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Welche Art von Reue führt zu „Zeiten der Erquickung“?Der Wachtturm 1972 | 15. Mai
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Jene Griechen mochten eine bestimmte Tat, eine Äußerung, einen Plan oder ein Vorhaben „bereuen“ (metanoéo), indem sie es als unbefriedigend oder bedauerlich verwarfen. Sie mochten sogar vor die Statue eines ihrer Götter hintreten und ihr Bedauern darüber äußern. Doch nun zeigte der Apostel Paulus ihnen, daß sie Gott ihr ganzes Leben zu verdanken hatten. Sie mußten sich für ihr ganzes Leben vor ihm verantworten. Welch gründliche Änderung die „Reue“ nach dieser Lehre für sie doch bedeuten konnte! Wenn sie von nun an „Gott suchen“ würden, wie Paulus sagte, daß sie es tun könnten, dann würden sie Erkenntnis erlangen, und im Lichte dieser Erkenntnis konnten sie feststellen, wie vieles sie in der Vergangenheit getan hatten, wodurch sie dem Willen und Vorhaben des wahren Gottes, des Lebengebers, zuwidergehandelt hatten!
UND HEUTE?
Nicht nur die Griechen, die damals Paulus zuhörten, mußten bereuen, sondern „alle“ Menschen „überall“ müssen dies tun. Die meisten, besonders die Angehörigen der Christenheit, denken, sie gehörten von Geburt zur Familie Gottes und befänden sich daher in einem besonderen Verhältnis zu Gott. Die Bibel zeigt aber, daß diese Ansicht jeder Grundlage entbehrt.
Wir stehen zwar alle von Geburt in einem bestimmten Verhältnis zu Gott, aber nicht als anerkannte Glieder seiner universellen Familie, sondern als Schuldner, da wir von ihm das Leben empfangen haben. Wie der Apostel Paulus deutlich zeigt, sind durch Adams Sünde seine Nachkommen in die Sklaverei verkauft worden, weshalb nun alle dem „König“ Sünde und dem „König“ Tod unterworfen sind. (Röm. 5:12-14, 21; 7:14) Die ganze Menschheit ist Gott entfremdet und muß mit ihm versöhnt werden. Deshalb konnte der Apostel von den Nationen sagen, die nicht in den Bund aufgenommen waren, den Gott mit Israel geschlossen hatte, sie ‘hätten keine Hoffnung und seien ohne Gott in der Welt’. (Eph. 2:11, 12) Durch das Sühnopfer seines Sohnes Christus Jesus schuf Gott die Möglichkeit, daß alle, die an dieses Opfer glauben, mit ihm versöhnt werden können. (Kol. 1:19-23) Darum baten die Apostel als Gesandte an Christi Statt inständig: „Werdet versöhnt mit Gott.“ — 2. Kor. 5:20.
Einer der wichtigsten Gründe, weshalb alle Menschen bereuen sollten, besteht also darin, daß wir alle von Geburt Sünder sind. Ein weiterer Grund ist der, daß wir, sofern wir der Welt gefolgt sind, einen gottfeindlichen Weg verfolgt haben, ganz einfach deshalb, weil die Menschheit im allgemeinen Gottes Willen und Vorhaben außer acht läßt, ja sogar dagegen ankämpft. Darum berichtet die Geschichte der Menschheit fast nur über wiederholtes Blutvergießen, über Bedrückung, Ungerechtigkeit und Unsittlichkeit. Nicht einsehen und nicht zugeben zu wollen, daß man als gefügiges Mitglied der menschlichen Gesellschaft hierfür mitverantwortlich ist, hieße, sich reinwaschen zu wollen. Der Apostel Johannes sagt: „Wenn wir erklären: ,Wir haben nicht gesündigt‘, machen wir ihn [Gott] zum Lügner, und sein Wort ist nicht in uns.“ — 1. Joh. 1:10.
Ein aufrichtiger Mensch, der seine eigentliche Lage erkennt, versucht nicht, die Verantwortung abzulehnen oder sich zu rechtfertigen, sondern empfindet echte Reue und bemüht sich, mit Gott versöhnt zu werden. Er lehnt seine frühere Handlungsweise, durch die er sich einer gottfeindlichen Welt anpaßte, ab und empfindet in seinem Herzen nicht nur dagegen, sondern gegen alles, was Gottes gerechten Grundsätzen widerspricht, einen Haß. (Jak. 4:4; Ps. 119:104; Röm. 12:9) Da er aufrichtig bereut, ‘kehrt er um’ und beweist diese Bekehrung durch „Werke ..., die der Reue entsprechen“. (Apg. 26:20; Matth. 3:8) Er zieht eine „neue Persönlichkeit“ an, „die nach Gottes Willen in wahrer Gerechtigkeit und Loyalität geschaffen worden ist“. — Eph. 4:17-24.
Wie in den Tagen der Apostel, so führen Reue und Bekehrung auch heute zu einem weiteren Schritt: zur Taufe. Nach den inspirierten Worten des Apostels Petrus versinnbildlicht die Taufe „die an Gott gestellte Bitte [eines Menschen] um ein gutes Gewissen“. (1. Petr. 3:21) Ja, man bittet dadurch Gott formell darum, in ein gutes Verhältnis zu ihm treten und den Segen genießen zu dürfen, den man verspürt, wenn man ihm gegenüber ein gutes Gewissen hat. Nachdem man die nachteiligen Folgen der zum Tode führenden Sklaverei unter dem „König“ Sünde verspürt hat, bittet man Gott nun, er möge einen aufgrund des Loskaufspreises, den Gottes Sohn in seiner Liebe bezahlt hat, als seinen Sklaven kaufen. — Röm. 6:16-18; 1. Kor. 7:22, 23.
Hast du diese wichtige Änderung vorgenommen? Hast du erkannt, daß du vor dem großen Lebengeber verpflichtet bist, dein Leben nach seinem Willen auszurichten? Fühlst du dich aus Liebe zu ihm und zur Gerechtigkeit hierzu veranlaßt?
Das setzt ein Studium seines Wortes voraus. Du mußt deine ‘Augen und Ohren öffnen’, um die biblische Wahrheit aufzunehmen und ‘mit dem Herzen den Sinn davon zu erfassen’. Jehova sagt von denen, die dies tun, er werde sie heilen. (Jes. 6:9, 10; Matth. 13:13-15) Wenn du dies tust, wirst du „Zeiten der Erquickung“ erleben und wirst auf „Wege der Lieblichkeit“ und auf „Pfade des Friedens“ gelangen, da du ein gutes Gewissen vor Gott haben wirst. — Spr. 3:17; 1. Petr. 3:21.
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Ein Leben, das Hingabe an Gott verrätDer Wachtturm 1972 | 15. Mai
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Ein Leben, das Hingabe an Gott verrät
ES GIBT viele Menschen, die sagen, sie hätten sich Gott hingegeben. Genügt es aber zu sagen, man habe sich Gott hingegeben, oder sollte man nicht vielmehr darauf bedacht sein, seinem Hingabegelübde entsprechend zu leben? Bist du ein Christ? Wenn ja, können andere mit fester Überzeugung sagen, du würdest wirklich beweisen, daß du dich Gott hingegeben hast?
Was meinen wir, wenn wir zum Beispiel von einem Arzt sagen, er sei ein Mann, der sich seinem Beruf völlig hingebe? Wollen wir damit lediglich sagen, er habe das Medizinstudium abgeschlossen und eine Praxis eröffnet? Meinen wir damit, daß er nun ein Schild aushängen und sich Arzt nennen darf? Nein, wir meinen damit, daß er in seiner Arbeit völlig aufgeht, daß er sich in dem Wunsch und in dem Bemühen, leidenden Menschen zu helfen, völlig aufopfert. Er hat keine anderen Interessen und läßt sich durch nichts ernsthaft daran hindern, seiner Berufung nachzukommen und seine Tätigkeit als Arzt auszuüben.
Der Apostel Petrus spricht davon, daß die Taufe des Christen „nicht das Ablegen der Unsauberkeit des Fleisches“ darstelle, „sondern die an Gott gestellte Bitte um ein gutes Gewissen“. (1. Petr. 3:21) Wenn sich also jemand taufen läßt, so naht er sich Gott nicht so, als ob er sagen könnte: „Ich werde künftig dein Diener sein.“ Nein, er tritt als Bittsteller vor Gott. Er hat ein schlechtes Gewissen und ersucht oder bittet Gott, ihn anzunehmen und ihm ein gutes Gewissen zu geben, damit er
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