Wie werden Tiere dressiert?
SEIT eh und je sind Personen aller Altersstufen immer wieder begeistert über die Zirkusnummern von Vögeln, Bären, Seehunden, Pferden, Elefanten und unzähligen anderen Tieren. Es ist faszinierend zu beobachten, wie diese Geschöpfe Kunststücke vorführen, die man niemals in freier Wildbahn sehen würde. Wie werden diese Tiere eigentlich dressiert?
Achte einmal darauf, was sich während einer Vorstellung alles abspielt. Ein Kakadu fährt mit einem kleinen Fahrrad ungefähr fünfzehn Meter auf einem gespannten Seil. Am Ende der Vorführung gibt der Dresseur dem Vogel — fast unbemerkt — einen Leckerbissen. Vorsichtig balanciert ein Seehund auf seiner Nasenspitze einen Ball und springt dabei über eine Stange, die waagerecht über das Wasser gehalten wird. Gleich nach dem gelungenen Kunststück bekommt das Tier seinen Fisch. Ja, der Trick mit der Belohnung spielt für die erfolgreiche Dressur von Tieren eine wichtige Rolle.
Außerdem muß der Dresseur ziemlich viel Geduld haben und auf ein gutes Verhältnis zum Tier achten. Wenn wir näher untersuchen, was Dresseure alles machen, können wir uns in etwa vorstellen, wieviel Geduld erforderlich ist.
Für die Dressur von Vögeln verwendet man im allgemeinen eine Vorrichtung, die nach ihrem Erfinder, dem Psychologen B. F. Skinner, als „Skinner-Kasten“ bezeichnet wird. Dieser würfelförmige Kasten hat eine Seitenlänge von einem Meter. Der Vogel kann die Außenwelt nicht wahrnehmen, aber der Dresseur kann ihn durch Gucklöcher beobachten. Zur Ausstattung des Kastens gehört nicht nur eine Röhre als Futterspender, sondern auch eine Vorrichtung, mit der der Dresseur die Umwelt des Vogels im Kasten verändern kann. Es können wohltuende und unbehagliche Geräusche erzeugt werden. Zudem kann man Lichter aufblitzen lassen.
Der Dresseur kann noch einen Gegenstand, vielleicht einen kleinen Wagen, in den Kasten legen. Jedesmal, wenn der Vogel mit dem Wägelchen die gewünschten Bewegungen ausführt, läßt der Dresseur durch die Futterröhre einen Leckerbissen fallen und betätigt einen Knopf, so daß im Kasteninnern ein angenehmes Geräusch erzeugt wird. Für unerwünschte Bewegungen dagegen gibt es keine Belohnung. Statt dessen blitzen im Kasten Lichter auf, und der Vogel bekommt ein lautes Summen zu hören. Schließlich ist das Tier so weit, daß es immer das tut, was eine Belohnung einbringt.
Jetzt wird es Zeit, daß der Vogel seine Übungen außerhalb des „Skinner-Kastens“ vorführt, eventuell auf dem Boden oder auf dem Tisch. Wieder wird der Trick mit der Belohnung angewandt. Wenn der Vogel das Richtige tut, bekommt er etwas Leckeres zu fressen. Macht er hingegen falsche Bewegungen, bleibt die Belohnung aus. So bringt der Vogel also richtige Übungen und Futter mit seinem Dresseur in Verbindung.
Denselben Grundsatz kann man anwenden, wenn man Heimtiere, z. B. Hunde, dressieren möchte. Tut das Tier etwas Verkehrtes, ist eine Schelte ganz angebracht. Manche haben festgestellt, daß es gut ist, dem Tier nach dem Schelten einen leichten Klaps zu geben, da es dann die Gewißheit hat, nicht ausgestoßen zu sein. Bei extrem schlechtem Betragen kann man dem Hund mit einer gefalteten Zeitung ein paarmal gegen die Hüften schlagen. Andererseits sollte er für gutes Betragen belohnt werden. Zum Beispiel können Worte in einem netten Ton und ein paar Klapse dem Tier Freude bereiten. Wenn man mit dem Belohnen und Schelten konsequent ist, gewöhnt sich der Hund daran, sich so zu betragen, wie es seinem Herrchen gefällt.
Schon seit langem werden Tiere vom Menschen für bestimmte Aufgaben und zur Belustigung dressiert. Vor mehr als 1 900 Jahren schrieb der christliche Jünger Jakobus: „Denn jede Art von wildlebenden Tieren wie auch von Vögeln und Kriechtieren und Meertieren wird von der menschlichen Natur gezähmt und ist gezähmt worden“ (Jak. 3:7). Der römische Naturkundige Plinius, der ebenfalls im ersten Jahrhundert lebte, erwähnte die Zähmung von Elefanten, Löwen, Tigern, Adlern, Krokodilen, Schlangen und verschiedenen Fischen. Die Tatsache, daß die Zähmung von Tieren möglich ist, wird durch die Stelle in der Bibel bestätigt, wo es heißt, daß dem Menschen die Herrschaft über die Tierwelt gegeben wurde (1. Mose 1:28). Wenn diese Herrschaft richtig ausgeübt werden soll, dann müssen die Tiere gut behandelt werden. Daraufhin werden sie ihr Bestes geben, um den Menschen zu erfreuen und ihm zu Diensten zu sein.