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Widerstehe dem „Hang zum Neid“Der Wachtturm 1973 | 15. November
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wies er sie zurecht und sagte dann warnend: „Wer irgend aber einen von diesen Kleinen, die glauben, straucheln macht, für den wäre es besser, wenn ihm ein Mühlstein, wie er von einem Esel gedreht wird, um den Hals gelegt und er tatsächlich ins Meer geworfen würde.“ (Mark. 9:38-42) Ja, die Apostel hätten durch ihre egozentrische Einstellung Neulinge und demütige Menschen zum Straucheln veranlassen können. Gott betrachtete diese Einstellung nicht als harmlos.
Wenn wir daher Jehova Gott wohlgefällig sein möchten, sollten wir Neid als das erkennen, was er ist: als eine Sünde gegen Gott und unsere Mitmenschen, ja als einen Ausdruck der Lieblosigkeit. Wegen der schlechten Früchte, die der Neid hervorbringt, haben wir guten Grund, ihn zu hassen. Dieser Haß schützt uns nicht nur davor, selbst neidisch zu werden, sondern auch davor, bei anderen Neid oder einen Geist des Wetteiferns zu erwecken.
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Trotz Hindernissen Jehova erfolgreich dienenDer Wachtturm 1973 | 15. November
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Trotz Hindernissen Jehova erfolgreich dienen
Von Florentino Banda erzählt
ALS ich noch ein junger Mann war, störten mich an der Religion zwei Dinge. Ich konnte die Lehre, daß der Mensch eine unsterbliche Seele habe, nicht akzeptieren, und es stieß mich ab, daß die Kirche so viel mit Geld zu tun hatte; es schien, als ob stets Geld gesammelt wurde. Deshalb beschloß ich, mich mehr oder weniger von der Religion zu distanzieren.
Im Jahre 1923 verließ ich Mexiko und wanderte nach den Vereinigten Staaten aus, wo es eine große Anzahl Sekten gibt. Wenn ich gelegentlich an Kirchen vorbeikam, ging ich hinein, um festzustellen, was dort vor sich ging. Tatsächlich, dann und wann reichte man den Kollektenteller herum! Ich sagte mir gewöhnlich: „Ausbeuter!“
EINE RELIGION FINDEN, DIE DIE MENSCHEN NICHT AUSBEUTET
Im Jahre 1928 wohnte ich in Houston (Texas), und als ich einmal am Haus von Bekannten vorbeikam, gingen diese gerade weg. „Wohin geht ihr?“ fragte ich. Ihre Antwort war: „Wir besuchen eine Zusammenkunft. Möchtest du nicht mitkommen?“ Ich fragte: „Worum geht es dabei? Denn wenn es etwas mit Politik und Religion zu tun hat, bin ich nicht daran interessiert.“ Sie gaben zur Antwort: „Es handelt sich um eine Bibelbetrachtung.“
„Oh“, sagte ich, „Religion! Vielleicht ein andermal!“ und ging weiter.
Es vergingen einige Tage, und ich traf diese Bekannten erneut; sie wiederholten ihre Einladung zum Besuch der Zusammenkunft. Diesmal nahm ich sie höflichkeitshalber an.
Die Bibelforscher — unter diesem Namen waren Jehovas Zeugen damals bekannt — hießen uns freundlich willkommen. Aber ich hatte Mühe, die biblischen Ansprachen zu verstehen. Das war wirklich ein Hindernis für mich. Außerdem stellte ich etwas Ungewöhnliches fest. Worum handelte es sich? Bei dieser Zusammenkunft wurde keine Kollekte eingesammelt!
Als wir gingen, fragte mich jemand: „Was halten Sie davon?“ Da ich so wenig verstanden hatte, antwortete ich: „Oh, Sie sind sehr nett.“ Das nächste Mal brauchte man mich nicht einzuladen, ich kam von selbst, und zwar fünfzehn Minuten vor Beginn der Zusammenkunft! Was war der Grund für meinen Eifer und meine Pünktlichkeit, da ich doch so wenig Ahnung von der Bibel hatte? Ich wollte feststellen, ob eine Kollekte vor der Zusammenkunft eingesammelt wurde. Aber das war nicht der Fall.
Während der vier Zusammenkünfte, die ich in jenem Monat besuchte, entdeckte ich niemals, daß Geld eingesammelt wurde. Daher fragte ich einen der Bibelforscher: „Ist das die einzige Zusammenkunft, die Sie haben?“ Er erklärte, daß es noch andere gäbe, zum Beispiel die Zusammenkunft am Sonntagvormittag. Am nächsten Sonntag war ich da, weil ich dachte, daß die Kollekte bei dieser Gelegenheit eingesammelt würde. Aber auch diesmal wurden keine Kollekten eingesammelt.
Es verging ein weiterer Monat. Ich besuchte weiterhin die Zusammenkünfte, aber es gab immer noch keine Kollekten. Als ich wieder fragte, ob sie noch weitere Zusammenkünfte hätten, unterrichtete man mich, daß noch eine am Donnerstagabend, jedoch an einem anderen Ort, stattfinde. Ich notierte mir das und sagte mir: „Ich werde zu dieser Zusammenkunft gehen, denn sie müssen die Kollekte an jenem anderen Ort einsammeln.“
Aber bei keiner der Zusammenkünfte wurde eine Kollekte eingesammelt. Einen Monat später fragte ich einen der Bibelforscher: „Zahlen Sie für den Saal keine Miete? Ich habe nie gesehen, daß eine Kollekte eingesammelt wird. Wer bezahlt denn das eigentlich?“ Er erklärte mir, daß es einen Kasten für freiwillige Spenden gäbe.
Als ich sah, daß man hier nicht ausgebeutet wurde und daß unter diesen Menschen Liebe herrschte, die auch mir zuteil wurde, beschloß ich, die Zusammenkünfte weiterhin zu besuchen, wenn auch einige meiner Freunde wegen meiner Verbindung zu den Bibelforschern nicht mehr mit mir sprachen.
Wie aber konnte ich Gott erfolgreich dienen? Ich wußte doch so wenig über die Bibel. Wie konnte ich mit einem derartigen Nachteil erfolgreich sein? Ich dachte darüber nach und sagte mir: „Es stimmt, ich weiß nicht, worum es bei alledem eigentlich geht, aber ich werde die Zusammenkünfte weiterhin besuchen, und mit der Zeit werde ich es schon begreifen.“
DIE BIBLISCHE WAHRHEIT KENNENLERNEN UND SIE ANDEREN ÜBERMITTELN
Bei einer Zusammenkunft, ungefähr drei Monate später, wurde die biblische Wahrheit über die Seele dargelegt. Nun konnte ich verstehen, daß die Bibel nicht die Lehre von einer der Menschenseele innewohnenden Unsterblichkeit vertritt. Jetzt wußte ich mit Bestimmtheit, daß die Kirchen, wie ich es vermutet hatte, für eine falsche Lehre eintraten. Ich lernte 1. Mose 2:7 kennen, wo es heißt: „Jehova Gott ging daran, den Menschen aus Staub vom Erdboden zu bilden und in seine Nase den Odem des Lebens zu blasen, und der Mensch wurde eine lebende Seele.“ Der Mensch selbst war also eine Seele; er besaß keine unsterbliche Seele, kein verborgenes Etwas, das nur im Körper wohnen würde oder getrennt von einer Person existieren könnte.
Diese biblische Wahrheit kannte ich nun, und ich dachte, daß ich trotz meiner äußerst beschränkten Bibelkenntnis doch wenigstens etwas besaß, was ich den Menschen mitteilen konnte. Ich wollte anderen die Wahrheit über die Seele erzählen, daß nämlich jemandes Seele in Wirklichkeit er selbst ist und daß die Seele tatsächlich sterben kann. (Hes. 18:4, 20) Und ich wünschte, daß die Menschen davon erfuhren, daß die Kirchen eine Lüge lehrten. Daher bat ich sogleich um ein Gebiet, in dem ich von Haus zu Haus arbeiten konnte. Ohne daß mir irgend jemand erklärte, was ich sagen sollte, begann ich, an den Türen vorzusprechen. Bei jeder Familie sprach ich über die Seele und erzählte den Leuten, daß es eine unsterbliche Seele des Menschen, wie sie von den Kirchen gelehrt wird, nicht gibt.
Schon nach kurzer Zeit sagten die Leute von mir: „Da kommt der, der uns die Seele stiehlt.“ Aber ich war nicht entmutigt: meine Erkenntnis nahm zu.
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