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Die Stimme des GewissensDer Wachtturm 1975 | 1. Juli
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Die Stimme des Gewissens
„Wenn immer Menschen von den Nationen, die ohne Gesetz sind, von Natur die Dinge des Gesetzes tun, so ... zeigen [sie] ja, daß ihnen der Inhalt des Gesetzes ins Herz geschrieben ist, wobei ihr Gewissen mitzeugt“ (Röm. 2:14, 15).
1, 2. (a) Welche Situation beobachten wir heute hinsichtlich der Sittenmaßstäbe? (b) Warum benötigen wir besonders seit 1914 eine Anleitung in sittlicher Hinsicht?
HEUTE ist die Auffassung darüber, was „Recht“ und „Unrecht“ ist, ständig einem Wandel unterworfen. In einer Rede über das Thema „Die Moral der Öffentlichkeit“ erklärte Dr. Emanuel Demby: „Ein wichtiger Grund dafür, weshalb es so schwierig für uns ist, das Wesen der Moral unserer Zeit genau zu beschreiben, ist die Tatsache, daß wir in einer Zeit großer Veränderungen leben.“ Was noch vor ein paar Jahren als allgemein anerkannter Maßstab galt, ist heute bereits geändert oder ersetzt worden. Und da das Leben immer komplexer wird, kann keiner mit Sicherheit sagen, wie wertvoll die neuen Maßstäbe sind oder wie lange sie beibehalten werden. Wonach soll man sich also ausrichten?
2 Vor dieser Situation stehen wir besonders seit dem Jahre 1914 u. Z. Warum besonders seit diesem Jahr? Dr. Archibald Chisholm bemerkte: „So groß sind die Umwälzungen im Denken und in den Sittenbegriffen, daß einige vorschlagen, wir sollten das gegenwärtige Jahr als das Jahr [61] a. b. (anno belli [im Jahre des Krieges]) bezeichnen, wodurch sie ihre Meinung zum Ausdruck bringen, daß mit dem Ausbruch [des Ersten Weltkrieges] eine neue Epoche begann.“ Die Tatsache, daß es seit dem Jahre 1914 solche Umwälzungen im Denken und in den Sittenbegriffen gibt, beweist, daß wir eine richtungweisende Stimme, eine richtige Anleitung, benötigen.
3. Welche Fragen entstehen hinsichtlich der Zuverlässigkeit unseres Gewissens?
3 Viele Personen, die sich dieser Notwendigkeit bewußt sind, bringen die Ansicht zum Ausdruck, daß sich letzten Endes jeder auf sein eigenes Gewissen verlassen muß. Sie sagen: „Dein Gewissen sei dein Führer.“ Unter „Gewissen“ verstehen sie eine innere „Stimme“, einen Sinn für das, was „Recht“ und „Unrecht“ ist. Aber trifft das in allen Fällen zu? Kennst du den Ursprung des Gewissens, und weißt du, wie weit verbreitet diese Gabe ist? Wie zuverlässig ist dieser innere Sinn? Kannst du dich auf dein Gewissen verlassen, nur weil sich andere auf das ihre verlassen?
URSPRUNG DES GEWISSENS
4. Welchen Ursprung hat das Gewissen nach Ansicht einiger weltlicher Autoritäten?
4 Wenn du dich an Intellektuelle und Philosophen wendest, um eine Erklärung über den Ursprung des Gewissens zu erhalten, mögen sie dir sagen, es sei lediglich ein gesellschaftliches Produkt der Evolution. Der Evolutionist Charles Darwin vertrat die Ansicht, „daß irgendein Tier, das mit ausgeprägten sozialen Instinkten ausgestattet ist, ... unweigerlich ein Sittlichkeitsempfinden oder Gewissen erwerben würde, sobald sich sein Intellekt ausprägen oder annähernd so gut entwickeln würde wie beim Menschen“. Und Sigmund Freud glaubte, wir könnten „die Vermutung einer ursprünglichen — man könnte auch sagen, natürlichen — Fähigkeit zur Unterscheidung zwischen Gut und Böse verwerfen“.
5. Stimmt die Bibel mit diesen Ansichten über das Gewissen überein?
5 Aber entsprechen diese Ansichten der Wahrheit? Der älteste und zuverlässigste Bericht über die Geschichte des Menschen antwortet mit Nein. Zunächst erklärt die Bibel, daß sich alles, was lebt, ‘nach seiner Art’ fortpflanzt. Das ist durch wissenschaftliche Beobachtungen bestätigt worden. Der Mensch ist also nicht lediglich das Produkt einer Entwicklung, und auch das Gewissen ist es nicht (1. Mose 1:21-26). Ferner gibt die Bibel genauen Aufschluß über den Ursprung dieser inneren Stimme, des Gewissens. Sie zeigt, warum die Menschen auf der ganzen Erde immer noch ein Gewissen haben, und das trotz der Bemühungen gewisser Männer wie Hitler, der prahlte: „Ich befreie den Menschen von der erniedrigenden Schimäre, Gewissen genannt.“ Und die Bibel hilft uns auch, das Gewissen richtig und zu unserem Nutzen anzuwenden.
6, 7. (a) Was läßt Gottes Wort hinsichtlich des Ursprungs des Gewissens erkennen? (b) Was war Adams Gewissen?
6 Aus der Heiligen Schrift geht hervor, daß der Schöpfer den Menschen in seinem Bilde machte und ihn mit einem Verstand und einem Sittlichkeitsempfinden ausrüstete, wie er sie selbst besitzt (1. Mose 1:27). Und der erste Mensch hatte das Gewissen — diese von Gott verliehene Gabe — gleich von Anfang an; es entwickelte sich nicht erst, während die menschliche Gesellschaft wuchs. Das geht aus dem Bericht über das Verhalten und die Einstellung Adams nach dem Übertreten des Gebotes Gottes hinsichtlich des Baumes der Erkenntnis von Gut und Böse hervor (1. Mose 2:17). Über Adam und Eva heißt es: „[Sie] versteckten sich nun vor dem Angesicht Jehovas Gottes inmitten der Bäume des Gartens.“ Als Jehova rief, antwortete Adam nicht sogleich. Warum nicht? Weil er Schuldgefühle hatte; es war so, als würde ihn eine innere Stimme verurteilen, ihn anklagen, bezeugen, daß er gesündigt hatte (1. Mose 3:7-10).
7 Der älteste verfügbare Geschichtsbericht zeigt somit, daß der Mensch von Anfang an ein Gewissen hatte. Es ist interessant, daß ein jüdischer Geschichtsschreiber des ersten Jahrhunderts, Flavius Josephus, der in Griechisch schrieb, Adams Zögern, Gott zu antworten, mit seinem „bösen Gewissen“ erklärte. Für das Wort „Gewissen“ gebrauchte Josephus hier den griechischen Ausdruck synéidesis, der buchstäblich „Bewußtsein“ oder „Mitwissen“ bedeutet. Adam hatte sein Gewissen von Gott erhalten; es war sein inneres Sittlichkeitsempfinden, und auch sein Verstand spielte dabei eine Rolle. Da er im Bilde Gottes erschaffen worden war, spürte er einen inneren Konflikt, als er im Widerspruch zu Gottes Eigenschaften oder dessen geoffenbartem Willen handelte. Aber was hat das mit unseren Gefühlen und Handlungen zu tun? Vererbte Adam das Gewissen seinen Nachkommen? Ja, die Bibel und auch nichtbiblische Zeugnisse beweisen, daß das der Fall war und auf jeden einzelnen von uns heute zutrifft.
8. Welcher spätere Bibelbericht läßt erkennen, daß der Mensch ein Sittlichkeitsempfinden ererbt hat?
8 Befassen wir uns einmal mit dem Geschichtsbericht über Joseph. Er lebte über zweitausend Jahre nach dem Sündenfall und war ein Sklave im Haushalt des ägyptischen Hofbeamten Potiphar. Vielleicht von Josephs männlicher Schönheit verlockt, versuchte Potiphars Frau, Joseph zu verführen. Da er nur ein Sklave war, hätte er sich leicht verpflichtet fühlen können, ihr zu gehorchen, vielleicht sogar in der Hoffnung, dadurch seine Stellung zu verbessern. Doch Joseph wies ihr unsittliches Ansinnen glattweg zurück und sagte: „Wie also könnte ich diese große Schlechtigkeit begehen und in Wirklichkeit gegen Gott sündigen?“ (1. Mose 39:1-9). Wie kam Joseph zu der Ansicht, Ehebruch sei eine Sünde gegen Gott?
9. Warum verwarf Joseph Ehebruch als eine „Sünde gegen Gott“?
9 Joseph reagierte nicht so, weil es ein geschriebenes Gesetz Gottes gegeben hätte, in dem Ehebruch verboten gewesen wäre, wie es später bei den Zehn Geboten der Fall war (2. Mose 20:14). Außerdem befand sich Joseph in Ägypten; seine Familie konnte keinen Druck ausüben, und er unterstand keinen patriarchalischen Regeln. Offensichtlich sprach hier Josephs Gewissen. Ehebruch stand im Widerspruch zu seinem Sittlichkeitsempfinden. Wahrscheinlich konnte er „spüren“, daß es verkehrt war, etwas zu nehmen, was ihm nicht gehörte: die Frau eines anderen Mannes. Und in diesem Empfinden wurde er möglicherweise bestärkt, wenn er über die Tatsache nachdachte, daß ein Mann und seine Frau „e i n Fleisch“ sind, eine Tatsache, die Adam gut bekannt war (1. Mose 2:24; Matth. 19:4, 5). Außerdem waren ihm wahrscheinlich die Erlebnisse Abrahams und Isaaks bekannt, aus denen hervorging, daß Ehebruch nicht richtig ist (1. Mose 20:1-18; 26:7-11). Daher wurde Joseph durch sein Gewissen, ohne daß ein Gesetz gegen Ehebruch bestand, veranlaßt, Ehebruch zu verwerfen.
10. Was zeigt, daß auch andere Völker die Gabe des Gewissens ererbt haben?
10 Doch wenn Adam an seine Nachkommen die Gabe des Gewissens weitergab, hätte dann nicht auch Potiphars Frau empfinden müssen, daß Ehebruch verkehrt ist? Ja, aber anscheinend ließ sie sich von Leidenschaft übermannen. Die Ägypter wußten, genau wie andere Völker auf Erden, daß Ehebruch ein schwerer sittlicher Verstoß war. Ihre ältesten religiösen Texte bringen das Jüngste Gericht mit dem Abwägen des „Herzens“ in Verbindung. Und in bezug worauf sollte man gerichtet werden? Das alte ägyptische „Buch der Toten“ beschreibt einen Verstorbenen, der seine Unschuld wie folgt beteuert: „Ich habe nicht gestohlen. Ich habe keinen Menschen getötet. Ich habe nicht gelogen. Ich habe nicht die Frau irgendeines Mannes geschändet.“ Ihr Gewissen mußte sie somit veranlaßt haben, Ehebruch als ein Unrecht zu empfinden. Der jüdische Geschichtsschreiber Josephus bringt das Gewissen ins Spiel, indem er später schreibt, Joseph habe Potiphars Frau aufgefordert, ihre Begierde zu zügeln, sonst wären Reue und Ungemach die Folgen, vielmehr sollte sie ihrem Ehemann treu bleiben und „ein gutes Gewissen“ bewahren.
11. Was zeigen sowohl die Bibel als auch nichtbiblische Quellen über Reaktionen des Gewissens?
11 Außerdem finden wir sowohl in der Bibel als auch in nichtbiblischen Berichten Beispiele für Reaktionen des Gewissens. Bei einer Gelegenheit ließ König David von Israel eine Volkszählung durchführen. Die Bibel beschreibt, wie David reagierte, als er erkannte, daß er gesündigt hatte. Daß sich sein Gewissen regte, zeigt sie mit den Worten: „Das Herz begann dem David zu schlagen“ (2. Sam. 24:1-10). Eine ähnliche Reaktion des Gewissens wird auf einer alten Keilschrifttafel erwähnt, die das Gebet eines Babyloniers, der gesündigt hatte, wiedergibt. Er flehte seinen Gott an, ihm zu helfen „um seiner Brust willen, die sich beklagt wie eine tönende Flöte“.
12. (a) Welchen Schluß kann man hinsichtlich des Gewissens ziehen, wie es der Apostel Paulus zeigte? (b) Haben alle Menschen ein Gewissen?
12 All das zeigt, daß wir ein Gewissen haben, weil wir von Adam den Verstand und das Sittlichkeitsempfinden ererbt haben. Daher waren auch in Nationen, die nichts von dem von Gott eingeführten mosaischen Gesetzesbund wußten, Stehlen, Lügen, Blutschande, Mord und Ehebruch verboten. Ja, obwohl sie „ohne Gesetz sind“, tun sie „von Natur die Dinge des Gesetzes“. Der Apostel Paulus hob die Grundlage für ihren Sittenmaßstab hervor, indem er sagte: „Wobei ihr Gewissen [griechisch: synéidesis] mitzeugt und sie inmitten ihrer eigenen Gedanken angeklagt oder auch entschuldigt werden“ (Röm. 2:14, 15). Diese von Gott verliehene Gabe des Gewissens ist so weit verbreitet, daß es in einer Enzyklopädie heißt: „Man hat noch keine Kultur gefunden, in der das Gewissen nicht als Tatsache anerkannt wird.“ Und über einzelne, die kein Gewissen zu haben scheinen, schrieb Dr. Geoffrey Stephenson: „Das wurde und wird auch heute noch von einigen als eine echte Form von Geisteskrankheit oder Psychose betrachtet.“ (Vergleiche Titus 1:15.)
FUNKTION UND SCHULUNG DES GEWISSENS
13. Warum ist mehr erforderlich, als nur zu wissen, daß wir ein Gewissen haben?
13 Können wir also einfach „von Natur die Dinge des Gesetzes tun“? Nein, mehr ist erforderlich. Lediglich ein Verständnis über den wahren Ursprung des Gewissens zu haben und zu wissen, daß wir über diese Gabe verfügen, ist keine Garantie dafür, daß wir den vollen Nutzen daraus ziehen. Denke daran, daß die Ägypter des Altertums gewisse Sittenmaßstäbe hatten, die bewiesen, daß sie ein Gewissen hatten. Aber war das an sich schon genug? Wurden sie dadurch davor bewahrt, unschickliche Dinge zu tun? Der widerliche Tierkult, durch den sie „eher der Schöpfung Verehrung und heiligen Dienst darbrachten als dem Schöpfer“, zeigt, daß es nicht allein ausreicht, ein Gewissen zu haben (Röm. 1:20-25). Folglich müssen wir mehr wissen als nur, daß wir ein Gewissen haben. Wir sollten wissen, wie es funktioniert, wie es geschult werden kann und was Gott darüber sagt, wie wir im täglichen Leben darauf reagieren sollten.
14. Welches ist e i n e Funktion des Gewissens?
14 Die biblischen Beispiele, die wir besprochen haben, veranschaulichen, daß das Gewissen auf zweierlei Weise funktionieren kann und sollte. Am häufigsten denkt man dabei wahrscheinlich daran, daß das Gewissen zurückschaut und frühere Taten beurteilt. Diese Funktion des Gewissens konnten wir im Fall der Sünde Adams und im Fall Davids, nachdem er etwas Verkehrtes getan hatte, beobachten. Ihnen schlug das Gewissen. Hast du nicht auch schon erlebt, daß dein Gewissen so reagierte? Diese innere Stimme, das Gewissen, die jemand, der unrecht getan hat, beunruhigt, kann so beharrlich sein, daß er drastische Maßnahmen ergreift, um wieder ein reines Gewissen zu erlangen, oder daß er jahrelang von seinem Gewissen gequält wird.
15. Inwiefern ist dir diese Funktion eine wichtige Hilfe?
15 Eine weit wichtigere Auswirkung dieser Funktion des Gewissens ist aber, daß man dadurch zu gottgefälliger Reue bewogen werden kann. David schrieb: „Als ich stillschwieg, verzehrten sich meine Gebeine durch mein Gestöhn den ganzen Tag. Meine Sünde habe ich dir schließlich bekannt, und mein Vergehen habe ich nicht zugedeckt. Ich sagte: ,Ich werde meine Übertretungen Jehova bekennen.‘ Und du selbst hast das durch meine Sünden verursachte Vergehen verziehen“ (Ps. 32:3, 5). Dein Gewissen kann dich also zu Gott zurückführen; es kann dir helfen, die Notwendigkeit zu erkennen, Gott um Vergebung zu bitten und in Zukunft auf seinen Wegen zu wandeln (Ps. 51:1-4, 9, 13-15).
16. Wie kann und sollte das Gewissen noch reagieren?
16 Die andere Funktion des Gewissens besteht darin, daß es uns, wenn wir eine sittliche Entscheidung zu treffen haben, im voraus ermahnt oder warnt. Der Dozent Eric D’Arcy erklärte: „Bei den heidnischen Schriftstellern kam das Gewissen erst dann ins Spiel, nachdem die Handlung vollbracht worden war, und es spielte eine rein richterliche Rolle; aber in der Bibel wird dem Gewissen eine legislative Funktion zugeschrieben.“ Diese Fähigkeit des Gewissens half Joseph, im voraus zu spüren, daß er keinen Ehebruch begehen durfte. Er hörte auf sein Gewissen, indem er eine Handlungsweise verwarf, die gegen sein Sittlichkeitsempfinden verstieß. Funktioniert dein Gewissen auch auf diese Weise? Hilft es dir so, wie es dir helfen sollte?
17, 18. (a) Welche Gefahr besteht, wenn jemand sein Gewissen unterdrückt? (b) In welchen Zustand würde man dadurch geraten?
17 Diese beiden Funktionen des Gewissens bedürfen der Aufmerksamkeit und der Schulung, wenn uns das Gewissen leiten und uns etwas nützen soll. Daß keine dieser Funktionen des Gewissens außer acht gelassen oder unterdrückt werden darf, erkennt man am besten an den Folgen, die sich ergeben, wenn man es doch getan hat. Normalerweise sagt uns unser von Adam ererbtes Gewissen, daß es verkehrt ist, zu lügen und zu stehlen. Es ist ganz ähnlich, als würdest du mit deiner Hand in die Nähe einer Flamme kommen. Die in der Haut befindlichen Rezeptoren für das Wärmeempfinden machen dich auf die Gefahr aufmerksam, und du kannst deine Hand wegziehen. Doch was geschieht, wenn du an diesem Teil der Hand dicke Schwielen hast oder wenn deine Hand durch eine frühere Verbrennung stark vernarbt ist? Es kann dann sein, daß dein Empfindungsvermögen beeinträchtigt ist; das Narbengewebe oder die Schwielen können die Stelle unempfindlich machen. Genauso kann auch das Gewissen abgetötet werden, wenn es wiederholt außer acht gelassen oder unterdrückt wird. Der Apostel Paulus erwähnte Menschen, „deren Gewissen so tot ist wie versengtes Fleisch“ (1. Tim. 4:2, Phillips). Solche Menschen können, wie Paulus sagte, ohne Gewissensbisse lügen, heuchlerisch handeln und absichtlich Christen irreführen.
18 Folglich hat jemand, der sein Gewissen außer acht läßt oder unterdrückt, nicht nur keine Gewissensbisse mehr, wenn er unrecht tut, sondern sein Gewissen gibt ihm auch keine zuverlässige Anleitung mehr für zukünftige Taten. Personen, die in dieser Situation sind, werden in Epheser 4:19 wie folgt beschrieben: „In ihrem Gewissen sind sie stumpf geworden und ergeben sich der Unzucht und treiben jegliche Unreinigkeit voll Habgier“ (Luther, rev. Text, 1964). Es ist leicht zu verstehen, warum Hitler seine Untertanen in einen solchen Zustand bringen wollte. Ihr Gewissen sollte sie nicht mehr hemmen, sondern sie sollten alles tun, was von ihnen verlangt würde, ganz gleich, wie entwürdigend es wäre. Wir wollen bestimmt nicht so werden; wir möchten, daß unser Gewissen immer reagiert und empfindlich bleibt.
19. Inwiefern hilft uns die Bibel, ein richtig reagierendes Gewissen zu haben?
19 Die Bibel ist uns in dieser Hinsicht eine unschätzbare Hilfe. Da sie uns am besten über Gottes Eigenschaften und seine Wege unterrichtet, kann sie uns helfen, sein Vorbild nachzuahmen. Der Psalmist sagt diesbezüglich: „Lehre mich deinen Willen tun, denn du bist mein Gott. Dein Geist ist gut; er führe mich im Lande der Geradheit“ (Ps. 143:10). Je mehr wir über Gottes Taten und seinen Willen lernen und je größer unsere Wertschätzung dafür wird, desto mehr wird sich unser gottgefälliges Gewissen auf unser Leben auswirken (Ps. 119:1-16). Die innere Stimme wird stärker und deutlicher, ganz ähnlich, wie ein Sänger durch ständiges Üben und Lernen seine Stimme und sein Gehör verbessert und ein Uhrmacher seinen Blick schärft.
20. Warum enthält die Bibel Gesetze gegen gewisse sittliche Verfehlungen, wenn doch das Gewissen ererbt ist?
20 Die Bibel enthält deutliche Gebote und Gesetze Gottes gegen schwere sittliche Verfehlungen wie Diebstahl, Lüge, Ehebruch und Mord. Solche Missetaten waren in dem Gesetz, das Gott dem Volk Israel gab, verboten, und sie sind auch Christen verboten (2. Mose 20:13-16; Eph. 4:28; Kol. 3:9; 1. Kor. 6:9, 10; Offb. 21:8). Daher kann sogar jemand, dessen Gewissen durch seine Erziehung oder durch seinen Lebenswandel gegenüber irgendeiner dieser Sünden abgetötet worden ist, aus der Bibel leicht erkennen, daß es sich dabei um Sünden handelt. Er hätte keinen Grund zu sagen: „Ich habe ein ruhiges Gewissen; ich habe nicht gewußt, daß es verkehrt ist.“ Außerdem ermöglichen diese Gesetze den Verantwortlichen in der Christenversammlung, die einzelnen Glieder vor einem Sünder zu schützen. Ihm würde die Gemeinschaft entzogen werden (1. Kor. 5:11-13).
21. Von welch zusätzlichem Wert sind biblische Grundsätze?
21 Zusätzlich zu den Gesetzen gegen grobe Fehltritte enthält die Heilige Schrift viele Gesetze und Verhaltensregeln, die Gottes Persönlichkeit, seine Einstellung und seine Maßstäbe widerspiegeln. Diese zeigen allgemein, wie wir seinem Bild entsprechen können. Es könnten zahlreiche Beispiele für biblische Grundsätze angeführt werden, aber befassen wir uns einmal mit den deutlichen Anzeichen dafür, daß Gott gerecht und unparteiisch ist. Zunächst wird uns dies direkt gesagt (5. Mose 32:4; Hiob 34:10, 12; Apg. 10:34, 35). Und es gibt verschiedene Fälle, die bestätigen, daß Gott diese Eigenschaften bekundete. Als zum Beispiel ein gesalbter König Israels gesündigt und gegenüber einem seiner Untertanen ungerecht gehandelt hatte, führte ihm Jehova ganz deutlich die Ungerechtigkeit seiner Handlungsweise vor Augen. In Übereinstimmung mit seiner Gerechtigkeit konnte Gott nicht einmal dem König die Strafe ersparen (2. Sam., Kap. 11, 12). Wenn wir solche Verhaltensregeln und Merkmale der Persönlichkeit Gottes in unser Herz und in unseren Sinn einprägen, stärken wir unser Gewissen, so daß es zuverlässig reagiert. Diesbezüglich lesen wir: „Beachte ihn auf all deinen Wegen, und er selbst wird deine Pfade gerademachen“ (Spr. 3:6; Ps. 16:8).
22. Führe als Beispiel einen wichtigen biblischen Grundsatz an. Wie könnte dieser Grundsatz das Gewissen beeinflussen und mit welchem Nutzen für den Betreffenden?
22 Wird dein Gewissen, nachdem du gelernt hast, daß Gott gerecht und unparteiisch ist, nicht noch empfindlicher auf Ungerechtigkeit und Parteilichkeit reagieren? Vielleicht bist du mit einem Vorurteil gegen Personen von bestimmter Herkunft aufgewachsen und hattest daher kein schlechtes Gewissen, wenn du solche Personen benachteiligtest. Wenn du in einem Geschäft Kundschaft bedient hast, magst du geneigt gewesen sein, solche Personen zu ignorieren oder sie weniger gut oder freundlich zu behandeln. Doch dann hast du aus der Bibel gelernt, daß Gott gerecht ist und daß er von denen, die seine Gunst haben möchten, verlangt, daß sie ebenfalls gerecht und unparteiisch sind (Micha 6:8; Spr. 24:23). Und du hast verstanden, daß alle Menschen die gleichen Ureltern haben, Adam und Eva (Apg. 17:26; 1. Mose 3:20). Wenn du jetzt in eine Lage kommst, in der du früher ungerecht gehandelt hättest, verlangt die „Stimme“ deines Gewissens, daß du gerecht und unparteiisch handelst. Und wenn du jetzt nach deinem früheren Vorurteil handeln würdest, würde dir wahrscheinlich hinterher das Gewissen schlagen. Es wäre dann so, als hörtest du in dir eine Stimme, die dich für eine Tat verurteilt, von der du wußtest, daß sie verkehrt ist. Daran kannst du erkennen, daß dein Gewissen eine Schulung empfangen hat, daß es geschärft worden und empfindlicher geworden ist. Jetzt gibt es dir eine bessere Anleitung und hilft dir, noch völliger dem Bilde Gottes zu entsprechen.
23. Warum wird es heute immer schwieriger, Entscheidungen zu treffen?
23 Wie schon erwähnt, werden wir heute überall mit einem Wandel und einem Zusammenbruch der Sittenbegriffe konfrontiert. Dadurch haben es diejenigen, die auf die Stimme ihres Gewissens hören möchten, immer schwerer. Außerdem scheint das Leben stets komplizierter zu werden. Es gibt so viele Faktoren, die berücksichtigt werden müssen, um eine Entscheidung treffen zu können. Felix Frankfurter, Richter am Obersten Bundesgericht der USA, sagte einmal: „Es gibt kaum einen wirklich schwierigen Streitfall vor Gericht, bei dem es nicht um mehr als einen sogenannten Grundsatz geht. Jeder kann einen Streitfall entscheiden, bei dem es nur um einen einzigen Grundsatz geht.“
24, 25. (a) Was können wir tun, wenn wir vor einer schwierigen Entscheidung stehen? (b) Wie wird uns dann unser Gewissen helfen?
24 Doch je umfassender unser Wissen über die göttlichen Grundsätze ist, die in der Bibel enthalten sind, desto besser können wir bestimmte Angelegenheiten abwägen und entscheiden. Wenn wir vor einer Frage oder einer Entscheidung stehen, können wir über die biblischen Grundsätze nachdenken, die auf den Fall zuzutreffen scheinen. Je nachdem, um welche Angelegenheit es sich handelt, könnten folgende Grundsätze zutreffen: die Stellung des Hauptes respektieren (Kol. 3:18, 20); in allen Dingen ehrlich sein (Hebr. 13:18); hassen, was böse ist (Ps. 97:10); den Dingen nachjagen, die dem Frieden dienen (Röm. 14:19); den obrigkeitlichen Gewalten gehorchen (Röm. 13:1; Matth. 22:21); Gott ausschließlich ergeben sein (Matth. 4:10); sich vor schlechter Gesellschaft hüten (1. Kor. 15:33); andere nicht zum Straucheln bringen (Phil. 1:9, 10). Schon die Grundsätze an sich werden uns helfen, aber wenn wir uns noch mehr Erkenntnis über Gottes Grundsätze und Wege aneignen und unsere Wertschätzung dafür vertiefen, wird die Stimme unseres Gewissens immer zuverlässiger werden. Paulus sagte, sein Gewissen gebe mit ihm Zeugnis (Röm. 9:1). Auch unser Gewissen wird das tun. Die Reaktionen unseres Gewissens, das durch Gottes Wort geschult worden ist, werden uns helfen, Gottes Persönlichkeit und seine Eigenschaften in unseren Entscheidungen widerzuspiegeln.
25 Wir alle haben somit ein Gewissen, das uns Gott zu unserer Anleitung gegeben hat. Aber wenn wir unsere Erkenntnis über Gottes Eigenschaften und seine Grundsätze vertiefen, kann uns unser Gewissen noch besser helfen, über unsere Schritte zu wachen und Entscheidungen zu treffen.
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Läßt du dich von einem empfindlichen christlichen Gewissen leiten?Der Wachtturm 1975 | 1. Juli
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Läßt du dich von einem empfindlichen christlichen Gewissen leiten?
1. Welchen Einfluß hat die Wahrheit der Bibel auf Menschen ausgeübt?
WELCH gewaltige Änderungen haben doch viele vorgenommen, die Christen geworden sind! Personen im alten Korinth, die Christen wurden, waren früher Hurer, Götzendiener, Homosexuelle, Diebe und Trunkenbolde gewesen. Aber als sie die Wahrheit des Wortes Gottes hörten und anfingen, danach zu handeln, änderten sie sich und wurden „reingewaschen“ (1. Kor. 6:9-11). Kennst du Personen, die ähnliche Änderungen vorgenommen haben? Vielleicht hast auch du dich mit Gottes Hilfe geändert.
2. Welchen Einfluß hat das Wort Gottes auf das Gewissen, und warum ist das nützlich?
2 Wie schön ist es doch, wenn Personen, die sich von der Botschaft des Christentums angesprochen fühlen, sich ändern und nicht mehr der Beschreibung in Titus 1:15 entsprechen: „Den Befleckten aber und Ungläubigen ist nichts rein, sondern sowohl ihr Sinn als auch ihr Gewissen ist befleckt.“ Doch jemand, der Gottes Gesetze und Grundsätze kennenlernt, hütet sich nicht nur vor offenkundigen Verfehlungen auf sittlichem Gebiet, sondern er entwickelt auch ein empfindlicheres Gewissen. Reagiert dein Gewissen nicht auch schneller, seit du mehr über Gottes Willen und seine Persönlichkeit weißt? Das ist eine sehr wünschenswerte Entwicklung. Wenn du ein in vernünftigem Maße empfindliches christliches Gewissen hast und dich danach richtest, kannst du Gottes Gunst erlangen. Du kannst auch ein friedlicheres Leben führen und dir die Qualen ersparen, die oft ein beflecktes Gewissen bereitet. Außerdem hilft es dir, ein Leben zu führen, das beispielhaft für wahres Christentum ist. (Vergleiche 1. Petrus 3:21.)
WIE EMPFINDLICH IST DEIN GEWISSEN?
3. Was sollten Christen hinsichtlich des Gewissens vermeiden?
3 Ohne Frage möchten wir als Christen kein beflecktes oder abgestumpftes Gewissen haben, denn ein solches Gewissen könnte uns nicht helfen, Gottes Bild widerzuspiegeln (Eph. 4:19). Andererseits sollte unser Gewissen nicht überempfindlich oder unausgeglichen werden; da wir unvollkommene Menschen sind, könnte das leicht geschehen, wenn wir nicht achtgeben.
4. Zu welcher Handlungsweise in bezug auf Steuern könnte einen ein überempfindliches oder unausgeglichenes Gewissen veranlassen?
4 Nehmen wir an, jemand erkennt, daß Jehova die Kriege der Nationen nicht unterstützt, sondern sein Volk auffordert, Frieden zu lernen (Jes. 2:4). Er weiß, daß die Nationen ihre Armeen normalerweise mit Steuergeldern bezahlen. Wäre es ein Zeichen von Ausgeglichenheit und wäre es biblisch, wenn ihn sein Gewissen veranlassen würde, sich zu weigern, Steuern zu zahlen? Oder wäre es richtig, wenn er seine Steuern zahlen, aber den Prozentsatz zurückbehalten würde, den die Regierung für den Verteidigungshaushalt ausgibt? Einige Personen vertreten diesen Standpunkt, aber die Bibel steht im Widerspruch zu einem Gewissen, das eine solche Handlungsweise gutheißt. Christen werden eindeutig aufgefordert, ihre Steuern zu zahlen, und diese Aufforderung wurde in die Bibel aufgenommen, obwohl die damalige römische Regierung eine gewaltige Armee unterhielt (Matth. 22:17-21; Röm. 13:1, 7). Der Christ kann daher, weil er durch Gottes Wort eine ausgeglichene Ansicht erhalten hat, mit reinem Gewissen seine Steuern zahlen und der Regierung die Verantwortung überlassen, wie sie das Geld verwendet.
5, 6. (a) Wie sollte dagegen ein in vernünftigem Maße empfindliches Gewissen in dieser Hinsicht reagieren? (b) Was sagt die Bibel darüber?
5 Ferner sollte dieser biblische Rat das Gewissen eines Christen beeinflussen, daß er alle seine Steuern zahlt. Veranlaßt dich dein Gewissen, das zu tun? Oder ist dein Gewissen von der allgemeinen Einstellung zur Steuerhinterziehung beeinflußt worden? Nehmen wir an, deine Familienverhältnisse haben sich geändert. Vielleicht haben deine Kinder geheiratet und das Haus verlassen. Du müßtest jetzt höhere Steuern zahlen. Hat dich dein Gewissen veranlaßt, die Tatsachen zu melden und die volle Steuer zu zahlen? Es stimmt, die Wahrscheinlichkeit, daß die Steuererklärung gründlich geprüft wird und die Tatsachen aufgedeckt werden, ist ziemlich gering. Aber ein Christ, dessen Gewissen in vernünftigem Maße empfindlich ist, handelt nicht nur deswegen richtig, weil er nicht bestraft werden möchte; auch sein Gewissen spielt eine Rolle. Ist das bei dir der Fall?
6 In dieser Verbindung schrieb Paulus: „Daher besteht zwingender Grund, daß ihr untertan seid, nicht nur jenes Zornes [gegen Gesetzesübertreter] wegen, sondern auch eures Gewissens wegen“ (Röm. 13:5). Somit sollte ein empfindliches und ausgeglichenes christliches Gewissen einen hemmenden und richtungweisenden Einfluß zum Guten ausüben. Tut es das bei dir? Wie empfindlich und nützlich ist dein Gewissen überhaupt? Betrachten wir einmal ein paar Beispiele, die uns helfen, das herauszufinden.
GEWISSEN UND BERUF
7. Wieso spielt das Gewissen im Berufsleben eine Rolle?
7 Im Berufsleben tauchen viele Probleme auf, die es erfordern, daß man nach seinem christlichen Gewissen handelt. Einige Berufe stehen deutlich im Widerspruch zur Heiligen Schrift. Dazu gehören die Herstellung von Götzen, eine Beschäftigung im Glücksspielgewerbe oder die Arbeit in einer Organisation der falschen Religion. Daher sind Christen nicht in solchen Berufen tätig (1. Joh. 5:21; Kol. 3:5; Offb. 18:2, 4, 5). Aber nicht alle Berufsfragen lassen sich so eindeutig klären. In bestimmten Berufen mag es eine „graue Zone“ geben. Und in manchen Fällen ist an der Arbeit an sich nichts auszusetzen, aber man mag gelegentlich gebeten werden, etwas zu tun, was fragwürdig ist. Dann kommt das Gewissen ins Spiel.
8, 9. (a) Führe ein Beispiel für ein Problem im Berufsleben an, bei dem das Gewissen entscheiden muß. (b) Zu welchen Überlegungen kam dieser Christ damals?
8 Zum Beispiel gibt es in einigen Berufen Probleme in Verbindung mit dem Blut. Die Bibel sagt deutlich, daß Gottes Diener kein Blut zu sich nehmen dürfen (1. Mose 9:3, 4; Apg. 15:19, 20). Daher essen Jehovas christliche Zeugen keine Lebensmittel, die Blut enthalten, zum Beispiel Blutwurst, und sie verweigern auch Bluttransfusionen. Doch was, wenn du in deinem Beruf ab und zu mit Blut oder Blutprodukten zu tun hättest? Würde das dein Gewissen zulassen? Ein Zeuge Jehovas in Colorado war Laborchef eines Krankenhauses und führte verschiedene Arten von Tests mit Körpergewebe und -flüssigkeit durch. Unter anderem mußte er Blutproben untersuchen. Manchmal mußte er das Blut lediglich nach dem Blutzucker oder dem Cholesterinspiegel untersuchen. Aber ein andermal mußte er auch zu Transfusionszwecken die Blutgruppen bestimmen. Konnte er das tun?
9 Dieser Christ dachte sorgfältig über die Angelegenheit nach. Es war ihm klar, daß es nicht recht wäre, wenn ein Christ ausschließlich für eine Blutbank arbeiten würde, wo jede Arbeit einem Zweck dienen würde, der im Widerspruch zu Gottes Gesetz stände. Aber seine Lage war anders; er führte viele Arten von Untersuchungen durch. Es war ihm auch klar, daß man als verantwortlicher Arzt keine Bluttransfusion anordnen könnte, genausowenig, wie ein christlicher Geschäftsinhaber Götzenbilder oder Zigaretten bestellen und auf Lager nehmen könnte. Dieser Laborchef erkannte jedoch, daß er in Verbindung mit dem Blut nur eine Untersuchung durchführte, genauso wie eine Krankenschwester auf Anweisung des Arztes die Blutprobe entnimmt, ein Bote sie ins Labor bringt und jemand anders eine Transfusion oder irgendein Medikament verabreicht. Er dachte über den Grundsatz aus 5. Mose 14:21 nach. Gemäß diesem Text durfte ein Jude, der den Kadaver eines Tieres, das von selbst gestorben war, fand, diesen an einen Ausländer verkaufen, der nicht an das Gesetz hinsichtlich nichtausgebluteten Tierfleisches gebunden war. Daher ließ es das Gewissen dieses Laborchefs damals zu, daß er Bluttests durchführte, auch solche, die eine Bluttransfusion bei Patienten ermöglichen sollten, die sich nicht um Gottes Gesetz hinsichtlich des Blutes kümmerten.
10. Welche Fragen können wir uns stellen, um zu ermitteln, wie wir dieses Problem gelöst hätten?
10 Hätte dein Gewissen auch so reagiert? Wenn nicht, dann frage dich doch einmal, ob es dir dein Gewissen erlauben würde, als Angestellter die Blutprobe zur Untersuchung ins Labor zu bringen. Oder entfernen wir uns noch einen Schritt weiter von der eigentlichen Transfusion. Dürftest du als Lastwagenfahrer die Untersuchungsgeräte an das Krankenhaus ausliefern? Oder würde es dir dein Gewissen erlauben, das Glas herzustellen, das für solche Geräte verwandt werden könnte? Es ist klar, daß es unvernünftig wäre, diese Dinge als einen direkten Beitrag zur Verletzung des Gesetzes Gottes hinsichtlich des Blutes zu betrachten. Doch wo soll man die Grenze ziehen? Hier kommt das Gewissen ins Spiel. Ein Christ muß sich davor hüten, Dinge zu tun, die eindeutig im Widerspruch zu Gottes Gesetz stehen, aber in vielen Fällen ist er auf sein Gewissen angewiesen. Würde dir dein Gewissen in solchen Situationen gute Dienste leisten? Ist es empfindlich?
11. Wie reagierte das Gewissen dieses Christen viele Jahre später?
11 In diesem besonderen Fall bekam der Laborchef, nachdem er viele Jahre Untersuchungen durchgeführt hatte, plötzlich Gewissensbisse. Kein anderer sollte oder konnte ihm sagen, daß er etwas Verkehrtes tat. Er bat auch niemand anders, eine Entscheidung für ihn zu treffen. Aber er begann nachzudenken: „Ist es konsequent, wenn ich von Nächstenliebe spreche und doch mit dazu beitrage, daß mein Nächster Gottes Gesetz bricht?“ (Matth. 22:39; Apg. 21:25). Er war sich seiner Pflicht als Christ, seine Familie zu ernähren, bewußt und besprach die Angelegenheit mit seiner Frau (1. Tim. 5:8). Gemeinsam kamen sie überein, daß, wenn ihn sein Gewissen beunruhigte, es besser wäre, eine Änderung vorzunehmen. Er gab daher seinen Beruf auf, der ihm 15 000 Dollar im Jahr eingebracht hatte, und nahm eine Arbeit auf, bei der er am Anfang nur 3 600 Dollar im Jahr verdiente.
12. Bedeutet das, daß seine frühere Entscheidung verkehrt war, und was soll durch diesen Fall veranschaulicht werden?
12 Verstehen wir dieses Beispiel nicht falsch! Es soll nicht zeigen, daß ein Christ nicht als medizinisch-technischer Assistent arbeiten darf. Es gibt Christen, die weiterhin als medizinisch-technische Assistenten, als Krankenschwestern oder als Lastwagenfahrer arbeiten. Dieses Beispiel soll lediglich veranschaulichen, daß das Gewissen bei der Berufstätigkeit ins Spiel kommen kann. Du magst einen ganz anderen Beruf haben, und man mag von dir ganz andere Arbeiten verlangen. Aber alle Christen sollten darüber nachdenken, ob sie so eng wie möglich in Übereinstimmung mit Gottes Wegen und Grundsätzen leben. Wenn dich dein durch Gottes Wort geschultes Gewissen beunruhigt, weil man von dir bestimmte Dinge zu tun verlangt, wirst du es dann außer acht lassen? Wieviel Wert legst du darauf, vor Gott und Menschen ein reines Gewissen zu haben? (1. Tim. 1:5, 19).
13. Welche Gedanken sollte sich jeder über seine Arbeit machen?
13 Natürlich können wir nicht alle Probleme, die in Verbindung mit der Berufstätigkeit auftauchen, völlig vermeiden, denn wir befinden uns immer noch in diesem System der Dinge (1. Kor. 5:9, 10). Wahrscheinlich ist es dir klar, daß du deinen Arbeitgeber nicht veranlassen kannst, ein christliches Gewissen zu entwickeln. Er mag sich entschließen, gewisse Gesetze zu mißachten, er mag falsche Angaben über die Qualität seiner Erzeugnisse machen oder Waren auf Lager nehmen, die du nicht auf Lager nehmen würdest, wenn dir das Geschäft gehörte. Oder deine Arbeitskollegen mögen auf ihrem Produktionsbericht unwahre Angaben machen, oder sie faulenzen, wenn der Arbeitgeber nicht in der Nähe ist. Doch du kannst und solltest auf dein Gewissen hören. Und wenn es dir nicht erlaubt, gewisse Dinge zu tun, oder wenn du wegen deiner guten Arbeit verspottet wirst, so nimm das auf dich. Der Apostel Petrus schrieb: „Wenn jemand wegen des Gewissens vor Gott unter Betrübnissen ausharrt und ungerechterweise leidet, so ist das etwas Annehmliches“ (1. Petr. 2:18, 19).
EMPFINDLICHE GEWISSEN KÖNNEN UNTERSCHIEDLICH REAGIEREN
14, 15. (a) Auf welchem anderen Gebiet spielt das Gewissen eine Rolle? (b) Welche grundlegende Einstellung haben Christen zu dieser Angelegenheit?
14 Ein anderes Gebiet, auf dem das Gewissen ins Spiel kommt, sind patriotische Feiern und Zeremonien an öffentlichen Stätten. Wie reagiert dein Gewissen in einem solchen Fall? Das ist eine passende Frage, denn auf diesem und anderen Gebieten können Gewissen unterschiedlich reagieren.
15 Jehovas christliche Zeugen wissen, daß viele Menschen tiefe Empfindungen hinsichtlich patriotischer Zeremonien haben, von denen die üblichsten wohl das Singen der Nationalhymne und der Fahnengruß sind. In dem Buch Essays on Nationalism von Carlton Hayes heißt es diesbezüglich: „Das wichtigste Glaubenssymbol und das zentrale Verehrungsobjekt des Nationalismus ist die Flagge, und man hat sich für das ,Grüßen‘ der Flagge eigenartige liturgische Formen ausgedacht ...“ Jehovas christliche Zeugen erkennen völlig die Freiheit an, die andere in dieser Angelegenheit haben, aber durch ihr Verständnis der Bibel fühlen sie sich veranlaßt, von solchen Handlungen abzustehen (Joh. 17:16; 1. Kor. 10:14).
16. Zu welchen zwei unterschiedlichen Reaktionen kann das Gewissen zwei Christen veranlassen?
16 Doch zu welcher Handlungsweise wird dich dein Gewissen veranlassen, wenn eine patriotische Zeremonie durchgeführt wird? Zum Beispiel mag die Zuhörerschaft, zu der du gehörst, aufgefordert werden, aufzustehen und die Fahne zu grüßen. Als Christ wirst du dich bestimmt vor einem Akt des Götzendienstes hüten. Wird dir aber dein Gewissen gestatten aufzustehen? Ein Christ mag in dieser Lage zu dem Schluß kommen, daß er sitzen bleiben sollte, denn auf diese Weise hat er persönlich die Sicherheit, daß er nicht in die Zeremonie verwickelt ist. Würde dein Gewissen genauso reagieren? Ein anderer Christ mag sich unter ähnlichen Umständen entschließen aufzustehen. Er sagt sich, daß die Teilnahme an der Zeremonie mehr erfordert, als nur aufzustehen. Die Anwesenden werden aufgefordert, aufzustehen und zu grüßen. Er mag daran denken, daß die drei Hebräer offensichtlich vor dem Bild standen, das Nebukadnezar hatte errichten lassen, daß sie sich aber weigerten, sich davor niederzuknien. Folglich mag er zu dem Schluß kommen, daß in diesem Fall die volle Teilnahme an der Zeremonie das Aufstehen und das Grüßen einschließt, so daß es ihm sein Gewissen erlaubt, einfach respektvoll dazustehen, ohne die Fahne zu grüßen (Dan. 3:1-18).
17. Bedeutet das, daß etwas nicht in Ordnung ist? Was ist der Grund für den möglichen Unterschied?
17 Man kann also sehen, daß zwei Christen in der gleichen Lage unterschiedliche Gewissensentscheidungen treffen mögen, obwohl sich beide davor hüten, das zu tun, was die Bibel verurteilt (2. Mose 20:4, 5; 1. Joh. 5:21). Solche Abweichungen in Gewissensentscheidungen sind kein Beweis dafür, daß unter Christen Verwirrung oder Uneinigkeit herrschen würde. Sie sind auch kein Beweis dafür, daß einer der beiden eindeutig etwas Falsches tut. Vielmehr kann man beim Erlangen und Anwenden des christlichen Gewissens solche Abweichungen erwarten.
18. Welchen Nutzen hat es, sich vom Gewissen leiten zu lassen, obwohl es dann von Person zu Person abweichende Gewissensentscheidungen geben kann?
18 Ist das für dich von Vorteil? Ist es besser, seinem Gewissen zu folgen als einer „Regel“? Ja, es ist zu deinem Nutzen, wenn du bereit bist, dein Gewissen zu schulen und darauf zu hören, statt einen „Talmud“ von Regeln über alle Fragen und Einzelheiten zu beachten. Es wird dir helfen, noch mehr über biblische Grundsätze nachzudenken. Zweifellos wirst du lernen, klar zu denken, und dein Geist wird angeregt und gestärkt. Diese nützliche Auswirkung wurde in einer australischen Studie über die „Kreativität“ Zwölfjähriger hervorgehoben. In dem Bericht darüber hieß es:
„Eine unverhältnismäßig hohe Anzahl von sehr kreativen Kindern waren Zeugen Jehovas. Vier der insgesamt 394 getesteten Kinder waren Mitglieder dieser Sekte, und alle vier zeigten hohe kreative Fähigkeiten. Das Mädchen, das bei den Torrance-Tests die höchste Gesamtpunktzahl erreichte, und das Mädchen, das von allen Jungen und Mädchen als einziges die oberen 20 Prozent aller fünf Leistungsvergleiche erreichte, waren beide Zeugen Jehovas“ (Journal of Personality, März 1973).
Wie wurde die hervorragende Kreativität dieser jungen Zeugen Jehovas erklärt? In der Studie wurde die Aufmerksamkeit besonders auf die Tatsache gelenkt, daß sie in der Schule nicht einfach alles mitmachen, wie zum Beispiel patriotische Zeremonien. Vielmehr wägen sie die Grundsätze des Wortes Gottes ab und entwickeln ein empfindliches christliches Gewissen.
EMPFINDLICH ABER NICHT UNBEDINGT HEMMEND
19, 20. (a) Warum ist ein empfindliches Gewissen nicht immer ein hemmendes Gewissen? (b) Wie zeigte das Paulus in seiner Abhandlung über Fleisch und Götzen?
19 Wir haben gesehen, daß das Gewissen, wenn es geschult und immer mehr mit Gottes Wegen und seinem geoffenbarten Willen in Übereinstimmung gebracht wird, gewöhnlich hemmend wirkt. Es erlaubt dir nicht mehr, bestimmte Dinge zu tun, die du früher getan hast, denn du weißt jetzt, daß diese Dinge im Widerspruch zu Gottes Grundsätzen stehen. Doch wenn du dein Gewissen durch Gottes Wort schulen läßt, bedeutet das nicht unbedingt, daß es in jeder Hinsicht hemmend wirkt. Dein gutgeschultes Gewissen mag dir tatsächlich erlauben, bestimmte Dinge zu tun, von denen du, bevor du Gottes Willen kennenlerntest, gedacht hattest, sie seien verkehrt.
20 In solchen Fällen ist eine genaue Erkenntnis ausschlaggebend. Ein Beispiel dafür finden wir in den Erklärungen, die der Apostel Paulus über das Essen von Fleisch gab, das einem Götzen geopfert worden war, aber später auf einem Fleischmarkt oder in einer Art Restaurant verkauft wurde, das mit einem Götzentempel in Verbindung stand. Jemand, der gerade erst die heidnische Religion aufgegeben hatte und ein Christ geworden war, wollte vielleicht solches Fleisch nicht essen, um alles zu vermeiden, was mit einem Götzen in Verbindung stand. Doch im Laufe der Zeit mochten seine Erkenntnis und sein Verständnis zunehmen. Paulus schrieb: „So wissen wir, daß ein Götze nichts ist ... und daß es keinen GOTT gibt außer e i n e m“ (1. Kor. 8:4). Ein Christ, der das verstand, mochte zu der Einsicht kommen, daß öffentlich verkauftes Fleisch nicht unrein oder vergiftet war, nur weil es einmal einem Nichtgott geopfert worden war. Mit dieser Erkenntnis mochte es ihm sein gestärktes Gewissen erlauben, solches Fleisch auf einem Fleischmarkt oder in einem öffentlichen Restaurant zu kaufen (1. Kor. 8:10; 10:25).
21. Wie kann sich eine genaue Erkenntnis auch heute auswirken?
21 Ähnlich kann sich eine genaue Erkenntnis auch heute auf das Gewissen auswirken. Zum Beispiel wuchs ein junger Mann in Ohio mit der Überzeugung auf, Christen dürften keine alkoholischen Getränke trinken. Er hatte sogar die Warnungen vor Trunkenheit und die Beschreibung eines Trunkenboldes, die in Sprüche, Kapitel 23 aufgezeichnet sind, auswendig gelernt. Als er in späteren Jahren ein ergebener Diener Gottes wurde, ließ sein Gewissen immer noch nicht zu, Wein oder Bier zu trinken. Dann hörte er einen Vortrag, in dem genau dargelegt wurde, was die Bibel über Alkohol sagt, und er dachte darüber nach. Der Redner wies darauf hin, daß die Bibel Trunkenheit eindeutig verurteilt (Spr. 23:20, 21; Eph. 5:18; 1. Petr. 4:3). Doch die Bibel verbietet nicht den bescheidenen Genuß alkoholischer Getränke; Jesus verwandelte sogar einmal durch ein Wunder Wasser in Wein, auch trank er gelegentlich Wein (1. Mose 14:18; Ps. 104:15; Pred. 9:7; Joh. 2:3-11; Luk. 22:17, 18). Obwohl ihm diese Texte bekannt waren, kam er erst jetzt zu der ausgeglichenen Schlußfolgerung, zu der diese Texte führten. Als ihm später ein Italiener gastfreundlich ein Glas Wein anbot, erlaubte es ihm sein christliches Gewissen, den Wein anzunehmen.
22. Welcher wichtige Faktor darf von jemandem, der ein starkes Gewissen hat, nicht übersehen werden?
22 Ist dein Gewissen stärker und ausgeglichener geworden, je mehr Erkenntnis du über Gottes Wort und seine Wege erlangt hast? Wenn ja, dann bist du dir sicher auch darüber im klaren, daß es wichtig ist, auf die Gefühle derer Rücksicht zu nehmen, deren Gewissen anders reagieren mag als deines. Zu diesem Schluß kam Paulus, als er erklärte, daß einem Götzen geopfertes Fleisch in Wirklichkeit „nichts“ sei. Er schrieb: „Dessenungeachtet haben nicht alle diese Erkenntnis“ (1. Kor. 8:4, 7). Einige Christen konnten wegen ihres früheren Götzendienstes solches Fleisch nicht mit gutem Gewissen essen, obwohl es öffentlich verkauft wurde. Wenn ein Christ, der „Erkenntnis“ und ein starkes Gewissen hatte, „alles“ gegessen hätte, hätte er einen Bruder, „um dessentwillen Christus gestorben ist“, zum Straucheln bringen können. Daher erklärte Paulus: „Wenn daher ... [solches Fleisch] meinen Bruder zum Straucheln bringt, will ich überhaupt nie wieder Fleisch essen“ (1. Kor. 8:10-13; 10:27-29).
23. In welcher Hinsicht sollte das Gewissen anderer in unseren Entscheidungen eine Rolle spielen?
23 Hast du die gleiche Einstellung? Zum Beispiel mag dir gemäß dem, was du über Gottes geoffenbarten Willen weißt und was dein Gewissen zuläßt, etwas als erlaubt erscheinen. Vielleicht hängt es mit deiner Kleidung oder mit deiner Frisur zusammen, mit der Dekoration in deiner Wohnung oder mit deiner Entspannung. Doch was tust du, wenn viele in deiner Umgebung das Empfinden haben, daß sich deine Handlungsweise für einen Christen nicht gezieme? Bist du dann Christ genug, um mit Freuden sagen zu können: „Wenn das meinen Bruder zum Straucheln bringt, will ich es nie tun, damit ich meinen Bruder nicht zum Straucheln bringe.“?
24. Was sollten wir tun, wenn unser Gewissen zu dem Gewissen jemandes, der Autorität über uns hat, im Widerspruch steht? Warum sollte man auf das Gewissen des anderen Rücksicht nehmen?
24 Das Gewissen anderer sollte auch noch in einer weiteren Hinsicht berücksichtigt werden. Vielleicht gefällt dir eine bestimmte neue Mode oder Frisur. Dein Gewissen wird dadurch nicht belastet. Aber als Minderjähriger oder als verheiratete Frau mußt du die Erlaubnis deines Vaters beziehungsweise deines Ehemannes haben. Hast du sein Gewissen berücksichtigt? Wenn du an einem bestimmten Dienstvorrecht in der Christenversammlung interessiert bist, spielt auch das Gewissen der Ältestenschaft eine Rolle (1. Tim. 3:9). Es ist ihnen natürlich klar, daß die Frisur dem Geschmack jedes einzelnen überlassen ist. Aber wenn sie gefragt werden, ob sie dich für ein bestimmtes Dienstvorrecht empfehlen könnten, muß ihr Gewissen entscheiden. Sie tragen eine schwere Verantwortung hinsichtlich des Ansehens der Christenversammlung, und sie sind sich bewußt, daß diejenigen, die besondere Vorrechte erhalten, vorbildlich sein sollten (1. Tim. 3:2, 7, 10; 5:22). Wenn also etwas, was dein Gewissen erlaubt, im Widerspruch zu dem Gewissen derer steht, die Autorität haben oder als Haupt über dir stehen, seien es deine Eltern, sei es dein Ehemann oder seien es die christlichen Aufseher, solltest du bereit sein, Änderungen vorzunehmen, damit sie mit „gutem Gewissen“ eine Erlaubnis erteilen oder eine Empfehlung machen können.
ENTWICKLE EIN EMPFINDLICHES GEWISSEN
25. Was bedeutet es, daß eine Sache dem Gewissen überlassen bleibt?
25 Wer ein in vernünftigem Maße empfindliches Gewissen entwickeln möchte, muß ständig wachsam sein. Es ist so leicht, von Menschen in unserer weltlichen Umgebung zum Schlechten beeinflußt zu werden, von Menschen, deren Gewissen zu nachsichtig, abgestumpft oder gar befleckt ist (Tit. 1:15). Es werden viele Fragen auftauchen, die du nach deinem eigenen Gewissen entscheiden mußt. Wenn du dich bemüht hast, ein empfindliches christliches Gewissen zu entwickeln, wird dir das eine große Hilfe sein. Sei bereit, sorgfältig auf die Stimme deines Gewissens zu hören, und denke nicht, daß es bei einer Sache, die deinem Gewissen überlassen bleibt, nicht darauf ankommt, was du tust. Im Gegenteil! Die Entscheidung, die du triffst, mag deine ganze Zukunft, deinen Ruf als Christ, dein Geistiggesinntsein und — was am wichtigsten ist — dein Verhältnis zu Jehova Gott beeinflussen.
26, 27. (a) Inwiefern kann es eine Hilfe sein, mit einem Ältesten zu sprechen, aber was kann er nicht tun? (b) Inwiefern wird uns ein empfindliches Gewissen eine Hilfe sein?
26 Zögere in einer wichtigen Angelegenheit nicht, mit reifen Christen, zum Beispiel mit den Ältesten in der Versammlung, zu sprechen, selbst wenn die Sache deinem Gewissen überlassen bleibt. Sie können natürlich nicht für dich entscheiden. (Ein aufrichtiger Christ, der sich wegen einer gewissen Familienangelegenheit erkundigte, fragte: „Ist es gegen das christliche Gewissen?“) Nein, ein Ältester wird dir nicht sagen können, wie dein Gewissen reagieren sollte, aber vielleicht kann er dir ausgeglichenen biblischen Rat geben, der dir hilft, eine Entscheidung zu treffen. Und wenn dein Gewissen durch Jehovas Wege und durch seine Persönlichkeit geformt worden ist und auf seine Grundsätze reagiert, wird es dir eine Hilfe sein, deine Wege geradezumachen (Ps. 25:4, 5). Dein empfindliches Gewissen wird dich dabei anleiten.
27 Es ist wirklich befriedigend, von Gott die Gabe des Gewissens erhalten zu haben und sie benutzen zu können. Sie ist ein Segen. Wenn das Gewissen empfindlich bleibt und mit Hilfe des Wortes Gottes ausgeglichen ist, kann es dir helfen, vor Gott und Menschen weise zu wandeln (2. Kor. 4:2). Es kann dir bezeugen, daß du dich auf eine Weise beträgst, die dir wahrscheinlich Jehovas ewige Gunst einbringt (2. Kor. 1:12).
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Eine hochbegünstigte FamilieDer Wachtturm 1975 | 1. Juli
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Eine hochbegünstigte Familie
WÄRE es nicht eine Ehre für eine Familie, wenn eines ihrer Glieder ein Mann wäre, der dafür sorgen könnte, daß Krankheiten, Schmerz, Unsicherheit und Gewalttaten für immer ein Ende nähmen? Vor mehr als neunzehnhundert Jahren gab es eine solche Familie. Es handelte sich um die Familie, in der Jesus, der Messias oder Christus, geboren wurde.
Weshalb war diese Familie vor allen anderen damals lebenden Familien so hoch begünstigt? Wegen ihres besonderen Ansehens, wegen ihres Reichtums oder wegen herausragender Leistungen in der römischen Welt
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