Wir beobachten die Welt
Kühner Plan
● Die Kontinente Europa und Afrika sollen an der Meerenge von Gibraltar durch einen Tunnel verbunden werden. Der Wochenzeitung VDI nachrichten ist zu entnehmen, daß auf einer Tagung in Madrid Fachleute jetzt ihre Pläne vorlegten. Der Startschuß für das Projekt könnte schon bald fallen. Die Bauzeit für den Tunnel soll etwa fünf Jahre betragen, und die Kosten werden mit rund 2 Milliarden Dollar veranschlagt. Spätestens Ende dieses Jahrzehnts könnte das Jahrhundertbauwerk vollendet sein. Der Tunnel wird nicht nur für den Personen- und den Warenverkehr Vorteile bringen, sondern er könnte es auch ermöglichen, Energie von Kontinent zu Kontinent zu transportieren.
Amtstracht „unchristlich“
● Als „im Grunde unchristlich“ hat ein britischer Geistlicher die charakteristische Kleidung der geistlichen Führer bezeichnet. Der Vikar Martin Down aus Lincolnshire erklärte in der Zeitschrift Theology: „Das Amtsgewand kann für die Verständigung zwischen Geistlichen und Laien ein echtes Hindernis sein.“ In bezug auf den Kragen schrieb der Vikar: „Weil der Geistliche einen andersartigen Kragen trägt, ist das, was er zu sagen hat, nichts Normales, Natürliches mehr, sondern wird, wie er selbst, Teil einer anderen, unwirklichen Welt, die der Geistliche ganz allein bewohnt.“
Ärzte sollten Transfusionen kritischer betrachten
● „Bei der in Ärztekreisen weitverbreiteten euphorischen Einstellung gegenüber der Blutübertragung und der Verniedlichung der Risiken und Gefahren scheint es mir angezeigt, häufig in der Praxis auftretende Transfusionsprobleme aufzuzeigen und zu diskutieren.“ So äußert sich Dr. Diether Schönitzer (Universitätskliniken Innsbruck) in der Zeitschrift Infusionstherapie (6/1982, S. 273). „Die Bluttransfusion“, erklärt er, „stellt als Zufuhr von flüssigem, körperfremdem Gewebe bei einfachster technischer Durchführung einen tiefgreifenden immunologischen Eingriff dar.“ Dr. Schönitzer gibt einen Überblick über die vielfältigen Gefahren der Transfusion, um „zu einer kritischeren Beurteilung der Notwendigkeit einer Blutübertragung Anlaß [zu] geben“.
Geschrumpfte Bibel
● Seit 32 Jahren kürzt der Verlag Reader’s Digest Bestseller und berühmte Bücher. Nun hat man Hand an das am weitesten verbreitete Buch gelegt — die Heilige Schrift. Sieben Jahre Arbeit waren nötig, um die 800 000 Wörter umfassende englische Revised Standard Version auf 480 000 Wörter und 767 Seiten zu kürzen. Die Hebräischen Schriften (Altes Testament) wurden um die Hälfte reduziert, und etwa ein Viertel der Griechischen Schriften (Neues Testament) wurde gestrichen. Neben der Streichung ganzer Teile, wie 68 der 150 Psalmen, wurden 10 Prozent der Worte Jesu und viele Parallelberichte der Evangelien — die sich eigentlich durch wichtige Einzelheiten ergänzen — weggelassen. Einspaltig und ohne Kapitel- und Versangaben sieht der übriggebliebene Text wie eine Romanfassung aus. „Nun läßt sich die Bibel flüssig lesen“, behauptet Reader’s Digest. Ist man darüber, daß die Bibel selbst jeden davor warnt, Gottes Wort zu verändern, irgendwie beunruhigt? Offensichtlich nicht. Man hat auch die einschlägigen Verse, nämlich 5. Mose 12:32 und Offenbarung 22:18, 19, weggelassen.
„Segensreiche Wirkung des Zuckers“
● Wunden heilten „erstaunlich gut“, nachdem man sie mit einem lange vergessenen uralten Hausmittel behandelt hatte: mit Zucker. Wie die Medical Tribune (48/82) berichtet, hat Zucker in Verbindung mit PVP-Jod (Polyvidonpvrrolidon-Jod-Komplex) im Laufe von fünf Jahren alle herkömmlichen Arten der Wundversorgung im Delta Medical Center in Greenville (Missouri, USA) verdrängt. „Zu verdanken war die Wiederentdeckung der segensreichen Wirkung des Zuckers in Greenville einer pensionierten Krankenschwester, die seine Anwendung in zwei Fällen von tiefem Dekubitus [Wundliegen] bis zum Knochen nach Fehlschlagen aller anderen Behandlungsversuche vorgeschlagen hatte.“ Die Zucker/PVP-Jod-Kombination schlug so gut an, daß nach und nach in dieser Klinik bei allen Verletzungswunden, Verbrennungen und Ulzerationen (Geschwüren) Zucker und PVP-Jod eingesetzt wurden. „Ungeachtet ihrer Ursache heilten alle Wunden erstaunlich gut, blieben oder wurden sehr rasch sauber, verunreinigte Wunden hörten auf zu eitern.“
Ein Allheilmittel freilich, dies betonen die Autoren, ist die Zucker/PVP-Jod-Kombination nicht. Auch bei ihrer Anwendung muß man sich an die üblichen Vorsichtsmaßregeln der Wundversorgung halten. Außerdem muß vor der Zucker/PVP-Jod-Behandlung für Blutstillung gesorgt werden, da der Zucker die Blutung in frischen Wunden fördert. Wie PVP-Jod besitzt Zucker offenbar antimikrobielle Eigenschaften; zudem trägt er vermutlich dazu bei, daß das PVP-Jod in das tiefere Wundgewebe gelangt.
Zwei Frauen katholisch getraut
● „Die ... Niederländerinnen Ria Bultena [25 Jahre] und die 19 Jahre alte Harmanna Kalsbek aus Foxhol bei Groningen sind von dem katholischen Priester Antonius Heymans getraut worden“, meldet die Süddeutsche Zeitung. Der katholische Geistliche fand sich dazu bereit, obwohl andere Geistliche es abgelehnt hatten und auch die kirchlichen Behörden nicht damit einverstanden waren. Der Priester vertrat jedoch die Auffassung, daß „gegen eine Trauung nichts einzuwenden sei, wenn der Bund von aufrichtiger Liebe getragen werde“. Ob gegen den Priester Schritte eingeleitet werden, um der ablehnenden Haltung der Kirchenleitung Nachdruck zu verleihen, wird nicht erwähnt. Der Priester hätte wissen müssen, daß die Bibel gemäß Römer 1:24-27 und gemäß anderen Stellen eine gleichgeschlechtliche Verbindung entschieden verurteilt.
Müll am „Dach der Welt“
● Der höchste Gipfel der Erde wird zunehmend zur „Müllhalde“. Seit die Zahl der Expeditionen zum Mount Everest immer mehr zunehme, würden verlassene Zwischenlager mittlerweile „wie Warenhäuser“ aussehen, klagte der japanische Bergsteiger Yoshimasa Sasaki. Sauerstoff- und Propangasflaschen, Pfannen und Töpfe, Konservendosen und Plastikbehälter, Aluminiumleitern und Zelte wurden zurückgelassen. Wie Der Spiegel berichtet, mußten französische Bergsteiger kürzlich erst sechs Plastiktonnen Müll einsammeln — leere Dosen, Papier, Nahrungsreste —, ehe ein verlassenes Zwischenlager in 6 000 Meter Höhe wieder beziehbar wurde. Die nepalesische Regierung will zukünftig jede Expedition verpflichten, zehn zusätzliche Träger für die Müllbeseitigung anzuheuern.
Ausgeträumt
● Amerikas Bürger scheinen den Glauben an den „amerikanischen Traum“ — die feste Überzeugung, daß die jeweils nachfolgende Generation es durch harte Arbeit „besser hat“ als ihre Eltern — verloren zu haben. Eine Meinungsumfrage, die jüngst von der Washington Post und von der Fernsehanstalt ABC in Auftrag gegeben wurde, zeigt, wie pessimistisch die Amerikaner inzwischen in die Zukunft blicken. Während noch vor drei Jahren 60 Prozent der Amerikaner die Lebensaussichten ihrer Kinder positiv beurteilten, glauben nunmehr nur noch 44 Prozent, daß es ihren Sprößlingen bessergehen wird; 38 Prozent rechnen mit einem Rückgang des Lebensstandards.
Der Wert der Planktonorganismen
● Ozeanforscher haben lange einen Prozeß übersehen, der für das Entstehen neuer Gesteine auf dem Meeresgrund von entscheidender Bedeutung ist: die Verdauung der Planktonorganismen. „Vor der Küste Kaliforniens fand nun vor kurzem ein Versuch statt, der beweist, welchen enormen Beitrag für die Geologie die Meerestiere liefern“, meldet die Frankfurter Allgemeine Zeitung. Die Planktonorganismen sammeln mit ihrer Nahrung die im Meerwasser treibenden winzigen Mineralpartikeln und scheiden sie mit den Nahrungsresten als Kotpillen aus. Die Pillen sinken nach unten und lassen neue Gesteine entstehen. Außer der Bildung von Gesteinen hat dieser Prozeß mit Sicherheit auch noch andere Bedeutungen im Stoffkreislauf des Meeres. So wird dadurch, daß die Planktonorganismen die Mineralteilchen einfangen, das Flachwasser in den Küstenregionen gereinigt. „Damit erweisen sich die Kotproduzenten nicht nur als eine unerwartet wichtige, sondern auch umweltfreundliche biologische Kraft“, meint die Zeitung.
Mücken überlisten
● Wer viel unter Mückenstichen zu leiden hat, ist nach Ansicht eines kanadischen Wissenschaftlers selbst daran schuld. Dr. David Louis von der McDonnell-Universität in Montreal hat — nach jahrelangen intensiven Forschungen — einige Tricks verraten, die einem helfen sollen, nicht mehr „freiwillig zur Zielscheibe für beißende und stechende Insekten“ zu werden. „Auf den Atem von Menschen reagieren die Biester wie die Motten aufs Licht“, erklärte er gemäß dem Weser-Kurier. „Wer sich anstrengt und mit keuchendem Atem große Mengen Kohlenstoff ausatmet, hat die Viecher mit großer Sicherheit schnell am Hals.“ Man kann die Mücken überlisten, indem man „zwischendurch einmal kurz den Atem anhält und ein paar Schritte weitergeht“ und damit seine Kohlenstoffspur unterbricht.
Auch die Farbe der Bekleidung, zum Beispiel Blau und Schwarz, übt nach seinen Ermittlungen zuweilen eine „magnetische Anziehungskraft auf Mücken“ aus. Beige- oder khakifarbene Kleidung lasse die Beißer dagegen völlig kalt. Schließlich würden die Plagegeister noch durch feuchte oder schweißbenetzte Haut und durch Sonnenöle angelockt. Mücken, Fliegen und andere Insekten entdeckten „glänzende Hautstellen selbst über größere Entfernungen hinweg“. Urlauber sollten in Mückengebieten folgende Grundregeln beachten: „Langsam gehen, nicht anstrengen, leicht atmen, helle Kleidung tragen und trocken bleiben.“
Berufsanfänger und Rechtschreibkenntnisse
● Die Rechtschreibkenntnisse von deutschen Schulabgängern bereiten amtlichen Stellen zunehmend Kopfzerbrechen. Ein von der Vereinigung der nordrhein-westfälischen Industrie- und Handelskammern durchgeführter freiwilliger Rechtschreibtest mit fast 5 000 Berufsanfängern fiel erheblich schlechter aus als ein ähnlicher Test vor zwei Jahren. Wie der Rheinischen Post zu entnehmen ist, war das Abschneiden der 2 500 Hauptschulabsolventen „besonders enttäuschend“. In einem leichten und kurzen Diktat hätten 57 Prozent (vor zwei Jahren lediglich 44 Prozent) mehr als zehn Fehler gemacht.
Wie sollten mangelhafte Rechtschreibkenntnisse bewertet werden? Die 200 Teilnehmer eines Symposiums zum Thema „Rechtschreibung im Beruf“ vertraten Ende letzten Jahres überwiegend die Meinung, daß die Rechtschreibung in der Gesellschaft und vor allem im Berufsleben zu hoch eingeschätzt werde. „Kenntnisse im Rechtschreiben sagen nichts über Intelligenz oder Fleiß eines Menschen“, erklärte Professor Jürgen Hoberg von der Technischen Hochschule Darmstadt gemäß den Düsseldorfer Nachrichten (WZ). Die Sprachwissenschaftler regten (nicht ohne Widerspruch) an, die Rechtschreibkenntnisse an Berufsschulen von dem zu erlernenden Beruf abhängig zu machen. Ihrer Ansicht nach muß ein Kfz-Lehrling weniger Rechtschreibkenntnisse haben als ein angehender Bankkaufmann.
Vergiftete Stadtvögel
● In den Knochen von „Stadtamseln“ konnten Wiener Wissenschaftler kürzlich siebzigmal soviel Blei nachweisen wie in den Knochen von Amseln auf dem Land. Auch Kadmium und Quecksilber wurden nachgewiesen. Wie die österreichische Zeitung Die Presse meldet, ging es bei der Untersuchung um die Frage, in welchem Ausmaß die Organe der in städtischen Ballungsräumen heimischen Tiere mit Schwermetallen angereichert sind.
Angst vor Verbrechen
● Etwa 45 Prozent der Amerikaner fürchten sich, abends allein aus dem Haus zu gehen. Dies ergab eine vom Gallup-Institut Ende Januar veranstaltete Meinungsumfrage unter 1 555 Personen. Von den befragten Frauen ängstigten sich 72 Prozent, bei den Männern waren es 26 Prozent. 16 Prozent der Befragten gaben an, nachts fühlten sie sich selbst zu Hause nicht sicher. Da viele Zwischenfälle der Polizei überhaupt nicht gemeldet werden, ist die wirkliche „Verbrechenssituation“ in Amerika viel ernster, als es offizielle Zahlen der Regierung belegen.
Bauernhöfe ohne Tiere
● Auf jedem sechsten deutschen Bauernhof gibt es kein Stück Vieh mehr. Die Zeitschrift Das Tier macht darauf aufmerksam, daß die Viehhaltung in der deutschen Landwirtschaft durch die zunehmende Spezialisierung gleichzeitig auf nur noch eine oder höchstens zwei Tierarten beschränkt ist. Gemäß dem Agrarbericht 1982 waren im vorletzten Jahr von insgesamt 817 000 landwirtschaftlichen Betrieben 132 000 oder 16,2 Prozent „viehlos“.