Wir beobachten die Welt
Ist Afghanistan nur das „Zündholz“?
◆ In einem Interview mit dem protestantischen Deutschen Allgemeinen Sonntagsblatt in Hamburg sprach der Atomphysiker und Philosoph Carl Friedrich von Weizsäcker die Befürchtung aus, daß „die achtziger Jahre das gefährlichste Jahrzehnt sein werden, welches wir seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges erleben“. Nach den Worten Professor Weizsäckers müsse die UdSSR aufgrund der verstärkten Rüstungsanstrengungen des Westens ernsthaft befürchten, Anfang der neunziger Jahre ihre militärische Überlegenheit in einer Reihe von Waffengattungen wieder zu verlieren. Wenn die Sowjetunion aus ihrer militärischen Stärke politisches Kapital schlagen wolle, dann müsse sie das in den achtziger Jahren tun, meinte der Wissenschaftler. Er fuhr fort: „Afghanistan war sozusagen nur das Zündholz, das die Rakete gezündet hat. Jetzt ist sie unterwegs, und niemand kann sie mehr aufhalten.“
Frankreichs Kirche in einer „Wachstumskrise“
◆ Von den 53,5 Millionen Franzosen sind 45,3 Millionen oder 85 Prozent getaufte Katholiken, schreibt die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Aber nur 12 Prozent der Gesamtbevölkerung sollen am sonntäglichen Gottesdienst regelmäßig teilnehmen; fast 40 Prozent der Bevölkerung gehen nie zur Messe. Die Geistlichkeit des Landes ist überaltert. Von den 1 348 Geistlichen der Hauptstadt Paris sind nur 314 zwischen 30 und 50 Jahre alt, und nur 6 sind unter 30. Nicht umsonst sprach Papst Johannes Paul II. in einer Botschaft an die französischen Gläubigen von einer „Wachstumskrise“ der katholischen Kirche in Frankreich.
Mülldeponie im Weltraum?
◆ Allein in der Bundesrepublik Deutschland fallen aus dem medizinischen Bereich jährlich etwa 6 000 Kubikmeter radioaktiver Rohmüll an. Da die sichere Lagerung gefährlicher Abfälle wie Gift und radioaktives Material einiges Kopfzerbrechen verursacht, hat der Vorschlag eines Wissenschaftlers des Raumfahrtunternehmens ERNO in Bremen Aufmerksamkeit erregt. Wie Der Tagesspiegel berichtet, könnte seiner Ansicht nach eine Mülldeponie im All durchaus eine wirtschaftliche Alternative zu einer erdgebundenen Zwischen- oder Endlagerung sein. Wiederverwendbare Schwertransporter (Heavy Lift Vehicle) sollen den Müll auf eine Erdumlaufbahn in Höhen zwischen 5 000 und 30 000 km befördern, in denen „er sich voraussichtlich über tausend Jahre sicher lagern ließe“, bis ihn „spätere Generationen für eine eventuelle Wiederverarbeitung zur Erde zurückholen“. Für den vorgeschlagenen Träger, der drei jeweils 6,5 m lange und 25 000 kg schwere Müllcontainer gleichzeitig transportieren kann, wären 15 Starts im Jahr erforderlich.
Über 5 Tonnen Heroin konsumiert
◆ Als Antwort auf die Anfrage einer Fraktion zur Rauschgiftbekämpfung gab in Bonn der Bundesinnenminister Baum einen Heroinverbrauch für 1979 von 5,4 Tonnen (!) in der Bundesrepublik Deutschland bekannt. Gemäß dem in Bonn veröffentlichten Bericht wurden 207,3 kg Heroin, 1 kg Morphinbase, 17,2 kg Rohopium, 19,02 kg Kokain und 38 132 LSD-„Trips“ sichergestellt. Mit Recht nennt die deutsche Ausgabe der Zeitung Medical Tribune diese Zahlen „erschütternd“ und „erschreckend“.
Tiere für Kinder?
◆ Ein Aufsatz in der Zeitschrift Das Tier weist auf den erzieherischen Wert der Kleintierhaltung für Kinder hin, warnt andererseits aber vor unüberlegtem Tiererwerb, damit das lebendige Tier in den Augen des Kindes nicht zur „Austauschware“ wird. Ein „eigenes“ Tier ist für das Kind mit Anforderungen und Verpflichtungen verbunden, denen es gewachsen sein sollte. Für Kleinkinder eignen sich zum Beispiel Meerschweinchen und Zwergkaninchen, da sie sich anfassen lassen, ohne dabei Schaden zu erleiden oder sich zur Wehr zu setzen. Ein gut arbeitendes Aquarium kann dem Kind wichtige Lebensläufe verständlich machen.
Das Joule ist noch nicht im Bewußtsein der Deutschen
◆ Die Kalorie wurde als offizielle Meßeinheit vom Joule (sprich: dschaul oder dschul) am 1. Januar 1978 abgelöst. Eine Umfrage des Instituts Allensbach läßt den Schluß zu, daß das Joule den deutschen Bundesbürgern noch nicht geläufig ist. Nur 1 Prozent der Befragten, die eine Antwort auf die Frage zu wissen glaubten, wie viele Joule oder Kalorien eine Tafel Schokolade habe, machten ihre Angaben in Joule. Eine Tafel Vollmilchschokolade hat übrigens rund 560 (Kilo-)Kalorien oder 2 356 (Kilo-)Joule.
Erdgasleitung durch das Mittelmeer
◆ Im Kanal von Sizilien ist es gelungen, Erdgasrohre in eine für Pipelines bislang unerreichte Meerestiefe von 608 Metern zu verlegen. Der reibungslose Ablauf der Verlegung von dem Schiff „Castoro sei“ aus wurde von U-Booten überwacht. In den Rohren zwischen Afrika und Europa sollen später einmal 13 Milliarden Kubikmeter algerisches Erdgas im Jahr nach Italien befördert werden.
Sphinx-Restaurierung unterbrochen
◆ „Die Sphinx ist wirklich in Gefahr“, sagte der ägyptische Altertümer-Inspekteur Zahi Hawass, der auch für die großen Pyramiden und die Sphinx von Gise zuständig ist. „Es ist durchaus möglich, daß einmal ihr Kopf herunterfällt.“ Das Sandstrahlgebläse der Wüstenwinde, neuerdings auch Industrieabgase, haben dem viereinhalb Jahrtausende alten Monument schwer zugesetzt. Einige Experten befürchten, daß der poröse Kalkstein von innen durch Salz zerfressen wird, das mit dem Grundwasser aufsteigt. Ein Restaurierungsprojekt — die Verkleidung und Ausbesserung der Sphinx mit neuen Steinplatten — mußte unterbrochen werden, als wohlmeinende Arbeiter aus den Pranken Originalteile durch neuen Kalkstein zu ersetzen begannen. „Sie dachten wohl, diese würden besser aussehen als die alten schmutzigen“, meinte ein Ägyptologe. Empörte Regierungsbeamte ließen daraufhin diese Arbeit vorübergehend einstellen.
Vielsprachig
◆ Eine Umfrage des Instituts für Demoskopie Allensbach beschäftigte sich mit der Beherrschung von Fremdsprachen unter der deutschen Bevölkerung. Englisch ist in der Bundesrepublik Deutschland die beliebteste Fremdsprache. Gut zwei Fünftel der Bundesbürger beherrschen die englische Sprache; vor 19 Jahren waren es bei einer ähnlichen Umfrage gerade 22 Prozent. Obgleich Französisch an den meisten höheren Schulen als zweite Fremdsprache angeboten wird, können sich nur 13 von 100 Bundesbürgern auf französisch verständigen. Die Zahl der Deutschen, die sich nur auf deutsch verständigen können, ist jedoch weiter rückläufig.
Elternhaus und Volljährigkeit
◆ Seit fünf Jahren werden junge Leute in der Bundesrepublik Deutschland statt mit 21 schon mit 18 Jahren volljährig. Eine Untersuchung des Münchener „Deutschen Jugendinstituts“ enthüllt zum ersten Mal die Auswirkungen der Herabsetzung des Volljährigkeitsalters. Nach dieser Studie wohnen 78 Prozent der 500 befragten Jugendlichen zwischen 17 und 21 Jahren noch ständig im Elternhaus; davon trägt sich allerdings jeder zweite mit Auszugsgedanken. Nur sechs Prozent wollen ihre Eltern so schnell wie möglich, bei der nächsten Gelegenheit, verlassen. Der Großteil jedoch, so schreibt Der Tagesspiegel, bleibe zu Hause, weil er sich dort wohl fühle und mit den Eltern gut zurechtkomme, wobei immer mehr Eltern bereit seien, nächtliches Weggehen und Freundschaften zu tolerieren. Ein Drittel muß sich an das elterliche Gebot halten, zu einer bestimmten Zeit zu Hause zu sein.
Angst macht krank
◆ Angst ist ein gravierender Risikofaktor für die Gesundheit, legte Professor Hans Schäfer (Heidelberg) auf dem Internationalen Ärztekongreß in Davos dar. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung schrieb darüber: „Eine einseitige Belastung der Psyche mit krankmachender Wirkung ist die Angst: Die Angst vor der Zukunft, die Angst vor Prestigeverlust, die Angst vor Deklassierung, die Angst vor dem Vorgesetzten, aber auch zuweilen vor dem Ehepartner.“ Angst wirke auf dem Wege über die Hormone der Nebennierenrinde negativ auf die Gesundheit ein. „Wenn Angst einer der wichtigsten Risikofaktoren ist, dann ist das Vertrauen der beste Gesundheitsfaktor“, meinte der Arzt. „Gesundheitserziehung muß also im Einklang mit sittlichen Forderungen stehen“ und kommt „nicht ohne Neubelebung alter religiöser Werte“ aus. Die Bibel vermittelt „alte religiöse Werte“, die vom Schöpfer des Menschen stammen und ihm Herzensfrieden geben (Phil. 4:6, 7).
„Roller-Skating“ ist gefährlich
◆ Nach eigenen Angaben der Allgemeinen Ortskrankenkasse (AOK) Stuttgart werden täglich drei Unfälle mit Rollschuhfahrern gemeldet. Inzwischen sollen sogar fünf Prozent aller Unfälle, die der Kasse gemeldet werden, „auf das Konto dieses gefährlichen Sports“ gehen. Dieser Freizeitsport ist offensichtlich weit gefährlicher, als viele junge Leute annehmen.
Noch 3 000 km Autobahn geplant
◆ Der vom deutschen Bundestag verabschiedete Bedarfsplan für den Bundesfernstraßenbau sieht in der Dringlichkeitsstufe I bis 1990 die Erweiterung des 7 500 km langen Autobahnnetzes um etwa 3 000 km vor. Die Kosten werden sich nach dem Preisstand von 1978 auf etwa 52 Milliarden DM belaufen. Auf den Bau von weiteren 7 000 Autobahnkilometern ist verzichtet worden.
Kohlmeisen vermeiden Inzucht
◆ Eine Analyse der Brutgewohnheiten von vielen tausend Kohlmeisenpaaren im Laufe von drei Jahrzehnten hat Zoologen der Universität Oxford die Frage beantwortet, warum männliche Kohlmeisen bei der Suche nach einem eigenen Territorium und Brutplatz in der Nähe des Reviers ihrer Eltern bleiben, während ihre Schwestern fortziehen. Die Kohlmeisen würden durch dieses unterschiedliche Verhalten von Männchen und Weibchen vermeiden, daß sich Familienangehörige miteinander paaren, berichtet die Zeitschrift New Scientist. Daß dieses Verhalten biologisch sinnvoll ist, beweist die Tatsache, daß bei den sehr wenigen Inzuchtpaaren, die es gibt, die Sterblichkeit der Jungen fast doppelt so hoch war wie bei den Verbindungen von nicht verwandten Tieren.
Er bedauert nur eins
◆ Walter Brattain, der vor 33 Jahren den Nobelpreis für die Erfindung des Transistors erhielt, bedauert nur eins, wie er sagte — daß seine Erfindung dazu benutzt wird, Rockmusik für Teenager zu verstärken. „Rock ’n’ Roll ist für das Gehör dieser jungen Leute schädlich“, erklärte der 77jährige Erfinder. „Für meine Begriffe ist das keine Musik, ... nur Lärm.“
Hausapotheke entrümpeln
◆ Im Ernstfall kann nur eine sachgemäß ausgerüstete Hausapotheke „Erste Hilfe“ leisten. Dazu gehört auch, daß sie keinen „Arzneimüll“ birgt. Wie lange sollte man Arzneimittel aufbewahren? Arzneimittel in fester Form (z. B. Tabletten) ohne Verfallsdatum sind fünf Jahre haltbar, flüssige Arzneimittel (z. B. Hustensäfte) dagegen nur drei Jahre. Medikamente mit aufgedrucktem Verfallsdatum (z. B. Antibiotika) verlieren nach Ablauf des Datums ihre volle Wirksamkeit und sollten dann vernichtet werden. Vorsicht ist auch bei Augentropfen geboten, informiert die Zeitschrift Der Kassenarzt seine Leser. Nach Ablauf ihres Verfallsdatums oder in geöffnetem Zustand verändere sich ihre ursprüngliche Verträglichkeit am Auge durch bakterielle Verseuchung. Wegen der Gefahr einer Augeninfektion oder starken Brennens dürften sie deshalb keinesfalls nach Abschluß einer Behandlung zur späteren Wiederverwendung aufbewahrt werden. Für eine fachgerechte und kostenlose Entrümpelung der Hausapotheke sei der Apotheker jederzeit bereit.
Es gab keine „Höhlenmenschen“
◆ Grabungen des Instituts für Jägerische Archäologie der Universität Tübingen auf der Schwäbischen Alb ergaben neue Erkenntnisse und Vermutungen über den „Höhlenmenschen“ Mittel- und Westeuropas, der während einer vermeintlichen „Eiszeit“ — so die Hypothesen der Forscher — gelebt haben soll. Man stellte sich diese „Frühmenschen“ bisher als „fellbekleidete Großwildjäger vor, die mit Mammut und Höhlenbär kämpften“, schreibt die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Dieses althergebrachte Bild muß korrigiert werden. Die Funde lassen bereits die Vermutung zu, daß die Höhlen nur im Frühsommer (sozusagen als Sommerwohnung) bezogen und im Herbst wieder verlassen wurden. Die angeblichen „Höhlenmenschen“ scheinen ihre Höhle sogar während der warmen Jahreszeit nur bei sehr schlechtem Wetter zum Wohnen benutzt zu haben und hielten sich sonst im Talgrund auf. Der Küchenmüll einiger Höhlen weist darauf hin, daß sie sich hauptsächlich von Eiern, Fischen und Vögeln ernährten. Das Mammut wurde offenbar nur selten gejagt. Man fand sogar „interessante runde Perlen und knöcherne Knöpfe, die vermutlich auf die Fellkleidung aufgenäht wurden und demonstrieren, daß man schon damals nicht in halbrohen Tierfellen ging und durchaus Sinn für Dekoratives hatte“. Auffallend war auch der Fund von mehreren Tierfiguren aus Elfenbein. Bisher hatte man angenommen, daß es sich bei diesen uralten Kunstwerken um Objekte eines Jagdzaubers handeln könnte. „Viel wahrscheinlicher sei es, daß die altsteinzeitlichen ,Höhlenbenutzer‘ in den mächtigsten und gefährlichsten Tieren ihrer Umwelt höhere Wesen gesehen hätten, denen sie vielleicht eine götterartige Verehrung zollten.“