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Die Milz — ein erstaunliches OrganErwachet! 1971 | 22. Juni
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Die Milz — ein erstaunliches Organ
TECHNIKER, die Ingenieurbauten errichten, wie zum Beispiel Brücken, wissen, daß sie bei der Berechnung eine Sicherheitstoleranz berücksichtigen müssen. Das Bauwerk muß nicht nur die zu erwartenden Belastungen aushalten können, sondern auch eine Sicherheitstoleranz für unerwartete Beanspruchung haben. Doch die Brückenbauer sind nicht die ersten, die die Sicherheitstoleranz berücksichtigen. Gott, der Schöpfer, hat unseren Körper mit Sicherheitsfaktoren ausgestattet.
Die Milz kann in mancher Hinsicht als ein Sicherheitsorgan bezeichnet werden. Muß bei einem Kind im Alter von zwei Jahren oder darunter die Milz entfernt werden, mag es einer Infektion erliegen. Wird aber bei einem Patienten, der mehr als zwei Jahre alt ist, die Milz operativ entfernt, übernehmen offenbar andere Körpergewebe viele Aufgaben der Milz.
Vor etwa 1 800 Jahren sagte Galen, einer der berühmtesten Ärzte des Altertums: „Die Milz ist ein geheimnisvolles Organ.“ Von Rudolf Virchow, dem führenden Pathologen des neunzehnten Jahrhunderts, wird folgende Anekdote erzählt: Ein Student habe auf seine Frage nach der Milzfunktion gestottert: „Vor ein paar Tagen wußte ich es noch genau, aber leider habe ich es wieder vergessen!“ Darauf der Professor: „Wie schade! Endlich hat einmal jemand gewußt, warum der Mensch eine Milz besitzt, und ausgerechnet der vergißt es!“ Auch heute weiß man noch nicht alles über die Milz; die verschiedenen Meinungen der Mediziner über die Frage, wie das Blut in der Milz von den Arterien in die Venen gelangt, ist u. a. ein Beweis dafür.
Ihre Merkmale
Man kann mit Recht sagen, daß es in unserem Körper kein zweites Organ gibt wie die Milz. Die Milz ist schmerzunempfindlich wie das Gehirn. Sie ist offenbar eine Drüse, doch gehört sie nicht zu den Drüsen mit Ausführgang noch zu den Drüsen ohne Ausführgang, denn sie erzeugt kein Hormon. Sie zieht sich in der Minute zwei- bis fünfmal zusammen.
Wo liegt die Milz? Sie liegt in der linken Seite des Oberbauches innerhalb der Bauchhöhle, dicht unter dem Zwerchfell, das Brusthöhle und Bauchhöhle voneinander trennt. Man könnte sie mit einer kleinen gekrümmten Hand vergleichen. Bei einem Erwachsenen ist sie etwa zwölf Zentimeter lang, acht Zentimeter breit und drei Zentimeter dick; ihr Durchschnittsgewicht beträgt etwa zweihundert Gramm. Sie ist purpur- oder tiefrot und wird von einer zähen elastischen Haut, der „Kapsel“, überzogen. Die Milz ist äußerst anpassungsfähig; sie kann ihre Größe verändern, um sich körperlichen Belastungen, Umständen und sogar der Temperatur anzugleichen.
Wieviel die Milz leistet, zeigt folgende treffende Beschreibung: „Sie ist eine Fabrik, ein Filter, eine Abfallbeseitigungs- und Abfallverwertungsanlage und ein Speicher“ (Today’s Health, November 1969).
Fabrik
Die Milz ist vor allem eine Fabrik. Bei einem Kind, das sich im Mutterleib entwickelt, beginnt die Milz schon vor dem dritten Monat zu arbeiten und erzeugt weiße und rote Blutkörperchen. Nach der Geburt des Kindes erzeugt sie nur noch weiße, auch Lymphozyten genannt. Und wieviel die Milz leistet! Wenn das Blut sie verläßt, soll es sechzigmal mehr Lymphozyten enthalten als bei seinem Eintritt.
Die Milz erzeugt aber auch Antikörper, das sind Abwehrstoffe, die als Reaktion auf das Eindringen von körperfremden Stoffen in die Blutbahn gebildet werden. Die Milz erzeugt außerdem einen Stoff, der dem Körper hilft, die schädliche Wirkung von Strahlen zu bekämpfen. Die „Erzeugnisse“ dieser „Fabrik“ sind wahrlich äußerst wertvoll.
Filter
Die Milz dient auch als Filter. Wie die Leber, so filtert auch sie Abfallprodukte aus dem Blut aus wie Krankheitserreger, unbrauchbar gewordene rote Blutkörperchen und Blutplättchen. Eine anscheinend unverhältnismäßig große Schlagader führt der Milz das Blut zu. Doch wenn man bedenkt, daß das gesamte Blut des Körpers — beim erwachsenen Menschen fünf bis sechs Liter — alle neun Minuten durch die Milz fließt, versteht man, warum diese Ader so groß sein muß.
Dieses Herausfiltern geschieht vorwiegend durch Zellen, die die Blutgefäße auskleiden. Woran sie die alternden roten Blutkörperchen „erkennen“, ist den Wissenschaftlern allerdings immer noch ein Rätsel: „Wir wissen nicht, woran diese Zellen diese Blutkörperchen ,erkennen‘ — sie gleichen beinahe menschlichen Aufpassern, Personen, die in einer Fabrik die Erzeugnisse auf Fehler kontrollieren.“
Abfallbeseitigungs- und Abfallverwertungsanlage
Nachdem unbrauchbar gewordene oder funktionsuntüchtige rote Blutkörperchen und schädliche Stoffe aus dem Blut herausgefiltert sind, müssen sie natürlich auch beseitigt werden, und was noch brauchbar ist, muß wieder verwertet werden. Auch diese Aufgabe erfüllt die Milz durch gewisse ihrer Zellen. Rote Blutkörperchen werden im Durchschnitt 127 Tage alt. Damit der Körper ausreichend mit diesen Blutkörperchen versorgt werden kann, muß das rote Knochenmark in jeder Sekunde, Tag und Nacht, 2,5 Millionen rote Blutkörperchen erzeugen. Damit die Blutgefäße nicht verstopft werden, muß jede Sekunde eine gleiche Anzahl, 2,5 Millionen funktionsuntüchtiger roter Blutkörperchen, beseitigt werden. Treffend hat jemand gesagt, daß die Milz (sowie die Leber) ein „vorzügliches Beispiel für das Fließgleichgewicht“ sei. Man hat die Milz deshalb auch das „Grab der roten Blutkörperchen“ genannt. Die Zellen in der Milz, die die alten und unbrauchbar gewordenen roten Blutkörperchen abbauen, werden Makrophagen genannt, was „große Fresser“ bedeutet. Die Zellen, die schädliche Organismen angreifen, werden Phagozyten genannt, was „Zellenfresser“ bedeutet. Wenn eine Infektionskrankheit wieder abklingt, sind diese Zellen mit den Organismen, die die Krankheit verursacht haben, vollgestopft.
Das beim Abbau der unbrauchbar gewordenen roten Blutkörperchen frei werdende Eisen wird von den Zellen, die diesen Abbau besorgen, zum roten Knochenmark befördert, und dort wird es wieder zur Neubildung roter Blutkörperchen verwendet. Die Milz verschwendet nichts. Ihre Zellen sollen leistungsfähiger sein als die der Leber, doch die Leber schafft mehr, weil sie über viel mehr solcher Zellen verfügt.
Speicher
Die Milz ist auch ein Speicher. Sie ist zwar klein, wenn sie gesund ist, doch sie kann sich so ausdehnen, daß ihr Fassungsvermögen etwa ein Liter Blut beträgt. Bei erhöhter Muskeltätigkeit zieht sich die Milz zusammen, um die Muskeln mit zusätzlichem Blut zu versorgen. Auch bei plötzlichem Blutverlust zieht sie sich zusammen, um den Verlust auszugleichen; sie vermag sozusagen all das in ihr gespeicherte Blut auszupressen, um den Gesamtkreislauf aufzufüllen. Wenn jemand aus dem Unterland in die Berge geht, gibt die Milz ebenfalls rote Blutkörperchen in den Blutstrom ab; das ist notwendig wegen der geringeren Sauerstoffkonzentration in der Atmosphäre. Aber nach einer gewissen Zeit ist das rote Knochenmark und das Herz in der Lage, mit der zusätzlichen Belastung fertig zu werden.
In der englischen Sprache nennt man die Milz „spleen“, und weil man früher die Milz oft mit Gemütsbewegungen in Verbindung gebracht hat, wurde dieses Wort gleichbedeutend mit übler Laune oder Ärger. So bedeutet der Ausdruck „venting his spleen on someone“ seiner schlechten Laune Luft machen. Daß ein solcher Zusammenhang besteht, zeigt die Tatsache, daß die Milz sich sofort zusammenzieht und zusätzlich Blut in den Kreislauf abgibt, um den Körper für die Extrabelastung zu stärken, wenn ein Mensch oder ein Tier von Furcht ergriffen wird oder in Wut gerät. Bei Versuchen hat es sich gezeigt, daß sich bei einem Hund, der es gewohnt ist, Katzen nachzujagen, die Milz sofort zusammenzieht und ihren Blutvorrat in den Blutstrom abgibt, sobald der Hund an etwas riecht, was mit Katzen in Berührung gekommen ist, oder sobald er das Miauen einer Katze hört.
Wenn etwas schiefgeht
Vor nicht ganz vierzig Jahren entfernte ein Chirurg zum erstenmal bei einem Patienten, der an hämolytischer Anämie litt, die Milz, was sich offenbar günstig auswirkte. Diese Operation bewirkte, daß man begann, die Milz gründlicher zu erforschen. Sie hatte offenbar auch zur Folge, daß es eine Zeitlang Mode wurde, die Milz operativ zu entfernen. Heute dagegen wird das nicht mehr so häufig getan. Unter anderem auch deshalb nicht, weil man feststellte, daß die Ursache dieser Krankheit die Bildung von fehlerhaften roten Blutkörperchen ist.
In gewissen Krankheitsfällen mögen die Ärzte jedoch die Entfernung der Milz empfehlen, besonders dann, wenn sie stark vergrößert ist. Man kennt einen Fall, in dem sich die Milz etwa um das Fünfzigfache vergrößert hatte; ursprünglich war sie etwa 170 Gramm schwer gewesen, hatte sich aber dann bis auf achtzehn Pfund vergrößert! Es war so, als hätte die Patientin ein großes Kind im Leib. Aber solche Fälle sind selten. Milztumore sind so selten, daß man von der Milz gesagt hat, sie sei krebsresistent.
Heute wird die Milz nur noch bei Patienten entfernt, die einen schweren Unfall erlitten haben, zum Beispiel einen Auto- oder Skiunfall. Wenn die Milzkapsel reißt, strömt das Blut in die Bauchhöhle; dann mag eine Operation notwendig sein, um zu verhindern, daß der Patient verblutet. Ist jedoch das Milzgewebe verletzt, füllt sich die Kapsel mit Blut, bis sie reißt, was ebenfalls zum Tod führen kann. Andererseits hat man festgestellt, daß bei Schock, wenn das Blut ohne sichtbaren Grund aus den Adern zu entweichen scheint, der Patient leichenblaß wird und das Bewußtsein verliert, die Milz anschwillt, weil sie sich mit Blut füllt.
Somit hat die Milz wichtige Aufgaben, und obschon andere Körpergewebe diese Aufgaben übernehmen können, wenn die Milz entfernt wird, kann man dennoch sagen, daß sie wertvolle Dienste leistet. Sie ist wahrlich „eine Fabrik, ein Filter, eine Abfallbeseitigungs- und -verwertungsanlage und ein Speicher“. Das zeigt deutlich, daß der Schöpfer des Menschen große Weisheit besitzen muß, und verleiht folgenden Worten des Psalmisten David Nachdruck: „Ich werde dich lobpreisen, weil ich auf furchteinflößende Weise wunderbar gemacht bin.“ — Ps. 139:14, New World Translation.
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Nörgelnde Frauen und HerzkrankheitenErwachet! 1971 | 22. Juni
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Nörgelnde Frauen und Herzkrankheiten
● Herzspezialist Dr. Frank G. Nolan sagte einmal, viele Männer seien herzkrank, weil ihre Frau immer an ihnen herumnörgle. „Ich frage mich“, erklärte der Arzt, „ob nicht manch ein Mann herzkrank ist, weil er eine nörgelnde Frau hat. Es sterben ja weit mehr Männer an einer Erkrankung der Herzkranzgefäße als Frauen. Darüber sollte man ernsthaft nachdenken.“
Der Arzt sagte, er glaube nicht, daß jede Frau durch Nörgeln bei ihrem Mann Spannungen hervorrufe, aber die Mehrzahl der Herzkrankheiten werde doch durch Spannungen und Ärger verursacht. „Eine Frau, die ständig nörgelt, ruft bei ihrem Mann zusätzliche Spannungen und zusätzlichen Ärger hervor. Ich kenne viele Geschäftsleute in leitender Stellung, die herzleidend sind. Ist das jedoch nur auf ihre Arbeit zurückzuführen? Was wissen wir über das Eheleben dieser Männer? Ich bin der Meinung, daß Frauen, deren Mann eine verantwortungsvolle Arbeit hat, sich darüber Gedanken machen sollten.“
Wie wahr ist doch das Bibelwort über nörgelnde Frauen: „Besser ist es, in einem wüsten Lande zu wohnen, als ein zänkisches Weib und Ärger.“! — Spr. 21:19.
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