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  • Das Großkapital und die Kriminalität
    Erwachet! 1984 | 22. April
    • Das Großkapital und die Kriminalität

      DAS GROSSKAPITAL! Es beeinflußt uns alle. Es nützt uns — und es schadet uns. Doch wir haben Möglichkeiten, in dieser Sache etwas zu tun.

      Ein Riesen- oder Großunternehmen kann durchaus ein Vermögen von 1,5 Milliarden Dollar haben. Viele besitzen weitaus mehr. Dieses Geld bedeutet Macht. Riesenkonzerne haben schon mit Regierungen gerungen — und gewonnen. Kein Wunder, daß ihnen so viele mißtrauen!

      Allerdings hat das Großkapital in mancher Hinsicht die Welt geschaffen, in der wir leben. Es ermöglicht den Straßenbau und kontrolliert das Ölgeschäft, und in vielen Ländern sorgt es für Strom, Gas und Transport. Es ermöglicht, daß jemand Schuhe aus Brasilien und Kleidung aus Hongkong tragen, ein japanisches Auto fahren, Früchte aus den Tropen essen und Wein aus Frankreich trinken kann. Dank des Großkapitals sind Auslandsreisen nicht mehr das alleinige Privileg der Reichen. Falls du ein Auto, ein Fernsehgerät oder ein Telefon besitzt, dann wahrscheinlich deshalb, weil das Großkapital diese Dinge in Serie und dadurch zu erschwinglichen Preisen hergestellt hat.

      Dennoch gibt es Probleme. In den folgenden Artikeln werden einige erörtert.

      DIE Kriminalität auf unseren Straßen ist kein neues Problem. Jeden Tag hören wir von Raubüberfällen, Messerstechereien, Morden und von anderen Anzeichen eines allgemeinen Verfalls von Recht und Ordnung. Wußtest du jedoch, daß Tag für Tag andere Verbrechen von fast unvorstellbarem Ausmaß begangen werden? Jedes Jahr wird aus deiner Brieftasche oder deinem Portemonnaie eine enorme Summe von Geld entwendet, ohne daß du es überhaupt bemerkst. Allein in den Vereinigten Staaten beläuft sich die Beute dieser hinterhältigen Verbrechen auf mindestens 200 Milliarden Dollar im Jahr. Wer begeht sie? Die Großunternehmen, deren Manager sich illegaler Methoden bedienen, um sich oder die Firma zu bereichern.

      Von der Kriminalität des Großkapitals ist jeder betroffen. Oft ist sie todbringend und zerstörerisch. Welche Art Menschen begehen solche Verbrechen? Es sind häufig die hochangesehenen „Stützen“ der Gesellschaft.

      Die Kriminalität des Großkapitals ist derart weit verbreitet, daß die meisten Behörden sie nicht in den Griff bekommen. „Die Wirtschaftskriminalität bleibt ein düsteres und verkanntes Phänomen“, sagte Leonard Orland aus Connecticut (USA), Professor für Rechtswissenschaft. Wenn genaue Zahlen erhältlich wären, so sagte er, dann ließen sie erkennen, daß „die ‚versteckte‘ Wirtschaftskriminalität ein ungeheures Ausmaß erreicht hat und daß die echte Wirtschaftskriminalität im wesentlichen unzureichend geahndet wird“ (U.S. News & World Report).

      Was geschieht, wenn Weiße-Kragen-Täter strafrechtlich verfolgt werden? Diese Art Kriminelle werden im Gegensatz zu den Räubern und Einbrechern, die routinemäßig mit Gefängnis bestraft werden, gewöhnlich glimpflich behandelt. Zum Beispiel gaben 25 Molkereien aus dem Einzugsgebiet der Stadt New York zu, daß sie ihre Kunden zehn Jahre lang um ihr Geld betrogen hatten. Es war unmöglich, herauszufinden, wieviel Kapital sie aus diesem Verbrechen geschlagen hatten, aber die Firmen mußten 6,7 Millionen Dollar an die Kunden zurückzahlen. Was geschah mit den Geschäftsführern, deren Untaten die Kunden Millionen von Dollar gekostet hatten? Sie wurden lediglich eines minderen Delikts schuldig gesprochen und erhielten eine Geldstrafe.

      Ein anderes Beispiel: Man entdeckte, daß eine der größten Arzneimittelvertriebsfirmen der Vereinigten Staaten dem Bundesstaat Ohio die Rezepte, die im Rahmen eines staatlich geförderten Gesundheitsprogramms ausgeschrieben worden waren, doppelt in Rechnung gestellt hatte. Durch dieses Wirtschaftsverbrechen wurden die Steuerzahler mehr als einer halben Million Dollar beraubt. Doch die schuldige Firma erhielt nur eine Geldstrafe und mußte das gestohlene Geld zurückzahlen.

      Schuldige Geschäftsführer würden im Brustton der Überzeugung denjenigen widersprechen, die behaupten, Kriminalität mache sich nicht bezahlt. Für sie macht sie sich offensichtlich sehr gut bezahlt. Im U.S. News & World Report wird davon berichtet, daß der Vorstandsvorsitzende und der Präsident einer Firma für schuldig befunden wurden, 12 Millionen Dollar Steuern hinterzogen zu haben, und dazu verurteilt wurden, anstelle einer Haftstrafe Arbeiten für den öffentlichen Dienst zu verrichten. Während sie ihre Zeit „abdienten“, erhielten sie weiterhin sämtliche Sozialleistungen der Firma, und der Präsident bezog als Berater ein Honorar von 100 Dollar in der Stunde.

      Manchmal geht es sogar um Leben und Tod. Zum Beispiel kam 1981 ein neues, billiges Speiseöl auf den spanischen Lebensmittelmarkt. Immer mehr Kunden aus der Arbeiterschicht, die auf Sonderangebote angewiesen sind, deckten sich damit ein. Plötzlich traten bei den Verbrauchern eigenartige Symptome auf. Über 20 000 erkrankten, und bis zum Mai 1983 waren laut Regierungsangaben 339 gestorben. Warum? Weil einige Geschäftsleute in Frankreich billiges Industrieöl eingekauft und weiterverarbeitet hatten, um es in Spanien als Speiseöl zu verkaufen.

      Wirtschaftsverbrechen spielen auch bei der Beseitigung von Giftmüll eine Rolle. Vor fünf Jahren machte das Gebiet Love Canal (Bundesstaat New York) Schlagzeilen. Die Einwohner verließen fluchtartig ihre Häuser, weil schädliche Giftstoffe aus dem Erdreich drangen. Woher kamen die Chemikalien? Jahre vorher hatte eine große Chemiefirma in diesem Gebiet Giftmüll vergraben.

      Fünf Jahre später mußten die Einwohner von Times Beach (Missouri, USA) die Stadt verlassen, und man errichtete Straßensperren mit Totenkopfzeichen und einer großen Aufschrift: „ACHTUNG! BETRETEN VERBOTEN“. Warum? Weil die Stadt mit Dioxin verseucht war.

      Diesen Vorkommnissen zum Trotz beseitigen manche Firmen ihre Giftabfälle nach wie vor auf kriminelle und verantwortungslose Weise. In heimlichen Aktionen werden Giftstoffe den Abwässern zugeführt, mit normalem Müll vermengt oder gar mit Heizöl vermischt, das dann zu Sonderpreisen an Hausbesitzer verkauft wird. „Die heimliche Müllbeseitigung ... ist nicht lediglich ein weiteres ‚Weiße-Kragen-Verbrechen‘. Sie gefährdet direkt die Gesundheit der Ahnungslosen und der Ungeborenen“, kommentierte ein Leitartikel der New York Times.

      Ja, wenn sich das Großkapital krimineller Methoden bedient, ist der Normalbürger das Opfer. Häufig wird er noch aus anderen Gründen zum Opfer. Was geschieht, wenn Großunternehmen zwar streng die Grenzen des Gesetzes einhalten, es aber an einer moralischen Gesinnung fehlen lassen? Dann müssen oft viele Leute schrecklich darunter leiden.

  • Das Großkapital und die Moral
    Erwachet! 1984 | 22. April
    • Das Großkapital und die Moral

      WIESO ist es möglich, daß Leute selbst dann geschädigt werden, wenn das Großkapital innerhalb der Grenzen des Gesetzes bleibt? Weil das natürliche Ziel des Geschäftslebens darin besteht, Gewinn zu erzielen. Es scheint, daß viele Geschäftsleute es nicht als ihre Aufgabe betrachten, moralische Überlegungen darüber anzustellen, woher der Gewinn kommt.

      Zum Beispiel hat es sich immer wieder erwiesen, daß das Rauchen für viele tödliche Folgen hat. Trotz allem fahren die großen Tabakkonzerne damit fort, aus der Herstellung und dem Vertrieb ihres gefährlichen Produkts enormen Profit zu schlagen. Sie betreiben nach wie vor ihre Werbung, um noch mehr Leute zu ermuntern, mit der „Sucht“ anzufangen. Anscheinend ist die Tatsache, daß es Geld einbringt, in ihren Augen ein unwiderlegbares Argument. Bei Auslandsgeschäften brauchen sich die Konzerne noch weniger um die Folgen ihres Vorgehens zu kümmern.

      Das Großkapital kann noch auf andere Weise Menschen schädigen. Damit ein Produkt, das in Wirklichkeit niemand braucht, verkauft werden kann, geben manche Firmen viel Geld aus für Werbung, um Bedarf zu wecken und der Bevölkerung einzureden, daß das überflüssige Produkt doch unerläßlich sei. Ein Beispiel dafür war vor einigen Jahren die Vermarktung von Flaschennahrung für Säuglinge in armen Ländern.

      Alle Experten stimmen darin überein, daß die vollkommene Nahrung für das Neugeborene die Muttermilch ist. Man hat große Firmen beschuldigt, in armen Ländern auf rücksichtslose Weise Flaschennahrung zu vermarkten, indem sie den Müttern einreden, für ihr Baby sei es gesünder, wenn es mit Flaschennahrung ernährt werde. Das Ergebnis? Die Mütter geben ihre begrenzten Mittel für dieses normalerweise überflüssige Produkt aus. Häufig können sie die Anleitungen nicht verstehen und erkennen nicht die Notwendigkeit, die Flasche zu sterilisieren. Als Folge davon leidet der Säugling möglicherweise an Fehlernährung oder Durchfall.

      Wie man sagt, ist der Verkauf von Flaschennahrung u. a. dadurch gefördert worden, daß man der Mutter kurz nach der Geburt des Kindes eine Gratisprobe gab. Als sie aufgebraucht war, stellte die Mutter fest, daß sie ihr Kind nicht mehr stillen konnte, und schließlich war sie gezwungen, mit der Flaschennahrung (zum Ladenpreis natürlich) weiterzumachen. Warum? Weil die Muttermilch versiegen kann, wenn das Stillen etwa eine Woche unterbrochen wird.

      Es ist legal, aber ...

      Die großen Firmen werden jetzt heftig kritisiert wegen ihrer Geschäftsbeziehungen mit den ärmeren Ländern. Was geschah beispielsweise mit den 2,4 Millionen Kinderschlafanzügen, deren Verkauf in den Vereinigten Staaten verboten wurde, weil sie mit einem flammenhemmenden Stoff behandelt worden waren, der sich als krebserzeugend erwies? Sie wurden in Ländern verkauft, die nicht so strenge Bestimmungen haben.

      Die britische Tageszeitung The Guardian gab vor kurzem bekannt: „Die internationale Arzneimittelindustrie einschließlich führender britischer Firmen wurde vergangene Woche von Oxfam beschuldigt, rein um des wirtschaftlichen Profits willen die dritte Welt systematisch auszubeuten.“ In der Zeitung hieß es weiter: „Die schwerste Anklage zielt auf die Tendenz der großen Arzneimittelfirmen, gefährliche und möglicherweise giftige Präparate an die dritte Welt zu verkaufen — häufig mit denselben Behauptungen in bezug auf Sicherheit und Wirksamkeit, die sie im Westen widerrufen mußten.“

      Es wird berichtet, daß Firmen aus dem Westen an Länder der dritten Welt Medikamente verkaufen, die im Westen wegen ihrer bekannten gefährlichen Nebenwirkungen verboten sind. Ein Antibiotikum, das in Asien gut verkauft wird, kann eine tödliche Form der Anämie hervorrufen. Ein Steroidhormon, das in Afrika verkauft wird, kann bei Frauen zu Bartwuchs und Kahlköpfigkeit und bei Mädchen zur Vergrößerung der Klitoris führen. Ein Medikament gegen Durchfall, das in Indonesien verkauft wird, wurde in den Vereinigten Staaten und in Japan aus dem Verkehr gezogen, weil es Hirnschäden und Blindheit hervorrufen kann.

      Einige Vertreter von Arzneimittelfirmen haben alles mögliche getan, um diese Produkte in den Handel zu schleusen. Ärzten und Krankenhausleitern wurden Bestechungsangebote gemacht, die „vom Auto bis zur kostenlosen Universitätsausbildung ihrer Kinder reichen“.

      Doch die moralischen Probleme des Großkapitals sind nirgendwo offenkundiger als bei dem größten aller Geschäfte — dem Waffengeschäft.

  • Das Großkapital und der Krieg
    Erwachet! 1984 | 22. April
    • Das Großkapital und der Krieg

      DER internationale Waffenhandel wurde im 19. Jahrhundert ein blühendes Geschäft. Stahlhersteller wie die deutsche Firma Krupp und die englischen Firmen Vickers und Armstrong begannen, Rüstungsgüter in Massen zu produzieren. Als die Regierung des eigenen Landes nicht genug Waffen kaufen konnte oder wollte, bauten diese Firmen ein internationales Handelsnetz auf und wurden bald zu riesigen multinationalen Unternehmen.

      Von Anfang an wurden Zweifel laut über die Moral der Produktion und des Exports von Rüstungsgütern. Alfred Nobel aus Schweden entdeckte eine Form des Kordits für Schußwaffen (ein Schießpulver ohne Rauchbildung), und im Alter von 60 Jahren kaufte er die schwedische Gewehrfabrik Bofors auf. Dennoch gab er ein Interesse am Pazifismus vor und hinterließ eine Stiftung für den berühmten Friedensnobelpreis, der Personen verliehen werden sollte, die sich in besonders hervorragender Weise um die Förderung wohlwollender Beziehungen zwischen den Nationen bemüht hatten. Als William Armstrong im Jahre 1900 starb, kommentierte eine britische Zeitung: „Es ist erschreckend, sich vorzustellen, auf welche Weise sich ein kühler und beherrschter Geist wie der des Lord Armstrong auf die Vernichtungswissenschaft ausgewirkt hat.“

      Nichtsdestoweniger wurden jegliche Bedenken bald von patriotischen oder wirtschaftlichen Erwägungen verdrängt. Vor dem Ersten Weltkrieg schwärmten Waffenhändler in fast alle Hauptstädte der Welt aus und boten ihre Waren an. Jener Krieg dagegen brachte ein schwerwiegendes moralisches Problem des Waffenhandels zutage.

      Während des Krieges wurden auf den Schlachtfeldern Waffen britischer und französischer Produktion gegen britische und französische Soldaten eingesetzt. Deutschland kämpfte gegen die Russen und die Belgier, die von Krupp ausgerüstet worden waren. Die meisten Kriegsschiffe der kriegführenden Länder waren mit Panzerungen versehen, die nach einem Krupp-Patent hergestellt worden waren, und in der Schlacht von Jütland verschossen beide Seiten Granaten mit Kruppzündern.

      Die Rüstungsfirmen schlugen aus dem Krieg einen Riesenprofit — so enorm, daß ihnen von vielen Seiten unterstellt wurde, sie hätten versucht, den Krieg um des eigenen Profits willen zu verlängern. Gemäß einer Berechnung in einem Zeitschriftenartikel von 1934 kostete es während jenes Krieges 25 000 Dollar, einen Soldaten zu töten, „und davon ging ein Großteil in die Kassen der Rüstungshersteller“ (The Arms Bazaar, Anthony Sampson).

      Seit jenem Krieg hält sich der Waffenhandel hartnäckig, und heute blüht er mehr denn je. Manche haben immer noch Zweifel, ob der Handel mit todbringenden Waffen moralisch sei, aber keiner leugnet seine Einträglichkeit. „Krieg ist wieder ein gutes Geschäft“, sagte ein Beobachter von der Wall Street. In der New York Times hieß es dazu in Verbindung mit den modernen hochtechnisierten Waffen: „Mehr noch als ein Wunder der Technik ist der elektronische Krieg ein lukratives Geschäft.“

      „Der Waffenhandel ... blüht, wobei die UdSSR die USA als führenden Exporteur großer Waffen überflügelt hat“, bestätigte das britische Magazin New Scientist und fügte hinzu: „Zweifellos werden die nächsten ein bis zwei Jahre nach der ‚Schaufensterausstellung‘ in Form des Falklandkriegs einen Aufschwung der britischen Waffenexporte bringen.“

      In den Vorstandsetagen der Firmen, die moderne Waffen herstellen, mußten der Falkland- und der Libanonkrieg wie ein Geschenk des Himmels anmuten. Die Zeitung The Guardian kommentierte: „Europäische und amerikanische Firmen haben jetzt, nach dem Falklandkrieg, glänzende Aussichten, denn er bot eine klassische Vorführung ihrer Waffen.“

      Ebensowenig ist das denjenigen entgangen, die ihr Geld sicher anlegen wollen. Auf einmal erscheinen neue Rüstungsinvestoren auf der Bildfläche. Ein Rüstungsanalytiker erklärte dazu in der New York Times: „Seit diesen Vorfällen [Falkland- und Libanonkrieg] haben sich die Aktien ganz gut gemacht. Zweifellos hat das bei den Investoren für mehr Aufmerksamkeit gesorgt.“

      In den 70er Jahren, als in Südostasien Krieg tobte, gehörten protestantische Kirchen — von denen einige gegen den Krieg und gegen die zunehmende Aufrüstung der Vereinigten Staaten protestiert hatten — zu denjenigen, die aus dem lukrativen Waffengeschäft Kapital schlugen. Der Nationalrat der Kirchen in Amerika sagte in einer Broschüre über dieses Thema: „Die Investitionen, die hier genannt werden, haben mit dem enorm einträglichen Geschäft der Kapitalbeschaffung für die Rüstungsproduktion zu tun. Die Investition von kirchlicher Seite beträgt nahezu 203 Millionen Dollar ... Diese Investitionen sind sehr gewinnbringend für die Kirchen und machen einen wichtigen, wenn nicht gar den wichtigsten Teil ihrer Aktien aus.“

      Die Chefs von Rüstungsfirmen freuen sich besonders darüber, daß ihr Abnehmer in erster Linie das Militär und nicht die Privatwirtschaft ist. Das bringt ihnen viele Vorteile. Die meisten großen Länder stellen für den Verteidigungshaushalt von vornherein Milliardenbeträge zur Verfügung, so daß das Geld, das in die Kassen der Hersteller fließen soll, gesichert ist. Da die Waren militärischen Anforderungen genügen müssen, liegt der Preis vier- bis fünfmal höher als bei denen, die an die Privatwirtschaft verkauft werden. Im allgemeinen kauft das Militär eher Produkte, die im eigenen Land hergestellt worden sind, als Importe aus anderen Ländern, womit die Gefahr der Konkurrenz von außerhalb eingeschränkt ist. Vor allem amerikanische Firmen sind in ihrem Bestreben, möglichst viele Verträge mit dem Militär abzuschließen, ohne Konkurrenz von seiten Japans. Die Rüstung ist wirklich ein lukratives Geschäft.

      Inmitten dieses Riesengeschäfts mit dem Krieg stehen die Waffenhändler, die ihre Waffen wie Hausierer anbieten. „Der große Vorteil der Herstellung von Waffen gegenüber der von Autos besteht darin“, sagte einer von ihnen, „daß Waffen immer wieder veralten oder aufgebraucht werden. Es bestehen unermeßliche Möglichkeiten des Wachstums.“

      Veranstaltungen, bei denen die Verkäufer den Käufern die neuesten Kriegsgeräte vorführen lassen, sind neuerdings überall in der Welt so zahlreich wie Modeschauen. Die Hersteller entwickeln die sogenannte dritte Generation von Waffen — Projekte für technisch hochentwickelte Produkte, die eine Steigerung der Rüstungsausgaben im Bereich Forschung und Entwicklung verursachen. Christopher Paine vom amerikanischen Wissenschaftlerverband nannte das „einen gefährlichen Trick, der von den Waffenherstellern angewandt wird, damit sie im Geschäft bleiben“.

      Die moralischen Probleme des Waffenhandels sind geblieben. Vor dem Falklandkrieg verkauften die Briten drei Jahre lang an Argentinien Kriegsschiffe und elektronische Waffen im Wert von über 200 Millionen Dollar, und mit einem Großteil davon wurden sie dann attackiert, als der Krieg ausbrach. Das ist das Risiko, das sich sowohl die Nationen als auch das Großkapital erwählt haben. Es werden Stimmen laut, die den internationalen Waffenhandel verurteilen. Doch das Geschäft geht weiter, gewöhnlich mit der Unterstützung der Regierungen. Unterdessen wird das Leben auf der Erde immer gefährlicher.

      [Herausgestellter Text auf Seite 8]

      Die Briten verkauften an Argentinien für Millionenbeträge Waffen, mit denen sie dann im Falklandkrieg attackiert wurden.

      [Bilder auf Seite 7]

      Zweifel darüber, ob der Waffenhandel moralisch sei, wurden bald von dem enormen Profit verdrängt

  • Das Großkapital und du
    Erwachet! 1984 | 22. April
    • Das Großkapital und du

      GESCHÄFTE zu tätigen gehört zum menschlichen Leben, und Menschen laufen immer wieder Gefahr, schwere Fehler zu machen. Deshalb begeht auch das Großkapital häufig schwere moralische Fehler. Da es beim Großkapital um Riesensummen geht, zieht es unweigerlich die Geld- und Machtgierigen an. Als fester Bestandteil unserer Welt spiegelt es naturgemäß die Denkweise des Gottes dieser Welt wider, und „die ganze Welt liegt in der Macht dessen, der böse ist“ (1. Johannes 5:19).

      Trotzdem tragen diejenigen, die die Fehler begehen, die Verantwortung. Alle, die große finanzielle Macht ausnutzen, um den Mann auf der Straße zu betrügen, sollten nicht die Warnung vergessen: „Wer den Geringen übervorteilt, hat seinen Erschaffer geschmäht“ (Sprüche 14:31). Selbst wenn die Folgen ihrer Handlungsweise nur in einem weit entfernten Land auftreten und sie vielleicht nie persönlich etwas davon erfahren, ändert sich nichts an dem biblischen Grundsatz: „Wer den Geringen übervorteilt, um sich viele Dinge zu verschaffen, ... ist sicherlich zum Mangelleiden bestimmt“ (Sprüche 22:16). Der Reichtum, der durch solche Übervorteilung zustande kommt, wird keinen Kriminellen vor Gottes Schlußurteil bewahren.

      Das trifft vor allem auf die Waffenhersteller und -händler zu. Zugegeben, sie betätigen nicht den Abzug und werfen auch nicht die Bomben ab, durch die unschuldige Menschen vernichtet werden. Da sie jedoch die Waffen beschaffen, tragen sie eine Teilschuld. In Wahrheit wäre die moderne Kriegführung ohne das Dazutun des Großkapitals kaum möglich. Dadurch, daß die Geschäftswelt diesen Beitrag geleistet hat, ist der gesamte Erdball wie das alte Land Israel „durch Blutvergießen entweiht“ (Psalm 106:38). Wie damals wird Gott auch heute die Schuldigen letztlich richten: „Du wirst die vernichten, die Lügen reden. Einen Mann des Blutvergießens und des Truges verabscheut Jehova“ (Psalm 5:6).

      Was kann der einzelne aber tun? Sollte jeglicher Kontakt mit der Geschäftswelt gemieden werden? Nicht unbedingt. Geschäfte zu tätigen wird in der Bibel an sich nicht verurteilt (Sprüche 31:18; Matthäus 25:14-27). Allerdings kommt es darauf an, wie man es tut. „Wer ungerechten Gewinn macht, bringt sein eigenes Haus in Verruf“, warnt der Bibelspruch. Die Gefahren in moralischer Hinsicht, die auf jeden lauern, dessen Hauptziel im Leben darin besteht, reich zu werden, werden deutlich unterstrichen durch die Feststellung: „Ein Mann von treuen Taten wird viele Segnungen bekommen, aber wer hastig ist, Reichtum zu gewinnen, wird nicht unschuldig bleiben“ (Sprüche 15:27; 28:20).

      Bei einem gewissenhaften Geschäftsmann sollte nicht Habgier der Beweggrund sein, und er sollte nichts tun, was bei anderen Habgier fördert (Epheser 5:3). Er würde sein Geld nicht in Waren investieren, die schädlich sind. Das Gebet des Christen ist: „Befreie mich von Blutschuld, o Gott, du Gott meiner Rettung, daß meine Zunge freudig deine Gerechtigkeit kundtue“ (Psalm 51:14). Wie könnte er daher sein Geld vorsätzlich für die Herstellung von Rüstungsgütern, Tabakwaren oder sonst etwas einsetzen, was andere das Leben oder die Gesundheit kostet? Dadurch würde er Blutschuld auf sich laden.

      Es gilt noch etwas anderes zu berücksichtigen. Der Apostel Johannes sagte: „Alles in der Welt — die Begierde des Fleisches und die Begierde der Augen und die auffällige Zurschaustellung der Mittel, die jemand zum Leben hat — stammt nicht vom Vater, sondern stammt von der Welt“ (1. Johannes 2:16). „Die Begierde des Fleisches“, „die Begierde der Augen“ und „die auffällige Zurschaustellung“ des Reichtums — das sind die Dinge, die das Großkapital in seiner erbarmungslosen Gier nach Profit fördert. Ein ausgeglichener Mensch hingegen wird sich nicht von heimtückischen Werbekampagnen oder anderen Maßnahmen unter Druck setzen lassen, die ihn bewegen sollen, sein schwerverdientes Geld für etwas Unnötiges auszugeben, was auf einmal in Mode gekommen ist.

      Auf diese Weise können wir es bis zu einem gewissen Grad vermeiden, von den großen Firmen getäuscht zu werden und die Fehler nachzuahmen, die häufig in ihrem Namen begangen werden. Natürlich können wir als einzelne wenig tun, um einen Großteil des Schadens wiedergutzumachen, der durch die Verbrechen gegen die Moral und das Gesetz entstanden ist, die zu Lasten mancher Großunternehmen gehen. Die politische Korruption, die Kriminalität auf den Straßen, der Hunger in der Welt, die Kriegsgefahr und die anderen Probleme des gegenwärtigen Systems der Dinge liegen größtenteils außerhalb unseres Einflußbereiches.

      Doch selbst in dieser Hinsicht sind wir nicht ohne Hoffnung. Gott hat verheißen, daß er das gegenwärtige System bald durch ein neues ersetzen wird, das seinem Königreich untersteht. Der Apostel Petrus beschrieb es wie folgt: „Doch gibt es neue Himmel und eine neue Erde, die wir gemäß seiner Verheißung erwarten, und in diesen wird Gerechtigkeit wohnen“ (2. Petrus 3:13). In jenem gerechten System wird es keinen Platz mehr geben für skrupellose Geschäftemacher oder irgendwelche andere Kriminelle.

      „Und er wird gewißlich Recht sprechen unter vielen Völkern und die Dinge richtigstellen hinsichtlich mächtiger Nationen in der Ferne. Und sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen schmieden müssen und ihre Speere zu Winzermessern. Nicht werden sie das Schwert erheben, Nation gegen Nation, auch werden sie den Krieg nicht mehr lernen. Und sie werden tatsächlich sitzen, ein jeder unter seinem Weinstock und unter seinem Feigenbaum, und da wird keiner sein, der sie aufschreckt; denn der Mund Jehovas der Heerscharen selbst hat es geredet“ (Micha 4:3, 4).

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