Fragen von Lesern
● In Johannes 8:58 heißt es gemäß der King-James-Bibel [siehe auch ZB]: „Jesus sprach zu ihnen, ‚Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ehe Abraham war, bin ich.‘“ Aber die Neue-Welt-Übersetzung (engl.) sagt: „Jesus sprach zu ihnen: ‚Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ehe Abraham ins Dasein kam, bin ich gewesen.‘“ Warum gebraucht die Neue-Welt-Übersetzung ‚Ich bin gewesen‘ anstelle von ‚Ich bin‘? — R. B., Vereinigte Staaten.
Das griechische Verb eimiʹ, das hier gebraucht wird, steht buchstäblich in der Gegenwart, aber weil vorher ein Infinitiv im Aorist vorkommt, der auf Abrahams Vergangenheit Bezug nimmt, muß das griechische Verb eimiʹ als historisches Präsens aufgefaßt werden. Über die historische Gegenwart sagt die Greek Grammar von Hadley and Allen in Abschnitt 828: „Historische Gegenwart. — In der lebendigen Erzählung wird ein Ereignis der Vergangenheit oft als etwas Gegenwärtiges empfunden und so ausgedrückt … Die Gegenwart wird in diesem Falle oft durch die Vergangenheitsform ersetzt …“
A. T. Robertson sagt in A Grammar of the Greek New Testament in the Light of Historical Research, unter dem Titel „Die historische Gegenwart“, auf Seite 866—869: „Diese lebendige Ausdrucksweise ist in allen Sprachen geläufig, besonders in lokalen Sprachen … Im Griechischen kommt sie häufiger vor als im Englischen, und sie ist ein Überbleibsel ‚des ursprünglichen Grundstocks unserer Sprachen‘. ‚Sie reicht noch weiter zurück als in die Zeit, in der sich ein Unterschied zwischen dem Imperfekt und dem Aorist herausbildete.‘ … Sie ist in der LXX (Septuaginta) allgemein gebräuchlich … Hawkins findet die historische Gegenwart in der LXX 337mal vor. Josephus gebraucht sie ebenfalls. Die Beispiele im Neuen Testament erhalten auf diese Weise ‚dramatische‘ Kraft. Die historische Gegenwart ist nicht immer aoristisch, sie mag in der Dauerform sein wie das Imperfekt … Hawkins … findet die historische Gegenwart 93mal im Matthäus- (15mal davon in Gleichnissen), aber 162mal im Johannes- und 151mal im Markus-Evangelium. In den übrigen Schriften des Neuen Testaments ist sie selten zu finden. Sie kommt am häufigsten in Markus, Johannes, Matthäus vor …“
Wenn man die Neue-Welt-Übersetzung (engl.) untersucht, wird man feststellen, daß, außer im letzten Buch, in der Offenbarung, die historische Gegenwart in der Übersetzung nicht als solche wiedergegeben wird, sondern wenn der Zusammenhang dieses erfordert, ist die historische Gegenwart als Vergangenheit wiedergegeben, zum Beispiel dort, wo das Griechische die historische Gegenwart mit den Vergangenheitsformen vermischt — wir verweisen auf Johannes 1:29-42, ferner auf Johannes, Kapitel 20, in der King-James-Bibel. Man beachte auch Markus 1:12, 13. Und selbst die King-James-Bibel gibt einige griechische historische Gegenwartsformen im Englischen als Vergangenheitsformen wieder, zum Beispiel in Matthäus 3:1.
Daß ein historisches Präsens im Griechischen, wenn der übrige Zusammenhang Vergangenheit ausdrückt, richtigerweise in der Vergangenheitsform wiedergegeben wird, wird von den besten der modernen Bibelübersetzer anerkannt. Dr. James Moffatt wirkte im Bibelkomitee der Revidierten-Standard-Übersetzung mit, und man beachte, wie er Johannes 8:58 in seiner eigenen Übersetzung wiedergibt: „‚Wahrlich, wahrlich, ich sage euch‘, sagte Jesus, ‚ich habe existiert [I have existed], ehe Abraham geboren wurde.‘“
Professor E. J. Goodspeed war ein Glied des Bibelkomitees der Amerikanischen-Standard-Bibel. Seine Übersetzung von Johannes 8:58 lautet wie folgt: „Jesus sagte zu ihnen, ‚Ich sage euch: Ich existierte [I existed], ehe Abraham geboren wurde!‘“
Man beachte andere Übersetzungen:
The New Testament von Chas. Williams: „Dann sprach Jesus zu ihnen: ‚Ich sage euch feierlichst: Ich existierte [I existed], ehe Abraham geboren wurde.‘“
„The Four Gospels“ According to the Sinaitic Palimpsest von A. S. Lewis: „Er sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ehe Abraham war, bin ich gewesen [I have been].“
The Twentieth Century New Testament: „‚Glaubt mir‘, erwiderte Jesus, ‚ehe Abraham geboren wurde, war ich schon der, der ich bin.‘“
The Modern New Testament von G. M. Lamsa: „Jesus sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Ehe Abraham geboren wurde, war ich [I was].“
The Syriac New Testament von Jas. Murdock: „Jesus sprach zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, daß ich war [I was], ehe Abraham existierte.“
Das Neue Testament von F. Pfäfflin: „Jesus: ‚Ehe es einen Abraham gab, war ich schon da!‘“
Das Neue Testament von C. Stage: „Jesus sagte zu ihnen: ‚Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: ehe Abraham geworden ist, war ich.‘“
Nuevo Testamento (spanisch) von Nácar Colunga: „Jesus antwortete: ‚In Wahrheit, in Wahrheit, ich sage euch: Ehe Abraham geboren war, war ich [era yo].‘“
Sowohl in dem hebräischen Neuen Testament von F. Delitzsch als auch in demjenigen von Salkinson-Ginsburg steht das Verb im Perfekt, „Ich bin gewesen“ (haiithi), statt im Imperfekt.
Aus dem obigen ist ersichtlich, daß die Neue-Welt-Übersetzung (engl.) in der Wiedergabe der historischen Gegenwart konsequent ist, indem sie Johannes 8:58 mit „Ich bin gewesen“ wiedergibt, statt mit „Ich bin“. Da sich Jesus hier auf eine Existenz aus der Zeit vor Abraham bezog, die bis zu dem Zeitpunkt, da er sprach, andauerte, gibt die Neue-Welt-Übersetzung die Worte egoʹ eimiʹ mit „Ich bin gewesen“ wieder, statt mit „Ich war“.
Wenn irgendein klerikaler Kritiker versucht, die Neue-Welt-Übersetzung von Johannes 8:58 der Ungenauigkeit zu bezichtigen, dann beschuldigt er damit nicht nur sie der Ungenauigkeit, sondern auch all die anderen Gelehrten, sowohl englische und deutsche als auch solche von anderer Sprache. Er mag auf Grund seiner Einstellung gegenüber einer religiösen Lehre, in diesem Falle der Dreieinigkeit, sich an diejenige Übersetzung halten, die er vorzieht, aber es sollte trotzdem anerkannt werden, daß die Neue-Welt-Übersetzung (engl.) für ihre Wiedergabe des Textes von Johannes 8:58 genug Rückendeckung von anerkannten und weithin bekannten Übersetzern hat.
● In unserem Königreichssaal und in anderen Sälen unserer Umgebung ist uns gesagt worden, daß im Saal weder vor noch nach der Versammlung Dinge besprochen werden sollten, die sich nicht auf die Königreichswahrheiten oder auf den Dienst beziehen. Wenn wir zum Beispiel Brüder nach der Versammlung in unser Heim einladen möchten, müßte die Einladung außerhalb des Saales erfolgen, nicht drinnen. Demgemäß habe ich die Personen, die ich einladen wollte, gebeten, einen Augenblick mit mir hinauszukommen, und darauf begaben wir uns wieder in den Saal zurück. Ist es richtig, so vorzugehen? — E. C., Vereinigte Staaten.
Es ist möglich, daß die Verhaltungsmaßregel falsch verstanden oder nicht klar dargelegt wurde. Wie dem auch sein mag, so erachtet die Gesellschaft es als unratsam, die Königreichssäle als Zentren zu benutzen, um zu größeren geselligen Anlässen einzuladen, wie dies einige in der Vergangenheit getan haben, indem sie sogar das Anschlagbrett im Saale für die Ankündigung eines solchen Anlasses benutzten oder so weit gingen, solche Anlässe vom Podium aus anzukündigen. Auch sollte man den Saal nicht als einen Ort gebrauchen, wo man Geschäfte tätigt oder kommerzielle Angelegenheiten bespricht. Solche Dinge kann man zu anderen Zeiten und an anderen Orten erledigen. Um einen Mißbrauch des Königreichssaales, der Jehova Gott und seinem Dienst geweiht ist, zu verhüten, sollte man richtige Anweisungen geben.
Indes sollten diese nicht so streng aufgefaßt werden, daß sie unvernünftig werden. Es ist gut, wenn die Verkündiger biblische Wahrheiten, Dienstprobleme und Erfahrungen vor und nach den Versammlungen im Saale besprechen. Es kann auferbauend sein und sollte mit dazu beitragen, daß man gern in den Saal kommt. Es ist nicht unangebracht, etwas über die Tagesarbeit oder die Ereignisse zu sprechen, jemanden zu sich einzuladen, jemanden zu bitten, euch zur Erholung zu besuchen, oder das Wetter zu besprechen. Ferner kann man ein kleines Gespräch mit jemandem führen, den man begrüßt, oder auch über andere Personen sprechen, sofern es nicht boshaftes Schwatzen oder Verleumden ist, oder auch kurz eine geschäftliche Sache erwähnen und vielleicht eine Zeit verabreden, wo man anderswo eingehender darüber sprechen kann.
Wir sollten uns in unserem Saal inmitten unserer Brüder wohl fühlen und entspannt sein, um uns freimütig mit ihnen zu unterhalten, wobei wir nicht jedes Wort vorsichtig abwägen und unseren Mund mit einem Maulkorbe verschließen, als ob wir unter bösen Feinden wären. Wendet große Sorgfalt an, den Saal, der Jehova geweiht ist, richtig zu gebrauchen, doch werdet nicht kleinlich und unvernünftig, während ihr es vermeidet, Mißbrauch damit zu treiben.