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Was hat Gott im Sinn?Der Wachtturm 1965 | 15. Oktober
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Barmherzigkeit erweist. Vor allem aber liebt er sein Volk, das heißt die Menschen, die seinen Namen tragen. Er achtet aber auch sorgfältig darauf, daß sein Name unter ihnen richtig geachtet wird. Er wünscht keinen bloßen Lippendienst, sondern erwartet, daß man ihm aus Liebe gehorcht, so, wie ein treuer Sohn seinem Vater gehorcht. Für alle, die den Namen Gottes angenommen haben, sollte die Religion nicht etwas von ihrem Leben Getrenntes sein, sondern sie sollten ihr Leben von der Anbetung Jehovas und dem Gehorsam gegenüber seinen Geboten beherrschen lassen. Er, nicht der Mensch, legt die Norm dafür fest, wie er angebetet werden sollte. Er hat an allen Wohlgefallen, die sich an diese Norm halten, und er gedenkt, sie unvorstellbar zu segnen. Der Apostel sagte: „Dinge, die das Auge nicht gesehen und das Ohr nicht gehört noch im Herzen eines Menschen aufgekommen sind, die hat Gott denen bereitet, die ihn lieben.“ (1. Kor. 2:9) Darum sollten wir sein Wort studieren. Selbst wenn er für seinen Namen eifert, so tut er es nicht aus Eigennutz. Warum nicht? Weil sich die Heiligung seines Namens durch das Königreich des größeren Kores, Jesu Christi, zum Nutzen des ganzen Universums auswirken wird. Sie wird der Erde endlosen Frieden und allen Menschen, die Gott gehorchen, ewiges Leben und all die damit verbundenen Segnungen bringen, Dinge, die noch kein Ohr gehört hat, die aber der liebende Schöpfer für sie bereitet hat.
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Fragen von LesernDer Wachtturm 1965 | 15. Oktober
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Fragen von Lesern
● Warum schreibt Paulus in seinem Brief an die Galater gegen die Beschneidung, während er Timotheus doch selbst beschneiden ließ? — T. H., USA.
Einige Judenchristen gaben die Befolgung des mosaischen Gesetzes nicht so schnell auf. Die in Galatien suchten die zum Christentum bekehrten Heiden zu zwingen, das mosaische Gesetz zu halten, und legten besonderen Nachdruck auf die Beschneidung. Sie verlangten, daß sich die Bekehrten aus den Heiden ihr unterziehen müßten. Paulus argumentierte gegen die Behauptung, die Beschneidung sei ein göttliches Erfordernis, indem er darauf hinwies, daß, wenn e i n Gebot des Gesetzes gehalten werden müsse, alle Gebote gehalten werden müßten, und wenn gewisse Gebote aufgehoben werden könnten, alle aufgehoben werden könnten. Er verwarf die Ansicht, daß irgendein Teil des Gesetzes für die Rettung notwendig sei und daß Christen verpflichtet seien, das Gesetz ganz oder auch nur teilweise zu halten. Christen sollten nicht durch das Gesetz, sondern durch unverdiente Güte gerechtgesprochen werden. „Weder die Beschneidung [ist] von irgendwelchem Wert noch das Unbeschnittensein.“ Sie ist unwesentlich, nicht ausschlaggebend. (Gal. 5:2-6) Für Bekehrte aus den Heiden die Beschneidung zu einer Bedingung des christlichen Glaubens zu machen war also verkehrt, und wer sich ihr aus diesem Grund unterzogen hätte, wäre verpflichtet gewesen, das ganze Gesetz zu halten. Dieser Ansicht widersetzte sich Paulus.
Bei Timotheus verhielt es sich anders. „Paulus drückte den Wunsch aus, daß dieser mit ihm ausziehe, und er nahm ihn und beschnitt ihn der Juden wegen, die sich an jenen Orten befanden, denn sie alle ohne Ausnahme wußten, daß sein Vater ein Grieche war.“ (Apg. 16:3) Paulus wollte Timotheus als Missionar in Gebiete mitnehmen, in denen sie mit vielen Juden in Berührung kamen, die nicht in der Wahrheit waren und in deren Augen ein Unbeschnittener wie ein Hund war. Paulus beschnitt ihn also nicht, weil der Glaube es verlangt hätte oder es ein göttliches Erfordernis gewesen wäre, sondern um dadurch bei weniger reifen Juden nicht unnötig auf Widerspruch zu stoßen oder sie wegen einer unwichtigen Angelegenheit zum Straucheln zu veranlassen. Es war mit den üblichen Konzessionen vereinbar, die Paulus machte, um hörende Ohren für die Wahrheit zu finden: „Ich [bin] den Juden wie ein Jude geworden, um Juden zu gewinnen.“ (1. Kor. 9:20) Wie wir gesehen haben, hatten sogar einige Judenchristen Anstoß genommen. Damit also eine unbedeutende Sache wie die Beschneidung kein Hindernis für ihre Predigttätigkeit und ihre Verbindung mit jüdischen Versammlungen sei, beschnitt Paulus Timotheus. Es war kein göttliches Erfordernis, sondern eine Konzession, die er machte, um zu verhindern, daß Juden, die ihre Ansichten über das Gesetz nicht so schnell aufgaben, Anstoß nahmen. Er tat es nicht, um in dieser Hinsicht das Gesetz zu halten, wie es einige Juden in Galatien von Heiden verlangen wollten. Bei Timotheus handelte es sich übrigens nicht einmal um einen der Fälle, die bei den Galatern zu Meinungsverschiedenheiten geführt hatten, denn Timotheus war ein Halbjude. — Apg. 16:1.
● Wie konnte Paulus predigen, Christen seien „nicht unter Gesetz“, sondern „unter unverdienter Güte“, während er selbst in den Tempel ging und sich den im mosaischen Gesetz vorgeschriebenen Zeremonien unterzog, um ein Gelübde zu erfüllen? — M. C., USA.
Paulus predigte den Heiden und zeigte ihnen, daß die Rettung nicht von Gesetzeswerken, sondern von Gottes unverdienter Güte abhängt. Er bekämpfte das Gesetz oder seine Vorschriften nicht, sondern war lediglich der Ansicht, daß Christen keine göttliche Verpflichtung hätten, es zu halten. Berichte, die nach Jerusalem gelangt waren, bevor er dort ankam, stellten ihn jedoch als einen fanatischen Gegner des mosaischen Gesetzes und als einen Bekämpfer der Beschneidung dar. Diese Berichte entsprachen aber nicht den Tatsachen, denn Paulus hatte Timotheus selbst beschnitten. Die Beschneidung war kein christliches Erfordernis, war aber auch nichts Schlechtes und brauchte deshalb nicht bekämpft zu werden. Durch die Gerüchte, die mit jeder Wiederholung noch mehr aufgebauscht wurden, erhielt man über Pauli Standpunkt ein völlig verzerrtes Bild. Darum verherrlichten Jakobus und die älteren Männer in Jerusalem Gott, als sie hörten, wie erfolgreich Paulus bei der Verkündigung des Evangeliums unter den Nationen gewesen war, und sagten zu ihm:
„Du siehst, Bruder, wie viele Tausende es unter den Juden gibt, die gläubig sind; und sie alle eifern für das Gesetz. Sie haben aber gerüchtweise über dich gehört, daß du alle Juden unter den Nationen Abfall von Moses gelehrt habest, indem du ihnen sagest, sie sollen weder ihre Kinder beschneiden noch den feierlichen Bräuchen gemäß wandeln. Was ist diesbezüglich nun zu tun? Auf jeden Fall werden sie hören, daß du angekommen bist. So tue denn das, was wir dir sagen: Es sind vier Männer bei uns, die ein Gelübde auf sich genommen haben. Nimm diese Männer mit und reinige dich mit ihnen gemäß den Zeremonien und trage für sie die Kosten, damit sie sich das Haupt kahl scheren lassen. Und so wird jedermann wissen, daß an den Gerüchten, die ihnen über dich mitgeteilt wurden, nichts ist, sondern daß du ordentlich wandelst, indem du selbst auch das Gesetz hältst ... Da nahm Paulus die Männer am nächsten Tag mit und reinigte sich mit ihnen gemäß den Zeremonien und ging in den Tempel, um die Tage anzumelden, die für die zeremonielle Reinigung erfüllt werden mußten, bis die Opfergabe für einen jeden von ihnen dargebracht würde.“ — Apg. 21:20-26.
Die leitende Körperschaft in Jerusalem prüfte das Problem und beschloß, daß Paulus dies tun sollte, um dem Vorurteil, das die Juden gegen ihn erweckt hatten, entgegenzuwirken. Der Brauch, das Haupt zu scheren, und die damit verbundenen vorgeschriebenen Opfer ließen erkennen, daß das Gelübde gewissenhaft erfüllt worden war, und dadurch, daß sich Paulus zusammen mit den vier Männern dieser Zeremonie unterzog, ja sogar für diese die Kosten für die Opfer trug, bewies er, daß er kein Feind des mosaischen Gesetzes war. (4. Mose 6:13-21) Er war mit dem eigentlichen Zweck des Gesetzes in Übereinstimmung, wie auch wir heute mit den Zehn Geboten und anderen Grundsätzen des mosaischen Gesetzes übereinstimmen, obwohl wir diesem Gesetz nicht unterstehen. Solange dessen vorgeschriebene Zeremonien nicht gegen die neuen christlichen Wahrheiten verstießen, war nichts dagegen einzuwenden. Diesen Standpunkt vertrat Paulus auch in der Frage der Beschneidung. Er sprach nur dagegen, wenn jemand behauptete, sie sei zur Rettung notwendig. (Apg. 16:3; Gal. 5:2-6) Wäre diese Methode, Gelübde zu erfüllen, als etwas zur Rettung Notwendiges hingestellt worden, so wäre Paulus bestimmt dagegen gewesen, weil dadurch Christen wieder unter die Knechtschaft des Gesetzes gekommen wären. (Gal. 5:1; Jak. 2:10) Da diese Zeremonien aber nicht als ein Erfordernis des christlichen Glaubens aufgefaßt wurden, lehnte sie Paulus nicht ab. Es war gegen sie ebensowenig etwas einzuwenden wie gegen die freiwillige Beschneidung. Sie waren einst von Gott angeordnet worden, waren eine passende, schriftgemäße Methode, Gelübde zu erfüllen. Sie waren nun nicht plötzlich schlecht, weil sie nicht mehr nötig waren. Sie verletzten keinen christlichen Grundsatz und verstießen gegen keine neue Vorschrift. Paulus hatte es freiwillig getan, nicht etwa unter einem gewissen Druck, so daß man ihn hinterher eines Kompromisses hätte beschuldigen können. — Apg. 18:18.
Das war eine vernünftige Einstellung. Sie ermöglichte es den Judenchristen, sich überall — sogar im Tempel — frei zu bewegen und anderen Juden zu predigen, da sie gemäß den Zeremonien rein waren. (Apg. 5:42) Solange mit diesen Zeremonien keine Verletzung eines christlichen Grundsatzes verbunden war, war es angebracht, sie zu beobachten, damit den Juden weiterhin gepredigt werden konnte. Paulus war gern bereit, solche Konzessionen zu machen: „So bin ich den Juden wie ein Jude geworden, um Juden zu gewinnen; denen unter dem Gesetz bin ich wie einer, der unter dem Gesetz ist, geworden, obwohl ich selbst nicht unter dem Gesetz bin, um die zu gewinnen, welche unter dem Gesetz sind. Denen, die ohne Gesetz sind, bin ich wie einer ohne Gesetz geworden, obwohl ich nicht ohne Gesetz gegenüber Gott, sondern unter dem Gesetz gegenüber Christus bin, um die zu gewinnen, welche ohne Gesetz sind. Den Schwachen bin ich ein Schwacher geworden, um die Schwachen zu gewinnen. Ich bin den Menschen von allen Arten alles geworden, um auf jeden Fall einige zu retten. Alles aber tue ich um der guten Botschaft willen, damit ich mit anderen
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