Wir beobachten die Welt
Religion geächtet
◆ Wie berichtet wird, hat die Regierung von Albanien jede Form der Religion streng verboten, um auf diese Weise deren Einfluß vollständig zu unterbinden. Eine neue Welle von Inhaftierungen trifft Gläubige, die im Untergrund wirken und im Besitz von Bibeln oder religiösen Schriften angetroffen werden.
„Erschreckend unzuverlässig“
◆ In einem Zeitungsaufsatz wird die Altersbestimmung archäologischer Funde aufgrund der „Archäomagnetik“ besprochen und auch eine Beurteilung der C-14-Datierungsmethode gegeben. Bei der Archäomagnetik wird die in gebrannten Tonobjekten fixierte Richtung, Neigung und Intensität des Erdmagnetfeldes für eine Datierung genutzt. Die Wissenschaftler betrachten mit Interesse die „Möglichkeiten des neuen Datierungsverfahrens, zumal sich die in der Nachkriegszeit entwickelte C-14-Methode, bei der man den Anteil des radioaktiven Kohlenstoffisotops C 14 in ... Holz oder Knochen mißt, inzwischen als erschreckend unzuverlässig erwiesen hat“, schreibt die Frankfurter Allgemeine Zeitung (26. 6. 1981, S. 8). Die C-14-Methode setze voraus, „daß das Angebot an diesem Kohlenstoffisotop ... in der Lufthülle ständig gleich war ... Diese Annahme aber ist falsch, wie man heute weiß: die C-14-Produktion in der Atmosphäre schwankte zeitlich und sicherlich auch regional, da die kosmische Strahlung ungleichmäßig war — teils ... infolge schwankender Sonnenstrahlung, teils deshalb, weil auch das Erdmagnetfeld, das die kosmische Strahlung steuert, sich veränderte. Die in die organischen Gewebe der Vorzeitfunde eingebaute ,C-14-Uhr‘ geht also nicht richtig.“
Wie die Zeitung einräumt, sind auch die ersten wichtigen Ergebnisse aufgrund der Archäomagnetik „zunächst noch mit Reserve“ zu betrachten. Überdies sind die gewonnenen magnetischen Meßgrößen nur dann für eine Datierung tauglich „wenn der Fund nicht aus der ursprünglichen Lage gerückt worden ist“ (Der Spiegel, 35/1979, S. 190).
Einst mit Regenwäldern bedeckt
◆ Heute sind weite Teile Australiens trocken und wasserarm. Eine Auswertung neuerer fossiler Funde in fast allen Gebieten dieses Kontinents hat jedoch zu einem verblüffenden Ergebnis geführt: Australien muß vor langer Zeit mit feuchtwarmen Regenwäldern bedeckt gewesen sein. Forscher der New-South-Wales-Universität von Sydney haben in der Simpson-Wüste einen in Sandstein eingebetteten Kieferknochen eines etwa schafgroßen pflanzenfressenden Beuteltieres gefunden. Versteinerungen von Flamingos, Delphinen, Krokodilen und Schildkröten hatte man schon vordem entdeckt. Heute existieren nur noch sehr wenige Regenwälder in Australien. Für das Aussterben der exotischen Tiere in der 77 000 km2 großen Simpson-Wüste machen die Wissenschaftler die sogenannte „Eiszeit“ verantwortlich, da durch sie die Regenwälder und mit ihnen die Frischwasser-Seen in Zentralaustralien verschwunden seien. (Vergleiche den Artikel „Was formte den Erdboden — Eis oder Wasser?“ in Erwachet! vom 22. August 1963.)
Mammut und Elefant sind verwandt
◆ Im Sommer 1977 fand man im Moorboden Sibiriens ein fast vollständig erhaltenes Mammutbaby. (Siehe Erwachet! vom 22. September 1979, Seite 29.) Der Kadaver war noch so gut erhalten, daß ihm Eiweißproben entnommen werden konnten. Eine Arbeitsgruppe der Universität von Kalifornien in Berkeley hat nun eine immunologische Technik entwickelt, mit deren Hilfe — so berichtet die Zeitschrift New Scientist — die Verwandtschaft des Mammuts mit gegenwärtig lebenden Elefanten untersucht werden konnte. Das Ergebnis: „Der Verwandtschaftsgrad des Mammuts zum Indischen und Afrikanischen Elefanten ist etwa der gleiche wie der unserer heutigen Elefanten untereinander“ (Naturwissenschaftliche Rundschau).
Bäume und Fische als „Partner“
◆ Im Amazonasgebiet gibt es Baumarten und Fische, die voneinander abhängig sind. Diese bisher einmalige Beobachtung machte gemäß der Zeitschrift Science News der brasilianische Wissenschaftler M. Goulding. Er konnte 200 Fälle einer solchen gegenseitigen lebenswichtigen Abhängigkeit identifizieren. Die Früchte (Nüsse) der Bäume sind das Grundnahrungsmittel von Fischen mit starken Kieferknochen und großen Kauzähnen. Die Fische sorgen dafür, daß der Samen der Bäume verbreitet wird, indem sie lebensfähigen Samen mit den Fäkalien ausscheiden.
Drucken über Satellit
◆ Erstmals wurde die atlantische Ausgabe des amerikanischen Nachrichtenmagazins Newsweek über einen Satelliten in eine Schweizer Offsetdruckerei übermittelt. In einem Arbeitsgang wurden in New York komplette Filme für ein, zwei oder vierfarbige Magazinseiten belichtet, auf Magnetband gespeichert und schließlich in Tonsignale umgewandelt, die von dem Satelliten Intelsat IV-A übertragen wurden. Wie Die Weltwoche berichtet, wurden die übertragenen Signale in Winterthur (Schweiz) zuerst wieder in die digitale Form zurückverwandelt und dienten dann — nach weiteren komplizierten Arbeitsvorgängen — zur Herstellung der Druckplatten. Neben der Übermittlung in die Schweiz sendet Newsweek International gleichzeitig alle Seiten auch nach Hongkong.
Gigantischer Flugplatz
◆ Ein Flugplatz, der zweimal so groß ist wie die Insel Manhattan in New York, nämlich 105 Quadratkilometer, ist kürzlich von König Chalid von Saudi-Arabien eingeweiht worden. Der neue internationale Flughafen von Dschidda soll 4,5 Milliarden Dollar gekostet haben. Sein 10 Stockwerke hoher Hauptterminal allein bedeckt eine Fläche von 2,6 Quadratkilometern — die größte überdachte Fläche der Welt. Der Flughafen besitzt eine Meerwasser-Entsalzungsanlage, eine Berieselungsanlage für die 72 000 angepflanzten Bäume, ein Krankenhaus und 210 Fiberglaszelte für die Unterbringung von moslemischen Pilgern nach Mekka.
Käse gegen Karies?
◆ Erste Untersuchungsergebnisse scheinen die Antikarieswirkung von Käse zu bestätigen. Wie die Zeitschrift Naturwissenschaftliche Rundschau berichtet, hat ein amerikanisches Institut Studien mit Nagetieren durchgeführt. Einige Tiere erhielten nur zuckerhaltige Nahrung, während andere die Mahlzeit mit Käse abschlossen. Die Tiere, die jeweils Käse zu sich genommen hatten, litten weniger an Zahnfäule. Zur Zeit wird noch untersucht, ob der Verzehr von Käse nach dem Zuckergenuß die für die Kariesbildung verantwortliche Säurebildung verhindert oder ob der erhöhte Speichelfluß eine Rolle spielt. Sollte sich die im Tierversuch gemachte Beobachtung auch am Menschen bestätigen, könnte ein Stück Käse nach dem Genuß von Süßem ein wirksames Mittel gegen die Zahnfäule sein — besonders für Personen, die keine Gelegenheit zum sofortigen Zähneputzen haben.
Meerkatzen kennen ihre Feinde
◆ Grüne Meerkatzen schlagen beim Herannahen eines Feindes nicht blindlings Alarm. Sie haben vielmehr gelernt, ihren Artgenossen genau mitzuteilen, um welche Art von Feind es sich handelt. Das konnte ein Zoologenteam der Rockefeller-Universität (New York) gemäß der Zeitschrift Sielmanns Tierwelt nachweisen. Die Wissenschaftler hatten im Amboseli-Nationalpark (Kenia) drei Gruppen freilebender Grüner Meerkatzen 14 Monate lang studiert und ihre Lautäußerungen auf Tonband aufgezeichnet. Sie spielten in anschließenden Experimenten den Meerkatzen verschiedene Alarmrufe ihrer Artgenossen vom Band vor. Beim „Leopardenalarm“ zum Beispiel flüchteten die Tiere vom Boden auf die Bäume, wo sie sich offenbar am sichersten fühlten. Bei einem tiefen Grunzlaut, der wohl „Achtung, Adler!“ bedeutet, sahen die Tiere zum Himmel und brachten sich in dichtem Buschwerk in Sicherheit. Beim „Schlangenalarm“ sahen sich die Tiere am Boden um. Lediglich bei den Jungtieren gab es Verständigungsschwierigkeiten. Erst mit zunehmendem Alter lernten sie zu differenzieren.
Leistungsfähiger Satellit
◆ Ende Mai dieses Jahres erreichte der bisher größte Nachrichtensatellit der Welt seine stationäre Umlaufbahn in 35 887 Kilometer Höhe. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, kann der Satellit, der die Bezeichnung „Intelsat V-B“ trägt, 12 000 Telefongespräche und zwei Farbfernsehsendungen gleichzeitig übermitteln. Insgesamt sollen neun Nachrichtensatelliten dieser Art im Weltraum „verankert“ werden. Zur Zeit betreiben die 106 Mitgliedsländer der „Intelsat“ zwölf Nachrichtensatelliten geringerer Kapazität über dem Atlantik, dem Pazifik und dem Indischen Ozean.
Gefährliche Fehltritte
◆ Die Penizillinspritze gegen Tripper kann sich als völlig wirkungslos erweisen, wenn sich das Opfer im Fernen Osten mit dieser Geschlechtskrankheit angesteckt hat. Gemäß der Zeitschrift Selecta warnte der Seuchenexperte der Weltgesundheitsorganisation vor erotischen Abenteuern in Singapur, Thailand und auf den Philippinen. In diesen Ländern sind viele Gonokokken-Stämme gegen Penizillin resistent geworden. Bei etwa einem Drittel aller Gonokokken-Infektionen ist Penizillin machtlos. Die wachsende Resistenz der Erreger wird darauf zurückgeführt, daß Prostituierte und Urlauber wahllos Penizillinpräparate einnehmen. Untersuchungen in Bangkok ergaben, daß dort 12 Prozent der Schwangeren geschlechtskrank waren. Zum Vergleich: In Basel waren nur 0,3 Prozent der Schwangeren mit Gonokokken infiziert.
Künstlicher Knochen- und Hautersatz
◆ Wissenschaftler der Harvarduniversität (USA) haben in anderthalb Forschungsjahren einen organischen Knochenersatz entwickelt. Die aus entmineralisierten Menschenknochen hergestellte Substanz soll sich gut für die Korrektur von Knochenmißbildungen bei Kindern und zur Heilung altersbedingter Gebißkrankheiten (Parodontose) eignen. Wie die Zeitung International Herald Tribune meldet, konnte bereits die erfolgreiche Transplantation des neuen Knochenersatzes bei 44 Patienten in Boston bekanntgegeben werden. Die Knochensubstanz regt körpereigene Gewebezellen zur allmählichen Bildung eigenen Knochengewebes an. Zunächst bildet sich eine knorpelartige Masse, die sich später zu Knochen härtet. Damit ist es „zum ersten Mal gelungen“, schreibt Die Welt, „den menschlichen Körper zu einer Art nachträglicher oder korrigierender Knochenbildung anzuregen“.
Wie berichtet wird, ist es amerikanischen Medizinern ebenfalls gelungen, einen künstlichen Hautersatz für Verbrennungsopfer zu entwickeln. Der Ersatz, der aus Kunststoff, Kuhhaut und Haifischknorpel besteht, wird von der natürlichen Haut nicht als Fremdkörper abgestoßen. Bisher sind 10 Personen mit der neuen Substanz behandelt worden.
„Flugstuhl“ für Behinderte
◆ Für Behinderte im Rollstuhl sind die Gänge im Flugzeug zu schmal, und auch die Toiletten sind nicht erreichbar. Für Abhilfe will man im Airbus sorgen. Geplant ist ein Rollstuhl, der an Bord des Airbusses problemlos benutzt werden kann. Gemäß einer dpa-Nachricht wird der „Flugstuhl“ hydraulisch in der Sitzhöhe von 45 auf 63,5 cm verstellbar sein und damit seinen Benutzer bei besonders schmalen Gängen über die Armlehnen der Passagiersitze heben können. Eine klappbare Armlehne ermöglicht das bequemere Erreichen des Sitzes. Der Rollstuhl, der dem Behinderten auch die Benutzung der Toilette ermöglicht, ist faltbar und wiegt weniger als 8 Kilo.
Lebendes Insektizid
◆ „Nachdem nahezu alle chemischen Waffen, die man gegen Überträger und Erreger von Tropenkrankheiten eingesetzt hat, im Laufe der Zeit stumpf wurden“, schreibt bild der wissenschaft, „setzen WHO-Experten auf eine neue ,scharfe Klinge‘: auf Bacillus thuringiensis.“ Dieses Bakterium — sozusagen ein lebendes Insektizid — wurde in einer Mühle in Thüringen entdeckt. Die mit der Nahrung aufgenommenen Bakterien verursachen bei Schädlingen, wie der Wanderheuschrecke, eine tödliche Darminfektion. Nun konnten Bacillus-thuringiensis-Präparate entwickelt werden, die bei der Bekämpfung von Moskitolarven wirksam sind. Der Einsatz der Bakterien — die auf breiter Basis erzeugt werden sollen — könnte ein neues Kapitel in der Geschichte der Bekämpfung von Malaria, Flußblindheit und der Schlafkrankheit bedeuten.
Schwansterben
◆ In den letzten Jahren sind von vielen Flüssen und Seen Großbritanniens die Schwärme von Schwänen verschwunden. Britische Tierschützer scheinen das Rätsel gelöst zu haben. Wie Die Welt berichtet sind die Wasservögel Opfer der rund 250 Tonnen Bleigewichte geworden, die britische Angler jedes Jahr zusammen mit ihren Angelschnüren auswerfen und dann verlieren. Von 400 in Oxford untersuchten Schwänen waren mehr als die Hälfte an Bleivergiftung gestorben.