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  • Unsere Kinder — ein Erbe von Jehova
    Der Wachtturm 1979 | 1. August
    • Unsere Kinder — ein Erbe von Jehova

      „GEH mir aus den Augen! Hau ab! Komm nie wieder zurück!“ So schrie ein Vater seinen 16jährigen Sohn an, als er ihn aus dem Haus warf.

      Besonders in den letzten Jahren machen Jugendliche viel von sich reden. Wie ein Artikel in der Zeitschrift Parade berichtete, hat man in den USA bestimmte Ausdrücke für Jugendliche, die von ihrer Familie verstoßen und oft ohne Geld und nur mit dem, was sie auf dem Leibe tragen, vor die Tür gesetzt werden. Man nennt diese jungen Leute „Abfallkinder“, „Ausgestoßene“, „heimatlose Jugendliche“, „Ausquartierte“ und „Hinausgeworfene“. In dem Artikel hieß es weiter: „Einige Eltern, die ihre Kinder hinausgeworfen haben, wollen sie nie wieder sehen und auch nie wieder etwas von ihnen hören.“

      Offenbar haben heute viele Erwachsene für Kinder nichts übrig. Ihr Eltern, hat diese Einstellung auch eure Denkweise beeinflußt? Ganz gleich, ob ihr diese Frage mit Ja oder Nein beantwortet, werdet ihr es vorteilhaft finden, zu betrachten, wie gemäß der Bibel Eltern ihre Kinder behandeln sollten.

      Unter göttlicher Inspiration schrieb der Psalmist über Kinder, die innerhalb einer ehrbaren Ehe geboren werden: „Siehe! Söhne sind ein Erbe von Jehova; die Leibesfrucht ist eine Belohnung“ (Ps. 127:3). Der hier mit „Erbe von Jehova“ übersetzte hebräische Ausdruck bedeutet gemäß dem hebräischen und aramäischen Handwörterbuch von Wilhelm Gesenius (17. Auflage) „Besitz Jahves, d. i. von ihm gewährter, geschenkter“. Wenn man ein wertvolles Geschenk erhält, weiß man das gewöhnlich zu schätzen. Handelt es sich um ein Geschenk, das gepflegt und schonend behandelt werden muß, so tut man dies mit Hingabe.

      Behandelt ihr eure Kinder so, wie man ein Erbe von Jehova, dem Schöpfer, behandeln würde? Die Bibel erklärt: „Nicht die Kinder sollten für ihre Eltern etwas zurücklegen, sondern die Eltern für ihre Kinder“ (2. Kor. 12:14). „Bestimmt hat jemand, der für die Seinigen und besonders für seine Hausgenossen nicht sorgt, den Glauben verleugnet und ist schlimmer als ein Ungläubiger“ (1. Tim. 5:8). Gott will, daß die Eltern für ihre Kinder sowohl in materieller als auch in geistiger Hinsicht etwas „zurücklegen“. Wie kann dies erfolgreich getan werden?

      Da jeder — Eltern wie Kinder — eine eigene Persönlichkeit hat, ist es unmöglich, für die Kindererziehung Regeln aufzustellen, die alle Einzelheiten berücksichtigen und bei jedem Kind in jeder Familie zum Erfolg führen. Laßt uns jedoch bestimmte grundlegende Richtlinien betrachten, die sich schon immer als nützlich erwiesen haben.

      GEDANKENAUSTAUSCH

      Ein Berater in einem Wohnheim für verstoßene Kinder erwähnte einmal, wie das Personal dieser Institution vorgeht, um den Kindern zu helfen: „Wir hören dem jungen Menschen zu. Wir stellen uns auf die Krise ein und finden heraus, wie er denkt.“ Das bezeichnet man als „Gedankenaustausch“, und dieser fängt mit Zuhören an. Auch für eure Familie kann sich Gedankenaustausch als nützlich erweisen.

      Ihr Eltern, findet zwischen euch und euren Kindern regelmäßig richtiger Gedankenaustausch statt? Wir meinen damit weder Geplauder noch eine „erzwungene“ Unterhaltung über das Wetter oder über einen anderen unverbindlichen Gesprächsstoff. Gedankenaustausch ist nur dann wirklich von Nutzen, wenn man „von Herz zu Herz“ spricht. Er muß einer echten Liebe und Zuneigung zwischen Eltern und Kind entspringen. Da ‘der Mund aus der Fülle des Herzens redet’, habt ihr die Möglichkeit, euch auf die emotionellen und geistigen Bedürfnisse eures Kindes einzustellen, wenn ihr auf das achtgebt, was es zu sagen hat (Luk. 6:45).

      Es erfordert viel Geduld und harte Arbeit, bis ein richtiger Gedankenaustausch mit den Kindern zustande kommt. Um in dieser Hinsicht erfolgreich zu sein, müssen Eltern den Rat der Bibel beachten, „nichts aus Streitsucht oder aus Ichsucht“ zu tun. Sie müssen ‘nicht nur ihre eigenen Dinge im persönlichen Interesse im Auge behalten, sondern im persönlichen Interesse auch die der anderen’, besonders die ihrer Kinder (Phil. 2:3, 4). Wegen der ererbten Sünde neigen alle Menschen dazu, mehr an sich selbst als an anderen interessiert zu sein. Eltern müssen gegen diese Neigung ankämpfen und für die Dinge, die ihre Kinder interessant finden, ebenfalls Interesse aufbringen.

      ‘ZUCHT UND ERNSTE ERMAHNUNG’

      Ein wichtiges Merkmal elterlicher Liebe wird in Sprüche 13:24 beschrieben: „Wer seine Rute zurückhält, haßt seinen Sohn, wer ihn aber liebt, der sucht ihn sicherlich heim mit Züchtigung.“ Ein ähnlicher biblischer Grundsatz lautet: „Die Rute und Zurechtweisung sind das, was Weisheit gibt; aber ein Knabe, dem freier Lauf gelassen wird, wird seiner Mutter Schande bereiten“ (Spr. 29:15).

      Mit der hier erwähnten Züchtigung ist nicht einfach eine Bestrafung durch Schläge gemeint, obwohl diese gelegentlich nötig ist. Kinder müssen nicht nur wissen, was sie tun dürfen und was nicht, sondern sie müssen auch wissen, warum etwas richtig oder verkehrt ist. Mit anderen Worten: Damit Kinder wirkungsvoll in Zucht genommen werden, muß man ihnen Rat erteilen, der korrigierend wirkt und den sie als richtig annehmen können.

      Diesem Erfordernis kann man nachkommen, indem man eine weitere Ermahnung der Bibel beachtet, nämlich: „Ihr, Väter, reizt eure Kinder nicht zum Zorn, sondern zieht sie weiterhin auf in der Zucht und in der ernsten Ermahnung Jehovas“ (Eph. 6:4). Kinder müssen die Denkweise des Schöpfers der Menschen kennenlernen; sie müssen wissen, was in Gottes Augen gut und böse ist. Damit Eltern ihre Kinder in dieser „ernsten Ermahnung“ erziehen können, sollten sie gut mit der Bibel vertraut sein.

      In diesem Zusammenhang sind die folgenden Worte aufschlußreich, die Moses an israelitische Eltern richtete: „Es soll sich zeigen, daß diese Worte, die ich dir heute gebiete, auf deinem Herzen sind; und du sollst sie deinem Sohn einschärfen und davon reden, wenn du in deinem Hause sitzt und wenn du auf dem Wege gehst und wenn du dich niederlegst und wenn du aufstehst. Und du sollst sie als ein Zeichen auf deine Hand binden, und sie sollen als Stirnband zwischen deinen Augen dienen; und du sollst sie auf die Türpfosten deines Hauses und an deine Tore schreiben“ (5. Mose 6:6-9). In dem biblischen Kommentar von Keil und Delitzsch (1870) heißt es über diese Verse:

      „Soll aber die Liebe Gottes rechter Art sein, so muß sie mit rechter Beherzigung, steter Erwägung und Betrachtung der göttlichen Gebote verbunden sein ... ,auf deinem Herzen‘ d. h. nicht blos Gedächtnis-, sondern Herzenssache sollen die Gebote sein ... [Vergleiche 5. Mose 11:18.] Man soll sie seinen Kindern einschärfen und von ihnen reden zu Hause und auf dem Wege, wenn man des Abends sich niederlegt und des Morgens aufsteht d. h. allenthalben und zu aller Zeit, sie zum Zeichen auf seine Hand binden und als Binden (Stirnbänder) zwischen den Augen haben. ... diese Worte [sind ein] bildlicher Ausdruck für unablässige Beachtung der göttlichen Gebote.“

      Eure Kinder als ein Erbe von Jehova zu behandeln erfordert, daß ihr regelmäßig Gedankenaustausch mit ihnen pflegt und sie belehrt, indem ihr ihnen immer wieder die Denkweise Gottes, wie sie aus der Heiligen Schrift hervorgeht, vor Augen führt, das heißt „einschärft“. Glaubt ihr Eltern, daß ihr etwas Hilfe braucht, um eure Kinder in dieser ‘Zucht und ernsten Ermahnung’, die sich auf die Bibel stützt, erziehen zu können? Wenn ja, so ermuntern wir euch, die folgenden Artikel zu lesen und über die dort erwähnten biblischen Grundsätze und geschilderten Erfahrungen, die sich wirklich zugetragen haben, nachzudenken.

  • Was Jugendliche von ihren Eltern erwarten dürfen
    Der Wachtturm 1979 | 1. August
    • Was Jugendliche von ihren Eltern erwarten dürfen

      JEDER Erwachsene war einmal ein Jugendlicher. Jeder Vater und jede Mutter eines Jugendlichen waren einmal selbst Jugendliche. Somit sollten Erwachsene für die Probleme und unerfüllten Wünsche der Jugendlichen Verständnis haben. Aber nur allzuoft denken Eltern nicht mehr an die Probleme, die sie als Jugendliche hatten, und versäumen es, mit ihren heranwachsenden Kindern auf verständnisvolle Weise umzugehen. Ein Großvater erzählte einmal:

      „Als ich ein Kind war, kam mir die elterliche Zucht oft zu streng und unfair vor. Ich erinnere mich, wie ich mir damals vornahm, wenn ich erwachsen wäre und Kinder hätte, sie in Liebe zu erziehen, ihnen zuzuhören und vernünftig mit ihnen zu reden.

      Als ich dann diesen Lebensabschnitt erreicht hatte, stellte ich fest, daß es mit großen Schwierigkeiten verbunden war, für eine Familie zu sorgen. Da ich viele Stunden am Tag arbeiten mußte, konnte ich meine Kinder kaum sehen. Waren wir einmal zusammen, so war ich ungeduldig und leicht reizbar.

      Die Jahre, in denen Kinder heranwachsen, vergehen wie im Flug. Jetzt bin ich Großvater, und ich habe eine ganz andere Einstellung als damals, als ich selbst für eine Familie sorgen mußte. Ich nehme mir die Zeit, um mit meinen Enkeln zu spielen und mich mit ihnen zu vergnügen; ich möchte sie oft verteidigen, wenn sie in der Klemme sind, denn ich denke, daß ihre Eltern zu streng sind und mangelndes Verständnis haben. Heute sage ich mir oft: Wenn wir doch als Eltern nur die Geduld und das Verständnis von Großeltern gehabt hätten.“

      Eltern vergessen nicht selten, daß ein Jugendlicher normalerweise als ein Individuum mit individuellen Bedürfnissen behandelt werden möchte. Sie verstehen ihn nicht; die Folge ist, daß Probleme auftreten. Ein Geistlicher, der die Probleme junger Leute studiert hat, berichtet, daß er vielen Jugendlichen folgende Frage stellte: „Was wünschst du dir von deinen Eltern am meisten?“ Fast ausnahmslos lautete die Antwort:

      „VERSTANDEN ZU WERDEN“

      Ein 15jähriges Mädchen, das diesen Wunsch äußerte, bemerkte: „Ich habe gute Eltern, aber ich wünschte, sie würden einsehen, daß ich kein kleines Kind mehr bin. Sie behandeln mich, als wäre ich in der 3. Klasse. Wenn sie mich nur verstehen und mir vertrauen könnten.“ Sie wollte, daß man ihr aufgrund ihres Alters weniger Vorschriften machte.

      Für einen heranwachsenden Jugendlichen ist es normal, wenn er ein größeres Maß an Freiheit haben möchte — eine Tatsache, die viele Eltern nicht wahrhaben wollen. Von Geburt an war ihr Kind auf sie angewiesen und von ihnen abhängig, und das hat ihnen Freude bereitet. Nun haben ihre heranwachsenden Kinder die Zeit völliger Abhängigkeit hinter sich und streben nach größerer Selbständigkeit. Dieses veränderte Verhalten ist nicht schlecht. Einige Jugendliche beginnen schon relativ früh, wie Erwachsene zu denken und zu handeln. Ein biblisches Beispiel hierfür ist König Josia. „Während er noch ein [ungefähr 15jähriger] Knabe war, fing er an, den Gott Davids ... zu suchen.“ Im Alter von etwa 25 Jahren ging er entschieden gegen die falsche Anbetung vor, die sein Vater gefördert hatte. Der junge Josia besaß die Freiheit, das zu tun, was er wollte. Wirkte sich etwa sein Alter negativ auf seine Einstellung und seine Handlungsweise aus? Nein (2. Chron. 34:1-8). Auch der junge David hatte gute Beweggründe, als er sich danach erkundigte, was mit dem Manne geschehen würde, der gegen Goliath kämpfen wollte. Er wurde jedoch von seinem ältesten Bruder mißverstanden (1. Sam. 17:26-28).

      Da aber ein Jugendlicher noch nicht erwachsen ist, sind auch nicht alle seine Wünsche ausgewogen. Er braucht Zeit zum Spielen. Er möchte, daß seine Eltern verstehen, daß er selbst dann noch Lust verspürt, etwas zu tun, wenn sie sich bereits ausruhen wollen. Jugendliche brauchen Gesellschaft. Wenn Eltern nicht für die rechte Gesellschaft sorgen, werden sich die jungen Leute ihre eigene suchen, und es kann passieren, daß die Gesellschaft, die sie sich dann wählen, nicht die Billigung ihrer Eltern findet.

      Die meisten Jugendlichen lieben Parties. Eltern, die wissen, was auf einigen Parties vorgefallen ist, wollen vielleicht nicht, daß ihre Söhne und Töchter an derartigen Geselligkeiten teilnehmen. Wenn die Eltern ihnen aber grundsätzlich verbieten, zu Parties zu gehen, würde es die Jugendlichen entmutigen und deprimieren (Kol. 3:21). Arrangieren die Eltern ein geselliges Beisammensein, dann haben sie auch das Recht, die Gästeliste zu überprüfen und aufzupassen, was alles geschieht; dadurch können viele Probleme vermieden werden. Wenn die Jugendlichen an der Planung beteiligt sind, wird es um so eher ein Erfolg werden.

      Wenn ein junger Mensch einen Fehler macht und in Schwierigkeiten gerät, ist es ganz besonders wichtig, daß man ihm Verständnis entgegenbringt. Eltern tun gut daran, an ihre eigene Jugend zu denken und sich an die Fehler zu erinnern, die sie aufgrund ihrer jugendlichen Unerfahrenheit begingen. Dann werden sie auch leichter der Versuchung widerstehen können, zu heftig zu reagieren oder überkritisch zu sein. Eltern, die möchten, daß ihr Sohn oder ihre Tochter zu ihnen kommt, wenn er oder sie in Schwierigkeiten geraten ist, müssen sich vorher durch die Art und Weise, wie sie auf kleinere Verfehlungen reagierten, das Vertrauen ihres Kindes erworben haben.

      Wurde der Fehler aus Gedankenlosigkeit begangen, so sollten die Eltern mit großer Freundlichkeit und Rücksichtnahme reagieren. Sie sollten sich alle Mühe geben, zu erklären, worin der Fehler bestand und wie man es vermeiden kann, ihn zu wiederholen. Sie sollten aber dem Jugendlichen nicht vorhalten, er sei schlecht.

      Doch was sollten Eltern tun, wenn ihre heranwachsenden Kinder in der Schule etwas verbrochen haben und deshalb dafür bestraft werden oder wenn sie Scherereien mit der Polizei haben oder wenn sie in Drogendelikte verwickelt sind oder unmoralisch gehandelt haben? Vielleicht hoffen die Eltern, daß sie dies durch ihre Erziehung verhindern können. Doch angenommen, es geschieht dennoch, was dann? Wenn der Jugendliche je Hilfe und geschickte Anleitung braucht, dann jetzt.

      Derartige Probleme bringen die Eltern in eine sehr heikle Lage. Sie sagen gewöhnlich: „Was haben wir denn falsch gemacht?“ Oft drohen sie ihrem ungeratenen Sprößling oder verurteilen ihn; doch das wird ihn verbittern und ihn in seiner Handlungsweise noch bestärken. Jehova zeigte Verständnis und war bereit zu vergeben, als sein Volk davon abwich, das Rechte zu tun. Obwohl die Israeliten schwer gesündigt hatten, ergriff er die Initiative, indem er zu ihnen redete und ihnen seine Hilfe anbot. „Kommt nun, und laßt uns die Dinge zwischen uns richtigstellen“, sprach Jehova. „Wenn sich eure Sünden auch wie Scharlach erweisen sollten, werden sie so weiß werden wie Schnee“ (Jes. 1:18).

      Die Zukunft des jungen Menschen wird davon abhängen, wie er in dieser kritischen Zeit behandelt wird. Eltern, macht es ihm nicht durch eure Worte oder Taten schwer, zu euch zurückzukehren, so wie der „verlorene Sohn“ zu seinem Vater zurückkehrte. Ihr solltet eure Kinder niemals aufgeben, solange ihr die elterliche Gewalt über sie habt. Seid geduldig und barmherzig. Ahmt Jehova nach, der diese Eigenschaften bekundet (Jak. 2:13; 2. Petr. 3:9, 15; Luk. 15:11-24).

      ALS INDIVIDUUM BEHANDELT ZU WERDEN

      Jugendliche wollen vor allem, daß man sie als Individuum behandelt. Charles R. Foster sagt in seinem Buch Psychology for Life Today:

      „Bekanntlich möchte ein Mensch mehr als nur essen und schlafen. Er möchte als Person anerkannt werden, und er möchte das Gefühl haben, daß er erfolgreich ist.“

      „Bestimmt fühlt sich jeder wohler und leistet bessere Arbeit, wenn er erfolgreich sein und glauben kann, daß sein eigener Platz in der Welt wichtig ist. Die meisten Erforscher des Sozialverhaltens sind der Ansicht, daß jeder Mensch über ungenutzte Fähigkeiten verfügt — daß es für jeden irgendeine Sache gibt, die er gut ausführen kann, vorausgesetzt, man könnte herausfinden, was es ist.“

      Jeder Jugendliche will, daß er als jemand betrachtet wird, der sich von allen anderen Personen unterscheidet. Eltern wissen, daß keine zwei Kinder gleich sind. Was bei einem Kind die richtige Schulung und Zucht sein mag, braucht bei einem anderen noch längst nicht wirkungsvoll zu sein. Dies ist ganz besonders der Fall, wenn Kinder herangewachsen sind.

      Deshalb ist es nicht gut, ein Kind mit einem anderen zu vergleichen. Wenn man jemandes Leistung mit der besseren Leistung eines anderen vergleicht, ermutigt man ihn nicht, sondern verärgert ihn. (Vergleiche 2. Korinther 10:12.) Der Jugendliche möchte als das, was er ist, und um seiner eigenen Fähigkeiten willen akzeptiert werden. Er wünscht, von seinen Eltern um seiner selbst willen geliebt zu werden, und möchte freundlich behandelt werden. Andererseits will er auch nicht, daß man ihn verhätschelt oder immer wie ein kleines Kind behandelt.

      KONSEQUENTE RICHTLINIEN

      Junge Leute brauchen auch zuverlässige, konsequente Richtlinien und Anweisungen. Zu diesem Thema äußerte sich vor kurzem Konteradmiral James F. Calvert, Leiter der US-Marineakademie und Vater von drei Kindern. Nachdem er auf das Versäumnis der Eltern hingewiesen hatte, ihren Kindern „Pflichtgefühl und Familiensinn“ einzuimpfen, bemerkte er weiter: „Ohne Erziehung kann es den nötigen Respekt nicht geben.“ Calvert verglich die menschliche Erziehung mit einer Eierschale. „Wenn sie unversehrt ist“, sagte er, „ist sie ein fester und ansehnlicher Gegenstand. Bekommt sie erst einmal Risse oder springt auf, bricht sie bald ganz auseinander.

      Die jungen Leute schreien nicht gerade nach Erziehung, brauchen sie aber dringend. Strenge elterliche Autorität läßt in Kindern ein Gefühl der Sicherheit entstehen.“

      Der Jugendliche braucht die Sicherheit einer konsequenten Erziehung. Er wird vielleicht nicht gleich die Notwendigkeit gewisser Einschränkungen und Regeln einsehen, aber er wird es bestimmt sehr begrüßen, wenn seine Eltern beim Aufstellen von Regeln konsequent sind. Er möchte wissen, was er tun darf und was nicht. Er wäre frustriert, wenn die Eltern einfach aus irgendeiner Laune heraus die Regeln jeden Tag ändern würden. Jesus sagte: „Euer Wort Ja bedeute einfach ja, euer Nein nein“ (Matth. 5:37).

      Man kann Regeln und Einschränkungen mit Grenzen vergleichen. Der Jugendliche wünscht sich Grenzen, die deutlich festgelegt und gekennzeichnet sind; dann möchte er innerhalb dieser Grenzen Vertrauen genießen und Freiheit haben. Ein Vater verglich einmal diese Tatsache mit der Erfahrung, die seine Familie machte, als sie ein Haus mieteten:

      „Das Haus stand in einem Waldgebiet. Gleich zu Anfang erkundigten wir uns nach der Lage der Grenzen. Wir wollten auch wissen, was wir mit dem Grundstück tun durften. Wir mußten das wissen, damit wir in aller Ruhe dort wohnen konnten. Man kann sich vorstellen, wie unangenehm und enttäuschend es für uns gewesen wäre, wenn der Eigentümer des Hauses vielleicht jede Woche die Einschränkungen geändert hätte. Der gleiche Grundsatz trifft auf Einschränkungen zu, die Jugendlichen auferlegt werden. Die Regeln sollten vernünftig und konsequent sein. Und dann sollte man ihnen innerhalb dieser Grenzen Vertrauen schenken und Freiheit geben.“

      Es ist nicht nötig, daß die Regeln übermäßig streng sind. Ein besonderes Ereignis oder eine besondere Gelegenheit mag Grund genug sein, einem Problem Aufmerksamkeit zu schenken.

      HILFE, UM SICH DIE RICHTIGEN ZIELE IM LEBEN ZU SETZEN

      Zu der Anleitung, die Jugendliche brauchen, gehört, daß man ihnen hilft, sich die richtigen Ziele in ihrem Leben zu setzen, wenn es darum geht, einen Beruf zu wählen und die erforderliche Ausbildung zu erhalten. Jeder sollte das Gefühl haben können, daß er selbst und das, was er tut, wichtig ist. Er sollte Selbstachtung haben können sowie das Gefühl, ein wertvoller Mensch zu sein.

      Eltern sollten Interesse an ihren heranwachsenden Kindern zeigen, indem sie ihnen helfen, den passenden Beruf zu finden. Dabei sollte berücksichtigt werden, welche „Gaben“, Talente oder Vorlieben die Kinder haben. (Vergleiche Römer 12:6.) Man sollte ihnen helfen, daß sie sich Ziele setzen, die sie auch erreichen können. Nicht jeder kann in eine führende Position gelangen. Man kann tatsächlich Ziele erreichen, indem man sich jeweils höhere Ziele steckt, nachdem man ein weniger hohes Ziel verwirklicht hat.

      Die Eltern haben die schwere Verantwortung, dafür zu sorgen, daß der junge Mensch die Ausbildung erhält, die ihn darauf vorbereitet, die Probleme zu lösen, denen er als Erwachsener gegenüberstehen wird. Jugendliche sollten geschult werden, und sie sollten sich in einem Beruf Fähigkeiten erwerben, damit sie für sich selbst sorgen können (1. Tim. 5:8; Spr. 31:10, 19, 20). Sogar Jesus, der der Christus werden sollte, lernte bei seinem Stiefvater Joseph einen Beruf, so daß er später als „des Zimmermanns Sohn“ und als „der Zimmermann“ bekannt wurde (Matth. 13:55; Mark. 6:3). Der Apostel Paulus arbeitete in seinem Beruf als Zeltmacher, um für sich selbst und für die, die bei ihm waren, zu sorgen (Apg. 18:1-4; 20:33, 34).

      Um den Problemen gewachsen zu sein, die im späteren Leben auf sie zukommen, und um die

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