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Das Blut der Unschuldigen rächenDer Wachtturm 1973 | 15. August
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Das Blut der Unschuldigen rächen
„Denn siehe! Jehova kommt hervor aus seiner Stätte, um das Vergehen des Bewohners der Erde wider ihn zur Rechenschaft zu ziehen, und die Erde wird gewißlich ihr Blutvergießen enthüllen und wird nicht mehr ihre Getöteten zudecken.“ — Jes. 26:21.
1. Welche Einstellung hat Jehova gegenüber dem Leben, wie es der Prophet Jesaja zeigt?
VON der Zeit an, da Jehova mit dem Menschengeschlecht zu handeln begann, offenbarte er seine hohe Achtung vor dem Leben. Gleichzeitig erklärte er dem Menschen, daß auch er das Leben respektieren müsse, da er sich sonst für seine Mißachtung vor Jehova zu verantworten habe. Weil Jehovas Gesetz nicht in Betracht gezogen worden ist, ist Jehovas gerechtes Gericht über die Nationen gekommen, und das unschuldige Blut, das im Laufe der Jahrhunderte vergossen worden ist, kann nicht länger zugedeckt oder ungerächt bleiben. Das geht mit Bestimmtheit aus den Worten des Propheten Jesaja hervor: „Denn siehe! Jehova kommt hervor aus seiner Stätte, um das Vergehen des Bewohners der Erde wider ihn zur Rechenschaft zu ziehen, und die Erde wird gewißlich ihr Blutvergießen enthüllen und wird nicht mehr ihre Getöteten zudecken.“ — Jes. 26:21.
2. (a) In welche Streitfrage, das Leben betreffend, wurden Kain und Abel verwickelt, und was war das Motiv der Einstellung Kains? (b) Welchen Richterspruch fällte Jehova in dieser Sache?
2 Die ersten zwei Männer, die geboren wurden, wurden in diese Streitfrage, die das Vergießen unschuldigen Blutes betraf, verwickelt, als die Opfergabe, die Abel Jehova darbrachte, angenommen wurde, während diejenige Kains nicht wohlwollend angesehen wurde; „und Kain entbrannte von großem Zorn, und sein Angesicht begann sich zu senken“. Da Jehova erkannte, daß durch Kains Zorn das Leben Abels bedroht war, machte er Kain warnend darauf aufmerksam, daß Erhebung nur kommen könnte, wenn er sich umwenden und Gutes tun würde. Indes wurde der Grund dafür, daß Kain keine Gunst erwiesen werden konnte, wiewohl er Jehova, ‘der im Herzen lesen kann’, eine Opfergabe darbrachte, noch offensichtlicher, als Kain seine verkehrte Einstellung weiter offenbarte. (1. Sam. 16:7) Statt sich zu demütigen und Jehovas Gesetz anzuerkennen, indem er dem Beispiel seines Bruders folgte, ließ er Gottes Rat, über die Sünde zu herrschen, die ‘am Eingang kauerte’, außer acht und folgte dem Pfad, der zum gewaltsamen Mord an seinem Bruder führte. (1. Joh. 3:12; Jud. 11) Ein weiterer Beweis seiner Einstellung war seine gefühllose, lügnerische Antwort auf Jehovas Frage nach dem Verbleib Abels: „Ich weiß es nicht. Bin ich meines Bruders Hüter?“ Das war kein Zeichen von Reue oder Gewissensbissen! Auch konnte Kains vorgeschützte Unschuld ihn nicht von Verantwortlichkeit freisprechen. Jehova fällte sogleich seinen Richterspruch: „Horch! Das Blut deines Bruders schreit vom Erdboden her zu mir. Und nun bist du zur Verbannung vom Erdboden verflucht, der seinen Mund aufgetan hat, um das Blut deines Bruders aus deiner Hand zu empfangen.“ — 1. Mose 4:4-11.
3. (a) Warum wurde Kain nicht von Schuld freigesprochen, und wie betrachtete er das Gericht, das Jehova über ihn brachte? (b) Was tat Jehova zur Zeit Noahs, um die Erde zu reinigen, die mit Gewalttaten erfüllt worden war?
3 Man beachte, daß Jehova die Aufmerksamkeit besonders auf Abels Blut lenkte, das auf dem Erdboden verschüttet worden war. Warum? Weil im Blut das Leben ist und Abels Blut ohne rechtmäßige Ursache vergossen worden war. Kain nahm Abel das Leben; dieses Leben gehörte Gott, und das Blut, das den Erdboden am Ort der Mordtat befleckte, legte ein stummes, aber eindringliches Zeugnis für das Leben ab, das ausgeschüttet worden war und zu Jehova um Rache schrie. Kain muß erkannt haben, daß er dadurch, daß er Abel getötet hatte, sein eigenes Leben in Gefahr gebracht hatte, denn er beklagte sich bei Jehova mit den Worten: „Ich muß ein Umherirrender und ein Flüchtling auf der Erde werden, und sicherlich wird mich töten, wer irgend mich findet.“ (1. Mose 4:14) Jehova sagte jedoch zu ihm: „‚Darum soll, wer irgend Kain tötet, siebenmal Rache erleiden.‘ Und so setzte Jehova für Kain ein Zeichen, damit nicht einer, der ihn fände, ihn erschlage.“ (1. Mose 4:15) Das Zeichen, mit dem Jehova Kain versah, war unverkennbar von Bedeutung, wie dies später Lamech, ein Nachkomme Kains, bezeugte, als er die Worte prägte: „Einen Mann habe ich getötet, weil er mich verwundete, ja einen Jüngling, weil er mir einen Hieb versetzte. Wenn Kain siebenmal zu rächen ist, dann Lamech siebenundsiebzigmal.“ (1. Mose 4:23, 24) Die Gewalttaten mehrten sich auf der Erde, bis Jehova zur Zeit Noahs alles wegfegte, worin der „Odem der Lebenskraft“ wirksam war, vom Menschen bis zum Tier. Nur Noah und diejenigen, die bei ihm in der Arche waren, wurden verschont, als die Wasser der Flut die Erde bedeckten. — 1. Mose 7:22, 23.
DIE VERORDNUNG HINSICHTLICH DER HEILIGKEIT DES BLUTES IN KRAFT GESETZT
4. (a) Wann und wie pflanzte Jehova seiner materiellen Schöpfung die Lebenskraft ein? (b) Wie zeigte Jehova, daß das Leben einer „Seele“ im Vergleich zu dem Leben, das die Pflanzen besitzen, von höherer Ordnung ist?
4 Dieser „Odem der Lebenskraft“ kam von Gott, dem Schöpfer, und wurde zuerst den Meerestieren, den geflügelten fliegenden Geschöpfen und den Landtieren eingepflanzt. Das war Jahrtausende bevor der Mensch diese Gabe von Gott empfing. Doch auch dies war nicht der Anfang der Wirksamkeit der Lebenskraft auf Erden. Es war am dritten Schöpfungstag, als Gott die unbelebten Atome der Materie mit Lebenskraft versah, wobei er sprach: „Die Erde lasse Gras hervorsprossen, samentragende Pflanzen, Fruchtbäume, die nach ihren Arten Frucht tragen, deren Samen in ihr ist, auf der Erde.“ (1. Mose 1:11) In Pflanzen, besonders in Holzgewächsen, sollte eine lebenswichtige zirkulierende Flüssigkeit, die Saft genannt wird, die erforderliche Nahrung bis zum winzigsten Zweig, zu Blättern und Blüten tragen. So könnte gesagt werden, daß das Leben des Baumes in dem Saft liegt, der die lebenerhaltenden Stoffe der Pflanze durch deren ganzen Bau trägt. Doch etwa vierzehntausend Jahre später, am fünften Schöpfungstag, als mit der Erschaffung der Meerestiere und der fliegenden Geschöpfe begonnen wurde, ja weitere siebentausend Jahre später, am sechsten Schöpfungstag, als die Erschaffung der Landtiere ihren Anfang nahm, bereitete Jehova in ihnen ein Kreislaufsystem von anderer Art. Er füllte das komplizierte Kreislaufsystem dieser Geschöpfe mit einem neuen Beförderungsmittel — statt nur mit Saft mit Blut, das Sauerstoff und Nährstoffe zu dem Gewebe jedes Organs und jedes Körperteils trägt. Aber das Leben im Blut ist von höherer Ordnung als das der Pflanzen. Es ist das Leben einer „Seele“. Auch wurden dem Menschen keine Einschränkungen auferlegt in bezug auf das Abhauen von Pflanzen, wodurch ihr Leben beendet wird. Im Gegenteil, ‘alle samentragenden Pflanzen und jeder Baum’ wurden sowohl dem Menschen als dem Tier zur Speise gegeben. (1. Mose 1:29, 30) Doch wurde der Mensch in Eden und nachdem er gesündigt hatte und aus Eden hinausgetrieben worden war, nicht gemäß derselben unbeschränkten Freiheit, mit der er mit den Pflanzen verfahren durfte, ermächtigt, Tieren das Leben zu nehmen. Das Leben einer Seele wurde von Gott für heilig gehalten.
5. (a) Welches neue Gesetz erhielt Noah nach der Flut, und in Verbindung mit welcher Ermächtigung wurde es gegeben? (b) Wie hob dieses Gebot ferner die Heiligkeit des Blutes und des Lebens, dessen Träger es ist, hervor?
5 Als Noah aus der Arche hinaustrat, gab Jehova ihm ein neues Gesetz. Dabei sprach Jehova von der „Seele“ als dem „Blute“. Dem ist so, weil die „Seele“ oder das „Leben“ im Blute ist. Nicht, daß die Seele etwas Unstoffliches, Unsichtbares, nicht Greifbares wäre und dem Menschen innewohnen würde. Selbst Landtiere, Fische und Vögel werden „Seelen“ genannt (1. Mose 1:20-24), und als Jehova den Menschen erschuf, blies er den Odem des Lebens in dessen Körper von Staub, und „der Mensch wurde eine lebendige Seele“, der Mensch war also eine Seele, er hatte keine Seele. (1. Mose 2:7) Nach der Sintflut aber änderte Jehova seine Verfahrensweise mit der Menschheit im Hinblick auf das Blutvergießen. Jehova machte es dem Menschen zur heiligen Pflicht, als sein Urteilsvollstrecker unverzüglich willentliche Mörder zu töten. Dieser auf unabsehbare Zeit dauernde Bund wurde in Verbindung mit der Ermächtigung dargelegt, das Fleisch von Tieren zu essen, doch warnte Jehova Noah ausdrücklich vor einer Mißachtung der Heiligkeit des Blutes und des Lebens, das im Blute liegt. „Jedes sich regende Tier, das am Leben ist, möge euch zur Speise dienen. Wie im Falle der grünen Pflanzen gebe ich euch gewiß das alles. Nur Fleisch mit seiner Seele — seinem Blut — sollt ihr nicht essen. Und außerdem werde ich euer Blut, das eurer Seelen, zurückfordern. Von der Hand jedes lebenden Geschöpfes werde ich es zurückfordern; und von der Hand des Menschen, von der Hand eines jeden, der sein Bruder ist, werde ich die Seele des Menschen zurückfordern. Wer irgend Menschenblut vergießt, dessen eigenes Blut wird durch Menschen vergossen werden, denn im Bilde Gottes hat er den Menschen gemacht.“ (1. Mose 9:3-6) Die Todesstrafe wurde dem Menschengeschlecht von Gott geboten, und es wurde mit der Zeit ganz klar, daß ein Verfehlen, dieses Erfordernis zu erfüllen, von neuem ernste Blutschuld mit sich bringen würde.
KEIN LOSKAUFSPREIS FÜR DIE BLUTSCHULDIGEN
6. Nur auf welche Weise konnte das Land gemäß dem Gesetz Mose von Blutschuld rein bewahrt werden, und wie weitreichend war diese Vorkehrung?
6 Jahrhunderte später hob Jehova Gott von neuem die hohe Achtung hervor, die er vor dem Leben einer „Seele“ hat, indem er für die Übertretung des Gesetzes Israels, das von Moses übermittelt worden war, Strafe vorschrieb. Jehova sprach: „Und deinem Auge sollte es nicht leid tun: Seele wird um Seele sein, Auge um Auge, Zahn um Zahn, Hand um Hand, Fuß um Fuß.“ (5. Mose 19:21) Außerdem sprach Jehova zu seinem Volke, als es sich vorbereitete, das Verheißene Land zu betreten, die warnenden Worte: „Und ihr sollt das Land, in dem ihr seid, nicht entweihen; denn Blut, das entweiht das Land, und für das Land darf es keine Sühne hinsichtlich des darauf vergossenen Blutes geben, ausgenommen durch das Blut dessen, der es vergossen hat.“ (4. Mose 35:33) Jehovas Vorkehrung, das Land freizuhalten von der durch die Blutschuld seiner Bewohner verursachten Verunreinigung, war so weitreichend, daß er sogar für Fälle Vorkehrungen traf, in denen der Mörder unbekannt war. Es durfte nicht zugelassen werden, daß der Erdboden durch den Verlust eines unschuldigen Lebens verunreinigt blieb. — 5. Mose 21:1-9.
7. (a) Wer war in Israel ermächtigt, einen Erschlagenen zu rächen, und wie erfüllte er seine Pflicht? (b) Inwiefern war Israels Gesetz von späteren Bräuchen, besonders von denen im Mittelalter, verschieden?
7 Derjenige, der unter dem Gesetz Israels ermächtigt war, das Blut eines Getöteten zu rächen, wurde der „Bluträcher“ oder go’el genannt, und er war der nächste männliche Verwandte des Erschlagenen. (4. Mose 35:19) Da der nächste Blutsverwandte mit dem Erschlagenen persönlich verbunden wäre, ist es verständlich, daß er ein lebhaftes Interesse daran hätte, dieser Verantwortung nachzukommen, ja daß er sich in der Glut seines Zornes aufmachen würde, um den Tod seines Blutsverwandten zu rächen. War der Mörder bekannt, dann mußte die Sühnung des Blutes des Erschlagenen schnell und sicher erfolgen. „Falls aber ein Mann dasein sollte, der seinen Mitmenschen haßt, und er hat ihm aufgelauert und hat sich gegen ihn erhoben und hat seine Seele erschlagen, und er ist gestorben, und der Mann ist in eine dieser [Zufluchts-]Städte geflohen, dann sollen die älteren Männer seiner Stadt hinsenden und ihn von dort holen, und sie sollen ihn der Hand des Bluträchers ausliefern, und er soll sterben. Es sollte deinem Auge nicht leid tun um ihn, und du sollst die Schuld für unschuldiges Blut aus Israel wegschaffen, damit es dir gutgehe.“ (5. Mose 19:11-13) Für denjenigen, der eine Mordtat mit Vorbedacht beging, durfte es keinen heiligen Zufluchtsort geben, auch konnte kein Lösegeld für seine Seele bezahlt werden. (4. Mose 35:31) In vielen Ländern stand im Altertum und im Mittelalter für irgend jemand, auch wenn er einer Mordtat schuldig gewesen sein mochte, ein Zufluchtsort zur Verfügung. Die Kirchen der Christenheit wurden auf diese Weise heilige Zufluchtsorte für Personen, die Gottes Gesetz mit Vorbedacht übertreten hatten. Das wurde unter dem Gesetz im alten Israel nicht geduldet. Ein Beispiel, gemäß dem selbst nicht der heilige Brandopferaltar als heiliger Zufluchtsort dienen konnte, ist der Fall Joabs. Als Joab die Hörner des Altars nicht loslassen und nicht herauskommen wollte, befahl Salomo, daß er, weil er an der Rebellion Adonias teilgenommen und Abner und Amasa getötet hatte, dort, im Vorhof des Zeltes Jehovas, hingerichtet werde. — 1. Kö. 2:28-34.
BARMHERZIGKEIT FÜR DEN UNABSICHTLICHEN TOTSCHLÄGER
8. (a) Warum würde der Bluträcher keine Blutschuld haben, wenn er einem Totschläger das Leben nähme? (b) Hätte der Bluträcher Blutschuld, wenn er einem unabsichtlichen Totschläger das Leben nähme? Wie hätte das Land unter solchen Umständen verunreinigt werden können?
8 Wenn der Bluträcher einen solchen Totschläger einholte und den Mörder tötete, so hätte er keine Blutschuld auf sich geladen, denn er hätte ja das unschuldige Blut gesühnt, das sonst das Land verunreinigt hätte. (4. Mose 35:33) Was aber, wenn durch Zufall jemand getötet worden war, ohne daß Bosheit oder Absicht bestanden hatte? In einem solchen Fall wäre ihm das Leben unabsichtlich genommen worden, ohne daß der Täter ihm schaden wollte. Wenn der Bluträcher diesen unabsichtlichen Totschläger einholte und ihn in der Glut seines Zorns tötete, dann wäre dessen eigener nächster Blutsverwandter vielleicht entrüstet gegen den aufgestanden, der seinen Verwandten getötet hatte, weil der Totschläger keines vorsätzlichen Mordes schuldig war; und so wäre einem weiteren Unschuldigen das Leben genommen worden, weil der erste Bluträcher das gesetzliche Recht hatte, über den unabsichtlichen Totschläger herzufallen. Dies hätte leicht zu einer Blutfehde Anlaß geben können, wodurch ein unschuldiges Leben nach dem anderen verlorengegangen wäre, und das Land wäre in Blut gebadet worden.
9. Welche Vorkehrung eines Zufluchtsortes wurde für den unabsichtlichen Totschläger getroffen?
9 Um diese Verunreinigung des Landes zu verhüten und als einen Akt der Barmherzigkeit forderte Jehova, daß im Lande Israel Städte als Zufluchtsstätten gegeben werden sollten, wo derjenige, der in Unwissenheit jemanden getötet hatte, vor dem Bluträcher Zuflucht finden konnte. „Und die Städte sollen euch als Zuflucht vor dem Bluträcher dienen, damit der Totschläger nicht sterbe, ehe er zum Gericht vor der Gemeinde steht. Und die Städte, die ihr geben werdet, die sechs Zufluchtsstädte, werden euch zu Diensten sein. Drei Städte werdet ihr diesseits des Jordan geben, und drei Städte werdet ihr im Lande Kanaan geben. Als Zufluchtsstädte werden sie dienen. Den Söhnen Israels und dem ansässigen Fremdling und dem Ansiedler in ihrer Mitte werden diese sechs Städte zur Zuflucht dienen, damit jeder dorthin fliehe, der eine Seele unabsichtlich erschlägt.“ (4. Mose 35:10-15; 5. Mose 19:1-3, 8-10) Diese Städte mußten in der Nähe gelegen und leicht erreichbar sein, wie es in 5. Mose 19:6 erklärt wird: „Andernfalls mag der Bluträcher, weil sein Herz erhitzt ist, dem Totschläger nachjagen und ihn tatsächlich einholen, weil der Weg lang ist; und er mag seine Seele in der Tat totschlagen, während es doch kein Todesurteil gegen ihn gibt, weil er ihn zuvor nicht gehaßt hat.“ Außerdem wurden die Wege, die zu den Zufluchtsstädten führten, wie die jüdische Tradition uns unterrichtet — obwohl es in der Bibel nicht ausdrücklich erwähnt wird —, sehr breit und eben gemacht, damit den Fliehenden keine Hindernisse im Wege standen, und sie wurden ständig in gutem Zustand gehalten.
SICHERHEIT NUR IN DER ZUFLUCHTSSTADT
10. Wie wurde festgestellt, ob jemandem mit Recht Asyl in der Zufluchtsstadt gewährt werden konnte?
10 Obwohl irgend jemand, der einem Menschen das Leben genommen hatte, in die Stadt fliehen konnte, wurde dem Totschläger doch nur bis zu der Zeit Asyl gewährt, da er in dem Gerichtsbezirk, in dem die Mordtat geschehen war, zur gerichtlichen Untersuchung vor den Ältesten seiner Stadt gestanden hatte. (Josua 20:4-6) „Dann soll die Gemeinde zwischen dem Schläger und dem Bluträcher nach diesen Rechtssprüchen richten.“ (4. Mose 35:24) Wenn der Totschläger der Mordtat für schuldig befunden wurde, so mußte er ohne Verzug dem Bluträcher zum Vollzug der Todesstrafe ausgeliefert werden. (4. Mose 35:30) Wenn andererseits festgestellt wurde, daß der Totschläger weder böse Absicht gegenüber dem Erschlagenen gehegt noch ihn zuvor gehaßt hatte, dann sollte ‘die Gemeinde den Totschläger aus der Hand des Bluträchers befreien, und die Gemeinde sollte ihn in seine Zufluchtsstadt zurückbringen, in die er geflohen war, und er sollte darin wohnen bis zum Tode des Hohenpriesters, der mit dem heiligen Öl gesalbt worden war’. — 4. Mose 35:25.
11. Wie nur würde die Stadt für den Totschläger weiterhin ein Zufluchtsort sein, und was würde ihm dies einprägen?
11 Um der Zuflucht dauernd sicher zu sein, mußte der Totschläger innerhalb der Grenzen der Stadt, ihrer Vororte und ihrer Weidegründe bleiben, die sich außerhalb der Stadt tausend Ellen weit erstreckten. „Wenn aber der Totschläger über die Grenze seiner Zufluchtsstadt, in die er fliehen mag, wirklich hinausgeht, und der Bluträcher findet ihn tatsächlich außerhalb der Grenze seiner Zufluchtsstadt, und der Bluträcher tötet den Totschläger wirklich, so hat er keine Blutschuld. Denn er hätte bis zum Tode des Hohenpriesters in seiner Zufluchtsstadt bleiben sollen, und nach dem Tode des Hohenpriesters darf der Totschläger in das Land seines Besitzes zurückkehren.“ (4. Mose 35:26-28) Das bedeutete, daß der Totschläger, wenn er einmal in die Stadt als ihr anerkannter Bewohner eingezogen war und bei einer gründlichen gerichtlichen Untersuchung seine Unschuld hinsichtlich eines absichtlichen Totschlages bewiesen hatte, nicht mehr aus der Stadt hinausgehen konnte — auch nicht für eine Zeitlang aus irgendeinem Grunde —, ohne sein Leben aufs Spiel zu setzen. Das prägte dem Totschläger den Ernst seiner Tat ein, auch wenn er sie unschuldigerweise begangen hatte, und es erinnerte ihn beständig an die Barmherzigkeit Jehovas, der ihm dieses Asyl gewährte. Es wurde ferner erklärt: „Und ihr sollt für einen, der in seine Zufluchtsstadt geflohen ist, kein Lösegeld annehmen, damit er vor dem Tode des Hohenpriesters zurückkehre, um im Lande zu wohnen.“ (4. Mose 35:32) Andernfalls hätte man die Vorkehrung, die Jehova getroffen hatte, zum Gespött gemacht und hätte zu verstehen gegeben, daß das Leben von Jehova erkauft werden könnte.
12. Wurde der Totschläger als Gefangener in der Stadt festgehalten? Was veranlaßte ihn, dort zu bleiben, und was mußte er während der Zeit seines Aufenthaltes dort tun?
12 Derjenige, der in der Zufluchtsstadt aufgenommen worden war, durfte für die Bewohner der Stadt nicht zu einer Bürde werden. Es ist vernünftig, anzunehmen, daß er während seines Aufenthaltes dort zum Wohlstand der Stadt beitragen und für seinen Unterhalt arbeiten mußte. Das konnte er tun, indem er sein eigenes Gewerbe trieb, sofern es den Bedürfnissen des Lebens in der Stadt diente. Wenn nicht, so konnte von ihm sogar verlangt werden, daß er eine neue Beschäftigung erlernte. Nichts im Gesetz Jehovas erlaubte das Betteln oder ein Leben auf Kosten der Wohltätigkeit von seiten anderer, ohne irgendwelche Gegenleistung, sofern der Betreffende körperlich dazu in der Lage war. Selbst von der Witwe und der Waise, die weder Land noch Mittel zum Unterhalt besitzen mochten, wurde, obwohl für sie reichlich gesorgt war, dennoch erwartet, daß sie für das, was sie empfingen, arbeiteten. (5. Mose 24:17-22) Es ist interessant, zu beachten, daß, wiewohl die Totschläger in der Stadt nicht als Gefangene festgehalten wurden und frei waren, sie zu verlassen, wenn sie es für passend hielten, trotzdem Jehova auf eine Weise dazu anspornte, die Sicherheitsvorkehrung zu respektieren, daß sich nur der Tollkühnste erdreistet hätte, dagegen zu verstoßen.
13. Welche weiteren Bestimmungen des Gesetzes Israels zeigten klar, daß auch unabsichtliches Töten nicht leichtgenommen werden durfte?
13 Ferner durfte Jehovas Barmherzigkeit, durch die er dem unabsichtlichen Totschläger einen Zufluchtsort verschaffte, nicht mißbraucht werden, noch erlaubte das Gesetz eine unentschuldbare Nachlässigkeit, wobei man auf Barmherzigkeit Anspruch erhoben hätte. Wenn zum Beispiel ein Mann ein neues Haus baute, wurde verlangt, daß er ein Geländer für dessen Dach machte; sonst würde dadurch, daß jemand vom Dach fiele, Blutschuld auf das Haus gebracht werden. (5. Mose 22:8) Wenn ein Mann einen Stier besaß, der die Gewohnheit hatte, stößig zu sein, und der Besitzer war verwarnt worden, verfehlte aber, seinen Stier unter Bewachung zu halten, und dieser tötete jemand, so war der Besitzer des Stiers blutschuldig und konnte zu Tode gebracht werden. (2. Mose 21:28-32) Wenn ein Dieb in der Nacht beim Einbruch ertappt und bei dem Kampf, ihn zu fassen, getötet wurde, so brachte dies keine Blutschuld mit sich. Wenn es aber während des Tages geschah, zu der Zeit, da der Täter deutlich gesehen werden konnte, dann zog sich derjenige, der ihn totschlug, Blutschuld zu. (2. Mose 22:2, 3) In der Tat, Jehovas Gesetz sorgte für vollkommenes Gleichgewicht, indem es forderte, daß den Bösen in gerechter Weise vergolten wurde, aber denen Barmherzigkeit gewährte, die in Sünde gerieten oder sich einer unabsichtlichen Übertretung des Gesetzes schuldig machten.
SICHERE UND BALDIGE VERGELTUNG
14. Wie ging Israel als Nation auf die Erfordernisse des Gesetzes hinsichtlich der Heiligkeit des Lebens ein, und welche Anklagen auszurichten, wurden Gottes Propheten ermächtigt?
14 Als was für eine Anklage gegen das ehemalige Volk Israel erwies sich doch diese unparteiische Vorkehrung Jehovas! Obwohl das ganze Gesetz Israels die Heiligkeit des Lebens und die Heiligkeit des Blutes hervorhob, ging doch von der Zeit an, da Jehova mit Israel zu handeln begann, nur ein kleiner Überrest auf die wiederholten Bitten ein, die er, ‘sich früh aufmachend und seine Propheten sendend’, seinem Volk zu stellen für nötig fand, um die Israeliten davor zu warnen, daß eine gerechte Vergeltung gewiß sei. Sie weigerten sich nicht nur, auf Jehovas warnenden Rat zu hören, sondern wandten sich gewalttätig gegen seine Propheten und brachten sie grausam zu Tode, wodurch sie die Schuld für das Blut dieser Unschuldigen ihrer Schuld vor Jehova noch hinzufügten. (Jer. 26:2-8) Daher ließ ihnen Jehova folgende Anklage durch Jeremia zukommen: „Auch sind an deinen Rocksäumen die Blutspuren der Seelen unschuldiger Armer gefunden worden. Nicht beim Einbruch habe ich sie gefunden, sondern sie sind auf allen diesen.“ (Jer. 2:34) Und durch Jesaja: „Das Land selbst ist entweiht worden unter seinen Bewohnern, denn sie haben die Gesetze umgangen, die Bestimmung geändert, den Bund von unabsehbarer Dauer gebrochen. Darum hat der Fluch selbst das Land verzehrt, und die es bewohnen, werden für schuldig gehalten. Darum haben sich die Bewohner des Landes an Zahl vermindert, und sehr wenige sterbliche Menschen sind übriggeblieben.“ — Jes. 24:5, 6.
15. Welche Vergeltung brachte Jehova in den Tagen Jeremias über sein Volk Israel, und welche weitere Verantwortlichkeit hatten dessen Nachkommen in den Tagen Jesu in dieser Hinsicht?
15 Jerusalem wurde wegen der vielen Verbrechen, die es gegen Jehova begangen hatte, und wegen seiner Blutschuld im Jahre 607 v. u. Z. zerstört, und nur ein Überrest blieb unverurteilt. Aber trotz dieses furchtbaren Vergeltungsaktes Jehovas konnten die falschen religiösen Führer der Tage Jesu ebensowenig ihre eigene Blutschuld in Abrede stellen wie die religiösen Führer der Zeit Jeremias, denn in beiden Fällen waren ihre Rocksäume vom Blute der treuen Diener Jehovas so rot wie Scharlach, und das schloß selbst das Blut seines eigenen geliebten Sohnes ein. — Matth. 23:33-36; 27:24, 25; Luk. 11:49-51.
16. Welche Stellung haben heute die Nationen in der Frage der Heiligkeit des Lebens eingenommen, und was sollte unser Standpunkt sein?
16 Heute hat nun die Blutschuld aller Nationen der Erde ihr volles Maß erreicht. So groß ist die Blutschuld der „Hure“, Babylons der Großen, des Weltreiches der falschen Religion, daß von ihr gesagt wird, sie sei trunken vom Blute des Volkes Jehovas. (Offb. 17:5, 6; 18:24) Irgendwann wird es nun an der Zeit sein, daß Jehovas Bluträcher zum Schlag ausholt, und wehe irgendeinem, der in Verbindung mit ihr gefaßt wird! (Offb. 18:4) Solche Blutschuldigen „werden nicht die Hälfte ihrer Tage erleben“, wie David sagte. (Ps. 55:23) Wir sollten ernstlich mit dem Psalmisten beten: „Befreie mich von Blutschuld, o Gott, du Gott meiner Rettung“ und: „Von Menschen, die mit Blutschuld beladen sind, errette mich.“ (Ps. 51:14; 59:2) Dann, in ganz naher Zukunft, wenn der mächtige Chorgesang der Lobpreisung im Himmel zu Jehova aufsteigt, weil die letzten Spuren Babylons der Großen vernichtet sein werden und das Blut aller Unschuldigen gerächt sein wird, werden sich unsere Stimmen mit denen aller auf Erden vereinen, die dem Schwert der Vergeltung des Rächers Jehovas entronnen sind. — Offb. 19:1, 2, 15, 21.
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Die Zufluchtsstadt zu verlassen bedeutet den Verlust des LebensDer Wachtturm 1973 | 15. August
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Die Zufluchtsstadt zu verlassen bedeutet den Verlust des Lebens
1. In welcher Lage ist die Christenheit gleich den Juden der Tage Jesu?
SCHWER lastet heute Blutschuld auf der Christenheit und auf der ganzen Welt. Viele aufrichtige Menschen, die nicht selbst jemand getötet oder sich direkt an Kriegen beteiligt haben, sind sich nicht bewußt, daß sie persönlich mitschuldig sind. Dessenungeachtet müssen sie diese Verantwortung mit denen tragen, die in der Prophezeiung als solche dargestellt werden, die unschuldiges Blut vergossen haben. Die Christenheit ist heute in der gleichen Lage wie die Juden der Tage Jesu, zu denen Jesus sagte: „Siehe, ich sende Propheten und Weise und öffentliche Unterweiser zu euch. Einige von ihnen werdet ihr töten und an den Pfahl bringen, und einige von ihnen werdet ihr in euren Synagogen geißeln und von Stadt zu Stadt verfolgen, damit alles gerechte Blut über euch komme, das auf der Erde vergossen worden ist, vom Blut des gerechten Abel an bis zum Blut Sacharjas, des Sohnes Barachias, den ihr zwischen dem Heiligtum und dem Altar ermordet habt. Wahrlich, ich sage euch: Dies alles wird über diese Generation kommen. Jerusalem, Jerusalem, die da tötet die Propheten und steinigt, die zu ihr gesandt sind.“ — Matth. 23:34-37.
2. Woraus ergab sich Jerusalems blutbefleckter Geschichtsbericht, und welche Vergeltung erhielt Jerusalem?
2 Jerusalems blutbefleckter Geschichtsbericht ergab sich nicht daraus, daß es nach dem Befehl Jehovas Gottes an theokratischer Kriegführung teilgenommen, sondern weil es unschuldiges Blut vergossen und willentlich viele Propheten Gottes getötet hatte, selbst Jesus, den Sohn Gottes, der in dieser Stadt zum Tode verurteilt wurde. Das wurde nicht in Unschuld getan, denn siebenhundert Jahre zuvor, in den Tagen Jeremias, enthüllte Jehova Jerusalems Blutschuld, als er durch seinen Propheten die Worte sprach: „Auch sind an deinen Rocksäumen die Blutspuren der Seelen unschuldiger Armer gefunden worden. Nicht beim Einbruch habe ich sie gefunden, sondern sie sind auf allen diesen. Aber du sprichst: ,Ich bin unschuldig geblieben. Gewiß hat sich sein Zorn von mir abgewandt.‘ Siehe, ich trete in einen Rechtsstreit mit dir ein, weil du sprichst: ,Ich habe nicht gesündigt.‘“ (Jer. 2:34, 35) Indem Jehova direkt nach diesen Worten handelte, brachte er im Jahre 607 v. u. Z. seinen Zorn über die Stadt Jerusalem wegen ihres mutwilligen Blutvergießens zum Ausdruck, und seine babylonischen Urteilsvollstrecker schütteten während einer entsetzlichen Zeit der Zerstörung ihr Blut auf den Erdboden. Ebenso kam es in Erfüllung der Worte Jesu in Jerusalem zu einem weiteren Blutbad, und ehe es im Sommer des Jahres 70 u. Z. zu Ende war, waren 1 100 000 Menschen innerhalb der belagerten Stadt umgekommen.
BLUTSCHULD DURCH GEMEINSAME VERANTWORTUNG
3. Warum kamen viele um, die am Töten nicht direkt beteiligt gewesen waren?
3 Mögen sich besonders die Menschen in der Christenheit dieses warnende Beispiel zu Herzen nehmen! Nicht alle Juden, die von den Babyloniern oder den Römern getötet wurden, waren direkt am Töten der Propheten Gottes oder sonstwie am Töten von Menschen beteiligt gewesen, dennoch kamen sie mit denen um, die willentlich unschuldiges Blut vergossen hatten. Warum? Weil sie die Handlungsweise und die Traditionen des Judentums stützten und so an der Gemeinschaftsverantwortung für dessen Blutschuld teilhatten.
4. Warum kann Jehova die Geschichte der Christenheit nicht übersehen?
4 Die Christenheit ist tatsächlich ein neuzeitliches Gegenstück Jerusalems und seines Gebietes Juda. Die Geschichte der Christenheit ist vor Gott mit Blut befleckt worden, das ungerechterweise von ihrem Anfang an, nämlich von den Tagen Konstantins im vierten Jahrhundert an, vergossen wurde. Dieser Geschichtsbericht kann nicht unbeachtet bleiben, denn Jehova, der sich nicht verändert, sagte zu Noah: „[Ich werde] euer Blut, das eurer Seelen, zurückfordern. Von der Hand jedes lebenden Geschöpfes werde ich es zurückfordern; und von der Hand des Menschen, von der Hand eines jeden, der sein Bruder ist, werde ich die Seele des Menschen zurückfordern. Wer irgend Menschenblut vergießt, dessen eigenes Blut wird durch Menschen vergossen werden, denn im Bilde Gottes hat er den Menschen gemacht.“ — 1. Mose 9:5, 6.
5. (a) Durch welche Taten der Christenheit ergibt sich ihre Geschichte, und warum kann sie nicht gerechtfertigt werden? (b) Wer hat an der Verantwortung für die Blutschuld der Christenheit teil?
5 Durch Hunderte von Kriegen, die die Christenheit geführt hat, und durch die religiöse Inquisition und die Kreuzzüge vor dem Jahre 1914 sind unzählige Hunderttausende arglose Menschen ums Leben gebracht worden; und durch die zwei Weltkriege, die seit dem Jahre 1914 geführt worden sind und für die die Christenheit hinsichtlich der Millionen und aber Millionen ums Leben Gebrachter die Hauptverantwortung tragen muß, hat sich eine furchtbare Blutschuld aufgehäuft, die sie dem Bunde Gottes hinsichtlich des Blutes gemäß zu begleichen hat. Von diesen Kriegen kann nicht behauptet werden, es seien theokratische Kriege gewesen, die in Gottes Namen ausgefochten worden seien, obwohl Priester und Geistliche auf beiden Seiten in diesen Streitigkeiten, die in der Christenheit ausgefochten wurden, deren Teilnehmern Segen gespendet haben. Das hat niemand ermächtigt, seinen Mitmenschen zu töten, ohne vor Jehova Gott blutschuldig dazustehen. Indem jemand den Segen eines solchen Priesters oder Geistlichen empfing, kam er nicht etwa in die „Zufluchtsstadt“ Jesu Christi, des Hohenpriesters Jehovas. Obwohl viele Menschen in religiösem oder patriotischem Eifer aufrichtig kämpften, hat die Anrufung des Namens Gottes in solchen Kriegen die Teilnehmer doch nicht von Blutschuld befreit. Außerdem kommen Personen, die diejenigen, welche direkt Blut vergießen oder sich mit Propaganda und Bewegungen befassen, die zum Vergießen unschuldigen Blutes führen, gutheißen, unterstützen oder ihnen helfen, als Partner des Verbrechens ebenfalls unter eine Gemeinschaftsverantwortung und müssen vor Gott, dem Richter, stehen, der solche Blutschuld nicht ungestraft lassen kann noch wird durchgehen lassen.
6. Welcher weiteren Handlungsweise hat sich die Christenheit schuldig gemacht, und wird sie dafür der Strafe entgehen?
6 Von weit ernsterer Natur jedoch ist die Blutschuld, die die Christenheit dadurch auf sich geladen hat, daß sie vielen wahren Dienern Gottes das Leben nahm. Babylon die Große, das Weltreich der falschen Religion, dessen dominierender Teil die Christenheit ist, wird in dem Buch der Offenbarung als „trunken ... vom Blute der Heiligen und vom Blute der Zeugen Jesu“ beschrieben. (Offb. 17:6) Ebenso sicher, wie die Christenheit verfehlt hat, die Warnung Jehovas zu beachten, wird Jehovas Gericht bald so an ihr vollzogen werden, wie es an ihrem Vorbild, an Jerusalem und Juda, im Jahre 607 v. u. Z. und im Jahre 70 u. Z. vollzogen wurde. Jedermann, der dann Verbindung mit ihr hat, wird mitschuldig sein und wird auch an ihrer Vernichtung teilhaben. — Offb. 18:4.
WIE MAN IN DIE HEUTIGE ZUFLUCHTSSTADT FLIEHEN KANN
7. Wann wird Jehovas Bluträcher zum Schlag ausholen, und wo nur ist Zuflucht zu finden?
7 Jehova hat in seiner Barmherzigkeit seinen Bluträcher, den Herrn Jesus Christus, davon zurückgehalten, mit seinen Engelheerscharen zum Schlag gegen die Christenheit und gegen alle diejenigen auszuholen, die an ihrer Blutschuld teilhaben, doch bald wird die Frist abgelaufen sein. (Offb. 7:1-3) In der kommenden „großen Drangsal“ wird der Rächer des Menschenblutes losschlagen. „Denn siehe! Jehova kommt hervor aus seiner Stätte, um das Vergehen des Bewohners der Erde wider ihn zur Rechenschaft zu ziehen und die Erde wird gewißlich ihr Blutvergießen enthüllen und wird nicht mehr ihre Getöteten zudecken.“ (Jes. 26:21; Matth. 24:21, 22) Wenn diese Zeit der Entscheidung kommt, wird die ganze Menschheit für ihre gemeinsame Verantwortung zur Rechenschaft gezogen werden, und dies in größerem Ausmaß, als Jerusalem und das Judentum es je erlebten. Alle, die den Ort der Sicherheit nicht aufgesucht haben, werden gezwungen sein, die Strafe zu zahlen. Für alle Zeiten muß die Erde von dem Blut der ungerechterweise Erschlagenen gereinigt werden. Es muß eine Sühnung erfolgen, damit die Bestimmungen des Bundes hinsichtlich der Heiligkeit des Blutes, der mit Noah gemacht wurde, eingehalten werden. Die einzige Möglichkeit zur Flucht in die Sicherheit besteht darin, den Weg zu finden, der in Jehovas gegenbildliche Zufluchtsstadt führt. Darin muß man bis zu dem Tage bleiben, da Jehovas Grimm vorüber ist, und muß weiterhin unter dem Segen des großen Hohenpriesters Jehovas, Jesu Christi, darin wohnen. Was ist denn die gegenbildliche Zufluchtsstadt?
8. Was ist die gegenbildliche Zufluchtsstadt, und wie gelangt man in diese Stadt?
8 Im alten Israel mußte der Totschläger in eine der sechs Städte fliehen, die besonders dazu bestimmt waren, und nachdem er bewiesen hatte, daß er an einem böswilligen Totschlag unschuldig war, mußte er so lange in der Zufluchtsstadt bleiben, bis der amtierende Hohepriester starb. (4. Mose 35:9-34) Somit muß die gegenbildliche Zufluchtsstadt Jehovas Vorkehrung sein, durch die jemand vor der Strafe der Urteilsvollstreckung geschützt wird, die er durch eine Übertretung des Bundes Gottes hinsichtlich der Heiligkeit des Blutes über sich bringen könnte. In diese Stadt gelangen wir dadurch, daß wir uns unter den Segen des aktiven Dienstes Jesu Christi, des Hohenpriesters Gottes, stellen und darunter bleiben. Das vollkommene Menschenleben, das Jesus auf Erden opferte, entsprach genau dem Leben Adams, des ersten Menschen, dessen sich dieser im Paradies Eden erfreute. Jesus gab sein sündenloses Leben im Tode dahin, und nach seiner Auferstehung und nachdem er aufgefahren war, um zur Rechten Gottes im Himmel zu sitzen, konnte er Gott den Wert des Loskaufsopfers zugunsten der sterbenden Nachkommen Adams darbringen. So wurde Jesus unser engster Verwandter, der Erlöser der Menschheit. Durch die Austeilung der Segnungen dieses Loskaufsopfers werden wir daher von Schuld gereinigt, und die Menschheit empfängt die Versöhnung mit Gott. — Hebr. 2:14; 10:12; Röm. 5:11; vergleiche Apostelgeschichte 2:37-40.
9. (a) Was muß jeder, der Gottes Bund hinsichtlich der Heiligkeit des Blutes übertreten hat, tun, um bei Gott Vergebung zu finden? (b) Inwiefern steht Paulus als ein Beispiel da?
9 Jeder, der Gottes Bund hinsichtlich der Heiligkeit des Blutes willentlich oder unabsichtlich übertreten hat, muß durch Glauben an das Blut Jesu, des Hohenpriesters, nach Gottes Vergebung und der Tilgung seiner Sünde trachten. Er muß aufrichtige Reue über begangene Übertretungen bekunden, indem er gehorsam unter Gottes Vorkehrung bleibt, die er durch Christus getroffen hat, und auf die Gerechtigkeit und die guten Dienstleistungen des Hohenpriesters vertraut. Der Apostel Paulus, der als Saulus von Tarsus die Christenversammlung verfolgte, ja Mordtaten, die an Christen begangen wurden, billigte, dient denen als Beispiel, die den Bund hinsichtlich des Blutes übertreten haben. „Dennoch“, sagt er, „wurde mir Barmherzigkeit erwiesen, weil ich unwissend war und im Unglauben handelte.“ (1. Tim. 1:13) Weil Jehova durch Christus diese reumütige Einstellung bei Saulus sah, die er danach durch viele Glaubenswerke bewies, brachte ihn der Bluträcher, der auferstandene Jesus Christus, später, am „Tag der Rache unseres Gottes“, nicht zu Tode. (Jes. 61:2) Als Jesus sich Saulus offenbarte und zeigte, daß Saulus, indem er die wahre Kirche verfolgte, Jesus selbst verfolgte, bereute Saulus, änderte seine Handlungsweise und machte sich von da an die Wohltaten des Loskaufsopfers zunutze wie in einer Zufluchtsstadt. — Apg. 9:1-19.
AN GOTT GESTELLTE BITTE UM EIN REINES GEWISSEN
10. Auf welche Weise kann man heute ein reines Gewissen vor Gott erlangen?
10 Daß sich der unabsichtliche Totschläger in die ehemalige Zufluchtsstadt begab, genügte zu seinem Schutz noch nicht. Bevor er in der Stadt bleiben und die Wohltaten, die die Stadt zu bieten hatte, empfangen konnte, mußte er beweisen, daß er, was absichtliches Blutvergießen betraf, ein reines Gewissen gegenüber Gott hatte. Heute kann dieses reine Gewissen vor Gott nur durch eine an Gott gestellte aufrichtige, ehrliche Bitte erlangt werden, die man dadurch zum Ausdruck bringt, daß man sich Gott durch Christus hingibt und sich dann taufen läßt. Das bedeutet, daß derjenige, der zu Gott kommt, die Sünden anerkennen muß, die er begangen und durch die er Gottes Gesetz übertreten hat, und daß er seine Handlungsweise ändern und Gottes Willen tun muß. Somit muß er sein Leben völlig und rückhaltlos Jehova hingeben und muß sich darauf als Symbol seiner Hingabe zum vollständigen Untertauchen im Wasser darstellen, und dies besonders jetzt, da das Ende der Welt näher rückt.
11. Was ist das reine Gewissen, das wir erbitten, und wie wird es bewahrt?
11 Der Apostel Petrus sprach von der rettenden Macht der Taufe und ihrer Beziehung zum christlichen Gewissen, als er in 1. Petrus 3:20, 21 die Worte schrieb: „Das, was diesem entspricht [das heißt, daß Noah und seine Familie in der Arche am Ende jener Welt durch die Wasser der Flut hindurchgingen], rettet jetzt auch euch, nämlich die Taufe (nicht das Ablegen der Unsauberkeit des Fleisches, sondern die an Gott gestellte Bitte um ein gutes Gewissen), durch die Auferstehung Jesu Christi.“ Das Gewissen, das wir von Gott erbitten, indem wir in seine Taufvorkehrung einwilligen, ist ein Gewissen, das von jedem Schuldgefühl Gott gegenüber befreit ist. Es ist eine Erkenntnis der Vorkehrung des Sühnopfers Jesu, das uns von aller Sünde reinigt, und dieses Opfer ist nicht den Tieropfern gleich, die jedes Jahr wiederholt werden mußten. Nein, dieses gute Gewissen, das Jehova Gott uns gibt, erlaubt uns, in ein reines Verhältnis zu ihm zu gelangen und darin zu bleiben, indem wir uns die Dienste seines großen Hohenpriesters zunutze machen. Diejenigen, die in diesen Zustand kommen, müssen dieses gute Gewissen bewahren, indem sie fortfahren, das Werk zu verrichten, das ihnen in der gegenbildlichen Zufluchtsstadt zugewiesen worden ist. Das Gewissen spielt daher eine wichtige Rolle, wenn wir in der Zufluchtsstadt bleiben wollen.
12. Durch welches Verhalten könnten wir in die gefahrvolle Lage kommen, die neuzeitliche Zufluchtsstadt zu verlassen?
12 Da wir gemäß der Vorkehrung des Sühnopfers Christi Jesu durch die Hingabe und Taufe in die gegenbildliche Stadt gelangt sind, lassen wir jedes Schuldgefühl hinter uns und sollten weiterhin ebenso frei von Schuld in der Stadt bleiben. Sollten wir jedoch beginnen, unser Gewissen gegenüber Gott zu verhärten und uns zu rechtfertigen, auch wenn es sich nur um kleinere Vergehen handelte, die eine Verletzung des Gesetzes Jehovas bedeuten, das den in die Stadt Geflohenen gilt, so setzen wir uns der Gefahr aus, schließlich die Stadt gänzlich zu verlassen. Gottes Gesetz wird uns in seinem Wort und durch die biblischen Publikationen, die er hat bereiten lassen, damit wir seinen Willen und sein Vorhaben mit der Menschheit in der Zeit des Endes verstehen können, deutlich erklärt. Diese klare Anweisung durch Gottes Geist außer acht zu lassen bedeutet, die Forderung unseres christlichen Gewissens zu übersehen. Das Gewissen außer acht zu lassen bedeutet, mit der Zeit keinen Schmerz oder keine Beunruhigung mehr zu spüren, wenn es schlagen sollte. Schließlich kann das Gewissen, wie Paulus es sagte, verhärtet werden wie Fleisch, das mit einem Brenneisen gebrandmarkt ist. In diesem Zustand spürt das Gewissen wie wildes Fleisch keinen Schmerz, hat kein Schuldgefühl. Mit der Zeit würden wir lässig werden, was Unrechttun betrifft, und wenn wir auf ein Unrecht aufmerksam gemacht würden, würden wir die Mahnung schließlich achselzuckend von uns weisen, als ob wir sagten: „Was denn? Wer macht sich schon was daraus?“ Eine solch gleichgültige Einstellung kann nur zu einer vollständigen Mißachtung der Vorkehrung führen, unter der uns der Zutritt zur Stadt gestattet wurde, und wenn uns der Bluträcher einholt, während wir in diesem Zustand, dieser Geistesverfassung, sind, würden wir vor ihm nicht beschützt werden, denn wir befänden uns nicht mehr in dieser Stadt, das heißt unter den Segnungen des Schutzes, den der Hohepriester am kommenden „Tag der Rache“ gewährt.
STANDHALTEN BIS ZUM ENDE
13. Wie verläßt jemand die gegenbildliche Zufluchtsstadt, wie kann dies vermieden werden, und welcher Gefahr setzen sich diejenigen aus, die sie verlassen?
13 Da wir dadurch, daß wir selbstsicher werden und den Glauben an das Opfer des Hohenpriesters verlieren und nicht mehr darauf vertrauen, daß es Sünden zudeckt, die Zufluchtsstadt verlassen und uns so der Vernichtung in der Schlacht von Harmagedon aussetzen, tun wir gut, die Warnung des Apostels Paulus zu beachten, der sprach: „Darum ist es nötig, daß wir den Dingen, die wir gehört haben, mehr als die gewöhnliche Aufmerksamkeit schenken, damit wir niemals abgleiten.“ (Hebr. 2:1) Die Zeit, in der Jehovas Rächer zur Tat schreitet, rückt immer näher. Es ist jetzt nicht an der Zeit, außerhalb der Zufluchtsstadt oder in einer gefährlichen Lage am Rande der Weidegründe, die die Grenzen des von Jehova vorgesehenen heiligen Zufluchtsortes bezeichnen, unversehens erfaßt zu werden. Wir dürfen nie dem Trugschluß verfallen, daß wir auch nur ein klein wenig von den gerechten Anforderungen Jehovas abweichen dürften. Wer von uns kann sagen, wo er beginnt, Jehovas Vorkehrung willentlich außer acht zu lassen, und dadurch nicht mehr jemand ist, der nur „schlecht urteilen kann“? Man erinnere sich an das, was Paulus in 1. Korinther 4:4 sagte: „Denn mir ist nichts bewußt, was gegen mich spräche. Doch dadurch werde ich nicht als gerecht erfunden, der mich aber beurteilt, ist Jehova.“ Können wir sagen, daß wir unser Vertrauen auf Jehova setzen, wenn wir willentlich die Gebote, die er uns gegeben hat, außer acht lassen oder übertreten? Der Gedanke, die gegenbildliche Zufluchtsstadt auch nur vorübergehend zu verlassen, bedeutet, Gott auf die Probe zu stellen, ob er uns vor seinem Bluträcher rette. Wenn außerdem jemand in einem solchen Zustand dem Tod gegenüberstände, der sich jetzt, vor der „großen Drangsal“, aus natürlichen Ursachen ergäbe, welchen Anteil hätte er dann an der Auferstehung? Wir sollten nie versäumen, eine genügend solide Grundlage im Glauben zu legen, um uns in hinreichendem Maße auf die Dienste des großen Hohenpriesters verlassen zu können, damit der Bluträcher zur Zeit der Auferstehung unser wohlwollend gedenke. (Matth. 24:21, 22) Das in dieser „Zeit des Endes“ nicht zu tun kann Austilgung für alle Zeit bedeuten. Man würde nicht das Vorrecht haben, die kommende „große Drangsal“ zu überleben. Man würde hingerichtet werden.
WANN AUS DER ZUFLUCHTSSTADT FREIGELASSEN
14. Wie lange müssen die Menschen auf Erden, die eine himmlische Hoffnung haben, in der gegenbildlichen Stadt bleiben, und warum bis dahin?
14 Wie lange müssen diejenigen, die sich einst blutschuldig gemacht hatten, innerhalb der Zufluchtsstadt bleiben? So lange, bis sie die Dienste des Hohenpriesters nicht mehr benötigen. Paulus schrieb an die Hebräer: „Demzufolge kann er auch die vollständig retten, die sich durch ihn Gott nahen, weil er immerdar lebt, um für sie einzutreten. Denn ein solcher Hoherpriester wie dieser war für uns der geeignete: loyal, arglos, unbefleckt, getrennt von den Sündern und höher als die Himmel geworden.“ (Hebr. 7:25, 26) Solche Dienste sind also für die bestimmt, die die „große Drangsal“, wenn auch in menschlicher Unvollkommenheit, überleben. Solange weiterhin irgendwelche Blutschuld besteht, sind die Dienste des Hohenpriesters nötig, damit der Betreffende einen rechten Stand vor Gott behalten kann. Diejenigen, die durch Gottes heiligen Geist zu geistigen Söhnen, zu Miterben mit Christus, gesalbt worden sind, müssen innerhalb der gegenbildlichen Zufluchtsstadt bleiben, bis sie ihren irdischen Lauf, treu bis zum Tode, beenden und dadurch für immer ihre menschliche Natur opfern. Da Christi Opfer nur denen gilt, die von Natur Menschen sind, „stirbt“ der Hohepriester für sie in dem Sinne, daß er das Verdienst seines Menschenopfers nicht mehr zu ihren Gunsten anzuwenden braucht, denn die Glieder der „kleinen Herde“ der „Miterben mit Christus“ werden in der Auferstehung von Menschen in Geistgeschöpfe verwandelt, und ihre Wohnstätte ist von da an im Himmel, da sie „göttliche Natur“ besitzen. — Luk. 12:32; Röm. 8:17; 2. Petr. 1:4.
15. Wann sind diejenigen, die eine irdische Hoffnung haben, frei, die gegenbildliche Stadt zu verlassen, und was bewirkt dies für sie?
15 Die Menschen, die die „große Drangsal“ überleben und eine Hoffnung auf irdisches Leben haben, werden jedoch nicht aus der Zufluchtsstadt freigelassen, nachdem in Harmagedon Gottes Feinde vernichtet worden sind und das Blut derer gerächt worden ist, die durch die Generationen des Menschengeschlechts hindurch unschuldigerweise getötet wurden. Bevor der Bluträcher als Jehovas Urteilsvollstrecker handelt, müssen allerdings die Glieder dieser „großen Volksmenge“ ihre Gewänder gewaschen und im Blute des Lammes weiß gemacht haben. Dennoch beseitigt die „große Drangsal“ ihre Blutschuld nicht, noch befreit sie sie sofort von den von Adam ererbten Sünden. Auch wenn sie vor Gott ein reines Gewissen haben, müssen sie weiterhin dieses reine Gewissen bewahren, indem sie innerhalb der Grenzen der gegenbildlichen Zufluchtsstadt bleiben, bis sie zu menschlicher Vollkommenheit wiederhergestellt sind, wodurch sie die Dienste des Hohenpriesters nicht mehr benötigen. Wann wird dies sein? Erst wenn sie am Ende der Tausendjahrherrschaft Christi die menschliche Vollkommenheit erreicht haben und Christus sie aufgrund ihres eigenen Verdienstes als vollkommene Menschen zur letzten Erprobung ihrer Lauterkeit Jehova übergibt. Wenn sie aus diesem Schutz des großen Hohenpriesters, Jesu Christi, herauskommen, „stirbt“ er dem Sinne nach als Hoherpriester für sie, denn er wird nicht mehr mit dem reinigenden Blut seines Opfers für sie amtieren.
16. Welche Stellung gegenüber der gegenbildlichen Zufluchtsstadt nehmen diejenigen ein, die in der Auferstehung zum Leben auf Erden hervorkommen?
16 Was aber ist von denen zu sagen, die während der Tausendjahrherrschaft Jesu auferweckt werden? Müssen auch sie in die Zufluchtsstadt kommen und dort bis zum „Tode des Hohenpriesters“ bleiben? Nein. Denn diese haben durch ihren Tod die Strafe für ihre Sündhaftigkeit bezahlt. (Röm. 6:7) Sie sind dadurch, daß sie in das allgemeine Grab der ganzen Menschheit kamen, von Sünde freigesprochen worden. Zu der Zeit, da sie aus dem Todeszustand hervorkommen, befinden sie sich auf dem Weg, der nicht in die gegenbildliche Zufluchtsstadt, sondern zu ewigem Leben führt. Wenn sie auf diesem Hochweg des Lebens weitergehen, wird ihnen vom Hohenpriester Hilfe geboten werden, die menschliche Vollkommenheit zu erlangen. Die bestandene endgültige Prüfung nach dem Ende der Tausendjahrherrschaft Christi wird ihnen auch Jehovas Gerechtsprechung bringen und die Gewähr dafür bieten, daß sie endloses Leben auf Erden empfangen. Sollten sie aber verfehlen, den Anforderungen Gottes zu entsprechen, die an jenem Tage für die Menschheit gelten werden, so ziehen sie sich eine endgültige Verurteilung zu und werden für immer ausgerottet werden gleichwie die, an denen tausend Jahre zuvor, in der „großen Drangsal“, das Todesurteil vollstreckt wurde.
17. Welche Fragen entstehen in bezug auf den „Tod“ des Hohenpriesters?
17 Doch könnte jemand fragen, wie denn folgende Worte des Apostels Paulus an die Hebräer zu verstehen sind: „Diese Hoffnung haben wir als einen Anker für die Seele, der sowohl sicher als auch fest ist und hineinreicht in das Innere, hinter den Vorhang, wohin unsertwegen ein Vorläufer gegangen ist, Jesus, der für immer Hoherpriester nach der Weise Melchisedeks geworden ist.“ (Hebr. 6:19, 20) Warum wird gesagt, daß Jesus für immer ein Hoherpriester sein wird, wenn seine Dienste als Hoherpriester in bezug auf die Menschenwelt am Ende der tausend Jahre ein Ende haben sollen? Inwiefern bleibt er für immer Hoherpriester?
18. Welcher Dienst des großen Hohenpriesters wird ein Ende nehmen, doch warum wird dies nicht all seinen Beziehungen zur Menschheit ein Ende setzen?
18 Im jüdischen Vorbild starb der Hohepriester buchstäblich; es endeten nicht nur die Dienste, die er als Hoherpriester leistete, sondern auch sein Leben endete. Bei dem größeren Hohenpriester, bei Jesus Christus, ist das nicht der Fall. Wohl enden seine in dieser Eigenschaft geleisteten Dienste, wenn die Menschheit vor Jehova in einen Zustand vollständiger Gerechtigkeit gebracht worden ist, doch bleibt Jesus immerdar zur Rechten Jehovas. Das Ende seines Amtes als vermittelnder Hoherpriester für die Menschheit bedeutet nicht das Ende seines Lebens. Die guten Auswirkungen seines Dienstes, den er als König und Hoherpriester über die Menschheit ausübt, werden für die Menschheit immerdar bestehenbleiben, und sie wird bei ihm immerdar in Schuld stehen dafür, daß er zu ihren Gunsten als König und Hoherpriester gedient haben wird. Bis in alle Ewigkeit werden die Menschen die Knie vor dem Namen Jesu beugen und werden bekennen, daß er der Herr ist, zur Verherrlichung Gottes, des Vaters. (Phil. 2:5-11) Seine Dienstleistungen für die Menschheit werden dann nicht mehr in der Hinsicht nötig sein, daß sein Sühnopfer für sie zur Anwendung käme. Aber als Jehovas großer Verwalter und Wortführer wird er bis in alle Ewigkeit zweifellos im Verherrlichen und Lobpreisen Jehovas als derjenige hervorragen, der in der Anbetung, die das ganze Universum zu Jehovas Ruhm und Ehre vereinen wird, führend sein wird.
19. Was kann uns nun stützen, und welche ernsthafte Anstrengung sollten wir machen?
19 Welch ein gesegnetes Vorrecht wird es sein, zu den glücklichen Geschöpfen zu gehören, die jene Zeit erleben werden! Wie dankbar werden wir sein, daß Jehovas Barmherzigkeit diese wunderbare Vorkehrung möglich gemacht hat! Diese Hoffnung kann uns jetzt stützen. Mögen wir sie hegen und pflegen, während wir das Leben selbst schätzen; denn jetzt, in dieser „Zeit des Endes“ der blutschuldigen Welt, in Jehovas Zufluchtsstadt zu bleiben bedeutet ja unser Leben.
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Ein Bauprojekt, das dazu dient, Gottes Werk zu verrichtenDer Wachtturm 1973 | 15. August
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Ein Bauprojekt, das dazu dient, Gottes Werk zu verrichten
Auf der ganzen Erde gibt es mehr als 1 600 000 Zeugen Jehovas. Sie sind gut bekannt. Wieso? Weil sie regelmäßig bei anderen Menschen vorsprechen, um ihnen von Gottes Vorhaben mit der Menschheit zu erzählen. Sie ermuntern die Menschen überall, Gottes Anforderungen kennenzulernen, damit sie die kommende „große Drangsal“ überleben und in Gottes gerechte neue Ordnung gelangen können. (Matth. 24:14, 21) In der Absicht, so viele Menschen wie möglich in der zur Verfügung stehenden Zeit zu erreichen, verbreiten Jehovas Zeugen große Mengen biblische Literatur. Dazu benötigt man Druckereien mit den entsprechenden Anlagen.
Am 3. April 1973 wurde ein weiteres Gebäude, das für den Gebrauch in Verbindung mit diesem christlichen Werk bestimmt ist, auf der Wachtturmfarm, in der Nähe von Pine Bush (New York), eingeweiht. Das Geschehen bei diesem Anlaß vermittelt einen Einblick in die Organisation selbst.
BESICHTIGUNG DER WACHTTURMFARM
Langjährige Mitarbeiter des Hauptbüros der Watchtower Society wurden eingeladen, dem Einweihungsprogramm beizuwohnen. Mehr als achtzig, die alle bereits länger als fünfundzwanzig Jahre in diesem Dienst stehen, verließen am Morgen des 3. April Brooklyn und reisten 160 Kilometer zur Wachtturmfarm.
Als sie dort ankamen, stellten sie fest, daß sich vor ihnen eine kleine Stadt ausbreitete. Die Watchtower Society hat diesen Besitz erst vor elf Jahren erworben. Und seitdem
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