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Das Bedürfnis nach SicherheitDer Wachtturm 1967 | 15. November
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Das Bedürfnis nach Sicherheit
„Du, Jehova, allein lässest mich in Sicherheit wohnen.“ — Ps. 4:8.
1. Was hat das Leben der Menschen fast zu allen Zeiten bedroht?
SEITDEM es Menschen gibt, hat es kaum eine Zeit gegeben, in der das Leben der Menschen nicht bedroht gewesen wäre. Die Geschichte zeigt, welchen Gefahren die Menschen zu allen Zeiten ausgesetzt waren. Viele wurden durch die verschiedensten Krankheiten hingerafft. Unzählige fielen Katastrophen und Hungersnöten zum Opfer. Kleine und große Kriege verwüsteten viele Länder und brachten Millionen Menschen einen frühen Tod. Auch das Verbrechen hat jederzeit seine Opfer gefordert.
2. Wie haben die Fortschritte auf wissenschaftlichem Gebiet die Sicherheit des Menschen beeinflußt?
2 Obwohl es heute dank der Wissenschaft vieles gibt, was es früher nicht gab — zum Beispiel Medikamente zur Behebung gewisser Krankheiten —, kann sich der Mensch doch nicht sicherer fühlen. Im Gegenteil, die Fortschritte auf dem Gebiet der Rüstung sind so gewaltig — denken wir nur an die Herstellung atomarer, biologischer und chemischer Waffen —, daß das Leben der Menschen nicht nur in einigen Ländern, sondern in der ganzen Welt in einem Maße bedroht ist, wie das in der Geschichte noch nie der Fall war. Das Leben ist zwar moderner geworden, dafür aber um so unsicherer und gefährlicher. Kein Wunder, daß Staatsmänner und andere führende Persönlichkeiten in ihren Reden, die von der Weltpresse unter Schlagzeilen veröffentlicht werden, immer wieder von „Frieden“ und „Sicherheit“ sprechen. Ihre Worte verraten deutlich das Gefühl der Unsicherheit, das in der Welt herrscht.
3. Wie hat die Bibel unsere Tage, die durch Unsicherheit gekennzeichnet sind, vorhergesagt?
3 Die Bemühungen dieser Männer haben bis heute nicht zu wahrer Sicherheit geführt. Kaum ist ein Konflikt beigelegt, entsteht ein anderer. Für viele Menschen ist die Zukunft ein einziges großes Fragezeichen. Die Gefährdung der Sicherheit nimmt ständig zu. Die Bibel sagte die heutigen Zustände genau vorher: „Auch wird es Zeichen an Sonne und Mond und Sternen geben und auf der Erde Angst und Bangen unter den Nationen, die wegen des Tosens des Meeres und seiner Brandung weder aus noch ein wissen, während die Menschen ohnmächtig werden vor Furcht und Erwartung der Dinge, die über die bewohnte Erde kommen.“ — Luk. 21:25, 26.
4. (a) Warum wird die gegenwärtige Welt nie wahren Frieden und wahre Sicherheit finden? (b) Wer ist der Quell wahrer Sicherheit?
4 Nach der Bibel wird die gegenwärtige unruhige Welt nie Frieden und Sicherheit finden. Warum nicht? Weil sie dieses Ziel auf einem falschen Weg zu erreichen sucht. Die Menschheit hat noch nicht gelernt, daß Menschen und menschliche Organisationen nie wahre Sicherheit bieten können. Sie läßt den unmißverständlichen Rat der Bibel außer acht: „Vertrauet nicht auf Fürsten, auf einen Menschensohn, bei welchem keine Rettung ist!“ (Ps. 146:3) Kein Mensch, er mag noch so angesehen und auf religiösem oder politischem Gebiet noch so einflußreich sein, ja keine Nation dieser Welt und keine internationale Organisation kann der Menschheit wahre Sicherheit und Rettung bieten. Diese so erstrebenswerten hohen Ziele können nur auf dem Weg, den Gott, der Allmächtige, dessen Name Jehova ist, vorgesehen hat, erreicht und nur in Harmonie mit seinen Vorkehrungen verwirklicht werden. — Jes. 43:11, Fußnote.
SICHERHEIT IM ALTEN ISRAEL
5. (a) Was lehrt uns die Geschichte Israels in bezug auf Sicherheit? (b) Beschreibe die segensreiche Herrschaft des Königs Salomo.
5 Bekanntlich waren die Israeliten, das heißt die Nachkommen des Hebräers Abraham über seinen Sohn Isaak und seinen Enkel Jakob, einst das auserwählte Volk Jehovas. Durch seine Handlungsweise mit Israel gab Jehova einige aufschlußreiche Hinweise, die erkennen lassen, wie man Sicherheit finden und wie man sie einbüßen kann. Wie die Geschichte Israels zeigt, erreichte die nationale Sicherheit und die Sicherheit des einzelnen Bürgers ihre höchste Stufe wahrscheinlich unter der Herrschaft des weisen, friedlichen und berühmten Königs Salomo, eines der menschlichen Könige, die an Jehovas, des unsichtbaren Königs, Statt regierten. Ein Chronist beschreibt diese gesegnete Zeit mit folgenden eindrucksvollen Worten: „Und er hatte Frieden auf allen Seiten ringsum. Und Juda und Israel wohnten in Sicherheit, ein jeder unter seinem Weinstock und unter seinem Feigenbaum, von Dan bis Beerseba, alle Tage Salomos.“ — 1. Kö. 4:24, 25.
6. (a) Was trug zu Israels Wohlfahrt und Sicherheit bei? (b) Was zeigt jedoch Israels spätere Geschichte?
6 Der Friede, die Sicherheit und die Wohlfahrt unter der Herrschaft des Königs Salomo waren nicht auf menschliche Weisheit zurückzuführen. Sie waren das Ergebnis himmlischer Weisheit. Das Volk Israel hatte eine vortreffliche Gesetzessammlung erhalten, die Moses Jahrhunderte vorher von Jehova übermittelt und dann von Moses der Nation Israel bekanntgegeben worden war. Dieses einheitliche Gesetz war für das ganze Gesetz dieser Nation bestimmt und galt im allgemeinen für Israeliten und für Ausländer. Es regelte das Verhältnis des Volkes zu seinem Gott und auch das Verhältnis der einzelnen zueinander. Es war ein gutes Gesetz. Der christliche Apostel Paulus bestätigte dies mit den Worten: „Somit ist das Gesetz an sich heilig, und das Gebot ist heilig und gerecht und gut.“ (Röm. 7:12) Je strenger sich das Volk — sowohl die Herrscher als auch die Untertanen — an dieses Gesetz hielt, desto größere Gunst genoß es bei seinem Gott, Jehova, und desto größer waren sein Friede und seine Sicherheit. Je weiter es sich aber vom Gesetz entfernte — was gewöhnlich unter dem Einfluß herrschender Elemente geschah, die verderbt geworden waren —, desto mehr war seine Sicherheit gefährdet. Das zeigt das tragische Geschick, das die Israeliten traf, nachdem die Mehrheit den Messias, der ihnen von Gott als Erlöser gesandt worden war, verworfen hatten. Als im Jahre 70 u. Z. die Römer Jerusalem, Israels berühmte Hauptstadt, zerstörten, hörte dieses hochbegünstigte Volk als Nation zu bestehen auf. In den darauffolgenden neunzehn Jahrhunderten waren die Juden nirgends sicher; sie wurden wie kein anderes Volk verfolgt. Das zeigt, daß da, wo das richtige Verhältnis zum Schöpfer fehlt, keine wahre Sicherheit zu finden ist. — Ps. 91:2.
DIE ZUFLUCHTSTADT — EINE SCHUTZVORKEHRUNG
7. Warum ist das mosaische Gesetz für uns immer noch von Interesse?
7 Betrachten wir nun eine der Vorkehrungen des mosaischen Gesetzes etwas näher. Das mosaische Gesetz mit seinen vielen Vorschriften und Strafbestimmungen ist zwar nicht mehr in Kraft. Als Jesus Christus, der Messias, vor 1900 Jahren kam, war die Zeit für dieses Gesetz abgelaufen. Es hatte seinen Zweck erfüllt und wurde deshalb aus dem Wege geräumt. Das sagt uns die Bibel in folgenden Worten: „Er hat uns alle unsere Verfehlungen verziehen und die wider uns lautende handschriftliche Urkunde [das mosaische Gesetz], die aus Verordnungen bestand und uns entgegen war, ausgelöscht, und Er hat sie dadurch aus dem Wege geräumt, daß sie an den Marterpfahl [Jesu Christi] genagelt wurde.“ (Kol. 2:13, 14) Doch diese alte Gesetzessammlung, die, seitdem Jesus Christus gebraucht wurde, um ihr am 14. Nisan des Jahres 33 u. Z. ein Ende zu machen, nicht mehr in Kraft ist, enthält viele lehrreiche Vorbilder oder „Schatten“ und Grundsätze, die für Christen sehr aufschlußreich und belehrend sind. Der wöchentliche Sabbat oder der wöchentliche Ruhetag, den das mosaische Gesetz vorschrieb, war zum Beispiel ein solcher Schatten künftiger guter Dinge, der auf etwas Künftiges, nämlich auf die tausend Jahre des Friedens und der Ruhe unter der Herrschaft Christi, des Messias, hinwies. — Kol. 2:16, 17; Hebr. 10:1.
8. Wie viele Zufluchtstädte gab es, und wie hießen sie?
8 Eine sehr interessante Vorkehrung des mosaischen Gesetzes waren die Zufluchtstädte. Wo lagen sie, und welchem Zweck dienten sie? Das Gesetz sah insgesamt sechs solche Städte vor, drei östlich und drei westlich des Jordan. Über die Namen und die geographische Lage dieser Städte schrieb Josua, der Moses als sichtbarer Führer des Volkes Israel ablöste: „Und sie heiligten Kedes in Galiläa, im Gebirge Naphtali, und Sichem im Gebirge Ephraim, und Kirjath-Arba, das ist Hebron, im Gebirge Juda. Und jenseit des Jordan von Jericho, gegen Osten, bestimmten sie Bezer in der Wüste, in der Ebene, vom Stamme Ruben; und Ramoth in Gilead, vom Stamme Gad; und Golan in Basan, vom Stamme Manasse.“ — Josua 20:7, 8.
9. (a) Wie waren diese Städte über das Land verteilt? (b) Welchem Zweck dienten sie in Wirklichkeit?
9 Ein Blick auf die Karte des Verheißenen Landes zeigt, daß diese Städte ziemlich gleichmäßig über das Land verteilt waren. Warum? Weil sie für jeden Bewohner des Landes — sowohl für die Israeliten als auch für die seßhaften Fremdlinge und die Ansiedler —, der Schutz benötigte, erreichbar sein mußten. Diese Städte waren Zufluchtsorte, Schutzstätten, die Personen offenstanden, deren Leben in Gefahr war. Sie waren deshalb so gelegen, daß den Schutzsuchenden die Kraft und auch die Zeit ausreichte, dorthin zu fliehen. Das Landesgesetz bestimmte, wer berechtigt war, Schutz zu beanspruchen. Jedermann, der zufällig, also ohne böse Absicht, bei der Arbeit oder sonst irgendwo, den Tod einer oder mehrerer Personen verursacht hatte, konnte in eine solche Stadt fliehen.
10. Unter welchen Umständen konnte zum Beispiel jemand dorthin fliehen?
10 Folgendes Beispiel veranschaulicht eine solche Situation, die die Flucht in eine Zufluchtstadt erfordert hätte. „Und dies ist die Sache mit dem Totschläger, der dahin fliehen soll, damit er am Leben bleibe: wer seinen Nächsten unabsichtlich erschlägt, und er haßte ihn vordem nicht, wie etwa wenn jemand mit seinem Nächsten in den Wald geht, um Holz zu hauen und seine Hand holt aus mit der Axt, um das Holz abzuhauen, und das Eisen fährt vom Stiele und trifft seinen Nächsten, daß er stirbt: der soll in eine dieser Städte fliehen, damit er am Leben bleibe.“ — 5. Mose 19:4, 5.
DIE HEILIGKEIT DES MENSCHLICHEN LEBENS
11. (a) Warum mußte in solchen Fällen jemand in die Zufluchtstadt fliehen? (b) Was geht aus den Worten hervor, die Jehova zu Noah sprach?
11 Wir mögen uns jedoch fragen: Warum mußte jemand in einem solchen Fall an einen Zufluchtsort fliehen? Weil er von dem Augenblick an, da er den Tod eines Mitmenschen verursacht hatte, selbst in Gefahr stand, das Leben zu verlieren. Der nächste Verwandte des Getöteten hatte das Recht, als Bluträcher, das heißt als Scharfrichter, zu amten, und in dieser Eigenschaft durfte er schnell, ohne Verzug, handeln. Dieses Recht des Bluträchers war damals durchaus anerkannt. Es ging zweifellos auf die Verordnung zurück, die wir im ersten Buch der Bibel, in 1. Mose 9:4-6, finden. Es handelt sich dabei um die Worte, die Jehova zu Noah und zu seinen Söhnen, den Überlebenden der weltweiten Flut, sprach, und diese Worte betonen den großen Wert, den der Schöpfer dem menschlichen Leben beimißt. „Nur das Fleisch mit seiner Seele seinem Blute, sollt ihr nicht essen, und wahrlich, euer Blut, nach euren Seelen, werde ich fordern; von jedem Tiere werde ich es fordern, und von der Hand des Menschen, von der Hand eines jeden, seines Bruders, werde ich die Seele des Menschen fordern. Wer Menschenblut vergießt, durch den Menschen soll sein Blut vergossen werden; denn im Bilde Gottes hat er den Menschen gemacht.“ In dieser alten Verordnung wurzelte das Recht, an allen, die unrechtmäßig Menschenblut vergossen hatten, die Todesstrafe zu vollziehen.
12. Lastete nur auf dem willentlichen Mörder Blutschuld?
12 Diese alte Verordnung wurde im mosaischen Gesetz anerkannt. Jeder, der willentlich und unrechtmäßig Menschenblut vergoß, mußte dies mit dem Leben bezahlen, nachdem er aufgrund von Zeugenaussagen des Mordes überführt worden war. (5. Mose 17:6) Selbst jemand, der den Tod eines Mitmenschen unwillentlich verursachte, ohne böse Absicht, lud Blutschuld auf sich. Das Gesetz sah jedoch vor, daß in einem solchen Fall der Unglückliche dem Tode entrinnen konnte, wenn er in die nächstgelegene Zufluchtstadt floh. Die betreffende Stelle im Gesetz lautet: „Und Jehova redete zu Mose und sprach: Rede zu den Kindern Israel und sprich zu ihnen: Wenn ihr über den Jordan in das Land Kanaan ziehet, so sollt ihr euch Städte bestimmen: Zufluchtstädte sollen sie für euch sein, daß dahin fliehe ein Totschläger, der einen Menschen aus Versehen erschlagen hat. Und die Städte sollen euch zur Zuflucht sein vor dem Rächer, daß der Totschläger nicht sterbe, bis er vor der Gemeinde gestanden hat zum Gericht. Und die Städte, die ihr geben sollt, sollen sechs Zufluchtstädte für euch sein ... Den Kindern Israel und dem Fremdling und dem Beisassen [dem seßhaften Fremdling und dem Ansiedler, NW] in ihrer Mitte sollen diese sechs Städte zur Zuflucht sein, daß dahin fliehe ein jeder, der einen Menschen aus Versehen erschlagen hat.“ — 4. Mose 35:9-15; Josua 20:1-6.
13, 14. (a) Durfte einem willentlichen Mörder in der Zufluchtstadt Schutz gewährt werden? (b) Wie wurde ermittelt, ob der Zufluchtsuchende aufgenommen werden durfte oder ob er ein willentlicher Mörder war?
13 Das zeigt also, daß jeder, der den Bestimmungen entsprach, aus dieser gesetzlichen Vorkehrung zur Rettung von kostbaren Menschenleben Nutzen ziehen konnte. Diese sechs Städte waren Städte, die den Leviten gehörten, und eine davon, Hebron, gehörte den aaronischen Priestern. Doch was geschah, wenn ein Unberechtigter, zum Beispiel ein mutwilliger Mörder, den rechtmäßigen Schutz einer der sechs Städte in Anspruch nahm? Nach dem Gesetz durfte einem Mörder kein Schutz gewährt werden, denn er galt als unwürdig, den Schutz dieser Städte zu genießen. Um zu gewährleisten, daß kein Unwürdiger Zuflucht fand, verlangte das Gesetz, daß der Zufluchtsuchende verhört wurde und die Umstände genau geprüft wurden, bevor er endgültig in der Zufluchtstadt aufgenommen wurde. Die Ältesten des Wohnorts des Totschlägers mußten den Fall untersuchen und den endgültigen Entscheid fällen. Fiel der Entscheid zugunsten des Zufluchtsuchenden aus, so stand er künftig unter dem Schutz der geheiligten Zufluchtstadt. Wir lesen daher:
14 „Wenn er aber von ungefähr, nicht aus Feindschaft, ihn gestoßen, oder unabsichtlich irgend ein Werkzeug auf ihn geworfen hat oder, ohne es zu sehen, irgend einen Stein, wodurch man sterben kann, auf ihn hat fallen lassen, daß er gestorben ist, er war ihm aber nicht feind und suchte seinen Schaden nicht: so soll die Gemeinde zwischen dem Schläger und dem Bluträcher nach diesen Rechten richten; und die Gemeinde soll den Totschläger aus der Hand des Bluträchers erretten, und die Gemeinde soll ihn in seine Zufluchtstadt zurückbringen, wohin er geflohen ist; und er soll darin bleiben bis zum Tode des Hohenpriesters, den man mit dem heiligen Öle gesalbt hat.“ — 4. Mose 35:22-25.
15. Wie lange mußte der unabsichtliche Totschläger in der Zufluchtstadt bleiben?
15 Der letzte Teil dieses Schrifttextes zeigt, wie lange der unabsichtliche Totschläger an dieser durch das Gesetz vorgesehenen Zufluchtstätte bleiben mußte. Er mußte nicht unbedingt sein ganzes Leben dort bleiben, sondern nur bis zum Tod des Hohenpriesters, der zu der Zeit, als er an einen dieser Zufluchtsorte floh, im Amte war. Wenn der Hohepriester starb, durften alle, die in eine solche Stadt geflohen waren, die Stadt sofort verlassen und an ihren früheren Wohnort zurückkehren. Setzten sie sich dadurch aber nicht der Gefahr aus, von ihrem Bluträcher überrascht zu werden? Nein, nicht mehr. Der Bluträcher durfte ihnen nichts mehr antun. Der Fall war abgeschlossen. Es lastete keine Blutschuld mehr auf ihnen. „Denn, er soll in seiner Zufluchtstadt bleiben bis zum Tode des Hohenpriesters; und nach dem Tode des Hohenpriesters darf der Totschläger in das Land seines Eigentums zurückkehren.“ — 4. Mose 35:28.
16. Was lernen wir aus der Zufluchtstadtvorkehrung über den Wert des menschlichen Lebens?
16 Die Zufluchtstadtvorkehrung lehrt uns mehrere Dinge. Sie zeigt uns klar und deutlich, daß der Schöpfer des Menschen, Jehova, das Leben des Menschen als etwas Kostbares betrachtet. Er hat ohne Zweifel das volle und unbestreitbare Recht, das Leben von Menschen, die sich seinem souveränen Willen widersetzen und sein Vorhaben außer acht lassen, zu vernichten. Der Mensch dagegen ist keinesfalls in der gleichen Lage wie sein Schöpfer und hat daher kein Recht, ein Menschenleben nach Belieben auszulöschen. Das Leben ist etwas sehr Kostbares. Es ist in einem gewissen Sinne heilig. Nach dem mosaischen Gesetz lud sogar der unabsichtliche Totschläger Blutschuld auf sich, was zeigt, wie ernst das Vergießen von Blut in Gottes Augen ist. Ohne Zweifel sollte diese Strenge die Israeliten beeindrucken und sie die Heiligkeit des menschlichen Lebens richtig erkennen lassen. Sie lehrte die Israeliten auch, bei all ihrem Tun daran zu denken, das das Leben das kostbarste Gut ihrer Mitmenschen war. Der Psalmist wies auf den großen Quell des Lebens hin, indem er schrieb: „Bei dir ist der Quell des Lebens.“ — Ps. 36:9.
17. Welche zwei wunderbaren Eigenschaften Jehovas kommen in dieser besonderen gesetzlichen Vorkehrung zum Ausdruck?
17 Andererseits zeigt die Zufluchtstadtvorkehrung auch, daß Jehova ein barmherziger Gott ist und daß er als der höchste Richter das Herz der Menschen kennt und einen Unterschied macht zwischen dem Menschen, der sich unabsichtlich etwas zuschulden kommen läßt, und dem, der ein böses Herz hat und Gottes Gesetz willentlich und vorsätzlich verletzt. Diese Vorkehrung bei den alten Israeliten verrät somit zwei wunderbare Eigenschaften Jehovas: seine Gerechtigkeit und seine Barmherzigkeit. Der Psalmist schrieb: „Gerechtigkeit und Gericht sind deines Thrones Grundfeste; Güte und Wahrheit gehen vor deinem Angesicht her.“ — Ps. 89:14.
18. Welche Fragen erheben sich im Hinblick darauf, daß diese Vorkehrung ein prophetisches Vorbild war?
18 Da die Zufluchtstadtvorkehrung von prophetischer Bedeutung war und auf kommende größere Dinge hinwies, erheben sich folgende Fragen: Was stellte die Zufluchtstadt dar? Wer wurde durch den unabsichtlichen Totschläger, der dorthin fliehen durfte, und wer durch den Bluträcher, der den unabsichtlichen Totschläger verfolgte, dargestellt? Was ist mit der Straße gemeint, die zu diesen Städten führte? Wer ist der Hohepriester? Was wurde dadurch dargestellt, daß die Zufluchtsuchenden die Stadt nach dem Tode des Hohenpriesters verlassen konnten? Alle diese Fragen können zufriedenstellend beantwortet werden, wenn wir uns durch Gottes heiligen Geist „in die ganze Wahrheit“ leiten lassen. (Joh. 16:13) Diese Fragen werden im folgenden Artikel behandelt.
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Der Weg in die SicherheitDer Wachtturm 1967 | 15. November
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Der Weg in die Sicherheit
„Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben.“ — Joh. 14:6.
1. Was schatteten die Zufluchtstädte vor?
BEIM alten Volk Israel wurde dank der Zufluchtstädte manches Menschenleben gerettet. Diese Städte dienten dem Zweck, unabsichtliche Totschläger vor dem rechtmäßigen Bluträcher, der sie töten sollte, zu schützen. Verbrechern durfte kein Schutz gewährt werden. Da diese Vorkehrung, wie viele andere „Schatten“ des mosaischen Gesetzes (Hebr. 10:1), ein prophetisches Vorbild war, aus dem Christen viel lernen können, müssen wir zu dem Schluß kommen, daß sie die wunderbare Rettungsvorkehrung vorschattet, die Jehova Gott zum ewigen Nutzen aller Arten von Menschen getroffen hat, um sie von der Strafe für die auf ihnen lastende Blutschuld zu erlösen und zu befreien. Wie geschieht das aber?
2. Nenne einige Gründe für das Kommen Jesu Christi auf die Erde.
2 Gott sandte seinen teuersten Sohn, Jesus Christus, auf die Erde, der die erhabenen Wahrheiten über diese Vorkehrung bekanntmachen und auch eines Opfertodes sterben sollte, um alle, die wirklich an ihn Glauben ausüben würden, vor dem sicheren und ewigen Tod zu retten und ihnen endloses Leben zu geben. Wir lesen daher in Epheser 1:7: „Durch ihn haben wir die Erlösung durch Loskauf mittels des Blutes dieses einen, ja die Vergebung unserer Verfehlungen, gemäß dem Reichtum seiner unverdienten Güte.“ — Matth. 20:28.
3. Was wurde dadurch gezeigt, daß Israeliten und Fremdlinge in der Zufluchtstadt Schutz suchen konnten?
3 Wie die vorbildliche Zufluchtstadt eine barmherzige Vorkehrung Gottes war, so ist auch die gegenbildliche Zufluchtstadt eine barmherzige Vorkehrung, durch die Gott reumütigen Übertretern seines Gesetzes aufgrund des Lösegeldes Jesu Christi vergibt und ihnen Obhut und Schutz gewährt. Der Apostel Paulus schrieb: „Darum ist er also ein Mittler eines neuen Bundes, damit die Berufenen die Verheißung des ewigen Erbes empfangen könnten, weil zu ihrer Erlösung durch Loskauf von den Übertretungen unter dem früheren Bund ein Tod eingetreten ist.“ (Hebr. 9:15) In der buchstäblichen Zufluchtstadt fanden Israeliten und Fremdlinge Zuflucht. (4. Mose 35:15) Das veranschaulicht, daß die gegenbildliche Zufluchtstadt nicht nur den geistigen Israeliten sicheren Schutz bietet, das heißt nicht nur denjenigen, die zur himmlischen Klasse gehören und mit Christus Jesus herrschen und als Priester dienen werden, sondern auch denjenigen, die auf der Erde ewig leben werden, den „anderen Schafen“. — Joh. 10:16.
4. (a) Was darf in Verbindung mit der Rettungsvorkehrung nicht übersehen werden? (b) Worauf wirken Gottes Geist und seine Engel hin?
4 Der unabsichtliche Totschläger in Israel floh nicht außer Landes, sondern begab sich in eine der Zufluchtstädte, die, abgesehen von der Stadt Hebron, die den aaronischen Priestern gehörte, den nichtpriesterlichen Leviten gehörten. Das bedeutet, daß die Rettungsvorkehrung eng mit Jehovas Organisation verbunden ist. Ein Überrest der geistigen Priesterklasse befindet sich heute noch auf der Erde. Er bildet den Kern der Versammlung des Volkes Jehovas. Wir dürfen die Rolle, die die sichtbare Versammlung der Zeugen Jehovas in Verbindung mit dieser Rettungsvorkehrung spielt, nicht übersehen. In Apostelgeschichte 2:47 lesen wir: „Gleichzeitig fuhr Jehova fort, täglich solche zu ihnen hinzuzufügen, die gerettet wurden.“ Mit anderen Worten, diejenigen, die „gerettet wurden“, wurden der sichtbaren Körperschaft der frühen Christenversammlung hinzugefügt. Sie wurden zu einer einzigen Glaubensfamilie vereinigt. Demnach hat heute die sichtbare Versammlung des Volkes Gottes etwas mit der Rettungsvorkehrung zu tun. Sie spielt in Verbindung mit dieser Vorkehrung sogar eine wichtige Rolle. Jede Versammlung bildet einen kleinen Teil des Volkes Gottes. Wir können nicht außerhalb der Organisation des Volkes Gottes, das heißt getrennt von ihr, bleiben, wenn wir Jehovas Schutz genießen möchten. Jehovas Geist und seine Engel wirken gemeinsam auf Einheit im Denken, Streben und Handeln hin. Deshalb besteht zwischen dem Schutz, den Jehova in der gegenbildlichen Zufluchtstadt gewährt, und der sichtbaren Versammlung der geistigen Israeliten, die unter der Leitung des „treuen und verständigen Sklaven“ steht, eine lebenswichtige Verbindung. — Eph. 4:3-6; Matth. 24:45-47.
DER GEGENBILDLICHE UNABSICHTLICHE TOTSCHLÄGER
5. Wer wurde durch den unabsichtlichen Totschläger vorgeschattet?
5 Wer wurde aber durch den unabsichtlichen Totschläger, der in der Zufluchtstadt Schutz fand, vorgeschattet? Er veranschaulicht alle diejenigen, die erkennen, daß sie in Jehovas Augen irgendwie mit Blutschuld behaftet sind. Zu dieser Erkenntnis gelangen aufrichtige Menschen, wenn sie mit der erleuchtenden Botschaft des Wortes Gottes, der Bibel, in Berührung kommen, die lehrt, daß das menschliche Leben heilig ist. Heute kann jemand ebensogut durch einen Unglücksfall den Tod einer oder mehrerer Personen verursachen, wie das beim alten Volke Israel der Fall war. Jedes Jahr verlieren in der ganzen Welt bei Verkehrsunfällen Zehntausende das Leben. Obwohl diese Unfälle nicht aus Absicht verursacht werden, liegt doch eine gewisse Schuld vor, und in der Regel sehen die Gesetze der Nationen für solche Fälle auch eine gewisse Bestrafung vor.
6. Wie haben heutzutage viele Menschen Blutschuld auf sich geladen?
6 Im Gegenbild schließt der Begriff „unabsichtlicher Totschläger“ jedoch nicht nur Personen ein, die durch einen solchen Fall Blutschuld auf sich geladen haben. In unserem Zeitalter sind auch die größten Kriege der Geschichte geführt worden. Denken wir nur an den Ersten und den Zweiten Weltkrieg. Millionen Menschen wurden gezwungen, sich an diesen blutigen Kämpfen zu beteiligen. Millionen sind seit 1914 im Kampf um die Weltherrschaft und bei blutigen Revolutionen umgekommen. Seit 1914 hat die Menschheit tatsächlich mehr Blut vergossen als je zuvor in der Geschichte. Es versteht sich von selbst, daß der Schöpfer des Menschen, der das Leben für heilig erklärt hat, dies alles mit großem Mißfallen betrachtet haben muß. — Hab. 1:13.
7. (a) Wieso ist die falsche Religion besonders mit Blutschuld behaftet? (b) Wie wird dies in Offenbarung 17:5, 6 beschrieben?
7 Da religiöse Führer in der ganzen Welt dieses organisierte Massenmorden gesegnet und unterstützt haben, sind viele Menschen zu der Ansicht verleitet worden, es sei Gottes Wille und lasse sich sogar mit dem Christentum vereinbaren. Es ist deshalb anzunehmen, daß viele verkehrt gehandelt haben, in dem Glauben, sie würden das Richtige tun. Die Unterstützung des organisierten Blutvergießens von seiten zahlreicher Kirchen und Religionsgemeinschaften innerhalb und außerhalb der Christenheit läßt eines deutlich erkennen: die gewaltige Blutschuld, die die falsche Religion in der ganzen Welt auf sich geladen hat. Diese Blutschuld ist nicht erst in den letzten paar Jahrzehnten, sondern schon im Laufe der vergangenen Jahrhunderte aufgehäuft worden, denn in den vielen Religionskriegen und in anderen von religiösen Führern angestifteten und unterstützten Kriegen, in den Kreuzzügen und zur Zeit der sogenannten Inquisition sowie durch die Verfolgung treuer Diener Gottes vor und nach der Zeit Christi ist das Blut in Strömen geflossen. Im 17. Kapitel der Offenbarung wird das Weltreich der falschen Religion sinnbildlich als eine unmoralische Frau, „Babylon die Große“ genannt, gekennzeichnet oder beschrieben. Wir lesen: „Und auf ihrer Stirn war ein Name geschrieben, ein Geheimnis: ‚Babylon die Große, die Mutter der Huren und der abscheulichen Dinge der Erde.‘ Und ich sah, daß das Weib trunken war vom Blute der Heiligen und vom Blute der Zeugen Jesu.“ — Offb. 17:5, 6.
8. Wie haben die Kirchen die Menschen irregeführt?
8 Wie sehr die Kirchen das Vorhaben Gottes entstellt und den Krieg gerechtfertigt haben, geht aus folgendem Zitat hervor, das einem im Ersten Weltkrieg in Deutschland erschienenen protestantischen Sonntagsblatt entnommen ist: „Unsere Streiter sind nicht bloß Kämpfer für Heimat und Herd, für König und Vaterland, sondern es sind Gottes Heere, sie streiten in seinem Dienst als seine Amtleute und Handlanger. Es ist gut, wenn unsere christlichen Soldaten es wissen, daß sie noch in einem viel höheren Dienst und Amt in diesem Kriege stehen, daß sie Gottes Sache führen und daß darum der Herr auch so wunderbar mit uns gewesen ist ..., um den Krieg zu einem guten Ende durchzuführen. Darum Gott allein die Ehre! Auch dieser Krieg ist ein Schritt vorwärts auf dem Wege zur Vollendung des Reiches Gottes.“ (Kirche, Krieg, Kriegsdienst, von Walter Dignath, Seite 51) Wie gut doch die Worte des Propheten Jeremia auf die Blutschuld, die auf den Religionssystemen der Christenheit lastet, passen! Der Prophet sagte: „Ja, an den Säumen deiner Kleider findet sich das Blut unschuldiger Armer.“ (Jer. 2:34) Aber auch an den heidnischen Religionsorganisationen haftet Blutschuld.
DER GEGENBILDLICHE BLUTRÄCHER
9. (a) Wann werden die mit Blutschuld Beladenen bestraft werden? (b) Wer ist der gegenbildliche Bluträcher?
9 Bei einer solch großen Blutschuld ist eine Bestrafung unvermeidbar. Sie muß kommen, und sie wird auch schnell kommen, noch innerhalb unserer Generation. Der Prophet Jesaja schrieb über diese göttliche Bestrafung: „Denn siehe, Jehova tritt hervor aus seiner Stätte, um die Ungerechtigkeit der Bewohner der Erde an ihnen heimzusuchen; und die Erde enthüllt ihr Blut und bedeckt nicht länger ihre Ermordeten.“ (Jes. 26:21) Beim alten Volk Israel mußte der rechtmäßige Bluträcher Vergeltung üben und die Strafe vollziehen. Wir fragen daher: Wer ist im Gegenbild der Bluträcher? Es ist Jesus Christus, dem „alle Gewalt im Himmel und auf der Erde gegeben“ wurde. Im 19. Kapitel der Offenbarung wird er als ein Reiter auf einem weißen Pferd beschrieben, der in Gerechtigkeit Krieg führt. Die Heere im Himmel folgen ihm. Vor etwa 1900 Jahren wurde Jesus als vollkommener Mensch auf der Erde geboren, und deshalb bezeichnete er sich oft als „Sohn des Menschen“. (Matth. 28:18; 25:31) Auf diese Weise wurde er sozusagen der nächste Verwandte der Menschheit, und er ist daher völlig berechtigt, als gegenbildlicher Bluträcher zu amten.
10. Seit wann erfüllt sich das Bild von der Zufluchtstadt ganz besonders, und warum?
10 Im Jahre 1914 begann für die gegenwärtige Ordnung der menschlichen Gesellschaft die „Zeit des Endes“. Seither ist das Bild von der Zufluchtstadt besonders zeitgemäß und anwendbar. Warum? Weil Jesus Christus in unserer Zeit, in dieser Generation, als der große und mächtige Bluträcher amten wird. Er wird der gegenwärtigen, mit Blutschuld beladenen Gesellschaftsordnung ein vollständiges Ende machen. (Dan. 2:44) Der Bluträcher und sein großes Heer heiliger Engel werden einen jeden einholen, der nicht rechtzeitig in die Schutz bietende Zufluchtstadt geflohen ist. Nichts kann diese bevorstehende Katastrophe aufhalten. Keine Nation wird entrinnen. Einzelne aber können entrinnen. — Spr. 1:24, 33.
FLUCHT IN DIE SICHERHEIT
11. Wie kann man vermeiden, vom Bluträcher eingeholt zu werden?
11 Wie kann der einzelne aber vermeiden, vom herannahenden Bluträcher, Jesus Christus, eingeholt zu werden? Die Antwort lautet: durch die rechtzeitige Flucht in die Sicherheit. Eine solche Flucht ist tatsächlich möglich. Beim alten Volk Israel gab es sechs Zufluchtstädte, die gleichmäßig über das ganze Gebiet der Nation verteilt waren, so daß für niemand, der in einer dieser Städte Sicherheit suchen mußte, der Weg zu weit war. Sie waren gut erreichbar. So ist es auch bei der Erfüllung dieses prophetischen Bildes. Aufrichtige, wahrheitsliebende Menschen, die wahre Sicherheit finden möchten, können sie finden. Die Rettung ist für sie erreichbar. Der Weg zu dieser Rettung ist nicht zu weit. Die schützende Stadt, Gottes Rettungsvorkehrung ist nicht fern. Es kostet allerdings etwas Anstrengung, dorthin zu gelangen. Der Weg in die Sicherheit ist kein gemütlicher Frühlingsspaziergang. Er ist mit harter Arbeit, ja mit einem Kampf, mit dem „Kampf des Glaubens“, verbunden. — 1. Tim. 6:12.
12. Wer gab durch seine Handlungsweise ein hervorragendes Beispiel dafür, wie jemand, der mit Blutschuld behaftet ist, handeln sollte?
12 Der Apostel Paulus ist in dieser Hinsicht für uns ein hervorragendes Beispiel. Als er noch Saulus hieß, war er an der Blutschuld, die auf dem jüdischen Religionssystem lastete, ebenfalls beteiligt. Er stimmte der Tötung wahrer Christen zu. Über die Ermordung des Stephanus lesen wir zum Beispiel: „Saulus seinerseits stimmte seiner Ermordung zu.“ (Apg. 8:1) Doch welchen vortrefflichen Kampf für den wahren Glauben führte Saulus, nachdem er zum Christentum bekehrt worden war! Wie sehr bemühte er sich doch, den Lauf zu vollenden, um gerettet zu werden! Er predigte, er schrieb mehrere Briefe an seine christlichen Brüder, er nahm allerlei Schwierigkeiten auf sich und wurde schließlich umgebracht, weil er ein Christ war. Paulus und viele andere zeigten durch ihr Beispiel, daß es wirklich Anstrengungen kostet, ewiges Leben zu erlangen. — 2. Kor. 11:23-27; 2. Tim. 4:6-8.
DER WEG IN DIE SICHERHEIT
13. (a) Was setzt diese Flucht unter anderem voraus? (b) Was ist Glaube in Wirklichkeit?
13 Diese Flucht in die Sicherheit beginnt mit der Erkenntnis, daß man vor Jehova Gott verkehrt gehandelt und sich in seinen Augen schuldig gemacht hat. (Ps. 51:3-5) Diese Erkenntnis führt einen aufrichtigen Menschen zur Reue und damit auch zu einer Sinnesänderung. Er muß ferner an die Bibel, an Jehova Gott, an Jesus Christus und an Gottes Königreich glauben. (Apg. 3:19; Hebr. 11:6; Apg. 16:31) Glauben zu haben bedeutet jedoch mehr, als nur zu glauben, daß es einen Gott gibt und daß Jesus Christus gekommen ist, um Sünder zu retten. Das glauben viele Menschen, aber ein solcher Glaube genügt nicht. Glauben zu haben gemäß der Bibel bedeutet vielmehr: Jehova Gott völlig vertrauen, ihm gehorchen und entsprechend handeln. (Hebr. 11:1) Es bedeutet in Wirklichkeit, sich Jehova hinzugeben und ein Nachfolger Christi, das heißt ein Jünger Christi, zu werden und so zu leben, wie Gott es gemäß der Bibel verlangt. Siehst du nun den Unterschied zwischen dem, was im allgemeinen als Glauben bezeichnet wird, und dem, was nach der Bibel im wahrsten Sinne des Wortes Glauben ist? Jesus Christus erklärte: „Wahrlich, wahrlich ich sage euch: Wer Glauben an mich ausübt, der wird auch die Werke tun, die ich tue.“ (Joh. 14:12) Der Weg in die Sicherheit, in die gegenbildliche lebenrettende Zufluchtstadt, entspricht dem eingeengten Weg, von dem Jesus sprach, als er sagte: „Eng ist das Tor und eingeengt der Weg, der zum Leben führt, und wenige sind es, die es finden.“ — Matth. 7:14.
14. Wovon sollte man sich trennen, und warum?
14 Wenn wir diesen eingeengten Weg gehen möchten, können wir nicht gleichzeitig den breiten, geräumigen Weg gehen, der in die Vernichtung führt. Das bedeutet, daß wir uns von dem gegenwärtigen bösen System der Dinge trennen müssen. (Röm. 12:2) Der wahre Christ hält sich von allem fern, wodurch er in Blutschuld geraten könnte. Er bleibt gegenüber den Angelegenheiten dieser Welt neutral. (Joh. 18:36) Wie bereits gesagt, lastet eine gewaltige Blutschuld auf dieser Welt, und ganz besonders auf ihrem religiösen Teil. Wenn wir in diesen Systemen bleiben, gehören wir zu ihnen und haben an der kollektiven Blutschuld, die auf ihnen lastet, teil. Aufrichtige Personen sondern sich daher von Babylon der Großen ab, wie sich der Apostel Paulus damals von dem mit Blutschuld beladenen Judentum absonderte, das heißt, sie brechen ihre Verbindungen mit der falschen Religion ab. Die Bibel zeigt, daß alle, die nicht unter das Vernichtungsurteil fallen möchten, das an der falschen Religion vollstreckt wird, dies tun müssen. „Geht aus ihr hinaus, mein Volk, wenn ihr nicht mit ihr teilhaben wollt an ihren Sünden, und wenn ihr nicht einen Teil ihrer Plagen empfangen wollt. Denn ihre Sünden haben sich aufgehäuft, ja bis zum Himmel, und Gott hat ihrer Taten der Ungerechtigkeit gedacht.“ — Offb. 18:4, 5.
15. Wie wird zugegeben, daß die Kirchen der Christenheit zu Babylon der Großen gehören?
15 Daß die Kirchen der Christenheit zu Groß-Babylon gehören, geben einige ihrer führenden Mitglieder sogar selbst zu. Dr. Visser’t Hooft, der frühere Generalsekretär des Ökumenischen Rates der Kirchen, dürfte zu denen gehören, die ziemlich genau wissen, wie es um die Kirchen steht. Ein religiöses Nachrichtenblatt schrieb über eine Rede, die er vor einiger Zeit hielt, folgendes: „Als weiteres Hindernis für die [religiöse] Einheit nannte Dr. Visser’t Hooft die ‚babylonische Gefangenschaft der Kirche‘. Jede Kirche ist gewisse Bündnisse mit weltlichen Mächten eingegangen, nicht nur mit Staaten und Völkern, auch mit Rassen-, Kulturformen und nationalen Gegebenheiten.“ — Schweiz. evang. Pressedienst, 30. Sept. 1964.
16. Warum sollte die Flucht nicht verzögert werden?
16 Weise Menschen, die das Leben lieben und das tun möchten, was in Gottes Augen recht ist, zögern nicht, sich von der gegenwärtigen, mit Blutschuld beladenen Welt abzusondern, ganz gleich, ob sie nun in politischer, gesellschaftlicher oder religiöser Hinsicht mit ihr verbunden sind. Es ist jetzt höchste Zeit zum Fliehen. Wenn der Bluträcher beginnt, die Strafe zu vollstrecken, wird es zu spät sein. Jesus Christus, der gegenbildliche Bluträcher, betonte die Notwendigkeit, rechtzeitig zu fliehen, als er sagte: „Betet unablässig, daß eure Flucht nicht zur Winterzeit erfolge noch am Sabbattage; denn dann wird große Drangsal herrschen, wie es seit Anfang der Welt bis jetzt noch keine gegeben hat, nein, noch je wieder geben wird.“ (Matth. 24:20, 21) Eines Tages, nämlich zur Zeit der Vernichtung Groß-Babylons und in dem darauffolgenden Krieg von Harmagedon, werden die Umstände eine Flucht nicht mehr zulassen. — Offb. 16:14 bis 17:18.
IN DER „ZUFLUCHTSTADT“ BLEIBEN
17. Wer ist der Hohepriester in der heutigen Zufluchtstadt?
17 Wie wir gesehen haben, mußte der unabsichtliche Totschläger, der in einer Zufluchtstadt Schutz gefunden hatte, dort bleiben, bis der Hohepriester, der zur Zeit seiner Flucht im Amt war, starb. Dann durfte er wieder an seinen früheren Wohnort zurückkehren. Der Bluträcher durfte ihm dann nichts mehr antun. Bei der Erfüllung des prophetischen Vorbildes spielt Jesus Christus auch die Rolle des Hohenpriesters, denn er ist tatsächlich ein Hoherpriester. Wir lesen in Hebräer 3:1: „Demzufolge, heilige Brüder, ... betrachtet den Apostel und Hohenpriester, den wir bekennen — Jesus.“
18. Was bedeutet es (a) für die Glieder der himmlischen Klasse und (b) für die Harmagedon-Überlebenden, in der Zufluchtstadt zu bleiben, bis der Hohepriester stirbt?
18 Somit spielt Christus in dem interessanten Bild von der Zufluchtstadt eine Doppelrolle: die Rolle des Bluträchers und die des Hohenpriesters, dessen Tod für die in der Zufluchtstadt Wohnenden die Freiheit bedeutete. Was bedeutet es denn, bis zum Tod des Hohenpriesters in der gegenbildlichen Zufluchtstadt zu bleiben? Da in dieser Stadt eigentlich zwei Klassen — „Israeliten“ und „Fremdlinge“, das heißt Glieder der himmlischen Königreichsklasse und Glieder der irdischen Klasse — Zuflucht suchen, bedeutet es folgendes: Wenn die Glieder der himmlischen Klasse, die geistigen Israeliten, ihren irdischen Lauf als unvollkommene Menschen vollendet haben und dann mit einer himmlischen Auferstehung belohnt werden, „stirbt“ der Hohepriester sozusagen für sie, das heißt, er wirkt nicht mehr als Hoherpriester zu ihren Gunsten. Da sie keine Menschen mehr sind, benötigen sie seine sündensühnenden Dienste nicht mehr, denn sie sind zu Unsterblichkeit auferweckt worden, um mit Christus als Könige und Priester tausend Jahre zu herrschen. (Offb. 20:6) Für die Harmagedon-Überlebenden wird Jesus Christus nicht mehr als Hoherpriester amten, wenn die tausend Jahre seiner Königsherrschaft zu Ende sind und alle Menschen auf der Erde Vollkommenheit erlangt haben. Mit den Worten des Bildes von der Zufluchtstadt ausgedrückt: Jesus Christus wird für sie „sterben“, das heißt, er wird als sündensühnender Hoherpriester vom Schauplatz abtreten. Sie benötigen dann keine solchen Dienste mehr. Sie werden danach Gott übergeben, um zu beweisen, ob sie für immer der Gerechtigkeit ergeben bleiben. — 1. Kor. 15:24-28; Röm. 8:33; 6:7.
19. Wovor werden wir gewarnt?
19 Würde aber jemand, der in seiner Unvollkommenheit in die Zufluchtstadt geflohen ist, die Stadt vor dem Tod des Hohenpriesters verlassen, so begäbe er sich in Todesgefahr, in die Gefahr, vom rechtmäßigen Bluträcher hingerichtet zu werden, denn er stände dann nicht mehr unter den segensreichen Auswirkungen des Loskaufsopfers Jesu Christi, des Hohenpriesters. Das sollte uns eine Warnung sein. Es zeigt uns, daß wir in der gegenbildlichen Zufluchtstadt bleiben müssen, solange es die göttliche Vorkehrung verlangt. Möchten wir unsere ewige Rettung sichern, dann müssen wir innerhalb der Grenzen der Vorkehrung bleiben, die Jehova Gott in seiner Liebe getroffen hat und die mit seiner unter der Leitung seines Hohenpriesters stehenden sichtbaren Organisation verbunden ist. Lassen wir uns nicht dazu verleiten, die schützende, sichere Zufluchtstadt zu verlassen, um für eine kurze Zeit eine trügerische Freiheit zu genießen, die uns der Gefahr, für immer sterben zu müssen, aussetzt. Wir müssen uns allerdings einigen Einschränkungen unterziehen, wenn wir in der Zufluchtstadt bleiben wollen. Wir sind nicht vollständig frei, zu tun und zu sagen, was uns gefällt. Wir müssen dem Willen Gottes gehorchen und unserem Erlöser, Jesus Christus, dem Hohenpriester, treu bleiben. Wir haben aber die volle Freiheit, zu tun, was recht und was gut ist.
20. Welchen Rat gibt uns der Jünger Jakobus?
20 Die Zufluchtstadtvorkehrung im alten mosaischen Gesetz verrät die Dringlichkeit, mit der gehandelt werden muß, wenn es um Leben und Tod geht. Sie erteilt uns, die wir in der mit Blutschuld belasteten menschlichen Gesellschaft des zwanzigsten Jahrhunderts leben, eine ernste, sehr zeitgemäße Lehre. Sie zeigt uns, wie wir als einzelne von der kollektiven Blutschuld befreit werden und der bevorstehenden göttlichen Bestrafung dieses bösen Systems der Dinge entgehen können. Glücklich der Mensch, der nicht nur liest und hört, was Gott getan haben möchte, sondern der es auch unverzüglich und gewissenhaft tut! Der Jünger Jakobus sagt: „Werdet indes Täter des Wortes und nicht bloß Hörer, indem ihr euch durch falsche Überlegungen selbst betrügt.“ — Jak. 1:22.
„Mein Sohn, ... bewahre klugen Rat und Besonnenheit; so werden sie Leben sein für deine Seele und Anmut deinem Halse. Dann wirst du in Sicherheit deinen Weg gehen, und dein Fuß wird nicht anstoßen. Wenn du dich niederlegst, wirst du nicht erschrecken; und liegst du, so wird dein Schlaf süß sein.“ — Spr. 3:21-24.
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