Wachtturm ONLINE-BIBLIOTHEK
Wachtturm
ONLINE-BIBLIOTHEK
Deutsch
  • BIBEL
  • PUBLIKATIONEN
  • ZUSAMMENKÜNFTE
  • „Glücklich die Nation, deren Gott Jehova ist“
    Der Wachtturm 1967 | 15. Juni
    • dachte, mit meinen dämonisierten Verfolgern einen Kompromiß einzugehen.

      Als ich mich am nächsten Tag im Spiegel betrachtete, war ich über mein Aussehen entsetzt. Die beiden holländischen Geheimpolizisten, die mich vom Gefängnis zum Verhör zur Gestapo gebracht hatten, erkannten mich nicht wieder. Sie hatten der Gestapo bei meiner Verhaftung geholfen, und als sie mich jetzt sahen, fragten sie: „Sind Sie Winkler?“

      „Ja.“

      „Sind Sie jener R. A. Winkler?“

      „Ja“, antwortete ich.

      „Sind Sie Winkler, der Zeuge Jehovas?“

      „Ja, ich bin es.“

      „Sind Sie der Zeuge Winkler, den wir letzte Woche auf der Wittenkade verhaftet haben?“

      Ich sagte ihnen, daß ich dieser Mann sei. Sie fragten mich, was die Gestapo mit mir gemacht habe. Als ich es ihnen erzählte, sagten sie, sie hätten mich niemals verhaftet, wenn sie gewußt hätten, wie die Gestapo mit mir verfahren würde.

      Am Sonnabend war ich von der Gestapo geschlagen worden, und am darauffolgenden Montag sollte ich wiederum verhört werden. Was würde nun geschehen, und was sollte ich tun? Ich betete zu Jehova und vertraute auf seine Verheißungen. Ich wußte, daß ich theokratische Kriegslist anwenden müßte, um das Königreichswerk und meine christlichen Brüder zu schützen. Es war für mich eine schwere Prüfung, und am siebzehnten Tag war ich vollständig erledigt; ich dankte aber Jehova dafür, daß ich diese Prüfung in seiner Kraft bestehen und meine Lauterkeit bewahren konnte.

      KÖRPERLICH KRANK, ABER GEISTIG STARK

      Ich fühlte jetzt ein großes Bedürfnis nach geistiger Speise. Ein paar Tage später kam der Kalfakter des freundlichen Gefängniswärters zu mir und fragte mich, ob er etwas für mich tun könne. Das könne er, sagte ich; er könne mir von meiner Frau eine Bibel besorgen. „Ja“, sagte er, „schreiben Sie einen kurzen Brief. Ich bringe Ihnen Bleistift und Papier.“

      Ich werde den 10. Februar 1942 nie mehr vergessen. Die Zellentür flog auf, und jemand warf eine Taschenbibel in die Zelle, und bevor ich begriffen hatte, was vor sich gegangen war, flog die Tür wieder zu. Welch ein freudiger Anlaß! Von der Gestapo aus durfte ich nichts zum Lesen haben, und nun war ich durch Jehovas unverdiente Güte zu einer Bibel gekommen. Wie sehr freute ich mich doch, täglich die wohltuenden Worte der Wahrheit aus Gottes Wort zu lesen! Obwohl ich es heimlich tun mußte, merkte ich, wie ich geistig gestärkt wurde. Ich konnte diese Bibel behalten, bis ich ins Lager Vught, ein anderes Lager in den Niederlanden, überführt wurde. In Vught erhielt ich auch wieder eine Bibel.

      Von Vught kam ich nach Deutschland, in ein Lager in Oranienburg-Sachsenhausen. Dort führte man uns in Baracken, in denen wir uns vollständig ausziehen und unter die Brause gehen mußten. Man nahm uns unsere Kleider und unsere Schuhe weg; nur die, die Holzschuhe hatten, durften diese behalten. Ich ließ meine Bibel unbemerkt in einen Holzschuh verschwinden und konnte sie auf diese Weise während meines Lageraufenthalts behalten.

      In diesem Lager wurde ich krank. Ich kam sehr bald in den Krankenbau, wo bereits etwa 3000 Personen von Ärzten betreut wurden, die selbst Gefangene waren. Sobald ich von einer Krankheit geheilt war, wurde ich von einer anderen befallen. Nach einiger Zeit kam ich in eine andere Baracke, wo ich von einem schwedischen Arzt betreut wurde.

      Dieser Arzt fragte mich, ob ich die Zeugen Erich Frost, Konrad Franke und R. Brauning kenne. Als ich sagte, ich kenne sie, erzählte er mir, daß sie ihm auf der Insel Wight das Leben gerettet hätten. Aus Dankbarkeit wollte er nun versuchen, mir das Leben zu retten. Die Ärzte mußten der SS melden, wenn ein Gefangener wegen Krankheit voraussichtlich sechs Monate arbeitsunfähig war. Solche Patienten kamen in andere Baracken und wurden von dort auf Busse geladen, die nichts anderes als fahrbare Gaskammern waren. Die Auspuffgase töteten die Opfer auf dem Weg zu den Krematorien. Das wäre auch mein Los gewesen, wenn der schwedische Arzt das getan hätte, was die Nazis von ihm erwarteten, aber wegen der Güte, die ihm meine christlichen Brüder erwiesen hatten, tat er es nicht.

      Ich denke auch noch oft an den April 1945 und den sogenannten „Todesmarsch“ vom Lager Sachsenhausen nach Schwerin. Ich hätte diesen Marsch nie überstanden, wenn meine christlichen Brüder nicht so liebevoll für mich gesorgt und soviel auf sich genommen hätten, um mich aus einer der Krankenbaracken herauszuholen, in denen die Lagerinsassen untergebracht waren, die sich aus eigener Kraft nicht mehr fortbewegen konnten. Die SS wollte die Baracken mit den Schwerkranken niederbrennen, damit den Russen dieses Beweismaterial nicht in die Hände falle. Die Brüder verschafften sich einen großen Handwagen, auf den sie mich und andere Zeugen, die nicht gehen konnten, luden. Sie zogen diesen Wagen, der mit ihren christlichen Brüdern, die nicht gehen konnten, beladen war, bis zum Ende dieses grauenhaften Todesmarsches. Wer unterwegs zusammenbrach, wurde von der SS durch Genickschuß getötet. Da unsere christlichen Brüder so liebevoll für uns sorgten, entgingen wir diesem Los.

      In meiner Lageruniform und nur mit Papierstücken als Unterwäsche bekleidet, kehrte ich schließlich wieder in mein theokratisches Tätigkeitsgebiet in den Niederlanden zurück. Ich konnte nur am Stock gehen. Ich erholte mich jedoch schnell und konnte den Dienst für Gottes Königreich bald wiederaufnehmen. In diesem Dienst stehe ich seit meiner Befreiung nun schon wieder über zwanzig Jahre. Wir haben immer noch das große Vorrecht, im Zweigbüro der Gesellschaft in den Niederlanden zu arbeiten. Wir erhielten von der deutschen Regierung eine Entschädigung und konnten so vieles, was wir verloren hatten, wieder kaufen. Da ich schon über 65 Jahre alt bin, erhalte ich auch eine Altersrente. Das gestattet es mir, einen Wagen zu halten und noch einen möglichst großen Anteil am Predigtdienst zu haben.

      Ja, Jehova läßt nicht zu, daß wir über unser Vermögen geprüft werden, und er gibt uns auch die Kraft, die wir benötigen, um auszuharren. Ich möchte um keinen Preis, daß mir diese Prüfungen, die ich in seiner Kraft bestanden habe, erspart geblieben wären. Sie haben meinen Glauben an Jehova gestärkt und mich seine Liebe, Weisheit, Gerechtigkeit und Macht besser erkennen lassen. Ich habe selbst erfahren dürfen, daß es eine große Wahrheit ist, wenn die Bibel sagt: „Glücklich die Nation, deren Gott Jehova ist.“

  • „Glücklich . . . ist, wer an der ersten Auferstehung teilhat“
    Der Wachtturm 1967 | 15. Juni
    • „Glücklich ... ist, wer an der ersten Auferstehung teilhat“

      Viele Wachtturm-Leser haben William R. Brown und Thomas E. Banks, die beide Ende Januar gestorben sind, gut gekannt. William R. Brown, in Westafrika lange als „Bibel-Brown“ bekannt, war nahezu 90 Jahre alt. Von den siebenundfünfzig Jahren, die er im Vollzeitpredigtdienst verbrachte, war er siebenundzwanzig Jahre in Westafrika tätig, wo er sehen konnte, wie die Zahl der Zeugen Jehovas von einem Prediger auf über zehntausend anstieg. Er beendete seinen irdischen Lauf am 25. Januar 1967 in Port of Spain (Trinidad). Thomas E. Banks vertrat die Gesellschaft viele Jahre in den Südstaaten und auf den Inseln des Karibischen Meeres. Später diente er als Zweigdiener auf Jamaika. Dort beendete er am 29. Januar 1967 seinen irdischen Dienst, den er bei seiner Hingabe an Gott im Jahre 1901 begonnen hatte. Zweifellos genießen diese Gott ergebenen Diener, die bis zum Tode treu geblieben waren, nun das Glück derer, die an der ersten Auferstehung teilhaben und über die der Tod keine Gewalt mehr hat. — Offb. 20:6.

Deutsche Publikationen (1950-2025)
Abmelden
Anmelden
  • Deutsch
  • Teilen
  • Einstellungen
  • Copyright © 2025 Watch Tower Bible and Tract Society of Pennsylvania
  • Nutzungsbedingungen
  • Datenschutzerklärung
  • Datenschutzeinstellungen
  • JW.ORG
  • Anmelden
Teilen