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Laß deine linke Hand nicht wissen ...Der Wachtturm 1958 | 1. November
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Laß deine linke Hand nicht wissen …
JESUS, der große Lehrer, war wohl der beste Menschenkenner, den es je auf Erden gegeben hat. Er durchschaute die innersten Beweggründe der Menschen, ohne dabei fehlzugehen, und trat schonungslos dagegen auf. Eine allgemein verbreitete menschliche Schwäche kritisierend, sagte er einmal:
„Achtet wohl darauf, eure Gerechtigkeit nicht vor Menschen zu üben, um von ihnen beachtet zu werden; sonst werdet ihr keinen Lohn haben bei eurem Vater, der in den Himmeln ist. Wenn du nun Gaben der Barmherzigkeit auszuteilen beginnst, so laß nicht vor dir her posaunen, wie die Heuchler in den Synagogen und auf den Straßen tun, damit sie von Menschen verherrlicht werden. Wahrlich, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn schon völlig. Du aber, wenn du Gaben der Barmherzigkeit austeilst, so laß deine linke Hand nicht wissen, was deine rechte tut, damit deine Gaben der Barmherzigkeit im Verborgenen seien; denn dann wird dein Vater, der im Verborgenen sieht, dir vergelten.“ — Matth. 6:1-4, NW.
Welch einschneidende Worte des großen Lehrers! Wie gut verstand der Sohn Gottes doch die menschliche Natur, besonders die Natur des gefallenen, unvollkommenen Menschen! Wenn wir auch nicht daran denken würden, unsere Güte buchstäblich vor uns her posaunen zu lassen, so sind wir doch geneigt, davon zu erzählen. Ein biblisches Sprichwort sagt: „Viele Menschen rufen ein jeder seine liebende Güte aus, aber einen treuen Mann, wer kann den finden?“ Wir werden deshalb passenderweise ermahnt: „Es rühme dich ein anderer und nicht dein Mund, ein Fremder und nicht deine Lippen.“ Eine Schenkung mag großzügig erscheinen, wenn wir jedoch überall davon sprechen, zeigen wir, daß wir uns damit lediglich einen guten Namen machen wollen. Unsere Beweggründe geben zu Verdacht Anlaß, und wir setzen uns dem Vorwurf aus, stolz und heuchlerisch zu sein. — Spr. 20:6, NW; 27:2.
Was meinte Jesus denn damit, wenn er sagte, daß wir in bezug auf wohltätige Werke unsere linke Hand nicht wissen lassen sollten, was unsere rechte tut? Er wollte damit vor allem zeigen, daß unsere Gabe streng geheimgehalten werden sollte. Da die linke Hand fast in allem, was wir tun, aufs engste mit der rechten zusammenarbeitet, ist anzunehmen, daß, wenn die linke Hand nicht wissen soll, was die rechte tut, wir mit unseren wohltätigen Werken nicht prahlen sollten, auch nicht vor unserem nächsten Gefährten, sei dieser nun die Frau oder der Mann. Mit Hilfe dieser Hyperbel oder Übertreibung wollte Jesus uns auch den Gedanken oder den wichtigen Grundsatz einprägen, daß wir in erster Linie darauf bedacht sein sollten, Gottes Anerkennung und nicht die Anerkennung der Menschen zu erlangen.
Das heißt nicht, daß es mitunter nicht auch einem guten Zweck dienen könnte, wenn wir von unseren guten Werken sprechen, nämlich wenn wir etwas Bestimmtes dartun oder jemanden anspornen möchten, einen guten Lauf zu verfolgen. So wies zum Beispiel König David auf die Schätze hin, die er zum Bau des Tempels Jehovas beigesteuert hatte, auf das Gold und das Silber im Werte von weit über 90 Millionen Dollar. Auch andere treue Diener Jehovas, sowohl solche, die vor den Tagen des Sohnes Gottes lebten, als auch solche, die nach ihm lebten, sowie er selbst, erwähnten manchmal ihre guten Werke. Aber sie taten es niemals, um „von Menschen verherrlicht“ zu werden. Sie taten es vielmehr, um Gott zu verherrlichen, wie David es durch folgende an Jehova gerichtete Worte zum Ausdruck brachte: „Denn wer bin ich, und was ist mein Volk, daß wir vermöchten, auf solche Weise freigebig zu sein? Denn von dir kommt alles, und aus deiner Hand haben wir dir gegeben.“ Oder sie taten es, um andere anzuspornen, dasselbe zu tun, wie Paulus es zum Beispiel tat, als er über seine Handlungsweise und die Mühsale berichtete, die er als christlicher Prediger, Missionar und Apostel erduldete, und dann sagte: „Werdet meine Nachahmer, wie auch ich Christi.“ — 1. Chron. 29:3, 4, 13, 14; 1. Kor. 11:1; 2. Kor. 6:3-10; 11:12-33, NW.
In der Tat, der große Lehrer, der Sohn Gottes, kannte die menschliche Natur gut. Er wußte, daß ‚das Herz arglistig ist, mehr als alles, und daß es verderbt ist; wer mag es kennen?‘. Mit Hilfe des Wortes Gottes und des heiligen Geistes oder der wirksamen Kraft Gottes konnte Jesus Christus das Herz des Menschen verstehen. — Jer. 17:9.
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Ein Blinder lehrt andere sehenDer Wachtturm 1958 | 1. November
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Ein Blinder lehrt andere sehen
BLINDHEIT ist für Gene Cauthron kein unüberwindliches Hindernis, denn er ist, obwohl er nicht sehen kann, ein aktiver Prediger der Zeugen Jehovas. Gene Cauthron ist mit der Versammlung Los-Angeles-Hollenbeck (Kalifornien) verbunden und versteht es heute nicht nur, interessante biblische Diskussionen zu führen, sondern predigt die Botschaft auch von Tür zu Tür.
Das wurde alles dadurch möglich, daß im Jahre 1953 ein Prediger der Zeugen Jehovas ihn besuchte und ihm behilflich war, eine genaue Erkenntnis der Bibel zu erwerben. Kurz danach erhielt er von diesem Prediger eine Bibel und andere Literatur in Blindenschrift. Und damit begann für Gene Cauthron ein Leben, das ihm gestattete, Menschen, die, obwohl sie das normale Augenlicht besitzen, die Bibel und ihre vielen Wahrheiten nicht völlig verstehen, eine Hilfe zu sein.
Durch viel Mühe und Fleiß lernte Gene auch, einstündige Vorträge über bestimmte biblische Themen zu halten. Das ist erstaunlich, wenn man bedenkt, daß er den ganzen Stoff aus Publikationen in Blindenschrift Zusammentragen muß. Seine Zuhörer haben aber nie das Gefühl, daß ihn seine Blindheit unsicher machen würde. Seine Ausführungen vermitteln ein Gefühl der Sicherheit, weil er alles, was er sagt, hinreichend mit der Bibel beweist.
Gene sucht Menschen, die eine genaue Erkenntnis der biblischen Wahrheiten erwerben möchten, auch in ihrer Wohnung auf, um sie zu unterweisen. Er ist gegenwärtig einer dreiköpfigen Familie behilflich, aus dem Studium der Bibel Trost zu schöpfen und Erkenntnis zu erlangen.
Gene nimmt seine Beschäftigung als Prediger sehr ernst und erlebt dabei viel Freude. Er hat nun das Bewußtsein, daß er etwas zum ewigen Wohle seiner Mitmenschen beitragen kann. Er verkündigt die Botschaft auch regelmäßig von Haus zu Haus und hat Mittel und Wege ausgedacht, um Notizen über seine Tätigkeit zu machen und an den Türen Predigten zu halten.
Er kommt aber nicht nur seinen Pflichten als Prediger nach, sondern sorgt auch selbst für seinen Unterhalt. Er arbeitet nämlich als Monteur in einem Installationsbetrieb. Gene, der heute dreiunddreißig Jahre alt ist, schätzt sich glücklich, alles zu tun, um Jehova Gott, den Allmächtigen, zu lobpreisen und seinen Mitmenschen behilflich zu sein, die Dinge mit Augen des Verständnisses zu sehen.
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