Es gibt vieles, für das man dankbar sein kann
ES IST wahr, wir leben in einer Zeit, in der Klagen und Ursachen zu Klagen immer mehr zunehmen und in der viele Menschen undankbar sind, wie es der Apostel Paulus für diese kritischen Tage vorhergesagt hat. (2. Tim. 3:1, 2) Es gibt jedoch noch vieles, für das wir alle dankbar sein können, viele Gaben, die wir täglich erhalten, Dinge, die uns wirklich befriedigen und erfrischen, es sei denn, wir lassen zu, daß der Geist der Selbstsucht und Undankbarkeit sich einschleicht und unser Denken beherrscht.
Die Tatsache, daß an vielen Gaben, die wir jeden Tag erhalten, alle anderen Menschen auch teilhaben, ist kein Grund, die Gaben so zu betrachten, als stünden sie uns zu. Alle Vorkehrungen Gottes für unvollkommene, sündige Geschöpfe sollten als unverdiente Güte betrachtet werden und die entsprechende Anerkennung erhalten. Nehmen wir zum Beispiel den Sonnenschein und den Regen, die Jehova Gott in gleicher Weise über die, die ihn lieben, und über die, die ihn leugnen, kommen läßt, oder die Luft, die wir atmen, und die Früchte der Erde — das alles stellt uns ein liebender Schöpfer zur Verfügung. — Matth. 5:45; 2. Kor. 6:10.
Wie herrlich ist es doch, die Möglichkeit zu haben, in die Wärme des Sonnenscheins hinauszutreten und sich dann später in den kühlen Schatten der Bäume zurückziehen oder aus der stickigen Luft eines Raumes in die frische Luft nach draußen treten zu können! Wir haben alle so etwas schon erlebt, nicht nur einmal, sondern viele Male. Doch danken wir Gott dafür?
Denke an die vielen Dinge, die das Auge erfreuen, einerseits durch ihre Ruhe und andererseits, indem sie anregend wirken — der grüne Samt auf den grasreichen Hängen oder der farbenprächtige Sonnenuntergang. Du hast dich vielleicht auf dem Gras einer Lichtung ausgestreckt und hast beobachtet, wie das Laubwerk das Sonnenlicht filtriert, so daß eine Art Tupfenwirkung entsteht. Ferner kann man schneeweiße Wolken träge den Himmel überqueren sehen. Du magst sogar die Auswirkungen eines leichten Windes, der auf ein wogendes Kornfeld Muster zeichnet, gesehen haben. Wie wunderbar alle diese Anblicke! Sie rufen wirklich Dankbarkeit dem gegenüber hervor, der alles dieses möglich gemacht hat!
Auch Laute können erfreuen, wenn wir sie beachten. Nicht der rauhe, unnatürliche Lärm der Industrie, sondern das fröhliche Lachen der Kinder beim Spielen, das Rauschen der Blätter im Wald, das Murmeln eines Baches, das Prasseln des Regens auf das Dach, das leise Wispern kleiner Wellen am Strand, das Zirpen einer Grille und das wilde Lachen eines Haubentauchers auf einem abgelegenen See. Diese und viele andere Laute übermitteln dem Hörer eine Vielseitigkeit von angenehmen Stimmungen. Wie die Gabe des Hörens selbst, sind sie alle großzügige Vorkehrungen Jehovas zu unserer Freude am Hören.
Und ist es nicht etwas Gutes, daß wir mit der Fähigkeit des Schmeckens ausgestattet sind, mit der wir uns all der feinen Geschmacksrichtungen der Speisen erfreuen können? Wie anders wäre es, wenn wir hinsichtlich des Geschmacks empfindungslos geschaffen wären! Eine Mahlzeit wäre dann nicht mehr, als ob man einen Ofen heizte. Statt dessen stellen die Geschmacksknospen unserer Zunge eine Mannigfaltigkeit von Überraschungen fest, die den physischen Körper so sehr erfrischen und befriedigen, und vermitteln sie dem Sinn. Gewiß, es gibt allen Grund, dem Geber zu danken, nicht nur für die Dinge, die wir essen, sondern auch für die Freude am Essen, die er uns ermöglicht hat.
Im Bereich der menschlichen Beziehungen finden wir viele Anlässe zur Dankbarkeit. Ist es nicht etwas Großartiges, daß der Schöpfer nicht jedes menschliche Geschöpf aus einer gleichen Preßform hervorbrachte, mit derselben äußeren Erscheinung und derselben Persönlichkeit. Wir sehen statt dessen, daß jedes Geschöpf seine eigene Persönlichkeit hat, und es war niemals vorgesehen, es in der eintönigen Gleichförmigkeit einer Masse ohne Bewegungsfreiheit untertauchen zu lassen. In dieser Hinsicht wird dem Schöpfer echte Dankbarkeit von solchen erwiesen, die die persönlichen Verschiedenheiten beachten und die nicht von anderen erwarten, sich ihren eigenen, persönlichen Ansichten in jeder Angelegenheit anzupassen.
Einem Heim kann eine dankbare geistige Einstellung großes Glück bringen. Kommt ein Mann von der Arbeit nach Hause, braucht er nicht sofort von den Dingen zu sprechen, die seine Frau auszuführen unterließ. Es trägt gewißlich mehr zum Frieden und zur Entspannung im Heim bei, wenn er Dankbarkeit und Lob für Dinge, die sie getan hat, zum Ausdruck bringt, auch wenn es sich nur um Kleinigkeiten handelt! Sie ist dadurch ermutigt, mehr zu tun. Ganz gewiß, für Frau und Kinder sind ein Lächeln oder ein paar freundliche Worte viel auferbauender als Stirnrunzeln oder Brummen.
Dasselbe gilt auch für die Frau. Ist es nicht viel besser, den heimkehrenden Ehemann mit einem warmen, freundlichen Gruß zu empfangen, als ihn sofort mit den täglichen Enttäuschungen und Schwierigkeiten zu überfallen? Eine Frau, die ihren Mann schätzt, wünscht ganz bestimmt, daß er sich freut, wenn er nach Haus kommt. Sie wird dann gewiß nicht zu den Problemen, mit denen sich der Mann schon während des Tages zu befassen hatte, weitere hinzufügen. Warum nicht zuerst mit ihm über die guten Dinge des Tages sprechen?
Eltern können auch für Kinder dankbar sein. Warum sie als etwas Lästiges betrachten, das geduldet werden muß, wenn sie doch ein Erbteil Jehovas sind? (Ps. 127:3) Dankbarkeit für ein solches Vermächtnis offenbaren die, die ihre Kinder in Liebe aufziehen und schulen und die sich bemühen, ihnen die geistige Einstellung der Dankbarkeit einzuprägen. Bei den Mahlzeiten wird zum Beispiel das Haupt der Familie dadurch, daß es seine Wertschätzung für die dargereichte Speise zum Ausdruck bringt, selbst wenn ein Teil der Mahlzeit nicht seinen Erwartungen entspricht, den Kindern ein vorzügliches Beispiel geben. Nörgeln und scharfe Kritik verletzen nur, wohingegen der Ausdruck von Wertschätzung und Dankbarkeit zu größeren Anstrengungen anspornt.
Statt dem Sinn zu erlauben, sich mit den kleinen Enttäuschungen, den Fehlern anderer und dem Fehlschlagen von Plänen zu beschäftigen, befriedigt und erheitert es, über die guten und erfreulichen Dinge, die uns umgeben, nachzusinnen und sich über sie zu äußern! Laßt uns die Dankbarkeit nicht in eine Zwangsjacke stecken, indem wir warten, bis uns jemand einen besonderen Gefallen tut, und dann unsere Dankbarkeit ausdrücken. Erkenne auch die kleinen Dienstleistungen an. Sei großzügig im Erteilen von Lob.
Es ist wahr, vieles gibt es, für das man, sogar in diesem selbstsüchtigen System der Dinge, dankbar sein kann. Eine dankbare geistige Einstellung wird uns, wenn wir uns recht darin üben, helfen, die negative, sich beklagende und kritische Einstellung zu meiden, und bringt uns in unserem Leben Zufriedenheit und großes Glück.