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  • Das allgemeine Priestertum — die von der Christenheit vergessene Lehre
    Der Wachtturm 1963 | 15. Mai
    • Laien. Wieso kennen denn die heutigen Kirchen der Christenheit fast nur noch eine von der Kanzel herab predigende Geistlichkeit und eine passive Laienschaft?

      EINE VOM TEUFEL INSPIRIERTE ÄNDERUNG

      21. Bildeten die Diener in den Versammlungen der Urkirche eine Priesterschaft?

      21 Da die frühzeitliche Christenversammlung eine tätige Organisation war, mußten einige Glieder mit besonderen Diensten betraut werden. Bevor jemand zu einem Diener ernannt wurde, mußte er ein reifer älterer Mann oder ein sogenannter „Ältester“ (griechisch: presbyteros) sein. Aus den älteren Männern wurden Versammlungsaufseher (griechisch: episkopoi) und ihre Gehilfen oder Diener (griechisch: diakonoi) ausgewählt. Gestützt auf das, was wir bereits über das allgemeine Priestertum in der Urkirche erfahren haben, wurden diese Männer nicht zu Priestern ernannt, die eine Klasse für sich bildeten, sie waren einfach die Diener ihrer christlichen Brüder. — Apg. 6:1-7; Tit. 1:5; 1. Petr. 5:2, 3; Matth. 20:25-28.

      22. Wie kam es, daß die Diener der Versammlungen später zu einer Priesterschaft wurden?

      22 Der Apostel Paulus sagte jedoch voraus: „Ich weiß, daß nach meinem Abschiede verderbliche Wölfe zu euch hereinkommen werden, die der Herde nicht schonen. Und aus euch selbst werden Männer aufstehen, die verkehrte Dinge reden, um die Jünger abzuziehen hinter sich her.“ Diese Worte erfüllten sich, und eine der traurigen Folgen des verderblichen Einflusses dieser selbstsüchtigen Männer war das Verschwinden des allgemeinen Priestertums. Wie die Kirchengeschichte zeigt, erhob man die Diener in den Versammlungen im zweiten Jahrhundert langsam, aber sicher in einen besonderen Stand und machte sie zu einer Klasse für sich. Die Versammlungsaufseher oder episkopoi legten das Gewand eines Bischofs an, die Ältesten oder presbyteroi waren mit der Zeit nicht mehr nur reife, ältere Männer, aus denen man die Diener auswählte, sondern bekleideten das Amt eines Priesters, und aus den Dienern oder Gehilfen wurden unsere heutigen Diakone. Aus dieser Entwicklung ging allmählich eine Hierarchie hervor, die jahrhundertelang eine strenge geistliche und weltliche Herrschaft über die Laien ausübte. — Apg. 20:29, 30.

      23. (a) Wieso ist die katholische Kirche ein auffallendes Beispiel dafür, wie eine sogenannte christliche Kirche vom allgemeinen zum besonderen Priestertum zurückgekehrt ist? (b) Warum kann diese Rückkehr als eine vom Teufel inspirierte Änderung bezeichnet werden?

      23 Die römisch-katholische Kirche ist hierfür ein auffallendes Beispiel. Sie hat nicht nur eine besondere Priesterklasse geschaffen, die sich durch ihren Einfluß, ihre Bildung und ihre äußere Erscheinung deutlich von der Laienschaft abhebt und somit die Nachahmung einer besonderen Priesterordnung ist, sondern hat auch buchstäbliche Tempel mit buchstäblichen Altären gebaut, und sie kleidet ihre Priester in besondere Gewänder, um sie von den gewöhnlichen Gläubigen zu unterscheiden. Sie ist in ihrer Rückkehr zum besonderen Priestertum sogar noch weiter gegangen: Sie behauptet, ihre Priester hätten durch besondere Weihung die Macht, Christus Jesus jederzeit auf ihre Altäre herabkommen zu lassen, um sein buchstäbliches Fleisch und Blut während der Messe immer wieder neu zu opfern. Die Rückkehr zum besonderen Priestertum hätte kaum noch vollkommener erfolgen können, wenn das christliche Aussehen noch gewahrt werden sollte. Dadurch, daß die Geistlichkeit die Gläubigen ihres Rechts beraubte, Gottes Diener und Prediger seines Wortes zu sein, und aus ihnen eine Klasse unwissender Kirchgänger machte, von denen viele nicht einmal lesen und schreiben können, unterdrückte sie den Geist Gottes in der Kirche und entzog ihr die dynamische Kraft, die sie ursprünglich belebte und die Ausbreitung der guten Botschaft bewirkte, ja sie verhinderte dadurch die richtige Wiedergeburt, durch die die Wahrheit über Gott und Christus die Welt hätte erobern sollen — wirklich, eine vom Teufel inspirierte Änderung.

  • Das allgemeine Priestertum heute
    Der Wachtturm 1963 | 15. Mai
    • Das allgemeine Priestertum heute

      „Ich [werde] meinen Geist ausgießen ... über alles Fleisch; und eure Söhne und eure Töchter werden weissagen, eure Greise werden Träume haben, eure Jünglinge werden Gesichte sehen. Und selbst über die Knechte und über die Mägde werde ich meinen Geist ausgießen in jenen Tagen.“ — Joel 2:28, 29.

      1, 2. Wer geht in dem gegenwärtigen Feldzug der Christenheit zur Wiederbelebung des allgemeinen Priestertums führend voran, und warum unternimmt man diesen Feldzug?

      IN THEOLOGISCHEN Kreisen der Christenheit wußte man schon seit Jahrhunderten, daß ein besonderes Priestertum, wie es ihre Kirchen aufweisen, unchristlich und unbiblisch ist; aber erst jetzt, im 20. Jahrhundert, hat man begonnen, etwas in dieser Richtung zu unternehmen. Heute spricht man in diesen Kreisen viel vom „allgemeinen Priestertum“, und so merkwürdig es auch erscheinen mag, wenn man den hierarchischen Aufbau der römisch-katholischen Kirche in Betracht zieht, geht doch gerade diese Kirche, die ihren Laien jahrhundertelang jede Tätigkeit vorenthalten hat, in dem Feldzug der Christenheit zur Wiederbelebung der Laientätigkeit führend voran.

      2 Sie tut es aber weniger in dem Wunsch, eine Rückkehr zum allgemeinen Priestertum der Urkirche zu bewirken, als gezwungenermaßen, weil nämlich immer weniger Männer in der katholischen Kirche bereit sind, in den Priesterstand zu treten.a Dieser Mangel droht das Streben der katholischen Kirche nach Weltherrschaft zu vereiteln. Deswegen müssen nun die katholischen Laien zur Tat angespornt werden, und deswegen spricht man in einer Kirche, die sonst wahrscheinlich niemanden an die alte Lehre vom allgemeinen Priestertum erinnert hätte, nun auf einmal von dieser Einrichtung.

      3. Gibt es nach den Worten Papst Pius’ XII. in der katholischen Kirche ein einziges, allgemeines Apostolat, und wird ein Laie durch apostolische Tätigkeit zum Priester?

      3 Auf dem zweiten Weltkongreß des Laienapostolats, der 1957 in Rom stattfand, sprach Papst Pius XII. von zwei Apostolaten in der katholischen Kirche, einem „hierarchischen Apostolat“ und einem „Laienapostolat“. Er stellte die Frage: „Wechselt der Laie, der mit der Religionslehre betraut wird, dadurch, daß er eine mission canonica (einen kirchlichen Auftrag) zum Lehren empfängt und seine Lehrtätigkeit vielleicht hauptamtlich ausübt, vom Laienapostolat zum ‚hierarchischen Apostolat‘ über?“ Die Antwort war: Nein. Die Gewalt zu lehren stehe nur dem Papst und den Bischöfen zu. „Alle übrigen, Priester und Laien“, sagte der Papst weiter, „arbeiten in dem Maße mit, in dem sie von der kirchlichen Obrigkeit damit beauftragt worden sind, die Gläubigen sorgfältig zu lehren und zu leiten.“b

      4. Kann die Mitarbeit, zu der die römisch-katholische Laienschaft aufgerufen wird, als eine Wiederbelebung des allgemeinen Priestertums bezeichnet werden?

      4 Mit anderen Worten: Wir sollten aus all dem Gerede vom allgemeinen Priestertum nicht schließen, die katholische Kirche hebe nun ihren Geistlichenstand auf und rüste ihre Laienschaft mit Bibeln und Lehrbüchern aus, damit jeder Katholik das Wort Gottes predigen könne, wie es ein Christ tun sollte. Nach Papst Pius XII. „sind nicht alle Christen in gleicher Weise zum Laienapostolat im strengen Sinne des Wortes berufen“.c Nur eine auserlesene und besonders geschulte Minderheit soll für das Laienapostolat in Frage kommen, und diesen Laienpredigern verspricht die Kirche ein Jahresgehalt von 12 000 Dollar.d Das könnte man wohl kaum noch als ein allgemeines Priestertum bezeichnen.

      5. Warum bezeichnete der Papst die Mitarbeit der Laien wohl als ein Apostolat in einem „weniger strengen Sinne des Wortes“? Was wird von den Laien erwartet?

      5 Was sollen denn die Millionen Katholiken tun, die nicht damit beauftragt worden sind, den katholischen Glauben „sorgfältig zu lehren“, dennoch aber aufgefordert werden, an den Werken des „allgemeinen Priestertums“ teilzunehmen? Sie sollen sich nicht dem „Laienapostolat im strengen Sinne des Wortes“ widmen, sondern einem „Apostolat des Gebets und des persönlichen Beispiels, einem Apostolat in einem erweiterten, weniger strengen Sinne des Wortes“. Warum es als ein Apostolat in einem „weniger strengen Sinne des Wortes“ bezeichnet wird, versteht man, wenn man es etwas näher betrachtet. Diese Millionen Katholiken haben nichts, was sie — wie die ersten Christen — Gott als geistliche Opfer darbringen könnten, keine „Frucht der Lippen, die seinen Namen bekennen“, sie haben auch keine Dienstvorrechte, die den Grundsätzen des allgemeinen Priestertums entsprechen. Ihre Arbeit besteht nach den Worten Papst Pius’ XII. darin, in Fabriken katholische Zellen zu bilden, in das öffentliche, wirtschaftliche, soziale und politische Leben einzudringen, sich Gewerkschaften und Genossenschaften von Produzenten und Konsumenten anzuschließen, ja sogar internationalen Organisationen wie der UNESCO beizutreten, um ihnen „den Stempel Christi aufzudrücken“.e

      6. Woran erinnert uns das erwähnte katholische Programm zur Wiederbelebung des allgemeinen Priestertums, und wozu diente die Katholische Aktion in der Vergangenheit?

      6 All das erinnert mehr an die Infiltration gewisser politischer Bewegungen als an das Werk der eifrig predigenden Glieder der Urkirche, in der das allgemeine Priestertum bestand. Die wichtigste Organisation der katholischen Laienbewegung ist die sogenannte Katholische Aktion, eine halbreligiöse Bewegung, die der Kirche zum Teil schon ähnliche Dienste geleistet hat wie die SA den Nazis unter Hitler, so zum Beispiel in den Vereinigten Staaten und anderen Ländern, wo sie in den Jahren kurz vor und während des zweiten Weltkrieges auf Veranlassung der Kirche religiöse Versammlungen der Zeugen Jehovas sprengte, weil ihr das, was dort gesagt wurde, nicht genehm war.f

      7. (a) Wie hat die katholische Laienschaft bisher auf Aufruf zur Teilnahme am Laienapostolat der Kirche reagiert? (b) Kann man mit Recht sagen, daß die katholische Kirche kein allgemeines Priestertum hat? Was fehlt ihr?

      7 Trotz aller Bemühungen beklagt man sich über unbefriedigende Ergebnisse. Mgr. Valerian Gracias, Erzbischof von Bombay, sagte zum Beispiel: „Wie sollen wir uns die Gleichgültigkeit der großen Mehrheit erklären, die die geistigen und sittlichen Fähigkeiten hätte, um das hierarchische Apostolat tatkräftig zu unterstützen, es aber leider nicht tut? Heute sucht — wie einst der Heilige Paulus sagte — jeder das Seinige, nicht das, was Christi ist. Sie haben kein Feuer mehr in ihren Herzen, nur noch einen sterbenden Funken. Die meisten Katholiken sehen in der Kirche nur noch eine gesellschaftliche Einrichtung, zu der man einfach gehört; der Gedanke, daß die Kirche ein lebendiger Organismus sei, ist ihnen vollständig fremd.“g All das beweist, daß das sogenannte allgemeine Priestertum der römisch-katholischen Kirche mit dem echten allgemeinen Priestertum nichts zu tun hat und Gottes Geist die Bemühungen der katholischen Kirche nicht unterstützt. — Apg. 1:8.

      8. Beteiligen sich auch die griechisch-orthodoxen Kirchen an den gegenwärtigen Erörterungen über das allgemeine Priestertum?

      8 Die griechisch-orthodoxen Kirchen, die beinahe ebenso hierarchisch aufgebaut sind wie die römisch-katholische Kirche, haben dem allgemeinen Priestertum bisher noch nicht viel Aufmerksamkeit geschenkt.

      DER PROTESTANTISMUS UND DAS ALLGEMEINE PRIESTERTUM

      9. (a) Wie wurde die Aufmerksamkeit wieder auf Gedanken des allgemeinen Priestertums gelenkt, nachdem man jahrhundertelang nicht mehr davon sprach? (b) Was sagte Luther über das allgemeine Priestertum?

      9 Der Reformator Luther stellte die Lehre vom allgemeinen Priestertum wieder auf den Leuchter. Er forschte eifrig in der Bibel und erkannte bald, daß sich die katholische Kirche mit ihrem besonderen Priestertum weit von der Urkirche entfernt hatte. Diese Erkenntnis wandte er in seinem Kampf gegen das Papsttum ausgiebig an. „Wir [werden] also allesamt durch die Taufe zu Priestern geweihet“, betonte er und verhöhnte den Papst, der durch eine Ordinationszeremonie aus bereits getauften Christen Priester zu machen glaube. „Daß aber der Papst oder Bischof salbet, Platten [Tonsuren] machet, ordiniert, weihet, anders denn Laien kleidet, kann einen Gleisner und Ölgötzen machen, macht aber nimmermehr einen Christen oder geistlichen Menschen.“h

      10. (a) Was betrachtete Luther als die wichtigste Aufgabe eines Christen? (b) Was tat er, nachdem er die Lehre vom allgemeinen Priestertum wieder entdeckt hatte? Welchen Erfolg hatte er?

      10 Luther suchte mit großem Eifer das allgemeine Priestertum in seiner neugegründeten Kirche zu verwirklichen. „Das Wort Gottes zu lehren“ sei das wichtigste Werk eines Christen und schließe alle anderen Priesterpflichten ein, lehrte er.i Aber er erlitt in dieser Beziehung eine Niederlage. Er mußte erkennen, daß das allgemeine Volk von der katholischen Kirche geistig so sehr vernachlässigt worden war, daß es für das allgemeine Priestertum und seine Aufgaben kein Verständnis hatte. Luthers Nachfolger setzten seine Bemühungen auf diesem Gebiet nicht fort, und so verliefen sie im Sand.

      11. Wer hat ebenfalls versucht, das allgemeine Priestertum wiederzubeleben? Mit welchem Ergebnis?

      11 Schon die Vorläufer der Reformation, die Waldenser in Zentraleuropa und die Lollarden in England, hatten versucht, das allgemeine Priestertum wiederzubeleben. Auch der sogenannte Pietismus, eine Bewegung, die nach der Reformation in Deutschland aufkam, und die heutige Oxford-Bewegung haben bis zu einem gewissen Grad dieses Ziel verfolgt, aber diese Bemühungen müssen alle von Gottes heiligem Geist nicht gestützt worden sein, denn sie blieben alle erfolglos, und selbst in der lutherischen Kirche hat sich seit der Zeit Luthers nichts geändert: Die Lehre vom allgemeinen christlichen Priestertum wird wohl anerkannt, aber man hält sich nicht daran.

      12. (a) Wie wollen einige protestantische Geistliche den Gedanken des allgemeinen Priestertums in ihren Kirchen verwirklicht sehen? Was zeigen jedoch die Tatsachen? (b) Woran erkennt man, daß zum Beispiel weder in der dänischen noch in der schwedischen lutherischen Volkskirche das allgemeine Priestertum besteht?

      12 Viele nichtepiskopale protestantische Geistliche — auch lutherische — behaupten zwar, bei ihnen sei der Gedanke des allgemeinen Priestertums verwirklicht, denn ihre Geistlichen seien lediglich Diener, die aus der Gemeinde ausgewählt und mit einer besonderen Aufgabe betraut worden seien. Theoretisch könne jedes Glied der Gemeinde als Geistlicher amten, wie es bei den ersten amerikanischen Siedlern der Fall gewesen sei, die einfach die fähigsten Laien aus ihren Reihen ausgewählt und mit der Seelsorge betraut hätten, bis sie einen „richtigen“ Pfarrer hätten bekommen können, oder wie der Schiffskapitän oft als Seelsorger seiner Mannschaft und seiner Passagiere gelte. In Wirklichkeit haben aber die protestantischen Kirchen — auch die lutherischen — ein besonderes Priestertum. In Wirklichkeit darf in ihren Kirchen im allgemeinen niemand predigen oder irgendwelche Zeremonien durchführen, ohne ordiniert worden zu sein, und in der Regel setzt die Ordination eine bestimmte akademische Bildung voraus. Auch kleiden sich ihre Geistlichen anders als die übrigen Gläubigen, mindestens zur Ausübung ihres Amtes. Die Ausnahmen sind so selten, daß sie nur die Regel bestätigen. In den protestantischen Kirchen ist es nicht so wie in der Urkirche, in der nach dem norwegischen Theologieprofessor Hallesby „alle kirchlichen Handlungen von irgendeinem Christen durchgeführt werden konnten“.j Deshalb geben aufrichtige protestantische Geistliche, deren Kirchen eigentlich das allgemeine Priestertum lehren, offen zu, daß sie in Wirklichkeit dennoch ein besonderes Priestertum hätten.k

      ERGEBNISLOSE BEMÜHUNGEN

      13, 14. Wieso wissen wir, daß die protestantische Christenheit mit ihrer gegenwärtigen Lage in bezug auf das allgemeine Priestertum nicht zufrieden ist?

      13 Diese Kirchen haben somit alle kläglich versagt. Sie folgen nicht dem Beispiel der ersten Christen und halten sich nicht an die Lehre vom allgemeinen Priestertum. Sie wissen, was sie tun sollten, sind aber unfähig, es zu tun, und das muß natürlich jede Kirche, die sich christlich nennt, beunruhigen. Als man daher 1948 in Amsterdam den Ökumenischen Rat der Kirchen gründete, schuf man eine „Abteilung für Laien“, die „den Kirchen ständig ihre Verantwortung vor Augen führen sollte, den Laien zu helfen, die Kirche in der Welt zu sein“.l

      14 In den Berichten über die Konferenz des Ökumenischen Rates in Amsterdam lesen wir: „Wir müssen immer wieder bedenken, was es bedeutet von der Kirche als von ‚einem königlichen Priestertum‘, ‚einer heiligen Nation‘, ‚einem eigentümlichen Volk‘ (1. Petrus 2, 9) und dem ‚Leib Christi‘ (Epheser 4, 16) zu sprechen, zu dem jedes Glied das Seine beiträgt.“a Und in den Berichten über seine Konferenz, die 1954 in Evanston (USA) abgehalten wurde, lesen wir: „Die Wendung ‚Laiendienst‘ drückt die herrliche Aufgabe der ganzen Kirche aus, an dem Dienst teilzuhaben, den Christus der Welt getan hat. Wir müssen wieder verstehen, was es bedeutet, daß wir alle getauft sind. Wie Christus erschienen ist, um zu dienen, so müssen alle Christen zu Dienern seiner Heilsbotschaft werden.“b Demnach ist sich nun auch der Protestantismus bewußt geworden, was es heißt, ein Christ zu sein, er hat erkannt, daß er das allgemeine Priestertum haben sollte, es aber nicht hat, und deshalb etwas unternehmen müßte.

      15. (a) Wie reagieren die protestantischen Laien im allgemeinen auf den Versuch, zum allgemeinen Priestertum zurückzukehren? (b) Was setzt eine Rückkehr zum allgemeinen Priestertum voraus?

      15 Aber wie in katholischen Kreisen, so beklagt man sich auch in protestantischen Kreisen überall über den geringen Fortschritt, der auf diesem Gebiet erzielt wird. Ein norwegischer Geistlicher sagt über die Lage in seinem Land: „Es gibt heute zum Beispiel viel weniger Laien, die sich freiwillig und unentgeltlich dem christlichen Predigt­werk zur Verfügung stellen, als vor einigen Jahrzehnten. Es gibt auch immer weniger Christen, die bereit sind, spontan Zeugnis abzulegen oder ein Gebet zu sprechen. Man hat Mühe, jemanden zu finden, der bereit ist, Bürden und Verantwortung auf sich zu nehmen.“c Das erinnert uns an die Worte in Römer 9:16: „Also liegt es nun nicht an dem Wollenden, noch an dem Laufenden, sondern an ... Gott.“ Was die Christenheit benötigt, um zum allgemeinen Priestertum zurückkehren zu können, ist das, was auch die Urkirche damals benötigte: eine Ausgießung des Geistes Gottes.

      DAS ALLGEMEINE PRIESTERTUM — EIN ZEICHEN DES GEISTES

      16. Was beweist, daß sich Joels Prophezeiung an Jehovas Zeugen erfüllt hat?

      16 In seinen Darlegungen über die erste Ausgießung des heiligen Geistes zu Pfingsten führte Petrus die Worte des Propheten Joel an: „Und es wird geschehen in den letzten Tagen, spricht Gott, daß ich von meinem Geiste ausgießen werde auf alles Fleisch, und eure Söhne und eure Töchter werden weissagen, und eure Jünglinge werden Gesichte sehen, und eure Ältesten werden Träume haben; und sogar auf meine Knechte und auf meine Mägde werde ich in jenen Tagen von meinem Geiste ausgießen, und sie werden

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