Wir beobachten die Welt
Die Meningitis-Seuche in Brasilien noch nicht gestoppt
◆ Wie der Schwarzwälder Bote aus Rio de Janeiro berichtet, verfolgen die Mediziner in Brasilien mit Sorge das weitere Umsichgreifen der infektiösen Hirnhautentzündung (Meningitis). In den ersten drei Monaten dieses Jahres meldeten die Krankenhäuser den Gesundheitsbehörden in 6 Bundesstaaten bereits 897 Todesfälle. Die gefürchtete ansteckende Krankheit konzentriert sich auf den Staat São Paulo mit über 20 Millionen Einwohnern, wo schon im vergangenen Jahr die meisten Meningitis-Toten zu beklagen waren. 1974 starben dort 2 177 Menschen. Die großangelegte Aktion, fast 11 Millionen Menschen zu impfen, kann aber nicht den gewünschten Erfolg bringen, da viel zuwenig Impfstoff zur Verfügung steht, um diese gefürchtete Krankheit wirkungsvoll zu bekämpfen.
Was kostet den deutschen Bundesbürger der blaue Dunst?
◆ Im vergangenen Jahr hat jeder deutsche Bundesbürger ab 15 Jahren (Nichtraucher mit eingeschlossen) durchschnittlich nahezu 2 700 Zigaretten geraucht, für die er rund 300 DM ausgab. Insgesamt waren es im Jahre 1974 128 Milliarden Zigaretten im Werte von 14,4 Milliarden DM, die sich in blauen Dunst auflösten. Gegenüber dem Jahr 1960 haben sich die Ausgaben für das Rauchen daher weit mehr als verdoppelt. Man stelle sich vor, wieviel Gutes bewirkt worden wäre, wenn man diese 14,4 Milliarden in dem Krisenjahr 1974 der angeschlagenen Bauwirtschaft oder der Autoindustrie zugeführt hätte. Die deutschen Bundesbürger hätten damit nicht nur ihrer Gesundheit einen großen Dienst erwiesen, sondern auch Werte in solchem Umfang geschaffen, daß heute niemand von dem Gespenst der Arbeitslosigkeit zu sprechen brauchte. Mit diesem Geld hätten rund 1 Million Autos gebaut werden können im Wert von 14 000 bis 15 000 DM oder nahezu 100 000 Eigenheime im Werte von 150 000 DM.
„Noch nie war Selbstmord leichter“
◆ Die AOK Tuttlingen hat in den Schulen eine Aufklärungsaktion über die Schädlichkeit des Rauchens gestartet mit dem Ziel, bereits die Schüler eindringlich auf die Gefahren der Nikotinabhängigkeit hinzuweisen. Diese Aktion soll durch Poster mit der Überschrift „Noch nie war Selbstmord leichter“ unterstützt werden. In diesem Zusammenhang wird mit Nachdruck darauf hingewiesen, daß in den chirurgischen Kliniken der Bundesrepublik jährlich 20 000 Raucherbeine dem Skalpell zum Opfer fallen. Unverständlich bleibt aber, daß trotz der zunehmenden Aufklärung und trotz drohender Amputation die Mehrzahl der Raucher nicht vom Nikotin loskommt, obwohl auch dem Raucher inzwischen klargeworden sein muß, daß zwischen den rapide anwachsenden Durchblutungsstörungen und dem Nikotinmißbrauch ein fataler Zusammenhang besteht.
„Löwenjunges“
◆ So nennt Israel seinen selbstentwickelten Düsenjäger, der in der Lage sein soll, mit mehr als der zweifachen Schallgeschwindigkeit zu fliegen. Verteidigungsminister Peres sprach von einer „erstrangigen Errungenschaft“ für den Staat Israel und seine Luftfahrtindustrie. Die einsitzige Jagdmaschine, die für den Luftkampf und für die Unterstützung von Bodentruppen vorgesehen ist, trägt den Namen „Kfir“, was „Löwenjunges“ bedeutet. In israelischen Luftfahrtkreisen spricht man davon, daß dieses Jagdflugzeug dem sowjetischen Typ MIG 23 überlegen sei, den die Sowjetunion in großer Zahl an Ägypten und Syrien geliefert habe.
Großes Fischsterben im Plattensee
◆ Aus Budapest wird von einem katastrophalen Fischsterben im Plattensee berichtet. Wie die ungarische Zeitung Magyar Nemzet mitteilt, schwimmen in der letzten Zeit immer wieder tote Fische aller Art auf der Oberfläche des mit 596 Quadratkilometern größten Sees Mitteleuropas, die waggonweise abtransportiert werden müssen. Nach Mitteilung des Leiters der biologischen Forschungsstation in Tihany sind an dem Fischsterben Chemikalien schuld, die auf den Feldern im Flachland am Südufer des Sees verwendet und von dort in den See geschwemmt wurden.
Lehrer — ein gefährlicher Beruf in den Vereinigten Staaten
◆ Nach der Schätzung eines Senatsausschusses werden in den Vereinigten Staaten jährlich rund 70 000 Lehrer von ihren Schülern gewalttätig angegriffen. Außerdem kostet der Vandalismus der amerikanischen Schüler in ihren Schulen den Steuerzahler umgerechnet 1,3 Milliarden DM im Jahr. Diese Zahlen basieren auf einer Untersuchung in 757 Schulbezirken. In den gleichen Bezirken wurden im Jahre 1973 100 Schüler ermordet und Hunderttausende gewalttätig angegriffen.
„Indische Angelegenheit“
◆ Der Schwede Olaf Ryvendal, Besitzer eines Holzsägewerkes in Skandinavien, sucht mit seinem Vermögen gegen die Grausamkeit anzukämpfen, die in Indien Eltern an ihren Kindern begehen. „So, wie ein anderer gegen die Not der bedrohten Tierwelt kämpft, so kämpfe ich dagegen, daß es in armen indischen Gegenden immer noch zahlreiche Fälle von Kinderblendungen durch die Eltern gibt“, sagte Olaf Ryvendal, der tatsächlich Hunderte Fälle von Grausamkeit an Kindern in Indien namhaft machen konnte. In seitenlangen dokumentarischen Berichten, gestützt auf Zeugenunterschriften oder Fotoserien, wies er nach, daß indische Eltern zum Zweck der Mitleiderregung ihre Kinder verstümmeln oder ihnen das Augenlicht rauben, damit die Bedauernswerten erfolgreicher betteln und die Familie durch die Almosen unterstützen können. Bei diesen Handlungen spielt der Glaube dieser Leute eine wichtige Rolle. Sie wollen auf diese Weise das „leidvolle Leben“ abkürzen und sind fest davon überzeugt, daß die Kinder „im nächsten Leben“ ein lebenswerteres Dasein führen werden.
Als Ryvendal schon vor Jahren versuchte, gegen dieses Martyrium der Kinder Alarm zu schlagen, stieß er auf eine harte religiöse Front. Schließlich machte er Filmaufnahmen und stellte ganze dokumentarische Bildserien zusammen. Diese erhielt er von Stellen bei den Vereinten Nationen mit dem Vermerk „Indische Angelegenheit“ zurück. „Ich habe erfahren“, sagt der jetzt 67jährige Ryvendal, „daß die Welt diese Vorfälle von Kinderverstümmelungen in Indien nicht zur Kenntnis nehmen möchte. Ich helfe, wo ich kann, aber meine Mittel sind nicht unbegrenzt.“
„Schwarze Frau“ im Bayerischen Wald
◆ Wie die Main-Post berichtet, wollen in letzter Zeit Autofahrer zwischen Freyung und Waldkirchen eine „schwarze Frau“ gesehen haben. Einzelne Autofahrer bezeugten sogar vor der Polizei, daß sie eine dunkelgekleidete alte Frau in ihrem Auto mitgenommen hätten, die unterwegs etwas von einem „bluadigen Herbst“, der da kommen solle, gemurmelt und sich dann wieder in Luft aufgelöst habe. Ein anderer Autofahrer habe sogar berichtet, die „schwarze Frau“ habe während der Fahrt plötzlich in seinem Wagen gesessen. Die Main-Post berichtet weiter, daß ein ganzes Team von Wissenschaftlern und Journalisten aus Wien in den Bayerischen Wald gekommen sei, um der Spukgestalt mit wissenschaftlichen Methoden nachzuspüren, doch vergeblich. Die „schwarze Frau“ habe sich bisher weder vom Pfarrer noch von Wissenschaftlern, Journalisten oder der Polizei stellen lassen.
Luftverschmutzung stört Zentralnervensystem
◆ Schon geringe Mengen von Schadgasen wie Kohlenmonoxid und Stickstoffdioxid, wie sie durch Abgase und auch beim Rauchen entstehen, stören die Funktionen des menschlichen Zentralnervensystems. Dies stellte die Münchener medizinische Wochenschrift fest. Der Mediziner Dr. Eugen Lederer (München) betont, es sei eindeutig erwiesen, daß schon Kohlenmonoxid-Werte im Blut unter 20 Prozent meßbare Wirkungen auf das Zentralnervensystem hervorriefen. Je nach der Konzentration des Kohlenmonoxids im Blut zeige sich eine Minderung der Hand-Finger-Geschicklichkeit, der akustischen und visuellen Wahrnehmung und der Intelligenzleistung. Auch würden Kopfschmerz, Schwindelgefühl und Benommenheit auftreten.