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Der Feldzug der Sowjetunion zur Vernichtung der ReligionErwachet! 1973 | 8. September
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Warum so antireligiös?
Viele Menschen in anderen Ländern waren über diese Angriffe entsetzt, nicht aber das gesamte russische Volk. Ein großer Teil des russischen Volkes sah die Geschehnisse als eine Vergeltung für die Verbrechen an, die die Kirchen begangen hatten.
Wenn man verstehen will, was viele Russen empfanden, muß man daran denken, daß die Kirchen, besonders die orthodoxe Kirche, bei der Bedrückung des Volkes durch die Zaren eine wesentliche Rolle gespielt hatten. Um ihres eigenen selbstsüchtigen Vorteils willen hatte die Geistlichkeit jahrhundertelang die Herrscher umschmeichelt, die Bedürfnisse des Volkes ignoriert und es in Unwissenheit gehalten. Die Mehrheit des Volkes wurde von den Herrschern und den begüterten Klassen praktisch in Sklaverei gehalten. Die Geistlichkeit sorgte dafür, daß das so blieb. Viele Geistliche waren habgierig, unmoralisch und machthungrig.
Historiker anerkennen, daß insbesondere die orthodoxe Kirche sehr korrupt war. In dem Buch House Without a Roof schreibt Maurice Hindus:
„Der Batüschka [Priester] des Dorfes war oft selbst ein ungebildeter Mann, er war dem Wodka ergeben und nicht abgeneigt, eine attraktive Frau aus seiner Gemeinde zu verführen. ...
Der Muschik [Bauer] ... lernte aus den Geschichten und Balladen wandernder Bettler und Pilger mehr über Gut und Böse als vom Gemeindepriester. ...
Die verhängnisvolle Schuld der russischen Kirche bestand in ihrer völligen Unterordnung unter den zaristischen Staat und in ihrer Unterwürfigkeit ihm gegenüber, wodurch, nach den Worten Miljukows, ,alle Keime der Religion erstickt wurden‘.“
Dieser Autor führte auch die Worte des russischen Literaturkritikers Wissarion Belinski an, der schrieb: „Ist der Priester in den Augen aller Russen nicht das lebendige Symbol der Schlemmerei, des Geizes, der Speichelleckerei und der Schamlosigkeit?“
Der verstorbene russische Philosoph N. Berdjajew nahm in dem Buch The Origin of Russian Communism [Der Ursprung des russischen Kommunismus] darauf Bezug, daß die orthodoxe Kirche die Streitmacht der Zaren dazu gebrauchte, ihre eigenen Interessen zu fördern, und schrieb:
„Kann der Klerus solche antichristliche ,Politik‘ rechtfertigen? Warum wendet er Gewalt an, statt Taten der Liebe zu verrichten? ... Wir beobachten mit Verwunderung den Zusammenschluß von Kirche und Staat in diesem hassenswerten Werk. Gerade diese Unterwürfigkeit der Kirche gegenüber dem Staat hat dazu geführt, daß so viele Menschen ihren Glauben verloren haben.“
Daß die Sünden der Religion zu einem großen Teil für das verantwortlich sind, was in Rußland geschehen ist, wird sogar von religiösen Führern selbst zugegeben. Ein Theologe in einem kommunistischen Land sagte in einem Bericht, der von der Zeitschrift Harper’s gedruckt wurde:
„Ich bin kein Kommunist, ich bin Christ. Aber ich weiß, daß wir Christen allein für den Kommunismus verantwortlich sind. Wir hatten in der Welt einen Auftrag zu erledigen, und Jesus Christus ließ uns nicht im Zweifel darüber, worin er bestand. Wir haben versagt. Wir ,redeten wohl, aber handelten nicht entsprechend‘. ... Man sollte daran denken, daß die Kommunisten einmal Christen waren. Wessen Fehler ist es, wenn sie nicht an einen gerechten Gott glauben?“
Zweifellos hat die Korruption der Kirchen in Rußland viele Menschen Gott, der Bibel und dem Christentum entfremdet. Sie folgerten: „Wenn dies die Religion Gottes ist, dann glauben wir lieber, daß es keinen Gott gibt.“
Es gab also Gründe für den erbitterten Widerstand der Führer der Sowjetunion gegen die Religion. Aber unglücklicherweise machten sie keinen Unterschied zwischen dem wahren Glauben an Gott und heuchlerischer Religion. In ihrer Erbitterung beschlossen sie, die gesamte Religion auszumerzen.
Die Geistlichkeit schließt Kompromisse
Zuerst widerstanden viele Geistliche den Angriffen der Kommunisten auf die Religion. Aber im Laufe der Zeit schlossen immer mehr Geistliche Kompromisse und wurden Werkzeuge der kommunistischen Regierung. Aber da die Regierung entschlossen war, die Religion zu beerdigen, halfen diese kompromißbereiten Geistlichen in Wirklichkeit bei ihrer eigenen Beerdigung!
Ein Beispiel dafür war der Patriarch Tichon. Im Gegensatz zu Jesus Christus, der lieber sterben wollte, als Kompromisse zu schließen, ging Tichon einen Kompromiß ein. Nachdem er 1923 aus dem Gefängnis entlassen worden war, unterzeichnete er eine Erklärung, in der er versprach, nichts zu unternehmen, was den Interessen des Staates schaden könnte. Kurz vor seinem Tod, im Jahre 1925, rief er alle Russen auf, „aufrichtig für die Sowjetmacht einzustehen, für das Gemeinwohl zu arbeiten und jegliche offene oder geheime Agitation gegen die neue Staatsordnung zu verurteilen“.
Nach seinem Tod wurde es der Kirche nicht erlaubt, einen neuen Patriarchen zu wählen. Aber andere hohe Würdenträger folgten im allgemeinen seinem Beispiel. Das wurde 1927 offensichtlich, als Sergei, ein Metropolit (der nächste im Rang nach einem Patriarchen), eine Erklärung veröffentlichte. Das Buch The First Fifty Years [Die ersten fünfzig Jahre] erwähnt, daß Sergei darin „die Unterstützung und politische Zusammenarbeit der Kirche und ihrer Anhänger“ versprach. Er rief die Geistlichen auf, ihre Loyalität gegenüber der Sowjetregierung schriftlich zu garantieren, sonst würden sie aus der Kirche ausgestoßen.
Trotz aller Kompromisse, die die Geistlichkeit einging, setzten die Kommunisten ihren vielseitigen Feldzug gegen die Religion fort. Besonders während der politischen Säuberungsaktionen in den Jahren 1936 bis 1938 wurden die Kirchen heftig angegriffen. Während Sergei 1930 behauptet hatte, er habe die loyale Unterstützung von 163 Bischöfen, waren im Jahre 1939 weniger als 12 übriggeblieben. Es hieß, 40 Bischöfe seien erschossen worden. Und schätzungsweise 10 000 Kirchen waren geschlossen. Es war so, wie es das Buch The First Fifty Years sagt: „Die Kirche stand 1939 kurz vor dem Zusammenbruch.“
Aber 1939 ereignete sich etwas, was einen Wechsel bringen sollte. Der Zweite Weltkrieg brach aus. Er berührte das Verhältnis zwischen der Sowjetregierung und der Religion.
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Der Zweite Weltkrieg führt eine Wendung herbeiErwachet! 1973 | 8. September
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Der Zweite Weltkrieg führt eine Wendung herbei
DER Zweite Weltkrieg brach im September 1939 aus. Innerhalb von zwei Jahren überrannten Hitlers Armeen Westpolen, Frankreich, einen großen Teil der Balkanländer und verschiedene andere europäische Länder. Dann, im Jahre 1941, wandten die siegreichen Nationalsozialisten ihre Aufmerksamkeit nach Osten.
Im Juni jenes Jahres marschierten die deutschen Armeen in die Sowjetunion ein. Bis zum Dezember hatten sie nahezu den ganzen westlichen Teil des Landes eingenommen und hatten den Stadtrand von Moskau erreicht. Das Überleben der Nation stand auf dem Spiel.
Das strenge Winterwetter und der entschlossene Widerstand der sowjetischen Truppen und der Partisanen hielten jedoch gegen Ende des Jahres die deutsche Flut auf. Aber es war offensichtlich, daß im darauffolgenden Frühling weitere Angriffe kommen würden. Die Sowjetregierung wußte, daß das sowjetische Volk für das, was bevorstand, aufgerüttelt werden mußte. Sämtliche Kraftreserven mußten aufgebracht werden.
Etwas, was diese Aufgabe leichter machte, war die Grausamkeit der deutschen Invasoren. Die Verwüstung, die sie anrichteten, das Niedermetzeln von Millionen von Menschen, der Anspruch auf rassische Überlegenheit und ihre offenkundige Absicht, viele Slawen auszurotten, erzürnten die Bürger der Sowjetunion.
Doch es waren noch mehr Motive erforderlich. Um alle Reserven der Nation aufzubringen und die ganzherzige Zusammenarbeit des gesamten Volkes zu erlangen, mußte die Regierung die Unterstützung der religiösen Führer haben. Warum war das der Fall?
Die Regierung benötigte die Unterstützung der religiösen Führer, weil es immer noch Zigmillionen religiöse Menschen im Land gab. Es ist wahr, der Kommunismus hatte die Nation schon vierundzwanzig Jahre lang in der Gewalt. Aber das war nicht annähernd genug Zeit, um mehrere jüngere Generationen von Atheisten aufzuziehen, die, wie die Kommunisten glaubten, die aussterbende ältere Generation von Gläubigen ersetzen würden. Ein großer Teil der Menschen, die über zwanzig Jahre alt waren, besonders die Frauen, bekannten sich immer noch zu einer Religion.
Eine veränderte Haltung gegenüber der Religion
Daher sahen die kommunistischen Herrscher, einschließlich Stalins, die Notwendigkeit, ihre Einstellung zur Religion zu ändern. Sie erkannten, daß ihr Feldzug gegen die Religion ihnen viele religiöse Menschen entfremdet hatte. So begann die kommunistische Führung im Herbst 1941, Zugeständnisse zu machen.
Es dauerte nicht lange, bis diese Bemühungen Früchte zeitigten. Im Jahre 1942 pries der Metropolit Sergei Stalin als Rußlands „von Gott bestimmten Führer“. Dann, im Jahre 1943, empfing Stalin die führenden Männer der orthodoxen Kirche in seinem Amtssitz im Kreml und autorisierte sie, Sergei als neuen Patriarchen zu wählen. Damit endete eine Zeitspanne von achtzehn Jahren, in der es kein offizielles Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche gegeben hatte.
Es wurden noch mehr Zugeständnisse gemacht. Die Veröffentlichung einer Kirchenzeitung wurde erlaubt. Verschiedene Theologieseminare wurden wiedereröffnet, ebenso viele Kirchen. Der Drang, die Religion zu vernichten, wurde gedämpft. Auch die Einschränkungen, die anderen Religionen auferlegt worden waren, wurden gelockert.
Patriarch Sergei starb 1944. Ihm folgte Alexi. Das Werk The Encyclopædia Britannica vermerkt, daß Alexi Stalin der „tiefen Liebe und Dankbarkeit“, von denen „alle Kirchenarbeiter“ erfüllt seien, versicherte. Nun setzten sich die Kirchenführer überall bei ihren Anhängern dafür ein, die kommunistische Regierung zu unterstützen. Und die Regierung belohnte einige Geistliche für ihre Bemühungen, indem sie ihnen Auszeichnungen verlieh.
Kirchenführer erzählten ihren Anhängern, der Kampf gegen die nationalsozialistischen Invasoren diene nicht nur der Verteidigung der Sowjetunion, sondern auch der Verteidigung des Christentums. Die Kirchen veranstalteten Sammlungen, um Waffen zu kaufen. Bis zum Januar des Jahres 1943 reichten die Spenden aus, um eine Fliegerstaffel mit Kampfflugzeugen auszurüsten. Durch eine weitere Spende wurde eine Panzereinheit ausgerüstet, und als diese Einheit der Roten Armee in einer feierlichen Zeremonie übergeben wurde, pries der Metropolit Nikoloy Stalin als „unseren gemeinsamen Vater“.
Schließlich, im Jahre 1945, wurden die deutschen Armeen zurückgedrängt. Sowjetische Truppen marschierten in Deutschland ein. Um dieser Ereignisse zu gedenken, wurde eine Versammlung unter der Leitung des Patriarchen Alexi einberufen. Die Versammlung nahm eine Proklamation an, in der die Siege der Roten Armee als Siege Christi über die Gewalten der Finsternis gepriesen wurden. In der Proklamation hieß es: „Jeder kann sehen, wessen Waffen [die der Sowjets] unser Herr Jesus Christus gesegnet hat und wessen Waffen [die der Deutschen] keinen Segen erhielten.“ Ein paar Tage später brachten die kommunistischen Führer ihre Dankbarkeit für die Bemühungen der Kirchen zum Ausdruck.
Ein Gesinnungswechsel?
Ließ der Wandel in der Haltung der Regierung einen wirklichen Gesinnungswechsel gegenüber der Religion erkennen? Keineswegs. Es war so, wie es das Buch Europe Since 1939 erklärt:
„Rein weltliche Gründe zwangen die sowjetischen Herren, die materialistische Atheisten waren, religiösen Gefühlen Zugeständnisse zu machen. Die religiösgesinnten Bürger in der UdSSR, so folgerte man, würden den Staat im Krieg besser unterstützen; die feindselige Haltung der Christen in den westlichen alliierten Ländern gegenüber der kommunistischen Lebensweise würde gemildert und die frommen orthodoxen Christen der Balkanhalbinsel würden größere Sympathien für Rußland haben.“
Hatte diese Taktik Erfolg? Der Autor des eben erwähnten Buches, Arthur J. May von der Universität Rochester, erklärt: „Mehr oder weniger wurden all diese Ziele durch die gemäßigtere Haltung, die der Kreml einnahm, erreicht.“ Ein weiteres Ergebnis, das er beobachtete, war, daß „in den Kirchen, wie auch sonst überall, der Stalinkult blühte“.
Die Religion war den Kommunisten ein nützliches Werkzeug geworden! Wie nützlich, das konnte man nach dem Ende des Krieges sehen. In dem Buch The Soviet Union: The Fifty Years, herausgegeben von Harrison Salisbury, lesen wir: „Nach Kriegsende pflichteten die Kirchenführer den mit dem kalten Krieg verbundenen Forderungen der Außenpolitik Stalins bei.“
Bei einer Osterfeier im Jahre 1949 ereignete sich ein typischer Vorfall. Während des Mitternachtsgottesdienstes in der Yelokhowsky-Kathedrale in Moskau erteilte der Patriarch Alexi dem Führer des Sowjetstaates, Jossif Stalin, Gottes Segen. Und im Jahre 1950 sandte Alexi ein Telegramm an den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen, in dem er gegen die „Aggression der Vereinigten Staaten in Korea“ protestierte.
Es ist daher ganz offensichtlich, daß die Zugeständnisse, die die Führung der Sowjetunion gemacht hatte, politisch motiviert waren. Auf diese Weise sollte erreicht werden, daß die Kirchen eher zur Zusammenarbeit bereit wären. Doch da die Regierung nur die Geistlichen billigte, die dem Staat gegenüber loyal waren, konnte die Religion vollständig in Übereinstimmung mit den Zielen der Kommunisten gelenkt werden.
Es konnte keinen Zweifel geben, daß die Veränderungen keinen wirklichen Gesinnungswechsel darstellten. Die Kommunisten hatten immer noch das Ziel, die gesamte Religion auszumerzen, nur ihre Taktik war raffinierter geworden. Sie sahen es als vorteilhaft an, die „Salamitaktik“ anzuwenden, indem sie die Macht der Religion allmählich beschnitten und ihr die Unterstützung langsam entzogen. Dadurch sollte vermieden werden, daß unnötig Widerstand heraufbeschworen wurde oder daß jemand als Märtyrer für die Religion starb, wie es bei der direkten Taktik, die zuerst angewandt worden war, der Fall gewesen war.
Natürlich war nicht jeder im Ausland oder in der Sowjetunion davon überzeugt, daß alle kirchlichen Würdenträger echte Geistliche waren. Wegen ihrer großen Kompromißbereitschaft wurden einige von ihnen beschuldigt, Agenten der Regierung zu sein, die eingesetzt worden seien, um die Kirche zu kontrollieren. Diejenigen, die diese Beschuldigungen erhoben, wiesen darauf hin, daß andere hohe Geistliche, die dem Kommunismus Widerstand geleistet hatten, eingesperrt oder getötet worden waren. Aber die begünstigten Geistlichen konnten sich frei bewegen und in ihrem Amt bleiben.
Ob solche hohen Geistlichen nun direkte Agenten der Regierung waren oder nicht, die Wirkung war die gleiche. Sie arbeiteten eng mit der kommunistischen Regierung zusammen, um ihr zu helfen, ihre Ziele zu erreichen. Und eines dieser Ziele bestand immer noch darin, die Religion auszumerzen.
Die Taten zeigen, daß sich die Ziele nicht geändert haben
Daß sich die auf lange Sicht geplante Politik der Regierung, die Religion zu vernichten, nicht geändert hatte, konnte man an ihren offiziellen Handlungen und Erklärungen erkennen. Zum Beispiel war trotz der Zugeständnisse, die der Religion als Gegenleistung für ihre Unterstützung gemacht wurden, das Recht, die Religion auszubreiten, immer noch verboten. Eine Bedingung für die Mitgliedschaft in der kommunistischen Partei war immer noch das Bekenntnis zum Atheismus.
Auch war weiterhin der Religionsunterricht in den Schulen verboten. Der Atheismus war immer noch die offizielle Lehre, und dazu gehörte antireligiöse Propaganda. Besondere Aufmerksamkeit wurde der Förderung des Atheismus unter den „Jungen Pionieren“ und der „Union der kommunistischen Jugend“ gewidmet. Die offizielle Parteipolitik wurde in folgendem Rat zusammengefaßt, der in der offiziellen Zeitschrift des Jugendbundes, Komsomolskaja Prawda, veröffentlicht wurde:
„Junge Kommunisten müssen nicht nur überzeugte Atheisten sein und allem Aberglauben [der Religion] widerstehen, sondern sie müssen aktiv die Ausbreitung von Aberglauben und Vorurteilen unter der Jugend bekämpfen.“
Der Tod Stalins bedeutete nicht das Ende der weitreichenden Ziele hinsichtlich der Religion. Gegen Ende der 1950er und besonders zu Beginn der 1960er Jahre wurde unter dem Premierminister Nikita Chruschtschow auf alle religiösen Gruppen ein großer Druck ausgeübt. Erst später erkannte man das Ausmaß dieser Maßnahmen. Peter Grose, Korrespondent der New York Times, berichtete:
„Das Ausmaß des Schadens, der dem religiösen Gefüge in der ganzen Sowjetunion in den fünf Jahren vor 1964 zugefügt wurde, wird jetzt sichtbar. Andersdenkende Geistliche in Rußland haben behauptet, in jenen Jahren seien 10 000 Anbetungsstätten von den Behörden geschlossen worden. ...
Ein riesiger Verwaltungsapparat wurde aufgebaut, um sicherzugehen, daß die Arbeit der Kirche im ganzen Land unter die wirksame Kontrolle der Staatsgewalt gebracht wurde.“
Während die kommunistischen Führer also in ihrem Kampf gegen die Religion Änderungen vornahmen, haben sie unbeirrt ihre Ziele verfolgt, und das tun sie auch heute noch. Sie arbeiten unaufhörlich darauf hin, die Religion in der Sowjetunion auszulöschen.
Was ist nach all diesen Jahren des Widerstandes von der Religion in diesem Land übriggeblieben? Wie stark ist die Religion in der Sowjetunion heute eigentlich?
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Wie stark ist die Religion in der UdSSR heute?Erwachet! 1973 | 8. September
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Wie stark ist die Religion in der UdSSR heute?
DIE Sowjetunion veröffentlicht keine offiziellen Statistiken mehr über die Religion. Sie hat es jedoch einmal getan. Diese Statistiken, zusammen mit Augenzeugenberichten und anderen Berichten, die im Laufe der Jahre geschrieben wurden, vermitteln ein ziemlich vollständiges Bild über die Situation.
Die Informationen zeigen, was mit den „Gläubigen“ und der Geistlichkeit der traditionellen Religionen geschehen ist. Sie zeigen, wie es um die Macht dieser Religionen steht und in welchem Zustand sich ihre Kirchen, Seminare und Klöster befinden. Sie verraten einen unmißverständlichen Trend.
Wie viele „Gläubige“?
Vor dem Ersten Weltkrieg hieß es in dem Werk The Encyclopædia Britannica, Ausgabe von 1911: „Laut [von Rußland] veröffentlichten Berichten vom Jahre 1905 betrug die Zahl der Anhänger der verschiedenen religiösen Gemeinden im ganzen russischen Reich schätzungsweise ... 125 640 020.“
Da sich die Bevölkerung damals auf 143 000 000 belief, machte die Zahl der Personen, die damals einer Religion angehörten, mehr als 87 Prozent der Bevölkerung aus. Wahrscheinlich war die Zahl der „Gläubigen“ sogar noch höher, wenn man diejenigen dazuzählt, die an Gott glaubten, aber nicht mit einer Religion verbunden waren.
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