Wir beobachten die Welt
„Aktive“ Ordensschwestern verurteilt
● Glieder einer Protestgruppe „enterten“ im Juli 1981 das Trident-U-Boot „U.S.S. Florida“; sie hämmerten auf den Lauf von Geschossen und schütteten Blut hinein. Zur gleichen Zeit verschaffte sich ein anderer Teil der Gruppe — darunter zwei katholische Ordensfrauen — Zutritt zu dem Lagerplatz von U-Boot-Teilen. Sie schlugen auf zwei Lenkungssysteme ein und brachten Anti-Kriegs-Parolen an. Inzwischen sind die Aktionisten von einem Geschworenengericht für schuldig befunden worden. Der Benediktinerin Judith Beaumont aus Chicago, die von ihrer Kongregation für die „Friedensarbeit“ freigestellt worden war, stehen zwei bis fünf Jahre Gefängnis bevor. Ihre Motive für die Aktion beschrieb sie kürzlich in einem Interview für die Kirchenzeitung The Chicago Catholic. Sie klagte die amerikanische Regierung und die Firma, die das Trident-U-Boot gebaut hat, der „illegalen Kriegsvorbereitung“ (Publik-Forum) an. Handelten die Ordensfrauen im Sinne Christi? Offensichtlich nicht, da Jesus von seinen wahren Nachfolgern sagte, daß sie „kein Teil der Welt“ sind. Sie müssen sich daher politisch neutral verhalten (Johannes 17:16).
Erfolgreich konstruiert
● „Der Flugzeugbauer spricht von Leichtbau — die Insektenflügel zeigen ihn. Der Holzfachmann denkt an das feuerfeste Material — die Wespen stellen es aus Rinde her. Der Architekt schwärmt vom Sechseckbau — die Bienen verwirklichen ihn.“ So beginnt der Artikel „Das Tier — ein technischer Erfolg“ in der Zeitschrift Natur (10/82). Die Schuppen des Schmetterlingsflügels bewirken zum Beispiel viele „technische Erfolge“: Trudelsicherheit im Flug, große Steigfähigkeit, Abweisung von Regentropfen, Wärmeisolation bei Zurücklegen der Flügel über den Körper. Dachdecker wären froh, wenn sie ein Hausdach so leicht, so fest und so isolierend eindecken könnten. Der Aufsatz enthält viele Beispiele für Konstruktionen aus der Natur, die auch im Atomzeitalter noch unerreicht sind. „Im Vergleich mit tierischen Superlativen wirkt Menschen-Technologie sogar oft stümperhaft.“
Flucht in die Astrologie
● „In einer Welt fast ohne Hoffnung erlebt der Aberglaube eine neue Blütezeit“, schreibt der Kölner Stadt-Anzeiger. „Wahrsager und Handleser haben Hochkonjunktur, Horoskope gehören zu den meistgelesenen Rubriken in der Presse. Autoren von Büchern mit übersinnlichen Themen machen das Geschäft ihres Lebens. Nahezu 100 Millionen Mark gaben Bundesbürger allein 1982 für derartige Lektüre aus.“ Die Allensbacher Demoskopen hätten herausgefunden, daß jeder zweite Deutsche sein Horoskop in der Massenpresse lese. Jede fünfte Frau und jeder 14. Mann soll sich sogar danach richten. Die Zeitung bemerkt: „Wenn selbst Manager und Werbechefs von Konzernen (Namen sind der Redaktion bekannt) die Sterndeuter um Entscheidungshilfe bitten, dann kann man nicht die kleinen Leute belächeln, die davon träumen, für 40 Mark Honorar ein wenig Herrschaftswissen zu erwerben.“
Spiegel der Religiosität
● Im Frühjahr 1982 führte das schweizerische Marktforschungsinstitut Scope in den Kantonen Luzern, Ob- und Nidwalden eine Repräsentativumfrage durch, die die Religiosität und die Einstellung zur Sexualmoral zum Gegenstand hatte. Die Umfrage zeigte — wie den Luzerner Neuesten Nachrichten zu entnehmen war — daß sich nur rund ein Viertel der 15- bis 29jährigen Einwohner dieser Kantone einer Religionsgemeinschaft verpflichtet fühlt. In der höchsten Altersgruppe (50 bis 75 Jahre) dagegen bezeichneten sich 67 Prozent als gläubige Mitglieder ihrer Kirche. (11 Prozent der befragten Schweizer waren reformiert, 86 Prozent katholisch, 1,5 Prozent konfessionslos.) Die Zeitung bemerkt: „Daß die Bindung an die Kirche nicht unbedingt regelmäßigen Gottesdienstbesuch voraussetzt, zeigt sich darin, daß nur jeder fünfte Befragte jeden Sonntag, nur jeder sechste fast jeden Sonntag zur Kirche geht. Der Kirchenbesuch wie die religiöse Einstellung überhaupt hängen sehr stark vom Alter ab. Zu den fleißigsten Kirchgängern zählt die höchste Altersgruppe.“ Die Religiosität hängt jedoch nicht nur vom Alter ab. Auch „bei einfacher Schulbildung, bei niedriger Kaufkraft und in ländlichen Gebieten“ zeigen sich am ehesten „deutlich religiös geprägte Einstellungen“.
„Die Bindung an die Kirche bedeutet nicht unbedingt Einverständnis mit den Glaubens- und Morallehren“, schreibt das Blatt. „Nur jeder fünfte Katholik anerkennt das Dogma der Unfehlbarkeit des Papstes in Fragen des Glaubens und der Moral. ... Die Ehelosigkeit der Priester findet nur 18 Prozent Befürworter.“ Doch halten über 80 Prozent der Befragten die religiöse Erziehung der Kinder im Elternhaus für wichtig oder sehr wichtig. (Jeder vierte aus der Altersgruppe von 15 bis 29 Jahren dagegen legt keinen großen Wert darauf.)
Auch in Fragen der Geschlechtsmoral gehen die Meinungen der Generationen auseinander. „Nur jeder vierte der älteren Generation hält außerehelichen Geschlechtsverkehr für zulässig, ein weiteres Viertel hält ihn zumindest nicht in jedem Fall für unzulässig“, heißt es weiter. „Besonders liberal in dieser Frage verhalten sich die Jungen, die kaum Einwände vorzubringen haben.“
Gehörlosenhunde
● In San Francisco wurden bisher 22 von der Straße aufgelesene Hunde von der Tierschutzgesellschaft abgerichtet, um tauben Menschen das Gehör zu ersetzen. Wie die Zeitschrift Das Tier berichtet, lernen die Gehörlosenhunde, beim Weckerklingeln oder Türläuten zu ihrem Lehrer zu laufen, seine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken und dann zur Lärmquelle zurückzurennen. Die Ausbildungsstelle beabsichtigt, im Jahr etwa 50 Hunde kostenlos an Gehörlose abzugeben. Bisher haben sich alle Hunde schnell an ihr neues Heim gewöhnt, und einige haben sogar erstaunliche Taten vollbracht. In Norddakota weckte der Gehörlosenhund Tippy seinen Besitzer mitten in der Nacht und führte ihn rechtzeitig zu seinem Fernmelder, um eine Tornadomeldung entgegenzunehmen. Cookie weckte ihre Besitzer um zwei Uhr morgens und sprang sie so lange an, bis sie ihr ins Kinderzimmer folgten, wo ihre kleine Tochter beinahe erstickt wäre.
In die Tiefe
● Ein in der Bundesrepublik Deutschland geplantes Tiefbohrprogramm soll Aufschluß über die Entstehung von Erdbeben geben sowie neue Erkenntnisse über die Bildung von Rohstoff-Lagerstätten und die geothermische Energie vermitteln. Wie der Leiter des geologisch-paläontologischen Instituts der Universität Göttingen mitteilte, hat das Projekt zum Ziel, durch übertiefe Bohrungen von 10 bis 15 Kilometern Fragen zu lösen, die von der Oberfläche her nicht zu beantworten sind. Er verwies in diesem Zusammenhang auf Erfolge der Sowjetunion. Dort seien Wissenschaftler auf der Halbinsel Kola bis in Tiefen von 11 Kilometern vorgestoßen. (Vergleiche Erwachet! vom 22. Dezember 1980, Seite 30.) Mehr als 250 deutsche Geologen, Geophysiker, Petrologen, Geochemiker, Physiker und Ingenieure würden sich bereits mit den Vorstudien und mit Entwicklungsarbeiten befassen. 1986 soll das erste Bohrloch niedergebracht werden.
Immer größer
● Die Körpergröße der Erwachsenen liegt heute beachtlich über der früherer Generationen. Wie Die Umschau (25/82) berichtet, hat Professor Dr. Georg Kenntner von der Universität Karlsruhe kürzlich dieses Phänomen wissenschaftlich untersucht. Insgesamt betrachtet, verzeichnet die Gruppe der Söhne von leitenden Angestellten, Lehrern und Geschäftsleuten in dem Zeitraum von 1924 bis 1961 mit 6,7 cm die höchste Körperlängenzunahme, gefolgt von den Akademikersöhnen. So beläuft sich die mittlere Körpergröße der Karlsruher Studenten jetzt auf 180,5 cm; das sind rund 9 cm mehr als vor 60 Jahren. Von der Zunahme entfallen fast 5 cm auf die letzten zwei Jahrzehnte. Hand in Hand damit „verlaufen auch die körperlichen und seelisch-geistigen Reifungsprozesse schneller“. Der gesamte körperliche Reifungsprozeß der jungen Leute sei etwa zwei Jahre früher abgeschlossen. „Dementsprechend sind heute bestimmte intellektuelle Leistungen und soziale Verhaltensweisen schon in jüngeren Altersstufen zu verzeichnen als früher.“
Afrikas Ausländerproblem
● Kürzlich wurden weit über eine Million schwarze Ausländer aus dem afrikanischen Land Nigeria ausgewiesen. Die meisten waren Ghanaer, die anderen stammten aus Togo, Niger, Benin, Sierra Leone, Liberia und anderen westafrikanischen Staaten. Die nigerianische Regierung warf ihnen vor, an der Arbeitslosigkeit und an der zunehmenden Kriminalität im Land schuld zu sein. Die Afrikaner waren zumeist illegal „in den vergangenen Jahren aus der Armut ihrer Länder in das große Nigeria geströmt, angelockt von der Aussicht auf Jobs und auf Geld, das in diesem reich gewordenen Opec-Land auf der Straße zu liegen schien“, schreibt die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Die Realität sah anders aus. Der Ausweisungsbefehl versetzte die schwarzen „Gastarbeiter“ Nigerias in Angst. Hunderttausende Ghanaer verstopften den Hafen von Lagos, um einen Platz auf einem Schiff in ihre Heimat zu ergattern. Sie suchten dadurch der drohenden Verhaftung — und damit einer schlechten Behandlung durch die Polizei und in Gefängnissen — zu entkommen. Der Zeitung ist zu entnehmen, daß es in Westafrika schon mehrfach zu Massenausweisungen von schwarzen Ausländern gekommen ist. Es gebe kaum ein westafrikanisches Land, das nicht eine solche Ausweisungsperiode hinter sich habe.
Von der Sonne angetrieben
● Nachdem vor kurzem ein mit Sonnenenergie angetriebenes Flugzeug den englischen Kanal überflogen hatte, durchquerte nun erstmals ein „Sonnenauto“ den australischen Kontinent. In 19 Tagen bezwang das ungewöhnliche Auto, das ein Dach wie eine Tischtennisplatte hat, die 4 000 km lange Strecke von Perth im australischen Westen nach Sydney im Osten. Die Sonnenenergie wird von den 720 photoelektrischen Zellen auf dem Dach des Gefährts gesammelt und in Strom umgewandelt, der einen 24-Volt-Gleichstrommotor mit einer Leistung von 600 Watt antreibt und gleichzeitig zwei konventionelle Batterien auflädt, auf die bei Bewölkung umgeschaltet werden kann. Das Fahrzeug erreicht bei voller Sonneneinstrahlung eine Höchstgeschwindigkeit von 65 Stundenkilometern. Die Gesamtkosten für die Entwicklung des vier Meter langen „Sonnenautos“ betrugen über 152 000 DM. „Die Kosten für die ganze Durchquerung betrugen aber nicht mehr als zwei Ersatzreifen und 20 Cent Gebühr für die Überquerung der Sydneyer Hafenbrücke“, erklärte der Testfahrer gemäß einer Meldung des Wiesbadener Kuriers.
Es liegt nicht nur am Essen
● Einen interessanten Überblick über die Behandlung von Fettsucht gibt der Arzt und Psychotherapeut U. Pitthan in der Zeitschrift Psychologie Heute. Das Ansetzen von Körperfett würde meist weniger mit der Menge der zugeführten Nahrung als mit psychischen Ursachen zusammenhängen. Als Ursachen der Fettsucht werden Überlastung, Änderung der Lebensgewohnheiten, Streß oder Stoffwechsel- und Hormonstörungen genannt. Jede der erwähnten Ursachen führe außerdem, so schreibt Pitthan, zu einer charakteristischen Form des Fettansatzes: an Armen und Beinen durch Durchblutungsstörungen (kapillare Fettsucht); länglicher Fettansatz am Bauch (nervöse Fettsucht); an den Hüften als Ursache von Verbrennungsstörungen; am Oberkörper (bedingt durch zuviel Essen) usw. Die Behandlung der Fettsucht dürfe daher nicht auf eine rein medikamentöse oder diätetische Therapie beschränkt bleiben.
In Wohnräumen „bestrahlt“
● Jedermann ist einer natürlichen Strahlenbelastung durch radioaktive Stoffe ausgesetzt, die überall in der Natur vorkommen. Dazu gehört die Belastung durch das natürliche radioaktive Edelgas Radon und seine Zerfallsprodukte. Das Eidgenössische Institut für Reaktorforschung (EIR) hat gemäß der Berner Zeitung in 123 Wohnhäusern in verschiedenen Regionen der Schweiz entsprechende Messungen durchgeführt und für dieses Land bestätigt, was auch in anderen Ländern bei solchen Radonuntersuchungen festgestellt wurde. Das radioaktive Edelgas und seine Zerfallsprodukte sind demnach „in erheblichen, zum Teil sogar hohen Konzentrationen“ in den Wohnräumen vorhanden. Wie nachgewiesen wurde, dringt das Radongas aus dem Erdboden und aus Baumaterialien in die Häuser ein. Die in Wohnräumen festgestellten Radonpegel sind im Mittel etwa 10- bis 20mal so hoch wie im Freien, wobei ungenügende Lüftung der Räume die Radonkonzentration erhöht.
Computer gegen Sprachenwirrwarr
● Allein für das Übersetzen der in Brüssel, Luxemburg und Straßburg laufend produzierten EG-Papiere in die sieben Amtssprachen beschäftigt die Gemeinschaft über 2 000 Fachkräfte. Forscher aus mehreren Ländern der EG arbeiten daher an einem Übersetzungscomputer, der die geplagten europäischen Steuerzahler entlasten soll. „Bis 1986 hoffen die EG-Forscher, dem Computer, der als Prototyp einer europäischen Sprachmaschine allen Interessenten zur Verfügung stehen soll, etwa 20 000 Wörter jeder Sprache einigermaßen begriffsklar eingeben zu können“, berichtet die luxemburgische Zeitung tageblatt und bemerkt: „Angesichts einer Menge vorläufig gar nicht lösbarer Übersetzungsprobleme dieser ,Maschine‘ werden kompetente Übersetzer trotzdem nicht arbeitslos.“ Immerhin wird damit gerechnet, daß der im letzten Jahr auf 2,5 Milliarden Franken (etwa 130 Millionen Mark) angeschwollene Übersetzeretat um die Hälfte reduziert wird.