Christliches Verhalten in einem einem Zeitalter der Gewalt
Gewalttaten mehren sich zusehends. Wie solltest du dich verhalten?
ÜBERALL auf der Erde mehren sich Gewalttaten jeder Art. Ihr Überhandnehmen in der ganzen Welt veranlaßte den Generalsekretär der Vereinten Nationen, U Thant, zu sagen, er befürchte, wir befänden uns „im Anfangsstadium des dritten Weltkrieges“.a
In vielen Ländern ist in den letzten Jahren die Regierung gewaltsam gestürzt worden, und in einigen drohen Oppositionsgruppen das ganze Volk in einen blutigen Krieg zu stürzen.
In fast allen Ländern nimmt die Gewalttat auch in Form von Verbrechen und Ausschreitungen überhand. Über die Vereinigten Staaten hieß es in einem Bericht: „Die Zahl der Verbrechen wächst in unserem Land vier- oder fünfmal schneller als die Bevölkerung. Wenn sich daran nichts ändert, wird dies unweigerlich zur Anarchie führen.“b Ein kürzlich veröffentlichter Bericht zeigt, daß in den ersten drei Monaten des Jahres 1967 die Zahl der schweren Verbrechen um 20 Prozent höher war als in der gleichen Periode des vorherigen Jahres — eine Steigerung, die fünfzehnmal höher war als der Bevölkerungszuwachs!
Warum dieses Überhandnehmen der Gewalttat in der ganzen Welt? Wird es in den kommenden Jahren so weitergehen? Wozu wird es schließlich führen? Wie sollte sich ein Christ in diesem Zeitalter der Gewalt verhalten?
WARUM SO VIELE GEWALTTATEN?
Die Hauptursache für die vielen Gewalttaten ist darin zu suchen, daß die Menschen im allgemeinen Gottes Führung abgelehnt haben. Der Mensch ist nicht so erschaffen worden, daß er ohne Gott zurechtkäme. Solange er den Richtlinien folgte, die Gott ihm gegeben hatte, waren ihm Frieden und Glück beschieden. Zu unser aller Leidwesen wollten sich unsere Ureltern dann aber auf einmal nicht mehr von Gott leiten lassen. Sie wollten von ihm unabhängig sein; sie lehnten sich deshalb gegen ihn auf und gingen ihre eigenen Wege. Gott, der Allmächtige, räumte den Menschen daraufhin genügend Zeit ein, ihre eigenen Wege zu gehen, damit unter anderem auch die Zeit zeigen würde, daß menschliche Wege niemals zu Frieden und Glück führen, wenn Gottes Gesetz außer acht gelassen wird. — 1. Mose 3:17-19.
Die Geschichte hat dies bestätigt. Einzelne Menschen und ganze Nationen, die nicht von Gott geleitet wurden, haben ihre eigenen Regierungen und ihre eigenen Ideologien und Philosophien aufgestellt. Die Nichtbeachtung der göttlichen Gesetze und Grundsätze führte innerhalb der menschlichen Gesellschaft zwangsläufig zu Streit und Uneinigkeit. Seit der Rebellion des Menschen haben sich immer und immer wieder die inspirierten Worte Jeremias bewahrheitet: „Ich weiß, Jehova, daß nicht beim Menschen sein Weg steht, nicht bei dem Manne, der da wandelt, seinen Gang zu richten.“ (Jer. 10:23) Jeremia schrieb ferner: „Siehe, das Wort Jehovas haben sie verschmäht, und welcherlei Weisheit haben sie?“ (Jer. 8:9) Die Menschheit hat den Frieden verloren, weil sie Gottes Weisheit abgelehnt und es vorgezogen hat, sich auf ihre eigene Weisheit zu stützen.
Im Laufe der Jahrhunderte haben sich die Beziehungen der Menschen zu ihren Nächsten nicht gebessert. Warum nicht? Weil sie, nachdem sie aufgehört hatten, Gott zu gehorchen, nur noch in einer Richtung gehen konnten — abwärts. Je länger sie sich von Gott abgewandt hatten, desto schlimmer wurde ihr Zustand. Das war genauso sicher vorauszusehen, wie vorauszusehen ist, welche Richtung ein Felsbrocken nimmt, der sich vom Abhang gelöst hat: Er rollt abwärts, dem Gesetz der Schwerkraft gehorchend. Die Mißachtung der Gesetze Gottes konnte nur eine Abwärtsentwicklung zum Chaos zur Folge haben.
Abgesehen davon, daß sich die Lage des Menschen immer mehr verschlechtert, und abgesehen davon, daß er schon so lange ohne göttliche Führung ist, trägt noch ein weiterer Faktor wesentlich zum Überhandnehmen der Gewalttat in unserer Zeit bei. Die Bibel sagt nach Offenbarung 12:12: „Wehe der Erde und dem Meer, weil der Teufel zu euch hinabgekommen ist und große Wut hat, da er weiß, daß er nur eine kurze Frist hat.“
Satan, der Teufel, und seine Dämonen — Geistgeschöpfe, die ebenfalls gegen Gott rebelliert haben — sind die Hauptanstifter der Gewalttaten. Aus ihrem unsichtbaren, geistigen Reich stacheln sie willige Menschen auf der Erde an, Leid über andere zu bringen. Wie weit reicht ihr Einfluß? In 1. Johannes 5:19 heißt es: „Die ganze Welt liegt in der Macht dessen, der böse ist.“ Wie die offensichtlichen Tatsachen, verglichen mit den Prophezeiungen der Bibel, zeigen, sind Satan und seine Dämonen in unserem Jahrhundert aus dem himmlischen Reich hinausgeworfen und in die Umgebung der Erde hinabgeschleudert worden. (Offb. 12:7-9) Diese unsichtbaren Mächte fördern die Entartung der Menschheit, indem sie gewisse Leute immer wieder zu neuen Gewalttaten anstacheln. Warum? Weil sie wissen, daß Gottes Zeit für die Hinrichtung der Bösen (zu denen auch die bösen Geistermächte gehören) naht. Da sie wissen, daß sie wegen ihrer übermäßigen Bosheit unweigerlich zu Tode gebracht werden, setzen sie alles daran, die Menschheit zu verderben. „Euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht jemand zu verschlingen.“ — 1. Petr. 5:8.
Da die Menschheitsfamilie schon so lange von Gott entfremdet ist und unter dem Einfluß der bösen Geistermächte steht, wird sie immer abgestumpfter. Die Bibel sagt die heutigen Zustände durch folgende Worte treffend voraus: „Dieses aber erkenne, daß in den letzten Tagen kritische Zeiten da sein werden, mit denen man schwer fertig wird. Denn die Menschen werden eigenliebig sein, geldliebend, anmaßend, hochmütig, Lästerer, den Eltern ungehorsam, undankbar, nicht loyal, ohne natürliche Zuneigung, für keine Übereinkunft zugänglich, Verleumder, ohne Selbstbeherrschung, brutal, ohne Liebe zum Guten, Verräter, unbesonnen, aufgeblasen vor Stolz, die mehr die Vergnügungen lieben als Gott.“ — 2. Tim. 3:1-4.
WAS BRINGT DIE ZUKUNFT?
Wird die gegenwärtige Flut von Gewalttaten in der Zukunft weiter zunehmen, oder wird sie abnehmen? Die Bibel sagt mit Bestimmtheit voraus: „Böse Menschen ... werden vom Schlechten zum Schlimmeren voranschreiten.“ (2. Tim. 3:13) Auch sagt sie: „Die inspirierte Äußerung aber sagt ausdrücklich, daß in späteren Zeitperioden einige vom Glauben abfallen werden, indem sie auf irreführende inspirierte Äußerungen und Lehren von Dämonen achtgeben.“ (1. Tim. 4:1) Jesus sagte voraus: „Wegen der zunehmenden Gesetzlosigkeit wird die Liebe der meisten erkalten.“ — Matth. 24:12.
Gewalttaten werden demnach noch für eine kurze Zeit weiter überhandnehmen, bis diese „letzten Tage“ vollendet sind. Dann wird Gott aller Gewalttat ein Ende machen und die Gewalttätigen beseitigen.
Es steht außer allem Zweifel, daß „die Welt vergeht und ebenso ihre Begierde“. (1. Joh. 2:17) Eine Welle der Gewalttat nach der anderen bringt die Welt ihrem Ende, das von Gott herbeigeführt wird, nun eilends näher. Gottes Wort verheißt aber auch: „Wer ... den Willen Gottes tut, bleibt immerdar.“ Die trostreiche Verheißung, das Ende dieses von Gewalttat erfüllten Systems zu überleben, gilt allen aufrichtiggesinnten Personen, die den Willen Gottes tun, ganz gleich, wo sie sich befinden.
CHRISTLICHES VERHALTEN
Wie sollte man sich aber in den verschiedenen Situationen, die zu Gewalttaten führen könnten, gemäß Gottes Willen verhalten? Sollte sich der Christ an der gewaltsamen Beseitigung tyrannischer Regierungen beteiligen? Sollte er an Protestmärschen teilnehmen, um für gewisse Rechte einzutreten oder gegen Mißstände zu demonstrieren? Sollte er Personen, die ihn herausfordern oder beleidigen, mit gleicher Münze zurückzahlen und ihnen zeigen, daß er sich das nicht gefallen läßt?
Gottes inspiriertes Wort erklärt: „Ein Sklave des Herrn aber hat es nicht nötig zu streiten, sondern muß gegen alle sanft sein, lehrfähig, der sich unter üblen Umständen beherrscht.“ (2. Tim. 2:24) Die Weisheit dieses Rates zeigt sich in jeder Situation, in der man ihn anwendet.
So würdest du als Christ, wenn du diesen Rat anwendest, zum Beispiel nicht darauf hinarbeiten, eine Regierung — selbst eine tyrannische — zu stürzen. Viele, die bei einem solchen Umsturz mitgewirkt haben, leben heute unter einer schlechteren Regierung als die es war, die sie gestürzt haben. Sie setzen dabei auch ihr Leben für eine Sache aufs Spiel, die Gott nicht gutheißt. Jesus hieß seine Nachfolger, um Gottes Königreich zu beten, er forderte sie nicht auf, die gegenwärtigen Regierungen zu bekämpfen und zu stürzen. (Matth. 6:9, 10; Joh. 18:36) Er wußte, daß Gott zu seiner Zeit allen tyrannischen Regierungen für immer ein Ende machen wird. Daher hat ein Christ „es nicht nötig zu streiten“; er sollte geduldig auf Jehova warten, der zum Nutzen der ganzen Menschheit auf seine Weise, die allein zufriedenstellen kann, Abhilfe schaffen wird.
Vorurteile und Diskriminierungen gibt es in jedem Land. Sollte man, wenn die Gerichtsbarkeit des Landes nicht für das Recht eintritt, zu Mitteln, wie Demonstrationen und Ausschreitungen, greifen? Durch eine solche Handlungsweise würdest du als Christ gesetzlos werden. Das Christentum verlangt Gesetzestreue; es gibt niemandem das Recht, gesetzlos zu handeln. Gesetzlosigkeit führt nie zu Gerechtigkeit, sondern eher zu noch größerer Bedrückung und Diskriminierung. Die praktische Weisheit Gottes sagt uns: „Stehe ab vom Zorn und laß den Grimm! Erzürne dich nicht! nur zum Übeltun verleitet es. Denn die Übeltäter werden ausgerottet werden.“ (Ps. 37:8, 9) Und der Apostel Paulus schrieb: „Nun aber legt sie wirklich alle von euch ab: Zorn, Wut, Schlechtigkeit, Lästerworte.“ (Kol. 3:8) Der Christ erwartet Gerechtigkeit von Jehova; er weiß, daß nicht er, sondern Jehova den Ungerechtigkeiten unseres bösen Systems der Dinge ein Ende machen wird.
Wenn es irgendwo in seiner Umgebung zu Tumulten oder Kundgebungen kommt, läßt der Christ wohlweislich große Vorsicht walten, um sich vor Gewalttaten zu schützen. Wenn möglich, zieht er sich an einen sicheren Ort zurück, bis sich die Gemüter wieder beruhigt haben. Diese Handlungsweise offenbart göttliche Weisheit: „Wie einer, der einen vorüberlaufenden Hund bei den Ohren packt, so ist, wer sich in einen Streit einmischt, der ihn nichts angeht.“ Ein Christ beteiligt sich daher nicht an Ausschreitungen oder Kundgebungen, noch begibt er sich in ihre Nähe, auch nicht aus Neugier. — Spr. 26:17, Me.
Was solltest du aber tun, wenn jemand dich anstößt, dich beleidigt oder herausfordert? Solltest du ihm mit gleicher Münze zurückzahlen? Die Bibel sagt warnend: „Ein kränkendes Wort erregt den Zorn.“ (Spr. 15:1) Wer mit gleicher Münze zurückzahlt, erregt sehr wahrscheinlich noch mehr Zorn und veranlaßt den Beleidiger vielleicht sogar, tätlich zu werden. Das ist heute, da so viele Menschen von Dämonen beherrscht werden oder unter dem Einfluß von Rauschgift stehen, besonders leicht möglich. Nein, statt die Situation zu verschlimmern, tut der Christ etwas anderes. „Eine gelinde Antwort wendet den Grimm ab“; er gibt also eine gelinde Antwort. Wenn das nicht hilft, dann befolgt er den Rat des Wortes Gottes: „Laß den Streit, ehe er heftig wird.“ — Spr. 17:14.
Der Christ unternimmt auch Schritte, um nicht einem Verbrechen zum Opfer zu fallen. In gefährlichen Gegenden vermeidet er es, wenn irgend möglich, allein durch dunkle Straßen zu gehen. Selbst wenn ein Christ Personen besucht, um mit ihnen über Gottes Vorhaben zu sprechen, tut er gut, in Gegenden, in denen oft Verbrechen verübt werden, einen Gefährten mitzunehmen. Das bedeutet nicht, daß sich der Christ um jeden Preis vor Schaden schützen wollte. Wenn es um die Anbetung Gottes geht, ist er bereit, Verfolgung, ja sogar den Tod auf sich zu nehmen. Er setzt aber sein Leben nicht für etwas aufs Spiel, was sich mit seiner Lauterkeit gegenüber Gott nicht verträgt.
NEUTRALITÄT
Der Christ nimmt in nationalen oder internationalen Auseinandersetzungen, die zu Gewalttat und Blutvergießen führen, weder auf dieser noch auf jener Seite Stellung. Als Sklave Gottes bleibt er in den Auseinandersetzungen dieser Welt neutral und entgeht dadurch der damit verbundenen Blutschuld. Jesus sagte von seinen Nachfolgern: „Sie sind kein Teil der Welt, so wie ich kein Teil der Welt bin.“ (Joh. 17:16) Der Christ beteiligt sich deshalb nicht an den Feindseligkeiten dieser Welt. Er weiß, daß Gott zu seiner Zeit allem Unrecht ein Ende machen wird, und zwar ohne unschuldigen Personen Schaden zuzufügen.
Wenn sich der Christ heute nicht in die Angelegenheiten der Welt einmischt, verhält er sich so, wie sich die Christen des ersten Jahrhunderts verhielten. Justinus der Märtyrer schrieb im zweiten Jahrhundert: „Obwohl wir uns so gut auf Krieg, Mord und alles Böse verstanden hatten, haben wir alle auf der weiten Erde unsere Kriegswaffen umgetauscht, die Schwerter in Pflugscharen, die Lanzen in (andere) Ackergeräte, und züchten Gottesfurcht, Gerechtigkeit, Menschenfreundlichkeit, Glaube und Hoffnung, welche vom Vater selbst durch den Gekreuzigten gegeben ist.“ — Bibliothek der Kirchenväter, übersetzt von Dr. Philipp Haeuser, S. 177.
Während die Behörden vieler Länder die neutrale Handlungsweise der Christen nicht anerkennen, gibt es doch einige, die dies tun.
Zum Beispiel veranlaßten innenpolitische Schwierigkeiten in einem afrikanischen Land die Polizei und die Armee, Straßensperren zu errichten. Die Kontrolle an diesen Stellen war sehr streng und zeitraubend. Aber in fast allen Fällen ließen die Polizei und die Soldaten die Zeugen Jehovas nach einer kurzen Prüfung ihrer Identität durch. Oft bemerkten die Soldaten: „Wir vertrauen euch.“ Oder man hörte sie sagen: „In Ordnung, wir kennen Jehovas Zeugen.“ Als einige dieser Christen zu einem Kongreß von Dienern Gottes reisten, wurde ihnen an der Kontrollstelle gesagt: „Einige eurer Leute sind bereits zum Kongreß gegangen; geht durch!“ Die Ordnungsorgane, denen die neutrale Einstellung der Zeugen Jehovas bekannt, war behandelten diese mit Respekt, weil sie wußten, daß sie für die Unruhen im Land nicht verantwortlich waren.
Doch selbst wenn die Obrigkeit Christen verfolgt, bewahrt der einzelne Christ seine neutrale Haltung. Seine richtige Handlungsweise ist von Jehova Gott in seinem Wort festgelegt worden. Nichts kann den Christen in dieser Hinsicht zu einem Kompromiß veranlassen. Dadurch entgeht er der Verantwortung für die Gewalttaten dieser Welt und damit auch dem Strafurteil, das Gott an ihr vollstrecken wird.
Gott wird nun binnen kurzem diesem von Gewalttat erfüllten System der Dinge ein Ende machen. Er wird es durch sein neues System der Dinge, in dem „Gerechtigkeit wohnen“ wird, ersetzen. (2. Petr. 3:13) Den Christen, die sich in unserem Zeitalter der Gewalt richtig verhalten, werden dann wunderbare Segnungen zuteil werden: die Segnungen des Lebens, der Gesundheit, des Friedens und des Glücks. Sie werden sich ewig des Lebens in einer neuen Ordnung, in der keine Gewalttaten mehr verübt werden, erfreuen. „Die Sanftmütigen werden das Land besitzen und werden sich ergötzen an Fülle von Wohlfahrt [Frieden, SB].“ — Ps. 37:11.
[Fußnoten]
a New York Times, 12. Mai 1967, S. 1.
b U.S. News & World Report, 17. Oktober 1966, S. 86.