Wir beobachten die Welt
Ärzte lernen
● „Chirurgen lernen“ — so heißt es in einem Artikel der kanadischen Publikation The Medical Post —, daß die Blutwerte „sich nicht normalisiert haben müssen, damit sich der Patient nach einem Trauma oder nach einer Operation gut erholt“. In dem Artikel mit der Überschrift „Von Jehovas Zeugen lernen“ wird Dr. Robert Darrow zitiert, ein Direktor des American College of Surgeons, der erklärt hatte: „Jehovas Zeugen beispielsweise, die sich weigern, Bluttransfusionen anzunehmen, erholen sich oftmals erstaunlich gut, selbst bei extrem niedrigen Hämatokritwerten [Anteil der Erythrozyten am Volumen des peripheren Blutes].“
Dr. Darrow führte weiter aus: „Solange das Blutvolumen vorhanden ist und das Herz dieses Volumen entsprechend zirkulieren läßt, brauchen wir wirklich nicht das, was wir als normales Ergebnis einer Blutkörperchenzählung bezeichnen. Man kann mit einer erstaunlich geringen Menge Blut auskommen, solange das Volumen da ist.“ In einem Interview mit Erwachet! fügte Dr. Darrow hinzu, daß man „im Kinderkrankenhaus in Seattle einige Erfahrungen gesammelt hat. Man arbeitet dort mit sehr niedrigen Blutwerten und kommt damit besser zurecht, weil das Blut besser fließen kann, je weniger dickflüssig es ist. Den Kindern bekommt das sehr gut.“
Das All — ein politischer Kuchen?
● Das Weltall soll politisch aufgeteilt werden. Die Kommission der UNO über die friedliche Nutzung des Weltraums gründete zu diesem Zweck ein Gremium, das sich mit der Aufteilung des Universums in staatliche Hoheitssphären befassen soll. Die Zeitschrift Sterne und Weltraum berichtete, daß die UN-Experten „konfliktvorbeugend“ an diese Arbeit gehen wollten. Die Fachleute seien durch viele unfriedliche Vorkommnisse, bei denen es um rohstoffreiche Gebiete auf der Erde gehe, aufgeschreckt worden, wie z. B. durch den „Fischereikrieg“ um Island und die wachsende Präsenz der Supermächte in Nahost wegen der Ölquellen.
Theologen ohne Arbeit
● „Nahezu 7 000 arbeitslose Theologinnen und Theologen werden derzeit nach einer Untersuchung des Mainzer Professors Günter Stachel ‚produziert‘“, meldet die katholische Wochenzeitschrift Christ in der Gegenwart (30/83). In den Schulen würden trotz Unterrichtsausfall kaum neue Religionslehrer eingestellt, auch die Diözesen böten nur wenige Stellen für Diplomtheologen an.
Ungesunde Lebensweise rächt sich
● Daß der moderne Mensch auch von modernen Seuchen heimgesucht wird, bezeugte ein Artikel in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 6. Juli 1983 mit dem Thema „Die koronare Herzkrankheit — die Seuche unserer Zeit“. Einleitend hieß es: „Die Herz- und Kreislaufkrankheiten sind zur Epidemie geworden. In den Industrienationen sind sie für fast die Hälfte aller Todesfälle verantwortlich. ... Die Zahl der Sterbefälle an Koronarkrankheit ist in der Bundesrepublik von 1952 bis 1957 auf das Fünffache gestiegen. 1972 war die Koronarmortalität bei den Männern über 45 Jahren bereits größer als die Krebssterblichkeit. Hierzulande kommen jährlich rund 500 000 neue Herzerkrankungen hinzu, und zwar bei immer jüngeren Menschen.“
In den letzten 20 Jahren sei deutlich geworden, daß es sich „bei der koronaren Herzkrankheit um eine jener Epidemien handelt, die — wie der berühmte Arzt Rudolf Virchow feststellte — ‚mit Störungen, welche die Kultur des Menschen erfahren hat‘, zusammenhängen“. Der größte Teil der Bevölkerung sei von einer gesunden Lebensweise abgewichen.
Risiken der Kinderkrippen-Erziehung
● Unter Kinderkrippen versteht man „pädagogische Einrichtungen für Säuglinge und Kleinkinder bis zu drei Jahren“. Ein Symposium, das sich kürzlich in West-Berlin mit der Kinderkrippen-Erziehung befaßte, machte deutlich, daß „die Krippeneuphorie der vergangenen Jahre Dämpfer erhalten hat“ (Süddeutsche Zeitung). Aus neueren osteuropäischen Studien könne man folgenden Schluß ziehen:
Kleinkinder, deren Infektabwehr noch nicht voll ausgebildet ist, werden bei der Aufnahme in eine Krippe einer Vielzahl von Krankheitserregern ausgesetzt. Die weitaus am häufigsten vorkommenden Erkrankungen sind bei Krippenkindern Krankheiten der oberen Luftwege, Mittelohr- und Bindehautentzündungen sowie Infektionskrankheiten. Nur bei 40 Prozent der Kinder gelingt die Anpassung an das Krippenmilieu gut. Ebenso viele reagieren mit Anpassungsproblemen, die sich z. B. in Schlafstörungen, Appetitlosigkeit, Verdauungsproblemen oder „allgemein negativer Stimmungslage“ ausdrücken. Bei den restlichen 20 Prozent der Kinder stellen sich „schwerwiegende und langandauernde psychische Komplikationen“ ein. Auch amerikanische Studien belegen bei Krippenkindern „eine negative emotionale Entwicklung sowie Störungen der Beziehungsfähigkeit, des Spielverhaltens und der Sprachentwicklung“.
Kinderprostitution
● Wenn von Kinderprostitution die Rede ist, mögen viele Leser entsetzt an das denken, was in fremden Ländern geschieht. Doch wie der Deutsche Berufsverband der Sozialarbeiter und Sozialpädagogen kürzlich der Presse mitteilte, hat die Kinderprostitution in den Bahnhofsvierteln deutscher Großstädte wie Hamburg, Köln, Frankfurt und Düsseldorf „schlimme Ausmaße“ angenommen. Diese Entwicklung sei seit zwei Jahren auch verstärkt im Ruhrgebiet zu beobachten. Vierzehnjährige obdachlose Mädchen und Jungen böten sich dort schon zur Prostitution an.
Wenn Ehen zerbrechen
● Die Zahl der Ehescheidungen in der Sowjetunion ist gemäß einem Bericht der Parteizeitung Prawda auf jährlich etwa 950 000 gestiegen. Damit sei im Durchschnitt jede dritte Ehe von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Den Schaden hätten nicht nur die betroffenen Kinder, vielmehr lasse das Verschwinden der traditionellen Bindungen, die die Familien zusammengehalten hätten, Millionen einsamer Menschen zurück. Viele würden von einer Heirat zuviel erwarten, ohne indes darauf vorbereitet zu sein, selbst etwas in die Ehe einzubringen.
Gute Nachricht
● Aus Statistiken, die jetzt in Österreich und in Großbritannien veröffentlicht wurden, geht hervor, daß die Raucher zumindest in diesen beiden Ländern auf dem Weg sind, eine Minderheit zu werden. Wie das Gesundheitsministerium in Wien gemäß einer AP-Meldung mitteilte, bezeichneten sich nur noch 27 Prozent der erwachsenen Österreicher als Raucher; 59 Prozent derjenigen, die noch nicht ohne Tabak auszukommen glauben, seien aber, so hieß es, mit ihrer Nikotinsucht „unzufrieden“; 26 Prozent wollten mit dem Rauchen eigentlich ganz aufhören, hätten aber bisher die Willensstärke dazu nicht aufbringen können. Ähnliche Zahlen wurden aus Großbritannien bekannt. Die Zahl der Zigarettenraucher ging dort in den vergangenen zwei Jahren so stark zurück, daß die Raucher in allen Bevölkerungsschichten jetzt zur Minderheit gehören.
Begehrte „Riesen“
● Der Geschäftsbericht der Deutschen Bundesbank zum Jahresende gibt auch Aufschluß über den Geldumlauf. Überraschenderweise wurde eine rege Nachfrage nach den braunen „Riesen“ (Banknoten im Nennwert von 1 000 DM) notiert. So nahm auch die Ausgabe neuer „Riesen“ besonders stark zu — um 2,5 Milliarden DM. Rund eine weitere Milliarde DM kam an neuen Noten zu 500 DM hinzu. „Die Bundesbank sieht diese Zunahme des Geldumlaufes bisher offenbar mit Gelassenheit, obwohl nicht zuletzt dadurch die Zentralbankgeldmenge deutlich und eigentlich auch besorgniserregend über den Zielkorridor hinausgeschossen ist“, bemerkt die Frankfurter Allgemeine Zeitung.
Es wird vermutet, daß ein erheblicher Teil der Banknoten im In- und Ausland gehortet wird. Solange die „Riesen“ irgendwo versteckt schlummern und damit dem Geldkreislauf entzogen sind, stören sie niemanden. Sie werden erst zu einem Faktor für die Geldpolitik, wenn sie tatsächlich umlaufen. Da jedoch niemand weiß, wieviel Bargeld wirklich gehortet wird, beruhe „die — allerdings nur vorläufige — Gelassenheit der Bundesbank gegenüber der stärker als geplant wachsenden Zentralbankgeldmenge auf einer nur trügerischen Hoffnung“.
Massenkriminalität Ladendiebstahl
● Der Bundesverband der Selbstbedienungswarenhäuser hat eine Zusammenfassung über die Entwicklung der Ladendiebstähle in der Bundesrepublik Deutschland vorgelegt. Da die Ladendiebstähle nun mit fast 8 Prozent den bisher höchsten Anteil an der Gesamtkriminalität erreicht haben, sollten Bürger und Konsumenten aufhören, diesem Delikt „nur geringe Bedeutung“ beizumessen. Wie das Deutsche Wirtschaftsblatt (Handwerk in Ostwestfalen-Lippe) weiter berichtet, werden die Verluste des Einzelhandels inzwischen auf rund 5 Milliarden DM jährlich angesetzt. Es wird jedoch hinzugefügt, daß „nur etwa ein Drittel der Verluste dieser Art durch Ladendiebstähle entsteht, je ein weiteres Drittel geht zu Lasten des Personals und der Lieferanten“. Daß Angestellte genausoviel stehlen wie Ladenkunden, wurde vor einiger Zeit durch eine Doktorarbeit an der Universität Marburg bestätigt.
Eltern sind behutsamer
● In der Zeitschrift kinderarzt (13/82) wendet sich Frau Edde Hellmann, engagierte Arztwitwe aus Hamburg, gegen den aufgezwungenen Sexualkunde-Unterricht in den Schulen. „Sie findet, wir hätten kein Recht, unsere Kinder in der Verherrlichung von Maßlosigkeit und Sex, wie sie gegenwärtig bei uns übertrieben wird, zu erziehen“, schreibt das Arztmagazin selecta (19/83) über ihren Standpunkt. „Solch scheinbar modernes Verhalten mache die jungen Menschen nicht frei, sondern verhindere eine wirkliche Reifung und verleite dazu, es vorzeitig auszuprobieren. Man weiß ja nur zu gut, daß allzu früher Sexualverkehr sowohl psychisch als auch physisch negative, ja nicht wiedergutzumachende Folgen haben kann.“ Der junge Mensch solle wieder warten lernen, verzichten, um dann „in Verbindung mit einer sittlicheren Haltung mehr wirkliche Freiheit zu erlangen“. Behutsamkeit mit Kindern und Jugendlichen sei besser als schonungslose „Offenheit“, zartfühlende Aufklärung durch die Eltern zum richtigen Zeitpunkt besser als Konfrontation mit gestochen scharfen Fotos. Der Kontakt zu den Eltern sei noch immer der beste Halt für ein heranwachsendes Kind.
Welt im Krieg
● Fünfundvierzig Nationen rund um den Erdball sind gegenwärtig in Kriege verwickelt. Das geht aus einem Bericht des amerikanischen Center for Defense Information hervor. Demgemäß ist ein Viertel der Länder der Erde an 40 Konflikten beteiligt, die im letzten Jahrzehnt Millionen Menschenleben gekostet haben. Zehn dieser kriegerischen Auseinandersetzungen sind in Asien, zehn im Nahen Osten, zehn in Afrika, sieben in Lateinamerika und drei in Europa.
Warum Vögel Sonnenenergie tanken
● Warum nehmen viele Vögel instinktiv Sonnenbäder? Der Zeitschrift Ökologie der Vögel (April 83) ist zu entnehmen, daß Vögel Wärme und Strahlung der Sonne für vielfältige Bedürfnisse nutzen: Gefiedertrocknen, Vitamin-D-Produktion, Bekämpfung von Parasiten und Gefiederbildung. Die Lichteinwirkung erhöht das allgemeine Wohlbefinden der Tiere. Sie stimuliert den Stoffwechsel, die periphere Durchblutung und das Zentralnervensystem. Vögel räkeln sich also aus ganz anderen Gründen in der Sonne als viele Menschen.