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Rechte oder Pflichten?Der Wachtturm 1973 | 1. Juni
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hierüber nachdenkst, so vergiß nicht die Ermahnung des Apostels: „Gedenket derer, die unter euch die Führung übernehmen, die das Wort Gottes zu euch geredet haben, und während ihr den Ausgang ihres Wandels genau betrachtet, ahmt ihren Glauben nach.“ — Hebr. 13:7.
18 Frage dich dann: „Mit wem werde ich durch meine Haartracht in den Augen der Allgemeinheit in e i n e Gruppe eingestuft? Würde mich jemand, bei dem ich vorspreche, als einen Prediger der Zeugen Jehovas betrachten?“ Warum würdest du dir unter außenstehenden Freunden merkwürdig vorkommen, wenn du kein langes Haar trügest? Fürchtest du dich vor dem, was sie sagen könnten? Meinst du, daß sie von dir als einem Zeugen Jehovas erwarten, daß du dich so kleidest wie sie? Oder denkst du, sie würden dich mehr achten, wenn du dich als Prediger so wie sie kleidest?
19, 20. Welchem Beispiel zu folgen ist vernünftig, wenn uns Brüder in der Versammlung empfehlen, hinsichtlich einer Mode oder Gewohnheit eine Änderung vorzunehmen?
19 Wärest du bereit, eine Änderung vorzunehmen, wenn dir die verantwortlichen Brüder in der Versammlung empfehlen, deine Kleidung oder Haartracht zu ändern, oder wenn andere meinen, sie gezieme sich nicht für einen Prediger? Du könntest vielleicht denken, sie befänden sich im Irrtum oder seien vielleicht unmodern und es bestehe keine Notwendigkeit, eine Änderung vorzunehmen, nur weil andere in der Versammlung sich an etwas stören. Würdest du aber dem Beispiel folgen, das Christus selbst gab?
20 Über Jesus erklärte der Apostel Paulus: „Denn auch Christus hat sich nicht selbst gefallen, sondern so, wie geschrieben steht: ,Die Schmähungen derer, die dich schmähten, sind auf mich gefallen.‘“ (Röm. 15:3) Christus forderte nicht seine Rechte. Es wäre viel bequemer für ihn gewesen, sich anders zu verhalten. Aber welche Hilfe hätte er uns dann leisten können? — Matth. 26:53, 54; 2. Kor. 5:14, 15.
21. Wie zeigt der Apostel Paulus, daß es unchristlich ist, wenn ein Glied der Versammlung auf irgendeiner Gewohnheit besteht, durch die andere zum Straucheln gebracht werden?
21 Angenommen, jemand würde dich auffordern, kein Fleisch mehr zu essen, weil dadurch jemand in der Versammlung zum Straucheln gebracht würde. Was? Ein so grundlegendes Recht aufgeben? Doch der Apostel Paulus folgte dem Beispiel Christi, als er schrieb: „So laßt uns denn den Dingen nachjagen, die dem Frieden dienen, und den Dingen, die zur gegenseitigen Erbauung gereichen. Hört auf, das Werk Gottes bloß der Speise wegen niederzureißen. ... Es ist gut, nicht Fleisch zu essen noch Wein zu trinken, noch irgend sonst etwas zu tun, woran dein Bruder Anstoß nimmt.“ Dann sagt Paulus zu jemandem, dessen Gewissen durch den Genuß von Fleisch nicht beunruhigt wird, der sich aber im Interesse des Wohls der Versammlung davon enthält: „Habe den Glauben, den du entsprechend dir selbst hast, vor Gottes Augen.“ — Röm. 14:19-22 (vergleiche 1. Korinther 8:12, 13).
22. Nenne weitere Gründe, weshalb wir eine Änderung vornehmen sollten, wenn unsere Brüder glauben, durch eine gewisse Gewohnheit oder Mode werde ein verkehrtes Licht auf die gute Botschaft vom Königreich geworfen.
22 Es ist also besser, wenn du nachgibst und die Befriedigung der inneren Gewißheit hast, daß du Gott wohlgefällst, wenngleich du nicht völlig mit der Ansicht anderer übereinstimmst und wenngleich du meinst, daß das, was du jetzt tust, in Ordnung sei. Wer sieht die Kleidung oder Haartracht, die dir gefällt, letzten Endes am meisten? Wer weiß, wie sie dir wirklich steht, und wer kann dein Aussehen mit dem Aussehen anderer vergleichen? Du siehst dich doch nicht selbst. Andere sind es, die dich von allen Seiten sehen. Wenn deine Brüder meinen, dein Aussehen erwecke bei anderen einen verkehrten Eindruck oder lasse die Botschaft, die du überbringst, in einem falschen oder in einem schlechten Licht erscheinen, warum solltest du dann keine Änderung vornehmen und glücklich sein?
ES GEHT NICHT UM DIE MODE, SONDERN DARUM, WELTLICHE GEWOHNHEITEN NICHT MITZUMACHEN
23. In welcher Situation befand sich in Israel ein Mann, der sich lieber glatt rasiert hätte, statt sich einen Bart wachsen zu lassen?
23 Wir können die Frage der Haartracht oder der Kleidung auch von einem anderen Standpunkt aus betrachten. Nimm, wenn du ein Mann bist, einmal an, du würdest in der Zeit der Israeliten unter dem Gesetz leben und würdest keinen Bart mögen. Vielleicht würde dir das Aussehen der Ägypter gefallen, die sich glatt rasierten. Was würdest du tun? Würdest du dein persönliches Recht geltend machen, dich zu rasieren? Nein, denn du hättest kein solches Recht. Du müßtest einen Bart tragen, denn das Gesetz gebot allen Männlichen: „Ihr sollt euer Haar an den Kopfseiten nicht rundum stutzen, und du sollst deine Bartenden nicht zerstören.“ — 3. Mose 19:27; 21:5.
24. Aus welchem Grunde wurde das Gesetz erlassen, das von den Israeliten verlangte, einen Bart zu tragen?
24 Wurde dieses Gesetz aus Modegründen erlassen? Nein. Es sollte die Israeliten davor bewahren, die Handlungsweise einiger der sie umgebenden heidnischen Nationen nachzuahmen. Die Israeliten sollten jedoch dafür sorgen, daß ihre Bärte gestutzt, ordentlich und gut gepflegt waren. Wenn jemand einen ungepflegten Bart trug oder den Bart abrasiert hatte, so war das ein Zeichen von Kummer und Trauer über ein Unglück. (2. Sam. 19:24-28; Jes. 7:20) Auch das Haar wurde von Zeit zu Zeit geschnitten, es sei denn, jemand hätte unter dem Gelübde eines Nasiräers gestanden. In Hesekiels Prophezeiung wird den Priestern geboten, ihr Haar zu stutzen und es nicht lose zu tragen. — Hes. 44:15, 20.
25, 26. Wie zeigt uns Gottes Wort, welche Ansicht Gott hinsichtlich, der Schicklichkeit der Kleidung hat?
25 Ferner berücksichtigte Gott, daß jemand durch die Art seiner Kleidung falsch eingestuft werden kann, denn er gebot: „Kein Kleidungsstück eines körperlich tauglichen Mannes sollte einer Frau angelegt werden, noch sollte ein körperlich tauglicher Mann den Überwurf einer Frau tragen; denn irgend jemand, der diese Dinge tut, ist für Jehova, deinen Gott, etwas Verabscheuungswürdiges.“ (5. Mose 22:5) Warum? Weil dadurch Anlaß zur Unsittlichkeit gegeben würde.
26 Zwar sind einige Arten von Kleidungsstücken einander ähnlich, zum Beispiel Damenhosen und Männerhosen, doch besteht gewöhnlich ein eindeutiger Unterschied in der Machart oder im Stoff. Aber wenn jemand Kleidung trägt, durch die er vom anderen Geschlecht fast nicht zu unterscheiden ist, so ist dies in Jehovas Augen schlecht. Dasselbe gilt in bezug auf Kleidung, die so eng oder knapp ist, daß sie zur Unsittlichkeit beiträgt und der Betreffende dadurch mit Personen in dieselbe Gruppe eingestuft wird, die für abscheuliche Gewohnheiten bekannt sind. Wenn du daher gern auf einer bestimmten Haartracht oder Kleidung oder auf irgendeiner Gewohnheit bestehen möchtest, so frage dich: „Möchte ich dadurch Weltmenschen nachahmen?“
„DIE NATUR SELBST“ LEHRT UNS
27, 28. (a) Wie gibt uns der Apostel Paulus einen guten Anhaltspunkt hinsichtlich dessen, was für einen Christen in bezug auf die Mode richtig ist? (b) Wie äußern sich gewisse Bibelgelehrte über das Wort „Natur“?
27 In der Bibel werden keine ausdrücklichen Regeln darüber aufgestellt, wie lang zum Beispiel jemandes Haar oder wie lang ein Rock sein sollte. Aber der inspirierte Apostel gibt dennoch gute Anhaltspunkte, die es dem aufrichtigen, Gott hingegebenen Christen und der Versammlung ermöglichen, zu wissen, ob eine Modeerscheinung oder ein Brauch passend oder richtig ist. Er erklärt: „Lehrt euch nicht die Natur selbst, daß, wenn ein Mann langes Haar hat, es ihm zur Unehre gereicht, wenn aber eine Frau langes Haar hat, es ihr zur Herrlichkeit gereicht? Denn ihr Haar ist ihr statt einer Kopfbedeckung gegeben.“ — 1. Kor. 11:14, 15.
28 Zu diesen Worten des Apostels äußert sich der Bibelgelehrte Albert Barnes wie folgt:
„Das Wort Natur ... bezeichnet offensichtlich den Sinn für das Schickliche, den alle Menschen haben und der in irgendeinem vorherrschenden oder allgemeinen Brauch zum Ausdruck kommt. ... Dies ist so, wie es der natürliche Sinn der Menschen für das, was angebracht ist, verlangt. ... Mit dem Wort ist daher an dieser Stelle nicht die Beschaffenheit der Geschlechter gemeint, ... auch nicht lediglich die Sitten und Gebräuche, ... sondern es bezieht sich auf ein tiefes inneres Gefühl für das, was recht und richtig ist.“
Und der Gräzist Dr. A. T. Robertson erklärt:
„Hier ist damit der ursprüngliche Sinn für das Schickliche gemeint (vgl. Röm. 2:14), nicht nur das Brauchtum, aber dieser beruht auf dem objektiven Unterschied in der Beschaffenheit der Dinge.“
29. (a) Weshalb benötigt ein Christ keine Regeln über das, was er tun und was er lassen sollte? (b) Was sollte jemand tun, wenn er einmal nicht Bescheid weiß?
29 Es handelt sich daher nicht darum, daß einem genau gesagt werden muß, was man tun und was man lassen sollte, wie dies durch Regeln geschehen würde. Wenn wir Christen sind und unser Herz liebt, was recht ist, wissen wir von Natur aus, besonders aufgrund unseres geschulten Gewissens, ob etwas die Herrlichkeit der guten Botschaft, die wir predigen, erhöht oder beeinträchtigt. Wir wissen, ob wir den Ruf oder das Ansehen der Versammlung in den Augen anderer fördern oder schädigen. Wenn jemand dies aber nicht weiß, dann sollte er sich von dem guten Gewissen der Christenversammlung leiten lassen. Er sollte den guten Rat der verantwortlichen Brüder annehmen und sich auf ihr gutes Urteilsvermögen verlassen. — Spr. 12:15.
30. (a) Welche Verpflichtung ruht auf allen, die in der Versammlung eine verantwortungsvolle Stellung bekleiden? (b) Wie lautet ein maßgebender Grundsatz, der uns Sicherheit bietet? (c) Warum sollten wir mehr an Pflichten als an Rechten interessiert sein?
30 Wahre Christen lieben einander, und diejenigen, die verantwortungsvolle Stellungen bekleiden, sind verpflichtet, nur das zu tun, was für ihre Brüder am besten ist, sei es durch das Beispiel, das sie geben, oder durch den Rat, den sie erteilen. Auch sollten sich die Handlungen eines jeden von uns stets nach dem Grundsatz richten: ‘Schmücke ich die Lehre unseres Retters, Gottes, in allen Dingen?’ Wenn wir unseren Pflichten nachkommen und mit ganzer Seele arbeiten, als wäre es für Jehova und nicht für Menschen, so wird uns Jehova mit Segnungen belohnen, die weit größer als irgendwelche „Rechte“ sind, die wir uns verschaffen mögen, ferner mit Jahren des Lebens und mit Frieden. — Tit. 2:10; Kol. 3:23, 24; Spr. 3:1, 2.
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Ein freies, aber gehorsames VolkDer Wachtturm 1973 | 1. Juni
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Ein freies, aber gehorsames Volk
„Seid gleich freien Menschen, und behaltet doch eure Freiheit nicht als einen Deckmantel für Schlechtigkeit, sondern als Sklaven Gottes. Ehret Menschen von allen Arten, habt Liebe zur ganzen Bruderschaft, habt Gottesfurcht.“ — 1. Petr. 2:16, 17.
1. Welche Freiheit hatten Paulus und seine Mitjünger, wie der Apostel es zeigte?
„CHRISTUS [hat] uns frei gemacht. Darum steht fest, und laßt euch nicht wieder in ein Joch der Sklaverei spannen.“ Diese Worte schrieb der Apostel Paulus, nachdem er die Freiheit der Söhne Gottes beschrieben hatte, die auch Söhne der freien himmlischen Organisation Gottes, des „Jerusalem droben“, ihrer „Mutter“, waren. Diese „Mutter“ oder Organisation erfreute sich zwar der Freiheit eines vollkommenen Verhältnisses zu Gott, doch wurde sie als das ‘Weib’ Jehovas Gottes dargestellt. In dieser Eigenschaft hatte sie eine relative Freiheit. Sie war ihrem großen himmlischen Ehemann, ihrem Haupt, untertan. Und als Söhne hatten auch Paulus und diejenigen, die mit ihm Christus nachfolgten, eine relative
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