Wachtturm ONLINE-BIBLIOTHEK
Wachtturm
ONLINE-BIBLIOTHEK
Deutsch
  • BIBEL
  • PUBLIKATIONEN
  • ZUSAMMENKÜNFTE
  • Was stimmt bei Marty nicht?
    Erwachet! 1983 | 8. August
    • Was stimmt bei Marty nicht?

      DER zweijährige Marty war wie ein aufgezogenes Uhrwerk — er konnte nicht stillsitzen. Er ging nicht vor Mitternacht ins Bett, stand aber früh am Morgen auf — wieder voller Energie. Er stellte nicht nur vieles an, was er lieber hätte bleiben lassen sollen, sondern schien auch alles kaputtzumachen. Seine Koordination war so schlecht, daß er immer über seine eigenen Füße fiel und überall anstieß. „Ihr Junge wird schon über diese Zeit hinwegkommen“, sagten andere zu seiner Mutter.

      Aber daraus wurde nichts. Mit fünf Jahren hatte Marty, verglichen mit anderen Fünfjährigen, erhebliche Schwierigkeiten, sich auszudrücken. Ihm fiel es schwer, Gedanken zu formulieren. Als er sechs Jahre alt wurde, konnte er (trotz des Besuchs der Vorschule) noch nicht die Buchstaben des Alphabets schreiben und keine Farben bestimmen. Nachdem er in die Schule gekommen war, hatte er immer mehr Probleme. Er konnte nicht stillsitzen. Offensichtlich konnte er sich auf keine Gruppenarbeit konzentrieren, selbst nicht für einen Moment. Dennoch beschrieb ihn die Lehrerin als einen feinfühligen Jungen, der sich bemühte, das Rechte zu tun.

      Marty ließ sich auch sehr leicht ablenken. Wenn er sich die Hände waschen wollte, konnte er nicht einmal von der Küche zum Badezimmer laufen, ohne auf dem Weg eine Unzahl anderer Dinge zu tun. War er endlich dort angelangt, dann hatte er inzwischen vergessen, was er eigentlich wollte.

      Hinzu kamen seine Temperamentsausbrüche — unkontrollierte und oft erschreckende Wutanfälle, wildes Schreien und Aufstampfen. Sooft Marty von seinen Eltern gebeten wurde, etwas zu tun, war die Reaktion dieselbe — er hörte nicht. Selbst die häufigen Prügel schienen nicht zu helfen. Martys Mutter war mit ihrer Weisheit am Ende.

      Ein schlechter Junge? Nein. Geistig zurückgeblieben? Nein. Aber doch zumindest unterdurchschnittlich intelligent? Nein, er hat normale Intelligenz. Worin besteht dann sein Problem? Marty leidet in Wirklichkeit an Lernbehinderung.

  • Hat dein Kind Lernschwierigkeiten?
    Erwachet! 1983 | 8. August
    • Hat dein Kind Lernschwierigkeiten?

      Hunderttausende von Kindern werden als lernbehindert eingestuft. Wird diese Bezeichnung auf viele Kinder zu Unrecht angewandt? Wie kannst du wissen, ob dein Kind lernbehindert ist?

      IM VERGANGENEN Jahrzehnt ist der Ausdruck Lernbehinderung populär geworden. Er beschreibt eine Vielzahl von Zuständen, die es Kindern mit normaler Intelligenz erschweren, eine oder mehrere der Fertigkeiten zu erwerben, die zum Lernen unerläßlich sind. Solche Kinder haben ein normales Seh- und Hörvermögen und sind offensichtlich nicht körperbehindert. Dennoch besteht eine Kluft zwischen ihrem Potential und ihrer Leistung.

      Die Ursache? Unglücklicherweise sind sich die Forscher unschlüssig. Aber einige Untersuchungsergebnisse weisen auf eine Fehlfunktion des Gehirns — auf dem einen oder anderen Gebiet — hin, die folgende Ursachen haben kann: ein Trauma vor, während oder nach der Geburt; Frühgeburt; Krankheit der Mutter während der Schwangerschaft; langanhaltende Wehen oder schwere Geburt. Folglich ist eine Lernbehinderung oft mit geringfügigen Fehlfunktionen des Gehirns verbunden. Das kann eine mangelnde Auffassungsgabe einschließen, das heißt, das Kind hat Schwierigkeiten, die Informationen, die es durch seine Sinne aufnimmt, auszuwerten. Es gibt auch Anzeichen dafür, daß das Problem erblich sein kann, da Jungen viel häufiger davon betroffen sind als Mädchen.

      Anzeichen und Symptome

      Was auch immer die Ursache ist, ein lernbehindertes Kind hat ein echtes Problem. Es kann auf unterschiedlichste Weise zum Ausdruck kommen. Natürlich gibt es nicht nur ein einziges Verhaltensmuster für lernbehinderte Kinder. Keine zwei Kinder lernen oder verhalten sich völlig gleich. Nachfolgend sind einige Symptome aufgeführt, die von schwach bis schwerwiegend reichen können.

      ● Probleme mit der visuellen Wahrnehmung: „Ich kann auf der Tafel nichts erkennen“, sagt das Kind. Doch ein Sehtest offenbart, daß es normalsichtig ist. Sucht es also nur nach einer Ausrede für schlechte Leistungen? Nun, wenn es lernbehindert ist, mag es wirklich Probleme mit der visuellen Wahrnehmung haben. Das bedeutet, daß es Schwierigkeiten hat, das auszuwerten, was es sieht. Mit den Augen sehen wir zwar, aber verstehen können wir nur mit dem Gehirn.

      Daher kann ihm das Lesen und Schreiben Schwierigkeiten bereiten. Beim Lesen läßt es vielleicht Wörter aus. Wörter, die mit demselben Laut beginnen, verwechselt es miteinander („Schaf“ mit „Schal“). Oder es vertauscht beim Lesen Buchstaben („Forst“ mit „Frost“). Beim Schreiben dreht es vielleicht Buchstaben um („b“ statt „d“) oder ganze Wörter („Not“ statt „Ton“)

      ● Probleme mit der akustischen Wahrnehmung: „Ich habe dich nicht gehört“, erwidert dein Junge, wenn du ihn fragst, warum er das nicht getan hat, was du ihm gesagt hast. Doch Hörtests zeigen, daß er normal hören kann. Hat er dich wirklich nicht gehört? Oder ist er schwierig, willentlich ungehorsam?

      Wenn er Probleme mit der akustischen Wahrnehmung hat, ist er in einem gewissen Sinne — innerlich — taub. Womöglich hört er die Äußerungen anderer nur in verstümmelter Form. Die „Funkstörungen“, die er wahrnimmt, verwirren ihn und können ihn zu aggressiven Reaktionen veranlassen. Wenn ihm mehrere Anweisungen gegeben werden, hört er vielleicht nur eine. Aber bei anderen Gelegenheiten hört er alle und nimmt sie mit dem Gehirn wahr. Es scheint reine Glückssache zu sein.

      ● Sprachprobleme: Durch das, was wir hören, lernen wir, uns auszudrücken. Aber ein Kind, das Probleme mit der akustischen Wahrnehmung hat, hat wahrscheinlich noch nie etwas vollständig oder normal gehört. Demzufolge kann es seine eigenen Gedanken nicht gut ausdrücken. Wörter und Gedanken scheinen manchmal verdreht zu sein. „Mutti, das Auto fährt rückwärts“, mag das Kind sagen. In Wirklichkeit aber fährt das Auto vorwärts.

      ● Schwierigkeiten, sich Gesehenes und Gehörtes einzuprägen: Gedächtnisstörungen sind oft bei Kindern zu beobachten, die Probleme mit der visuellen oder der akustischen Wahrnehmung haben. Daher sind sie möglicherweise nicht in der Lage, sich an das zu erinnern, was ihnen mündlich mitgeteilt wurde, oder an die Reihenfolge, in der sie Verschiedenes erledigen sollten. Wenn das visuelle Gedächtnis schwach ist, werden sie Schwierigkeiten haben, sich zu merken, was sie gelesen haben und wo sie ihre Sachen hingelegt haben.

      ● Verloren in Zeit und Raum: Manche lernbehinderte Kinder haben kein Raumgefühl, also keine Vorstellung von oben/unten, links/rechts, darunter/darüber oder innen/außen. Wie können sie verstehen, daß das Regal oben ist, wenn sie sich nicht sicher sind, ob ihre Füße unten sind? Oder wenn du sie bittest, das Papier in die Schachtel zu legen, legen sie es unter die Schachtel.

      Sie neigen zu einer mangelhaften Einschätzung ihres eigenen Körpers; sie können nicht abschätzen, wieviel Raum er einnimmt. So kommt es, daß sie sich häufig verschätzen. Kein Wunder, daß sie sich linkisch und unbeholfen benehmen — weitaus öfter als andere Kinder im gleichen Alter.

      Gewöhnlich ist auch das Zeitgefühl beeinträchtigt. Meistens bringen sie gestern, heute und morgen durcheinander. Man fragt sich, ob sie jemals die Reihenfolge der Wochentage oder der Monate lernen werden.

      ● Schlechte Koordination: Einem lernbehinderten Kind kann es auch an Fingerfertigkeit mangeln. Vielleicht fällt ihm das Schneiden, Malen und Zeichnen besonders schwer. Es kann sich nicht die Schuhe zubinden, sich nicht anziehen oder das Essen kleinschneiden, obwohl andere Kinder das bereits viel früher beherrschen. Sportliche Betätigungen fallen ihm schwer — es kann zum Beispiel den Schläger und den Federball nicht miteinander koordinieren.

      ● Steif und unbeweglich: Lernbehinderte Kinder neigen dazu, steif und unbeweglich zu werden. Sie tun, was sie wollen und wann sie es wollen, ganz gleich, was in der Umgebung vor sich geht. Sie sehen nicht die ganze Sache, sondern nur die Details und verlieren den Überblick. Sobald der normale Ablauf gestört ist, werden sie äußerst ängstlich.

      „Läßt sich denn mit diesem Kind nichts machen?“

      Sind Temperamentsausbrüche und Frustrationen bei einem solchen Kind ein Wunder? Schließlich „hört“ und „sieht“ es nur Bruchstücke von Informationen. Vielleicht fehlt ihm das Koordinationsvermögen, und es wird von seinen Klassenkameraden als dumm bezeichnet. Am schlimmsten ist, wenn seinen Eltern oder seinen Lehrern das Verständnis fehlt.

      Zugegeben, es ist nicht leicht, mit einem Kind zu leben, dessen Wahrnehmungsvermögen und Zeitgefühl derart gestört ist. Solche Eltern mögen mehr Sorgen und Frustrationen haben als andere. Leider ruft ihr Los oft Kritiker auf den Plan. „Läßt sich denn mit diesem Kind nichts machen?“ mögen kritische Beobachter fragen.

      Die Eltern merken zwar, daß mit dem Kind etwas nicht stimmt, aber sie können nicht herausfinden, was. Doch die Früherkennung ist wichtig. Wenn das Kind nicht behandelt wird, kann aus ihm eine in sich gekehrte und isolierte Person werden, die nie ihr volles Potential erreicht.

      „Herr Doktor, unser Kind hat all diese Symptome!“

      So mögen besorgte Eltern reagieren, nachdem sie einen Artikel über Lernbehinderung gelesen haben. Buchstäblich Hunderttausende von Kindern werden als „lernbehindert“ eingestuft. Einige sind es auch wirklich. Aber könnte es sein, daß die Bezeichnung voreilig auf zu viele angewandt wird?

      „Viele Kinder werden als lernbehindert bezeichnet, ohne daß sie es in irgendeiner Weise sind“, sagte der Psychiater Thomas P. Millar. Warum die unzutreffende Bezeichnung? Einer der Gründe seien „unfehlbare Eltern“, erklärte er. Die besorgten Eltern sagen: „Der Grund, warum unser Kind nicht gut lernt, besteht nicht darin, daß wir unzulängliche Eltern sind. Nein, es liegt daran, daß es lernbehindert ist.“ Ist es das wirklich? Oder könnte es eine „Elternbehinderung“ sein?

      Oder vielleicht eine „Lehrbehinderung“? Dr. Barbara Bateman, eine anerkannte Autorität auf dem Gebiet der Lernbehinderung, sagte: „Lernbehinderung ist zu einer unglaublich erfolgreichen Ausrede für das Versagen der öffentlichen Schulen geworden, die die Kinder, die wirklich guten Unterricht brauchen, unzureichend unterweisen.“

      Ein Ausdruck, der gewöhnlich mit Lernbehinderung in Verbindung gebracht wird, ist Hyperkinese.a Was versteht man darunter? Gemäß einem von der Academy of Orthomolecular Psychiatry veröffentlichten Bericht ist es „eine körperliche Aktivität, die überreizt erscheint — als ob ein ,innerer Tornado‘ wüte —, so daß die Aktivität des Kindes im Unterschied zu anderen Kindern außerhalb seiner Kontrolle liegt“. Die Symptome? Aufmerksamkeit von nur kurzer Dauer, leichte Ablenkbarkeit, impulsives Umherlaufen von einer Stelle zur anderen, Schwierigkeiten, sich auf eine einzige Sache zu konzentrieren, unfähig stillzusitzen.

      „Das könnte unser Kind sein“, mögen Eltern sagen. Aber bilde dir kein voreiliges Urteil über dein Kind. Die Tatsache, daß es rastlos, energiegeladen oder zappelig ist, muß kein Beweis für Hyperkinese sein. Es kann auch eine andere Ursache geben — Allergie gegen ein bestimmtes Nahrungsmittel, Schlafmangel oder ein Hör- oder Sehproblem.

      Natürlich kommt Lernbehinderung nur allzu häufig in Verbindung mit Hyperkinese vor, obwohl die Zahlen übertrieben sein mögen. Was solltest du tun, wenn du vermutest, dein Kind sei lernbehindert? Suche fachlichen Rat. Ein Kind sollte nicht als „lernbehindert“ bezeichnet werden, solange es nicht sorgfältig untersucht worden ist.

      Führe ein offenes Gespräch mit dem Lehrer deines Kindes. Schrecke nicht davor zurück, Fragen zu stellen. Vergewissere dich, ob eine Lernbehinderung keine „Lehrbehinderung“ ist. Stelle fest, was es ist und was dagegen getan werden kann. Manchmal ist es schon eine Hilfe, ein Problem zu verstehen. Was ist indes zu tun, wenn die Diagnose bereits gestellt worden ist?

      [Fußnote]

      a Es muß eingeräumt werden, daß ein hoher Prozentsatz der lernbehinderten Kinder hyperkinetisch ist; aber nicht alle hyperkinetischen Kinder haben Lernschwierigkeiten.

      [Bild auf Seite 6]

      Frustriert — Warum?

  • Eltern — Was könnt ihr tun?
    Erwachet! 1983 | 8. August
    • Eltern — Was könnt ihr tun?

      „NICHTS hilft!“ „Er begreift es einfach nicht!“ Das mögen frustrierte Eltern sagen. Wie kannst du erreichen, daß dein lernbehindertes Kind versteht, was du möchtest? Was kannst du gegen Hyperkinese tun, sofern das sein Problem ist?

      Ein Kind mit Lernschwierigkeiten braucht, was alle anderen Kinder brauchen — es muß von seinen Eltern geliebt, verstanden und akzeptiert werden. Aber es mag zusätzliche Zeit und Aufmerksamkeit benötigen. Vielleicht spürt es, daß mit ihm „etwas nicht in Ordnung“ ist. Daher muß ihm immer wieder versichert werden, daß es intelligent und nicht geistig behindert ist. Es braucht einfach mehr Zeit zum Lernen als andere.

      Vielerorts gibt es besondere Unterrichtsprogramme. Um ein Kind zu unterrichten, das nicht auf normale Weise lernen kann, ist besondere Lehrfähigkeit erforderlich. Eltern sind da in einer schwierigen Lage; die Gefühle stehen im Weg. In manchen Gegenden gibt es Organisationen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, den Eltern solcher Kinder zu helfen.

      Darüber hinaus kannst du als Vater oder Mutter viel tun, um die häusliche Situation zu verbessern. In dem Maße, wie du eine häusliche Atmosphäre schaffst, die durch Ordnung, Liebe und unerschütterliches Eintreten für das Rechte gekennzeichnet ist, wird sich dein Kind sicher und glücklich fühlen. Behalte gleichzeitig im Sinn, daß das Benehmen deines Kindes wahrscheinlich eine direkte Folge seiner Lernbehinderung ist; es handelt vielleicht aus seiner Frustration heraus. Im folgenden werden einige Vorschläge unterbreitet, die dir helfen, dein lernbehindertes Kind zu lenken, was aber nicht bedeutet, daß es dadurch geheilt wird.

      Hat das Kind Schwierigkeiten mit der akustischen Wahrnehmung, dann vergewissere dich zuerst, ob du seine Aufmerksamkeit hast, wenn du ihm etwas sagst. Sprich langsam, und gib nicht zu viele Anweisungen auf einmal. Bitte es, zu wiederholen, was du gesagt hast. Bedenke, daß es dich nicht immer „hört“. Solche Kinder mißverstehen häufig bestimmte Laute: „Ach, ich dachte, du hättest leben gesagt“, aber in Wirklichkeit lautete das Wort „geben“. Du kannst auch versuchen, Anweisungen auf Zetteln zu notieren, die du dem Kind in die Tasche steckst. Vielleicht muß es dann mit einer „Tasche voller Anweisungen“ umherlaufen, aber zumindest wird es nicht vergessen, was es zu tun hat.

      Ein lernbehindertes Kind, das obendrein noch hyperkinetisch ist, zu züchtigen ist keineswegs leicht. Martys Mutter erinnerte sich: „Ich dachte, Marty könnte nicht Recht von Unrecht unterscheiden. Daher begann ich, sein Benehmen zu entschuldigen. Aber nach einem Jahr hatte ich schlimmere Probleme mit ihm als zuvor, und er respektierte mich nicht mehr.“

      Gib also nicht auf! In Sprüche 29:15 wird die weise Empfehlung gegeben: „Die Rute und Zurechtweisung sind das, was Weisheit gibt; aber ein Knabe, dem freier Lauf gelassen wird, wird seiner Mutter Schande bereiten.“ Doch wie kannst du erreichen, daß ein solches Kind auf dich hört?

      „Was das Benehmen anbelangt, bemühe ich mich, meine Tochter so gut kennenzulernen, daß ich zwischen Kann-nicht- und Will-nicht-Reaktionen unterscheiden kann“, sagte Sandra, deren Tochter lernbehindert ist. „Dann weiß ich, ob ich bei der Lösung eines Problems mit Verständnis oder mit Entschiedenheit vorgehen muß.“

      Ein solches Vorgehen wird deinem Kind zeigen, daß du fair bist und mit Entschiedenheit für das Rechte eintrittst. Das kann äußerst viel dazu beitragen, sein Herz zu erreichen.

      Wie steht es mit Strafen? Eine langfristige Strafe, wie zum Beispiel einen Monat Fernsehverbot, ist gewöhnlich unwirksam. Warum? Weil das Kind bereits in der Mitte des Monats nicht mehr weiß, wofür es bestraft worden ist. Wirksamer wäre die Warnung, daß die Fahrt zum Zoo (oder etwas Ähnliches, wonach es sich sehnt) ausfällt, wenn es sich weiterhin schlecht benimmt. Natürlich muß es wissen, daß du es ernst meinst. Du mußt konsequent sein. „Euer Wort Ja bedeute einfach ja, euer Nein nein“, empfiehlt die Bibel (Matthäus 5:37). Bringt das wirklich den gewünschten Erfolg?

      Martys Mutter berichtete: „Immer, wenn er sich schlecht benahm, mußte er vier Minuten in einer bestimmten Ecke sitzen. Befolgte er Anweisungen nicht nach einer angemessenen Zeit, riß er anderen Kindern das Spielzeug weg oder hatte er einen Wutanfall, dann mußte er in diese Ecke gehen. Das war äußerst wirksam.“

      Sehr wichtig ist außerdem ein geregelter Tagesablauf. Dadurch wird solchen Kindern der nötige Halt vermittelt und einem Durcheinander entgegengewirkt. Alles zu geregelten Zeiten zu tun — Mahlzeiten, Hausaufgaben, Aufstehen und Zubettgehen — wird ihnen helfen, gute Gewohnheiten zu entwickeln. Hast du einmal einen Zeitplan aufgestellt, dann bemühe dich, ihn einzuhalten.

      Nun noch ein Wort zum emotionalen Wohlbefinden deines Kindes. Wie bereits im vorangegangenen Artikel erwähnt, ist das lernbehinderte Kind oft mehr Frustrationen und Enttäuschungen ausgesetzt als andere Kinder. Was kannst du dagegen tun? Kinder lernen viel durch Vorbilder. Wenn dein Kind also sieht, daß du über deine eigenen Fehler lachen kannst, hilft ihm dies, auch über seine zu lachen. Eine weitere Erleichterung ist es, wenn du dein Kind so weit bringst, daß es sich über seine Gefühle äußert. Wenn du es an deinen Gefühlen teilhaben läßt, wird es ihm leichter fallen, dich an seinen Gefühlen teilhaben zu lassen.

      Wie kann man Hyperkinese in Schranken halten?

      Obwohl nicht alle lernbehinderten Kinder hyperkinetisch sind, ist das bei einem hohen Prozentsatz der Fall. Dadurch wird natürlich eine bereits schwierige Situation noch mehr erschwert. Ähnlich wie die Lernbehinderung reicht die Hyperkinese von leichten bis schweren Graden. Rastlosigkeit kann zeitweise durch Abwechslung in Schranken gehalten werden, indem man sich einfach einer anderen Betätigung zuwendet. Aber was kann man noch dagegen tun?

      Gebrauch von Medikamenten: In einigen Fällen werden Amphetamine (Aufputschmittel) verschrieben. Aufputschmittel? Ja. Paradoxerweise haben sie auf hyperkinetische Kinder im allgemeinen eine beruhigende Wirkung, indem sie die Aktivität auf ein normales Maß verringern und die Konzentration steigern. Solltest du diese Behandlungsform erwägen, dann empfiehlt es sich, die möglichen Nebenwirkungen zu berücksichtigen: Nervosität, Schlaflosigkeit, Überempfindlichkeit, Benommenheit, Herzklopfen, Appetitlosigkeit und Wachstumsstörungen. Manche Experten empfehlen, solche Medikamente nur sehr gewissenhaft unter ärztlicher Aufsicht anzuwenden. Andere sind aber noch vorsichtiger, indem sie andeuten, daß bis jetzt nicht genügend bekannt sei über die Sicherheit und die Wirksamkeit einer langfristigen Anwendung von Aufputschmitteln bei Hyperkinese. Du mußt also selbst entscheiden.

      Meide Lebensmittelzusätze: Im Jahre 1973 erklärte Dr. Ben Feingold, Spezialist für Allergien bei Kindern am Kaiser-Permanente Medical Center in San Francisco, daß eine von künstlichen Lebensmittelzusätzen und Farbstoffen freie Ernährung bei mindestens 50 Prozent der hyperkinetischen Kinder das Verhalten erheblich verbessern könne. Man glaubte, diese Kinder hätten allergische Reaktionen auf Lebensmittelzusätze und Farbstoffe, was sich auf das Benehmen ungünstig auswirkte.

      Aber seit 1973 besteht eine Kontroverse darüber, und unter den Experten geht es hin und her. Dr. Stanford Miller von der amerikanischen Nahrungs- und Arzneimittelbehörde faßte die Kontroverse wie folgt zusammen: „Studien deuten an, daß zwischen dem Verhalten mancher Gruppen von Kindern und Nahrungsmittelbestandteilen eine gewisse Beziehung besteht, aber gestützt auf die Beweise, die wir haben, muß ich annehmen, daß sich der Ausschuß noch nicht schlüssig ist.“

      Vitaminstöße: Die Therapie mit Vitaminstößen wurde schon bei einigen hyperkinetischen Kindern angewandt. Dazu gehören große Dosen von Vitaminen, die Vermeidung von Zucker und die gewissenhafte Einhaltung der richtigen Ernährung. In einigen Fällen war ein bedeutender Rückgang der Hyperkinese die Folge.

      Aber auch hierin sind sich die Experten nicht alle einig. Manche behaupten, es gebe keine Wirkung der Vitaminstöße auf die Lernbehinderung oder die Hyperkinese, und warnen davor, daß durch die Nebenwirkungen hoher Vitamindosen gesundheitliche Schäden hervorgerufen werden können. Wie erklären sie dann die Besserung bei Kindern, die mit Vitaminstößen behandelt worden sind? Sie sagen, der Grund sei die vermehrte Aufmerksamkeit der Familie gegenüber den Problemen des Kindes und die Entschlossenheit, ihm zu helfen.

      Die Befürworter der Vitaminstöße dagegen führen ins Feld, die zuweilen auftretenden Nebenwirkungen würden von der Dosis abhängen und bei deren Verringerung zurückgehen.

      Im Fall der obenerwähnten Methoden empfiehlt es sich, sowohl bei der Diagnose als auch bei der Anwendung einen Arzt, vor allem einen Kinderarzt, zu Rate zu ziehen.

      Offensichtlich gibt es keine Patentlösung. Aber eines ist sicher: Lernbehinderung und Hyperkinese sind echte Krankheiten, die durch einen oder mehrere Faktoren — nicht durch die Weigerung des Kindes, still zu sein oder zu lernen — hervorgerufen werden. Ein solches Kind braucht besondere Hilfe, damit seine besonderen Bedürfnisse befriedigt werden. Darüber hinaus braucht es Eltern, die verstehen, warum es „anders“ ist. Das ist, wie der folgende Artikel zeigt, eine wahre Herausforderung an die Eltern.

      Wie steht es mit der Zukunft? Durch eine entsprechende Erziehung können viele lernbehinderte Kinder später ein normales, erfülltes Leben führen. Leonardo da Vinci, Thomas Edison und Albert Einstein gehören zu denen, die erfolgreich Lernschwierigkeiten überwanden.

      Aber es gibt einen noch besseren Grund zur Hoffnung. Die Erfüllung biblischer Prophezeiungen zeigt eindeutig, daß wir „in den letzten Tagen“ leben (2. Timotheus 3:1-5). Wir nähern uns rasch dem Ende des gegenwärtigen bösen Systems der Dinge. Was wird danach kommen? Eine gerechte neue Ordnung, die Gott schaffen wird und in der Beschwerden wie Lernbehinderung beseitigt werden! Dann wird es keine Kluft mehr zwischen Potential und Leistung geben! Und Kinder wie Marty brauchen nicht mehr das Gefühl zu haben, überall anzuecken (2. Petrus 3:13; Offenbarung 21:1-4).

      [Herausgestellter Text auf Seite 8]

      „Ihr Kind möchte lernen. ... Sein schlechtes Benehmen ist eine normale Reaktion auf die Frustration. ... Es ist seine Art zu sagen: ,Hört mal her! Ich habe ein Lernproblem. Ich brauche Hilfe‘“ (Dr. Robert D. Carpenter).

      [Bild auf Seite 9]

      Versuche, zwischen Kann-nicht- und Will-nicht-Reaktionen zu unterscheiden.

      [Bild auf Seite 10]

      Er braucht Bestätigung

  • Eine Mutter erzählt
    Erwachet! 1983 | 8. August
    • Eine Mutter erzählt

      WIR waren Mitte 20 und erwarteten unser erstes Kind. Oh, wie sehr wir uns das Kind wünschten! Ich achtete gewissenhaft auf meine Ernährung, hatte eine gute Schwangerenfürsorge und tat alles, was ich konnte, um ein normales, gesundes Baby zur Welt zu bringen.

      Als die Wehen einsetzten, gingen wir erwartungsvoll ins Krankenhaus. Aber wie lange es noch dauerte! Nach mehr als 24 Stunden ordnete der Arzt aus Sorge, bei dem Baby könnten Anzeichen von Erschöpfung auftreten, eine durch Medikamente herbeigeführte Unterstützung der Wehen an.

      Mehrere Stunden später erwachte ich und erfuhr, daß wir ein Mädchen bekommen hatten. Wie begeistert wir doch waren, als wir Jessica zum erstenmal sahen! Uns fiel auf, daß sie im Unterschied zu den anderen Neugeborenen sehr rot war. Der Arzt versicherte uns, sie sei normal und gesund; es sei ein vorübergehender Zustand, der durch die schwere Entbindung verursacht worden sei.

      Nun, bei jedem Säugling können die ersten drei Monate sehr anstrengend sein. Aber Jessica schien immer besonders lange zu schreien. Der Arzt tat das mit der Bemerkung ab: „Das wird sich schon legen.“ Jessica begann mit etwa sechs Monaten zu krabbeln. Sie schien voller Energie zu sein, und ihre Aufmerksamkeit wanderte schnell von einer Sache zur anderen. Jeder, der sie beobachtete, sagte: „Mir wird allein vom Zusehen schlecht.“

      Als Jessica fast zwei Jahre alt war, verschlimmerte sich alles. Sie fiel immer hin und verletzte sich. Beim geringsten Anlaß weinte sie, und oft tat sie das ohne erkennbaren Grund. Bei den Mahlzeiten flossen gewöhnlich sehr viele Tränen. Am schlimmsten waren die Temperamentsausbrüche. „Warum denn schon wieder?“ fragten wir. „Nur weil wir gesagt haben: ,Jetzt gibt es keinen Keks mehr.‘?“

      Natürlich hatte ihr Verhalten auch amüsante Seiten. Als wir einmal in einem Kaufhaus waren, entwischte sie in die Schaufensterauslage, zog eine Kleiderpuppe aus und versuchte, sie wegzutragen. „Was denkt sie sich nur dabei?“ fragten wir uns.

      Dann waren da noch die Katastrophen zu Hause. Ständig sorgte sie für ein Durcheinander. Meine Geduld war bald erschöpft. Wie konnte ich nur mit diesem Kind fertig werden, das zwar erst zwei Jahre alt war, aber nicht vor Mitternacht schlafen ging und schon beim Morgengrauen aufstand? Selbst Beobachter sagten: „Sie ist eine Nervensäge.“ Wir versuchten, unnachgiebig zu sein. Aber warum half denn nichts?

      Hyperkinetisch?

      Um diese Zeit besuchte mich eine Freundin. Als sie die Situation sah, erzählte sie uns, ihr Kind sei hyperkinetisch, und riet uns, doch einmal einen Arzt aufzusuchen, der auf Hyperkinese spezialisiert sei. Sie war davon überzeugt, daß das ihrem Sohn geholfen hatte, und drängte uns, etwas zu tun.

      Hyperkinetisch? fragten wir uns. Wir wollten nicht voreilig eine verkehrte Schlußfolgerung ziehen. Aber nach einem langen Arztbesuch und einer Beobachtung über längere Zeit wurde Jessica mit Gewißheit als hyperkinetisch eingestuft. Der Arzt empfahl, den Zucker aus ihrer Ernährung wegzulassen und ihr bestimmte Vitamine zu geben, da er annahm, daß ein Mangel an verschiedenen Nährstoffen ein chemisches Ungleichgewicht in ihrem Körper bewirkte, das Hyperkinese hervorrief.

      Wir beobachteten schon seit langem, daß Jessica immer, nachdem sie bestimmte Nahrungsmittel — vor allem „Schundnahrung“ — gegessen hatte, wie aufgezogen war. Nun glaubten wir, etwas gefunden zu haben, wonach wir uns richten konnten. Wir begannen über das, was sie aß, und über ihr Verhalten Buch zu führen. Zucker schien nicht der Alleinschuldige zu sein; manche Nahrungsmittel mit Zucker machten ihr anscheinend nichts aus.

      Kurz danach fiel uns ein Zeitungsartikel über das Buch eines Allergologen in die Hände, der beschrieb, wie künstliche Farbstoffe und Geschmacksstoffe mit Hyperkinese in Verbindung stehen. Das war endlich etwas Genaueres, dachten wir. Was wir in dem Buch lasen, leuchtete uns ein. Konnte das Jessicas Problem sein?

      Unser Verdacht schien sich zu bestätigen. Als wir alle künstlichen Farb- und Geschmacksstoffe mieden, erreichten wir hervorragende Ergebnisse. Jessica beruhigte sich beträchtlich. Es war, als würde ihr Motor, der früher für ihren Körper zu schnell lief, jetzt mit normaler Drehzahl laufen.

      Künstliche Farb- und Geschmacksstoffe meiden — nichts leichter als das, dachten wir ... bis wir anfingen, Etiketten zu lesen. Diese Stoffe waren überall. Abgesehen davon, hat man es nicht leicht, wenn man im Restaurant oder bei Freunden ißt. Allerdings gab es Zeiten, wo Jessica Nahrungsmittel mit solchen Zusätzen aß, ohne daß etwas passierte. Also war sie nicht gegen jeden künstlichen Farb- oder Geschmacksstoff allergisch.

      Probleme in der Schule

      Die Zeit verstrich. Als Jessica viereinhalb Jahre alt war, kam ihr Bruder Christopher zur Welt. Wir dachten, wir könnten uns schließlich eines normalen Lebens erfreuen. Auch andere bemerkten die Veränderung in Jessicas Verhalten. Zum erstenmal sahen wir ihre Persönlichkeit richtig zum Durchbruch kommen.

      Nun nahm ihr Problem eine neue Dimension an. Wir wußten bereits, daß Jessica sehr unbeholfen war, oft hinfiel und etwas verschüttete; sie hatte immer Kratzer und Prellungen. Bald würde sie in die Schule kommen. Wir machten uns Sorgen. Warum hatte sie als Fünfjährige so große Schwierigkeiten, einen Buntstift zu halten und auf Papier zu malen? Würde sie Lernschwierigkeiten haben?

      Die Vorschule begann. Jessica war so begeistert und glücklich, daß sie mit Eifer lernte. So fing sie mit dem in der Vorschule üblichen Malen, Schneiden und Aufkleben an. Bald wurden die Schwierigkeiten offenkundig, die sie bei diesen Betätigungen hatte.

      Zu Hause beschäftigten wir uns eingehend mit ihr. Die vielen Stunden, die die Hausaufgaben erforderten, waren oft schmerzlich für sie und für uns. Am Ende jenes Jahres überlegten wir: „Warum fällt es einem sonst so aufgeweckten Kind schwer, die Buchstaben des Alphabets richtig zu schreiben?“ Was uns noch verwunderte: „Warum schrieb sie ihren Namen immer Jesscia? Warum verdrehte sie häufig Buchstaben — zum Beispiel b und d?“

      In der ersten Klasse machte Jessica auf manchen Gebieten schnelle Fortschritte. Sie schien ziemlich mühelos zu lesen, aber in Mathematik und Rechtschreibung war sie sehr schwach. Eigenartigerweise schnitt sie bei den Prüfungen entweder sehr gut oder äußerst schlecht ab. „Ich habe es nicht verstanden“ oder: „Ich konnte auf der Tafel nichts erkennen“, erklärte sie dann.

      Sofort ließen wir Hör- und Sehtests machen, bei denen es sich zu unserer großen Überraschung zeigte, daß ihr Hör- und Sehvermögen normal waren. Aber die Situation wurde nur noch schlimmer. Mit der Schule waren viele Kopf- und Magenschmerzen verbunden. Wiederholt heulte sie im Klassenzimmer und dann noch mal, wenn sie nach Hause kam.

      Sogar zu Hause mußten wir ihr als siebenjährigem Kind immer wieder sagen, was sie zu tun hatte, als ob sie uns nicht hörte. Sie schien geistig abwesend zu sein. Die Schuhe verwechselte sie stets miteinander, und die Kleider zog sie verkehrt an. Sie konnte mit den Wochentagen nichts anfangen und kannte nicht den Unterschied zwischen gestern, heute und morgen.

      In der zweiten Klasse wurden Jessicas Schulprobleme noch schlimmer. Wie war es nur möglich, daß sie an einem Tag die Wörter kannte und an einem anderen Tag beim Diktat Buchstaben vertauschte, indem sie beispielsweise siad statt said schrieb? Mit der Mathematik war es nicht besser. Leichte Rechnungen wie 2 + 2 = 4 schienen ihr kaum oder gar nicht einzuleuchten. Der Lehrer schrieb uns immer wieder: „Sie müssen Jessica zu Hause helfen.“ Wir waren verzweifelt.

      Auch noch lernbehindert?

      Bei einem unserer vielen Vorsprachen in der Schule baten wir schließlich darum, den Spezialisten für Lernbehinderung sprechen zu dürfen. Wir beschrieben Jessica und ihre Lernschwierigkeiten. Ein psychologischer Test wurde angeordnet. Wir waren gespannt auf die Ergebnisse.

      Der Befund war eindeutig. Jessica litt tatsächlich an Lernbehinderung. Sie hatte sowohl mit der akustischen als auch mit der visuellen Wahrnehmung Probleme. Das visuelle und das akustische Gedächtnis lagen weit unter dem Durchschnitt, und es gab bedeutende Probleme bei der Muskelkoordination.

      Es tat weh, diesen Tatsachen ins Auge zu sehen, aber wir akzeptierten sie. Der Psychologe erklärte uns, was die Ergebnisse in Jessicas Fall bedeuteten. Mit der richtigen Hilfe könnte sie durch besondere Lehrmethoden in den Dingen unterwiesen werden, die sie nicht begriffen hatte, und im Laufe der Zeit könnte sie den Vorsprung ihrer Klasse aufholen.

      Wir atmeten auf. Sie hatte es also nie an Aufmerksamkeit fehlen lassen! Es war nicht ihre Schuld, daß ihr Gehirn die Signale, die es von den Augen und Ohren erhielt, falsch auswertete. Jetzt konnten wir unsere Tochter zum erstenmal richtig verstehen.

      Es liegt nun schon einige Jahre zurück, daß Jessicas Lernbehinderung festgestellt wurde. Wir bedauern nur, daß wir bei der Suche nach der Ursache ihrer Probleme wertvolle Jahre verloren haben. Abgesehen von der besonderen Hilfe, die sie in der Schule erhält, ist in unseren Augen ein Privatlehrer sehr hilfreich. Sie hat größere Fortschritte gemacht, als wir erwarteten. Ihr Selbstwertgefühl ist zurückgekehrt. Statt ein frustriertes Kind zu sein, das sich unnütz vorkommt und mit schweren emotionalen Problemen zu kämpfen hat, weiß sie jetzt, daß sie lernen kann. Sie ist weitaus seltener unglücklich, und das Band der Liebe zwischen uns und ihr ist stärker geworden.

      Was die Zukunft betrifft, ist uns klar, daß Jessica vielleicht länger braucht, um die Reife eines Erwachsenen zu erreichen. Da wir aber jetzt das Problem kennen und gelernt haben, damit umzugehen, werden wir tun, was wir können, um ihr zu helfen, ihr Potential voll zu nutzen. (Eingesandt.)

Deutsche Publikationen (1950-2025)
Abmelden
Anmelden
  • Deutsch
  • Teilen
  • Einstellungen
  • Copyright © 2025 Watch Tower Bible and Tract Society of Pennsylvania
  • Nutzungsbedingungen
  • Datenschutzerklärung
  • Datenschutzeinstellungen
  • JW.ORG
  • Anmelden
Teilen