v. u. Z. wandte es sich auch nie mehr vom Götzendienst ab (1. Kö. 12:16-24, 28-30; 2. Kö. 17:1-6). Ungefähr 133 Jahre später, im Jahre 607 v. u. Z., nahmen die Babylonier das Zweistämmereich ein (2. Kö. 25:1-9).
Im Jahre 537 v. u. Z., nach siebzigjähriger Gefangenschaft in Babylon, kehrte ein Überrest der Juden nach Jerusalem zurück, um den Tempel wieder aufzubauen. Die Mauer Jerusalems wurde aber erst 455 v. u. Z. unter der Leitung Nehemias wieder aufgebaut. Die Niederschrift der Hebräischen Schriften war nach dem Jahre 443 v. u. Z. beendet, als der Prophet Maleachi seine Prophezeiung aufgezeichnet hatte. Diese Prophezeiung wies auf das Kommen des von Gott gesandten Boten hin, der für den „Boten des Bundes“, den Messias, ein Volk zubereiten sollte (Mal. 3:1).
Die Christlichen Griechischen Schriften nehmen den Faden der biblischen Geschichte mit den Ankündigungen der Geburt dieser beiden Boten wieder auf. Im Frühling des Jahres 2 v. u. Z. wurde Johannes der Täufer, der Vorläufer des Messias oder Christus, geboren. Sechs Monate später gebar Maria den vorhergesagten Christus, Jesus. Der dreieinhalbjährige Dienst Jesu auf der Erde begann im Herbst des Jahres 29 u. Z. und endete im Frühjahr 33 u. Z. mit seinem Tod. Nach seiner Auferstehung und seiner Himmelfahrt setzten seine Jünger das Werk, das er begonnen hatte, fort. Um das Jahr 98 u. Z. beendete schließlich Johannes, der letzte noch lebende Apostel, die Niederschrift der Bibel. Er schrieb in jenem Jahr wahrscheinlich 1., 2. und 3. Johannes sowie das nach ihm benannte Evangelium. Etwa zwei Jahre vorher hatte er die Offenbarung niedergeschrieben.
Dies alles zeigt, wie man die biblischen Ereignisse zeitlich einordnen kann. Wir sollten beim Lesen der Bibel versuchen, ein Ereignis zeitlich mit einem anderen in Verbindung zu bringen. Dadurch gewinnt die biblische Geschichte für uns an Bedeutung.
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Fragen von LesernDer Wachtturm 1975 | 15. Oktober
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Fragen von Lesern
● Wie sollten Christen gemäß Gottes Wort zu Selbstmord eingestellt sein?
Als der Quell des Lebens hat Jehova das Menschenleben für kostbar, heilig erklärt (1. Mose 9:5; Ps. 36:9). Selbstmord — das heißt, sich das Leben selbst zu nehmen oder sich absichtlich selbst zu töten — wird daher in der Bibel verurteilt (2. Mose 20:13; 1. Joh. 3:15). Bei den wenigen in der Bibel erwähnten Selbstmördern handelte es sich um Personen, die Jehova untreu waren und die nicht daran dachten, daß ihr Leben eigentlich Gott gehörte (1. Sam. 31:4; 2. Sam. 17:5-14, 23; 1. Kö. 16:18; Matth. 27:5).
Wer sich absichtlich das Leben nimmt, handelt in völliger Mißachtung der Heiligkeit des Lebens; er lädt Blutschuld auf sich. Jemand, der im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte Selbstmord begeht, zeigt, daß es ihm an moralischer Kraft, an Glauben und an Gottesfurcht mangelt. Wenn er sich dadurch den Problemen und Verantwortlichkeiten des Lebens entziehen möchte, verrät seine Tat Feigheit. Hat der Betreffende sich als ein wahrer Christ ausgegeben, so ist sein Verhältnis zu Jehova durch seine Tat gewaltsam unterbrochen worden. Es könnte auch sein, daß jemand auf Drängen der Dämonen Selbstmord begeht (Matth. 17:14-18). Durch diese äußerst selbstsüchtige Handlung bekundet jemand keine Liebe zu seinen Hinterbliebenen, zu seiner Versammlung und seinen Freunden und auch nicht zu der Gemeinde, in der er lebte, da seine Tat für alle seine Bekannten Schmach und Kummer zur Folge hat (Mark. 12:31).
In den meisten Ländern muß die Todesursache von einem Arzt, der als Leichenbeschauer bezeichnet wird, offiziell festgestellt werden. Im Bericht des Arztes ist vielleicht von Selbstmord die Rede, was jedoch nicht mit den Tatsachen übereinstimmen mag. In einem Fall, bei dem Selbstmord angegeben wurde, traten drei Wochen später klare Beweise dafür zutage, daß der Tod aufgrund eines eigenartigen Unfalls eingetreten war. Daher müssen stets die Umstände berücksichtigt werden. War eine Geisteskrankheit ausschlaggebend? War die Person zurechnungsfähig? Handelte sie fahrlässig oder tadelnswert? In vielen Fällen ist es schwierig, alle Tatsachen zu erfahren.
Wie sollten daher die Glieder einer Christenversammlung zum Besuch einer Beerdigung eines angeblichen Selbstmörders eingestellt sein, der mit der Versammlung verbunden gewesen sein mag? Wie sollte sich ein Ältester verhalten, der gebeten wird, die Beerdigungsansprache zu halten? Wenn der Tod aufgrund eines Unfalls eingetreten zu sein scheint — obwohl vielleicht Selbstmord angegeben wurde — oder möglicherweise Geisteskrankheit eine Rolle gespielt hat, mag es das Gewissen einiger Glieder der Versammlung zulassen, daß sie der Beerdigung beiwohnen, um die Hinterbliebenen zu trösten. Ebenso bleibt es der persönlichen Entscheidung eines Ältesten überlassen, ob er in einem solchen Fall die Beerdigungsansprache halten möchte, wenn er darum gebeten wird. Die Versammlung mag es jedoch wegen der Wirkung auf die mangelhaft unterrichtete Öffentlichkeit vorziehen, die Beerdigungsansprache nicht öffentlich zu unterstützen oder im Königreichssaal stattfinden zu lassen.
Andererseits mögen Glieder der Versammlung und Älteste nichts mit einer Beerdigung zu tun haben wollen, wenn es sich um einen eindeutig erwiesenen Selbstmord handelt. In einem solchen Fall würde es den Angehörigen überlassen bleiben, für eine private Beerdigungsansprache zu sorgen, bei der ein Glied der Familie für die Verwandten einige Worte spricht. Ferner mögen einige der Beerdigung einer Person, von der man annimmt, sie habe Selbstmord begangen, nicht beiwohnen wollen, wenn die Beerdigungsansprache auf Bitten der Familie von jemand anders als einem Glied der Versammlung gehalten wird, vielleicht vom Bestattungsunternehmer selbst.
Als gerechtigkeitsliebende Personen vertrauen wir in der Frage bezüglich irgendwelcher künftiger Aussichten für einige der Menschen, die zum Selbstmord getrieben wurden, einem barmherzigen, allweisen Gott. Wir selbst lieben das Leben und halten es jeden Tag heilig, indem wir uns bemühen, so zu handeln und einen solchen Umgang zu pflegen, daß wir die Anerkennung desjenigen verdienen, der den Menschen das Leben gegeben hat.
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