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  • „Sie lebten fortan glücklich und zufrieden“
    Erwachet! 1984 | 22. Mai
    • „Sie lebten fortan glücklich und zufrieden“

      „Es war einmal mitten im Winter, und die Schneeflocken fielen wie Federn vom Himmel herab, da saß eine Königin an einem Fenster ... und nähte. ... Bald darauf bekam sie ein Töchterlein, das war so weiß wie Schnee ..., und darum ward es Schneewittchen (Schneeweißchen) genannt.“

      DIESE Geschichte wurde Anfang des 19. Jahrhunderts von den Brüdern Grimm aufgezeichnet und in ihre berühmte Märchensammlung aufgenommen. Im Jahre 1934 entwickelte Walt Disney konkrete Vorstellungen über einen Film, der auf diesem Märchen beruhen sollte. Walt Disney hatte sich bereits mit seinen Mickymausfilmen als Trickfilmzeichner einen Namen gemacht. Doch jetzt wollte er einen abendfüllenden Zeichentrickfilm herausbringen, in dem nicht lediglich Tiere, sondern auch Menschen auftreten sollten. Das Ergebnis kam drei Jahre später in Form des Films Schneewittchen und die sieben Zwerge. Vielleicht gehörst du zu den Millionen, die ihn gesehen haben.

      Warum sind so viele von der einfachen Schneewittchengeschichte fasziniert? Vielleicht deshalb, weil sie von dem grundlegenden Konflikt zwischen dem Bösen und der Unschuld sowie dem endgültigen Sieg der Unschuld handelt. Beobachte nur einmal, wie Kinder reagieren, wenn die Königin, Schneewittchens Stiefmutter, systematisch versucht, das schöne Schneewittchen zu beseitigen. Trotz der Bemühungen der Zwerge, Schneewittchen zu beschützen, scheint die Königin schließlich ihr Ziel zu erreichen, „die Schönste im ganzen Land“ zu werden. Durch List bringt sie Schneewittchen dazu, in einen vergifteten Apfel zu beißen, der ihren Tod bewirkt. Endlich ist die Rivalin der Königin ausgeschaltet! Doch Schneewittchen erwacht wieder zum Leben und wird von einem stattlichen Prinzen geheiratet. Die böse Königin wird bestraft.

      „Aber all die übrigen: der Prinz und seine Prinzessin Schneewittchen und die sieben kleinen Zwerge — sie lebten fortan glücklich und zufrieden.“

      In diesen Schlußworten liegt der Anhaltspunkt dafür, warum Kinder und manchmal auch Erwachsene von Märchen so fasziniert sind: Die meisten von uns sehnen sich nach einem glücklichen Ausgang — danach, „glücklich“ zu leben. Viele Filmschöpfer sind sich dieser Sehnsucht der meisten Menschen bewußt und machen sie sich für ihre Zeichentrickfilme zunutze.

      Aber in welchem Ausmaß können solche Filme wirklich Glück vermitteln? Zweifellos hast du dich schon an dieser Art von Unterhaltung erfreut. Hat sie dich glücklich gestimmt? War es echtes Glück oder nichts weiter als eine flüchtige Empfindung, die auf Phantasie beruhte? Ist echtes, beständiges Glück möglich? Im dritten Artikel unserer Serie berichtet ein Filmtechniker von seiner Suche nach echtem Glück.

      Zunächst jedoch etwas anderes: Hast du dich je gefragt, wie ein Zeichentrickfilm (Animationsfilm) hergestellt wird? Awake! interviewte einen Trickfilmzeichner (Animator), der erklärte, wie die Animation erreicht wird, d. h., wie den Trickfilmfiguren Bewegung verliehen wird.

  • Sie werden mit dem Bleistift „zum Leben erweckt“
    Erwachet! 1984 | 22. Mai
    • Sie werden mit dem Bleistift „zum Leben erweckt“

      WUSSTEST du, daß eine der berühmtesten Filmgrößen der Welt gar kein Mensch ist? Dennoch handelt es sich dabei um den Star von über 100 Kinofilmen und zahllosen Fernsehfilmen. Wer ist dieser Filmstar? In Italienisch heißt er Topolino, in Chinesisch Mi Lao Shu, in Spanisch El Ratón Miguelito, und in Deutsch nennen wir ihn Mickymaus.

      Wie ist der Star „zum Leben erweckt“ worden? Er begann seine Karriere 1928 in Walt Disneys Film Steamboat Willie und ist zur berühmtesten Zeichentrickfigur aller Zeiten geworden. Natürlich haben noch viele andere Zeichentrickfiguren Weltberühmtheit erlangt — Tom und Jerry, Yogi Bär und Der rosarote Panther, um nur einige zu nennen. Die Zeichner, die diese Filme und Figuren zeichnen, nennt man Animatoren. Um herauszufinden, wie sie bei ihrer Arbeit vorgehen, sprach Awake! mit dem Animator Bill Kroyer aus Hollywood.

      Warum werden Zeichentrickfilme als Animationsfilme bezeichnet?

      Weil das Wort „animieren“ soviel wie „beleben“ bedeutet. Genau das ist unsere Aufgabe. Wir können Figuren jeder Art in Bewegung setzen und anscheinend zum Leben erwecken. Als ich im Disneystudio arbeitete, animierte ich hauptsächlich Menschen und sprechende Tiere. Aber ich zeichnete auch tanzende Automobilmotoren für die Fernsehwerbung und singendes Obst und Gemüse für Filme über gesunde Ernährung. Man braucht uns nur zu sagen, was gewünscht wird, und wir setzen es in Bewegung!

      Was gibt einer animierten Zeichentrickfigur den Anschein, sich zu bewegen?

      Der Eindruck der Bewegung wird durch dasselbe Phänomen ermöglicht wie bei einem Film mit echten Darstellern. Bei einer Filmvorführung sieht man in Wirklichkeit 24 starre Einzelbilder pro Sekunde vor den Augen aufblitzen. Die Sehnerven im Auge behalten jedes Bild für einen kurzen Augenblick, so daß alle Bilder zu einer fortlaufenden Bewegung verschmelzen. Bei der Animation zeichnen wir jedes dieser 24 starren Einzelbilder.

      Das sind doch eine Menge Zeichnungen!

      Ja, für nur eine Minute Film sind es 1 440.

      Bei einem Spielfilm wie „Schneewittchen und die sieben Zwerge“ wären das mehr als eine Million Zeichnungen, oder?

      Nein, die Zahl liegt eher bei zwei Millionen.

      Warum so viele?

      Die meisten Zeichnungen bekommt man nie zu sehen, weil sie im Planungsstadium angefertigt werden und nur ein Bruchteil davon in der endgültigen Version verwendet wird. Bei einem Animationsfilm wird die Handlung nicht geschrieben, sondern gezeichnet. Ein Team von Zeichnern macht Hunderte kleiner Skizzen, die an große Korktafeln, sogenannte Storyboards, geheftet werden. Darunter befinden sich kurze Notizen, die die Handlung oder den Dialog jeder Szene beschreiben. Die Zeichner zeichnen so lange und stellen diese Skizzen immer wieder um, bis die Handlung vollständig ist. Wenn die Zeichner fertig sind, kann man am Storyboard die gesamte Handlung des Films anhand von Bildern verfolgen, als würde man sich ein riesiges Comic-Heft ansehen.

      Und dann beginnen Sie, die Figuren zu animieren?

      Noch nicht. Zunächst entwirft ein anderes Zeichnerteam die Designs, die für die gewünschte Stilrichtung notwendig sind. Manchmal wünschen wir den europäischen Stil einer früheren Epoche, wie zum Beispiel bei dem Disneyfilm Pinocchio. Oder wir wählen eine moderne Stilrichtung. Daraufhin stellen die Designer Nachforschungen an und gestalten die Figuren, Kostüme und Gebäude, die in dem Film erscheinen sollen. Als nächstes teilt unser Regisseur das Storyboard in Szenen auf. Jede Szene erhält eine Hintergrundzeichnung, die zeigt, in welcher Umgebung sie sich abspielt und wo die Figuren auftreten sollen. Hier beginnt meine Arbeit.

      Was tun Sie als erstes, wenn Sie mit einer Szene beginnen?

      Für jede Szene gibt es einen „Fahrplan“. Das ist eine Tabelle, die mir angibt, wie lange die Szene dauert und wo all die Geräuscheffekte, die Musik und die Worte vorkommen. Diese Tabelle muß ich mir erst genau ansehen.

      Wollen Sie damit sagen, daß die Tonaufzeichnungen für den Film bereits fertig sind, bevor Sie mit dem Zeichnen beginnen?

      Natürlich. Dadurch weiß ich im voraus, welches Geräusch bei jedem einzelnen Bild vorkommt. Wenn die Figur beim 15. Bild meiner Szene „autsch!“ sagt, zeichne ich sie auf diesem Bild mit einem weit aufgerissenen Mund. So werden die Figuren zum Sprechen gebracht.

      Womit zeichnen Sie? Mit Federhalter, Bleistift oder Pinsel?

      Ich verwende einen weichen Bleistift, weil ich dann leichter etwas ausradieren und verändern kann. Außerdem zeichne ich auf einer speziellen Sorte Papier — Zeichentrickfilmpapier. Die Blätter sind am unteren Rand gelocht und können in die Stifte auf meinem Zeichentisch eingehängt werden. Die Stifte halten die Blätter in der richtigen Lage und in der richtigen Reihenfolge übereinander. Eine andere Besonderheit meines Zeichentisches besteht darin, daß er ein Loch hat. Es ist mit einer Glasplatte bedeckt, die von unten beleuchtet wird. Ich kann mehrere Blätter Transparentpapier, auf die ich die Bilder gezeichnet habe, übereinanderlegen und aufgrund der Durchsichtigkeit der Bilder feststellen, ob sie zueinander passen. Wenn ich mit dem Zeichnen beginne, mache ich Rohskizzen, die die Figur nur in groben Zügen zeigen. Dadurch, daß ich nicht ins Detail gehe, komme ich schnell voran und habe dennoch eine Vorstellung von dem Bewegungsablauf, den ich haben möchte.

      Machen Sie alle Bilder nur skizzenhaft?

      Nun, dazu muß ich sagen, daß ich fast nie alle Bilder einer Szene zeichne. Das würde mich zuviel Zeit kosten. Der Animator zeichnet gewöhnlich nur die Hauptbilder einer Szene. Das sind die sogenannten Eckphasen. Sie zeigen die wichtigsten Körperstellungen der Figur während der Szene. Wenn ich diese Hauptbilder durchblättere, kann ich mir vorstellen, wie die Bewegung aussehen wird. Dann zeichnet mein Assistent die Zwischenphasen.

      Das Bewegungstempo der Figur hängt davon ab, wie viele Bilder zwischen die Eckphasen eingefügt werden. Nehmen wir einmal an, ich zeichne auf einem Bild einen Kopf mit Blickrichtung nach links und auf einem anderen mit Blickrichtung nach rechts. Füge ich 10 Bilder dazwischen ein, dann dreht die Figur den Kopf langsam von links nach rechts, als beobachte sie einen Passanten. Füge ich nur ein Bild zwischen die beiden Eckphasen ein, dann wirft sie den Kopf schnell von links nach rechts, als beobachte sie ein vorbeiflitzendes Auto.

      Aber woher wissen Sie, wie viele dazwischenliegende Bilder nötig sind?

      Durch Übung — und Beobachtung. Animatoren betrachten immer ihre Umwelt und beobachten, wie sich alles bewegt. Wissen Sie, wie viele Bilder nötig sind, damit ein Auge zwinkert? Oder wußten Sie, daß das normale Gehen zu den Bewegungen gehört, die am schwierigsten zu zeichnen sind? Wenn Sie es sich einmal genau ansehen, werden Sie erkennen, daß es ein ständiger Wechsel zwischen Vornüberkippen und der Wiederherstellung des Gleichgewichts ist. Obendrein gibt es keine zwei Menschen, die genau den gleichen Gang haben. Es bestehen auch große Unterschiede zwischen der Gangart eines Hundes, einer Katze und eines Elefanten.

      Was geschieht, wenn Sie mit den Bleistiftzeichnungen fertig sind?

      Dann filme ich sie. Es entsteht ein Schwarzweißfilm, der sogenannte Bewegungstest. Ich sehe ihn mir immer wieder an und überlege, wie ich die Handlung und die zeitliche Koordination verbessern kann. Anschließend korrigiere ich meine Bilder und mache einen neuen Bewegungstest. Das wiederhole ich so oft wie nötig, um die Szene so perfekt wie möglich zu machen. In unserer Branche sagt man: „Auf dem Film kannst du nichts mehr ändern. Gib also jetzt dein Bestes.“ Vor dem letzten Bewegungstest machen mein Assistent und ich aus den Rohskizzen schöne, saubere und detaillierte Bleistiftzeichnungen. Schade, daß das Publikum sie nie zu sehen bekommt!

      Nie zu sehen? Wieso denn das?

      Weil noch ein anderer Schritt folgt. Jedes Bild wird mit Tusche auf eine Klarsichtfolie übertragen und mit einer Spezialfarbe ausgemalt, die auf der Folie haftet. Erinnern Sie sich noch an die Hintergrundzeichnung, die wir für jeweils eine Szene zeichnen? Die Zeichnung wird bunt ausgemalt. Dann legen wir jede der bemalten Klarsichtfolien auf dieses „Hintergrundgemälde“ und fotografieren es so. Dank der Klarsichtfolien brauchen wir nicht für jedes Bild des Films die gesamte Szene neu zu zeichnen und auszumalen, sondern nur den Teil, der sich bewegt.

      Werden alle Animationsfilme so hergestellt?

      O nein, es gibt viele verschiedene Techniken! Beim Canadian Film Board malen die Zeichner direkt auf den Film kleine Bilder. In vielen der besten Studios von London werden die Bilder meist direkt auf die Klarsichtfolie statt zuerst auf Papier gezeichnet. Dort fotografiert man also die Originalbilder. Außerdem gibt es viele Animationsfilme, bei denen überhaupt nichts gezeichnet wird.

      Überhaupt keine Zeichnungen?

      Genau! Es handelt sich dabei um Puppentrickfilme. Die Künstler bewegen Marionetten, Tonfiguren und sogar Sandplastiken und machen von diesen Objekten so viele Fotos, wie sie für den Film brauchen. Wenn der Film mit normaler Geschwindigkeit abläuft, scheinen sich die Objekte zu bewegen und lebendig zu werden. Vor kurzem arbeitete ich an einem Walt-Disney-Film, bei dem wir die ganze Animation mit einem Computer bewältigten. Wir fertigten keine einzige Zeichnung an; wir beschrieben dem Computer einfach die Bilder, und er machte den Rest.

      Wie sieht die Zukunft des Animationsfilms aus?

      Es werden technische Neuerungen hinzukommen, wie zum Beispiel computerunterstütztes Ausmalen. Aber es wird immer Animatoren geben, die die eigentlichen Zeichnungen im Disneystil anfertigen. Nur die menschliche Hand hat die Fähigkeit, detaillierte Bilder genau mit den feinen Ausdrucksformen zu zeichnen, die einen glauben machen, die Figur sei echt. Mache ich meine Arbeit richtig, so sieht das Publikum niemals eine Zeichnung; es sieht eine Figur, eine Persönlichkeit, die lacht und weint und die ihm etwas bedeutet. Wenn Bambis Mutter (in dem Film Bambi) stirbt, weint der Zuschauer nicht um eine Zeichnung, sondern um eine echte Figur.

      Für jeden Animator kommt einmal die Zeit, wo er seinen ersten Testfilm betrachtet und sieht, wie ihn die kleine Zeichentrickfigur von der Leinwand aus anschaut — eine Figur, die einige Tage vorher nur ein Gekritzel auf einem Blatt Papier war. Wenn diese kleine Figur ihren Mund aufmacht und spricht — glauben Sie mir, das ist ein besonderer Augenblick! Das ist ein Lohn für all die harte Arbeit. Man hat die Figur mit dem bloßen Bleistift „zum Leben erweckt“!

      Doch die in unserem ersten Artikel aufgeworfenen Fragen sind immer noch offen. Ist das Glück, das auf Phantasie beruht und durch die Unterhaltungsbranche vermittelt wird, wirklich echt? Oder gibt es ein beständigeres Glück? Wird es jemals für die ganze Menschheit Wirklichkeit werden? Roy Brewer, ein Schnittmeister bei Disney, erhielt eine befriedigende Antwort auf diese Fragen. Im Folgenden gibt er seinen Bericht.

      [Bild auf Seite 4]

      Eine Rohskizze (links) und eine detaillierte Zeichnung (rechts). Der Animator muß imstande sein, die Figur von jedem Blickwinkel aus und in jeder Körperstellung zu zeichnen.

      [Bild auf Seite 5]

      Eine gute Zeichentrickfigur läßt sich mühelos quetschen, strecken und verzerren

      [Bild auf Seite 6]

      Der Animator blättert die Zeichnungen durch und beobachtet, wie sich die Figur bewegt

      [Bild auf Seite 7]

      Der Animator an seinem Zeichentisch mit Leuchtscheibe

  • Wie ich beständiges Glück fand
    Erwachet! 1984 | 22. Mai
    • Wie ich beständiges Glück fand

      WIE aufgeregt ich doch war, als ich 1954 zum erstenmal Walt Disney sah! Ich stand dem Mann gegenüber, dem ich von Kindheit an viele glückliche Stunden verdankte — dem Künstler, der die Mickymaus, Schneewittchen und Bambi auf die Kinoleinwand gezaubert hatte. Hier war ich nun, angestellt als Schnittmeister, und begann in Disneys Filmstudio in Burbank (Kalifornien) zu arbeiten. Ich sollte in den nächsten 30 Jahren täglich mit all der Phantasie seiner Filmschöpfungen Berührung haben.

      Das war ein aufregendes Leben in den Disneystudios! Ich kam aus dem Staunen nicht mehr heraus, weil ich so viele Filmstars sah und die aufwendigen Kulissen, die für die Filmaufnahmen gebraucht wurden. Beispielsweise wurde an einem Tag ein ganzes Filmatelier unter Wasser gesetzt und von sechs riesigen Windmaschinen angeblasen, um den überwältigenden Eindruck eines Gewitters zu erwecken. Mittendrin harpunierte der Schauspieler Kirk Douglas einen Riesenkraken, um das Unterseeboot Nautilus vor dem Untergang zu bewahren. Vielleicht erinnerst du dich an diese Szene in dem Film 20 000 Meilen unter’m Meer. Er beruht auf einem Roman von Jules Verne.

      Jeden Tag schien ein Traum in Erfüllung zu gehen. Meine Tätigkeit glich eher einem Hobby als einer Arbeit. Obendrein wurde ich dafür bezahlt. Bei den Mitarbeitern fiel mir etwas Besonderes auf. Sie schienen bei ihrer Arbeit wirklich glücklich zu sein. Das 16 Hektar große Areal mit Filmateliers, Zeichenstudios und Gebäuden für Filmtechnik und -regie war ständig von einem Teamgeist erfüllt. Lächelnde Menschen waren glücklich darüber, zu Walt Disneys Welt gehören zu dürfen. Ich dachte damals auch, ich sei glücklich. Aber eines Tages entdeckte ich, was echtes Glück eigentlich ist.

      Das „Magische Königreich“ und das Glück

      Beginnend mit seinen Mickymausfilmen im Jahre 1928, trug Walt Disney zur Erheiterung von zigmillionen Menschen bei. Im Jahre 1937 vollendete er den ersten abendfüllenden Zeichentrickfilm — Schneewittchen und die sieben Zwerge. Er wurde ein Kassenerfolg und wird heute noch alle sieben Jahre einer neuen Generation von Kindern vorgeführt, die zusammen mit ihren Eltern viel Spaß daran haben.

      Ein anderes Phantasieprodukt Disneys sind seine Vergnügungsparks. Vergnügungsparks als solche gab es schon Jahrzehnte vorher an Orten wie Coney Island (USA), Blackpool (Großbritannien) und Tibidabo (Spanien). Aber Disney hatte die Idee, seine Vergnügungsparks auf ein Thema auszurichten. Zuerst wurde 1955 in Kalifornien Disneyland eröffnet und dann 1971 in Florida die Walt Disney World mit ihrem „Magischen Königreich“. Im Jahre 1982 kam noch EPCOT (Experimental Prototype Community of Tomorrow) hinzu. Seit 1983 haben die Japaner in Tokio ihr eigenes Disneyland.

      In den vergangenen drei Jahrzehnten haben mehr als 335 Millionen Menschen Eintrittskarten für die Disneyparks gekauft, um sich von der Vision bezaubern zu lassen, die Disney als sein MAGISCHES KÖNIGREICH bezeichnete. Und tatsächlich, sobald man sich hineinbegibt, geraten gewöhnlich die Probleme in Vergessenheit. Man wird vom Glück überwältigt.

      Ein Königreich, in dem beständiges Glück herrscht

      Jeder wünscht sich das Glück. Manche Filmproduzenten bemühen sich, es allen anzubieten, die es kaufen möchten. Es ist teuer in der Herstellung, aber auch sehr gewinnbringend. Doch ist es echtes Glück? Ist es beständig? Bedenke folgendes:

      Wenn jemand aus dem Kino kommt, sein Fernsehgerät abschaltet oder einen Vergnügungspark verläßt, verschwindet die Welt der Phantasie. Er muß sich wieder mit der harten Wirklichkeit auseinandersetzen. Von den wenigen Stunden der erfreulichen Unterhaltung bleibt nur eine schöne Erinnerung. Sobald er sich wieder in der wirklichen Welt befindet, kehren die gräßlichen Probleme zurück — die Wirtschaftslage, Kriminalität, Krankheiten und natürlich auch der Tod. Die Unterhaltungsbranche bietet kein beständiges Glück, sondern nur Zwischenspiele.

      Ich habe mich oft gefragt: „Wäre es nicht schön, in ein Land eingeladen zu werden, wo man ohne Sorgen seiner Beschäftigung nachgehen könnte und wo jeder Tag eine erfreuliche neue Begegnung mit der glücklichen Seite des Lebens und nicht mit seinen Sorgen und Nöten wäre — ein Land, in dem man weder altern noch sterben müßte, sondern wirklich fortan glücklich leben könnte?“ Wenn das möglich wäre, wie viele Menschen wären dann deiner Schätzung nach bereit, Opfer auf sich zu nehmen, um in dieses Königreich zu gelangen? Wärst du dazu bereit?

      In Wirklichkeit haben bereits Millionen Menschen ihre Sehnsucht nach einem solchen Königreich zum Ausdruck gebracht. Obwohl dieses Königreich erst auf dem „Zeichentisch“ existiert, ist seine Verwirklichung garantiert. Gemäß der biblischen Prophetie kann man sich noch eine begrenzte Zeit lang ein solches Angebot zunutze machen. Es handelt sich nicht um ein „Magisches Königreich“. Vielmehr ist es eine unter Gottes Königreich umgestaltete Erde. Dort wird gemäß Gottes Verheißung für immer Glück herrschen (Offenbarung 21:3, 4; Titus 1:2).

      Bald wird die ganze Erde in ein Paradies verwandelt werden. Die Menschen werden sich unermeßlicher Vitalität und Spannkraft erfreuen. Selbst Tiere werden keinen Schrecken mehr verbreiten noch sich fürchten. Man wird zu jeder Tagesstunde völlig von Glück und von der Zufriedenheit über das Erreichte erfüllt sein. Klingt das wie ein utopischer Traum? So kam es mir anfangs vor.

      Eine neue Lebenseinstellung

      Früher gehörte ich der First Christian Church in Grand Island (Nebraska, USA) an. Daher war, als ich 1970 mit Jehovas Zeugen die Bibel zu studieren begann, der Gedanke an ein ewiges Leben auf der Erde etwas Neues für mich. Im Verlauf meines Studiums fand ich heraus, daß Gott bestimmte Maßstäbe für das Verhalten aller Menschen festgelegt hat, die Trost in seiner Anbetung suchen. Ich begann, in meinem Leben Änderungen vorzunehmen. Die Hobbys, denen ich mich völlig verschrieben hatte, wie zum Beispiel, ein Privatflugzeug zu fliegen, Konzerte zu fördern und Tennis zu spielen, verloren immer mehr an Bedeutung, während mir und meiner Familie Gottes Vorsatz in bezug auf die Erde und die Menschheit klar wurde.

      Dank der Bibel wurde mir deutlich bewußt, daß meine frühere Religion darin versagt hatte, mich über die Wahrheit in bezug auf Gottes Vorsatz und die eigentliche Bedeutung seines Königreiches aufzuklären. Es gibt ja gar kein Höllenfeuer! Beim Tod entweicht keine unsterbliche Seele aus dem Körper. Gott ist nicht Jesus, sondern Jehova, der allmächtige Schöpfer. Jesus ist der Sohn Gottes, nicht Gott Sohn (Hesekiel 18:4, 20; 1. Johannes 4:15; Psalm 83:18).

      Mir wurde auch klar, daß sich Jesus nie am politischen Geschehen beteiligte. Er wußte, daß Gottes Vorsatz darin besteht, die menschlichen Regierungen schließlich zu beseitigen, um den Weg für ein Paradies zu ebnen, in dem sogar die Toten auferweckt werden. Wie hätte ich also fortfahren können, Politiker zu unterstützen, die versuchen, diese sterbende Weltordnung mit all ihren Verbrechen, Krankheiten, bankrotten Wirtschaftssystemen und dem unweigerlichen Tod aufrechtzuerhalten, wenn ich statt dessen eine liebevolle Vorkehrung wählen konnte, die ewiges Leben verheißt? Ich begann, so vielen Menschen wie möglich zu erzählen, daß Gottes Regierung bald die Bedürfnisse alles Lebenden befriedigen wird (Johannes 18:36; Daniel 2:44; Johannes 5:28, 29).

      Die meisten Leute glauben, daß es für jeden nach dem Tod ein Utopia im geistigen Reich gebe. Die Bibel sagt das jedoch nicht. Nirgendwo sonst als hier auf der Erde hätten Adam und Eva ewig leben können, wenn sie sich entschlossen hätten, Gott zu gehorchen. Wegen ihrer Rebellion war Gott gezwungen, das Todesurteil zu vollstrecken. Die Unvollkommenheit führte zu einem zeitweiligen Aufschwung des Bösen, das einem Höhepunkt entgegengeht und dann plötzlich beseitigt werden wird. Dieser Höhepunkt ist so gut wie erreicht. Die in der Bibel so oft erwähnte Vernichtung wird bald erfolgen (Lukas 21:29-36).

      Diejenigen, die mich als Sportbegeisterten und als Gesellschafter kannten, der gern auf der Posaune Dixieland-Jazz spielte und über Politik redete, kannten mich nicht wieder. Wie mir jemand anvertraute, spotteten die Leute über meine Bemühungen, eine neue Persönlichkeit mit guten Gewohnheiten zu entwickeln. Interessanterweise zeigten sie doch mir persönlich gegenüber eine Achtung wie nie zuvor. Manche stockten sogar im Gespräch, um ein Fluchwort in ein gefälligeres Wort umzuwandeln. Sie wollten mich nicht beleidigen. Durch Gottes Wort wurde wirklich eine Änderung bewirkt.

      Echtes Glück immer noch erreichbar

      Nun bin ich seit zwölf Jahren ein getaufter Zeuge Jehovas. Auch meine Frau und meine drei Kinder lieben Jehova. Wir haben in diesem Chaos, Zivilisation genannt, ein Glück gefunden, das wir nie für möglich hielten. Unser Leben hat einen Sinn. Unsere geistigen Bedürfnisse werden mehr als befriedigt. Wir sind sehr dankbar für die vielen Segnungen, die wir in Gottes wahrer Organisation erfahren haben.

      Welche Freude, zu wissen, daß es statt eines vergänglichen „Magischen Königreiches“ ein gerechtes Königreich gibt — eine gerechte Regierung, die bald die Herrschaft über die ganze Erde übernimmt. Wie begeisternd es doch ist, eine Zeit erwarten zu dürfen, in der wir uns unter der Herrschaft des Königreiches, das das höchste Glück aller Zeiten bietet, für immer dieses Glücks erfreuen werden! (Matthäus 6:9, 10; Offenbarung 21:3, 4).

      Zugegeben, manche Filme und andere Produkte der Unterhaltungsindustrie helfen uns, von den täglichen Sorgen und Problemen abgelenkt zu werden. Wie ich aber erkannt habe, ist die Wirkung nur von kurzer Dauer. Warum möchtest du nicht einmal so wie ich untersuchen, wie auch du in den Genuß einer bleibenden Befreiung vom Bösen und von den Sorgen des Lebens kommen kannst?

      [Herausgestellter Text auf Seite 9]

      Die verschiedenen Formen der Unterhaltungskunst können nur zeitweiliges Glück vermitteln.

      [Bild auf Seite 10]

      In Gottes paradiesischer neuer Ordnung wird beständiges Glück herrschen

  • Die Bibel — ein unschätzbarer Führer
    Erwachet! 1984 | 22. Mai
    • Die Bibel — ein unschätzbarer Führer

      Da die Bibel „von Gott inspiriert“ ist, erweist sie sich als ein unschätzbarer Führer in unserem Leben (2. Timotheus 3:16, 17). Sie gibt uns Aufschluß über das, was Gott von uns fordert, und über seine Vorsätze. Aber sie ist auch in anderer Hinsicht unschätzbar, nämlich was den Grad ihrer Genauigkeit betrifft. In der Zeitschrift The Atlanta Journal and Constitution wurde kürzlich über die Arbeit des israelischen Archäologen Yigal Shiloh berichtet, der zur Zeit die Ruinen „der echten Altstadt von Jerusalem ausgräbt — des Jerusalem Davids und Salomos, Jesajas und Jeremias“. In dem Artikel wird über seine archäologischen Ausgrabungen gesagt: „Shilohs Team, das sich aus 150 Freiwilligen und 30 Fachleuten zusammensetzt, benutzt alles von Pickeln und Schaufeln bis zu hochentwickelten elektronischen Geräten.“ „Und bei diesen Nachforschungen ... ist die Bibel ein unschätzbares Werkzeug.“

      Inwiefern? In dem Bericht heißt es: „Zum Beispiel steht im Buch Jeremia (36:10) geschrieben: ‚Und Baruch las aus der Schriftrolle die Worte Jeremias vor im Hause des Herrn, in der Halle Gemarjas, des Sohnes Schaphans, des Schreibers.‘“

      Was haben Shiloh und sein Team gefunden, wodurch diese Einzelheit offenkundig bestätigt wird? Ein Tonsiegel, das zum Bedrucken von Papyrus verwandt wurde und mit der Inschrift „Gemarjas, des Sohnes Schaphans, des Schreibers“ versehen ist, datiert aus der Zeit Jeremias.

      In demselben Bericht heißt es weiter: „Selbst durch kleine Gegenstände kann der Bibelbericht beleuchtet werden. Zum Beispiel hat Shiloh viele Fruchtbarkeitsgötzen in Form von großbusigen weiblichen Figurinen aus der Zeit der hebräischen Propheten gefunden, was zeigt, daß trotz der Einsprüche der Propheten der Götzendienst vom gewöhnlichen Volk ungern aufgegeben wurde.“ Diese Tatsache wird in der Bibel bestätigt. Zum Beispiel lesen wir in Jeremia 7:17, 18: „Siehst du nicht, was sie in den Städten Judas und in den Straßen Jerusalems tun? Die Söhne lesen Holzstücke auf, und die Väter zünden das Feuer an, und die Frauen kneten Mehlteig, um Opferkuchen für die ‚Himmelskönigin‘ zu machen; und es werden Trankopfer ausgegossen für andere Götter zu dem Zweck, mich zu kränken.“

      Zahlreiche Fachleute geben zu verstehen, daß man die „Himmelskönigin“ mit der babylonischen Fruchtbarkeitsgöttin Ischtar identifiziert. Andere identifizieren sie mit der kanaanitischen Fruchtbarkeitsgöttin Aschtoreth. (Zur weiteren Information siehe Hilfe zum Verständnis der Bibel, 4. Band, Seite 668 und 1. Band, Seite 114, 115.)

      Das ist natürlich nicht das erstemal, daß Archäologen die Bibel durch ihre Funde bestätigen. In vielen Fällen haben sie die Bibel verwandt, um ihre Funde zu lokalisieren. Es ist so, wie der verstorbene Yohanan Aharoni in seinem Buch The Land of the Bible (Das Land der Bibel) bemerkte: „Die Bibel ist immer noch die wichtigste Quelle für die historische Geographie Palästinas der israelitischen Periode. Ihre Erzählungen und Schilderungen spiegeln die geographische Umgebung wider, in der sich das Geschehen zutrug, sowie die zeitgenössischen historischen Ereignisse. Sie enthält Bezugnahmen auf etwa 475 Ortsnamen, die in jenem Land vorkommen, davon viele in Kontexten, die Einzelheiten über das Aussehen, die Lage und die Geschichte des Ortes liefern.“ Ja, zweifellos ist die Bibel ein unschätzbarer Führer — selbst für jemand, der heute im Land Israel Ausgrabungen macht.

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