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Kinder — Segen oder Kummer?Erwachet! 1981 | 8. Juli
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Kinder — Segen oder Kummer?
„ALS wir nach Hause fuhren, war ich wie betäubt“, erinnerte sich ein Vater, der mit seinem Auto einen Jungen überfahren hatte. Der Junge war ganz unvermittelt auf die Straße gerannt. Das Kreischen der Bremsen, der dumpfe Aufschlag und die Sirene des Krankenwagens schwirrten noch im Kopf dieses Mannes, als er schließlich mit seinen Kindern nach Hause kam.
„Die Kinder konnten sehen, daß ich in einer fürchterlichen Verfassung war“, sagte der Vater. Er beschrieb, wie die Kinder ihn nötigten, sich im Wohnzimmer auf den Boden zu legen, und dann seinen Rücken massierten. „Du hast alles getan, was du konntest, Vati. Du hast alles getan, was du konntest“, sagten die mitfühlenden Kinder. Die liebevolle Fürsorge, mit der die Kinder den Rücken des Vaters massierten, löste nicht nur die Spannung, sondern half dem Vater auch zum großen Teil über den inneren Aufruhr hinweg, der gewöhnlich einem solchen Unglück folgt.
Wie dankbar war dieser Vater für seine Kinder! Würdest du nicht auch solche Kinder schätzen? Ja, Kinder können einem viel Freude bereiten.
Doch in einer anderen Wohnung spielte sich eine ganz andere Szene ab. Der Vater lag ebenfalls auf dem Boden, und sein Sohn und seine Tochter waren bei ihm. Aber dieser Vater war tot — anscheinend von einem Killer ermordet, der, wie die Polizei sagte, vom Sohn und von der Tochter des Mannes gedungen worden war. Jetzt entwendeten die begierigen Hände der beiden Kinder ihrem toten Vater 300 Dollar und seine Kreditkarten, die sie schnell einlösten. „Er ließ uns nie das tun, was wir wollten, zum Beispiel Marihuana rauchen“, sagten die Kinder zu ihrer Rechtfertigung.
Nur wenige Kinder bringen ihre Eltern zu Tode, aber Millionen rebellieren auf andere Weise. Eine zunehmende Zahl von Eltern sind tief besorgt, wenn sie beobachten, was ihre Kinder sagen und tun. Nur zu oft wachsen liebenswerte Kinder zu Jugendlichen heran, die sowohl ihre Eltern als auch die Gesellschaft angreifen. „Warum tun sie das?“ ist eine Frage, die unzählige Eltern beschäftigt.
Es gibt Antworten darauf, aber sie sind komplex. Selbst die Kinder ein und desselben Elternpaares verhalten sich oft unterschiedlich. Manche werden trotz der besten elterlichen Fürsorge straffällig. Aber auch das Gegenteil kommt vor. „Da ich als uneheliches Kind zur Welt kam, brachte mich meine Mutter zu ihrer Schwester, die mir keine Liebe erwies, mich häufig schlug und lediglich als ,Aschenputtel‘ betrachtete“, klagte ein Mann. „Mit 14 wurde ich ein fanatischer Glücksspieler, und mein Onkel sagte höhnisch: ,Aus dir wird nie etwas Gescheites werden.‘“ Doch heute zieht dieser Mann erfolgreich 10 Kinder groß.
Die Geschichte dieses Mannes läßt, wie wir später sehen werden, einen Faktor erkennen, der einen beträchtlichen Unterschied im Verhalten des Heranwachsenden ausmachen kann.
IHR ALS ELTERN dürft nicht vergessen, daß ein Einblick in die Gründe, warum Kinder sich auf eine bestimmte Weise verhalten, den Unterschied zwischen Erfolg und Mißerfolg der Erziehung ausmachen kann. Ein solches Wissen kann euch helfen, wirksamere Erziehungsmethoden anzuwenden.
DU ALS KIND solltest daran denken, daß es viele einflußreiche Kräfte gibt, die dich zu einer bestimmten Handlungsweise veranlassen können. Wenn du weißt, um welche Einflüsse es sich dabei handelt und wie du sie meistern kannst, wirst du zu deinem eigenen Glück beitragen.
Worin bestehen einige der Gründe, warum sich Kinder auf eine bestimmte Weise verhalten?
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Warum verhalten sie sich so?Erwachet! 1981 | 8. Juli
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Warum verhalten sie sich so?
DIE Forscher dachten, sie hätten die Lösung gefunden. Sie hatten 200 Kinder von der Kindheit bis ins Jugendalter sorgfältig beobachtet. Sie analysierten die Eltern, die Umgebung und die Verfassung jedes Kindes. Dann sagten sie voraus, welche dieser Kinder glückliche Erwachsene werden würden. Es erschien so einfach — aus einem glücklichen Kind in angenehmen familiären Verhältnissen wird einmal ein glücklicher Erwachsener.
Nachdem man gewartet hatte, bis die Kinder 30 Jahre alt geworden waren, interviewte man sie. Jeweils zwei von drei Voraussagen erwiesen sich als falsch. Es gibt keine einfache Erklärung dafür, warum sich Kinder auf eine bestimmte Weise verhalten. Mehrere Faktoren bestimmen, wie sich ein Kind entwickelt.
WERDEN SIE SO GEBOREN?
Ein Großteil unserer äußeren Erscheinung stammt von unseren Eltern. Wie steht es aber mit unserem Verhalten? Manche Experten, wie zum Beispiel Dr. A. H. Chapman, sagen: „Der Einfluß der Vererbung auf die Entwicklung der Persönlichkeit eines Kindes ist wesentlich schwächer als der der Erziehung. ... Die Vererbung spielt keine große Rolle.“ Doch viele Eltern verneinen das energisch. Beispielsweise fragte sich eine Mutter wegen ihres Kindes: „Wie ist es nur möglich, daß er seinen Vater so perfekt nachahmt — gemein, trotzig und gehässig —, obwohl er ihn nie gesehen hat? Sein Vater verließ mich, ungefähr zwei Minuten nachdem er mich geschwängert hatte.“
Ein Wissenschaftlerteam untersuchte 15 eineiige Zwillinge, die getrennt voneinander aufwuchsen. Sie waren „überwältigt von der Ähnlichkeit zwischen den jeweiligen Geschwistern“. Da die Zwillinge getrennt waren und in einer unterschiedlichen Umgebung großgezogen wurden, vertraten die Wissenschaftler die Ansicht, daß die Vererbung ein wesentlicher Faktor für die auffallende Ähnlichkeit in ihrem Verhalten war. Wie einer der Wissenschaftler, David Lycken, folgerte, zeigt die Studie, „daß ein weitaus größerer Teil des menschlichen Verhaltens erblich bestimmt oder beeinflußt wird, als wir je annahmen“.
UMWELT
WO DAS KIND LEBT. „Tommy war das unglücklichste Kind, das ich je gesehen habe“, berichtete ein Sozialarbeiter, der sich fünf Jahre lang mit Jugendlichen beschäftigte. „Er wohnte zusammen mit 10 Verwandten in einer Viereinhalbzimmerwohnung ohne warmes Wasser. ... Er litt unter der Frustration, einen Trinker zum Vater zu haben, in einer überfüllten Wohnung zu leben, ... und unter dem Gefühl, völlig unbrauchbar und unerwünscht zu sein.“ Der Junge wurde mit 14 heroinabhängig und starb drei Jahre später an einer Überdosis. Offensichtlich hatte seine Umgebung eine negative Auswirkung auf ihn. Doch ein anderer Teenager, der ebenfalls in einer überfüllten Wohnung lebt, entwickelte sich ganz anders. Seine Mutter berichtet: „Obwohl ich bei Jeff zeitweise Frustrationen bemerken kann, sind meine beiden Kinder dadurch, daß sie in der Nachbarschaft immer noch mit einer Anzahl von Leuten Kontakt haben, die sich wirklich um sie kümmern, anderen gegenüber sehr warmherzig und freundlich geworden.“
WAS EIN KIND SIEHT. In manchen Ländern verbringen Kinder bis zu 8 000 Stunden vor dem Fernsehgerät, bevor sie in die Schule kommen. Das prägt ihre Lebensauffassung. „Es lehrt sie, Gewalt gehe vor Recht“, sagte der Psychologe Robert Liebert, einer der anerkanntesten Beobachter des Verhaltens von Kindern. „Die Lektion der meisten Fernsehserien besteht darin, daß die Reichen, die Mächtigen und die Betrüger den größten Erfolg haben.“
Zudem treten viele Forschungsergebnisse zutage, die zeigen, daß übermäßiges Fernsehen die Lernfähigkeit beeinträchtigt. Ein Experte berichtete: „Wenn das Fernsehgerät eingeschaltet ist, friert jeder ein ..., alles, was früher die Menschen miteinander verband — Spiele, Diskussionen und emotionale Szenen, aus denen sich Persönlichkeit und Fähigkeiten entwickelten —, wird unterbunden. Wenn du also dein Fernsehgerät einschaltest, schaltest du den Prozeß ab, der Menschen zu Menschen macht.“
ERNÄHRUNG WIE WICHTIG?
„Sehr wichtig“, sagen einige Ärzte. Als Veranschaulichung diene die Erfahrung eines Jungen, dessen Mutter sagte: „Er ist sieben, und es gefällt ihm immer in der Schule, sobald er dort ist. Aber ich muß ihn aus dem Bett zerren, mit Gewalt anziehen und anschließend verhauen, damit er ißt. Dann erbricht er sich. Wir fahren ihn mit dem Auto zur Schule.“ In ihrer Sorge sagte sie weiter: „Können wir für ihn denn noch mehr tun?“ Doch ein umsichtiger Arzt fand heraus, daß der Junge jeden Abend, kurz bevor er zu Bett ging, viel Eiscreme aß. Als diese Süßigkeit durch etwas Nahrhafteres ersetzt wurde, war sein Verhalten am Morgen auffallend besser. Der Arzt Lendon H. Smith hebt in seinem Buch Improving Your Child’s Behavior Chemistry die Notwendigkeit einer richtigen Ernährung hervor: „Die richtige Funktion des Körpers hängt von einer ausreichenden Ernährung des Gehirns ab.“
„Der Genuß von schlechter Nahrung kann schließlich zu einem schlechten Körper führen“, heißt es in einem Bericht in der Science World vom 22. Februar 1979, der die Aufmerksamkeit auf den Schaden lenkt, der vor allem bei Kindern durch den vermehrten Verzehr von Limonade, Süßigkeiten, Würstchen und Obstkuchen angerichtet wird. In mindestens einer Studie heißt es, daß eine solche Ernährung „schwerwiegende Persönlichkeitsveränderungen“ hervorrufen kann, daß „der Betreffende im allgemeinen höchst aggressiv und reizbar wird“.
Allergien gegen Nahrungsmittel und andere Substanzen können ebenfalls das Verhalten eines Kindes beeinträchtigen. Eine Mutter beschrieb ihren elfjährigen Jungen als sehr launisch, stets unglücklich, träge und streitsüchtig. Ein Arzt stellte fest, daß das Kind eine Allergie hatte, und die Eltern berichteten, daß ihr Junge durch eine entsprechende Behandlung ein „anderer Mensch“ wurde. Ähnliche Erfolge erzielte man bei überaktiven Kindern, sobald man ihre Ernährung sorgfältig überwachte.
ELTERLICHES BEISPIEL
„Ich empfand Mitleid mit meiner Mutter“, erklärte ein Siebzehnjähriger. Wie zeigte er dieses Mitleid? Er hatte kurz zuvor ein Mädchen mit einem Messer bedroht und es dann sexuell belästigt. Er wollte damit, wie er sagte, seinen Vater in Verlegenheit bringen, der offensichtlich seine Frau betrog.
Statt sich gegen das schlechte Beispiel der Eltern aufzulehnen, reagieren viele Kinder ganz anders. Das Buch Who’s Bringing Them Up? sagt: „Kleinkinder lernen durch die Macht der Nachahmung ... Sie übernehmen all die Gewohnheiten, Empfindungen, Spannungen, Freuden, Sorgen und Verhaltensweisen der Erwachsenen, indem sie sie nachahmen. Kinder gewalttätiger Eltern neigen dazu, die Gewalttätigkeit nachzuahmen, und Kinder liebevoller Eltern neigen dazu, das liebevolle Verhalten nachzuahmen.“
Es gibt viele Kräfte, die auf das Leben eines Kindes einwirken, doch ein Experte für Erziehungsfragen sagte darüber: „Die Eltern ... müssen erkennen, daß sie den größten Einfluß auf das Leben ihres Kindes ausüben.“
SUCHE NACH LIEBE UND ANERKENNUNG
Ein Baby, das erst drei Monate auf der Welt war, wußte bereits, daß ihm etwas Wichtiges fehlte. Seine anhaltenden Krämpfe waren der heftigste Protest, den es äußern konnte. Die Ärzte konnten nichts feststellen. „Aber sie erfuhren, daß die Mutter das Kind nicht gewollt hatte und es nie in den Arm nahm oder liebkoste, sondern einfach eine Flasche in die Wiege hielt, wenn es Zeit zum Füttern war“, hieß es in dem Buch The Secret World of Kids. Sobald sich Säuglingsschwestern um das Kind kümmerten und ihm ihre Zuneigung schenkten, hörten die Krämpfe auf.
Wir werden mit einem Verlangen nach Liebe geboren. „Diese Suche nach einem Gefühl der Liebe und Aufmerksamkeit ist wahrscheinlich die wichtigste Erklärung für das Verhalten Ihres Kindes“, sagte der Kinderpsychologe Bruce Narramore. Wird einem Kind diese Liebe verwehrt, dann tut es in seiner Frustration fast alles — es lügt, stiehlt, legt Brände, nimmt Drogen und treibt Unsittlichkeit. Dieses Verlangen nach Liebe, das mit dem Kind wächst, spiegelt sich auch auf andere Weise wider.
DER „GRÖSSTE DRUCK“, DER AUF JUGENDLICHEN RUHT. „Er kommt nicht von den Lehrern und nicht von den Noten“, bekannte ein Teenager. „Dieser Druck kommt von anderen Kindern.“ Das Verhalten vieler ist von dem Verlangen geprägt, von anderen Jugendlichen anerkannt zu werden. Ein Sozialarbeiter, der Mitglieder bösartiger Jugendbanden zu bessern versuchte, berichtete: „Eigentlich suchen diese unglücklichen Kinder genau das, was wir alle wollen — etwas darzustellen, als menschliches Wesen anerkannt zu werden, geschätzt und sogar geliebt zu werden“ (Kursivschrift von uns). Verzweifelt suchen sie das in ihrer Altersgruppe zu finden.
Wie stark ist dieser Wunsch, von der Gruppe anerkannt zu werden? Mit dieser Frage befaßte sich ein Ärzteteam. Es lud eine Gruppe von 10 Teenagern ein und hielt vor ihnen eine Karte hoch, auf der verschiedene Linien eingezeichnet waren. „Wenn wir auf die längste Linie deuten“, sagten die Ärzte, „dann hebt bitte eure Hand.“ Einer der Jugendlichen wußte aber nicht, daß man den anderen neun vorher gesagt hatte, sie sollten bei einer anderen Linie die Hand heben.
Als es nun soweit war, schaute der Teenager, den man beobachtete, ganz ungläubig, weil die anderen bei einer kürzeren Linie die Hand hoben. „Ich habe wohl irgend etwas nicht richtig verstanden, und ich tue lieber das, was alle anderen tun, sonst lachen sie mich aus“, dachte sich der Jugendliche. Also hob er zögernd zusammen mit den anderen seine Hand. Das wurde mehrmals wiederholt. Um zu vermeiden, daß man ihn auslachte, verleugnete er seine eigene Intelligenz. „Mehr als 75 Prozent der jungen Leute, die wir getestet haben“, berichtete Dr. James Dobson, „verhielten sich genauso.“
Sehr viele Kinder verleugnen ihre eigene Intelligenz, indem sie unsittlich handeln, Drogen nehmen und sich betrinken, nur weil sie von der Gruppe anerkannt werden wollen. Es gibt aber noch ein anderes Empfinden, das die Handlungsweise der Kinder beeinflußt.
„ICH FÜHLTE MICH IMMER MEINEN FREUNDINNEN UNTERLEGEN“, so empfand eine 15jährige, weil sie Übergewicht hatte und keinen Freund hatte. Sie plante, Selbstmord zu begehen. Ein geschickter Berater für Selbstmordkandidaten rettete ihr das Leben. Dieses Mädchen ist nicht allein mit seinen Gefühlen.
„Wußten Sie, daß etwa 80 Prozent der Teenager in unserer Gesellschaft mit ihrem Aussehen unzufrieden sind? Achtzig Prozent!“ berichtete Dr. Dobson in seinem Buch Preparing for Adolescence. Ja, sie denken, sie seien zu groß oder zu klein, zu dick oder zu dünn. Andere fühlen sich nicht wohl wegen der Akne in ihrem Gesicht. Und in unserem Zeitalter, wo viele Eltern darauf achten, was ein Kind leistet, statt darauf, wie es um seine inneren Werte bestellt ist, sind viele Jugendliche mit sich selbst unzufrieden und haben wenig Selbstachtung. Viele von ihnen rebellieren, randalieren, geben sich rauh und sind immer unterwegs, nur weil sie nicht mit sich selbst zurechtkommen.
DIE ENTWICKLUNG SEXUELLEN VERLANGENS. Eine winzige Drüse, die sich an der Gehirnbasis befindet, beginnt dem Teenager strenge „Befehle“ zu erteilen. Die Hypophyse sagt dem Körper soviel wie: „Setz dich in Bewegung, bereite dich auf die Elternschaft vor!“ Die endokrinen Sekrete, die sie ausscheidet, bewirken die Heranreifung der Geschlechtsorgane. Doch diese Hormone bewirken noch weitaus mehr.
„Bei den endokrinen Drüsen der Heranwachsenden ... treten Veränderungen auf, die sie organisch so anregen, daß sie ,der Hafer sticht‘. Sie werden buchstäblich hin und her geworfen von ihren endokrinen Sekreten, die schließlich in ein neues Gleichgewicht kommen müssen“, schreibt G. M. Lott in seinem Buch The Story of Human Emotions. Ja, durch diese Hormone werden die Emotionen der Teenager „buchstäblich hin und her geworfen“. In dieser Zeit beginnt der Teenager, seine Unabhängigkeit zu erkämpfen. Er wird wahrscheinlich ein vermehrtes Interesse an einer Person vom anderen Geschlecht bekunden.
Die Bibel beschreibt diese Zeitspanne als die „Blüte der Jugend“ und empfiehlt, zu heiraten, wenn man dieses Alter überschritten hat (1. Kor. 7:36). Das im griechischen Urtext verwendete Wort (hypérakmos) bezieht sich buchstäblich auf die Zeit nach dem „höchsten Punkt einer Sache, der vollen Blüte einer Blume“. Während der Pubertät kommt das Verlangen des Jugendlichen in die Blüte oder wird stark. Das Durchschnittsalter, in dem Mädchen ihre erste Menstruation haben, betrug vor hundert Jahren 16, heute aber nur noch 12 Jahre. Das vergrößert noch das Problem, da manche, kaum Teenager geworden, jetzt in Situationen geraten, denen sie nicht gewachsen sind.
Wenn sich Teenager von diesem sexuellen Verlangen beherrschen lassen, sind die Folgen oft verheerend — Geschlechtskrankheiten, unerwünschte Schwangerschaften, Abtreibung und mangelnde Selbstachtung. Ein solches Verlangen muß unter Kontrolle gebracht werden (Kol. 3:5). Ein Student sagte rückblickend: „Ich hatte den ersten Geschlechtsverkehr mit meiner Freundin, als wir 15 waren. Wir hatten vorher schon alles ausprobiert, ausgenommen den letzten Schritt, und dann fragte sie mich eines Nachts, ob wir nicht aufs Ganze gehen könnten. Ein paar Tage später gingen wir auseinander. Das war die schmerzvollste Zeit meines Lebens. Ich war deprimiert, launisch und nervös. Ich kam mir wie ein Versager vor.“
Kinder werden durch viele Dinge beeinflußt. Jedes Kind ist anders, und deshalb wird nicht jedes auf einen bestimmten Einfluß in derselben Weise reagieren. Leider fügen sich manche durch ihre Handlungsweise emotionale Wunden zu, deren Narben ein Leben lang bestehenbleiben. Welche Hilfe können die Eltern ihnen bieten, damit sie vor solchen Narben bewahrt bleiben? Gibt es auch noch eine andere Quelle der Hilfe, die gute Ergebnisse garantiert?
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Eine schlechte Umwelt fördert häufig kriminelle Handlungen — jedoch nicht immer.
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Zuviel Fernsehen kann die Lernfähigkeit beeinträchtigen, und in manchen Filmen wird unrechtes Handeln gelehrt.
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Häufiger Verzehr von wertloser Nahrung kann aggressives Verhalten bewirken.
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Kinder liebevoller Eltern werden wahrscheinlich deren Verhalten nachahmen.
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Das Verhalten vieler ist von dem Wunsch beherrscht, von anderen Jugendlichen anerkannt zu werden.
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Was können Eltern tun, um zu helfen?Erwachet! 1981 | 8. Juli
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Was können Eltern tun, um zu helfen?
„VON einem Kinderpsychologen erzählt man sich, er habe am Anfang seiner Laufbahn vier Theorien, aber keine Kinder gehabt“, berichtet der Psychologe Dr. Bruce Narramore. „Einige Jahre später hatte er vier Kinder, aber keine Theorien.“
Ja, Theorien über Kindererziehung kommen und gehen. Ein Kind großzuziehen ist keine einfache Aufgabe. Allerdings hast du nur einmal die Gelegenheit, dein Kind großzuziehen. Welche Methode ist die beste?
Inmitten all der widersprüchlichen Meinungen gibt es eine Quelle, die für die Kindererziehung Richtlinien bietet, die sich als durchweg erfolgreich erwiesen haben. Diese Quelle ist die Bibel. Auf den folgenden Seiten wirst du sehen, 1. wozu sie uns ermuntert, 2. wieso sie gegenwärtig Millionen auf der ganzen Welt hilft, bessere Eltern zu sein, und 3. wie ihr Rat in deiner Familie angewandt werden kann.
Zeigen Eltern nicht Liebe, indem sie ihr Kind mit Nahrung, Kleidung und Obdach versorgen?
Jawohl, und es bedeutet oft jahrelange Opfer für die Eltern. Vielleicht können die Eltern nicht viel geben — sozusagen nur „ein Gemüsegericht“. Wenn es jedoch „mit Liebe“ gegeben wird, dann ist es, wie die Bibel zeigt, besser als „ein gemästeter Ochse mit Haß“ (Spr. 15:17, Bruns). Liebe ist wichtiger als reichhaltige Nahrung. Kinder gedeihen durch Zuneigung — ein paar Worte des Mitleids wegen eines aufgeschürften Knies, eine herzliche Umarmung, ein Tätscheln der Schulter oder die Zusicherung: „Ich bin so stolz auf dich!“ Kinder müssen — auf eine Weise, die sie in ihrem Alter verstehen — erkennen, daß ihnen liebevolle Wärme und elterliche Fürsorge zuteil werden.
Kannst du jedoch ein Kind lieben, das sich schlecht benimmt?
Das ist nicht leicht. Doch die Bibel zeigt, wie wichtig „Mitgefühl“ ist (1. Petr. 3:8). Häufig gibt es für das schlechte Benehmen eines Kindes tiefere Gründe. Zum Beispiel begann ein Junge auf einmal, sich in der Schule schlecht zu betragen. Sein Vater, der sich in seiner Besorgnis stundenlang mit dem Jungen unterhielt, sagte: „Wir hörten nicht auf, ihm zu zeigen, daß wir uns um ihn sorgten. Dann sagte er uns, was los war.“ Andere Kinder neckten ihn wegen seines Hörgeräts. Er betrug sich schlecht, um ihre Anerkennung zu gewinnen.
Der Vater hatte „Mitgefühl“, und nach einigen weiteren liebevollen Gesprächen besserte sich das Verhalten des Jungen. Jahre später schrieb er seinen Eltern: „Ich weiß, daß ich manches tat was Euch mißfiel, aber ich bin Euch dankbar dafür, daß Ihr mich nicht aufgabt.“ Oft können Frustration, Eifersucht, unterdrückter Zorn, Furcht und Unsicherheit ein schlechtes Verhalten bewirken.
Wie verhält es sich mit angeborenen schlechten Eigenschaften deines Kindes?
Vielleicht siehst du bei deinem Kind die gleiche Schwäche wie bei dir selbst oder bei deinem Ehepartner. Das sollte „Mitgefühl“ in dir wecken, so daß du genügend Verständnis hast, um Rat zu erteilen. Eine Mutter bemerkte beispielsweise, daß ihr 9jähriger Sohn ebenso zurückgezogen war wie sie als Kind. „Ich sprach mit ihm darüber“, sagte sie, „und erwähnte, daß ich als Kind ähnliche Gefühle hatte wie er. ,Ich weiß, wie du empfindest, Rowland, da ich selbst heute noch mit dieser Schwäche zu kämpfen habe‘, sagte ich immer wieder zu ihm. Daraufhin ist unser Verhältnis enger geworden, und er ist jetzt aufgeschlossener.“
Wie können Eltern wissen, wovon ein Kind geplagt wird?
Die Gefühle und Gedanken eines Kindes, seine wahren Absichten, ruhen in seinem Herzen wie das Wasser auf dem Grund eines tiefen Brunnens. „Rat [jemandes Ziel oder Absicht] im Herzen eines Mannes ist wie tiefe Wasser“, sagt die Bibel, „aber der Mann von Unterscheidungsvermögen, der wird ihn herausschöpfen“ (Spr. 20:5). Einige forschende Fragen können solche Gefühle „herausschöpfen“. Es erfordert UNTERSCHEIDUNGSVERMÖGEN, abzuschätzen, wann ein Kind vorsätzlich rebelliert und wann es aus Frustration handelt (Spr. 24:3).
Ist es wirklich so wichtig, wie die Eltern mit dem Kind sprechen?
Ja, auf jeden Fall. Ein Beispiel: Ein überraschter Interviewer fragte ein 5jähriges Mädchen: „Warum möchtest du denn gern tot sein?“ Die traurig dreinblickende Kleine erwiderte: „Weil dann alles friedlich wäre. Mami würde mich nicht die ganze Zeit anschreien.“ Kinder haben Gefühle. Gedankenlose Bemerkungen von seiten der Eltern können zerstörerisch wirken. Ein Spruch sagt: „Da ist einer, der gedankenlos redet wie mit Schwertstichen.“ Das tut weh! Aber „die Zunge der Weisen ist Heilung“ (Spr. 12:18). Fördere durch echtes Lob die Selbstachtung deines Kindes. Lobe seine Erfolge, auch wenn sie noch so gering sind.
Wenn dein Kind befürchtet, seiner Gefühle wegen angeschrien zu werden, wird es sie nicht offenbaren. Besonders schwierig ist es, über sexuelle Empfindungen zu sprechen. Der Jugendliche schämt sich vielleicht. Doch selbst wenn ein Kind nicht richtig denkt, sollte es sich frei fühlen, sich zu äußern. Jemand sagte einmal: „Manchmal denkst du, du müßtest innerlich explodieren, wenn das Kind sein Herz ausschüttet. Aber zeige ihm das auf keinen Fall, sonst bekommst du nichts mehr zu hören.“
Versuche, dich in die Welt deines Kindes, in seine Gefühle hineinzuversetzen. Widme ihm fünf Minuten, wenn du es zu Bett bringst. Sprich mit ihm über die Dinge, die dich glücklich oder traurig gemacht, die dich aufgeregt oder in Angst versetzt haben. Es ist wichtig, nicht nur Erfahrungen, sondern auch Gefühle mitzuteilen. Vor allem mußt du zuhören, wenn dein Kind dir seine Gefühle offenbart.
Bedeutet Liebe, daß man das Kind immer das tun läßt, was es möchte?
Viele glauben das. Sie möchten von ihrem Kind geliebt werden. „Ich liebe dich“, sagt das Kind drängelnd, „wenn du mir einen Lutscher gibst.“ Später heißt es dann: „... wenn du mich so lange aufbleiben läßt, wie ich möchte“, „mich essen läßt, was ich möchte“, oder „mich mit meinen Freunden ausgehen läßt“. Die Eltern geben nach. Was sind die Folgen? Eine Generation zügelloser, verunsicherter Jugendlicher. Die Bibel gibt den Rat: „Wer es [sein Kind] liebt, fängt früh mit der Zucht bei ihm an“ (Spr. 13:24, Bruns). Zucht bedeutet Unterweisung, die formt oder korrigiert. Sie bildet den Charakter und vermittelt Sicherheit.
Und wenn ein Kind nicht auf Zucht hört?
„Züchtige deinen Sohn, und er wird dir Ruhe bringen und deiner Seele Wonne schenken“, empfiehlt die Bibel (Spr. 29:17). Zucht schließt Strafe ein. Es kann sich dabei um buchstäbliche Schläge oder um den Entzug eines geschätzten Vorrechts handeln. Dadurch wird es etwas Wichtiges lernen — Respekt vor Autorität. Gott gab ein Beispiel dafür, wie Zucht angewandt werden sollte; er sagte: „Ich [werde] dich züchtigen müssen in rechtem Maße.“ Doch er gab dem Angesprochenen eine Zusicherung, indem er sagte: „... denn ich bin mit dir.“ Er liebte ihn also noch. Auf diese Weise setzte Jehova auf liebevolle, doch entschlossene Weise Grenzen für ein annehmbares Betragen. Ihr Eltern, tut das ebenfalls! (Jer. 46:28).
In welchen Angelegenheiten sollten Eltern unnachgiebig sein?
Dringe darauf, daß dein Kind nahrhafte Speise zu sich nimmt, da durch Fehlernährung sein körperliches Wachstum behindert werden kann. Lasse auch nicht zu, daß es seinen Geist mit „Müll“ in Form von Fernsehfilmen, Zeitschriften und Kinofilmen nährt, die Gewalttätigkeit und Unsittlichkeit verherrlichen.
Doch die größte Beeinträchtigung deiner guten Unterweisung kommt von seiten derjenigen, mit denen dein Kind Umgang hat — seine Altersgenossen. Wenn die Gefährten deines Kindes schlechte Gewohnheiten haben, wird es gewöhnlich „angesteckt“ und ‘gerät ins Unglück’ (Spr. 22:24, 25, Die Gute Nachricht). Du hast die Pflicht, solch schlechtem Umgang ein Ende zu bereiten. Das erfordert Zucht, aber wenn die Eltern schlechte Freunde durch gute ersetzen oder familiäre Unternehmungen interessanter gestalten, fällt diese Maßnahme leichter.
Wann entwickelt ein Kind einen Sinn für Recht und Unrecht?
Das wird es niemals von allein schaffen. Die Bibel deutet an, daß ein kleines Kind nicht weiß, wie es ‘das Böse verwerfen und das Gute erwählen’ kann (Jes. 7:16).
Wie kann man das einem Kind beibringen?
Das Herz muß erreicht werden. Das Kind muß selbst innere Beweggründe entwickeln, um „das Böse zu verwerfen und das Gute zu erwählen“, sonst kann es sein, daß es lediglich eine oberflächliche Klugheit entwickelt, um sich vor Schwierigkeiten zu schützen. Eltern müssen also nicht nur „Zucht“ anwenden, sondern ihre Kinder auch in der „ernsten Ermahnung Jehovas“ aufziehen (Eph. 6:4).
Das erfordert, daß man dem Sinn des Kindes Informationen vermittelt, die sein Herz erreichen. Diese sollten rechte Beweggründe fördern und es vor künftigen Gefahren warnen. Der biblische Ausdruck „ernste Ermahnung“ schließt alles ein, „was nötig ist, um zu bewirken, dass die Erinnerung zu Herzen genommen wird“a.
Wie wichtig ist es, das Kind über Gott zu belehren?
Ein christlicher Ältester untersuchte die Handlungsweise einer Gruppe Jugendlicher, die sich als Christen bezeichneten, jedoch in ernsthafte Schwierigkeiten geraten waren, wozu Drogenmißbrauch, Unsittlichkeit und Trunkenheit gehörten. Was war verkehrt? „Diese Jugendlichen hatten einfach keine Gottesfurcht“, sagte er. „Die Situation ist zum Beispiel folgendermaßen: Es ist dunkel. Sie sitzen zusammen mit jemand vom anderen Geschlecht auf dem Rücksitz eines Autos. Das einzige, was sie verspüren, ist ein unbändiges Verlangen. Sie machen sich nicht die geringsten Gedanken über die Folgen. Und das tun sie Woche für Woche.“ Doch einige verwarfen das „Böse“. „Bei diesen wurde das Herz erreicht, und sie haben ein enges Verhältnis zu Jehova entwickelt“, bemerkte er. „Sie betrachten ihn als eine stets wachsame liebevolle Person.“ Hilf also deinem Kind, ein solches Verhältnis zu entwickeln (Spr. 16:6).
Zuerst müssen natürlich die Eltern dieses Verhältnis zu Gott haben. Deshalb ist es unerläßlich, persönlich die Bibel zu studieren und darüber nachzusinnen. Jehovas Zeugen leisten bereitwillig Hilfe. Es war diese biblische Unterweisung der Zeugen, die den im ersten Artikel erwähnten Jugendlichen, der eine solch schlechte Umgebung gehabt hatte, zu einem vorzüglichen Vater machte. „Die Änderung wurde vor allem durch das Studium der Bibel bewirkt“, gab er zu.
Dein Verhalten — ob gut oder schlecht — hinterläßt bei deinem Kind einen schneller wirksamen und nachhaltigeren Eindruck als alles andere. Aufgrund der ererbten Sünde ahmt ein Kind eher die schlechten Gewohnheiten nach (Ps. 51:5). Man muß also zuerst sich selbst einer Prüfung unterziehen.
Ist es immer die Schuld der Eltern, wenn das Kind mißrät?
Weder Eltern noch Kinder sind vollkommen. Sie alle machen bedauernswerte Fehler. Da jedoch die Bibel sagt, ein richtig erzogenes Kind werde nicht vom Wege „abweichen“, suchen manche Eltern die Schuld allein bei sich, wenn ein Kind mißrät (Spr. 22:6). Allerdings muß man diesen Bibelvers im richtigen Zusammenhang betrachten. Er ist Bestandteil des Rates, der in den Sprüchen an die Eltern gerichtet wird. Eltern wissen, ob sie diesem Rat nur Lippendienst gezollt haben oder nicht.
Auch den Kindern wird Rat gegeben. Für sie gelten Ermahnungen wie „höre“, ‘beherzige’, „vergiß ... nicht“, ‘merke auf’ und „mißachte nicht“ die Gebote und Zucht der Eltern (Spr. 1:8; 2:1; 3:1; 4:1; 6:20, Einheitsübersetzung). Allein in diesem Buch der Bibel wird Kindern mehr als viermal soviel Rat gegeben wie Eltern.
Manche Kinder werden gegenüber den Eltern ‘den Gehorsam verachten’ (Spr. 30:17). Ein vorbildlicher Vater, der einen widerspenstigen Sohn hat, bemerkte: „Ich habe immer und immer wieder versucht, sein Herz zu erreichen. Ich weiß nicht, was ich tun soll, weil ich so vieles versucht habe. Nichts hat geholfen.“
Ein Kind hat die Pflicht, die Bibelverse zu beachten, die an Kinder gerichtet sind. Wenn sowohl die Eltern als auch das Kind den biblischen Rat befolgen, wird im allgemeinen das Kind nicht davon abweichen. Es ist nicht nötig, daß sich die Eltern aus Schuldgefühlen über das grämen, was in der Vergangenheit geschehen ist. Konzentriere dich auf das, was du jetzt tun kannst, um deinem Kind zu helfen.
[Fußnote]
a Synonyma des Neuen Testaments, R. Ch. Trench.
[Kasten auf Seite 10]
FRAGEN, DIE MAN EINEM KIND STELLEN KÖNNTE, WENN ES SICH SCHLECHT BENIMMT
Fühlst du dich nicht wohl?
Hast du das Gefühl, daß ich unfair bin? Warum?
Hast du Probleme in der Schule?
Fühlst du dich überlastet?
Bist du traurig?
Kommst du mit deinen Freunden aus?
Denkst du, daß ich zuviel von dir erwarte?
Kann ich dir irgendwie helfen?
[Kasten auf Seite 11]
WARUM SELBSTMORDE UNTER JUGENDLICHEN?
„Sie können der Belastung nicht standhalten“, erklärte ein Experte. Er betonte „die Notwendigkeit der Zucht — jener Zucht, die den Charakter bildet, so daß das Kind unter Druck nicht zusammenbricht“.
[Kasten auf Seite 11]
WANN SOLLTE MAN BEGINNEN?
Eine verzweifelte Mutter sagte: „Ich habe es immer aufgeschoben. Ich dachte, wir hätten noch Jahre Zeit, das Leben unserer Kinder zu formen, aber jetzt sind sie fast erwachsen. Die Zeit, in der wir sie am besten hätten beeinflussen können, ist verronnen.“ Beginne schon im Säuglingsalter!
[Kasten auf Seite 12]
„ERZIEHE“ SIE ZU ERWACHSENEN
„Erziehe einen Knaben gemäß dem Wege für ihn“ (Spr. 22:6). Dein Kind muß in den Eigenschaften der Erwachsenen, wie zum Beispiel Entschlossenheit und Selbstbeherrschung, geschult werden. Ohne eine solche Erziehung könnte es später als Erwachsener versagen.
Besonders kritisch ist das Teenageralter — eine Übergangszeit. In einem Moment mag das Kind klagen: „Sag mir nicht, was ich tun soll!“, und eine Stunde später mag es fragen: „Mama, was soll ich jetzt tun?“ Du kannst dem Kind helfen, die Übergangszeit zu meistern, indem du weder zu streng noch zu nachgiebig bist.
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Ihr Kinder — Ist es von Belang, wie ihr handelt?Erwachet! 1981 | 8. Juli
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Ihr Kinder — Ist es von Belang, wie ihr handelt?
NIEMAND brauchte der 15jährigen Joanna zu erzählen, daß man sich durch seine Handlungsweise emotionale Schmerzen zufügen kann. Sie wußte es. Nach einem Jahr häufig wechselnden Geschlechtsverkehrs schrieb sie in äußerster Verzweiflung: „Ich habe das Leben endgültig satt!“ Mit einer Schußwaffe bereitete sie ihrem Elend eigenhändig ein Ende. Welch tragischer Ausgang!
Du hast vielleicht noch nie an Selbstmord gedacht, aber du kannst dir sicher vorstellen, daß jemandem so elend zumute sein kann, daß er keinen Ausweg mehr sieht. Viele unglückliche Jugendliche suchen Befriedigung durch Drogenmißbrauch, Trunkenheit oder unerlaubten Sex. Der Genuß ist höchstens vorübergehend. „Hätte ich nur anders gehandelt!“ ist eine übliche Klage. Niemand beabsichtigt, ins Elend zu geraten. Wenn es jedoch passiert ist, wessen Schuld ist es dann?
Soll ich meinen Eltern die Schuld geben?
Ein junges Mädchen hatte großen Kummer, als sein Vater, der Alkoholiker war, starb. Außerdem wurde sie von ihrer Mutter und ihrer Stiefmutter nicht akzeptiert. Doch Jahre später sagte sie rückblickend: „Wir leiden, aber wir lassen uns dadurch nicht zerstören.“ Andere haben eine ähnlich bittere Vergangenheit überwunden. Die Psychologin Arlene Skolnick schlußfolgerte nach einer Untersuchung von Hunderten von Beispielen: „Ungeachtet, was manche Psychologen seit Jahren [den Eltern] erklären, haben diese nicht den alles entscheidenden Einfluß auf die Entwicklung eines Kindes.“ Ja, ihr Kinder habt das letzte Wort, was eure Handlungsweise betrifft.
Die Bibel sagt: „Schon durch seine Handlungen gibt sich ein Knabe zu erkennen, ob sein Tun lauter und gerade ist“ (Spr. 20:11). Nicht daran, welche Eltern ein Kind hatte oder wo es wohnte, sondern an seinen Handlungen kann man erkennen, wer es ist. Das „Tun“ mancher Jugendlicher ist nicht „lauter und gerade“. Da die Folgen oft tragisch sind, magst du dich fragen: „Wie kann ich meine Handlungsweise unter Kontrolle bringen?“
Behüte Herz und Sinn
„Mein Sohn“, mahnt die Bibel, „mehr als alles sonst, was zu behüten ist, behüte dein Herz, denn aus ihm sind die Quellen des Lebens“ (Spr. 4:20, 23). Aus dem Herzen kommen deine Gefühle, Beweggründe, Neigungen und Abneigungen. Was auch immer du tust, wird gewöhnlich dort entschieden.
Das Herz reagiert auf das, was du deinem Sinn zuführst. Verankere rechte Grundsätze darin, und sie werden dich vor Anschauungen bewahren, die zahllose junge Menschen ruiniert haben. „Wie wird ein Jüngling seinen Pfad rein erhalten?“ fragt die Bibel. „Indem er auf der Hut bleibt gemäß ... [Gottes] Wort“ (Ps. 119:9). Du mußt die Bibel und bibelerklärende Literatur lesen. Reife Christen werden dir gern behilflich sein.
Sobald diese Grundsätze einmal im Herzen verankert sind, hängt es von dir ab, ob sie dort bleiben. Ein Mädchen sagte: „Die Filme lassen die Sünde als etwas Schönes erscheinen. Sie stellen den Sex so dar, als sei er das einzig Wichtige im Leben. Nach einer Weile denkst du, dir fehle etwas und du müßtest es unbedingt haben, um glücklich zu sein.“ Dieses junge Mädchen erkannte, auf welch listige Weise sein Sinn beeinflußt wurde. Sie mied dann Kino- und Fernsehfilme und Bücher, in denen Gewalttätigkeit oder Sex verherrlicht wird. Diese Handlungsweise kann auch dir helfen, Herz und Sinn zu behüten.
„Allein hätte er das niemals getan“
„Er war so ein guter Junge“, seufzte die Stiefmutter eines 16jährigen, der wegen Mordes verhaftet wurde. „Allein hätte er das niemals getan.“ In den Fall waren noch drei andere Jungen verwickelt. Stell dir vor, du wärst in der Lage dieses Jungen. Welch ein Unglück! Und das hauptsächlich wegen seiner „Freunde“.
Ein Jugendlicher, der durch Druck von seiten Gleichaltriger in Drogenabhängigkeit geraten war, sagte rückblickend: „Ich sah mir meine Freunde an und dachte bei mir: ,Welche Zukunft haben sie? Wie wird es in fünf Jahren mit ihnen aussehen?‘ Mir schauderte, und allein der Gedanke daran machte mich schon fertig.“ Er änderte sich dann und begann, ‘mit Weisen zu wandeln’ (Spr. 13:20). „Im Umgang mit guten Gefährten sah ich, daß auch sie sich entspannen und fröhlich sein konnten“, fuhr dieser junge Mann fort. „Das war etwas Echtes. Ich fühlte mich wohl bei ihnen. Ich dachte: ,Das ist gut.‘ Und ich hatte nicht mehr die Schuldgefühle wie früher.“
Bei solch gutem Umgang fühlt man sich nicht nur wohl, sondern kann auch in seinem Entschluß gestärkt werden, gemäß der Bibel zu leben. Suche dir daher Freunde, die in ihren Handlungen „lauter und gerade“ sind. Das wird einen nachhaltigen Einfluß auf deine Handlungsweise haben.
Der Unterschied zwischen einem Mann und einem Jungen
Ein Baby hat keine Selbstbeherrschung, doch je älter du wirst, um so mehr mußt du sie entwickeln. „Besser ein Langmütiger als ein Kriegsheld, besser, wer sich selbst beherrscht, als wer Städte erobert“, sagt die Bibel (Spr. 16:32, Einheitsübersetzung).
Ein junger Mann, der sich bemühte, der Bibel gemäß zu leben, wurde, weil er noch nie mit einem Mädchen geschlafen hatte, von einem anderen geneckt. Daraufhin erwiderte er: „Was erfordert mehr Kraft — zu widerstehen oder nachzugeben?“
Du mußt dich beherrschen. Es ist eine Herausforderung, hart mit sich selbst zu sein und nicht seine Gedanken ständig vom Sex beherrschen zu lassen. In der „Blüte der Jugend“ erfordert das einen wahren Kampf (1. Kor. 7:36). Suche wertvolle Betätigungen, die deinen Sinn beschäftigen — vielleicht ein Hobby oder eine Art Körpertraining. Das hat schon vielen sehr geholfen. Wenn du dich wirklich anstrengst, diese Begierden unter Kontrolle zu bringen, und nicht nachläßt, wird dir der Kampf in diesem Alter leichter fallen.
Intimer Umgang mit dem anderen Geschlecht erschwert dir nur den Kampf. Die Selbstbeherrschung, die du entwickelst, indem du vor der Ehe nicht mit Sex experimentierst, wird dir Achtung einbringen und dich auf eine glücklichere Ehe vorbereiten. Es ist wesentlich leichter, Selbstbeherrschung zu bewahren, wenn man niemals den ersten Akt der Unsittlichkeit begangen hat, als später damit aufzuhören.
Zeige auch Selbstbeherrschung, indem du den Rat deiner Eltern befolgst. Richte dich nach ihren Ermahnungen (Spr. 17:10). Manchmal mögen sie dich bitten, etwas zu tun, was dir nicht sehr behagt. Zu lernen, unliebsame Dinge zu tun, ist wesentlich, um reif zu werden. Selbstbeherrschung fördert die Selbstachtung, weil es eine Eigenschaft ist, die körperliche Schönheit und Stärke bei weitem übertrifft.
Ein wertvolles Verhältnis
Zweifellos haben dich deine Eltern über Gott belehrt. Doch die meisten jungen Menschen (und Erwachsenen) halten Gott für unzugänglich. Hättest du nicht gern einen Freund, dem du all deine Gefühle mitteilen könntest und von dem du wüßtest, daß er dich versteht, jemand, dem du am Herzen liegst, nicht das, was du besitzt? Selbst wenn du einen Fehler begehst, ihn aber bedauerst, ist er bereit zu sagen: „Gut, ich bin immer noch dein Freund.“ Würdest du nicht einen solchen Freund schätzen?
Das ist genau das Verhältnis, das du zu dem allmächtigen Gott haben kannst. Er lädt uns ein, ihm ‘unser Herz auszuschütten’, da er ‘weiß, wie wir beschaffen sind, und barmherzig ist’. ‘Er sorgt für uns’ (Ps. 62:8; 103:13, 14; 1. Petr. 5:7). Eine solche Freundschaft mit Gott kannst du durch Gebet und durch den aufrichtigen Wunsch, ihm zu gefallen, entwickeln. Eine 18jährige erklärte: „Mein Verhältnis zu Jehova Gott schätze ich über alles andere.“ Warum ist das so wichtig? „Jehova als meinen Freund kennenzulernen gab mir die Reife und den gesunden Menschenverstand, dem Druck und den Versuchungen von seiten Gleichaltriger zu widerstehen“, erklärte ein anderes junges Mädchen.
„Ich habe eine Hoffnung im Leben“
Einer 15jährigen wurde die Frage gestellt: „Welchen Vorteil hast du gegenüber denen, die nicht nach der Bibel leben?“ Ohne zu zögern, antwortete sie: „Ich habe eine Hoffnung im Leben, die sie nicht haben. Die Bibel verheißt ewiges Leben auf einer paradiesischen Erde für diejenigen, die Gott gehorchen.“
Ja, die Bibel verheißt, daß diejenigen, die ‘Gutes tun’, die Vernichtung der Bösen überleben werden und sich einer „Fülle des Friedens“ erfreuen werden. Krankheit und Tod werden für immer beseitigt sein. Selbst die im Tode Entschlafenen werden auferstehen. Die Erde wird in ein schönes Paradies — bewohnt von Personen, die einander lieben — umgestaltet werden. Alle werden erleben, daß die Bitten ihres Herzens erfüllt werden. Würdest du dich nicht über eine solche Belohnung freuen? (Ps. 37:3, 4, 10, 11; Joh. 5:28, 29; Offb. 21:3, 4).
Diese Hoffnung ist ein großer Ansporn, der Bibel gemäß zu leben. Ein junges Mädchen schrieb, kurz nachdem es seinen Vater verloren hatte: „Ich würde gern auf einer paradiesischen Erde leben und meinen Vater wiedersehen. Das ist das Hauptziel meines Lebens. Ich werde mein Bestes tun, um es zu erreichen!“
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