Fragen von Lesern
● Ist es, vom theokratischen Standpunkte aus gesehen, richtig, daß jemand, der eine Klage hat wider einen anderen, der Gesellschaft schreibt oder sie bittet, Maßnahmen zu ergreifen, und dabei seinen Brief durch mehrere andere Glieder der Versammlung unterzeichnen läßt, was bedeutet, daß er diese Unterzeichner zusammensuchen muß? — F. R., Vereinigte Staaten.
Umherzulaufen und Briefe oder Beschwerden unterzeichnen zu lassen, würde Uneinigkeit und Entzweiung in der Versammlung hervorrufen. Etwas von dem, was Jehova haßt, ist jemand, der „Zwietracht ausstreut zwischen Brüdern“. Und es wird den Brüdern geraten, jene zu meiden, „welche Spaltungen hervorrufen“. (Spr. 6:19; Röm. 16:17, NW) Wer eine Klage wider einen Bruder hat, sollte damit zu ihm selbst hingehen, nicht zu anderen. Die Tatsache, daß du dich mit ihm nicht verträgst, ist kein Grund, zu veranlassen, daß auch andere nicht mit ihm auskommen. Statt weitere Entzweiung zu verursachen, suche die Entzweiung, die zwischen ihm und dir entstanden ist, zu heilen, indem du zu ihm hingehst und die Schwierigkeiten besprichst. Wenn der Bruch nicht geheilt wird, magst du den Wunsch hegen, einen oder zwei reife Brüder mitzunehmen, um das Problem zu besprechen. Wenn du dies tust, so sei ehrlich dabei. Gib deine Anschauung der Sache nicht ihnen zuerst bekannt und suche sie so auf deine Seite zu bringen, sondern laß sie diese Ansicht erst hören, wenn ihr beide, du und der andere Bruder, zugegen seid, so daß die reifen Brüder das Gespräch nicht mit voreingenommenem Sinn beginnen, was ihr Urteil trüben könnte. Du solltest dich nicht zu dieser Zusammenkunft begeben mit dem Wunsch, dich zu rechtfertigen; vielmehr solltest du nach einer unparteiischen Lösung trachten, ob dabei nun du oder der andere Bruder besser davonkomme.
Wenn es sich um eine persönliche Sache handelt, so sei bereit, Zugeständnisse zu machen, selbst über den Punkt hinaus, den du für vernünftig und gerecht hältst, um mit deinem Bruder eins zu werden. Wenn es die Versammlung oder das Dienstwerk betrifft und der Bruder, mit dem du uneins bist, vielleicht ein Diener ist, so erkenne in theokratischer Weise die Organisation an und wirke mit ihm zusammen. Wenn du denkst, sein Irrtum sei sehr ernst, so kannst du ihn mit dem Versammlungskomitee besprechen und danach sogar mit dem Kreisdiener, wenn du es als notwendig erachtest, doch stets in Gegenwart des Bruders, den du anklagst. Wenn du immer noch denkst, die Sache sei nicht richtig in Ordnung gebracht worden und das Werk leide darunter, und du möchtest der Gesellschaft schreiben, so tue das, doch gib dem Bruder eine Kopie deines Briefes, und suche nicht, andere in die Sache zu verwickeln, indem du sie zur Unterzeichnung deiner Klage zu bewegen suchst. Mögen die dargelegten Tatsachen deinen Ansichten das notwendige Gewicht geben und nicht eine lange Namenliste. Darauf betrachte deine Verantwortung als erfüllt, und überlasse es der Gesellschaft, zu handeln oder nicht zu handeln, und arbeite mit dem Diener solange zusammen, wie die Gesellschaft ihn auf seinem Dienstposten in der Versammlung behält. Auf diese Weise folgst du einem unparteiischen, richtigen und zulänglichen Verfahren. Dagegen ist es ganz außer Ordnung, Anklagen zu schreiben und Unterzeichner zusammenzutreiben.
● Warum schämten sich Adam und Eva wegen ihrer Nacktheit, nachdem sie von der verbotenen Frucht gegessen hatten? — P. R., Vereinigte Staaten.
Nachdem Adam und Eva von der Frucht des Baumes der Erkenntnis des Guten und Bösen gegessen hatten, waren sie Sünder. „Dann wurden ihnen beiden die Augen aufgetan, und sie begannen zu erkennen, daß sie nackt waren. Deswegen nähten sie Feigenblätter zusammen und machten sich Lendenschurze.“ Sie konnten einander nicht mehr in reiner Weise anblicken, sondern hegten nun anscheinend leidenschaftliche Gedanken, die unrichtig waren. Das Gewissen, das den Menschen von den niederen Geschöpfen auszeichnet, begann sie zu verurteilen und anzuklagen, so daß sie sich schuldig fühlten und sich schämten. So suchten sie die Körperteile, welche leidenschaftliche Gedanken erweckten, die ihnen ein Bewußtsein der Schuld gaben, zu verbergen. Es wäre nicht verkehrt gewesen, wenn sie einer auf des anderen Nacktheit geblickt oder sogar die natürliche und richtige Ausübung des Geschlechtsaktes in Betracht gezogen hätten — denn dies war im Einklang mit Jehovas Vorhaben ihrer Erschaffung —, um sich zu mehren und die Erde zu füllen. Nach ihrer Sünde jedoch konnten sie anscheinend nicht mehr in derselben unschuldigen, reinen Weise darauf blicken, da ihre Anschauungsweise durch niedrige Leidenschaft und unreine Sinnlichkeit befleckt worden war. So klagte sie denn ihr Gewissen an, und das Schamgefühl veranlaßte sie, diese Körperteile zuzudecken, und ihr Gefühl der Schuld trieb sie, sich aus Furcht vor Jehova zu verstecken. Liebe treibt die Furcht aus, doch sie zeigten, daß sie der Liebe zu Gott ermangelten, indem sie ihm ungehorsam waren, und so kam Furcht über sie, wirkte hemmend und veranlaßte, daß sie ihre Körper bedeckten und sich vor Jehova verbargen. So suchten sie der Verurteilung ihres Gewissens und dem Strafurteil zu entrinnen, das sie zufolge ihres Ungehorsams gegen Jehova über sich gebracht hatten. — 1. Mose 3:7-10; 1. Joh. 4:18, NW.