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Cherube beim Gottesdienst der Israeliten — Warum kein Götzendienst?Der Wachtturm 1981 | 1. Februar
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Cherube beim Gottesdienst der Israeliten — Warum kein Götzendienst?
ALS das Volk Israel die Zehn Gebote erhielt, tat Gott seine Macht und Herrlichkeit auf furchteinflößende Weise kund, indem er „im Feuer auf ... [den Berg Sinai] herabkam; und sein Rauch stieg fortwährend auf gleich dem Rauch eines Brennofens, und der ganze Berg zitterte sehr“. Damals sagte Gott: „Du sollst dir kein geschnitztes Bild noch eine Gestalt wie irgend etwas machen, was droben in den Himmeln oder was drunten auf der Erde oder was in den Wassern unter der Erde ist. Du sollst dich nicht vor ihnen niederbeugen noch dich verleiten lassen, ihnen zu dienen, denn ich, Jehova, dein Gott, bin ein Gott, der ausschließliche Ergebenheit fordert.“ Wie Moses erklärte, war der wahre Gott in dieser Herrlichkeit gekommen, „damit die Furcht vor ihm weiterhin vor eurem Angesicht sei, so daß ihr nicht sündigt“ (2. Mose 19:18; 20:4, 5, 20).
Da dem Volk Israel das Gesetz gegen den Götzendienst so nachdrücklich vor Augen geführt wurde, mögen sich einige fragen, warum den Israeliten auch geboten wurde, zwei goldene Cherube auf dem Deckel der Bundeslade anzubringen, die sich im Allerheiligsten der Stiftshütte befand. Außerdem war der ganze Rahmenbau der Stiftshütte mit Zelttüchern bedeckt, auf deren Innenseite Cherube in Buntstickerei zu sehen waren (2. Mose 25:18; 26:1).
Im salomonischen Tempel, der später die Stiftshütte ersetzte, waren „an allen Wänden ... ringsum eingegrabene Schnitzereien von Cheruben“, und Salomo „machte ... im innersten Raum [im Allerheiligsten] zwei Cherube aus Ölbaumholz, zehn Ellen die Höhe eines jeden“. Auch die Türen des Tempels und die Seitenwände der Fahrgestelle aus Kupfer, die im Tempel verwendet wurden, waren mit Cheruben und anderen Figuren verziert (1. Kö. 6:29, 32, 23; 7:27-29).
Bedeutete die Herstellung von Cherub-Figuren und anderen geschnitzten Bildern für den Tempel nicht Götzendienst?
Nicht alle Bilder sind Götzen
Ein Götze ist ein Bild, eine Darstellung von etwas oder ein Symbol, ein Gegenstand der Verehrung, der entweder tatsächlich oder nur in der Vorstellung existiert. Der Götzendienst mit Bildern und Symbolen ist weit verbreitet. Auch im Zehnstämmereich Israel wurden zwei goldene Kälber für den Götzendienst aufgestellt, und während der Herrschaft eines späteren Königs wurde der Baalskult eingeführt, indem ein Altar und ein heiliger Pfahl errichtet wurden (1. Kö. 12:28; 16:29, 31-33).
Doch Gottes Gesetz, das die Herstellung von Bildern zur Verehrung verbot, untersagte nicht die Herstellung jeglicher Darstellungen oder Statuen. Wie bereits erwähnt, waren die Stiftshütte in der Wildnis und der salomonische Tempel in Jerusalem mit Cherub-Figuren verziert. Gemäß der Überlieferung der Juden hatten diese Cherube Menschengestalt. Sie stellten Engel dar. Die beiden auf dem Deckel der Bundeslade wurden als die „herrlichen Cherube“ bezeichnet (Hebr. 9:5). Sie waren bis ins einzelne „gemäß ... [dem] Muster“, das Jehova Moses gezeigt hatte, angefertigt worden (2. Mose 25:9).
Diese Cherube stellten die königliche Gegenwart Jehovas dar, der sagte: „Ich will mich dort bei dir einfinden und mit dir reden von der Stelle aus über dem Deckel, von der Stelle zwischen den zwei Cheruben, die über der Lade des Zeugnisses sind“ (2. Mose 25:22). Bildlich gesprochen sagte man daher von Jehova, daß er „seinen Sitz auf [oder „zwischen“] den Cheruben“ habe (1. Sam. 4:4; 2. Kö. 19:15). So prägte Jehova dem Hohenpriester des Volkes, der als einziger einmal im Jahr das Allerheiligste betreten durfte, die Tatsache ein, daß Er als Gott der Herrscher Israels war (Hebr. 9:7; Jes. 33:22).
Die anderen Darstellungen von Cheruben in der Stiftshütte und im Innenraum des Tempels wurden auch von den amtierenden Unterpriestern gesehen. So wurde ihnen ebenfalls die heilige Gegenwart Jehovas nachdrücklich vor Augen geführt.
Wie gesagt, diese Darstellungen von Cheruben waren keine menschliche Erfindung. Jehova selbst hatte geboten, sie in den Tempel zu stellen, damit sich die Priesterschaft seiner Gegenwart völlig bewußt wäre. Außerdem konnten sie für das Volk kein Gegenstand der Verehrung werden, denn die Israeliten im allgemeinen konnten die Cherube nicht sehen, und sie wurden daher auch nicht dazu verleitet, sie wie Götzen zu behandeln (4. Mose 4:4-6, 17-20). Diese Darstellungen von Cheruben regten nicht zum Götzendienst an, sondern erinnerten die Priester Israels an ihr Verhältnis zu dem Höchsten, dem herrschenden König in Israel, dem Einen, der ausschließliche Ergebenheit forderte (5. Mose 6:13-15).
Die Menschen kamen das erstemal mit wirklichen Cheruben außerhalb des Gartens Eden in Berührung, als Adam und Eva gesündigt hatten und Jehova Gott sie aus dem Garten hinaustrieb und „im Osten des Gartens Eden die Cherube auf[stellte] und die flammende Klinge eines sich fortwährend drehenden Schwertes, zu bewachen den Weg zum Baume des Lebens“. Der Mensch hatte die Stellung Gottes als souveräner Herrscher mißachtet, und nun wurde er von den Cheruben, den Thronträgern Jehovas, daran gehindert, in das vertraute Verhältnis zu Jehova zurückzukehren, dessen er sich im Paradies erfreut hatte (1. Mose 3:23, 24).
Doch die Cherube, die später den Sühnedeckel der Bundeslade beschirmten, zeigten an, daß Jehova wieder bei seinen Dienern, dem Volk Israel, war. Gott saß zwischen den Cheruben, was bedeutete, daß er die Möglichkeit eröffnet hatte, in das rechte Verhältnis zu ihm zu gelangen.
Die Priester in Israel trugen die Hauptverantwortung dafür, daß das Volk im richtigen Verhältnis zu Jehova blieb, „denn die Lippen eines Priesters sind es, die Erkenntnis bewahren sollten, und das Gesetz sollte man aus seinem Munde suchen“ (Mal. 2:7). Sie sollten auch die „Furcht Jehovas“, das heißt den „Anfang der Erkenntnis“ und „der Weisheit Anfang“, lehren (Spr. 1:7; 9:10). Ihr Dienst in der Stiftshütte und später im Tempel erinnerte sie ständig an die Gegenwart Jehovas und pflanzte in ihr Herz gebührende Gottesfurcht, die sie auch dem Volk einflößen konnten.
Was geschah aber zur Zeit des Propheten Hesekiel? Das Volk des Landes wandte sich unter der Leitung ihrer älteren Männer von der Gegenwart Jehovas ab. In einer Vision wurde Hesekiel in den inneren Vorhof des Tempels geführt, wo er 70 Älteste des Hauses Israel sah, die in einem der Innenräume des Tempels Götzendienst trieben. Sie sagten: „Jehova sieht uns nicht. Jehova hat das Land verlassen“ (Hes. 8:9 bis 12). Das geschah innerhalb des Tempels, ohne daß die Priester dagegen einschritten. Wegen dieses Götzendienstes ließ Gott im Jahre 607 v. u. Z. die Stadt Jerusalem und ihren Tempel mit den Cherub-Verzierungen zerstören. Die Zerstörung war nicht etwa auf eine Verehrung der Cherub-Darstellungen zurückzuführen, sondern darauf, daß die Israeliten gerade das vergessen hatten, woran sie durch die Cherube erinnert werden sollten, nämlich die Gegenwart Jehovas, des Gottes, der ausschließliche Ergebenheit fordert.
Halten wir daher als Christen heute an unserem Glauben fest, ‘indem wir die Gegenwart des Tages Jehovas fest im Sinn behalten’. Mögen wir im Glauben handeln, so, als sähen wir Jehova, den Unsichtbaren (Hebr. 11:27; 2. Petr. 3:12).
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Fragen von LesernDer Wachtturm 1981 | 1. Februar
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Fragen von Lesern
● Kann Debora gemäß Richter 4:4 als ein Richter des Volkes Israel betrachtet werden, wie es zum Beispiel Simson und Gideon waren?
Der Bericht in Richter 4:4 lautet: „Debora nun, eine Prophetin, die Frau Lappidoths, richtete Israel zu jener besonderen Zeit.“ In Richter 2:16 heißt es: „Da pflegte Jehova Richter zu erwecken, und sie retteten sie jeweils aus der Hand ihrer Plünderer.“ Die Hauptaufgabe eines Richters bestand somit darin, die Israeliten von ihren Feinden zu befreien. Wenn von Debora in Richter 4:4 gesagt wird, sie „richtete Israel zu jener besonderen Zeit“, so bedeutete das nicht, daß sie sich die Stellung eines Mannes anmaßte und alle Pflichten eines Richters in Israel erfüllte. Im Gegensatz zu Samuel, Gideon und anderen Richtern richtete sie nicht ganz Israel und handelte nicht als Befreier oder „Retter“ des Volkes. In Nehemia 9:27 wird für „Richter“ die Bezeichnung „Retter“ gebraucht. (Vergleiche Richter 3:9, 15.)
Da Debora eine Prophetin war, sagte sie Barak, was der Wille Jehovas war. Jehova gebrauchte sie, um Barak als Richter zu berufen, damit er die Feinde besiege. Nicht Debora, sondern Barak diente als der „Retter“, für den Jehova sorgte, obgleich Barak Debora bat, mit ihm zu gehen. Daher ist es sehr unwahrscheinlich, daß Debora alle Aufgaben erfüllte, die gewöhnlich mit dem Amt eines Richters in Israel verbunden waren. Die hervorstechendste bestand darin, die Stämme im Krieg gegen die Feinde Jehovas anzuführen.
Demnach kann Debora zwar zu Recht als eine Prophetin bezeichnet werden, doch richtete sie in Israel in gewisser Hinsicht nur im allgemeinen Sinne; sie nahm nicht voll die Stellung eines männlichen Richters in Israel ein. In Richter 4:5 lesen wir: „Sie wohnte unter der Palme Deboras zwischen Rama und Bethel in der Berggegend von Ephraim; und die Söhne Israels gingen jeweils zu ihr hinauf zum Gericht.“ Wenn schwierige Probleme entstanden, konnte sie den Israeliten sagen, welche Lösung Jehova dafür hatte, denn der Geist Jehovas ruhte auf ihr.
Barak war dagegen ein Richter, der die Befreiung für die Israeliten herbeiführte. Daraus läßt sich vernünftigerweise schlußfolgern, daß Barak ein Richter im umfassenden Sinne des Wortes war, und das ist im Einklang mit Hebräer 11:32, wo er zu den Richtern des Volkes Israel gezählt wird. Aus diesen Gründen wird Debora in der Liste der Richter des Volkes Israel, die in dem Buch Aid to Bible Understanding auf Seite 980 erscheint, nicht erwähnt.
● Stellt das Versäumen christlicher Zusammenkünfte an sich eine unvergebbare Sünde dar, da der Apostel Paulus in Hebräer 10:24-29 diese Sünde sogleich nach dem Hinweis auf die Bedeutung der Zusammenkünfte erwähnt?
Die Mißachtung des Gebots, die christlichen Zusammenkünfte zu besuchen, ist eine ernste Sache. Für einen Diener Jehovas kann sie schlimme Folgen haben. Die unvergebbare Sünde zu begehen schließt jedoch mehr ein.
Wenn wir das ganze 10. Kapitel des Hebräerbriefes lesen, verstehen wir das besser. Der Apostel Paulus weist zunächst darauf hin, daß die unter dem Gesetzesbund dargebrachten Schlachtopfer keine Sündenvergebung bewirkten, sondern ein Schatten kommender guter Dinge waren, die mit dem Opfer Jesu Christi in
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