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    Der Wachtturm 1960 | 1. August
    • Die weltliche Arbeit nahm ebenfalls Zeit in Anspruch. Ein reifer Bruder ermunterte mich, der Gesellschaft zu schreiben und ganz offen darzulegen, warum ich nicht mehr als die Quote erreichen könne, dabei aber zu versprechen — sofern ich die Gelegenheit erhalten sollte —, in irgendein Gebiet zu gehen, das mir die Gesellschaft zuteilen würde. Der Antwort der Gesellschaft war ein Bewerbungsformular für den Sonderpionierdienst beigefügt.

      Kurze Zeit später war ich in einem Wohnwagen zu Hause, drei Meilen von meinem Wohnort, an dem ich zweiundzwanzig Jahre gelebt hatte, entfernt. Meine Angehörigen hatten kurzerhand das Haus und den größten Teil der Möbel verkauft, einen Wohnwagen gekauft und waren mit mir in den Pionierdienst gekommen. Unsere Gruppe setzte sich aus meiner Mutter, einem Bruder und zwei Schwestern zusammen. Unsere Ausrüstung bestand aus zwei Wagen und einem Wohnwagen, alles bezahlt. Und die Bilanz: Kein Geld! Ein Leben voller Fragezeichen lag vor uns.

      Nach fünf Monaten Tätigkeit als Sonderverkündiger war ich schon unterwegs nach Gilead, um die sechste Klasse zu besuchen. Während der Schule hatten wir keine Zeit, über die Vergangenheit oder die Zukunft nachzudenken, die Gegenwart beschäftigte uns vollauf. Wir waren ganz darauf eingestellt, all das aufzunehmen, was uns in den umfassenden Kursen geboten wurde. Das Institutionsleben war hart, aber wir hätten es gar nicht anders haben wollen. Wie man studiert und Anweisungen befolgt, war etwas vom Wichtigsten, das wir mitnahmen, als wir nach der Graduierung nach allen Himmelsrichtungen aufbrachen.

      Ich hatte eine Zuteilung als Diener für die Brüder in der Gegend von Boston erhalten. Damals herrschte unter vielen Zeugen die Ansicht, daß Gileadabsolventen Wundermenschen seien, die in fünf Monaten fast alles gelernt hätten, was es zu lernen gibt. Konnten sie nicht einen ganzen Stundenvortrag einfach aus dem Ärmel schütteln? Einige der ersten Versammlungen, die ich besuchte, hatten Diener, die schon in der Wahrheit waren, als ich das Licht der Welt erblickte. Obwohl ich mir noch ziemlich unerfahren vorkam, hatte ich mich in meinem neuen Wirkungskreis doch bald eingelebt.

      Eines Tages öffnete ich einen Brief vom Büro des Präsidenten, und da war sie — meine Zuteilung für das Ausland, für Südamerika! Nach dem internationalen Kongreß in Cleveland im Jahre 1946 kam ich ins Bethel, um in einem Monat alles in mich hineinzustopfen, was man über die Arbeit in einem Zweigbüro wissen sollte. Meine Angehörigen kamen nach New York, um Abschied zu nehmen, und ehe ich mich’s versah, saß ich im Zug, der mich nach Miami brachte, und zwei Tage später flog ich über das Karibische Meer nach Kolumbien. Zwölf Stunden nach unserem Abflug von Miami landeten wir in Bogota, unserem Reiseziel. Welchen Eindruck ich im ersten Augenblick hatte? Offen gestanden, es war eine gewaltige Umstellung. In wenigen Stunden waren wir aus einem Leben herausgehoben und in einer ganz anderen Welt wieder abgesetzt worden, unter einem fremden Volk, das eine Sprache sprach, die wir nicht verstanden. Leichter Regen fiel auf die Stadt mit ihrer apathischen Bevölkerung herab, während wir zum Missionarheim fuhren.

      Ich habe die Erfahrung gemacht, daß das Leben eines Missionars nicht leicht ist. Harte Arbeit und große Geduld mit den Menschen, die bisher keine Gelegenheit hatten, die Bibel zu lesen, sind erforderlich, um Ergebnisse zu erzielen. Sie waren auch nicht an Organisation gewöhnt. Aber Menschen, die noch nie von Jehovas Zeugen gehört hatten, Zeugnis zu geben, mit ihnen zu studieren und zu sehen, wie sie Fortschritte machten, wie sie sich Jehova hingaben und selbst reife Verkündiger wurden, brachte unsäglich viel Freude mit sich. Die spanische Sprache zu lernen und die Menschen zu verstehen suchen waren wichtige Faktoren, um den Missionardienst richtig genießen zu können. Wir bemühten uns auch bewußt, ihnen zu zeigen, wie man gemäß den Maßstäben der neuen Welt, nicht nach nordamerikanischen Maßstäben, lebt.

      Etwas, das mir sehr geholfen hat, war die Einstellung meiner Mutter. Obwohl sie nach meiner Abreise aus den Staaten schwer arthritisleidend wurde, bat sie mich nie, nach Hause zu kommen. Sie weiß, daß Gileadabsolventen geschult werden, um in den entferntesten Teilen der Erde zu wirken, und daß sie dort hingehören, wohin sie gesandt worden sind.

      Nun sind dreizehn Jahre vergangen, seitdem mein Missionarleben begonnen hat. Ob ich es anderen aufrichtig empfehlen kann? Meine Antwort wird am besten durch die Erfahrung veranschaulicht, die ich machte, als ich im Jahre 1950, nach über drei Jahren Abwesenheit, wieder in die Staaten zurückkehrte. Ob ich nicht lieber dort geblieben wäre? Noch bevor zwei Monate um waren, freute ich mich, wieder in mein Gebiet in Kolumbien zurückzukehren. Es war wunderbar, in diesem Land als Kreis- und Bezirksdiener zu wirken, zu sehen, wie bei einer Gelegenheit über hundert Personen auf einmal getauft wurden, und zu beobachten, wie die Verkündigerzahl in den wenigen, schnell vorbeigehenden Jahren von 30 auf über 1400 anschwoll.

      Im Jahre 1952 heiratete ich eine Gileadabsolventin. Seither sind sieben Jahre vergangen, und wir sind glücklich, daß wir unser Lebensziel gemeinsam als Missionare weiterverfolgen konnten. Im Jahre 1958 — nach fünfjähriger Abwesenheit von den Staaten — hatten wir Gelegenheit, den internationalen Kongreß „Göttlicher Wille“ in New York zu besuchen. Wer könnte jenes herrliche Ereignis in wenigen Worten schildern? Es übertraf tatsächlich alle unsere Erwartungen. Die Ansprachen waren aufrüttelnd, die Ratschläge kraftvoll. Die gigantischen Pläne zur Ausdehnung waren offensichtlich notwendig. Ich war überzeugt, daß wir diese gute Botschaft von Gottes aufgerichtetem Königreich unter dem Einfluß des Geistes Jehovas wirklich in der ganzen Welt verkündigen würden.

      Die Besuche bei Verwandten und Freunden waren bald vorüber, und es war Zeit, daß wir wieder in unser Missionargebiet zurückkehrten. Zu unserer Freude kam eine dreiköpfige Familie mit uns, die dort dienen wollte, wo Hilfe not tut. Am Flughafen erwartete uns eine ganze Menge unserer kolumbianischen Brüder. Welch glückliche Heimkehr!

      Inzwischen habe ich ein neues Dienstvorrecht empfangen; ich darf als Zonendiener der westindischen Zone die Zweigbüros und Missionarheime besuchen und dem Büro des Präsidenten über das, was in diesem Teil der Welt geschieht, Bericht erstatten.

      Wenn ich an die vielen wunderbaren Jahre zurückdenke, die ich im Vollzeitdienst als Pionier und als Missionar verlebt habe, dann scheint mir ein anderes Leben kaum mehr denkbar. Und zu Hause ist man überall, wo man sich häuslich einrichtet. Wir freuen uns, durch Jehovas Gnade diesen Dienst in einem Land fortzusetzen, in dem es noch so viel zu tun gibt. Wir wissen, daß die Freude mit dem Rechttun kommt, nicht nur mit dem Rechtdenken. Und schließlich ist es etwas Wunderbares, ewig leben zu lernen, und seitdem ich im Jahre 1943 in den Pionierdienst eingetreten bin, habe ich bestimmt erfahren, daß ‚sich unser Leben nicht aus unserem Besitz ergibt‘. — Luk. 12:15, NW.

  • Atheismus und menschliches Denken
    Der Wachtturm 1960 | 1. August
    • Atheismus und menschliches Denken

      ● „Es gibt alle möglichen Gründe, an Gott zu glauben“, schreibt C. S. Lewis in The Case for Christianity, „und hier erwähne ich nur einen. Es ist folgender: Angenommen, hinter dem Universum stünde keine Intelligenz, kein schöpferischer Sinn. In diesem Falle hätte niemand mein Gehirn entworfen, damit es denkt. Nur wenn die Atome in meinem Schädel sich aus physikalischen oder chemischen Gründen nach einer bestimmten Weise ordnen, habe ich, als Nebenprodukt, das Gefühl, welches ich Denken nenne. Wenn dies aber so ist, wie kann ich dann das Vertrauen haben, daß mein eigenes Denken auf Wahrheit beruht? Es ist so, wie wenn jemand einen Milchkrug umwirft und dabei die Hoffnung hat, daß durch die Art, wie die Milchtropfen herumspritzen, eine Landkarte von London entsteht. Wenn ich aber den Argumenten nicht vertrauen kann, die zum Atheismus führen, so habe [ich] keinen Grund, Atheist zu sein … Wenn ich nicht an Gott glaube, kann ich auch nicht glauben, daß es Gedanken gibt; somit kann ich das Denken nicht als einen Grund anführen, nicht an Gott zu glauben.“

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