Wir beobachten die Welt
„Der Teufel ist los“
◆ So hat die Bunte Illustrierte ihren Bericht über den Film „Der Exorzist“ überschrieben, der schon jetzt — soweit es die finanzielle Seite betrifft — als der erfolgreichste Film aller Zeiten bezeichnet wird, für den aber auch der Filmverleih rund eine Million Mark ausgegeben hat, um die Werbetrommel zu rühren oder, wie sich der Schwarzwälder Bote ausdrückt, „... das Pflaster für Hysterie und Okkultismus auch hierzulande“ zu bereiten. Was den Zuschauer bei dieser Teufelsaustreibung alles erwartet, mögen die Anstrengungen zeigen, die bei den Aufnahmen gemacht wurden, um einen bestimmten Effekt zu erzielen. So ist zum Beispiel die komplizierte Tonmischung der besondere Clou dieses Films, bei dem die Zuschauer reihenweise ohnmächtig werden. Damit zum Beispiel die Schauspielerin Hanne Wieder die deutsche „Teufelsstimme“ richtig sprechen konnte, mußte sie extra nach Hollywood fliegen, um dort vor der Geräuschkulisse der Originalfassung zu synchronisieren. Damit ihre ohnehin schon dunkle Stimme noch gruseliger und rauher klang, stäubte ihr der Regisseur zusätzlich pausenlos Mehl in den Mund. Ein Schauspieler starb kurz nach den Dreharbeiten an einem Herzinfarkt, während ein anderer auch wegen eines Herzinfarkts in eine Klinik eingeliefert werden mußte. Er kämpfte auf der Intensivstation elf Tage zwischen Leben und Tod und rief dann triumphierend aus: „Ich habe den Exorzisten überlebt.“
Ähnlich sind die Wirkungen bei den Zuschauern. Schon bei einer mitternächtlichen Sondervorführung in München mußten Helfer des Roten Kreuzes eingreifen und im Foyer des „Eldorado“ Zuschauer betreuen, die sich übergeben mußten. Der Wiesbadener Kurier berichtet: „Nach einem Besuch des Filmes ,Der Exorzist‘ hat ein 19jähriger in Kaiserslautern Selbstmord verübt. Wie die Kriminalpolizei mitteilte, konnte das eindeutig aus den ,psychischen Nachwirkungen‘ des Filmes ermittelt werden. Der 19jährige Wachmann hatte sich mit seiner Dienstwaffe, einem Schnellfeuergewehr, das Leben genommen. Polizeiliche Nachforschungen ergaben, daß er sich vor Dienstantritt in Kaiserslautern den Film angesehen hatte. Dabei wurde ihm übel, und er brach vor dem Kino zusammen. Im Krankenhaus schien er sich zu erholen. Trotz der Warnung seines Vorgesetzten, dem er ,völlig verstört‘ erschien, trat der 19jährige dann den Wachdienst an, bei dem er seinem Leben ein Ende setzte.“
Dieser Ausgang eines Kinobesuches erinnert an den meistbeschäftigten Fernsehkrimi-Autor Deutschlands, Herbert Reinecker, der nach eigenem Eingeständnis seit geraumer Zeit unter Alpträumen leidet. Er behauptet: „Fast jede Nacht werde ich von meinen erfundenen Mördern ordentlich bedroht und beschimpft.“
Eine halbe Milliarde vom Hungertod bedroht
◆ Kurz vor Beginn der Welternährungskonferenz, die im November in Rom stattfand, drängten 25 bekannte Wissenschaftler auf rasches Handeln. Nach ihrer Ansicht steht die Welt vor der ernstesten Nahrungskrise seit 1945. Die Getreidevorräte reichten für höchstens einen Monat. Darum würden die kommenden sechs Monate darüber entscheiden, ob ein großer Teil der Weltbevölkerung dem Hungertod ausgeliefert sein werde oder nicht.
Blut von Rauchern gefährlich
◆ Das Blut starker Raucher (darunter sind solche zu verstehen, die täglich zwei bis drei Päckchen rauchen) kann durch Kohlenoxyd (Kohlenmonoxyd) so vergiftet sein, daß es für Empfänger, die ein schwaches Herz haben, tödlich ist. Dies ergab die Untersuchung von 29 000 Personen in 18 Städten und Landgebieten der USA. Dazu schreibt die Schweizer Illustrierte: „Der Kohlenoxyd-Gehalt im Blut von Rauchern, so die Studie, reicht von 0,5 bis 20 Prozent. Das bedeutet, daß das Blut eines starken Rauchers etwa ein Fünftel seiner Kapazität, Sauerstoff zu befördern, verloren hat. Ein Patient mit einer Herzschwäche ... benötigt jedoch so viel Sauerstoff wie irgend möglich im Blut.“
Gefährliche Zusätze in der menschlichen Nahrung
◆ Nach Ansicht amerikanischer Wissenschaftler können chemische Zusätze in der Nahrung schwere genetische Schäden bei der gesamten Bevölkerung der USA verursachen, von denen auch noch die nächsten 40 Generationen betroffen sein könnten. In diesem Zusammenhang legte Dr. Lawrence Fishbein vom Nationalen Institut für Umweltmedizin vor Mitgliedern des Regierungskontroll-Unterausschusses des Senats eine Liste der hundert gebräuchlichsten Chemikalien vor, die der Nahrung zugefügt, in Drogen und Seuchenbekämpfungsmitteln verarbeitet oder in der Industrie verwendet werden. Diese alle hätten schon bei den ersten Untersuchungen negative Ergebnisse gezeitigt, die von harmlosen Mutationserscheinungen bis zur Verursachung von Krebs reichten.
Zu ähnlichen Feststellungen kamen jetzt auch Wissenschaftler des deutschen Krebsforschungszentrums. Sie unterbreiteten dem Bundesgesundheitsministerium eine Empfehlung, in der festgestellt wird, daß die Verwendung größerer Mengen von Nitriten und Nitraten bei der Nahrungsmittelherstellung möglicherweise Krebs hervorrufe. Dazu sagte Dr. Richard Breusmann vom Krebsforschungszentrum in Heidelberg u. a., Krebs werde wahrscheinlich zu neunzig Prozent durch Chemikalien hervorgerufen. Es gebe Hinweise dafür, daß seine Entstehung von den äußeren Lebensbedingungen der Menschen abhängig sei. Der Chemiker betonte, daß das unter anderem beim Rauchen entstehende Benzypren nicht der Stoff sei, der allein das Schicksal der Zivilisation bestimme. Es sei jedoch unverkennbar, daß der Lungenkrebs bei Männern und Frauen erschreckend zunehme.
Neue Krebserreger gefunden
◆ Erst seit etwa einem Jahr kennt man die krebserzeugende Wirkung die von „Vinylchloridgas“ — dem Ausgangsstoff für PVC — ausgeht. Vorher war lediglich bekannt, daß dieses „Vinylchloridgas“ Knochenerkrankungen an den Fingern hervorruft, wenn das Gas mit einer zu starken Intensität in die Luft dringt.
Nachdem aber an der „PVC-Krankheit“ — eine seltene Art von Leberkrebs — in der Bundesrepublik bisher drei Arbeiter (weltweit bisher vierundzwanzig) gestorben sind, hat ein norwegisches PVC-Werk aufgrund der mit der Produktion von PVC verbundenen Krebsgefahr für die Arbeiter die Tore vorerst geschlossen, während die sieben deutschen Hersteller dieses Kunststoffes gegenwärtig mit einer Reihe von „Ad-hoc-Maßnahmen“ der Krebsgefahr vorzubeugen versuchen. Dazu gab der Verband der kunststofferzeugenden Industrie in Frankfurt bekannt, daß die deutschen PVC-Hersteller ihre Beschäftigten durch Vorsorge- und Kontrolluntersuchungen, durch verbesserte Durchlüftung der Arbeitsplätze sowie durch automatische Reinigung der Kessel zur Kunststoffherstellung zu schützen versuchen.
Warnung vor Salmonellen in Flüssen
◆ Über dieses Thema konnte man in der Ärztlichen Praxis unter anderem folgendes lesen:
„Oberflächengewässer im Bereich menschlicher Zivilisation enthalten häufig Salmonellen. W. Rottmann vom Medizinaluntersuchungsamt in Trier untersuchte Flußwasserproben aus Our, Sauer, Mosel und Ruwer auf den Gehalt von menschenpathogenen Salmonellen und damit auf eine potentielle Endemiegefahr.
In 256 von 372 untersuchten Proben wurden Salmonellen nachgewiesen. ... Die höchsten Konzentrationen fanden sich mit 400 Keimen/ml in der Sauer 38 km vor der Mündungsstelle und in der Mosel mit 1000 Keimen/ml bei Stromkilometer 187,5 und 178,5. ... Durch diese Konzentrationen, die geeignet sind, ... beispielsweise beim Baden ... krankheitsauslösend zu wirken, können direkte Infektionskrankheiten entstehen. Selbst indirekte Ketten sind denkbar, wenn salmonellenhaltiges Oberflächenwasser zur Bewässerung in landwirtschaftlichen Betrieben oder als Trinkwasser für Vieh genutzt wird. Deshalb ist — so Rottmann — die Aufbereitung des Wassers vor Wiederverwendung sowie die Einrichtung von wirksamen Kläranlagen zu fordern.“
Zahnärzte warnen
◆ In seinem Bemühen, den Patienten so lange wie möglich die Zähne gesund zu erhalten, hat der Freie Verband Deutscher Zahnärzte jetzt verlangt, daß für abgepackte Zuckerwaren, Schokolade und Pralinen eine Kennzeichnungspflicht eingeführt werde. Ein Hinweis auf den Packungen soll darauf aufmerksam machen, daß der Genuß dieser Waren auch in kleinen Mengen nur dann unschädlich sei, wenn sofort danach die Zähne gründlich gereinigt würden. Gleichzeitig warnte der Verband die Eltern davor, bei ihren Kindern eine übertriebene „Schlecksucht“ zu fördern.
Ein fünfjähriger Junge erschießt seinen vierjährigen Bruder
◆ Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung berichtet, hat ein fünf Jahre alter Junge in Hamburg seinen vierjährigen Bruder erschossen. Die beiden Kinder sahen sich einen Fernsehfilm an, der aber den Größeren bald langweilte. Er stöberte dann im Wohnzimmer umher und fand eine Pistole, mit der er sich — wie die Polizei ermittelte — hinter seinen vor dem Fernsehschirm sitzenden Bruder stellte, ihm den Lauf der Pistole in den Nacken hielt und abdrückte. Die von dem Knall aufgeschreckte Mutter stürzte aus der Küche ins Wohnzimmer, nahm das verwundete Kind auf den Arm und rannte auf die Straße, wo sie ein Auto anhielt, das sie mit ihrem schwerverletzten Kind ins Krankenhaus brachte. Die Ärzte konnten aber nur noch den Tod feststellen.
„Kriege hat es schon immer gegeben ...“
◆ Wer heute noch sagt: „Kriege hat es schon immer gegeben und wird es auch weiter geben“, sollte einmal unvoreingenommen über die Möglichkeiten der modernen Kriegführung nachdenken, die der sowjetische UN-Botschafter Malik in seiner Rede vor der UN-Vollversammlung erwähnte. Unter der Überschrift „Sowjetische Warnung vor Folgen eines ,Wetterkrieges‘“ konnte man in der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung folgendes lesen:
„Der sowjetische UN-Botschafter Malik hat eindringlich vor den Folgen eines möglichen ,Wetterkrieges‘ gewarnt, der nach seinen Worten zur Zerstörung ganzer Kontinente durch die künstliche Entfesselung von Flutwellen führen könnte. Im politischen Hauptausschuß der UN-Vollversammlung legte Malik einen unter anderem von der DDR, Polen, Bulgarien, Syrien und Irak unterstützten Resolutionsentwurf vor, der ein Verbot des Einsatzes von meteorologischen, geophysikalischen und technologischen Mitteln und Methoden zur künstlichen Beeinflussung der Umwelt vorsieht.
Nach Angaben Maliks könnte unter anderem durch die Schmelzung des Polareises mit einer Atombombe eine Reihe katastrophaler Flutwellen ausgelöst werden.
Als weitere Variante des ,Wetterkrieges‘ führte der sowjetische Botschafter die Möglichkeit der Schaffung künstlicher ,Fenster‘ in der Ozonschicht der Atmosphäre auf, durch die dann Teile der Erde tödlichen Dosen ultravioletter Strahlen ausgesetzt würden.
Der amerikanische Senator Stuart Symington hob vor dem Ausschuß die Notwendigkeit hervor, die Weiterverbreitung von Atomwaffen zu verhindern. Zur Unterstützung seiner Ausführungen erklärte der Senator, die USA lagerten gegenwärtig strategische und taktische Atomwaffen in einer Größenordnung, die der von 615 365 Hiroshima-Bomben entspreche.“
Grausame Schnellfeuerwaffen
◆ Kürzlich verloren 14 der in Schweden sehr beliebten Beagle-Hunde in der militärischen Forschungsanstalt bei Stockholm ihr Leben. Ihr Tod wurde durch Geschosse verursacht, die mit hoher Geschwindigkeit aus Schnellfeuerwaffen abgefeuert wurden. Die Experimente sollten einerseits das Unmenschliche dieser teuflischen Waffen dokumentieren, die riesige Wunden reißen und nach Annahme von Beobachtern entgegen der Genfer Konvention in der Kriegsführung angewendet werden, und andererseits ein Verbot solcher Waffen erwirken.
Rom soll nun auch eine muselmanische Moschee erhalten
◆ Wie aus Kuwait bekannt wird, hat man dort bereits eine Million Dollar für den Bau einer Moschee in Rom gestiftet. Die Spendenaktion, die in allen islamischen Ländern durchgeführt wurde, sollte bis Ende des Jahres 1974 abgeschlossen sein. Dies hat der Imam von Rom, das religiöse Oberhaupt der in der Ewigen Stadt wohnenden Muselmanen, bekanntgegeben.