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Durch unseren Gesang Wertschätzung zum Ausdruck bringenDer Wachtturm 1975 | 15. Mai
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Musikforscher Curt Sachs schreibt darüber: „Die Chöre und Orchester, die es im Tempel in Jerusalem gab, lassen auf ein hohes Niveau musikalischer Bildung und musikalischer Fähigkeiten und Kenntnisse schließen.“
Es ist daher sehr passend, daß wir in Gottes Wort immer wieder dazu aufgefordert werden, unserer Wertschätzung durch an Gott gerichtete Lieder des Lobpreises Ausdruck zu verleihen. Anscheinend besteht eine Neigung, in dieser Hinsicht nachlässig zu sein, denn wiederholt erscheinen Aufforderungen, wie zum Beispiel in Psalm 47:7, 8, wo es heißt: „Lobsinget, lobsinget Gott! Lobsinget, lobsinget unserm König! Denn Gott ist König der ganzen Erde; lobsinget mit Liedern!“ (Schlachter). Fünfmal fordert uns der Psalmist dazu auf, Gott zu lobsingen. (Siehe auch Psalm 96:1, 2.)
Der Apostel Paulus hält sich an ein ähnliches Muster, wenn er in Kolosser 3:16 mit folgenden Worten dazu auffordert, Gott durch Gesang zu preisen: „Lehrt und ermahnt einander weiterhin ernstlich mit [1.] Psalmen, [2.] Lobpreisungen Gottes, [3.] geisterfüllten Liedern mit Huld, [4.] Jehova singend in eurem Herzen.“ (Siehe auch Epheser 5:19.)
Die Lieder, die wir als Versammlung singen, gehören zu unserer Anbetung. Sie sind an Jehova gerichtet, und daher dürfen wir davon überzeugt sein, daß Jehova sie ebenso beachtet wie unsere Gebete, so, wie er es auch in vergangenen Zeiten getan hat (2. Chron. 5:13, 14). Und wie wir mit unseren Gedanken völlig bei der Sache sind, wenn im Königreichssaal öffentlich ein Gebet gesprochen wird, so sollten wir bestimmt auch mit ganzem Herzen, ‘mit allem, was in uns ist’, mitsingen, wenn unsere Königreichslieder gesungen werden (Ps. 103:1, 2, Schlachter).
Es ist gut, auch auf den Text unserer Lieder zu achten. Sollten wir nicht Wertschätzung für die vortrefflichen Gedanken zeigen, die in den Liedern zum Ausdruck gebracht werden? Sie sind alle der Bibel oder biblischen Veröffentlichungen entnommen. Wäre es passend, diese kostbaren Wahrheiten lustlos und oberflächlich im Lied zum Ausdruck zu bringen? Manchmal geschieht dies.
Es erfordert Anstrengung, kraftvoll zu singen. Wir mögen etwas müde und deshalb geneigt sein, es uns leichtzumachen und ohne Begeisterung zu singen. Strengen wir uns aber an und singen wir kräftig mit, so stellen wir fest, daß wir uns wohler fühlen und gleichzeitig Freude am Singen finden. Man weiß, daß Musik viele gute Auswirkungen hat, denn sie kann auf Geist, Körper und Gemüt erfrischend wirken. Besonders wer eine gute Stimme hat, sollte unbedingt mitsingen, denn dann werden sehr wahrscheinlich andere auch singen. Natürlich sollten alle aufmerksam auf die musikalische Begleitung hören, ganz gleich, ob sie von einer Schallplatte oder von einem Pianisten stammt, damit so harmonisch wie möglich gesungen wird.
Jehovas Volk hat sich hinsichtlich seines Wandels einen guten Namen erworben. Es ist auch für seine Bibelkenntnis bekannt und dafür, daß es mit Eifer die gute Botschaft von Gottes Königreich predigt und aus Menschen aller Nationen Jünger macht (Matth. 28:19, 20). Sollten Jehovas Diener nicht auch ein hohes Niveau erreichen, wenn sie in ihrem Königreichssaal Königreichslieder singen, so, wie in alten Zeiten der musikalische Teil der Anbetung ein hohes Niveau hatte? Schon viele Menschen fühlten sich zur Anbetung Jehovas hingezogen, weil sie aufrichtig und freundlich empfangen wurden, als sie einen dieser Säle betraten. Und sicherlich steht das Predigen und Lehren durch Vorträge und Demonstrationen auf einem hohen Niveau (1. Kor. 14:24, 25).
Auch Lieder können dazu beitragen, daß Menschen Jehova Gott kennenlernen. Das zeigt die Erfahrung einer Frau, die im Jahre 1973 anläßlich des Kongresses getauft wurde, der im Yankee-Stadion (New York) unter dem Motto „Göttlicher Sieg“ stattfand. Sie hatte von sich aus einen Königreichssaal am Ort aufgesucht und war zu beiden Zusammenkünften dageblieben. Als die Versammlung das Lied Nr. 119, „Trachten wir stets nach dem Preis!“, sang, war sie sowohl von dem Text als auch von der Art und Weise, wie es gesungen wurde, so beeindruckt, daß sie sich sagte: „Hier möchte ich bleiben.“ Sie wandte sich an einen Zeugen, bat um ein Bibelstudium und machte so weit Fortschritte, daß sie eine christliche Zeugin Jehovas wurde.
Möge daher jeder einzelne Gott hingegebene christliche Zeuge Jehovas entschlossen seinen Teil dazu beitragen, daß durch den Gesang im Königreichssaal Wertschätzung für Jehovas wunderbare Eigenschaften und für alles, was er materiell und geistig für seine Diener getan hat, zum Ausdruck kommt. Laßt uns ‘mit allem, was in uns ist’, ‘Jehova lobsingen’!
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Pilatus — der Statthalter, der den Herrn richteteDer Wachtturm 1975 | 15. Mai
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Pilatus — der Statthalter, der den Herrn richtete
„ICH finde keine Schuld an ihm.“ So lautete das Urteil, das Pontius Pilatus über Jesus fällte (Joh. 18:38; 19:4, 6). Am Ende gab Pilatus jedoch den Forderungen einer größeren Menge von Landsleuten Jesu nach und verurteilte ihn zum Tode am Pfahl. Was für ein Mensch war Pilatus?
Der Name „Pontius Pilatus“ liefert uns vielleicht schon einige Hinweise auf seine Herkunft. Möglicherweise bestand eine Verbindung zu C. Pontius Telesimus, einem berühmten General der Samniter aus einer Gebirgsgegend in Süditalien. Und der Familienname „Pilatus“ könnte, falls er von dem lateinischen pilum (Wurfspieß) abgeleitet ist, darauf hindeuten, daß Pilatus von einem Soldaten abstammte. Wenn indes der Name „Pilatus“ von dem lateinischen pileus kommt, könnte Pilatus ein freigelassener Sklave oder der Nachkomme eines solchen gewesen sein, und zwar deshalb, weil ein pileus eine Kappe war, die gewöhnlich von ehemaligen Sklaven getragen wurde, die ihre Freiheit erlangt hatten.
Pilatus wurde im Jahre 26 u. Z. von Tiberius Cäsar als Statthalter von Judäa eingesetzt. Als Statthalter hatte Pilatus die volle Gewalt über die Provinz und war sogar befugt, Todesurteile auszusprechen. Seine Residenz befand sich in Cäsarea, ungefähr sechsundachtzig Kilometer nordnordwestlich von Jerusalem. Die römischen Truppen waren hauptsächlich dort stationiert. Aber während der jüdischen Festzeiten hielt sich Pilatus gewöhnlich mit einer Truppenverstärkung in Jerusalem auf.
Die Amtszeit des Pilatus als Statthalter war von Schwierigkeiten gekennzeichnet. Das war hauptsächlich darauf zurückzuführen, daß er die religiösen Gefühle seiner Untertanen verletzte.
Einmal ließ Pilatus Feldzeichen, die das Bild des Cäsars trugen, im Schutze der Dunkelheit von römischen Soldaten nach Jerusalem bringen und in der Stadt aufstellen. Als die Juden dies entdeckten, begab sich eine große Delegation nach Cäsarea und verlangte, diese Bildnisse zu beseitigen. Obgleich sie wiederholt abgewiesen wurden, bestanden die Juden auf ihrer Forderung. Schließlich wollte Pilatus den Bittstellern Furcht einjagen und drohte ihnen mit dem Tode. Als sich die Juden jedoch sogar bereit erklärten zu sterben, gab Pilatus ihrem Antrag statt (Jüdische Altertümer, 18. Buch, 3. Kap., 1. Abs.).
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